Abdelhafid hört auf

Am 1. Mai 2000 berichtete ich für die WAZ/NRZ Mülheim über das Kreispokalspiel zwischen Vatan Spor Mülheim und der zweiten Mannschaft des MSV Duisburg (1:2).

Rein in den Text:

Wer am Samstag ein rauschendes Fußballfest im Ruhrstadion erwartete, war fehl am Platz. Im Duell der fünften Kreispokal-Runde zwischen Landesligist Vatan Spor und den Amateuren des MSV Duisburg (Oberliga) ging es besonnen zu. Die Zebras behielten mit 2:1 (1:0) Toren die Oberhand.

Immerhin 250 Zuschauer wollten sich die Partie ansehen, darunter waren auch zehn Polizisten, die angesichts der Vorkommnisse letzte Woche in Bocholt von Vatan angefordert wurden. Für Stimmung sorgten ein Dutzend MSV-Fans, die ihre Stimmbänder gut geölt hatten. Sie sangen 90 Minuten ohne Pause. Am Gitterzaun hing ein Plakat der Zebra-Anhänger: „Zusammen gegen Diskriminierung und Gewalt.“

Zum Spiel: MSV-Trainer Fred Bockholt ließ einige Stützen zu Hause. Die Vatan-Elf lief mit weniger Feuer auf als sonst. Vor der Partie hatte Trainer Mohamed Ali Abdelhafid den Spielern mitgeteilt, dass er am Saisonende aufhört.

Diese Nachricht schien Schockwirkung zu haben. Zunächst bestimmten die Duisburger das Geschehen. Erst nach einer Viertelstunde wurde Vatan stärker und sogar feldüberlegen. Die größte Chance der Gastgeber vergab der freistehende Ufuk Karadag (38.). Vier Minute später schlugen die Zebras zum schmeichelhaften 1:0-Pausenstand zu: Nach einem Freistoß köpfte Mirko Rühl den Ball ins Netz.

Auch nach dem Seitenwechsel agierten beide Mannschaften verhalten. Die Duisburger taten nicht mehr als nötig, Vatan wehrte sich tapfer. Als Egidio Marotta per Kopf auf 2:0 erhöhte, schien die Partie gelaufen (70.). Vier Minuten später verkürzte Sinan Nezir mit einem herrlichen Freistoßtor auf 1:2. Die Schlussphase wurde spannend, doch selbst der stürmende Keeper Mustafa Atik konnte die Pokal-Niederlage nicht mehr verhindern.

Zurück blieb ein enttäuschter und verbitterter Vatan-Trainer Mohamed Ali Abdelhafid: „Solche Gegentore dürfen nicht passieren.“ Die Leistung des Gegners fand der Coach schwach. „Die sollen Oberliga spielen?“, fragte er nur.

Die Pokalpartie hakte der Tunesier schnell ab. Er sprach ausführlich über die Motive seines Rückzugs am Saisonende: „Ich trainiere einen Fremdkörper in der Landesliga. Darauf habe ich keine Lust mehr. Auch nicht mehr, in einer ausländerfeindlichen Liga zu arbeiten. Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt jemals wieder eine Mannschaft hier trainieren werde.“ Bei Vatan Spor leistete Abdelhafid erstklassige Arbeit. Aus einer Mannschaft der Namenlosen formte er einen Aufstiegskandidaten. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.

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