Luzt auf Ruhrpott

Im Rahmen meines Volontariats durfte ich im Juli 2008 den Oberhausener WAZ-Sportredakteur vertreten. Dabei verfasste ich ein Porträt über Felix Luz, Zugang des Zweitliga-Aufsteigers Rot-Weiß Oberhausen.

Im DerWesten-Archiv ist der Text hier zu finden.

Das Training ist schon etwas länger zu Ende. Nach und nach verlassen die Spieler des Zweitliga-Neulings Rot-Weiß Oberhausen die Umkleide, schleichen zum Parkplatz, steigen in ihre Autos und fahren davon. „Der Felix kommt gleich”, ruft jemand. Als einer der letzten verlässt Felix die Kabine. Die Haare glatt gekämmt und nass, in der Mitte gescheitelt. Er trägt eine weiße Baseballkappe auf dem Kopf, Apfelschorle in der Hand. Felix Luz, 1,86 Meter groß. Er ist der Stürmer, der RWO zum Klassenerhalt schießen soll.

Oberhausen also. Der Ruhrpott ist die fünfte Station in der Karriere des 26-Jährigen. Eine Karriere, in der er schon oft an Kreuzungen stand, sich aber nicht immer für den richtigen Weg entschied. Er spricht unüberhörbar einen schwäbischen Dialekt, ist auskunftsfreudig. Vor allem, wenn es um den VfB Stuttgart geht. Dort stand er in der Fankurve, zum VfB wechselte er 1997 in die B-Jugend. In eine hochtalentierte Mannschaft. Mit Markus Miller im Tor, dem heutigen KSC-Keeper. Außerdem mit Tobias Rathgeb, Michael Fink, Andreas Hinkel und. . . Kevin Kuranyi. Das Sturm-Duo hieß Kuranyi/Luz.

Oberhausen also. Der Ruhrpott. Hier spielt auch Kuranyi, sein ehemaliger Sturmpartner. Der Kontakt brach nie ab, die Handy-Nummer des berühmten Schalker Nationalspielers hat er gespeichert. „Das Ruhrgebiet kenne ich von Besuchen bei Kevin, der ja auch hier spielt”, sagt Luz. Seit Juli 2005 treffen die Sturmpartner nicht mehr gemeinsam. Kuranyi zog nach Gelsenkirchen, Luz nach Hamburg. „St. Pauli war ein Glücksfall für mich. Der Verein hat mich geprägt”, sagt Luz. Der richtige Weg. So richtig durchsetzen konnte er sich beim VfB nie. Er saß in einem UEFA-Cup-Spiel auf der Bank, spielte beim damaligen Trainer Felix Magath vor – mehr nicht. Und am Millerntor? Der kampf- und kopfballstarke Stürmer ließ sich mitreißen von der ganz eigenen Stimmung an der Reeperbahn, erzielte in anderthalb Jahren in 49 Regionalligaspielen 13 Tore. Und in fünf DFB-Pokalspielen drei. St. Pauli zog ins Halbfinale ein, scheiterte erst mit 0:3 an den Bayern. Luz war wer. Doch wohin des Weges? Angebote hatte er viele. Am besten war das des 1. FC Köln. Doch St. Pauli ließ den erfolgreichen Stürmer nicht weg. „Natürlich war ich ein bisschen enttäuscht. Ich wollte unbedingt in den Profifußball”, sagt er. Und er wollte zu viel. Nach der Hinrunde der Saison 06/07 zog es ihn zum FC Augsburg in die 2. Bundesliga. Die Aufstiegschancen von St. Pauli waren zu gering – bei neun Punkten Rückstand. Der richtige Weg? St. Pauli stieg doch noch auf, Luz kam in Augsburg aber selten über die Rolle des Jokers hinaus. „Ein Fehler war’s sicherlich nicht. Obwohl’s nicht so lief, war es eine Erfahrung.” In St. Pauli war Luz der Held, in Augsburg einer von vielen. In St. Pauli ging es in der Kabine auch mal locker zu, in Augsburg wurde professionelles Verhalten verlangt. Immer. Wohin des Weges jetzt?

Oberhausen also. Der Ruhrpott. Hier ist er angekommen, der einstige DFB-Pokalheld, dem Stuttgart und St. Pauli am Herzen liegen. Er will Oberhausen nicht als Karriere-Sprungbrett Richtung Bundesliga nutzen. Deshalb hat er einen Zwei-Jahres-Vertrag unterzeichnet. Er weiß, dass er der bekannteste Neue ist. Weiß, was die Fans erwarten. „Der Umgang in der Mannschaft ist locker, das ähnelt St. Pauli.” Er selbst ist bescheiden: „Ich will erst einmal ein Spiel machen und optimal wäre es natürlich, gleich Tore zu machen. Dann mir einen Stammplatz erarbeiten.” Der richtige Weg? Nach drei Testspielen hat Luz drei Tore auf seinem Konto. Es sind nur Tests, aber schon jetzt sehen die Fans: Wir haben nicht mehr nur Terranova und Kaya vorn. Sondern noch einen. Einen, der nicht den Helden spielt. Der über sich selbst sagt, dass er kein Selbstdarsteller sei. Darf er auch nicht sein.

Hier in Oberhausen. Im Ruhrpott.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Fußball, Oberhausen, Ruhrgebiet, RW Oberhausen abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.