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Musik:
In meinem Israel-Tagebuch
vom September 1999 vermerkte ich es erstmals: „Ich habe nach vier noten-,
rhythmus- und bass-freien Tagen erst einmal gemerkt, wie sehr ich die Musik
brauche.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. 350 (selbst gekaufte! Ja, ich
bin trotz Brenner so bescheuert) CD´s im Schrank können nicht
lügen. Ich bin MUSIKSÜCHTIG! Irgendwas dudelt immer im Hintergrund,
ob CD, Radio, Kassette oder VIVA (eigentlich VIVA 2, aber das wurde abgeschafft.
DIE SCHWEINE!)
Meine Vorlieben erstrecken
auf sich auf alle Formen der „alternativen“ Musik, vom guten alten Rock
über Punk bis Independent-Zeug.
Was aktuell bei mir angesagt
ist, könnt ihr meinen „Top Five“ unter „Aktuelles“
entnehmen.
Meine CD des Jahres 2001
war eindeutig „JJ 72“ von der gleichnamigen Band. Ansonsten verfolge ich
den Weg von „World Party“ und „K´s Choice“ ganz besonders. Aber das
hat eigentlich nichts zu sagen – ich bin kein „Fan“ von irgendeiner Band.
Ich mag Bands mit hinter- und tiefgründigen Texten, die mehr zu bieten
haben als nur bass-lastige Scheiße oder „Komm hol Dein Lasso raus“-Gekreische.
Ich mag Gitarren-Songs, die von guten Stimmen untermalt sind. Techno-Stücke
krame ich nur in ausgewählten Momenten hervor, wenn sowieso schon
alles zu spät ist und mein Gehirn schon weich genug ist... Also ich
würd zum Beispiel nie auf die Love Parade gehen. Wenn Ihr Wiglaf
Droste und Co. gut zugehört habt und 1 und 1 zusammenzählen
könnt, dann wisst Ihr warum!
Meine letzten Konzerte (ab 1997) waren folgende:
1997:
Wolfgang Petry -
Januar 1997, Grugahalle Essen (ja, wirklich! Direkt in der 1. Reihe! Kultig!)
Element of Crime
- März 1997, Zeche Bochum
Fury in the Slaughterhouse
– Mai 1997, Arena Oberhausen
Herbert Grönemeyer
– Juni 1997, Ruhrstadion Bochum
1998:
Fury in the Slaughterhouse
– November 1998, T-Club Turbinenhalle Oberhausen
1999:
Element of Crime
- Mai 1999, Kulturfabrik Krefeld
2000:
The Smashing Pumpkins
– September 2000, Arena Oberhausen
Britney Spears –
Oktober 2000, Westfalenhalle Dortmund
K´s Choice (Vorband:
Novastar) – Oktober 2000, Live Music Hall Köln
The Corrs, David Gray
– 9. November 2000, Philipshalle Düsseldorf
Olaf
Henning ich
lege Wert auf die Ergänzung: FÜR DIE WAZ!!! - 15. Dezember
2000, Ruhr-Sporthalle Mülheim
Fury in the Slaughterhouse
– 17. Dezember 2000, Turbinenhalle Oberhausen
2001:
Seeed - Mai 2001,
Sommerfest, Universität Essen
ROCK
AM RING – Pfingsten (Juni) 2001 (u.a. mit Limp
Bizkit,
JJ 72,
K´s Choice, HIM, Manic
Street Preachers,
A-ha,
Alanis Morissette, Die Söhne
Mannheims,
Reamonn,
Kid Rock u.v.a.)
AC/DC, Die Toten Hosen
– August 2001, Müngersdorfer Stadion Köln
Travis (Vorband:
Turin
Brakes) – November 2001, Philipshalle Düsseldorf
2002:
Element
of Crime (Vorband: Tomte) - 19. März 2002, Zeche Bochum
Die
Toten Hosen (Vorband: Dover) - 26. April 2002, Westfalenhalle
Dortmund
Fury
in the Slaughterhouse (Vorband: Sonnit) - 5. Mai 2002, Westfalenhalle
2, Dortmund
Heather
Nova - 4. Juni 2002, Amphitheater Gelsenkirchen
Heather
Nova, Joy Denalane, Donots - 14. Juni 2002, MTV-Campus-Invasion,
Universität Essen
Liquido,
Overproof Soundsystem - 21. Juni 2002, Uni-Sommerfest, Universität
Essen
Fury
in the Slaughterhouse (Vorband: Gallop) - 22. November 2002,
Grugahalle Essen
Die
Toten Hosen (Vorband:
The Briefs) - 22. Dezember 2002, Arena
Oberhausen
2003:
Kettcar
(Vorband: Sometree) - 13. Januar 2003, Zakk Düsseldorf
Die
Ärzte - 4. März 2003, Kulturfabrik Krefeld
Tom
Liwa - 13. März 2003, Ringlokschuppen Mülheim
Coldplay
(Vorband: Feeder) - 3. April 2003, Philipshalle Düsseldorf
Herbert
Grönemeyer - 10. Mai 2003, Ruhrstadion Bochum
Rock
am Ring - Pfingsten (8./9.6.) 2003 (mit Metallica,
Marilyn Manson, Moby, Deftones, Queens of the Stone Age, Disturbed)
Wiglaf
Droste und das Spardosenterzett - 17. Juni 2003, Bar jeder Vernunft,
Berlin
Mia,
Kettcar, Blackmail, Mambo Kurt - 20. Juni 2003, Uni-Sommerfest,
Universität Essen
Die
Happy, Sincere - 11. Juli 2003, Essen.Original, Kennedyplatz Essen
Castle
Rock 4 -
12. Juli 2003, Schloss Broich, Mülheim (mit Subway
to Sally, The Crüxshadows, Secret Discovery)
Red
Hot Chili Peppers (Vorband: The Distillers) - 21. August
2003, Landschaftspark Nord, Duisburg
Die
Ärzte (Vorband:
Fettes
Brot) - 14. Dezember 2003, Arena Oberhausen
Helge
Schneider - 20. Dezember 2003, Stadthalle Mülheim
2004:
Wir
sind Helden (Vorband: Franz Ferdinand) - 11. März 2004,
Philipshalle Düsseldorf
Virginia
Jetzt! (Vorband: Subterfuge) - 19. Oktober 2004, KKC, Uni
Essen
Die
Fantastischen Vier (Vorband: Clueso) - 8. Dezember 2004,
Arena Oberhausen
Helge
Schneider - 18. Dezember 2004, Stadthalle Mülheim
Sportfreunde
Stiller (Vorband: Ash) - 21. Dezember 2004, Philipshalle
Düsseldorf
2005:
Jimmy
Eat World - 28. Februar 2005, Soundgarden Dortmund
The
Dresden Dolls (Vorband: The Surreal Funfair) - 5. März
2005, Gebäude 9 Köln
Kettcar
(Vorband: Miss Antarctica) - 30. März 2005, JZE Essen
Tocotronic
(Vorband: La Grand Illusion) - 2. April 2005, Zakk Düsseldorf
Farin
Urlaub Racing Team - 21. Mai 2005, Philipshalle Düsseldorf
Rock
am Ring - 3. bis 5. Juni 2005, Nürburgring
--- mit REM,
Green Day, Adam Green, Kettcar, Tomte, Tocotronic, Mando Diao, Die Toten
Hosen, The Hives, Wir sind Helden, Iron Maiden, Velvet Revolver, Maroon
5, Billy Idol, Incubus, Madsen, Feeder, Mardo, World Leader Pretend
---
New Model Army -
1. Oktober 2005, Mercury Lounge (New York)
Mambo
Kurt - 29. Oktober 2005, Schifferhaus Mülheim
Helge
Schneider - 17. Dezember 2005, Stadthalle Mülheim
2006:
Element
of Crime (Vorband: Home of the Lame) - 19. März 2006,
Palladium Köln
Rock
am Ring - 2. bis 4. Juni 2006, Nürburgring
--- mit Metallica,
Guns N'Roses, Depeche Mode, Placebo, Kaiser Chiefs, Franz Ferdinand, Sportfreunde
Stiller, Reamonn, The Darkness, The Dresden Dolls, Kaizers Orchestra, Corinne
Bailey Rae, Tomte, Paul Weller, David Gray, Morrissey, Nelly Furtado, Jamiroquai,
Bela B. ---
The
Strokes (Vorband:
Eagles
of Death Metal) - 26. Juni 2006, Palladium Köln
Die
Ärzte - 31. Dezember 2006, Rhein-Energie-Stadion Köln
2007:
Jan
Plewka - 27. Januar 2007, Ringlokschuppen Mülheim
Foo
Fighters (Vorband:
Sportfreunde
Stiller) - 28. Oktober 2007, Arena Oberhausen
Die
Ärzte - 16. November 2007, Westfalenhalle Dortmund
Sarah
Bettens - 8. Dezember 2007, Pulp Duisburg
2008:
Jan
Plewka - 28. Februar 2008, Grillo-Theater Essen
- Der Bericht
- Der Abend
- Die Playlist
Konzertbeginn: f
Ort: f
Eintrittskarte?:
f
Mitreisende: f
f
Die Ärzte - 31. Dezember 2006 - Rhein-Energie-Stadion, Köln... der dürfte nie vergehn!
- Der Bericht
- Der Abend
- Die Playlist
Der Kapuzenpulli war zwar nicht ganz billig, aber: EGAL!
Kurz vor dem Ende des "regulären" Teils...
Mit diesem Lied bin ich groß geworden. Ich habe es gehört, als ich zur Grundschule ging, ich konnte es längst auswendig in den Klassen fünf bis 13, in der Disko tanzte ich mit Vorliebe zu diesen Klängen (und so ist's übrigens auch heute noch), egal, wo ich bin - es ist immer dabei, ob im Discman oder Auto. Nur an einem Tag hörte ich "Zu spät" von den Ärzten noch nicht. Silvester.
Es ist 23.55 Uhr.
Auf der Videoleinwand erscheint das kleine "a" mit drei Punkten obendrauf, die für Farin, Bela und Rod stehen sollen. Mittendrin die Uhr. Die Sekunden verrinnen. Auf diesen Moment haben alle gewartet. Die Ärzte - für sie ist es das erste Silvester-Konzert ihrer 23-jährigen Band-Geschichte - die 45.000 Zuschauer in Köln, die Verkäufer, die Luft, der Wind, die Vögel. 37 Lieder und fast drei Stunden haben sie schon gespielt, heiser sind hier alle, aber müde keiner. Weiter, immer weiter. Doch jetzt, in diesem Moment, da kann nur ein Song kommen. Erste, kurze Gitarrentöne, jaaaa, Farins Stimme "Warum hast Du mir das angeta-ha-aaan..." Und 45.000 grölen: "ICH HABS VON EINEM BEKANNTEN ERFAHRN!" "Du hast jetzt einen neuen Freund..." undsoweiterundsoweiter... es ist so traumhaft, wieder singen alle jede Zeile, jeden Buchstaben, jedes Wort mit. Die Stimmung ist so gigantisch, alle Befürchtungen vor einer Woche, es könnte Schnee liegen, Minustemperaturen geben, regnen, stürmen - weggewischt. Ich habe einen sensationellen Platz, meine dicke Jacke liegt längst unter meinem Sitz verstaut, brauche ich nicht, mir ist warm genug, fünf Grad plus, mindestens, wahrscheinlich mehr, und jetzt läuft ZU SPÄT, das um kurz vor Zwölf, meine vorbereitete sms "Frohes Neues" an meine Freunde verschicke ich schon jetzt, mit dem Zusatz "Zu spät um Mitternacht - wie geil", singe mit, tippe ein, schaue an den Himmel, unfassbar. "EINES TAGES WERD ICH MICH RÄCHEN! ICH WERD DIE HERZEN ALLER MÄÄÄÄDCHEN BRECHEN!" Jaaaaaaaaaaa! "DANN BIN ICH EIN STAR, DER IN DER ZEITUNG STEHT!" Laaaaaaaaaaauter!!! "UND DANN TUT ES DIR LEID, DOCH DANN IST ES ZU SPÄT!" Noch ein paar Sekunden. 20, 15... Farin stoppt, in der Zu-spät-Melodie. "Und jetzt muss ich diesen Gag versaun. Denn jetzt fang ich an mit dem Countdown - fünf - vier - drei - zwei - eins - JAAA!" "Ärzte statt Böller" heißt das Programm, naja, ein paar Knaller donnern doch vom Stadiondach, aber es sei erlaubt, gehört jetzt dazu, bloß nicht übertreiben. Eine Minute dauert das Geknalle nur, gut so. Umarmen links, rechts, vorn, hinten, hab die Leute noch nie gesehen, werd sie nie wiedersehen, wurscht. "2007", brüllt Bela, "ich schenke Dir: Im Herbst eine neue Ärzte-Platte!" JAAAAA! Riesenjubel, das schönste Geschenk für alle. Die Mehrheit glaubte felsenfest, an diesem Tag das letzte Ärzte-Konzert zu sehen. "Frohes Neues", rufen die Drei, und um 0.03 Uhr spielen sie "Zu spät" gekonnt zu Ende. Große Momente. Große Augenblicke. Meine 27 Silvesterpartys davor - geschenkt. Ob ich in einer Disko war oder irgendwo bei irgendwem zu Hause, bei diesen Pflicht-Veranstaltungen mit "Dinner for one", Bleigießen, Saufen, Feuerwerk, Möchtegerngutelaune-Knaller, das habe ich alles vergessen, das ist sehr wenig im Vergleich zu diesem Ereignis. An diese Minuten werde ich mich auch noch erinnern, wenn mir mit 85 schon alle Zähne ausgefallen sind.
Im Block W5.
Was tun an Silvester? Diese
Frage stellt sich - Ihr wisst es alle - in jedem Jahr. Meist entscheiden
wir uns alle genau für die falsche Party... In unserer WAZ-ZOOM-Redaktion
(die Jugendseite der freien Mitarbeiter) haben wir auf unserer Silvesterseite
natürlich die Titelgeschichte "Sieben Gründe, warum die Silvesterparty
auch diesmal ein Flop wird" genannt. Mein Bruder verbringt den Jahreswechsel
stilecht in New York (die Sau!), das ist ja mal ein Highlight, aber für
mich zu teuer und im Moment absolut unrealistisch. Hmm... weitere gute
Freunde (Helmut/Tina, Ihr wisst, das Hochzeitspaar am VfL-gegen-Cottbus-Tag)
weilen in London - auch nicht schlecht, aber auch ,Mission Impossible'
für mich. Die meisten anderen Freundeskreise sind entweder in alle
Himmelsrichtungen verstreut (Aachen, Bergisches Land) oder schlicht auf
normalen, langweiligen Muss-Partys. Also entschied ich für mich am
29. Dezember: Also gut, dann feiere ich "allein", ersteigere eine Karte
bei ebay für das schon längst ausverkaufte "Ärzte statt
Böller"-Konzert in Köln. Silvester im Stadion des 1. FC Köln
zu verbringen - dafür kassiere ich bestimmt endlos Sprüche, aber
das macht mir nichts. Stehen oder sitzen? Naja, Konzert dauert bestimmt
lange, innen regnet es vielleicht, also sitzen. Und wo? "Businessseats
- sofort kaufen" - lautet das Angebot. Ich schlag zu. Weihnachtsgeld verpulvern.
Man gönnt sich ja sonst so selten etwas. Expressversand, liefern lassen,
klappt.
Block W5 also.
Fahrtstrecke rausgesucht,
Silvester ist es mittlerweile schon, schnell ausgedruckt, "1000 Tipps für
Auswärtsspiele" einstecken (für den Notfall), los um 18.15 Uhr.
Autobahn ist leer, die Partys laufen wohl schon längst. Parken klappt,
ein bisschen laufen, ein bisschen viel anstehen am Eingang, rein in den
Block. Platz gesucht, schnell gefunden. Jawoll, siebte Reihe, fast mittig,
unmittelbar zwischen den beiden Trainerbänken. Näher am Spielfeld
sind nur sechs Reihen. Was für ein Anblick. Die Bühne ist vor
der Kölner Stehplatztribüne aufgebaut, eine halbe Stunde vor
Konzertbeginn sind die Plätze und der Innenraum komplett voll. Ich
suche Sitz 23, neben mir sind alle schon da. "Hurraaaa", sagt eine Stimme,
"wir haben einen Nachbarn." Schnell vorgestellt, Silvester ist alles ungezwungen.
"Ich bin Andreas". Der erste heißt Frank, sieht aus wie Peter Skov-Jensen,
kommt aber aus Herford und ist Arminia-Bielefeld-Fan, daneben hocken haumichblau
und schlagmichtot, ein Pärchen aus Gütersloh, deren Namen ich
nicht verstehe. Macht auch nix. Sie sind zu dritt gekommen und hocken seit
18 Uhr im Stadion. Die Frau ist zur Fahrerin gelost worden, die beiden
anderen laufen ständig zum Bierstand (um es vorwegzunehmen: Sie haben
den Abend überlebt, was mich sehr verwundert hat). Ich bin in Gespräche
eingebunden, erfahre zwischendurch, dass es Franks Hobby ist, alte VW-Käfer-Modelle
zu reparieren, wir singen zusammen, wir feiern zusammen, unterhalten uns
mit den Leuten in Reihe acht (auch ebay-Käufer, eine ganze Gruppe
aus Berlin). Vor mir steht ein 16-jähriges Mädel, das ebenfalls
allein gekommen ist. Und... ey... drei Reihen vor uns und zwei Meter links...
das isser... der Andrack!! Harald Schmidts Edelhelfer ist mit Frau und
Töchtern aufgetaucht und geht während der dreieinhalb Stunden
richtig gut ab. Alles richtig gemacht. Silvester allein verbringen. Und
doch sind 44.999 andere dabei. Silvester ohne die Freunde sein. Und doch
mit Freunden anstoßen. Die anderen Silvesterleute werde ich niemals
wiedersehen. Und doch nie vergessen.
Das Konzert
Das Vorgeplänkel habe ich mir zum Glück geschenkt. "Erst", sagt Frank, "lief ,Dinner for one' auf der Leinwand, dann kam so ein Moderator und DJ und schließlich ein Akkordeonspieler, der die Ärzte-Song nachgemacht hat, eine Stunde lang." Er fands langweilig. In der halben Stunde, die mir bis Konzertauftakt noch bleibt, gibt es nichts zu sehen. "Böllern verboten" und "Feiern erlaubt" steht abwechselnd auf den Videowänden. Ja dann. Hab sowieso nix dabei. Das ist irre warm in diesem Stadion, hätte meine Jacke gar nicht gebraucht. Eben noch ausziehen, das Konzert wird geil genug. Gleich gehts los, gleich, gleich, gleich. Diese Momente, die Sekunden sind einfach himmlisch. Du weißt genau: Jetzt! Jetzt muss es doch eigentlich... Und dann: GEHT DAS LICHT AUS! Riesenjuuuuubel, Schreien, jawoll, das ist was Besonderes, das ist IRRE, das ist WUNDERBAR. Minuten vergehen in der Dunkelheit, als drei Schatten die Bühne entern und die ersten dadadadadadadadadadadadadadada harten Gitarrentöne von "Schrei nach Liebe" erklingen. DAS Anti-Nazi-Lied der Ärzte. DAS Lied, in dem das letzte Wort des Refrains ein gegröltes "Arschloch!" ist. Das darf natürlich die Menge brüllen (so gehört sich das) und parallel brennt auf den Anzeigetafeln ein Hakenkreuz. "Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe - ARSCHLOCH! ARSCHLOCH! ARSCHLOCH!" Das ist fulminant, das ist groß, das ist super, das ist die beste Band der Welt. 21.06 Uhr, sie hat jetzt schon gewonnen. Jan Vetter (alias Farin Urlaub), Dirk Felsenheimer (alias Bela B.) und Rodrigo Gonzales (er selbst) singen, spielen und erzählen. "So viele Leute waren noch nie auf meiner Silvesterparty", sagt Farin ergriffen - und es ist wirklich glaubhaft. Seit anderthalb Jahren haben sich die Ärzte nicht mehr in die Öffentlichkeit gewagt. Anderthalb! Jetzt das! Machen sie weiter? Hören sie auf? Ungeklärte Fragen! Jetzt ists wurscht, spielt! Eine La Ola geht durchs Stadion, aber nicht so fußballbillig mit Händen in der Höhe, sondern eine Schrei-La-Ola. Erst ist es still im Stadion, dann brüllt die eine Ecke - und so zieht sich der Schrei durch die Massen. Herrlich. Ich sitz schon lange nicht mehr. Sitzen ist fürn Arsch, und wenn es so ein gepolsterter Businessseat ist. Es wirkt, als haben sich die drei vor ein paar Tagen zusammengesetzt und alle Lieder notiert, die sie gern noch einmal live spielen würden. Eine großartig sinnvolle Reihenfolge ist dabei nicht herausgekommen. Altes, Neues, Bekanntes, weniger Bekanntes - ein bunter Mix aller 23 Arzt-Jahre wird geboten. Und von Minute zu Minute beeindruckt die textsichere Masse selbst die Drei auf der Bühne mehr. Auch jedes noch so alte Lied klingt so wunderbar 45.000fach. Zwei eigentlich weniger gute und weniger charterfolgreiche Stücke erweisen sich als absolut stadiontauglich. Belas Solo "Manchmal haben Frauen" mit dem Refrain "Manchmal, aber nur manchmal haben Frauen ein kleines bisschen..." klingt aus 45.000 Kehlen himmlisch laut - und Rodrigos Solo "Dinge von denen" mit den Zeilen "Das sind Dinge von denen ich GAR NICHTS WISSEN WILL" ist nicht leiser. Die Klassiker kommen alle. "Wie am ersten Tag" mit dem fantastischen Einstieg "HEY DU BLEIB STEHN!", natürlich die Nonsens-Stücke aus der Ärzte-Anfangsphase ("Teenager Liebe", "Zitroneneis", sehr gut: "Der lustige Astronaut"), Love-Songs mit Feuerzeug- und Wunderkerzen-Atmosphäre ("1/2 Lovesong", "Nichts in der Welt", "Mach die Augen zu") und auch politische Songs ("Friedenspanzer", "Deine Schuld"). Keine Zeit zum Luft holen, keine Zeit zum Verschnaufen, es geht weiter, weiter, weiter. Frank holt immer mal wieder Bier, geht auf Klo. Seine Schuld. Ich will jetzt hier nicht weg. Bei "Radio brennt" wird es besonders frech. In der Mitte des Stückes gibt es eine Zeile (Ärzte-Kenner, aufgepasst), die geht eigentlich so: "Sie spielten gerade Dein Lieblingslied: Geronimos Cadillac", das änderten die Ärzte in "Sie spielten gerade Dein Lieblingslied..." - und begannen dann gleich DREIMAL "Radio brennt" neu. Verstanden? Irre. Gepfiffen hat niemand. Die dürfen das. Wir findens gut. Auch die Laber-Attacken zwischendurch begeistern. Nur einmal verzetteln sich Farin, Bela und Rod - da wirds Bela zu bunt und er fordert: "Brüllt alle Farin zu: Halts Maul und spiel!" Und 45.000 brüllen: "HALTS MAUL UND SPIEL!" Weiter gehts. Um 23.05 Uhr verlassen die Ärzte die Bühne, nach zwei Stunden, das ist eigentlich normal, diesmal aber witzlos. "Wir haben ja", sagt Bela, "von Anfang an angekündigt, dass wir bis mindestens Zwölf bleiben! Aber wir kommen trotzdem erst raus, wenn Ihr alle Zugabe, Zugabe ruft!" Gesagt, getan, Stimmung ist immer noch gut, obwohl es inzwischen leicht regnet und den Innenraum leicht anfeuchtet. Macht nix. Insgesamt zweimal verschwinden die Ärzte kurz hinter der Bühne, "unterm Sauerstoffzelt", wie Bela sagt, denn: "Dies ist die längste Setlist, die wir in der Band-Geschichte geschrieben haben!" 40 Stücke stehen drauf, darunter auch das gecoverte "Müngersdorfer Stadion" von Jürgen Zeltinger. Die Ärzte auf Kölsch - noch so eine Premiere, diesmal aber wirklich sehr, sehr schräg und schief. Macht nix. Mitternacht rückt näher. Und näher. Und näher. Was fehlt noch? Na klar. "Westerland". Eben noch drauf gehofft - und schon: SPIELEN SIE ES. "Jeden Tag sitz ich am Wannsee..." - und ich hör gern zu. Dann wird es 23.55 Uhr.
Die Aftershow-Party
"Elke" ist das 40. und letzte Stück des Abends. Zuvor bedanken sich die Ärzte artig bei allen Helfern, die drei (!) Tage lang die Bühne und den Rest aufgebaut haben. Drei! "Elke - die fette Elke" - dabei gehen alle noch einmal so richtig ab, auch nach dreieinhalb Stunden. Gerockt haben wir alle. Stand auch so auf der Videoleinwand unmittelbar nach Ende des Songs "Unrockbar" ("IHR SEID GEROCKT!") 0.25 Uhr, das unvergessliche Silvesterkonzert der Ärzte ist vorbei, Ende, sie gehen von der Bühne. Frank kann inzwischen kaum noch stehen. "Kommt gut nach Hause", sage ich zu allen und spaziere Richtung Auto. Schnell noch eine türkische Pizza kaufen (Hunger!), sms lesen und selbst verschicken, 0.50 Uhr: zurück auf der Autobahn. Die selbst gebrannte Best-of-Ärzte-CD liegt natürlich längst bereit, und das erste Lied, das ich mir anhören muss, ist natürlich "Zu spät". Eben habe ich es noch gehört, eben, gerade, vor nur wenigen Momenten, live, um Mitternacht. Es ist 2007 jetzt, nicht mehr 2006. Im einen Jahr losgefahren, im nächsten angekommen. Eigentlich brauche ich die Ärzte jetzt nicht mehr sehen. Ich habe sie live vor 500 Zuschauern gesehen bei einem geheimen Klub-Konzert, habe sie live in einer mittelgroßen Arena gesehen, bei einem Konzert, das hinterher live auf DVD erschienen ist - und nun Silvester. Beide - also Farin und Bela - sah ich auch schon solo. Alles, was jetzt kommt, ist schlechter. Ach wisst Ihr was: Für "Zu spät" würde ich trotzdem immer wieder hingehen. Und die anderen 250 Songs kann ich doch auch auswendig. Sind einfach irre Typen. Die Autobahn ist leer. Kurz vor Leverkusen Blaulicht. Fünf Autos sind ineinander gerast. Kurz abbremsen - und dann mit 130 km/h auf die Überholspur. In meiner Stammkneipe "Zum Schrägen Eck" mit all den Stammgästen, die mich sonst mit Würfelspielen, Dartpfeilen oder Billardvarianten von harten Arbeitstagen ablenken, anstoßen, vom Konzert erzählen und im Hintergrund "Kayleigh" von Marillion hören. Bleiben bis 2.30 Uhr, danach völlig kaputt und - ja - doch ein wenig heiser die letzten paar Meter nach Hause tuckern, ins Bett fallen. Glücklich.
Ich wünsche mir, dass dieser Tag, diese Stimmung, diese Laune, diese Ansammlung an Emotionen, niemals endet. So ein Fazit ist gewiss das größte Kompliment für eine Silvesterparty.
Am Ende, ganz am Ende, schon im Jahr 2007 verabschieden sich (v.l.) Farin Urlaub, Bela B. und Rodrigo Gonzales
WEITERE ÄRZTE-LINKS:
4. März 2003Konzert
unter dem Namen "Nackt unter Kannibalen" vor ein paar Hundert in der Krefelder
Kulturfabrik
14. Dezember 2003Konzert
in der Arena Oberhausen - wurde auf DVD aufgenommen
21. Mai 2005 Farin
Urlaub "solo" in der Philipshalle Düsseldorf
Der Abend, kurz vor Beginn: "Feiern erlaubt" steht auf der Anzeigetafel. Noch ist alles dunkel!
Konzertbeginn: Auf
der Eintrittskarte, im Internet, wo auch immer, stand: Einlass 17 Uhr,
Beginn 21 Uhr. So war das auch. Ich überlegte nicht lange, ob ich
mit dem Zug oder mit dem Auto fahren möchte. Die Bahn kam aus mehreren
Gründen nicht in die Tüte. Erstens: Wie komme ich unfallfrei
hin?, zweitens: Ist zu kompliziert in Köln, dauert sehr, sehr lange
bis zum Stadion, drittens: ungewisse Situation nach Konzertende, viertens:
lange Wartezeit auf den Regionalexpress. Also mit dem Smart. Ich verließ
Mülheim um 18.15 Uhr, über die A3 Richtung Köln/Frankfurt
bis "AK Leverkusen", dann über die A1 Richtung Koblenz bis "Köln-Lövenich".
500 Meter davon entfernt liegt das Rhein-Energie-Stadion. Ich erreichte
den Parkplatz P1 nach einem kurzen Stau gegen 19.20 Uhr. Von dort musste
ich noch zehn Minuten laufen. Um 19.30 Uhr - fester Sitzplatz - dachte
ich mir, ich konnte im Gedenken an "Rock am Ring" eine gefüllte Pizza
gönnen, um dann gegen 19.45 Uhr festzustellen, dass alle Eingänge
hemmungslos verstopft sind. Die Wartezeit betrug 45 (!) Minuten. Um 20.30
Uhr nahm ich auf meinem Businessseat Platz - wirklich optimale Sicht auf
die Bühne (siehe Fotos). Das "Vorprogramm" war - wie ich mich aufklären
ließ - wohl nicht so der Brüller. Bis 18 Uhr passierte nichts,
dann kam "Dinner for one" (bis 18.30 Uhr), schließlich Party-Musik
von einem DJ und von 19.30 Uhr bis 20.30 Uhr ein Akkordeonmann, der berühmte
Ärzte-Melodien nachspielte. Der erste Ärzte-Teil dauerte von
21 bis 23.05 Uhr, danach verließen die Jungs noch zweimal die Bühne
und unterbrachen "Zu spät" um 23:55:55. Das endgültige Konzertende:
0.20 Uhr, danach liefen Partykracher wie "I'm easy", "Thunderstruck" und
"Hells Bells". Der Großteil verlegte die After-Show-Party in die
Kölner Altstadt. Ich lief zum "P1", war um 0.50 Uhr back auf der Autobahn
- und um 1.45 Uhr in meiner Stammkneipe "Zum Schrägen Eck".
Ort: Das "Rhein-Energie-Stadion"
in Köln - hieß früher mal "Müngersdorfer Stadion",
wurde dann aber umbenannt. Seit dem Umbau war ich noch nicht hier, sieht
echt nett aus, werde auch mal Fußball hier gucken, obwohl es noch
etwas dauern kann, bis der FC wieder in der 1. Bundesliga spielt... Es
kamen 45.000 Zuschauer.
Eintrittskarte?:
Da ich mich sehr kurzfristig am 29. Dezember entschied, zum Ärzte-Konzert
zu fahren, ersteigerte ich eine Karte bei ebay für 60 Euro und ließ
sie mir per Express zuschicken. Ich hatte die Wahl: Um einen Stehplatz
in der hintersten Ecke mitbieten - oder einen Businessseat für viel
Geld "sofort kaufen". Ich gönnte mir was...
Mitreisende: Niemand,
aber 44.999 Mit-Partygäste würde ich nicht als "niemand" bezeichnen.
Die Leute links, rechts und hinter mir lernte ich auch flugs kennen. Ein
Gruß geht an Frank aus Herford, mit dem ich mich dreieinhalb Stunden
lang prächtig unterhielt. Die Ärzte-Fans kamen übrigens
aus ganz Deutschland. Hinter mir standen Berliner. Prominentester Businessseater:
Herr Andrack, der Helfer von Harald Schmidt.
Der Abend, die Mitreisenden: 45.000 Ärzte-Fans im Kölner Stadion, hier ein Blick auf Innenraum und Gegentribüne
DIE PLAYLIST
(genau so ist's gewesen):
Keine Sorge: Das habe
ich mir nicht alles selbst gemerkt oder notiert: Unterstützung fand
ich auf diversen Internet-Blog-Seiten
1) Schrei nach Liebe (vom
Album "Die Bestie in Menschengestalt" / 1993)
2) Ein Lied für dich
(vom Album "13" / 1998)
3) Du willst mich küssen
(vom Album "Im Schatten der Ärzte" / 1985)
4) Bravopunks (vom Album
"5, 6, 7, 8 - Bullenstaat!" / 2001 +++ wird nur über Fanklubs und
bei Konzerten verkauft)
5) Hurra (vom Album "Planet
Punk" / 1995)
6) Außerirdische (vom
Album "Das ist nicht die ganze Wahrheit" / 1988)
7) Ignorama (vom Album "13"
/ 1998)
8) Komm zurück (vom
Album "Das ist nicht die ganze Wahrheit" / 1988)
9) Wie am ersten Tag (vom
Album "Die Ärzte" / 1986)
10) Deine Schuld (vom Album
"Geräusch" / 2003)
11) Yoko Ono (vom Album
"Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer" / 2000)
12) Teddybär (auf dem
Album "Die Ärzte früher" zu finden / 1982+1983 +++ ORIGINAL:
EP "Zu schön, um wahr zu sein"/1983)
13) 1/2 Lovesong (vom Album
"13" / 1998)
14) Friedenspanzer (vom
Album "Die Bestie in Menschengestalt" / 1993)
15) Der Graf (vom Album
"13" / 1998)
16) Radio brennt x3 (vom
Album "Ist das alles?" / 1987)
17) Rettet die Wale (B-Seite,
CD "Bäst of" / 2006)
18) Blumen (vom Album "Das
ist nicht die ganze Wahrheit" / 1988)
19) Nichts in der Welt (vom
Album "Geräusch" / 2003)
20) Omaboy (vom Album "Die
Bestie in Menschengestalt" / 1993)
21) Schunder-Song (vom Album
"Planet Punk" / 1995)
22) Punkbabies (vom Album
"5, 6, 7, 8 - Bullenstaat!" / 2001 +++ wird nur über Fanklubs und
bei Konzerten verkauft)
23) Manchmal haben Frauen
(vom Album "Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer" / 2000)
24) Zitroneneis (auf dem
Album "Die Ärzte früher" zu finden / 1982+1983 +++ ORIGINAL erschienen
auf dem Sampler "Ein Vollrausch in Stereo"/1982)
25) Wie es geht (vom Album
"Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer" / 2000)
26) Rebell (vom Album "13"
/ 1998)
27) COVER von Jürgen
Zeltinger "Müngersdorfer Stadion" (Melodie von Ramones "Rockaway Beach"
COVER
28) Ist das alles? (vom
Album "Die Ärzte" / 1986)
29) Geisterhaus (vom Album
"Geräusch" / 2003)
30) Mysteryland (vom Album
"Die Ärzte" / 1986)
31) Der lustige Astronaut
(auf dem Album "Die Ärzte früher" zu finden / 1982+1983 +++ ORIGINAL:
EP "Uns geht's prima"/1983)
32) Teenager Liebe (auf
dem Album "Die Ärzte früher" zu finden / 1982+1983 +++ ORIGINAL:
EPs "Zu schön, um wahr zu sein"/1983 und "Uns geht's prima"/1983)
33) Dinge von denen (vom
Album "Geräusch" / 2003)
34) Mach die Augen zu (vom
Album "Die Bestie in Menschengestalt" / 1993)
35) Rock Rendezvous (vom
Album "Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer" / 2000)
36) Unrockbar (vom Album
"Geräusch" / 2003)
37) Westerland (vom Album
"Das ist nicht die ganze Wahrheit" / 1988)
38) Zu Spät (vom Album
"Debil" / 1984)
39) Dauerwelle vs. Minipli
(vom Album "Le Frisur" / 1996)
40) Elke (vom Album "Das
ist nicht die ganze Wahrheit" / 1988)
Das erste Foto des Abends: Mit "Schrei nach Liebe" geht es los!
Übersicht:
Sampler "Ein Vollrausch
in Stereo" (1982) = 1 (zu finden auf "Die Ärzte früher" / 1989)
EP "Zu schön um wahr
zu sein" (1983) = 2 (zu finden auf "Die Ärzte früher" / 1989)
EP "Uns geht's prima" (1983)
= 1 (zu finden auf "Die Ärzte früher" / 1989)
"Debil" (1984) = 1
"Im Schatten der Ärzte"
(1985) = 1
"Die Ärzte" (1986)
= 3
"Ist das alles?" (1987)
= 1
"Das ist nicht die ganze
Wahrheit" (1988) = 5
"Die Bestie in Menschengestalt"
(1993) = 4
"Planet Punk" (1995) = 2
"Le Frisur" (1996) = 1
"13" (1998) = 5
"Runter mit den Spendierhosen,
Unsichtbarer!" (2000) = 4
"5, 6, 7, 8 - Bullenstaat!"
(2001) = 2
"Geräusch" (2003) =
5
"Bäst of - B-Seiten"
(2006) = 1
COVER = 1
Der Traum
- Der Bericht
- Der Abend
- Das
Interview
- Die Playlist
... das Lied "Unten am Hafen" !
Helau, ist das ein witziger
Typ. Ein kurzes Interview, eins der kürzesten in meinem kurzen Journalistenleben
(siehe unten), und doch prägnant,
präzise, künstlerisch. Erste Etage im Schuppen, eine halbe (!)
Stunde vor dem Auftritt. Nur eine halbe Stunde!! Es ist ein WAZ-Termin,
und doch: Das muss auch ein Eintrag in meinem Konzertblog sein.
Ohne Frage. "Jan Plewka singt Rio Reiser" - ein Experiment, ein Projekt,
ein gewagtes. Gehen da auch in Mülheim Leute hin? In der Ankündigung
des Ringlokschuppens steht, dass die "Veranstaltung" in Hamburg stets ausverkauft
ist. Und im Ruhrpott? Es sind nicht nur Mülheimer da. Autos aus Wesel,
Oberhausen, Duisburg, Essen, Krefeld, ja sogar Köln stehen auf dem
nicht einmal komplett gefüllten Parkplatz. Das Licht geht aus, Sitzplatz
in der fünften Reihe, gespannte Erwartungen, 300 Leute sehen zu.
Lied eins: Stiller Raum
HALLO, LICHT!! Nichts kommt. Wo sind die Musiker, die sonst unter Getöse
auf die Bühne stürmen? Nirgendwo. Es krächzt und krakselt
im Lautsprecher, eine Stimme: "Stiller Raum, stille Nacht, alles schläft,
ich bin wach". Ist das Rios Stimme? Nein, das ist Plewka, muss Plewka sein.
Unverkennbar der ehemalige Selig-Sänger, der einst "Ohne dich" ins
Mikro brüllthauchte (geht Beides, hörts Euch an) und - nicht
zu vergessen - "Ist es wichtig". Selig war in wie Wir sind Helden heute
- und dann auch ganz schnell wieder weg vom Fenster. Mit kleineren Projekten
hält sich Plewka, 36 inzwischen, über Wasser. Wie heute. Stiller
Raum ist ein großartiger Auftakt. Ohne Instrumente. Nur eine Stimme.
"Darauf hat die Band viel Wert gelegt, also auf die Stille, dass keiner
mehr rein und raus rennt", flüstert ein Mitarbeiter des Schuppens.
Klasse.
Lied zwei: Halt Dich
an Deiner Liebe fest und Lied drei: Mein Name ist Mensch Okay, Licht
geht an. Wie sieht die Bühne denn aus? Plewka trägt einen weißen
Schal, ein weißes Hemd. Auf der Bühne steht eine rote Couch,
rund um die Musiker der "Schwarz-Roten Heilsarmee" stehen Unmengen an Instrumenten,
die ich gar nicht alle benennen kann. Gitarren en masse, ein großes
Klavier, ein Akkordeon, Blasinstrumente undundund...
Lied vier: Keine Macht
für Niemand Was ist das denn? Das Licht geht wieder an, bei Ton
Steine Scherbens "Keine Macht für Niemand". HALLOOOO!!! Fehler im
System? Nein, hier ist nichts falsch. Das ist gewollt. Keine Macht für
die Musiker. Kein Licht auf die Musiker. Den Nebenmann angucken. Sich fragen,
was denn hier abgeht. Rio, so hat Plewka im Gespräch gesagt, war sein
Mentor. Er hat jeden Song behutsam ausgesucht und sich mit Lust etwas Besonderes
ausgedacht. Kein Konzert - eine Konzertperformance ist es.
Lied fünf: Der Rauchhaus-Song
Beim fünften Song ists ganz klar. Alle Bandmitglieder hocken sich
in einen Halbkreis um eine Lampe. Sonst ist es ganz dunkel im Saal. Ein
simuliertes Lagerfeuer. Mit Akustikgitarre, Rassel, Geige und Handtrommel
spielen die Jungs den "Rauchhaus-Song", der mit dem tollen Satz beginnt
"Der Mariannenplatz war blau, so viel Bullen waren da". Es ist wie eine
Hausbesetzer-Szene aus den 70ern. Und als alle Mülheimer textsicher
mitgrölen "DAS IST UNSER HAUS!", da muss sogar Plewka schmunzeln.
Das hatte er wohl nicht erwartet.
Lied sechs: Der Turm
stürzt ein Keine Zeit zum Verschnaufen - schnell applaudieren,
s' wird wieder hell, doch es bleibt unplugged. Nächster Song ist "Der
Turm stürzt ein", und die Band marschiert durch die Reihen. Jetzt
versteht jeder, warum die Stühle so großzügig hintereinander
stehen, mit viel Platz. "Wir sammeln für einen guten Zweck", schickt
Plewka vorneweg und hält einen Hut in die Menge. "Für Bier",
schickt er ran. Glaube ich. Wie auch immer. Noch so eine spannende Idee.
Das Publikum schaut angestrengt, aber doch hingerissen. Der NRZ-Kollege
meint: "Also hier würden die Grünen bei einer Wahl die absolute
Mehrheit erringen. Direkt danach die Linkspartei."
Das weitere Konzert:
Der Rest der 110 Minuten fliegt vorbei, mit weiteren ausgefallenen Ideen.
Am Ende des siebten Stücks ("Irrenanstalt") verlässt er den Schuppen
rennend durch den Notausgang. Ganz klar: Auf der anderen Seite kommt er
wieder. Nur: wann? Natürlich pünktlich zum nächsten Stück
"Lass uns n' Wunder sein", diesmal mit roter Hose. Viele Ton-Steine-Scherben-Stücke
waren's bisher, Plewka bewegt sich also sogar ein bisschen in der Nähe
der Reiserschen Biografie. Allerdings teilt er das dem Publikum nicht mit.
Die Presseleute kennen die Hintergründe seiner Reiser-Affinität,
den Zuschauern bleiben sie verborgen. Plewka beschränkt sich auf den
Gesang. Konzentriert sich auf die Songs. Heute kommt nicht "König
von Deutschland", Reisers charterfolgreichster und fetenhitskompatibelster
Song. "Unten am Hafen", Stück neun, ganz fantastisch. Die Band verlässt
die Bühne, lässt es fumpen und trinkt n' Bier, Plewka schmeißt
sich auf die Couch, nimmt ein Akkordeon, und singt "Unten am Hafen". So
schön. So fantasievoll. "Übers Meer" spielen wieder alle, die
Gedanken gehen an die Grönemeyer-Version auf der "Rio Reiser Tribute"-Seite.
"Tag für Tag geht an uns vorbei..." sind die ersten Zeilen in diesem
traurigen Lied... Bei Song zehn ("Land in Sicht") holt Plewka eine Frau
aus dem Publikum auf die Bühne (Kommentar des NRZ-Kollegen: "Warum
nimmt er die? Es sind viel Hübschere da!") und schmeißt sich
am Songende ganz wild auf sie. Knutschen sie? Oder nicht? Diese Frage bleibt
unbeantwortet. "Schritt für Schritt ins Paradies", "Zauberland", "Für
immer und dich" (mit Textpassage auf Italienisch) - so gehts weiter. "Der
Traum ist aus", ganz toll, vielleicht der beste Reiser-Text. "Ich hab'
geträumt, der Winter wär vorbei. Du warst hier und wir waren
frei. Und die Morgensonne schien. Es gab keine Angst und nichts zu verlieren,
es war Friede bei den Menschen und unter den Tieren. Das war das Paradies.
Der Traum ist aus! Aber ich werde alles geben, dass er Wirklichkeit wird."
Allein am Klavier spielt Plewka "Wenn ich mir was wünschen dürfte"
und nach "Junimond" ist Schluss. Es heißt ja auch passend mehrere
Sekunden lang "Bye Bye" - die Band winkt, die Zuschauer winkt, spitzespitzespitze,
klatscht, der NRZ-Kollege schaut kritisch: 20 Euro und erst genau anderthalb
Stunden sind 'rum. "Interessant", sagt er über den Abend. Politisch
liegt er eben nicht auf der Scherben- und Reiser-Welle und nimmt provokativ
auch schon 'mal das Wort "Zecken" in den Mund.
Zugaben Aber keine
Sorge - Zugaben kommen bestimmt. Darauf freut sich auch Herr Schiemann,
ein Mülheimer Künstler, der direkt vor mir sitzt. Bei "Alles
Lüge" steht nach Aufforderung das komplette Publikum, auch bei "Herbst"
und den anderen Zugaben. "Keine Macht für Niemand" und (Plewka: "Unser
Lieblingslied") "Der Turm stürzt ein" kommen noch ein zweites Mal,
die Mülheimer lassen Plewka und Band nicht gehen. Und wenn 100 der
300 Mülheimer "Die letzte Schlacht gewinnen wir" brüllen, dann
kann Plewka nichts falsch gemacht haben. "Nach Hause" heißts zum
Schluss (nein, nicht das Frank-Zander-Hertha-Lied), Plewka sagt: "Es war
wunderschön hier", während des Songs schüttelt er Hände
des Publikums, bittet die Zuschauer raus, es ist klar: Schluss jetzt. Nach
110 Minuten.
Puff. Kein "König von
Deutschland". Ein etwas anderes Konzert, ein etwas anderer Abend. Einer,
der nur auf kleinen Bühnen funktioniert, vor einer geringen Zuschauermenge.
Heute Mittag war Bochum, war das Mainz-Spiel,
das Fürchterliche, die schlechte Laune. Danach noch kurz für
die WAZ zum Badminton. Und jetzt das. Es gibt 1000 Überschriften für
diesen Abend. "Die letzte Schlacht". Nee. Irgendwas mit "Keine Macht",
"Scherben", "Rio" oder so. Nee. Wie wärs mit "Der Traum"? Ja, das
ist es, das nehme ich. "Der Traum", in den uns Plewka und die Band entführten.
Der Traum der politischen End-60er und 70er, von Berlin-Kreuzberg, besetzten
Häusern undsoweiter. "Der Traum" eines unbeschreibbar linken Abends.
Ein Beispiel: Auf dem Tisch im Schuppen-Foyer liegen aktuelle "taz"-Ausgaben,
das Publikum ist zweifellos alternativ. "Aber ich werde alles geben, dass
er Wirklichkeit wird". Aus ist dieser Traum noch nicht.
Meine WAZ-Berichte zum Abend "Jan Plewka singt Rio Reiser"
WAZ / 29.1.2007
Ein Traum vom Hafen
übers Meers der Scherben
Jan Plewka bot eine Konzert-Performance
Dieser Moment ist bei jedem
Konzert magisch. Das Licht geht aus - spannende Erwartungen. Jan Plewka,
Ex-Sänger von Selig, trägt im Schuppen Rio-Reiser-Lieder vor.
Was verbirgt sich dahinter?
Es ist dunkel. Kein Musiker
steht auf der Bühne. Plötzlich eine Stimme. "Stiller Raum, stille
Nacht, alles schläft, ich bin wach", singt Plewka. Ohne Instrumente.
Nur jeweils ein Lautsprecher ist eingeschaltet. Spiel mit Stereo. Stiller
Raum.
Es ist der atemberaubende
Auftakt für 300 Zuschauer, die sich sofort verzaubern lassen. Die
kein Konzert erleben, sondern eine manchmal anstrengende Konzert-Performance.
Plewka und seine Band "Schwarz-Rote Heilsarmee" bieten ein Instrument-Feuerwerk,
mit Akustik-, E- und Bassgitarre, Geige, Klavier, Schlagzeug, Blasinstrumenten
und mehr - herrlich. Jeder Song ist ein eigenes Theaterstück. Bei
Ton Steine Scherbens "Rauchhaus-Song" verbreitet die Band Lagerfeuer-Romantik,
sitzt im Halbkreis auf der Bühne, spielt unplugged. Einen Song später
("Der Turm stürzt ein") marschiert die Band durch die Reihen, begrüßt
die faszinierten Zuschauer. Lied acht auf der Setlist ist "Unten am Hafen".
Plewka legt sich allein auf die rote Couch, nur mit Akkordeon in der Hand.
Augen schließen und an die See denken.
Es ist ein Streifzug durch
Rio Reisers Biografie. Zwölf der 23 Songs sind aus der Ton-Steine-Scherben-Zeit,
von "Keine Macht für niemand" über "Die letzte Schlacht gewinnen
wir" bis zum fantastischen "Der Traum ist aus". Plewka redet zwischendurch
ganz wenig. Die Textzeilen genügen. In "Land in Sicht" heißt
es: "Und die Tränen von gestern wird die Sonne trocknen". Für
ein Poesiealbum fast verschenkt.
Still ist am Ende nichts
mehr. Nach 110 Minuten gibt's Ovationen. Zu Recht.
GUTEN MORGEN
Idole
Eine halbe Stunde noch bis
zum Konzert. Jan Plewka sitzt mit seiner Band in der ersten Etage des Schuppens,
isst etwas Leichtes vom Buffet. Ein kurzes Gespräch hat er erlaubt.
Warum singt er Rio-Reiser-Lieder? "Er war mein Mentor", sagt Plewka. "Am
Lagerfeuer haben wir Rio-Lieder gespielt." Wie war die Zeit mit Selig,
seiner großen Band: "Vier Jahre totaler Wahnsinn. Wie ein Surfer
auf der großen Welle. Kurz bevor wir wieder am Strand waren, haben
wir aufgehört." Hat er Rio Reiser persönlich kennengelernt? "Ich
hätte, hatte aber Angst. Du weißt ja: Never meet your idols."
Treffe niemals deine Idole. Mist. Ich hab' eins interviewt.
ANMERKUNG: "Guten Morgen"
heißt die zweispaltige Notiz auf der Lokalteil-Titelseite, die jeden
Tag erscheint und redaktionsintern "Spitze" genannt wird! Jeder darf seinen
Senf dazu beitragen! Der Inhalt? Ganz kleine Alltagsgeschichte plus Pointe...
Konzertbeginn: Eigentlich
20 Uhr. Plewka eröffnete mit "Stiller Raum" fünf Minuten später
das Programm. Wir erschienen (siehe unten) um 19.30 Uhr zum Pressegespräch
im Schuppen. Die erste Runde dauerte bis 21.37 Uhr, die Zugaben bis 21.55
Uhr - insgesamt 110 Minuten, ordentliche Länge.
Ort: Ringlokschuppen
in Mülheim. Der gute alte Schuppen, seit Jahrzehnten nicht mehr im
Zugbetrieb - inzwischen in drei Teile gegliedert und ein Kulturzentrum
mit etlichen Angestellten. Ganz rechts steht eine von Mittwoch bis Sonntag
geöffnete Kneipe - seit dem Umbau vor zwei oder drei Jahren aber eher
exklusiv und auf höherem Niveau. In der Mitte steht die Disco, die
nicht mehr die Teens anspricht, sondern ein spezielleres Publikum (gut
gehen die Partys "Wilde 30" für die dementsprechende Generation und
"Cruise+Queer"). Ganz links der Theater-/Konzertbereich mit anspruchsvollen
Eigenproduktionen, aber auch Konzerten (Plewka) und Kabarettabenden (u.
a. Hagen Rether).
Eintrittskarte?:
Pressetermin, also frei. Hätte sonst 20 Euro an der Abendkasse und
16 Euro im Vorverkauf gekostet.
Mitreisende: NRZ-Kollege
Waldhelm. Wie der Abend zu Ende ging? Selbstverständlich im "Schrägen
Eck"...
Gesprächssituation:
Am Nachmittag hatte mein
NRZ-Kollege A. Waldhelm um ein Pressegespräch gebeten - mit Erfolg.
Um 19.30 Uhr - 30 Minuten vor Konzertbeginn - trafen wir im Ringlokschuppen
ein und wurden in die erste Etage des Restaurantteils geführt. Dort
saßen Plewka und seine Band "Schwarz-Rote Heilsarmee" und verspeisten
noch eine Kleinigkeit. Plewka gewährte uns ein kurzes, aber spannendes
Interview.
Frage: Vielen Dank,
dass Du Dir Zeit nimmst. Du bist 1970 geboren - also noch relativ jung.
Wie bist Du auf Rio Reiser gekommen?
Jan Plewka: Durch
meine Jugend. Rio Reiser war mein Mentor, am Strand, am Lagerfeuer haben
wir Rio-Lieder gesungen.
Frage: Hast Du Rio
Reiser selbst auch mal live gesehen?
Plewka: Live gesehen
ja, ich hätte ihn auch mal treffen können, (überlegt)
aber
ich hatte Angst davor, meinen Helden zu treffen, weil er sich als etwas
Anderes hätte entpuppen können. Du weißt ja: Never meet
your idols.
Frage: Wie denkst
Du an die Zeit bei Selig zurück?
Plewka: Das war eine
Superzeit, vier Jahre totaler Wahnsinn. Aber das hat dann weder der Körper
noch der Geist mitgemacht. Wir waren wie ein Surfer auf einer großen
Welle. Kurz bevor wir wieder am Strand angekommen sind, haben wir aufgehört.
Frage: Hören
wir heute auch Lieder aus der Ton Steine Scherben-Zeit von Rio Reiser?
Plewka: Ja, wir hören
sogar mehr Lieder aus der Scherben-Zeit.
Frage: Im Selig-Lied
"Ohne Dich" gibt es die Zeile "Wer auch immer Dir jetzt den Regen schenkt,
ich hoffe es geht ihm schlecht". Wie bist Du darauf gekommen?
Plewka:(überlegt)
Mit
meiner damaligen Freundin bin ich nach Hamburg-Barmbek gezogen und abends
spazieren gegangen. Als es dann anfing zu schneien, habe ich - wie man
das macht - "Diesen Schnee schenke ich Dir" gesagt. Dann war Schluss mit
der Freundin und ich habe das Lied geschrieben. "Schnee" habe ich gegen
"Regen" getauscht, weil das ja auch Kokain sein könnte...
Schlusssatz: Vielen
Dank für das Gespräch.
Plewka: Bleibt Ihr
auch hier?
Antwort: Was für
eine Frage! Wir haben uns um den Termin gerissen.
Plewka: Dann viel
Spaß!
Das Ende:
NRZ-Kollege Waldhelm
ließ sich noch eine Selig-CD signieren...
DIE PLAYLIST (genau so ist's gewesen):
1) Stiller Raum (Rio Reiser)
2) Halt Dich an Deiner Liebe
fest (Ton Steine Scherben)
3) Mein Name ist Mensch
(Ton Steine Scherben)
4) Keine Macht für
Niemand (Ton Steine Scherben)
5) Der Rauchhaus-Song (Ton
Steine Scherben)
6) Der Turm stürzt
ein (Ton Steine Scherben)
7) Irrenanstalt (Rio Reiser)
8) Lass uns n' Wunder sein
(Ton Steine Scherben)
9) Unten am Hafen (Rio Reiser)
10) Übers Meer (Rio
Reiser)
11) Land in Sicht (Ton Steine
Scherben)
12) Schritt für Schritt
ins Paradies (Ton Steine Scherben)
13) Zauberland (Rio Reiser)
14) Für immer und Dich
(Rio Reiser)
15) Der Traum ist aus (Ton
Steine Scherben)
16) Wenn ich mir was wünschen
dürfte (Rio Reiser)
17) Junimond (Rio Reiser)
1. Zugabenrunde:
18) Alles Lüge (Rio
Reiser)
19) Herbst (Rio Reiser)
2. Zugabenrunde
20) Der Turm stürzt
ein (zum zweiten Mal, immer noch Ton Steine Scherben)
21) Keine Macht für
Niemand (zum zweiten Mal, immer noch Ton Steine Scherben)
3. Zugabenrunde
22) Die letzte Schlacht gewinnen
wir (Ton Steine Scherben)
23) Nach Hause (Rio Reiser)
ZUSAMMENFASSUNG
12 x Ton Steine Scherben
11 x Rio Reiser
Delicious
- Der Bericht
- Der Abend
- Die
Playlist
folgt
DAVE GROHL (38) bei Wikipedia:
Er war Mitglied der Bands
"Scream" (Hardcore-Punk), "Nirvana" (Grunge), "Queens of the Stone Age"
(Stoner-Rock) und ist seit 1995 Sänger und Gitarrist der "Foo Fighters",
die er selbst gegründet hat. Obwohl er nur live für manche Songs
hinters Schlagzeug steigt, sieht er sich immer noch in erster Linie als
Drummer. Er ist für seine kraftvolle und präzise Art zu spielen
bekannt, was ihm den Ruf einbrachte, einer der aktuell besten Rockdrummer
der Welt zu sein. Sein großes musikalisches Vorbild ist der 1980
verstorbene Led-Zeppelin-Drummer John Bonham.
Die Nirvana-Zeit
1990 ersetzte Grohl bei
der Grunge-Band Nirvana den Drummer Chad Channing und nahm gemeinsam mit
Kurt Cobain und Krist Novoselic 1991 das legendäre Album "Nevermind"
auf (u. a. mit "Smells like teen spirit"). "Nevermind" ist eins der erfolgreichsten
Rockalben aller Zeiten und "Smells like teen spirit" der meistgespielte
Rocksong der 90er Jahre.
Nach dem Tod Cobains am
5. April 1994 beschloss Grohl, eigene Songs aufzunehmen. Nirvana (ebenfalls
Wikipedia) stehen allgemein für eine "Rock'n'Roll-typische Ablehnung
aller gesellschaftlichen Werte und Zwänge" (sagt Michael Sailer/WOM).
Nirvana versuchten oft, mit den herrschenden Konventionen im Musikgeschäft
zu brechen und sich als Antiheld zu inszenieren. Das Auftreten Nirvanas
wurde mit jeder Wiederholung bestimmter Showelemente mehr in Szene gesetzt
und ließ die Band selbst inszeniert erscheinen. Der Zweispalt ist
auch ein Grund für die Suizidentscheidung Kurt Cobains. Musikalisch
(charakteristisch war der kombinierte Wechsel zwischen lauten und leisen
Arrangementparts) öffnete Nirvana Bands wie Pearl Jam, Smashing Pumpkins,
Beck, Radiohead, Mudhoney, Melvins und Soundgarden die Tür.
Die Foo Fighters
Dass Dave Grohl überhaupt
das Projekt Foo Fighters begann, hat er wie er in einem Interview mit MTV
verriet, seinem Psychologen zu verdanken. Dieser motivierte ihn demnach,
die Musik nicht aufzugeben. Mit dem 1997er-Album "The Colour and the shape"
etablierten sich die Foo Fighters als eigenständige Größe
in der Rockszene. Die Musikrichtung liegt laut Wikipedia (stimmt!) zwischen
Post-Punk und Stoner-Rock.
Besonderheiten
2004 unterstützte die
Band den demokratischen US-Präsikandidaten Kerry, weil Bush den Song
"Times like these" für seine Kundgebungen benutzte. Die Musikvideos
spielen eine besondere Rolle, das berühmteste ist das Video zu "Everlong"
(1997). Michel Gondry führte Regie, die Geschichte ist in verschiedenen
Traumrealitäten erzählt.
Konzertbeginn: Einlass
19 Uhr, offizieller Beginn 20 Uhr. Die "Sportfreunde Stiller" betraten
als Vorband um 20.05 Uhr die Bühne und verließen diese bereit
nach enttäuschenden 33 Minuten wieder um 20.38 Uhr. Nach ausführlicher
Umbaupause kamen die Foo Fighters um 21.04 Uhr. Die erste Runde dauerte
bis 22.35 Uhr, die zweite dann von 22.39 bis punktgenau 23 Uhr.
Ort: Arena Oberhausen,
direkt am CentrO - äußerst praktisch, mit dem Auto nur eine
Viertelstunde entfernt zu wohnen... So konnte ich meinen Tag ganz normal
durchplanen. Heißt: Von 15 bis 17 Uhr am Nachmittag zum Oberliga-Fußballspiel
VfB Speldorf gegen Fortuna Düsseldorf II (3:2), danach im "Schrägen
Eck" Fußball-Konferenz schauen - und um 19 Uhr nach Oberhausen düsen.
Immer noch pünktlich genug. Die Halle war nicht ganz ausverkauft,
aber etwa 8000 Leute müssen schon dringewesen sein.
Eintrittskarte?:
Eine spontane Entscheidung, dieses Konzert zu besuchen und die 41,30 Euro
zu berappen. Hatte keine Lust, mir ein Innenraumticket bei Ebay zu bestellen,
ein Sitzplatz auf dem Oberrang muss auch mal reichen . Die Entscheidung
fiel erst vor anderthalb Wochen...
Mitreisende: ...
deshalb schaffte ich es auch nicht mehr, mir einen Mitreisenden zu besorgen.
DIE PLAYLIST (so ist's in etwa gewesen):
- die Songs vier und fünf konnte ich leider nicht mehr rekonstruieren -
1) "The pretender" (vom Album
"Echoes, Silence, Patience & Grace" / 2007)
2) "DOA" (vom Album "In
your honor" / 2005)
3) "Times like these" (vom
Album "One by one" / 2002)
4) ?
5) ?
6) "Long Road to Ruin" (vom
Album "Echoes, Silence, Patience & Grace" / 2007)
7) "Breakout" (vom Album
"There is nothing left to lose" / 1999)
8) "Learn to fly" (vom Album
"There is nothing left to lose" / 1999)
9) "The One" (B-Seite)
10) "Stacked actors" (vom
Album "There is nothing left to lose" / 1999)
11) "Skin and Bones" (vom
Album "Skin & Bones, Akustik-Live" / 2006)
12) "My Hero" (vom Album
"The colour and the shape" / 1997)
13) "See you" (vom Album
"The colour and the shape" / 1997)
14) "Everlong" (vom Album
"The colour and the shape" / 1997)
15) "Monkey wrench" (vom
Album "The colour and the shape" / 1997)
16) "All my life" (vom Album
"One by one" / 2002)
Erste und einzige Zugabenrunde:
17) "In your honor" (vom
Album "In your honor" / 2005)
18) "No way back" (vom Album
"In your honor" / 2005)
19) "Aurora" (vom Album
"There is nothing left to lose" / 1999)
20) "Best of you" (vom Album
"In your honor" / 2005)
ZUSAMMENFASSUNG
"The colour and the shape"
(1997) = 4
"There is nothing left to
lose" (1999) = 4
"One by one" (2002) = 2
"In your honor" (2005) =
4
"Skin & Bones - Akustik,
Live" (2006) = 1
"Echoes, Silence, Patience
& Grace" (2007) = 2
B-Seiten = 1
PLAYLIST SPORTFREUNDE
STILLER
ich habe sie mir nicht
extra notiert... - aus dem Kopf:
- "Alles Roger"
- "Tu nur das, was dein
Herz dir sagt"
- "Ein Kompliment"
- "Wunderbare Jahre"
- MEDLEY (u. a. mit "54,
74, 90, 2010")
- "Ich Roque"
- Der Bericht
- Der Abend
- Die Playlist
WAZ vom 19. November 2007, Kultur im Mantel:
37 500 Zuschauer sahen an
drei Tagen "Die Ärzte" in der Dortmunder Westfalenhalle. Drei Rocker
im Midlife-Crisis-Alter spielten im Rahmen der "Es wird eng"-Tour Songs
aus 25 Jahren Bandgeschichte
Dortmund. Ein riesiger schwarzer
Vorhang verdeckt die Bühne. Ein weißes "a" mit drei Punkten
kündigt "Die Ärzte" an. Dreimal füllte das Berliner Punkrock-Trio
von Freitag bis Sonntag die Dortmunder Westfalenhalle, bespaßte insgesamt
37 500 Fans. 37 500! Die ersten Gitarrenklänge, die erste Zeile von
"Himmelblau", Opener des aktuellen Albums. Nach einer Minute fällt
der Vorhang, und Juuuubel im Rund. Sie sind da. Wieder da. Endlich da.
Schwarze Kleidung tragen
die drei, aber himmelblau ist die Atmosphäre. "Jetzt stehst du hier
und du hörst nicht auf zu lachen, die Welt gehört dir - und der
Rest deines Lebens beginnt, yeah". YEAH! Farin Urlaub mit blond gefärbten
Haaren wie vor 25 Jahren bedient die Gitarre. In der Mitte steht Bela B.
am Schlagzeug, Rodrigo Gonzales am Bass platziert sich rechts. Im Anzug.
Sie sind zwischen 39 und 44 Jahre alt, im reifen Rock-Alter. Von den Klassikern
spielen sie die bekanntesten wie "Zu spät" und "Westerland", lassen
aber auch einige wie "Elke" weg. Rocken ohne Unterbrechung?
Jedes Ärzte-Konzert
besteht aus Verschnaufpausen. Zwölf der 16 Songs des aktuellen Albums
"Jazz ist anders" spielt das Trio, doch nicht alle sind konzerttauglich.
Die Klasse eines Ärzte-Konzertes lässt sich an der Länge
der Band-Unterhaltungen zwischen den Songs ablesen. Diesmal reden Farin,
Bela und Rod nicht viel. Vor "Nie wieder Krieg, nie wieder Las Vegas" sagt
Farin: "Dieses Lied hätte Blixa Bargeld gern geschrieben." Diese Anmerkung
hat noch Niveau. Nach einer Handy-La Ola - alle Fans halten ihre beleuchteten
Displays in die Höhe - flüstert Farin aber: "Vielen Dank für
die sinnlose Batterieverschwendung" und fügt hinzu: "Sollen wir noch
stumpfer werden?" Die Fans brüllen: "JAAAA!"
Doch nicht alles ist Nonsens.
In seltenen Momenten wird's politisch. Als Bela vor dem Song "Tu das nicht"
laut die "Todesstrafe für illegale Downloader" verlangt, klatschen
nur wenige aus der Generation Internet. Textsicher sind die Fans bei "Deine
Schuld", grölen "Geht mal wieder auf die Straße, geht mal wieder
demonstrieren!" Nach dem Anti-Nazi-Song "Schrei nach Liebe" fordert Farin
Demos gegen NPD-Aufmärsche.
Doch der Höhepunkt
ist das noch nicht. Nach fast zweieinhalb Stunden folgt Lied Nummer 30
auf der Setlist, "Junge", die aktuelle Single. Gänsehaut, laut, lauter,
am lautesten. "Junge, warum hast du nichts gelernt?" Das können alle.
Auch den Refrain: "Und wie du wieder aussiehst!" Das ist gut, fantastisch,
Schweißperlen tropfen - doch . . . die letzte Strophe beginnt Farin
mit dem falschen Text, bricht das Lied sofort ab und beginnt die Strophe
von vorn. Hoch, runter, laut, leise, hüpfen, still stehen. Ein typischer
Moment.
38 Songs in drei Stunden,
davon zwölf Zugaben. Drei Männer im Midlife-Crisis-Alter erklären
Dortmund für "rockbar". Die Fans schwitzen, gehen zufrieden heim.
Nicht nur am ersten Abend.
Konzertbeginn: f
Ort: f
Eintrittskarte?:
f
Mitreisende: f
1) Himmelblau (vom Album:
„Jazz ist anders“)
2) Lied vom Scheitern („Jazz
ist anders“)
3) Wie am ersten Tag („Die
Ärzte“)
4) Nie wieder Krieg, nie
mehr Las Vegas („13“)
5) Langweilig („Planet Punk“)
6) Ich ess Blumen – Abstecher
zu „Gehen wie ein Ägypter“ („Das ist nicht die ganze...“)
7) 2000 Mädchen („Ist
das alles?“)
8) Buddy Hollys Brille („Im
Schatten der Ärzte“)
9) Heulerei („Jazz ist anders“)
10) Deine Schuld („Geräusch“)
11) Living Hell („Jazz ist
anders“)
12) Die traurige Ballade
von Susi Spakowski („Planet Punk“)
13) Die ewige Maitresse
(„Jazz ist anders“)
14) Breit („Jazz ist anders“)
15) ½ Lovesong („13“)
16) Ich bin reich („Die
Ärzte“)
17) Meine Freunde („13“)
18) Deine Freundin (wäre
mir zu anstrengend) („Jazz ist anders“)
19) Tu das nicht („Jazz
ist anders“)
20) Die Nacht („Geräusch“)
21) Nichts in der Welt („Geräusch“)
22) Perfekt („Jazz ist anders“)
23) Westerland („Das ist
nicht die ganze Wahrheit“)
24) Lasse redn („Jazz ist
anders“)
25) Ignorama („13“)
26) Rebell („13“)
1. Zugabenrunde
27) Elektrobier („5-6-7-8
Bullenstaat“)
28) Punkbabies („5-6-7-8
Bullenstaat“)
29) Schundersong („Planet
Punk“)
30) Junge („Jazz ist anders“)
2. Zugabenrunde
31) Zum Bäcker („Sampler/Ein
Vollrausch in Stereo/Die Ärzte früher)
32) Scheißtyp („Debil“)
33) Zitroneneis („Sampler/Ein
Vollrausch in Stereo“/Die Ärzte früher)
34) Zu spät („Debil“)
3. Zugabenrunde
35) Wir sind die Besten
(EP zu „Jazz ist anders“)
36) Schrei nach Liebe („Die
Bestie in Menschengestalt“)
37) Unrockbar („Geräusch“)
38) 3-Tage-Bart („Le Frisur“)
ZUSAMMENFASSUNG:
„Ein Vollrausch in Stereo“
(1982) = 2
„Debil“ (1984) = 2
„Im Schatten der Ärzte“
(1985) = 1
„Die Ärzte“ (1986)
= 2
„Ist das alles“ (1987) =
1
„Das ist nicht die ganze
Wahrheit“ (1988) = 2
„Die Bestie in Menschengestalt“
(1993) = 1
„Planet Punk“ (1995) = 3
„Le Frisur“ (1996) = 1
„13“ (1998) = 5
„5-6-7-8 Bullenstaat“ (2001)
= 2
„Geräusch“ (2003) =
4
„Jazz ist anders“ (2007)
= 9
EP „Jazz ist anders“ (2007)
= 1
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