Derby ohne Sieger – aber mit Verlierer

Für die WAZ/NRZ Mülheim berichtete ich am 3. Oktober 2003 über das Derby in der Verbandsliga Niederrhein zwischen Union 09 Mülheim und dem VfB Speldorf (2:2).

Von Andreas Ernst

Schluss, Aus, das Derby in der Fußball-Verbandsliga ist vorbei. Es endete 2:2 (1:1), hatte also keinen Gewinner. Aber doch einen Verlierer: Der VfB Speldorf blieb zum fünften Mal sieglos, keine Spur von den hohen Ambitionen. Die Arme hochreißen durften nur die Spieler des TuS Union 09.

„Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich doch aussprechen!“ Frank Kurth hat es nicht leicht. Bei den VfB-Fans wird er immer umstrittener, und bei der Pressekonferenz kam er kaum durch mit seiner Analyse. „Die Verunsicherung war der Mannschaft anzumerken“, sagte er. Union-Coach Ernst Bachmann hatte da die festere Stimme: „Ich muss meiner Mannschaft ein Lob dafür zollen, dass sie gegen einen starken Gegner wie der VfB an sich ist bestanden hat.“

Starker Gegner? Es lief dumm für den VfB: Erst musste Thomas Maaßen nach dem Aufwärmen passen, Fuat Güngör spielte. Und dann saß der erste Schuss. Nach einer abgewehrten Ecke für Union hielt Thomas Thiel drauf. Yasar Kurt fälschte ab, drin, 1:0 (6.).

Die 09er spielten so gut sie konnten. Dass sie keinen Gegner in dieser Verbandsliga-Saison an die Wand spielen können, das ist klar. Das weiß auch Trainer Bachmann. Er baute auf dieselbe Elf wie in Nettetal. Und auf dieselbe Taktik. Björn Rohpeter (gegen René Kägebein) und Jörg Müller (gegen Dirk Roenz) spielten stur gegen den Mann. Martin Espelmann (gegen Thomas Pröpper) und Moritz Schroer (gegen Björn Matzel) sollten die Speldorfer Außen ausbremsen. Union stand tief gestaffelt in der eigenen Hälfte, riskierte, dass die Speldorfer klar feldüberlegen waren.
Waren die dann auch. Doch wenn die Speldorfer ihr Querpass-Festival einmal unterbrachen, dann war Union-Libero Ralf Zils zur Stelle. „Sauber Ralle“, war dann auch der meist gebrüllte Satz der Union-Fans, wenn ihr Kapitän den Ball erobert und auf die Tribüne oder in die gegnerische Hälfte gedroschen hatte. Großer Fußball ist das nicht. Aber besser geht’s bei 09 nicht.

So wäre das vermutlich bis zum Spielende weitergegangen, wenn Dirk Roenz nicht beim VfB spielen würde. In der 27. Minute bekam der Torjäger einen Pass von Marco Ferreira. Eine Drehung, ein Schuss, ein Platzfehler, der Ball springt ins lange Eck, 1:1. Dann noch zwei Chancen für Thomas Pröpper (37./43.), und doch: Eine VfB-Führung wäre nicht verdient gewesen. Denn wie wäre das Spiel gelaufen, wenn Joachim Bohra freistehend das leere Tor getroffen und nicht vorbeigeschossen hätte (31.)?

In der zweiten Hälfte gab es die nächste Was-wäre-wenn-Szene: Nach einem Foul von Fuat Güngör an Mahmoud Ibrahim entschied Schiri Sven Intveen auf indirekten Freistoß und nicht auf Elfmeter (65.). Zweimal hatten die Speldorfer also Glück. Die blieben überlegen und gingen in Führung. Wieder ein Pass von Ferreira, wieder ein freistehender Roenz, wieder ein Tor (73.).

2:1-Führung – das sollte beruhigen. Sollte. Denn der VfB präsentierte sich als leblose Ansammlung von Einzelkämpfern. Ein rackernder Roenz, ein phasenweise dribbelstarker Matzel – ein bisschen wenig. Keiner versuchte, seinen Mitspieler anzutreiben, aufzumuntern. Auch nicht nach dem 2:2. Martin Espelmann hatte geflankt und Alex Calianu per Kopf vollendet (84.). Dass Calianu wegen übertriebenen Torjubels Gelb-Rot bekam: geschenkt. Die Speldorfer nutzten das nicht. Fast wäre Andre Schwartz gar das 3:2 gelungen. Die VfB-Fans hätte das nicht geschockt. Sie blieben sowieso 90 Minuten ruhig. Was bleibt? Ein verdientes 2:2 in einem mäßigen Spiel. Aber spannend war’s.

Beide Mannschaften sind Mittelmaß. Nicht mehr, nicht weniger. Doch nur für Union ist das ein Kompliment.

Tore: 1:0 Thomas Thiel (6.), 1:1/1:2 Dirk Roenz (27./73.), 2:2 Alex Calianu (84.).

TuS Union 09: Reinhold – Zils – Rohpeter (40. Schwartz), Müller – Espelmann, Berges, Thiel (73. Briks), Schroer, Ibrahim – Bohra (46. Siegmund) – Calianu.

VfB Speldorf: Gottwald – Kurt – Wildschütz (87. Dehn), Synowiec – Güngör, Matzel, Ferreira, Przybilla, Pröpper – Kägebein (79. Burgsmüller), Roenz.

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