28. Oktober 2002 – MSV-Braunschweig 1:1 – „Meine Fresse, war das schlecht“

Es gibt Heimspiele des MSV Duisburg, an die ich mich noch 2050 erinnern werde. Zum Beispiel das gegen Eintracht Braunschweig am 28. Oktober 2002 im alten, zugigen Wedaustadion. Zum letzten Mal saß Pierre Littbarski auf der Duisburger Trainerbank, doch nicht nur deshalb weiß ich noch genau, wie dieses Spiel ablief. In der jüngeren Duisburger Vereinsgeschichte war dieses Spiel der Tiefpunkt aller Tiefpunkte. Weniger als 4400 Zuschauer bei einem Zweitliga-Heimspiel kamen danach nie wieder nach Duisburg.

Hier geht es zum Blog-Eintrag, den ich „Meine Fresse, war das schlecht!!!“ nannte:

Nein, ich habe nicht vor, Euch mit Massen an Buchstaben zu bombardieren. Wie Euch beim groben „Draufgucken“ schon aufgefallen ist, habe ich mich bei meiner Schilderung des Zweitliga-DSF-Livespiels MSV Duisburg gegen Eintracht Braunschweig aufs Nötigste beschränkt. Und das hat wirklich einen guten Grund.

Stellt Euch vor, Ihr habt abends so richtig Hunger auf ne gute Portion Pommes. Dann ruft ein Freund an – und will auch in ne Frittenschmiede. Zusammen brecht Ihr guter Dinge auf, um dann festzustellen, dass sein Lieblingsladen total verkommen ist und die Pommes nach Kotze schmecken. Das Ganze hat dann aber wieder so viel Charme, dass Ihr Euch tierisch amüsiert.

Wenn Ihr 1 und 1 zusammengezählt habt, könnt Ihr Euch denken, wie es Helmut und mir an diesem Abend im Duisburger Wedaustadion ergangen ist. 4400 Zuschauer beim Spiel Tabellen-13. gegen Tabellen-18. – muss ich noch mehr sagen? Hilflos spielte gegen harmlos, wobei die harmlosen auch hilflos waren. Meine Fresse, war das schlecht. Solche 90 trostlosen Fußball-Minuten habe ich lange nicht mehr erlebt, so dass meine Wertschätzung für die augenblicklichen Leistungen des VfL Bochum ins Unermessliche gestiegen ist. Wären den beiden Abwehrreihen nicht zwei katastrophale Fehler unterlaufen, wäre das Ding sogar 0:0 ausgegangen, und Helmut (ein alter Duisburger) und ich hätten nicht mal ein Tor gesehen. So trafen Kienle (43., für den MSV) und Thomas (44., für Braunschweig).

Dass es trotz aller Trostlosigkeit auf dem Rasen und auf den Rängen (kamen da Zwischenrufe oder bin ich taub?) ein unterhaltsamer Abend war, konnte ich einzig und allein Helmut verdanken. Auf der Vortribüne (ja, wir haben tatsächlich gesessen, obwohl ich mich für so viel Luxus fast schon schäme) konnten wir uns in aller Ruhe über unsere berufliche Zukunft und die aktuellsten lokalen Fußballereignisse unterhalten. Ja, die sind wirklich spannender als der MSV. Denn Fritz, ein Begleiter aus meinen Journalisten-Anfängertagen 1993, den ich auf der Tribüne traf, meinte: „Mensch, da kannste ja besser zum VfB Speldorf gehen.“ Mein Onkel Dietmar, den ich ebenfalls begrüßen konnte (kaum geh ich mal wieder zum MSV, direkt kenn ich zwei Leute), meinte nur: „Grotte.“ Recht hatten beide. Und so blieb es beim 1:1 und der Erkenntnis: Kauft niemals im Wedaustadion die Ein-Meter-Krakauer. Davon bin ich zwei Tage später noch auf Klo gerannt. Meine geliebte Currywurst mit Pommes konnte ich nicht essen. Für so wenig Zuschauer hatten die Duisburger gar keine Pommes bestellt.

P.S.: Ein wenig historisch war dieses Spiel aber doch: Denn es war der letzte Heimauftritt von Pierre Littbarski als Trainer des MSV…

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