Ein Juwel und viele Fragezeichen

Die Olympischen Sommerspiele sind fast vorbei, der Bundesliga-Start rückt näher und näher und näher, mein persönlicher Spielplan bis Anfang September steht (Paderborn-Bochum/11.8., Saarbrücken-Schalke/19.8., Hannover-Schalke/26.8., Schalke-Augsburg/1.9.). Mein letztes freies Wochenende für eine längere Zeit genoss ich bei einer Hochzeit in Flörsheim hinter Frankfurt. Wir übernachteten im Hotel Rebe in Hochheim, mit einem unbeschrankten Parkplatz auf dem Hof und am Berliner Platz im Städtchen-Zentrum.

Dumm nur, dass ich wegen der Hochzeit den Saisonstart in der 2. Bundesliga und damit das 2:1 des VfL Bochum gegen Dynamo Dresden verpasste. Vor allem, weil ich am Tag vor dem Spiel vielen Print-Lesern in NRW mitteilen konnte, wie’s um den VfL steht. Hier folgt nun der Text, der am Freitag, 3. August, in den Mantelsport-Ausgaben von WAZ, NRZ, WR und WP für knapp 800 000 Leser unter der Überschrift „Ein Juwel und viele Fragezeichen“ erschien:

Mit einem Blumenstrauß in der Hand stand ein 17-jähriger Junge am Samstag auf dem Rasen des Bochumer Stadions und genoss den Applaus von 10 000 Zuschauern. Leon Goretzka schaute sich um, sah die blau-weiß gekleideten Fans und ahnte es: Er ist nach drei Jahren voller Niederlagen und Enttäuschungen die große Hoffnung des VfL Bochum. Obwohl der U17-Vizeeuropameister noch zwei Jahre in der A-Jugend spielen könnte.

Am Samstag startet der VfL gegen Dresden in eine ungewisse Zweitliga-Saison. Zweimal in Folge wollte der VfL aufsteigen. Vor zwei Jahren stellten die Bochumer den Dauerkarten-Inhabern sogar ein „Wiederaufstiegs-Zertifikat“ aus. Nach der verlorenen Relegation gab es das Eintrittsgeld für alle Heimniederlagen zurück. Vor der vergangenen Saison ließ der VfL T-Shirts mit dem Ziel „66 Punkte“ auf dem Rücken bedrucken. Das konnten die Bochumer schon am 23. Spieltag nicht mehr erreichen. Schlimmer noch: Erst am vorletzten Spieltag schafften sie den Klassenerhalt. Ein konkretes Ziel gibt Sportvorstand Jens Todt diesmal dann auch gar nicht aus: „Wir sind in einem Umbruch und können – was den Tabellenstand angeht – keins definieren.“

Es kann eben in alle Richtungen gehen. Zum Beispiel nach unten. Um überhaupt die Lizenz zu bekommen, musste der VfL eine Reserve von 2,4 Millionen Euro nachweisen. In der Vorbereitung verlor der VfL vier Spiele – sogar gegen zwei Regionalligisten. Und dann ging auch noch die Kreativ-Abteilung. Takashi Inui (Frankfurt), Mimoun Azaouagh (Kaiserslautern) und Giovanni Federico (Karriereende) verließen den Klub. „Wir haben noch einen weiten Weg vor uns“, sagte Todt nach der Generalprobe gegen Mönchengladbach (1:4).

Da sahen die Bochumer Zuschauer die neue Mannschaft zum ersten Mal. 3800 Dauerkarten hat der VfL nur noch verkauft. „Ich habe das Gefühl, dass das Glas hier immer gleich halbleer und nicht halbvoll ist. Wir benötigen kein Heulen, wir brauchen Rückendeckung“, klagte Trainer Andreas Bergmann während der Saisonvorbereitung – um dann kurz vor dem Start doch Optimismus zu verbreiten. „Ich verspüre große Lust auf die Herausforderung“, sagte er.

Denn es gibt auch positive Ansätze beim VfL. Im Tor steht einer der besten Keeper der 2. Bundesliga. Die Fans lieben Andreas Luthe – und Bergmann bestimmte Luthe zum Kapitän. Der zuletzt verliehene Stürmer Zlatko Dedic erzielte für Dresden in der vergangenen Saison 13 Tore – und der 34-jährige Alexander Iashvili (neu vom KSC) ist beim VfL ist direkt eine Führungsfigur.

Der größte Hoffnungsträger aber ist der Junge mit dem Blumenstrauß. Sogar der FC Bayern soll an Goretzka interesiert gewesen sein. Vom DFB gab’s die Fritz-Walter-Medaille für den besten U17-Spieler Deutschlands. Gegen Dresden wird Goretzka von Beginn an spielen. Ihm ist der Applaus gewiss.

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