Freunde der Heimorgel

Für die Mülheimer WAZ besuchte ich im Mülheimer Schifferhaus das Konzert von Mambo Kurt. Und hatte sehr viel Spaß, wie dieser Text vom 31. Oktober 2005 zeigt:

Er ist der Meister der Musik, der Held der Heimorgel, das Aushängeschild der Alleinunterhalter. Er ist derjenige, der seine Fans nach jedem Lied mit „Freunde der Heimorgel“ anspricht. Er ist der einzig wahre Mambo Kurt. Einen sehr, sehr kurzweiligen Samstagabend bot der Mann mit der auffälligen Sonnenbrille 100 Fans im Schifferhaus.

Einen Vollbart hat er sich stehen lassen. Sonst ist er ganz der Alte. Unter lautem Gejohle betritt er die Bühne. Auf der linken, oberen Ecke der Orgel schimmert eine Mini-Discokugel in den buntesten Farben. Ganz klar: Dieser Typ ist ein Gesamtkunstwerk. Er kann es sich erlauben, das erste Lied „Jump“, im Original von Van Halen, mit dem Rücken zum Publikum sitzend vorzutragen. Schließlich sollen alle sehen, wie schwer es ist, die Heimorgel zu bedienen. Die Fans danken es mit lautem Applaus. „Danke, Freunde der Heimorgel“, sagt Mambo Kurt.

Hits, Hits und nochmals Hits reiht Mambo aneinander. Mal lässt er die Finger über seine Orgel fliegen (die es heute übrigens „für unter 100 Euro bei ebay gibt“, wie er sagt). Mal erhebt er seinen linken oder rechten Arm und wippt zur Musik mit. „Ich will zum partnerschaftlichen Tanz anregen“, sagt er. Denn zum sich Näherkommen seien nicht immer viele Biere nötig. „Mambo! Mambo!“, rufen die Fans.

Er spielt Europes „The Final Countdown“, „Just can´t get enough“ von Depeche Mode. Und Metallicas „Enter Sandman“ im Walzer-Takt – das ist nicht verhunzt, sondern weltklasse und kultig parodiert. Einige Songs stellt er unter das Motto „Lieder, von denen ihr nicht glaubt, dass man sie auf der Heimorgel spielen kann.“ Er kann es sich leisten, ein Lied von „Deutschlands größter Bossanova-Band“ anzukündigen und dann Rammsteins „Engel“ vorzuführen. Und danach folgt „You´re my heart, you´re my soul“. Super.
15 Minuten Pause. Verfliegt die Lust der Fans auf die Heimorgel? Mitnichten! Das zweite Set beginnt er mit einem „Lied über Mülheim“. Und es kommt „Paradise City“ von Guns´n´Roses. Aus „Thunderstruck“ von AC/DC macht er „Sambastruck“. Und bei „Insomnia“ von Faithless stellt er zwischendurch die Begleitautomatik seiner Orgel an, springt von der Bühne und lässt sich bei seinem „Stage dive“ von 20 Jungs durchs Schifferhaus tragen. Mit „Musik ist Trumpf“, dem Lied, mit dem er 1982 den „Jugend musiziert“-Wettbewerb an der Heimorgel gewann, lässt er den Abend ausklingen. Vorerst.

Denn ohne Zugaben lassen ihn die Mülheimer Fans nicht nach Hause. Für drei weitere Stücke begibt sich Mambo Kurt hinter sein geliebtes Musikgerät, zunächst „Zu spät“ von den Ärzten, dann Green Days „Basket Case“. Der letzte ist der „Sunshine Reggae“. Passend zum Herbstwetter.

Mambo Kurt ist schräg. Mambo Kurt ist witzig. Mambo Kurt ist liebevoll. Wer braucht einen Abend mit Robbie Williams oder Jennifer Lopez, wenn es auch Mambo Kurt sein kann? Nach zwei Stunden huldigen ihm seine Fans, kaufen Sonnenbrillen und CD´s und klopfen ihrem Meister auf die Schulter. „Danke, Freunde der Heimorgel“, sagt Mambo Kurt ein letztes Mal.

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