Vatan lässt nichts anbrennen

Für die WAZ/NRZ Mülheim berichtete ich am 6. Oktober 2003 über das Fußball-Bezirksligaspiel zwischen Vatan Spor und Hertha Hamborn (3:1).

Rein in den Text:

Nach dem Spiel hatte selbst der größte Kritiker nichts zu meckern. „Ich bin einfach nur zufrieden“, sagte Trainer Mohamed Ali Abdelhafid von Vatan Spor nach dem 3:1 (2:1) im Fußball-Bezirksligaspiel gegen den SC Hertha Hamborn.

Dieser Mann ist der Gegenbeweis für die These, dass Trainer während des Spiels keinen Einfluss haben. 90 Minuten lang steht er an der Seite, gibt Anweisungen, sagt Freistoßvarianten an, fuchtelt mit den Armen herum. Extra für ihn steht eine 0,5-Liter-Flasche am Rand. Das alles wirkt: Vatan hat alle Spiele gewonnen und schon fünf Punkte Vorsprung.

Der Rasen im Ruhrstadion war tief. Doch das hinderte die Vatan-Elf vor 100 Zuschauern nicht daran, ihre beste Saisonleistung zu zeigen – aber erst ab der 15. Minute. Die Phase des Abtastens nutzte lediglich Hamborn. „Flach spielen!“, brüllte Abdelhafid seinen Mannen zu. Doch nur die Gäste setzten das um: In Minute 13 rutschte die komplette Innenverteidigung mit Hakan Turna und Yusuf Yildiz aus. Plötzlich stand Milun Novakovic frei und schoss das 1:0. Zudem verriet Vatan Schwächen in der Rückwärtsbewegung.

Doch den Fans wurde nicht bange. Abdelhafid brüllte nicht mehr „flach“, sondern „Geduld“, und die bewiesen seine Spieler. Sie setzten die 4-4-2-Taktik sehr gut um, spielten konsequent Pressing, zwangen Hertha zu Fehlern. Zunächst erarbeitete sich Vatan keine großen Chancen. Zunächst. Denn gleich die ersten Schüsse saßen. Erst verwandelte Hakan Karabel aus 20 Metern (28.), dann nutzte Hidir Kaya einen Karabel-Pass (34.) – zweimal machte Torwart Marcus Ott nicht die beste Figur.

Nach einem Wortgefecht zwischen Karabel und Hertha-Trainer Axel Benzinger in der Pause ging es friedlich in Hälfte zwei und dort nur in eine Richtung. Die Hamborner spielten offensiver. Schon allein dadurch ergaben sich Lücken. Da bei Hertha ab der 60. Minute auch noch die Kraft nachließ, rollte ein Konter nach dem anderen aufs Duisburger Tor. Hakan Karabel verpasste die Entscheidung, indem er einen Foulelfmeter verschoss (68.). In der 83. Minute vollendete dann Ahmet Aksoy nach einem Pass von Dogan Celik zum 3:1. Hertha hatte nur eine große Chance durch Christian Schwarz – zu spät (86.).

Nach 90 Minuten war Abdelhafids Trinkflasche leer. Der Coach hatte eine Bitte an den Reporter: „Schreiben Sie nicht, dass ich zufrieden bin.“ Als ob es schlimm wäre, die eigene Mannschaft zu loben.

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