Ja wo bleiben sie denn?

Eine klassische Lokalzeitungs-Recherche. Ein Leser meldete sich in der WAZ/WR-Lokalredaktion Castrop-Rauxel am 17. August 2007 und beschwerte sich: „Mein Müll wird nicht abgeholt.“ Also setzte ich mich ans Steuer und ans Telefon…

Im Archiv von DerWesten gibt es diesen Text, den ich als Volontär verfasste, hier. Der Kommentar, den ich zum Thema schrieb, ist nicht mehr aufzufinden. Schade.

Gelbe Tonnen wurden an einzelnen Straßen am Mittwoch nicht geleert. Betroffene Bürger sind verärgert. EUV ist für Beschwerden nicht zuständig. Remondis nennt „urlaubsbedingte Gründe“.

Verärgert blickt Jürgen Kahl auf den Messenkamp. Vor jedem Haus in seiner Straße stehen die Gelben Tonnen. Mittwoch schon hätten sie geleert werden müssen. Doch jetzt ist Freitagmittag. „Das passiert jetzt zum zweiten oder dritten Mal. Was machen wir, wenn es stürmt und die Tonnen kippen um? Dann liegt der Müll auf der Straße verteilt.“ Jürgen Kahl ist nicht der einzige mit einem Müll-Problem. Auch Bewohner der Viktoria- und Cottenburgstraße sowie des Bookenweg meldeten gestern noch volle Tonnen.

Viele Beschwerden gehen beim EUV ein. Doch die Stadtbetriebe sind für die Leerung der Gelben Tonne gar nicht zuständig – sondern seit dem 1. Januar 2007 die Firma Remondis. „Beschwerden gibt es aber bei uns immer wieder“, sagt EUV-Mitarbeiter Thorsten Werth-von Kampen.

Die Firma Remondis bekam den Auftrag der Tonnen-Leerung von der Duales System Deutschland GmbH (DSD). Die ist für die Kommunen zuständig und schrieb den Auftrag zum 1. Januar neu aus. Unter den Bewerbern: Remondis, ein weltweit operierendes Unternehmen, und der EUV. Den Zuschlag bekam Remondis. „Mein Appell ist“, sagt Daniel Molloisch (SPD) aus dem Umweltausschuss, „dass der DSD versuchen soll, es bei den Kommunen anzusiedeln. Die kennen den Ort.“ Sein Vater Holke, ehemaliger Vorsitzender des Umweltausschusses, zählt zu den betroffenen Bürgern. „Das ist ein Ausdruck des Privatisierungswahns und ein Todesurteil für die stadteigenen Betriebe.“ Die DSD GmbH erklärt die Auswahl der Firma nüchtern. „Wir stimmen uns mit den Kommunen ab. Entscheidend ist die Wirtschaftlichkeit“, sagt Mitarbeiter Norbert Völl. „Von Beschwerden habe ich nichts gehört.“ Die landen eben beim EUV – nur sind sie dort völlig falsch.

Was sind die Gründe für die verspätete Leerung? Auch das Hotel Residenz in der Altstadt hat Probleme. „Uns wurde am Mittwoch an der Hotline mitgeteilt, dass es Fahrzeugschäden gab“, sagt eine Mitarbeiterin. Nach mehrfacher Anfrage unserer Redaktion an zwei Tagen äußerte sich Jutta Kersting aus der Remondis-Kommunikationsabteilung gestern um 14.35 Uhr schriftlich: „Am 15.08. kam es urlaubsbedingt zu einer Nichtleerung der gelben Tonnen. Die Leerung wurde heute nachgeholt. Andere Störungen sind uns nicht bekannt.“

Der Vertrag mit Remondis läuft noch bis Ende 2009. Dann wird neu verhandelt. Michael Werner, Vorstandsvorsitzender des EUV, will alle Beschwerden an den DSD weiterleiten. Er kann Remondis nicht verstehen: „Nach mindestens einem Quartal sollten doch die Probleme abgestellt sein.“

Bürgern wie Jürgen Kahl sind die Hintergründe egal. Sie wollen einfach nur eine pünktliche Leerung.

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