50 Jahre Jugendhilfe Hamborn

Im Rahmen meines Volontariats durfte ich im Dezember 2007 und Januar 2008 (als das erste iPhone erschien) den Duisburger Norden kennenlernen – heißt: die Stadtteile Marxloh (mitten im Zentrum liegt die Redaktion…), Walsum, Hamborn, Bruckhausen, Meiderich …

Dabei beschäftigte ich mich am 11. Januar 2008 mit der „Jugendhilfe Hamborn“. Ein kurzer Text erschien auch im WAZ-Hauptteil auf der Seite „Rhein-Ruhr“.

Zum Text im Archiv von DerWesten geht es hier.

Die „Jugendhilfe Hamborn“ gibt es seit 50 Jahren. Der Verein beschäftigt sich mit der Resozialisierung von straffällig gewordenen Jugendlichen und bewilligt finanzielle Unterstützung für Präventivangebote.

Niemand hört dieses Wort gern. Acht Buchstaben, die den Satz „Ich habe Mist gebaut“ zusammenfassen.

 „Schuldig!“

Auch Jugendliche werden schon straffällig. Für ihre Resozialisierung fühlt sich die „Jugendhilfe Hamborn“ seit 50 Jahren zuständig. Ein halbes Jahrhundert Kampf gegen Jugendkriminalität liegt hinter den Mitgliedern – doch die Arbeit der Vereins ist angesichts aktueller bundesweiter Diskussionen wichtiger denn je.

Raum 127 im Hamborner Amtsgericht. Das ist die Kantine. In einem Nebenzimmer erhebt Karl Hülsmann ein Glas. Gefüllt mit Sekt. Auf dem Tisch stehen Schnittchen und Gulaschsuppe. Hülsmann begrüßt 20 Gäste zu einer kleinen Feierstunde und erhebt seine Stimme. „Das hier“, sagt Hülsmann, „ist ein historischer Ort. Hier wurde am 27. Dezember 1957 der Verein gegründet.“ Der damalige Jugendrichter Dr. Wagner hatte die Idee, jugendlichen Straftätern mit Projekten die Resozialisierung zu ermöglichen.

Im Laufe der Zeit bauten die Mitglieder den Verein immer weiter aus. Finanziert wird er über die verhängten Bußgelder. „Sie fließen direkt wieder in den Kampf gegen die Jugendkriminalität“, sagt Hülsmann, seit 32 Jahren Mitglied, zurzeit 2. Vorsitzender. Zuletzt gingen die Einnahmen aber nach unten. „Die Zahl der Straftaten bleibt konstant. Aber aus ökonomischen Gründen werden die Bußgelder geringer und deshalb sinken unsere Einnahmen.“ Einst hatte die Jugendhilfe 80 000 DM zur Verfügung – 2007 waren es „nur“ 17 000 Euro.

Doch auch mit dieser Summe unterstützte der Vorstand etliche Projekte. Bei regelmäßigen Treffen werden die zahlreichen Anträge bearbeitet. Neulich flatterte einer der „Duisburger Werkkiste“, die sich mit Schulabbrechern beschäftigt, auf den Schreibtisch. „Sie wollte eine sozialpädagogische Maßnahme auf dem Ijsselmeer veranstalten“, sagt Hülsmann. Der Vorstand entschied: Das ist eine sinnvolle Präventivmaßnahme und stellte 2000 Euro zur Verfügung.

Doch es gibt auch eigene Kurse wie Anti-Aggressions-Training, Wohnprojekte für Entlassene, Bereitstellung von Paddelbooten für Freizeiten. „Wenn die Richter ein Urteil treffen, dann oft mit der Auflage, dass die Jugendlichen an unseren Maßnahmen teilnehmen müssen“, erklärt Kassenwart Jürgen Reim. „Erziehungscamps“ im Kleinformat.

Solche Camps fordern bundesweit Politiker. „Ich will nichts verniedlichen, aber einige von den Forderungen setzen wir seit vielen Jahren um“, sagt Hülsmann. Jürgen Reim ergänzt: „Die bestehenden Gesetze reichen völlig aus.“ Einschränkung: Einen „Warnschuss-Arrest“ nach einer Bewährungsstrafe halten sie für sinnvoll. „Viele Jugendliche verlassen nach einer Strafe zur Bewährung das Gericht und denken: Freispruch!“

Nach einer fünfminütigen Rede führt Hülsmann endlich das Glas zum Mund und trinkt. 50 Jahre sind geschafft. Aber die Arbeit ist noch lange nicht beendet.

Dieser Beitrag wurde unter ... journalistisch!, Allgemein, Duisburg, Ruhrgebiet, Weitere Texte abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.