25. Januar 2007 – VfL-Mainz 05 0:1 – „Ein Riesenflop“

Wenn der VfL auf eine von Jürgen Klopp betreute Mannschaft trifft, geht das fast immer schief. Ich erinnere mich an zwei Spiele in Mainz. 0:1 und 1:2. Ich erinnere mich an zwei fürchterlich verpatzte Heimspiele. 2:6 und eben jenes 0:1 am 18. Spieltag der Saison 2006/2007. Für die Mainzer war es der zweite Saisonsieg – nach dem 1:0 im Hinspiel selbstverständlich…

Hier geht es zum Blog-Eintrag, den ich „Ein Riesenflop“ nannte und mit der hammerharten, woodyallig-tocotronigen Unterzeile „Meine Mannschaft kriegt es fertig, 90 Minuten alles falsch zu machen und damit die Wiedersehensfreude nach fünf Wochen Winterpause komplett zu zerstören“ versah:

FUSSBAAAAAAAAAAALLLLL!!!! Wen lieben wi-hiiiir? V – F – L !!! Footballs coming home… Wie haben wir wieder diese fünf Wochen dauernde, verflucht lange Winterpause hinter uns gebracht? Das Leben ist doch echt nur die Hälfte wert, wenn grad nicht die Bundesliga spielt, oder? Was tun am Samstag um halbvier, in der Leere des Nachmittags? Wir sind wieder gut gelaunt, wir Bochumer freuen uns auf die Rückrunde, und, ja, doch, seit ein paar Tagen gibt es in meiner Freizeit kein anderes Gesprächsthema mehr. Bei mir und bei den Leuten, die mit mir geredet haben. „Samstag ist wieder VfL, oder?“ „Ja“ „Gehste hin“ „Was für eine Frage…“ gehörte dabei zu den beliebtesten Dialogen. Wir haben 18 Punkte, wenn wir Mainz schlagen, sogar 21, das wäre ein riesiger Schritt. Aufstehen, freuen, um 12 Uhr klingelt mein Handy, „Nummer unbekannt“ – und es ist tatsächlich Sam! Sam!!! Der St. Pauli-Sam, seit vielen Jahren treuer Block-P-Genosse, aber seit Beginn der Saison immer beruflich verhindert. Jetzt kommt er. Gerd smst, auch er kann´s kaum noch erwarten. Allerallerbeste Voraussetzungen. Losfahren mit dem Auto, über die Autobahn brettern. JAAA! HEUTE revanchieren wir uns fürs Hinspiel! HEUTE geht´s, HEUTE klettern wir! Gute Laune, gute Laune, gute Laune, wird besser, im Ticketshop hole ich eine Karte fürs Cottbus-Spiel und werde dafür richtig belächelt. Rein ins Stadion, mit Bratwurst und Cola (gehört einfach dazu, vor allem im ersten Spiel nach einer längeren Pause), großes Wiedersehen, „Frohes Neues“ wünschen.

Bin um 14.35 Uhr der Erste, doch schon kurz drauf kommen Gerd, Lupo und der Fanklub, der auch im Block P steht. Wo ist Sam? Die Spieler laufen sich warm, unsere Neuen Drobny und Epalle spielen von Anfang an. Sam zwängt sich durch um kurz nach drei, begrüßt uns mit den Worten „Kaum ist ein Neger wieder in unserer Mannschaft, komme ich auch wieder“. Jawohl, für solche Sprüschkes haben wir ihn vermisst. Was macht er jetzt? Wo ist er bald? Themen über Themen, der VfL auf dem Platz, so habe ich´s am liebsten. Wer zweifelt schon ernsthaft daran, dass wir den Tabellenletzten zu Hause vom Platz fegen? Niemand! „Tief im Westeeeen“, hab es in der Winterpause mit Absicht nicht gehört. Damit es jetzt die doppelte Wirkung hat. Einmarsch, den Schnapper feiern mit lauten „DROBNY! DROBNY!“-Rufen, schlechter als Skov-Jensen kann der nicht sein. Niemals.

Anpfiff und nichts ist mehr, wie es sich um 15.29 Uhr andeutete. Unsere Mannschaft schafft es, 90 Minuten lang alles (ich betone ALLES) falsch zu machen. Es ist ein schlimmer, schlimmer Rückfall in die unsägliche Hinrundenzeit. Unsere Leistungsträger fallen komplett aus. Zdebel ist stets einen Schritt zu langsam und muss die zentralen Mainzer Spieler zu oft ziehen lassen. Misimovic steht nur rum und Gekas vergibt seine zwei Riesenchancen in der ersten Halbzeit mehr als kläglich. Zwei Riiiiesendinger sind es, macht er die, gewinnen wir das Spiel ganz allein. So wird es aber eine Quälerei. Mainz-Trainer Klopp hat seine Mannschaft gar nicht einmal so schlecht verstärkt im Winter. Andreasen fügt sich gut ein im defensiven Mittelfeld, vorn wirbelt Zidan. Unsere Abwehrspieler – vor allem Butscher – haben sichtbar Respekt vor dem kleinen Angreifer. Als sieben Minuten vor der Pause durch Marco Rose das 1:0 für Mainz 05 fällt, ist das nicht überraschend, sondern verdient. Nach der Pause geht es genauso schlecht weiter. Kein Aufbäumen, keine Laufbereitschaft, zum ersten Mal wieder „Wir wolln Euch kämpfen sehen“-Rufe im Ruhrstadion. Wer hätte das gedacht? Haben doch alle Umfragen Recht? Ob bei Sport1, Spiegel, Kicker, WAZ oder der Spieler-Umfrage – alle zählen den VfL zu den drei Absteigern, niemand traut uns den Klassenerhalt zu. Zwei, drei Schüsse erreichen Dimo Waches Tor, aber immer hat der in der Vorrunde so schlechte Schnapper keine Mühe, den Ball abzuwehren. Die Mainzer kontern uns bilderbuchartig drei-, viermal böse aus und vergeben Überzahlsituationen kläglich. Drobnys ordentliches Debüt geht leider etwas unter. Ich fluche mal leise, mal laut, Gerd versucht eine Aufheiterung („Was regst Du Dich auf? Andere haben größere Probleme als Du! Guck Dir Sam an, der ist schwarz!“) – was nur kurz für ein Riesengelächter sorgt. Nach 90 Minuten Grottenfußball ist endlich Schluss, 0:1 verloren, Klopp schlägt sich mit beiden Fäusten vor die Brust, spurtet auf den Platz, herzt zurecht jeden seiner Spieler. Die Mainzer haben bei ihrem Lieblingsgegner ihre wohl letzte Chance überzeugend genutzt. Und wir haben eine Riesenchance mehr als leichtfertig verpatzt.

Nur mit einem Kopfnicken verabschiede ich all die Leute, die ich vor knapp zweieinhalb Stunden noch überschwänglich begrüßt habe und fahre schweigend nach Hause. Kein Anruf, nix. Muss gleich für die WAZ zum Badminton und zum Jan-Plewka-Konzert. Hoffentlich wird mich das auf andere Gedanken bringen. Das „fl“ in VfL steht heute einfach nur für „Flop“.

Wie der Abend weiterging…

18 Uhr – für die WAZ: Badminton-Regionalliga, 1. BV Mülheim – TV Refrath II 8:0, RWE Rhein-Ruhr Sporthalle

20 Uhr: JAN PLEWKA im Ringlokschuppen – Textbeitrag zum Konzert HIER

ab 22.30 Uhr: ZUM SCHRÄGEN ECK – ein Kneipenabend mit netten Leuten

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