Schüttelklassiker und Altstadtstreit

Für die WAZ/WR Castrop-Rauxel berichtete ich am 19. September 2007 über die traditioneller „Castroper Herbstkirmes“.

„Das sieht ja lecker aus. . . Backfisch oder Currywurst? Waffel am Stiel oder Zuckerwatte? Auto-Scooter oder Breakdance? Glaubensfragen auf kirmisch. Die Castroper Herbstkirmes – seit gestern zu Ende – hat so viel mit der Cranger Kirmes zu tun wie Dosenwerfen mit Playstation-Spielen. Sie ist klein. Aber auch fein? Wie lief sie 2007?

Schnell ein Crepe mit weißer Schokolade probieren: schön heiß, süß und lecker. Eine Umfrage unter den Schaustellern: Beim Pfeilewerfen steht niemand. „Hier“, sagt der Verkäufer, „ist es nicht so gut gelaufen.“ Schräg gegenüber dröhnt das „New York Höllentaxi“. Die Geräuschkulisse erinnert nicht an kleine, gelbe Autos, sondern an die New Yorker U-Bahn. Es klickt und klackt mit gefühlten 180 Dezibel, Unterhaltungen fallen schwer. Der Mann an der Kasse beantwortet die Bilanz-Frage mit den Fingern: Daumen hoch! Danach spielt er die Techno-Version von Nenas „99 Luftballons“. Hast du etwas Zeit für mich?

Die Zeit verrinnt, zurück geht’s Richtung Marktplatz, vorbei an allerlei leckeren Sachen und an einem Stand, der „Glücksreis – Ihr Name auf einem Reiskorn“ heißt. Sachen gibt’s. Der Schüttelklassiker „Breakdance No. 2“ ist nach wie vor Treff- und Höhepunkt. „Es läuft besser als in den Vorjahren“, sagt die Verkäuferin und nennt gleich ihre Vermutung: „Weil zwei Fahrgeschäfte weniger hier sind, verteilt sich das Geld auf die anderen.“ Diesen Grund nennt auch Dieter Krieger, der Organisator aus dem Ordnungsamt. Auch er drehte am letzten Tag eine Runde. „Mir haben die Händler gesagt, dass sie zufrieden sind“, sagt er. „Samstag normal, Sonntag gut, Montag sehr gut.“ Die Meinungsverschiedenheiten mit dem Altstadt-Marketingverein Cityring sind nicht neu. „Ich glaube, dass der Cityring auch mit der Veranstaltung werben könnte. Die würde dadurch aufgewertet“, sagt Krieger. Den Vorschlag des Cityring-Chefs Daniel Borgerding, die Kirmes in den Erin-Park zu verlegen, weist Krieger zurück. „Die Fläche ist nicht geeignet, es müsste erst eine Infrastruktur geschaffen werden. Außerdem ist die freie Fläche für Industrieansiedlung gedacht.“

Altstadt oder nicht Altstadt – noch so eine Glaubensfrage auf kirmisch.“

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