Raus ausse Kartoffeln

Im Rahmen meiner Station WAZ/WR Castrop-Rauxel in meinem Volontariats betreute ich am 17. Juli 2007 eine Folge der Serie „Da will ich hin“. Leserfamilien konnten beliebte Orte der Stadt besichtigen. Mein Teil: ein Bauernhof in Castrop-Rauxel, der – man glaubt es kaum – „Europastadt im Grünen“.

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WAZ-SOMMER 2007: DA WILL ICH HIN!

Bäuerin Birgit Kirchhelle präsentierte den Kindern einen kompletten Tagesablauf. Die Arbeit spielt sich nicht nur auf den Feldern ab. Im Haus warten Hühner, Gänse, Kaninchen und Schweine auf Futter.

Die Hauptdarstellerin ist klein. Sie passt in jede Hand. Noch ist sie nicht hübsch. Nein, die Kartoffel aus dem Feld der Kirchhelles trägt ein erdiges Kleid. „Lass mich durch, lass mich durch“, brüllt Felix. Er schiebt die anderen Kinder beiseite und schmeißt die Kartoffel beschwingt in einen Korb. Acht Kinder, ein riesiger Bauernhof, viele Tiere: Das war gestern der nächste Teil der WAZ-Sommeraktion.

Weit geht der Blick. Weit hinein in die Felder. Ein Traktor ist ein paar hundert Meter entfernt. Ein kräftiger Wind lässt die Haare im Wind flattern. Richtig romantisch. Im Mittelpunkt der Runde: Birgit Kirchhelle. „Wir sind mitten in der Ernte“, sagt sie, blickt in die große, staunende Kinderrunde. Dann schnappt sie sich eine Forke, tritt das Werkzeug einmal ganz, ganz kräftig in den Boden, kippt eine Kartoffelpflanze um, und – tataa – zehn, zwölf, 14 Kartoffeln kullern auf den Boden. „Ich weiß, was man aus Kartoffeln machen kann: Einen Kartoffelkönig. Dazu braucht man gelbes Papier, in das man Zacken schneiden muss“, weiß Felix. Lea meldet sich, will auch etwas beitragen. „Meine Kartoffel“, sagt sie, „sieht aus wie ein Papageienkopf.“ Danach lacht sie. Und lacht und lacht.

Die Kinder verstehen sich gut, spazieren interessiert von Station zu Station. Es gibt mehr als Kartoffeln auf dem Feld der Kirchhelles, zum Beispiel Hafer. „Wollt ihr den Mähdrescher sehen oder Tiere?“ Nein, der Mähdrescher ist out. Zu Fuß geht’s zurück zum Hof. Putzig: Felix und Julia tragen zu zweit den Kartoffelkorb zurück. Arbeit getan?

Oh nein! Angekommen am Hof. „Erst trinken oder erst arbeiten?“, fragt Birgit Kirchhelle. Trinken? Wozu? Widerspruchslos waschen die acht Kinder die Kartoffeln, an diesem Sommertag ist selbst Küchenarbeit spitze. Die vom Feld mitgebrachten Hafer- und Rapskörnchen liegen auf der großen grünen Wiese.

Die Kartoffeln sind sauber, da locken die Kaninchen. Doch nicht nur die. Das große Bauernhaus ist voll. Voller Tiere. Es ist laut, stickig, der Geruch ist streng. Auf einer fast morschen Holztreppe geht’s hinauf in den ersten Stock. Psst. . . es läuft ein Riesen-Gackerkonzert des Hühner-Orchesters. Jan Kirchhelle, der Sohn des Hauses, sucht nach frisch gelegten Eiern – und präsentiert sie stolz. Jeden Morgen ab vier Uhr „quatschen“ die 200 Hühner. „Da schlaft ihr noch“, sagt Birgit Kirchhelle. Noch lauter, stickiger und strenger ist’s im Schweinestall. Gerade war die große Fütterung. Die Tour endet bei den Gänsen. Die halten sich gerade im Freien auf.

Schluss? Noch nicht ganz. Die am Anfang geernteten Kartoffeln hat Birgit Kirchhelle klammheimlich in einen Topf auf den Herd gestellt. Nach absolvierter Arbeit und spannender Hoftour gibt’s für Felix, Julia und Co. Getränke. Und Kartoffeln!

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