Abschied nehmen

Was für ein Privileg! Am 28. Juni 2007, drei Tage vor Beginn meines Volontariats, durfte ich mich nach fast genau elf Jahren auf der Jugendseite „ZOOM“ von den Lesern der Mülheimer WAZ verabschieden.

Jedenfalls hatten wir (das ZOOM-Team) die linke Spalte (und damit knapp 95 Zeilen) mit der Rubrik „Die Randgruppe“ für mich reserviert, Überschrift: „Der Quoten-Mann“. Danach gab es – kaum zu glauben – sogar Leser, die anriefen und sich von mir verabschiedeten. Von Trainern, Spielern und Verantwortlichen aus der Mülheimer Sportszene ganz zu schweigen. Ehrlich jetzt.

Rein in den Text:

Psst. . . ich verrate Euch ein Geheimnis. . . gewähre einen Blick ins ZOOM-Redaktionsleben. Lest aufmerksam mit!

Einmal im Monat findet unsere kleine, aber feine Redaktionssitzung statt. Wir treffen uns irgendwo in der City. Nach und nach betreten die ZOOMer den Laden – und, es sind, ja wirklich, fast nur Frauen. Ein einziger Quoten-Mann sitzt stets in der Runde und versucht, eine männliche Note ins Blatt zu hieven (im Impress-ZOOM steht hinter diesem Namen „Fußball und Feiern“). Gemeinsam planen wir die Rubriken (schaut Euch auf dieser Seite um): Randgruppe, Nahaufnahme, Zweittext. Es macht irre Spaß, wir sind ein gutes Team. Wirklich.

Spulen wir die letzten Zeilen zurück: Sitzt in der Runde?

Ab Montag heißt das Wort „saß „. Denn ich, Andreas Ernst (oder auch: aer), zücke in diesem Moment ein Taschentuch, winke Euch allen zu, verdrücke eine Träne und verabschiede mich ins Volontariat an der Journalistenschule Ruhr. Elf Jahre WAZ Mülheim gehen zu Ende. Elf Jahre in der Sportredaktion, auf Fußballplätzen, in Sporthallen, in Schwimmbädern. Termine in Mülheim, im Ruhrgebiet und am kompletten Niederrhein. Dazu noch vier Jahre im Lokalteil, in allen Ecken der Stadt, bei den großen Festen von der Kirmes bis zum Nikolausmarkt. Und dann fast zwei Jahre bei ZOOM.

Ja, richtig gelesen, seit inzwischen zwei Jahren gibt es die ZOOM-Seite (Erste Ausgabe: 26. August 2005)! Die erste Seite hängt immer noch an meiner Pinnwand. Mit dem legendären „10-Euro-Test“ (wir gingen der Frage nach: Was lässt sich mit zehn Euro in Mülheim anstellen? Ich entschied mich für den Fünfer-Tag im Schifferhaus. . . tja, den gibt’s leider nicht mehr) als Nahaufnahme begann die ZOOM-Ära in Mülheim.

Was soll ich sagen in den letzten Tagen bei der Mülheimer WAZ? Wie im Film „Matrix“? „Alles was einen Anfang hat (meiner war am 14. Juli 1996 das Fußball-Testspiel 1. FC Mülheim – RSV Klosterhardt, Endstand 3:2, mitten im staubigen Sommer auf dem Ascheplatz an der Moritzstraße in Styrum), hat auch ein Ende“? Nee, klingt zu hart.

Wie bei J. D. Salingers „Fänger im Roggen“? „Als ich mit allem fertig war, blieb ich mit meinen Koffern noch eine Weile an der Treppe stehen und warf einen letzten Blick auf den verdammten Gang.“ Oh weia, viiiel zu pathetisch.

Reinhard Mey muss helfen: „Gute Nacht Freunde, es ist Zeit für mich zu gehn!“ Und in den ZOOM-Sitzungen fehlt künftig der Quoten-Mann.

Dieser Beitrag wurde unter ... journalistisch!, Allgemein, Mülheim, Ruhrgebiet, Weitere Texte abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.