Heute mal kein F(oo)ußball – meine Foo-Fighters-Top-10

Wir schreiben heute den 9. Oktober 2020. Gestern war ich im alten Gelsenkirchener Parkstadion, Schalke gewann ein Testspiel gegen den SC Paderborn mit 5:1 – und es war Fußball wie in den 80ern. Eine nicht überdachte Tribüne mit harten Holzbänken. Der Wind pfeift über die Platzanlage, selbst eine Kapuze hält die Kälte nicht ab – und die Gefahr, klitschnass zu werden, besteht in jeder Sekunde. Habe mit dem VfL mal 0:1 nach Verlängerung im DFB-Pokal im Parkstadion verloren. Klitschnass geworden, waren auch nur 9.000 Zuschauer da. One of these days…

Apropos these days… Auf der Hin- und Rückfahrt nach Gelsenkirchen kamen mir aber andere Gedanken in den Sinn. Ich habe im Moment eine wundervolle Foo-Fighters-Phase und habe darüber nachgedacht, wie meine persönlichen Top 10 seit 1997 aussehen. Foo Fighters, das ist Dave Grohl, das ist Nirvanas Erbe, das ist großartige Rockmusik, das ist schlicht und einfach Seattle. 2007 habe ich sie mal live gesehen, in Oberhausen. In einem Blog-Eintrag habe ich geschrieben: „Everlong live gehört. Jetzt kann ich beruhigt die Augen schließen.“ Ein ähnliches Gefühl hatte ich nur, nachdem ich Russell Wilson im CenturyLink in Seattle einen Touchdown habe werfen sehen. Egal. Voila – ich habe schon länger weder über Musik geschrieben noch eine Top-10-Liste erstellt; wann, wenn nicht bei so einem Thema.

1. Everlong (1997 / aus dem Album „The Colour and the Shape“)

Zu allen Songs gibt’s noch ein paar Extrasätze – natürlich zuerst zur Nummer eins. Als Letterman seine Talkshow aufgab, sind die Foo Fighters ins Studio gekommen (schaut nach bei YouTube) und haben es live eingespielt – denn auch Lettermans Lieblingssong war Everlong , in schwierigen Zeiten habe er ihn besonders begleitet. Und das ist auch das, was ich über den Song sagen möchte. Als ich ihn 1997 erstmals hörte, war ich in Irland auf einer Jugendfreizeit, mit 19 Jahren zwischen bestandenem Abitur und erstem Semester an der Uni im Niemandsland meines Lebens. Ein Freund und Zimmernachbar namens Marc hatte in Cork einen 90er-Boomblaster mit Doppel-Kassettendeck dabei – und eben eine Foo-Fighters-Kassette; am 20. Mai, nur kurze Zeit vorher, war das „The Colour and the Shape“ erschienen. Wir hörten 16 Tage Everlong; und bis heute hat mich dieser Titel nicht losgelassen. Ich höre ihn aber nicht oft, sondern eben nur in den besonderen Momenten, ob sie nun besonders schön oder besonders traurig sind. Deshalb die klare Nummer eins in der Liste und sowieso musikalisch für mich: Everlong.

2. Walk (2011 / „Wasting Light“)

Mit Walk verbinde ich zuallererst, wirklich, sogar das Video, eine Hommage an den Film „Falling Down“ mit Michael Douglas und Robert Duvall. Überhaupt: Viele Foo-Fighters-Videos sind etwas ganz Besonderes. Walk mochte ich seit dem ersten Wow-Moment, den jeder bei den ersten Takten eines Songs manchmal spürt. Und „learning to walk again“ sage ich mir häufiger – und das in verschiedensten Lebenslagen.

3. These Days (2011 / „Wasting Light“)

„One of these days, the ground will drop out from beneath your feet“ – Zeilen fürs Leben, für alle Lebenslagen. Und ein Lied, das zu so vielen Lebenslagen passt – und das ich seit neun Jahren dementsprechend oft höre. Wirklich seit neun Jahren – denn von 2011 bis 2013 wohnte ich kurzzeitig in Kamen und bin dementsprechend sehr viel zwischen der Wohnung, Essen, Gelsenkirchen und der Family in Mülheim hin und her gegurkt. Viel Zeit, um gute Musik zu hören. Wie Walk und These Days.

4. Times like these (2003 / „One by One“)

Ich hing seinerzeit, ich war noch Student und freier Mitarbeiter für die WAZ in meiner Heimatstadt Mülheim, viel in einer Kneipe namens „Zum Schrägen Eck“ rum – und zwei meiner Freunde, Alex und Michael, zogen ab und an von Kneipe zu Kneipe. Michael spielte Gitarre, Alex sang, „Storytellers“ nannten sie sich; den Namen geklaut bei der Best-of-CD von Billy Idol. Zu ihrem Repertoire gehörte das wundervolle Times like These.

5. The Pretender (2007 / „Echoes, Silence, Patience & Grace“)

Californication, erste Staffel, neunte Folge. Hank Moodys neuer Porsche wird geklaut, sein neuer Roman liegt in der Originalfassung auf dem Beifahrersitz und ist plötzlich weg. Es läuft: The Pretender. Großartig.

6. Monkey Wrench (1997 / „The Colour and the Shape“)

1997, siehe oben, haben wir in der Jugendfreizeit nur Everlong gehört, während wir heimlich Guinness ins Freizeitquartier in Cork geschmuggelt und flaschenweise konsumiert haben. Wieder zu Hause, habe ich mir das Album „The Colour and the Shape“ sofort gekauft und in einer Zeit, die ich, wieder: siehe oben, als Niemandsland meines Lebens bezeichnen würde, hatte ich viel, viel Zeit für Musik. Für Everlong – und für das zweite großartige Stück von der Scheibe: Monkey Wrench.

7. Best of you (2005 / „In Your Honor“)

Das ist der Gröl-Song der Foo Fighters, vor allem die Anfangsverse kamen damals immer super in den diversen Diskos (Matrix, Pulp, Keller, Ringlokschuppen), die ich zu Studentenzeiten 2005 noch wöchentlich aufsuchte: „I’VE GOT ANOTHER CONFESSION TO MAKE / I’M YOUR FOOL / EVERYONE’S GOT THEIR CHAINS TO BREAK…“ und zehn Sekunden später: „IS SOMEONE GETTING THE // noch lauter werden // BEST THE BEST THE BEST THE BEST OF YOOOOUUUU!?“

8. Learn to fly (1999 / „There is Nothing Left to Lose“)

Mit riesengroßen Erwartungen kaufte ich zwei Jahre nach dem Boom-Wow-Album den Nachfolger „There is Nothing Left to Lose“ – und wie das meistens so ist: Man erwartet das nächste Riesending, und wird erst einmal enttäuscht. So war es bei Guns’n’Roses und dem „Spaghetti Incident“, so war es bei Metallicas „Load“ – und ich könnte noch weitermachen. Nur bei den Strokes habe ich das anders erlebt, das zweite Album fand ich persönlich sogar noch besser als das erste. Wie dem auch sei: Ein paar ordentliche Stücke hatte das Album dann doch, vor allem die erste Auskopplung „Learn to fly“ hat es mir bis heute angetan und ist ein würdiger achter Platz.

9. My hero (1997 / „The Colour and the Shape“)

Da das großartige Album „The Colour and the Shape“ meinen Musikgeschmack modifizierte und mein Abi-Jahr 1997 entscheidend mitprägte, muss natürlich noch ein drittes Lied davon in die Top 10 – die Auswahl war groß. Nach Everlong und Monkey Wrench habe ich aber stets My Hero gehört. Deshalb: Platz neun für diesen Song.

10. Next Year (1999 / „There is Nothing Left to Lose“)

Diese Wahl fällt schwer – es gibt so viele Möglichkeiten, den zehnten Platz zu vergeben, weitere Titel erwähne ich gleich. Ich habe gerade alle noch einmal angespielt und anhand meines ersten Eindrucks entschieden. Deshalb: „Next Year“.

Nicht vergessen möchte ich natürlich Walking After You (1997 / „The Colour and the Shape“), Hey, Johnny Park (1997 / „The Colour and the Shape“),  Long Road to Ruin (2007 / „Echoes, Silence, Patience & Grace“), Wheels (2009 / „Greatist Hits“) und Run (2017 / „Concrete and Gold“) – die neuesten Stücke mögen nicht wesentlich schlechter sein als die alten, aber seit der Geburt unserer Tochter 2014 habe ich einfach nicht mehr ganz so viel Zeit, mich ausführlich mit Musik zu beschäftigen. Und seit drei Jahren warten wir ja auf ein neues Album.

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