Ein bisschen Sport muss sein

Für die WAZ Velbert, Lokalseite Langenberg, berichtete ich am 19. August 2008 über den VHS-Kurs „Achtung Stolperfalle“ für Senioren.

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Zum ersten Mal bietet das Haus der Senioren in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule den Kurs „Achtung Stolperfalle“ an. Mit einfachen Übungen kann die Sturzgefahr reduziert werden.

Hansine Biegler geht zu einem CD-Rekorder, drückt auf einen Knopf und los geht’s. „Laufen sie durch den Raum“, sagt die Kursleiterin der Volkshochschule, „schauen sie jeden an, dem sie begegnen, stellen sich vor und behalten den Namen.“ Gesagt, getan. Die acht Teilnehmerinnen des neuen Kurses „Achtung Stolperfalle“ spazieren durch den Raum im Haus der Senioren, manche wippen im Takt. „Ellen“, „Käthe“, „Ruth“, „Hansine“, ein wildes Vornamen-Durcheinander ist zu hören.

Ellen, Käthe und Ruth gehen an Tischen vorbei, an Stühlen – alles potenzielle Stolperfallen. Doch liegt es einzig und allein an sichtbaren Dingen? Hansine Biegler und die Damen setzen sich wieder, außer Puste ist hier noch niemand, und Biegler erklärt. „Lebenslange Bewegung hilft, ob mit oder ohne Stock, ob mit Rollator: Das ist immer besser, als Fernsehen zu gucken.“ Sie fragt die Teilnehmerinnen: „Was erwarten sie sich von dem Kurs?“ Die Antworten folgen prompt. „Wie man sich richtig bewegt“, sagt die erste. „Bei mir klappt’s nicht immer mit dem Gleichgewicht halten“ die nächste. Eine weitere Geschichte: „Ich kann an einer Hand nicht mehr abzählen, so oft bin ich schon gefallen. Zum Glück ist die Nase noch heil. Den Teppich hat meine Tochter schon rausgeschmissen.“

Dieser Satz ist wie gemalt für Hansine Biegler. Denn ist immer die Teppichkante schuld? „Dass sie mit der Fußspitze hängen bleiben“, merkt Biegler an, „kann daran liegen, dass sie den Fuß nicht mehr so hoch kriegen.“ Bestes Mittel sind die unterschiedlichen Übungen. Es folgt die nächste. Die Damen und Hansine Biegler stellen sich hinter ihren Stuhl, halten sich mit beiden Händen fest. Die Anweisungen der Kursleiterin kommen kurz und knapp. „Aufrichten! Spannung in Bauch und Po reinbringen! Kneifen sie den Po zusammen!“ Schwer fällt das nicht. „Jetzt legen sie das Gewicht auf das eine Bein, dann auf das andere. Und das machen sie ein paar Mal.“ Die Übung ist noch nicht zu Ende. Hansine Bieglers Stimme erklingt klar und deutlich. „Nun lassen sie den Fuß locker! Stehen sie auf einem Bein! Und dann auf dem anderen!“ Das ist schon anstrengender. „Ich fang schon an zu schwitzen“, sagt eine der sportlichen Seniorinnen. Die Gruppe setzt sich wieder. „Bewegung“, sagt Biegler, „fördert die Durchblutung des Gehirns.“ Das könne sogar gegen Demenz helfen.

Hilfe benötigt keine der acht Damen. Hansine Biegler geht wieder zum Rekorder, drückt auf den Knopf. Die Damen wandern wieder durchs Zimmer. Wenn alles optimal läuft, haben sie nach den sechs anderthalbstündigen „Trainingseinheiten“ weniger Angst vor Stürzen. Weniger Angst sollen die Damen auch vor dem Kurs haben. Ab der nächsten Sitzung sind feste Schuhe und leichte Kleidung gefragt. Auch barfuß zu gehen, steht auf dem Programm.

Erst einmal bewegen sie sich aber locker und leicht durch den Raum, lauschen der Musik. Ob Ellen, Käthe, Ruth oder Hansine. Ein wichtiges Problem haben sie auch schon gelöst. Die Anrede. Vorname und „Sie“.

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