-
ZUM TAGEBUCH DER SAISON 2001 / 2002
-
ZUM TAGEBUCH DER SAISON 2002 / 2003
-
ZUM TAGEBUCH DER SAISON 2003 / 2004
-
ZUM TAGEBUCH DER SAISON 2004 / 2005
-
ZUM TAGEBUCH DER SAISON 2005 / 2006
Links:
Startseite Beruf | Startseite Uni-Leben | Startseite VfL Bochum |
Startseite Konzerte | Startseite Reisen | Startseite Privates |
FC Schalke 04 - VfL Bochum 2:1 (24.11.2006)
Kurz vor der ersten wirklich gelungenen Parade von Peter Skov-Jensen im VfL-Trikot...
Wieder einmal liegen wir nach einer halben Stunde mit 0:2 zurück. Diesmal drehen wir's nicht. Kriegen aber trotzdem Komplimente nach dem kleinen Revierderby
Applaus. Aber in der Tabelle siehts trotzdem nicht besser aus.
The Weekend
Abpfiff in der Arena. 1:2 verloren. Wieder mal. Buh.
Es gibt einen Song, so ein
House-Scheiß eigentlich, aber der triffts im Moment ein bisschen,
ein bisschen mehr, doch. Er besteht eigentlich nur aus einer Zeile: "I
can't wait for the weekend to begin". Ein bisschen Bass, ein paar Computer-Sounds,
ein bisschen auf dem Keyboard rumgeklippert, Willkommen im Freeland in
Mülheim, sechs Minuten lang. Das Teil läuft jeden Freitag im
Freeland, etwa gegen zwei Uhr - und auch im Radio bei EinsLive, am Freitagvormittag.
Ich habs mir neulich auf eine CD gebrannt und ebenfalls zu einem Ritual
entwickelt. Aber nur von Montag bis Donnerstag. Nicht am Freitag selbst.
I can't wait. Kann nicht warten.
Die Tage im November gingen
so schnell rum. Da musste ich "The Weekend" eigentlich gar nicht hören.
Das Wochenende kam einfach. Sonntag von 10 bis 22 Uhr arbeiten, Montag
von Sonntag erholen. Kleinkrams erledigen. Und Uni-Scheiß. Dienstag
WAZ-Lokaldienst, den ganzen Tag. Englische Wochen. Ganz wichtig. Also am
Dienstag- oder Mittwochabend VfL gucken oder Champions League in der Kneipe.
Auf einmal ists schon Mittwochmittag - da dauerts schon gar nicht mehr
lang bis zum Wochenende, schon mal ein paar Leute anrufen, was so geht.
"I can't wait for the weekend to begin". Der VfL spielt zurzeit zur Vorliebe
am Freitagabend, also genau am "begin" des "weekends". In Hannover? Freitag.
Gegen Frankfurt? Freitag. Heute? Freitag. Hat Vor-, aber auch Nachteile.
Verliert der VfL, ist meine Stimmung im Arsch und ich bekomme blöde
Sprüche. Stunde für Stunde für Stunde.
Ich habe die dritte CD von
Limp Bizkit wiederentdeckt. Es war ein ungewohntes Konzert, damals, am
Ring 2001, ich konnte eigentlich mit "Nu Metal" bis dahin noch nicht viel
anfangen. Doch "Take a look around", das Titelstück von "Mission Impossible
II" ist schon klasse und änderte meine Meinung, dazu noch "Rollin'",
"My Generation", "My Way" und "Livin' it up" - genau richtig für so
ein Revierderby, für so eine Hinfahrt, für so einen Start, eine
freie Fahrt ins Wochenende. Fahre früher los als vor dem Spiel in
Dortmund (übrigens auch ein Freitagspiel, fälllt mir gerade ein),
könnte voll werden auf der A2, und mit der Bahn? Nee, bin ein Luxuskind,
seit ich den Smart habe. Den Stress machen, mit der großen Menge
in den überfüllten Regionalexpress, die Verbindungen zurück
sind beschissen, würde bis kurz nach zwölf dauern. Dann lieber
ins Auto, Limp Bizkit hören. Und das Spiel verdrängen, wie ich
gerade zeilenlang feststelle. Schalke gegen Bochum, in allen Zeitungen
vorgestern, gestern und heute das "kleine Revierderby" genannt. Die sind
Tabellenführer, wir gefühlt Letzter. Die haben Geld, wir nicht.
Die kriegen bald den Arsch voll Kohle von Gazprom, wir müssen Stuttgart
im DFB-Pokal-Achtelfinale schlagen, um im Winter eventuell eine Mini-Verstärkung
holen zu können. Die haben Selbstbewusstsein - und wir?
Die A2 ist nicht so voll.
Ich bin viel früher da, als ich dachte. 17.50 Uhr los, 18.35 Uhr auf
dem Parkplatz, ein astreiner Schnitt. Schnell noch "Take a look around",
weil: Mission Impossible, weil: Unmögliche Mission, weil: passt! Naja,
ich gebe zu, so richtig ängstlich bin ich gar nicht. Erstens war unsere
Leistung vor einer Woche okay, zweitens sind wir auswärts seit drei
Spielen ungeschlagen, haben noch nicht einmal richtig enttäuscht
und noch nicht höher als mit einem Tor Differenz verloren, drittens
ist Schalke die letzte Tabellenführung vor zwei Jahren auch nicht
bekommen, viertens haben wir in der Arena noch nie richtig schlecht ausgesehen.
In den sms' kann ich da schon glatt große Sprüche kloppen, ohne
dass ich mir was aus den Fingern saugen müsste.
Arena, wieder einmal. Veltins-Arena,
Arena auf Schalke, ist ja auch egal. Mal Pur, mal Robbie Williams, mal
Grönemeyer, mal bittet Stefan Raab zum Stock-Car-Rennen, Ende Dezember
dann Biathlon, heute ausnahmsweise Fußball. Es ist noch leer um 18.50
Uhr, die Security-Kontrolle bringe ich als einer der ersten Gästefans
routiniert und schnell hinter mich, VfL-Spiel Nummer 314, Routine, auswärts
schaffe ich bald die "100", wohl noch in dieser Saison. 100 Auswärtsspiele,
krass. Die Zeit bis zum Anpfiff vergeht gemächlich. Ein paar sms schreiben,
Leute beobachten, die nicht enden wollenden Gewinnspiele auf dem Videowürfel
verfolgen. Da wäre ein "Soundcheck-Tipp", dann noch ein "Torschuss-Spiel
zwischen Schalke-Fanklubs", ein "Foto-Puzzlespiel" undundund. Immer werden
Fans befragt, immer tippen sie 3:1, 4:1 oder 3:2, immer ist Schalke toll,
jajaja, nervt. Dann scheint dieser Klub endlos viele Vereinslieder zu haben,
die beginnen jedenfalls schon 45 Minuten vor dem Anpfiff. Nervt auch. Ich
mag Schalke nicht. Na klar ist Gelsenkirchen typisch Ruhrgebiet, und ein
Großteil der Fans ist herrlich prollig, aber die Vereinsarbeit ist
in höchstem Maße fragwürdig. Hat nix mit Neid zu tun, aber
ich sagte ja schon mehrfach auf dieser Seite: Sollte mein Verein irgendwann
anfangen, endlos Schulden anzuhäufen, sich eine Mannschaft zusammenzukaufen,
dann ein Stadion für 250 Millionen hinzustellen und den Erfolg somit
planbar machen, würde er den Reiz verlieren. Ich kann mich über
jeden Sieg des VfL in der 1. Bundesliga freuen. Holt der VfL drei Punkte,
dann ist das so viel wert wie fünf Geburtstagsgeschenke. Holt Schalke
drei Punkte, dann ist das. Dann ist das... normal. Sieht so der wahre Fußball
aus?
"Whatever you want" von
Status Quo. Ja, auf solche Momente warte ich das ganze Fußballjahr.
Es ist so schön, so ergriffen. Kanns nicht oft genug schreiben. Dieses
Stadion, diese Arena, das Dach ist geschlossen, der Applaus, laut, mein
Popelverein im großen Fußball. Hier war WM. Jetzt ist Revierderby.
Wir spielen unverändert, die 4:3-Erfolgself darfs noch einmal versuchen.
Bloß die Anfangsphase überstehen. 1., 2., 3., 4., 5., 6. Minute
- joahh, geht doch. Minute neun. Misimovic super auf Gekas, der ist durch,
uuuund? Neuer hält! Das war eine Riiiiiiesenchance. Das Ding MUSS
rein!! Viertelstunde um, Schalke macht nix, Soll erfüllt. Oder? 19.
Minute, die S'04-Fans werden allmählich unruhig, da passt Halil Altintop
auf Rafinha, erste halbe Chance, der hält einfach drauf, drin! DRIN???
1:0 für Schalke, die Arena tobt, treibt die Dezibelstärke nach
oben. Wie konnte das passieren? Leichte Frage, leichte Antwort: Unser Torwart
wars mal wieder. Der hat einfach so die kurze Ecke freigemacht. So ein
Anfängerfehler. Kommt der erste Fehler, dann ist - die VfL-Geschichte
beweist es - der zweite nicht weit. Langer Abschlag von Neuer, Drsek verliert
im Mittelfeld das Kopfballduell gegen Kuranyi, Lövenkrands ist ganz
allein vor Skov-Jensen, ein Beinschuss übelster Sorte, 2:0, acht Minuten
später. Das Spiel ist gelaufen, schon nach 27 Minuten. Dabei fing
es doch so gut an... Die Schalker machen gar nichts, spielen wirklich nicht
gut. Und führen doch nach einer weitgehend ereignislos-bewegungsarmen
ersten Halbzeit souverän. Kann nicht sein. KANN NICHT SEIN!!
Vor einer Woche haben wir
ein 0:2 umgedreht, aber gegen Frankfurt und nicht gegen den Spitzenreiter.
Die Stimmung in der VfL-Kurve ist schlecht, kaum eine Stimme rührt
sich, einer brüllt laut: "MAAAAAN! FEUERT DIE MANNSCHAFT AN!" Keiner
reagiert. Auf einmal köpft Gekas nach Superflanke von Misimovic das
1:2, in Minute 49. Das deutete sich gar nicht an. ALLE sind völlig
überrascht, ja perplex, weil die eigene Mannschaft ein Tor erzielt
hat. Aber ab dieser Sekunde ist alles anders. Schalke wackelt, Schalke
zittert, Schalke spielt schlecht. Inzwischen ist Lincoln dabei, aber der
zaubert gar nicht, sondern ist lediglich ein Hindernis für seine Teamkollegen.
Wir kämpfen, versuchen alles, um wieder ungeschlagen zu bleiben. Schalke
kontert. In der 66. Minute strebt Lövenkrands allein aufs Tor zu,
Butscher foult. Notbremse, Rote Karte, Elfmeter, Aus, Verloren, Unterzahl.
Dieses Märchen dauerte nur kurz. Kobiashvili läuft an - und SKOV-JENSEN
HÄLT!! Seine erste wirklich herausragende Parade im VfL-Trikot. Danach
packt uns alle der "Alles-oder-Nichts"-Ehrgeiz. Koller bringt Bechmann
für Trojan. Comeback nach fünf Monaten. Laute "Tommy-Bechmann"-Sprechchöre.
Überlegen sind wir. Schalke kontert. Wir schrauben das Eckenverhältnis
auf 7:4 - für uns. Drsek steht sechs Minuten vor Schluss VÖLLIG
FREI - und köpft den Ball genau in Neuers Arme. Schwach. Drsek schmeißt
sich auf den Rasen, prügelt mit der Faust auf den Boden. Konter. Kuranyi
läuft zweimal allein aufs Tor zu. Zweimal hält Skov-Jensen. Man,
ist der Kuranyi blind. Nachspielzeit. Wieder ein Standard. Der Ball kommt
hoch rein, Ernst rempelt Bechmann um, ELFER!?!?!?! Kein Pfiff! Misimovic,
legt sich den Ball vom rechten auf den linken Fuß, acht Meter Entfernung
zum Tor, SCHUSS, abgeblockt! Dann ists aus. Abpfiff. Schalke hat sich zum
2:1 gezittert. Wir fahren mit Lob, aber verdammt nochmal leeren Händen
nach Hause. Wir brauchen endlich Bonuspunkte. Gegen die Meisterschaftsaspiranten!!
Bremen: 0:6, Bayern: 1:2, Schalke: 1:2, Punkte: null. Nur Komplimente.
Mittlerweile habe ich Parkplatzerfahrung.
Genauso wie in Hannover und Dortmund dauert es eeeewig, bis "Parkplatz
A" leer geräumt ist. Erst eine halbe Stunde nach dem Abpfiff bewege
ich meinen Smart auf normale Straßen. Mittlerweile habe ich Limp
Bizkit gegen Marilyn Mansons "Rock is dead" getauscht. Ich fahre nicht
den normalen Weg Richtung Autobahn, sondern drehe eine Extrarunde. Quer
durch Gelsenkirchens Innenstadt, quer durch den Stadtteil Buer. Das Wochenende
hat begonnen. Mit einer Niederlage. Samstag und Sonntag setzt es Sprüche,
garantiert. Plane auf dem Heimweg die Tage. Morgen erst Uni, dann in der
Kneipe die Arena-Konferenz gucken, abends für die WAZ zu Maddin Schneider
in die Stadthalle. Sonntag Maddin schreiben, ein bisschen Uni-Zeugs, schließlich
ein Handball-Landesligaspiel.
Begin, weekend, zu Hause
um kurz nach zwölf, nach einem Stopp bei Burger King. Heute mache
ich nix mehr. Keine Lust.
Auf weekend.
* * *
DIE ETWAS ANDERE SPIEL-STATISTIK
Beteiligte Personen: AK 1 (Arbeitskollege 1, steht in der Schalker Nordkurve), AK 2 (Arbeitskollege 2, als MSV-Duisburg-Fan im Stadion), H (MSV-Fan Helmut - der frisch gebackene Ehemann, Ihr erinnert Euch an das Cottbus-Spiel!? - sitzt mit Bänderriss zu Hause und guckt Arena), VFL (VfL-Newsticker von T-Mobile), aer (Euer lieber Erzähler Andi)
Erklärung: Die Sätze in " sind geschriebene sms mit der zugehörigen Uhrzeit (selten während eines Spiels habe ich so exzessiv mein Handy benutzt. Eigentlich weigere ich mich, so viel zu schreiben, will schließlich Fußball gucken und bin sonst sowieso viel zu angespannt). In fettkursiv die jeweiligen Ereignisse!
Los gehts:
aer: 13.30 Uhr: "Verbring
den Abend heute mit Deiner Perle. Vorn zweimal Gekas, hinten Maltritz und
Butscher, fertig ist das 2:0. Gruß aer"
AK1: 13.33 Uhr: "Ich hab
nur angst vor butscher "the butcher" biste im gästeblock?"
aer: 14.03 Uhr: "Klar!
Der Gekas läuft Euren Abwehrschnecken mindestens fünfmal weg.
Mein Tipp: 0:1 Gekas (23.), 0:2 Gekas (77.) - und dann Pfiffe in der Arena!"
AK1: 15.10 Uhr: "Wir werden
sehen. Ich sag nur: pander freistoß zum 1:0 in der 93. Damit es euch
auch richtig weh tut!"
+++ganz klar+++beide
sind noch arbeiten+++beide plänkeln ein bisschen rum+++spielen mit
den wortgewehren+++große schnauze vor dem kleinen revierderby+++
AK2: 18.48 Uhr: "Nie mehr
2. Liga"
+++ach ja+++der msv
duisburg spielt auch+++komisch+++ak2 schickt das ergebnis nicht mit+++msv
wird aber wohl hoch führen+++
AK1: 19.13 Uhr: "Haste schon
ein bisschen angst? Komm mal zu uns in der hz, wenn es schon 4:0 steht."
aer: 19.15 Uhr: "Wer
zuletzt lacht... Und wenns doch kurz vor Schluss 1:1 steht, wechseln wir
Bechmann ein. Der Tommy macht das schon. Merk Dir: Bochumer haben nie Angst."
+++die spannung steigt+++
aer: 20.37 Uhr: "Gekas
zum 1."
+++gekas hat seine
erste riesenchance vergeben+++mist+++
AK1: 20.51 Uhr: "Dem wache
von mainz hat unser brasilianischer wirbelwind auch so einen rein getan.
Kauft euch mal nen torwart, wenn ihr den bade schon nicht aufstellen wollt."
aer: 20.59 Uhr: "Anderthalb
Chancen, zwei Tore, ich geh kaputt!"
H: 20.59 Uhr: "Der Rausch
des Ersten. Jetzt wird es hart. MSV 4:0."
AK1: 20.59 Uhr: "Wechselt
ihr jetzt bitte einen torwart ein! Wir wollen ehrlich gewinnen! Und weil
ihr es seid, dürft ihr auch noch einen innenverteidiger zusätzlich
rein nehmen."
AK1: 21.03 Uhr: "Und wir
lassen aus mitleid noch zwei brasilianer draußen. Und lassen den
schlechten dänen ein tor schießen... Durch die beine..."
+++in 26 minuten schwindet
meine laune+++und die stimmung von ak1 ist natürlich auf dem höhepunkt+++0:2+++sieht
ganz übel aus+++unser torwart+++kein kommentar+++
aer: 21.11 Uhr: "Was
für ein langweiliges Spiel. Ich glaube, dass kein Schalker schwitzt!"
AK1: 21.14 Uhr: "Vor allem
nicht rodriguez: Der bekommt jeden ball im stehen. daran kann auch "telefondienst"
gekas nix ändern."
aer: 21.16 Uhr: "Der
einzige im Bochum-Trikot, der schwitzt, bin übrigens ich. Und bei
aller Liebe: Einmal war Gekas weg, da muss es fallen."
AK1: 21.22 Uhr: "Aber wir
haben sogar nen ersatztorwart, der sowas hält. Ihr solltet vielleicht
mal den reck fragen, ob der in der zweiten hälfte bei euch ins tor
geht..."
aer: 21.26 Uhr: "Was
soll ich sagen? Alle wissen, dass unser Torwart nur die Schüsse hält,
die auf Mann kommen. Fazit: Mit Aaaabstand unser miesestes Auswärtsspiel."
+++halbzeitpause+++thema
nummer eins+++unser torwart+++dann+++folgt das langweilige spiel+++das
kann eine langweilige zweite hälfte werden+++
aer: 21.38 Uhr: "Is der
geil, der Gekas?"
AK1: 21.41 Uhr: "Ich hab
den müller gerade schon zum geldautomaten gehen sehen... Sag mal:
Wieviel übergewicht hat eigentlich der schröder?"
+++oder doch nicht?+++gekas
trifft zum 1:2+++
aer: 22.20 Uhr: "Was
für eine peinliche Schalker Leistung. So gibts keinen Titel."
VFL: 22.22 Uhr: "Das Spiel
S04-VFL endet 2:1! / Tore: 1:0 Rafinha (19.), 2:0 Lövenkrands (27.),
2:1 Gekas (49.)/ RK: Butscher (66.)"
VFL: 22.22 Uhr: "Verdiente
NL! Befreiungsschlag missglückt! Schon 7 Tore in Anfangsminuten kassiert!
Auswärtsserie (3 Spiele ungeschlagen) gerissen!
AK1: 22.45 Uhr: "Wenn man
lincoln mit durch ziehen muss... Der geht mir auf die nerven. Und ich werde
den metzger in den nächsten wochen vermissen. Butcher! Butcher!"
+++es bleibt beim
1:2+++gute zweite hälfte von uns+++blamable zweite hälfte vom
tabellenführer+++fazit aber+++drei punkte für schalke+++und null
für uns+++bitter+++
Eine Mannschaft müsst Ihr sein
Wir haben es begriffen. Alle. Die Spieler. Der Trainer. Vor allem wir Fans. Nur so schaffen wir den Klassenerhalt. Die Geschichte eines Spiels und eines genialen Abends.
Und wieder ein Freistoß. Wieder Zwetschge. Wieder Spannung. Wieder Juuuuubel!!
Ich liebe dieses Leben
Nicht, dass ich Juli leiden könnte. Nicht, dass die CD überall absolut und bis zum Anschlag zerrissen worden wäre (zum Beispiel nur ein Stern im "Musikexpress" - um es so weit zu bringen, muss die CD schon ganz schön schlecht sein). Aber die Leute mögen's, und an der aktuellen Single "Dieses Leben" kommt im Moment niemand vorbei. Platz fünf in den Charts, und EinsLive spielt das Teil rauf und runter, eigentlich wache ich jeden Morgen zu den Klängen dieses Songs auf. Heute Abend passt dieses Gute-Laune-Stück wie kein Zweites auf meine Laune. Tralalalaaaa "Ich liebe dieses Leeeeeeeeben, ich liebe den Momeeeeeent". Wieviel Tore hat der VfL? ZWEI! Und wie viele der HSV? Ja, so war das am Nachmittag. Wir haben es geschafft, alle zusammen. Emotionale Höhepunkte, Blutdruck bis zum Anschlag, Schweißtropfen im Winter, mein Bruder ist dabei, sieht sein zweites Spiel in der laufenden Saison, wir jubeln, wir zittern, das ist Abstiegskampf, wir kennens, wir wissens, wir liebens. Den Abstiegskampf. Dieses Leben.
Mir ist kalt mein Weg
ist leer
diese Nacht ist grau
und kalt und schwer
sie hält mich fest
und gibt mich nicht mehr
her
ich bin gefangen
ich wach nicht auf
und die letzten Lichter
gehn bald aus
ich seh mich fallen
doch ich geb nicht auf
Die Mannschaften laufen ein - und der Boulevard (r.) fotografiert Thomas Doll - bei seinem letzten Spiel?
Tralalalaaaaaa, ich schalte EinsLive ein, was kommt? Dreimal dürft Ihr raten. Ich lass es an, lass es laufen, nicht, dass ich mit Juli-Sängerin Eva Briegel nicht gern mal einen Abend verbringen würde. Heute Nachmittag, lasst mich träumen, lasst mich träumen vom VfL, vom Einlaufen, von der Spannung. Wir stehen auf einem Abstiegsplatz, haben erst zwölf Punkte geholt. Damit wir die Hinrunde noch retten, MÜSSEN wir gewinnen. MÜSSEN! Das gilt auch für den Hamburger SV. Okay, die Hamburger haben mit van Buyten, Boulahrouz, Barbarez und Beinlich vier Stammspieler verloren und mit de Jong, Demel, Atouba und Kompany vier weitere schwer verletzt - aber sie haben auch 25 Millionen in neue Spieler investiert - und bislang von 22 Pflichtspielen sage und schreibe ein einziges gewonnen. Lediglich weil Trainer Thomas Doll so sensationell beliebt bei Mannschaft und Fans ist, darf er weiter sein Unwesen treiben. Warmlaufen, Doll kommt und wird schon jetzt von allen sensationslustigen Fotografen von allen Seiten geknipst. Alle wollen dabei sein, wenn der Kerl zum letzten Mal auf der Bank sitzt. Von unseren Problemen lenkt das natürlich getrost ab. Es heißt in Hamburg: "Wenn wir nicht in Bochum gewinnen, wo denn dann!?" Jaja, spottet nur. Wir machen uns auf der Tribüne heiß wie lange nicht mehr. Die Aufholjagd gegen Frankfurt hat Appetit gemacht. Appetit auf mehr. Können es diese Jungs doch? Haben doch einige Publikumslieblings-Potenzial? Ich betrete die Kurve, und - oh Wunder - Krüger ist da, dieser kleine Kerl, den ich in meinem dritten und vierten Tagebuch mal erwähnt habe. Er trägt seit einem Jahrzehnt immer die gleichen Klamotten, immer die gleiche Brille - und ist auf dem Foto links unten zu sehen. Dass er Krüger heißt, hat er mal erwähnt, sein Vorname ist "Hans-Gerd" (oder so), aber meist rufen wir ihn "Ey Du" und umarmen ihn bei Toren. Er war seit anderthalb Jahren nicht da, weil er keine Lust hatte. Es ist ihm nicht zu verdenken. Thommy kommt auch, mein Bruder, seine Heimspiel-Premiere in dieser Saison, er freut sich seit Tagen wie irre auf dieses Spiel und kann endlich einmal dem Promotionsstress entkommen. Aufstellung: keine Überraschungen. Im Vorprogramm läuft "You shook me all night long" von AC/DC, überragend. Grönemeyers "Bochum", schweigt alle miteinander, in diesem Ambiente kann es nichts Schöneres geben, das schreibe ich bei jedem Heimspiel, Ihr müsst da durch. Der eigentlich absolut kitschige Juli-Text, der Refrain der aktuellen Single passt da sogar ganz gut:
[Refrain:]
Denn ich liebe dieses
Leben
ich liebe den Moment
in dem man fällt
ich liebe dieses Leben
und ich liebe diesen
Tag
und ich liebe diese Welt
Denn ich liebe dieses
Leben
ich liebe den Moment
in dem man fällt
ich liebe dieses Leben
und ich liebe diesen
Tag
und ich liebe diese Welt
Ich liebe dieses Leben. Dieses Lied. Diesen Moment. Anpfiff. Alle wissen, worum es geht. Wir Fans, die Spieler, der Trainer. V-F-L, V-F-L, V-F-L, guter Beginn unserer Mannschaft. Eine brenzlige Situation, eine Ecke überstehen in der zweiten Minute, und dann Minute fünf. Erster Angriff, im Strafraum steht Dabrowski - SPIELT IHN AN! Er kriegt dann Ball! SCHIESS-SCHIESS-und-und-und? JAAAAAAAAA!!! TOOOOOOOOOOORRRRRR!!!! JAAAAAA!!! Brüllen, schreien, hüpfen, springen, zwei Stufen tiefer, zwei Stufen tiefer, zwei Meter links zur Seite, zwei Meter rechts zur Seite, endlich, endlich ein wahrhaft klassischer Tor-Pogo. "Torschütze Nummer fünf: Christoph" "DABROWSKI! "Christoph" "DABROWSKI" "Christoph" "DABROWSKI!" Zur Feier des Tages wird der Torschütze auch dreimal angesagt und in Minute sechs erstmals ganz laut: "Wir singen HAMBURG! HAMBURG! ZWEIIIIITE LIGAAAA!" Was für ein Hohn: Wir kleine Bochumer singen den großen HSV in die zweite Liga. Eine Frechheit, eine Provokation. Doll guckt bedröppelt. So wird das nichts mit Deinem Verbleib auf der Hamburger Trainerbank.
Nimm mir die Kraft
nimm mir das Herz
nimm mir alle Hoffnung
und all den Schmerz
aus meiner Hand
und gib sie nicht mehr
her
was soll das sein
wo soll ich hin
wo sind meine großen
Helden hin
auch wenn wir gehn
weiß ich nicht
wohin
Wo sind meine großen Helden hin? Naja, den Text sollte ich nicht lesen... aber egal. Zurück ins Spiel: Es zu lesen, fällt Thommy, fällt mir leicht. Die Einzelspieler der Hamburger sind durch die Bank besser. Es ist schon etwas anderes, ob Misimovic oder der große Rafael van der Vaart den Ball streichelt. Es ist schon etwas anderes, ob Du nur Gekas im Sturm hast oder das Paar Ljuboja/Guerrero. Jarolim rechts im Mittelfeld ist seinem Bruder Gegenpart Schröder ebenso überlegen wie der Hamburger Nationalspieler Trochowski links unserem Trojan oder Mahdavikia rechts in der Viererkette unserem Lense. Die Innenverteidigung Mathijsen/Reinhardt steht normalerweise um Längen sicherer als Drsek/Maltritz, und selbst Torwart Wächter würde ich unserem Skov-Jensen vorziehen. Draußen auf der HSV-Bank sitzen der einst hochgelobte Neue Boubacar Sanogo - und Juan Pablo Sorin, vor zwei Jahren bester Linksverteidiger der Welt und immerhin Kapitän der argentinischen Nationalmannschaft. AUF DER BANK! Aber was bringt es, wenn jeder Einzelne mit der Kugel umzugehen versteht, aber nicht mit dem Nebenmann zusammenspielen kann und will? Wir machen vieles besser. ALLE verschieben perfekt Richtung Ball; im defensiven Mittelfeld sind Zdebel und Dabrowski ganz, ganz eng bei ihrem jeweiligen Gegenspieler, selbst unsere lauffaule Zwetschge bewegt ihren Arsch nach hinten und hilft mit. Wir Fans feuern ohnehin ununterbrochen an - das war schon oft anders in dieser Saison. 1:0 steht es, als Thommy anmerkt: "Die Hamburger kommen mit der Situation gar nicht klar." Genau, bei jeder Entscheidung des Schiris rennen vor allem Mathijsen (Fünf-Millionen-Mann) und van der Vaart in Ballack-Manier zum Schiri und meckern. Es sieht gut aus, als in Minute 42 Gekas leichtfertig einen Einwurf verursacht. Schnell ausgeführt, van der Vaart geht über rechts frei durch - uuuuuh, sieht böse aus, Flanke, Kopfball Ljuboja, der senkt sich - 1:1, doch überraschend. Jubel auf der anderen Seite, das kommt jetzt völlig ungeplant. Ernüchterung, 1:1, so haben wir nicht gerechnet. Schweigen bis zur Pause. Wie konnte das bloß passieren? Pfiff. Halbzeit.
[Refrain:]
Im Moment liebe ich gar nichts. Ein Punkt, das ist zu wenig. 13 Punkte nach 15 Spielen - damit könnte keiner leben. Wir waren besser, überlegen, hatten nach dem 1:0 sogar zwei weitere Chancen durch Trojans Fernschuss und Misimovic' gefährlichen Freistoß aus halblinker Position, den alle verpassten. 1:1? Zweite Hälfte. Jetzt geht das Zittern los, Stimmung ist nicht mehr laut, nur noch angespannt. Gelegentliches "Wen-lieben-wir?" "V-F-L!" Gelegentliche Ultra-Versuche, irgendwelche komplizierten Texte anzubringen, was dem erfahrenen 30-Jahre-VfL-Fan Lupo nur ein "Die Ultras sind die einzigen Stimmungszerstörer dieser Kurve, weil sie immer zur falschen Zeit die falschen Sprechchöre bringen" abringt. Drei Minuten gespielt, Wächter empfängt einen Rückpass, spielt den Ball aber genau in Gekas' Füße. Gekas steht in spitzem Winkel frei, schießt - Wächter pariert im letzten Moment. Scheiße, das war ein Riiiiiesending! Das Spiel ist nicht hochklassig, das Niveau niedrig. Und doch wird es allüberall bestimmt als "intensiv" bezeichnet. Die Abstiegskampf-Aggressivität kocht fast über. Minute 61, Trochowski stolpert im VfL-16er über Lenses Beine, der HSV fordert Elfmeter. Die Sportschau wirds zeigen... 1:1, immer noch, immer noch für beide Seiten zu wenig. Koller reagiert, bringt Bechmann, begleitet von "TOOOOMMY-Bechmann"-Rufen. Drei Minuten im Spiel, da kriegt Tommy im Mittelkreis den Ball. Schnell einen Hamburger umspielt und dann: FOUL! FOUL von Reinhardt. Klarer Freistoß aus 25 Metern Entfernung. Jeder weiß, was zu rufen ist: "Zwetschge! Zwetschge!" Machs wie in Berlin, Junge. 70. Minute, ein perfekter Zeitpunkt. Gespannte Stille, Zwetschge läuft an, Riesen-Flugkurve, Wächter hat ihn... NICHT! TOOOOOOOOOOOOOOOORRRRRRR!!! Schalalalaaaaaaaaaaaa, jawoll, jawoll, jawoll, 2:1, das ist es, das ist die Entscheidung! Partypartypartypartypartyparty, ich liebe das Leben, liebe es. Der Torschütze ist kaum verkündet, da geht es wieder los: "Wir singen: HAMBURG! HAMBURG! ZWEIIIITE LIGA!" Jetzt ist die Moral der Hamburger gebrochen. Zehn Minuten vor Schluss bekommt Bechmann wieder im Mittelkreis den Ball - ja was macht denn der van der Vaart da? UNGLAUBLICH! ROT! DAS MUSS ROT SEIN! Dieser geniale Spieler mäht unseren Tommy unglaublich um, das ist ja fast Körperverletzung! Rudelbildung, Misimovic schubst van der Vaart um, oh-oh, na wenn das nicht auch Rot war... Schiri Stark schaut sich alles an und holt beide Spielmacher zu sich. Gelb für Misimovic und... ROT für van der Vaart! "Auf Wiedersehen! Auf Wiedersehen!"
Weiß ich nich wohin
auch alles geht
alles geht
und ich liebe dieses
Leben...
Diese kleine Gaunerei sei mir erlaubt - ist's nicht schöön?
Der Rest geht unter. Selbst die größte Hamburger Chance außer des Ljuboja-Kopfballs. Guerrero köpft kurz vor Schluss freistehend vorbei - das hätte das 2:2 sein müssen. Es bleibt beim 2:1 für uns, beim glücklichen, aber verdienten 2:1. Wir waren eine Mannschaft - der HSV nicht. Wir haben zusammengehalten - der HSV nicht. Wir können die Tabelle lesen - der HSV nicht. Unsere Spieler halten zu ihrem Trainer - und die Hamburger? Unsere Spieler bilden einen Kreis, bejubeln die drei Punkte. 15 haben wir jetzt, die Welt sieht ganz anders aus. Nach Mainz haben wir nun auch den HSV überholt. Schon 16., vor wenigen Wochen noch undenkbar. Warum läuft jetzt nicht "Dieses Leben" von Juli im Stadion, naja, dann würde ich wohl heulen. Ich liebe es. Mein Bruder ist hier, er hat sich wie immer das richtige Spiel ausgesucht. Yes! Per sms verkünde ich die frohe Kunde in die weite Welt, alle freuen sich mit mir. Was für ein Tag. Was für ein schöner Tag.
[Refrain:]
Ich fahre direkt vom Stadion
zum Handball-Verbandsligaspiel der HSG Mülheim. Es dauert diesmal
länger im Parkhaus, deshalb erreiche ich die Halle erst in der Halbzeitpause
um 18.45 Uhr. Danach um 20 Uhr: Volker
Pispers, der großartigste Kabarettist Deutschlands, in der Stadthalle
- für die WAZ. Die Oberbürgermeisterin ist privat vor Ort, duzt
mich sogar diesmal. Zum Abschluss die Geburtstagsfeier meines Opas und
die Party "Die Wilde 30" im Ringlokschuppen. Dieser Sieg wird gebührend
gefeiert mit Sport, Arbeit, der Verwandtschaft und lauter Musik aus großen
Boxen.
Ich liebe es.
18 Punkte nach 17 Spielen - vor zwei Monaten eine utopische Perspektive
Kommando "Hinrunde retten" glückt souverän. Drei Heimsiege in Folge, drei Punkte Vorsprung, überzeugte Fans - so bleiben wir drin
Es ist Weihnachtszeit - und keiner hat's gemerkt
Der Auserwählte
Manchmal sind komplett ungewollt unscharfe Fotos auch ganz stimmungsvoll...
Soundtracks erfüllen
ihren Zweck, wenn der Hörer den zugehörigen Film nacherlebt,
ihn noch einmal erlebt. Gestern Morgen, verschlafen stolperte ich aus dem
Bett, mehr tot als lebendig, klingelte der Paketmann in einer enormen Lautstärke,
ich öffnete die Tür, er schrie "POOOOOOOST! PAKEEEEEET!" Jawoll,
Amazon, Lieferung, öffnen, reißen, und da ist er. Der "Matrix"-Soundtrack.
Anziehen, duschen undsoweiterundsoweiter, rein ins Auto und WUUUUUUUSCH
Stück vier "Clubbed to death", das haut mich um. Erinnert Ihr Euch
an die Szene, in der Morpheus Neo zum ersten Mal mittels Simulation die
"wahre" Matrix zeigt ("Welcome to the real world" sag ich nur), jaaa, das
ist die Hintergrundmusik, das wummert, das scheppert, das ist - wow. Es
ist Weihnachten, naja, bei den Temperaturen aber nicht gerade festlich.
So warm draußen, so angenehm warm. Egal, zurück in die Matrix-Welt...
Wer ist denn wohl bei uns der Auserwählte? Da muss ich keine zwei
Sekunden überlegen. Er trägt die Vokuhila-Frisur, kommt aus Griechenland
und wurde direkt vor dem Cottbus-Spiel (Sprechchor: "Wir wolln den Griechen
sehn!") mit gehöriger Skepsis in Bochum begrüßt. Wir hatten
von Cacau, Hunt, Eduardo oder Madsen geträumt. Nun ist er der einzige
Grund, warum wir noch ernsthaft über den Klassenerhalt nachdenken
dürfen...
... ich fahre zum letzten
Bundesligaspiel 2006 etwas früher los als sonst. Die Gladbacher Fans
- 10.000 sollen ein Ticket erworben haben - kommen sowohl mit dem Zug (Regionalexpress)
als auch mit dem Auto (A40) direkt über Mülheim. Bei der WAZ
verabschiede ich mich um 17.55 Uhr, die Autobahn ist noch leer und über
zwei Stunden vor dem Anpfiff stehe ich vor dem Ruhrstadion. Was tun? Mit
VfL-Schal um den Hals fahre ich mit der Straßenbahn 308 Richtung
Hauptbahnhof. Die ersten fragen mich: "Hä? Fällt das Spiel aus?
Nein, fällt es nicht. Bin sowieso hungrig. Ich steige eine Haltestelle
hinter dem Hbf aus, die heißt "Engelbertbrunnen" und führt direkt
ins Bermuda-Dreieck. Jawoll, hier bin ich lange nicht mehr gewesen, und
auch heute besuche ich nur den fantastischen Baguette-Laden, der für
2,90 Euro die belegten, selbst gemachten Brote, gefüllt mit Käse,
Remoulade, Salatbeilage und weiteren Zutaten nach Wahl (Salami, Schinken,
Schinken/Ananas, Tomate) anbietet. Das ist so billig und lecker, da esse
ich gleich zwei von. Die Zeit bis zum Anpfiff vergeht in rasender Geschwindigkeit.
Per sms verabschieden sich derweil alle, die großschnauzig Anfang
der Woche noch ihr Kommen angekündigt hatten. Am Dienstag noch vermutete
ich eine (mindestens) 6er-Gruppe aus Mülheim, WAZ und Umgebung - jetzt
bin ich der einzige "Auserwählte", um mal im Matrix-Bild zu bleiben
(keine Sorge, ich suche jetzt nicht danach, wer der VfL-Morpheus ist).
Zurück zum Ruhrstadion - die Straßenbahn-Haltestelle haben sie
zum Glück noch nicht umbenannt, rein in die Kurve. Bundesliga-Luft
schnuppern, zum letzten Mal für fünf Wochen, naja, am Dienstag
ist ja noch DFB-Pokal.
Gladbach, keine andere Mannschaft
habe ich häufiger gegen den VfL spielen sehen. 30.000 Leute kommen,
das Flutlicht brennt, wir haben zwei Heimspiele in Folge gewonnen, wir
wissen, was uns erwartet. Grönemeyer, Bochum, Gänsehaut, und
das auch im zweihundertwievielsten Heimspiel, irre. Das Spiel ist eine
90-minütige Abstiegskampf-Party. Naja, "Party" ist vielleicht doch
das falsche Wort, denn das Niveau ist nicht wirklich hoch. Wir haben jedenfalls
alles komplett im Griff und spielen souverän einen 2:0-Sieg gegen
die eigentlich gedachte Gladbacher Übermacht heraus. Zweimal wirds
etwas brenzlig. In Minute sechs bringt Sonck den Ball mit der Hacke auf
unser Tor - Maltritz rettet auf der Linie. Und Mitte der zweiten Halbzeit,
es steht 1:0 und ist etwa in der 65., schlenzt Insua den Ball auf unser
Tor, und erstmals pariert Skov-Jensen einen wirklich schwierigen Schuss.
Sonst liegen wir in allen Statistiken vorn. Ballbesitz, Zweikämpfe,
Torschüsse, Ecken - und natürlich Chancen. Dennoch steht es verflucht
lang 0:0, bis in der 45. Minute der Auserwählte einschwebt, den Pass
eines Gladbacher Abwehrspielers 25 Meter vor dem Tor abfängt und den
Ball sensationell (ich betone: SENSATIONELL) über Gladbach-Torwart
Keller hinweg in den linken Winkel lupft. TOOOOOOOOOOOOOOOOOOOORRR!!! SIRTAAAAAAAAAAAAAAKI!!!
1:0!!! Sofort danach: Halbzeit! Nach dem Seitenwechsel verdienen sich die
Gladbacher das Prädikat "schlechteste Mannschaft, die bisher in dieser
Saison in Bochum aufgetreten ist". Sie sind so gnadenlos schwach, dass
selbst uns eine allenfalls durchschnittliche Leistung genügt, um die
drei Punkte zu behalten. Wir brüllen mit Inbrunst "Wir singen: GLADBACH!
GLADBACH! ZWEIIITE LIIIGA!" und freuen uns sechs Minuten vor Schluss über
das 2:0. Misimovic schlägt einen Freistoß aus linker Position,
fast vom Eckpunkt, in den Strafraum, und Kahé köpft die Kugel
ins eigene Tor. Perfekter Tag! Das ist es! Wir überwintern über
dem Strich, mindestens auf Platz 15. Das ist so wichtig, wichtig für
die Spieler, wichtig für die Psyche, wichtig für die Fans. 18
Punkte, wir haben die Hinrunde doch noch gerettet, diesen nach fünf
Spielen fast schon sicher geglaubten Abstieg doch noch nicht erlebt. Es
ist wieder spannend. Wir sind mittendrin. Und haben Chancen. Und Gladbach?
Tja, seit Jahrzehnten sind die Ansprüche größer als die
Wirklichkeit. Warum sollte das in diesem Jahr anders sein. Auch diesmal
wird ein gegnerischer Trainer gefragt: "Wenn Ihr nicht einmal gegen Bochum
gewinnt, gegen wen dann?" - genauso war es bei Doll, bei Hecking, bei von
Heesen, bei Funkel - die Trainer der fünf Mannschaften, die wir bisher
geschlagen haben. Wir haben die Rolle der 70er und 80er wieder. Vor der
Saison sind wir bei allen Absteiger Nummer eins, während der Saison
fühlen sich zunächst alle bestätigt und dann ziehen wir
doch irgendwie den Kopf aus der Schlinge. Die Spieler kommen in die Kurve,
Wunderkerzen werden verteilt und angezündet, zum ersten Mal ist es
etwas weihnachtlich im Stadion an diesem Dezember-Tag. "La Ola" vor der
Ostkurve, "La Ola" vor Block A, und zum ersten Mal seit dem Burghausen-Aufstiegspiel
im April "Humba" vor der Kurve. Die Versöhnung in der eigentlich völlig
verkorksten Fan-Mannschaft-Beziehung.
Ein leckerer Abend. Erst
das Baguette, dann das Spiel - und nun: der Rückweg... nachdenken...
die Halbjahresbilanz:
Am Dienstagabend werde ich
das 16. von 20 Pflichtspielen in einem Halbjahr besucht haben - das ist
persönlicher Rekord. Da lohnt sich doch ein Blick auf meinen ganz
persönlichen Hinrundensoundtrack. Ihr wisst schon: Nicht nur Popliteraten
sind nach Baßler die neuen Archivaren, nein, auch wir Online-Blog-Junkies
neigen dazu. 14 Bundesligaspiele, fast 14 Lieder. 14 Bundesligaspiele voller
Emotionen. 14-mal Fußball und Musik. Die wahrlich wichtigen Dinge
im Leben? Bloß nicht übertreiben... Nun denn: Los geht es mit
dem Soundtrack!
1. Spieltag: Mainz 05
- VfL "You'll never walk alone" (nur in der Fankurve schön)
Rückkehr in die Bundesliga,
Aachen im April ist vier Monate her, die WM gerade einmal vier Wochen.
Wir fragen uns alle, wie wir das Leben nach der WM bewältigt haben.
Kaum noch Deutschland-Fahnen wehen auf den Auto- und Hausdächern.
Wir müssen nach Mainz. Eine, ja, doch, lösbare Aufgabe. Mit einem
Auswärtssieg starten - wer träumt nicht davon? Fußballfieber
steeeeigt und steeeeigt und steeeeeeigt, ich fahre erstmals seit vielen
Jahren mit dem Auto zu einem Auswärtsspiel. 15.28 Uhr... "Hebt Eure
Schals", sagt der Stadionsprecher (soweit ich mich noch erinnern kann)
und dann singt der ganze Bruchweg "When you walk ... through a storm..."
undsoweiter. JA, das ist Gänsehaut. NUR das ist die Fußball-Gänsehaut.
Warten auf den Start. Wir verlieren 1:2. Scheiße. Den Abend verbringe
ich bei einem Junggesellen-Abschied. Feiern in der Matrix und Cola trinken,
bis der Arzt kommt, um zu vergessen.
2. Spieltag: VfL - Bayern
München "Bayern" (Die Toten Hosen)
"... nur EINS WEISS ICH
HUNDERTPROZENTIG: NIE IM LEBEN würde ich zu Bayern gehen!" Es ist
das einzige Lied, das zu so einem beschissenen Spiel passt. Von Aufstiegseuphorie
kann keine Rede sein. Es gibt Proteste gegen die unsägliche Umbenennung
des Ruhrstadions. Wir sind sauer, dass der Vorstand van Duijnhoven, Colding
und Wosz demontiert hat. Und: Wir verlieren 1:2. Scheiße.
3. Spieltag: VfL - Cottbus
"Bang Bang" (Nancy Sinatra)
Es ist Hochzeit, Tina und
Helmut sagen "Ja". Ich unterbreche zwischendurch die Feier, fahre zum VfL,
hab extra den "Kill Bill"-Soundtrack dabei. Ihr wisst schon: Wie heißt
Uma Thurman die ganze Zeit? Die Braut! Und wo beginnt das Drama? Bei 'ner
Hochzeit. Nancy Sinatra, Soundtrack-Lied eins, trifft meine Stimmung. "Bang
Bang". Wir verlieren 0:1. Doppelt scheiße. Das Stadion brüllt
"Koller raus". Drei Spiele, drei Niederlagen, ABSTEIGER! ABSTEIGER! Bang
Bang.
6. Spieltag: Aachen -
VfL diesmal kein Lied
Ein Sieg und ein Unentschieden
haben wir inzwischen überraschenderweise geholt, ich habe selbstverständlich
aus beruflichen Gründen keins der beiden Spiele live miterlebt, Koller
sitzt leider wieder fest im Sattel. Wir verlieren aber in Aachen 1:2. Scheiße,
klar, aber so unverdient, dass ich die Rückfahrt bewältige, ohne
den CD-Player anzuschmeißen. Ehrlich.
7. Spieltag: VfL - Bremen
"Bochum" (Herbert Grönemeyer)
Grönemeyer kommt. Selbst.
Ein netter Nachmittag, die Sonne scheint, der Vizemeister tritt mit vielen,
vielen Nationalspielern, Weltklasse-Frings und Überirdisch-Klose an
- es wird ein Fest, nein, es KANN nur ein Fest geben. Fünf Minuten
vor dem Anpfiff. Grönemeyer unterschreibt den Mitgliedsantrag. Grönemeyer
brüllt mit uns die Mannschaftsaufstellung. Es ist ausverkauft. Und
bei "Tief im Westeeeen" stimmen ALLE doppelt so laut ein. Gänsehaut.
Noch viel mehr als in Mainz. Viel, viel mehr. Ab der ersten Spielsekunde
ist's vorbei mit der Schönheit des Tages. 0:6. Tiefpunkt.
8. Spieltag: Dortmund
- VfL "One" (Metallica)
Die Dortmunder diskutieren
nur über die Höhe des Sieges, wir Bochumer über die Höhe
der Niederlage. Eigentlich weiß kein VfLer, was er genau im Westfalenstadion
zu suchen hat, BVB-Trainer van Marwijk gönnte seinen Spielern gleich
vier freie Tage und beließ es bei zwei Trainingseinheiten in der
Woche. Es ist eigentlich ein furchtbarer Abend. Auf der A40 gibts einen
endlosen Stau, ich erreiche das Stadion erst zwei Minuten vor dem Anpfiff,
versetze sämtliche Verabredungen vor und im Stadion mit vielen BVB-Fans
(und ziehe den Unmut auf mich) - und nach dem Abpfiff hocke ich eine Stunde
lang auf dem Parkplatz fest, ohne mich fortzubewegen. Umso überraschender
das Spiel: Es endet 1:1, und eigentlich hätte dieses Spiel - auch
laut Kicker - nur einen Sieger verdient gehabt. Den VfL Bochum. Ein solches
Spiel schreit nach dem Genuss des besten Songs überhaupt... "One".
9. Spieltag: VfL - Wolfsburg
"Jetzt ist gut" (Such a Surge)
Jetzt aber. Jetzt beginnt
die Aufholjagd. Irgendwann klappts auch zu Hause. 0:1. Fürchterliches
Spiel. Koller raus. Wir sind Tasmania Bochum. Holen keine 20 Punkte in
dieser Saison. Wir sind schlecht, schlecht, schlecht, schlecht, einfach
nur schlecht. Die Laune wird immer, immer, immer mieser. Da hilft nur eins:
"IST GUT JETZT" brüllen. Such a Surge sei Dank!
10. Spieltag: Hannover
- VfL "Friday I'm in love" (The Cure)
Der schönste Tag der
Hinrunde. Freitag, 3. November, es ist arschkalt, den ganzen Tag. Ich verbringe
viel Zeit im Smart, durchquere halb Niedersachsen, halte inne und schweige
in der Gedenkstätte Bergen-Belsen, gewinne in der AWD-Arena plötzlich
und vollkommen unerwartet mit 2:0, und das mit einer fröhlichen Melodie
auf den Lippen: "Friday I'm in love".
11. Spieltag: VfL - Leverkusen
"Hammerhart" (Absolute Beginner)
Eben noch gedacht, dass
wir gar nicht so schlecht sind, drei Tage später - englische Woche!
- ist alles hammer-hammer-hart, wir gehen mit 1:3 gegen eine mehr als mittelmäßige
Mannschaft unter - und das bei Minus-Minus-Kulisse. Die Menge brüllt
"Koller raus", und... um es mit Völler zu sagen: Es ist ein noch viel
tieferer Tiefpunkt. Die Beziehung Fans-Mannschaft ist komplett zerstört.
Nachts um 22.30 Uhr nach Hause. Laune: mies.
12. Spieltag: Hertha
- VfL "Where the streets have no name" (U2)
Ich spaziere die Treppen
zur S-Bahnstation "Unter den Linden hinab", als dieser junge Mann, Student
mutmaßlich, seine Gitarre greift und "Where the streets have no name"
haucht. Es lässt mich nicht mehr los, an diesem schrägen, kuriosen
und doch wundervollen Tag. Wir führen 3:1, können nach 90 Minuten
froh über ein 3:3 sein. Den Abend verbringe ich an der Friedrichstraße.
Berlin zieht. Nicht nur für einen Tag.
13. Spieltag: VfL - Frankfurt
"Sirtaki" (von wem auch immer)
Kraft getankt. Noch ist
der Rückstand nicht zu groß. Freitagabend. Flutlicht. Heimspiel.
Eine etwas andere Atmosphäre. Finale. Endspiel-Stimmung. Gehts wieder
schief, dann muss Koller dran glauben. Denke ich, denken viele. Fünf
der sechs Heimspiele verloren, das können Altegoer und Kuntz unmöglich
ignorieren. Nach fünf Minuten 0:2 - noch nie erlebt. "Koller raus"-Rufe,
Lethargie, Ratlosigkeit, Entsetzen. Die Schlüsselszene der Hinrunde:
Vasoski foult Gekas im Strafraum in Minute 29. Es gibt Rot wegen der Notbremse.
Und Elfmeter. Misimovic verwandelt. 1:2. Dann noch Maltritz. 2:2. Und Butscher.
3:2. Innerhalb von neun Minuten. Nach der Pause unser "Bester", unsere
"Lebensversicherung", wie Koller immer wieder sagt. Gekas schießt
das 4:2, Bochum tanzt Sirtaki! 4:3 gewinnen wir, schrauben unser Punktekonto
auf zwölf. Der Wendepunkt der kompletten Saison? Wir wissens nicht,
wir wissen nur eins: Das ist das verrückteste Spiel der Hinrunde.
14. Spieltag: Schalke
- VfL "Livin' it up" (Limp Bizkit)
Lokalderby Teil zwei. Wir
stehen nicht unter Druck. Logischerweise verlieren wir das Ding dann auch
verdient mit 1:2, obwohl wir uns gar nicht so schlecht verkaufen. Eine
am Morgen frisch gebrannte CD ersetzt meine Aggressivität und lässt
mich mitsprechen. Darauf sind: Songs von Marilyn Manson und Limp Bizkit.
"Livin' it up" beispielsweise. Insgesamt: Eins der fadesten Derbys. Eins,
an das ich mich in fünf Jahren wohl nicht mehr erinnern werde.
15. Spieltag: VfL - HSV
"Ich liebe dieses Leben" (Juli)
Im Radio läuft es rauf
und runter: "Dieses Leben" von Juli - und dieses 2:1 über den HSV
löst genau dieses Gefühl aus. WIR sind eine Mannschaft. WIR werden
es schaffen. WIR können zusammenhalten, wenn wir alle wollen. WIR
haben den Hamburger SV gemeinsam geschlagen, alle VfL-Fans im Stadion hatten
daran einen Anteil. 15 Punkte, wir sind fast dran. Der Klassenerhalt, vor
zwei Monaten noch ein weit entfernter Traum, ist wieder realistisch. Gewonnen.
Ja, ich liebe diese Hoffnung.
17. Spieltag: VfL - Mönchengladbach
"Clubbed to death" (Rob D)
... siehe oben ! Wir stehen
über dem Strich. Das ist gut. Bilanz gerettet.
Vor dem Stadion verteilt
irgendjemand für lau "Coke Zero" - wenn es läuft, dann läufts.
Ich bin etwas länger nach dem Spiel geblieben, verlasse erst um 22.30
Uhr auskosten. Das alte VfL-Motto "Man muss die Siege feiern wie sie fallen".
Weil viele Gladbacher kurz vor dem Abpfiff schon abgehauen sind (unter
lauten "Auf Wiedersehen"-Rufen) und ich erst später komme, ist das
Parkhaus fast leer. Ich steuere direkt gegen 23 Uhr das "Schräge Eck"
an, die Kneipe, in der ich ab und zu rumhänge und die zu 2/3 aus Gladbach-Fans
besteht. Die kriegen natürlich direkt massig Sprüche. Mit Knobeln,
Billard und einer Gyros-Pita endet dieser Tag.
Am Schluss drehe ich noch
einmal eine Extrarunde. "Clubbed to death" dauert immerhin sieben Minuten.
Und in der Dunkelheit verbreitet es die fünffache Wirkung.
Ein Höhenflug.
Eine hochhochhochhochverdiente Pokal-Heimniederlage beendet das VfL-Jahr 2006 mit all seinen Aufs und Abs und Hochs und Tiefs
Warten können
So viele tolle neue CDs liegen
auf der Ablage meines Autos. Ich könnte stundenlang rumfahren und
einfach nur den Klängen lauschen. Der Matrix-Soundtrack, am Freitag
beim glorreichen Gladbach-Sieg noch ganz in, ist jetzt schon wieder komplett
out. Ich wechsle zwischen Mando Diaos "Ode to Ochrasy" (ganz groß:
"Long before Rock'n'Roll" und "TV and me"), The Killers' "Sams Town" (natürlich:
"When you were young") und Albert Hammonds "Yours to keep" (überragend:
"Blue Skies" und "101") - und wäre ich doch heute auch zwischen 19.30
Uhr und 21.30 Uhr durch die Gegend gefahren. Ohne Zwischenergebnisse. Ohne
alles. Nur die Musik und ich.
Wieder mal ein Pokalspiel
versaut. Wieder mal ausgeschieden. Wieder mal sang- und klanglos. Rückkehr
in längst vergangene, konfus-chaotische-Koller-raus-Zeiten. Darüber
noch ein paar Worte zu verlieren, schon gar nach dem positiven Hinrundenrückblick
vor ein paar Tagen, wäre vergebene Lebenszeit. Es lief zu eindeutig,
zu klar. Dann doch lieber über Albert Hammond schreiben - der Strokes-Gitarrist
hat ein wirklich richtig gutes Soloalbum vorgelegt, das ich getrost als
"Geheimtipp" bezeichnen möchte. Okayokay, Ihr wollt doch etwas über
das Spiel lesen... aber nur kurz!
Unser aktuell in Mülheim
weilender WAZ-Volontär Daniel kommt aus Schwäbisch Gmünd
und ist Stuttgart-Fan seit langer Zeit. Meine Bestimmung der letzten Arbeitstage
bestand darin, Daniel mit diversen Sprechchören ("Ihr habt bezahlt,
Ihr könnt jetzt gehn", "Gegen Bochum kann man mal verliern", "Über
Stuttgart fahrn wir nach Berlin") zu nerven - er antwortete stets mit "Sei
doch ruhig. Wir gewinnen sowieso" (stellt Euch das noch im schwäbischen
Dialekt vor, uuähh) ... am heutigen Dienstag trieb ich das auf die
Spitze, und bin deshalb natürlich in aggressivster DFB-Pokal-3:1-nach-Verlängerung-Laune,
als ich die Kurve um 19 Uhr betrete. Ein letztes Mal in diesem Jahr die
ganzen Köppe sehen, ein letztes Mal aufregen, freuen, Euphorie, der
ganze Fußballfan-Wahnsinn. Mit Gerd wollte ich mich um 17.45 Uhr
auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt auf einen Kinderpunsch treffen - inzwischen
so etwas wie eine Tradition. Tja, aber Akten und Reportage-Termine verhinderten
das. Treffpunkt Kurve. Auch mit all den anderen. "Eigentlich", sagt Lupo,
"sind wir doch erst 2008 wieder dran." Jaja, das Gesetz der Serie, das
höre ich, seitdem ich das erste Mal das Ruhrstadion mit meinen Füßchen
berührte. 1968: Pokalfinale, verloren. 1988: Pokalfinale, verloren.
2007? Einfach viel zu früh! Wahrscheinlich denken das unsere Spieler
auch. In regelmäßigen Abständen schrauben Gomez, Hitzlsperger,
nochmal Hitzlsperger und Cacau das Ergebnis hochhochhochhochverdient auf
4:1, alle Stuttgarter sind mindestens einen, meistens sogar zwei Schritte
schneller, ein Durchkommen für uns gibt es gegen Delpierre und Meira
nicht. Kompliment für den VfB, ein Kübel voll Beschimpfungen
für unsere Jungs. So hatte ich mir das Ende des Jahres nicht vorgestellt.
Die spielen einen unglaublichen Scheiß zusammen.
Was bleibt? Erstens: Tommy
Bechmann schießt noch Tore, und zwar WAS FÜR WELCHE! Das schönste
des Spiels zum 1:3 sechs Minuten vor Schluss, aus 25 Metern in den Winkel.
Zweitens: Nach dem 20. Pflichtspiel der Saison ist Torwart Skov-Jensen
endgültig und laut hörbar für das komplette Stadion der
Buhmann. "Rein van Duijnhoven" schalalaaate ab der 52. Minute als einziger
Sprechchor durchs Stadion. Sonst blieb es angesichts der deutlichen Unterlegenheit
verflucht still. Nicht einmal für "Wir haben die Schnauze voll" oder
"Wir wolln Euch kämpfen sehen" reichts. Ist eben doch nur Pokal. Bundesliga
ist wichtiger. Wenigstens sind wir in der Lage, das noch sagen zu können
und nicht so abgeschlagen wie Mainz. Hoffen wir - pokaltechnisch - auf
2008. Drittens: Epalle kommt definitiv, ein Griecho-Kameruner für
rechts offensiv. Okay, ich hätte eher andere Baustellen gesehen. Ich
formuliere meine Wunschelf für die Rückrunde: ein neuer Torwart
im Kasten (mein Favorit: Fromlowitz) - Lense, ein neuer Innenverteidiger,
Maltritz, Bönig - Dabrowski, Zdebel - Epalle, Bechmann - Misimovic,
Gekas. Geht doch.
"Frohe Weihnachten und guten
Rutsch" ertönt um 21.17 Uhr aus den Kehlen wahrscheinlich aller 18.650
Zuschauer. Sehen uns jetzt alle vier Wochen lang nicht. Vier Wochen ohne
VfL. Vier Wochen lang ausruhen. Von all den Aufs und Abs. Von all den Hochs
und Tiefs. Winterpause. Das härteste Wort für alle Fußballfans.
Samstag, 15.30 Uhr. Leere.
Ein mehr als verschenkter
Abend geht zu Ende. Bis Weihnachten kriege ich von Daniel jetzt die Sprüche.
Naja, große Schnauze, wie so oft beim VfL nix dahinter - die Konsequenzen
sind wie immer enorm, egal. In Rekordzeit erreiche ich meine Wohnung, keine
halbe Stunde nach dem Abpfiff. Auf dem Weg noch einmal himmlische Musik.
Nein, nicht "Stille Nacht". Killers. Mando Diao und Albert Hammond.
Das sind die wahren Retter
des Augenblicks.
Endlich wieder Fußball - und es ist gar nicht einmal kalt... Bochum, ich häng an Dir!
Meine Mannschaft kriegt es fertig, 90 Minuten alles falsch zu machen und damit die Wiedersehensfreude nach fünf Wochen Winterpause komplett zu zerstören
Es ist ein unscharfes, bewusst kleines Muss-Foto. 0:1 steht links oben. Oh shit!
Ein Riesenflop
Irgendeine Spielszene, um diesen Bericht mit Leben zu füllen
FUSSBAAAAAAAAAAALLLLL!!!!
Wen lieben wi-hiiiir? V - F - L !!! Footballs coming home... wie haben
wir wieder diese fünf Wochen dauernde, verflucht lange Winterpause
hinter uns gebracht? Das Leben ist doch echt nur die Hälfte wert,
wenn grad nicht die Bundesliga spielt, oder? Was tun am Samstag um halbvier,
in der Leere des Nachmittags? Wir sind wieder gut gelaunt, wir Bochumer
freuen uns auf die Rückrunde, und, ja, doch, seit ein paar Tagen gibt
es in meiner Freizeit kein anderes Gesprächsthema mehr. Bei mir und
bei den Leuten, die mit mir geredet haben. "Samstag ist wieder VfL, oder?"
"Ja" "Gehste hin" "Was für eine Frage..." gehörte dabei zu den
beliebtesten Dialogen. Wir haben 18 Punkte, wenn wir Mainz schlagen, sogar
21, das wäre ein riesiger Schritt. Aufstehen, freuen, um 12 Uhr klingelt
mein Handy, "Nummer unbekannt" - und es ist tatsächlich Sam! Sam!!!
Der
St. Pauli-Sam, seit vielen Jahren treuer Block-P-Genosse, aber seit
Beginn der Saison immer beruflich verhindert. Jetzt kommt er. Gerd smst,
auch er kanns kaum noch erwarten. Allerallerbeste Voraussetzungen. Losfahren
mit dem Auto, über die Autobahn brettern. JAAA! HEUTE revanchieren
wir uns fürs Hinspiel! HEUTE gehts, HEUTE klettern wir! Gute Laune,
gute Laune, gute Laune, wird besser, im Ticketshop hole ich eine Karte
fürs Cottbus-Spiel und werde dafür richtig belächelt. Rein
ins Stadion, mit Bratwurst und Cola (gehört einfach dazu, vor allem
im ersten Spiel nach einer längeren Pause), großes Wiedersehen,
"Frohes Neues" wünschen. Bin um 14.35 Uhr der Erste, doch schon kurz
drauf kommen Gerd, Lupo und der Fanklub, der auch im Block P steht. Wo
ist Sam? Die Spieler laufen sich warm, unsere Neuen Drobny und Epalle spielen
von Anfang an. Sam zwängt sich durch um kurz nach drei, begrüßt
uns mit den Worten "Kaum ist ein Neger wieder in unserer Mannschaft, komme
ich auch wieder". Jawohl, für solche Sprüschkes haben wir ihn
vermisst. Was macht er jetzt? Wo ist er bald? Themen über Themen,
der VfL auf dem Platz, so habe ichs am liebsten. Wer zweifelt schon ernsthaft
daran, dass wir den Tabellenletzten zu Hause vom Platz fegen? Niemand!
"Tief im Westeeeen", hab es in der Winterpause mit Absicht nicht gehört.
Damit es jetzt die doppelte Wirkung hat. Einmarsch, den Schnapper feiern
mit lauten "DROBNY! DROBNY!"-Rufen, schlechter als Skov-Jensen kann der
nicht sein. Niemals.
Anpfiff und nichts ist mehr,
wie es sich um 15.29 Uhr andeutete. Unsere Mannschaft schafft es, 90 Minuten
lang alles (ich betone ALLES) falsch zu machen. Es ist ein schlimmer, schlimmer
Rückfall in die unsägliche Hinrundenzeit. Unsere Leistungsträger
fallen komplett aus. Zdebel ist stets einen Schritt zu langsam und muss
die zentralen Mainzer Spieler zu oft ziehen lassen. Misimovic steht nur
'rum und Gekas vergibt seine zwei Riesenchancen in der ersten Halbzeit
mehr als kläglich. Zwei Riiiiesendinger sind es, macht er die, gewinnen
wir das Spiel ganz allein. So wird es aber eine Quälerei. Mainz-Trainer
Klopp hat seine Mannschaft gar nicht einmal so schlecht verstärkt
im Winter. Andreasen fügt sich gut ein im defensiven Mittelfeld, vorn
wirbelt Zidan. Unsere Abwehrspieler - vor allem Butscher - haben sichtbar
Respekt vor dem kleinen Angreifer. Als sieben Minuten vor der Pause durch
Marco Rose das 1:0 für Mainz 05 fällt, ist das nicht überraschend,
sondern verdient. Nach der Pause geht es genauso schlecht weiter. Kein
Aufbäumen, keine Laufbereitschaft, zum ersten Mal wieder "Wir wolln
Euch kämpfen sehen"-Rufe im Ruhrstadion. Wer hätte das gedacht?
Haben doch alle Umfragen Recht? Ob bei Sport1, Spiegel, Kicker, WAZ oder
der Spieler-Umfrage - alle zählen den VfL zu den drei Absteigern,
niemand traut uns den Klassenerhalt zu. Zwei, drei Schüsse erreichen
Dimo Waches Tor, aber immer hat der in der Vorrunde so schlechte Schnapper
keine Mühe, den Ball abzuwehren. Die Mainzer kontern uns bilderbuchartig
drei-, viermal böse aus und vergeben Überzahlsituationen kläglich.
Drobnys ordentliches Debüt geht leider etwas unter. Ich fluche mal
leise, mal laut, Gerd versucht eine Aufheiterung ("Was regst Du Dich auf?
Andere haben größere Probleme als Du! Guck Dir Sam an, der ist
schwarz!") - was nur kurz für ein Riesengelächter sorgt. Nach
90 Minuten Grottenfußball ist endlich Schluss, 0:1 verloren, Klopp
schlägt sich mit beiden Fäusten vor die Brust, spurtet auf den
Platz, herzt zurecht jeden seiner Spieler. Die Mainzer haben bei ihrem
Lieblingsgegner ihre wohl letzte Chance überzeugend genutzt. Und wir
haben eine Riesenchance mehr als leichtfertig verpatzt.
Nur mit einem Kopfnicken
verabschiede ich all die Leute, die ich vor knapp zweieinhalb Stunden noch
überschwänglich begrüßt habe und fahre schweigend
nach Hause. Kein Anruf, nix. Muss gleich für die WAZ zum Badminton
und zum Jan-Plewka-Konzert. Hoffentlich wird mich das auf andere Gedanken
bringen. Das "fl" in VfL steht heute einfach nur für "Flop".
Wie der Abend weiterging...
18 Uhr - für die WAZ: Badminton-Regionalliga, 1. BV Mülheim - TV Refrath II 8:0, RWE Rhein-Ruhr Sporthalle
20 Uhr: JAN PLEWKA im Ringlokschuppen - Textbeitrag zum Konzert HIER
ab 22.30 Uhr: ZUM SCHRÄGEN ECK - ein Kneipenabend mit netten Leuten
... ist im VfL-Tagebuch 2006/2007 - TEIL 4 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2006/2007 - TEIL 4 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2006/2007 - TEIL 4 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2006/2007 - TEIL 4 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2006/2007 - TEIL 4 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2006/2007 - TEIL 5 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2006/2007 - TEIL 5 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2006/2007 - TEIL 5 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2006/2007 - TEIL 5 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2006/2007 - TEIL 5 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2006/2007 - TEIL 5 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2006/2007 - TEIL 6 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2006/2007 - TEIL 6 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2006/2007 - TEIL 6 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2006/2007 - TEIL 6 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2006/2007 - TEIL 6 nachzulesen !