Talkin‘ ‚bout a revolution? – Frankfurt-VfL 3:2 – 15. Mai 2004

Wir verlebten einen wundervollen Frühsommertag, das weiß ich noch. Mein Bruder wohnte noch im verschlafenen Trier, in einer wunderschönen Wohnung nicht weit von der Mosel entfernt. An seinem 30. Geburtstag im Juli 2004 saßen wir auf einer Wiese am Fluss und zündeten Fackeln an. Von Trier ging es am 15. Mai 2004 Richtung Frankfurt und wir wollten mit dem VfL den Uefa-Cup-Einzug bejubeln. Bei der mehr als abstiegsbedrohten Eintracht am vorletzten Spieltag. Kein Problem? Doch ein Problem! Wir verloren mit 2:3 und fuhren enttäuscht nach Hause. Ich bloggte über das Spiel, nannte den Text „Talkin‘ ‚bout a revolution“, mit der Dachzeile „Auf den schönsten Zug-Strecken zu einem konsternierenden Fußball-Erlebnis“.

Und so geht der Text:

Leise erreicht mich der sanfte Gesang Tracy Chapmans… „Don´t you knooowww… they´re talkin ‚bout a revolution“, säuselt sie mir am frühen Morgen ins Ohr. Ja, heute ist ein guter Tag, um eine Fußball-Revolution anzuzetteln. Ich schaue in den Spiegel, beglückwünsche mich selbst dazu, VfL-Bochum-Fan zu sein, und lausche weiter dem Lied: „It sounds like a whisper“, flüstert Tracy, und ich schütte mir Wasser ins Gesicht, Zahnpasta auf die Zähne.

Es ist so ruhig morgens in Trier.

Mein Bruder Thommy und ich haben noch nichts gespachtelt, als wir um 7.50 Uhr seine Wohnung verlassen, eiligst mit unseren Taschen über der Schulter, mit nassen Haaren auf dem müden Schädel. Der erste Sprint des Tages, Porta Nigra in Sicht, der Hauptbahnhof ist auch nicht mehr weit. Ich reibe mir meine müden Augen, pflanze mich auf einen Sessel im Regionalexpress Richtung Koblenz, in dem wir jetzt anderthalb Stunden verbringen werden, und krame meinen Block hervor. Was wollte ich nicht alles erwähnen zu Beginn dieses Textes? Dass es mein erstes Spiel als VfL-Mitglied ist? Dass es mein erstes Spiel nach vier verpassten ist? Dass ich die neuesten Sprechchor-Kreationen verpasst habe? All das steht auf dem Zettel ganz oben, hinter Gedankenstrichen. Erwähne es, Andi! Erwähne es! Halte den Stift in meiner rechten Hand, will was schreiben, und kann es nicht. Die Mosel liegt so friedlich, die Sonne schlummert noch im Flussbett und wird von klitzekleinen Wellen zugedeckt. Hach ist das schön… Unser Zug bereichert die Landschaft, gehört dazu, es ist wohl eine der schönsten Strecken in Deutschland. Das Spiel rückt näher und näher, und was geht in mir vor? Lampenfieber? Ruhe vor dem Sturm? Die Ruhe selbst? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich es liebe, solche Situationen zu beschreiben: Ein total relaxter Tag in Trier liegt hinter mir, eine zu kurze Nacht ebenfalls, als Ohrwurm schwirrt „Talkin‘ ‚bout a revolution“ und das folgende „It sounds like a whisper“ im Kopf herum, und mein Hirn gibt an den Rest weiter: „Gottverdammtescheiße, heute packen wir es!“ Links neben mir sitzt Thommy und erzählt Geschichten von einer Fahrt mit einer Mülheimer Fußball-Stadtauswahl nach Kobern-Gondorf, er erzählt von in der Mosel tanzenden Proll-Kickern, die – nur mit Boxer-Shirts gekleidet und Bierflaschen in der Hand – „I like to move it“ schmettern.

Koblenz. Umsteigen. Müde. – Zwei Schokobrötchen bitte. Haben Sie einen kalten Kakao? Schön! Davon auch noch einen! Ach, und so einen Marzipanplunder könnte ich gut gebrauchen. Wissen sie, ich liiiiebe Marzipan. – Sie schaut mich an, als würde ich vom Planeten Marsipan kommen. Ist noch früh. Koblenz ist der Treffpunkt der Fußballfans.

Wieder einmal spüre und genieße ich das unverwechselbare Feeling bei Auswärts-Zugfahrten. Dortmunder und Gladbacher fahren zum Treffen der beiden in der für Bochum-Fans „verbotenen Stadt“, Schalke-Fans tuckern nach Gelsenkirchen, und Frankfurter und Bochumer gen Main. Ist das herrlich? Rein in den Zug, Sam anrufen. Der gute alte Sam. Er hat sich auch angesagt. Es klingelt.

Lauuuuut ist es im Hintergrund: „Wiiiiiir sind nur zum FEIERN hier! Wir sind nur zum FEIERN hier!!!“ Verstehe Sam kaum. Wir vertagen uns auf später. Der Anpfiff rückt näher, und die Wartezeit versüßen wir uns mit einer weiteren wunderwunderschönen Bahnstrecke, die ich an dieser Stelle schon oft gewürdigt habe. Rhein. St. Goarshausen, Rüdesheim, Kaub, Loreleyfelsen – und wie die ganzen kleinen Dörfchen und Örtchen sonst noch heißen mögen.

Deutschlands 17. Bundesland, nämlich das „Kegelclub-Land“. Eine Kaschemme folgt hinter der nächsten, ein Weinberg liegt hinter dem anderen. Wie sich die Landschaft über Kilomeeeter und Kilomeeeter gleicht… Rhein in der Mitte, zwei Berge (entweder Felsen oder Weinberge) an der Seite. Direkt am Ufer des Rheins ein Bahngleis und am Fuße der Berge Dörfer mit massenweise Kneipen-Angeboten. Eine Alte-Muttis-Gruppe mit lustigen Hütchen drauf steigt zum Beispiel in Rüdesheim aus. „Guck Dir die ganzen kleinen Gässchen an, Andi“ Andi guckt sich die Gässchen an und staunt. Hier wird bestimmt ganz schön gebechert, Abend für Abend, im Sommer. Anruf bei Sam. In seinem Zug ist es mittlerweile ruhiger geworden. Treffpunkt Frankfurt Hauptbahnhof. Gegen eins. SMS von unseren Freunden Gerd und Dirk. Fordern einen Ergebnisticker an. Dirk ist gerade im Urlaub in Dänemark. Die SMS – ein Zeichen; es rückt näher. Das letzte VfL-Spiel ist vier Wochen her, ich war an den letzten Sonntagen mehr als einmal der Verzweiflung nah, und nun können wir alles klarmachen… Gegen Frankfurt, die sind doch schon so gut wie weg!!! „Don´t you knooowww… they´re talkin ‚bout a revolution“, schleicht’s mir wieder in den Kopf… über eine Revolution reden? Wäre das eine Revolution? Wir im UEFA-Cup? Nicht Hertha, nicht Schalke, nicht Hamburg, nein, der popelige VfL schafft es? Es scheint Wirklichkeit zu werden. Wirklichkeit. Welcome to reality. Reality. Realität. Was ist die Realität in der nächsten Saison? Es geht wieder bei „0“ los. Und wir müssen erst einmal die 40-Punkte-Marke knacken. Und kein Bochum-Fan denkt anders. So sind wir.

Kurz nach High-Noon… Die Müdigkeit ist besiegt und die hohen Türme von Frankfurt haben uns in den Empfang genommen. Was tun in der nächsten Stunde? Rumlaufen! Rumlaufen, gucken, staunen, ein paar Fotos schießen. Es ist so anders als in Trier, so ein Gegensatz. Die Straßen sind voller Leben, Menschenmassen drängen sich und drängen sich und drängen sich, und wir drängeln mit. Drängeln durch die Straße mit dem „Beate Uhse Shop“ und dem „Dolly Buster Center“ (komischerweise unmittelbar im Bänker-Viertel), drängeln an den Wolkenkratzern der Commerzbank, der Deutschen Bank und den anderen Scheißläden vorbei, drängeln über die Zeil, die Haupt-Einkaufsstraße, gehen im Kaufhof auf Klo, vertilgen eine Currywurst auf dem Weg vom Frankfurter Römer zur Paulskirche, fahren eine Station mit der U-Bahn, sehen Petra Pau am Bahnhof. Frankfurt, eine Stadt, die ich bisher mit meiner Ablehnung strafte, allein aus dem Grund, weil solche Wolkenkratzer jedes Stadtbild einfach nur stören und zumindest in Deutschland absolut überheblich und fehl am Platz wirken. Ich strafte die Stadt für ihre vermeintliche Selbstüberschätzung und weil ich sie nicht schön fand, als ich im kalten Februar 1997 mit meinem Biologie-Grundkurs besuchten. Wobei: Wesentlich mehr als das Ebbelwoi-Viertel Sachsenhausen, das Senckenberg-Museum und den Weg dorthin über die „Zeil“ bekamen wir von der Stadt nicht mit. Selbst Matula konnte meine vorgefertigte Meinung nicht ändern. Was ist mit dem kurzen Besuch? Frankfurt ist die Stadt der Böhsen Onkelz, die Stadt der Börse, die Stadt der Banken. Und Frankfurt ist auch die Stadt der Frankfurter Schule, des Instituts für Sozialforschung, die Stadt Adornos, die Stadt, in der Joschka Fischer randalierte, die Stadt, in der TITANIC produziert wird. Was ist Frankfurt? Metropole? Oder Bielefeld mal drei, wie im Buch „Öde Orte 2“ steht? Frankfurt ist groß. Frankfurt ist an diesem Tag sonnig. Frankfurt ist an diesem Tag voll.

Ich genieße es. Heute ist der Tag für die Fußball-Revolution und ich nehme mir vor, mir jedes einzelne Gefühl zu merken, alle Emotionen auf mein Herz zu tätowieren, auf dass sie nie wieder verschwinden.

Halb zwei, Sam steht am Bahnhof… er breitet seine Hand aus, fragt, ob wir denn irgendwas bemerken würden…? Wir verneinen, da deutet Sam auf seinen Ring am Finger und meint: „Seit gestern!“ Nääää, der gute alte Sam hat geheiratet und fährt direkt live von der Hochzeitsnacht zum Fußballstadion. Und seine Frau darf die Wohnung putzen… Hurra! Wir trinken was in einem Café, reden, aber mein Ansprechbarkeits-Faktor sinkt rapide. Ich schlürfe so schnell wie möglich, so dass die beiden merken: Aha, der Andi will los. 14 Uhr, wir erwischen eine Straßenbahn, und erleben eine Fahrt, die wir so schnell nicht vergessen. Es sitzen acht absolut liebenswerte, aber auf eine rührige Art und Weise total verstrahlte VfL-Fans im Zug, die 25 Minuten lang nur Blödsinn singen. Sie bemerken Sam und brüllen: „Raymond Kalla – Du bist der beste Mann!“ Und direkt danach: „Ganz egal woher Du kommst – ganz egal wer Du bist – auch die Farbe Deiner Haut interessiert uns nicht!“ Ich find’s gut, Thommy gut gemeint. Es wird noch besser. Immer wieder: „Erste Runde Bukarest, zweite Runde Rom, in Stockholm klingelt das Telefon, vielleicht auch Rotterdam vielleicht auch Mailand vielleicht auch Teneriffa eine Woche Sandstrand – EUROPAPOKAL!!!“ Mittlerweile kann ich den Text. Ganz weit vorn ist der Spruch: „Wir stehen auf und setzen uns hin wir stehen auf und setzen uns hin – Das finden wir lustig, weil wir bescheuert sind“. An einer Haltestelle steigen viele Frankfurt-Fans ein, und laut schreien wir: „IHR HABT KEIN GELD FÜRS AUTO!!“ Der fünfminütige Klatschreim „Vater Abraham hat sieben Söhne“ rundet die gelungene Veranstaltung ab. Also wenn das keine Werbung für uns Ruhrpottler war… Uns muss man doch einfach mögen… Von den Frankfurtern singt keiner. Betretenes Schweigen. Sie haben sich mit dem Abstieg abgefunden. „Da kann gar nichts schiefgehen“, lautet unsere einhellige Meinung. „Aber jetzt mal ganz objektiv: Jetzt lassen wir uns das nicht nehmen!“ Objektiv?

Karte zeigen, einmal ums Stadion rumlaufen. Man ist das weitläufig hier. Wieder einmal bestätigt sich der Name „Waldstadion“. Und nochmal links, und wieder rechts, und da brandet Applaus auf. Mist, das Einlaufen der Spieler verpasst. Egal. Sam, Thommy und ich trotten Richtung Stehplatzkurve, immer noch bei 1-2-3-Oberkörper-frei-Wetter, suchen und finden drei schöne Plätze, lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen und genießen. Genießen einfach nur. Mehr nicht. So viele Bochumer sind da, soooo viele. Es ist ein wundervolles Bild. Blankes Entsetzen auf der anderen Seite. Wir haben vollstes Verständnis, steckten wir doch jahre-, quatsch jahrzehntelang in dieser Lage. Ein „Ohne Konzept und System – Reimann muss gehn“-Plakat ist zu sehen, und das Synonym für Anti-Fußball erhält einen Extra-Blumenstrauß. Uwe Bindewald hört auf. Nach dieser Nachricht hörte mein Herz für kurze Zeit auf zu schlagen. Mit einem Blumenstrauß in der Hand trat der laufende Fehlpass und die rennende Grätsche zur Ehrenrunde an, wohl rechnend damit, dass nach dem Abpfiff eher Heulsusen gefragt sind als aufhörende Main-Maradonas. „Zico“ wird Bindewald genannt. Humor haben sie, die Hessen.

Es rückt näher und näher… lenke mich ab, gehe den Tag durch… Tracy Chapman, Koblenz, viele andere Fans, Mosel-Strecke, Rhein-Strecke, Zeil, Sams Hochzeit, Vater Abraham, und jetzt, alles, sofort, direkt, jaaaa, nur für diesen Moment. 15.31 Uhr, jetzt zählt’s. Anpfiff. Und 25 Minuten lang schauen wir 6000 Bochumer konsterniert auf den Rasen. Tunnelblick. Links nichts. Rechts nicht. Nur die Außenlinien als Sichtbegrenzung im Bild. Was spielt sich da gerade ab? Was ist das? Was soll das? Lexa spielt mit Bönig schon in den ersten fünf Minuten dreimal Katz und Maus. Dann ein erster Warnschuss von Amanatidis – van Duijnhoven zur Ecke. Erste „Wir haben den weltbesten Torwart“-Rufe. Doch wir verstummen ganz, ganz schnell. Ecke, dann Kopfball von Puljiz und Rein klärt mit einem phantastischen Reflex. JUNGENS, AUFWACHEN!!! MACHT WAS!!! UEFA-CUP!!! Dann Gladbach: 1:0-Führung in Dortmund. Yeaaaahhhh! Yeaaaahhhh! Aber wir sind heute das viel größere Problem. Frankfurt ist offensivstark, schießt aus allen Lagen aufs Tor. Lexa stark über rechts, na gut, Beierle fällt im Sturm etwas ab, dafür drehen Amanatidis, Skela und Preuß ganz schön auf. Skela passt in Minute 15 auf Preuß, 1:0, da ist’s geschehen. Madsen spielte den Fehlpass, Kalla und Fahrenhorst waren sich nicht einig. Die besten patzen. Das MUSS schiefgehen. Es ist völlig verdient. Sechs Minuten später Freistoß, Kopfball Puljiz – WIE FREI STEHT DER DENN??????? – 2:0 für die Eintracht. Wo bin ich hier? In welcher Veranstaltung? Dortmund führt mittlerweile 2:1, Platz fünf ist futsch. Ich mache alles, um nicht aufs Spielfeld gucken zu müssen. Das Stadion wird bald wirklich WM-tauglich sein, keine Frage. Noch ist eine Tribüne mitten im Bau, noch geht die Anzeigetafel nicht, noch ist keine Tribüne überdacht. Kommt alles noch. Unseren ersten Angriff vollstreckt Hashemian zum 1:2. Effektive Chancenauswertung nennt man das. Halbzeit. Der dicke Reimann, der total ulkig aussieht, ist zufrieden. 2:1 gegen Bochum, das ist okay – aber es hätte höher stehen können. Wir alle fassen es nicht…

… und hoffen auf die zweite Halbzeit. Doch noch die Revolution? Eine spontane vielleicht? 49. Minute, Fehler Puljiz, der vierte grobe Schnitzer (zwei pro Mannschaft), Hashemian passt super auf Wosz, 2:2!!!!!! Riesen-Jubeeelll! Ein Rachenkratzer-Tor! Es fällt so spontan, aber in einer Phase, in der die Stimmung ohnehin wieder ansteigt (zu Beginn der zweiten Hälfte), und es ist so wichtig. Also nur noch „JAAAAAAAAA! JAAAAAAAA! JAAAAAAAAA!“ brüllen und Leute umarmen. Der Rachen wird’s Dir zwei Tage lang danken. Jetzt bloß das 2:2 halten. Dann muss Frankfurt aufmachen und wir kontern. Bloß halten, bloß halten, bloß hal…. scheiße… 2:3, Amanatidis. Abseitsfalle hat nicht funktioniert. Im Gegenzug ein Tor kassiert. Wie blöd muss man sein? Wir werden das wohl doch nicht ausgerechnet in Frankfurt noch vergeben!?! Die steigen sowieso ab; aber wenn wir aus dem UEFA-Cup fliegen, ist doch keinem geholfen. Es wird ungemütlicher. Lautstarke „Freier-raus!“-Rufe folgen, je näher das Spielende rückt. Slawo, der einstige Volksheld, kriegt nix hin. Woran liegt es? Madsen arbeitet für seine Verhältnisse ganz, ganz wenig. Schlechte Zweikampfwerte, kaum Defensivarbeit und keine gelungene Offensivaktion. Bönig ist hinten links bis zu seiner Auswechslung überfordert. Das Umschalten klappt gar nicht. Neururer wechselt verzweifelt. Am Ende stehen Madsen, Freier, Hashemian, Diabang, Buckley und Wosz parallel auf dem Platz! Doch die beste Chance hat Amanatidis nach einem Konter. Nichts geht – und das in so einem Spiel. 91. Minute, nochmal ne Flanke, und Diabang köpft Fahrenhorst an, im gegnerischen Fünf-Meter-Raum. Bezeichnend. Direkt danach Abpfiff. 2:3 verloren.

Unglaublich. Ein Spiel, das wir eigentlicht nicht verlieren konnten, haben wir verloren. Es kommt auf den letzten Spieltag an. Finale im Ruhrstadion. Wir müssen Hannover schlagen, Dortmund darf in Lautern nicht gewinnen. Die Eintracht-Fans hoffen auf Dortmund. Nur wenn der BVB Lautern schlägt, hat Frankfurt noch eine Chance. Wie gern hätte ich mir den Taschenrechner erspart. Kleinere Späßchen mit Frankfurtern bringen die Laune zurück. Obwohl Thommy zugibt, noch ganz „konsterniert“ zu sein. 6000 Bochumer fahren zurück zur Ruhr, und können es noch gar nicht glauben. HEY JUNGS! WO IST DAS PROBLEM! WIR SIND SECHSTER!!!, möchte ich Ihnen zurufen. Was ist denn das für ein Anspruchsdenken?? Dann spielen wir halt UI-Cup, ist doch auch ein Supererfolg. Und wir hatten so oft Massel in diesem Jahr, da ist doch ein solches Spiel mal schneller verziehen!

„Alte Scheiße“, ist die am meisten verwendete Redewendung ab 18 Uhr. Eine Riesenschlange bei Mc Donalds, extremst müde Beine und eine zu lange Wartezeit verschlechtern das Gemüt, während Sam Richtung ICE verschwindet. Die Gedanken fliegen. Fliegen zurück nach Trier. Nach Mülheim. Zur Uni. Zur WAZ. Zum Urlaub. Überallhin. Die Gedanken fliegen zum Spiel. 2:3. Der Zug? Der fliegt nicht gerade… Noch drei Regionalexpresse… der erste bis Siegen, der zweite bis Köln-Deutz, der dritte bis Mülheim. Ankunft 23.45 Uhr. Parallel singt Max mit Stephan Raab beim Grand Prix in Istanbul – und wir reisen quer durch die Galaxie (zumindest einen Teil davon). Ich bin müde. Ich schlafe. Zehn Minuten, Viertelstunde. Das muss sein. Vor uns hockt ein Bochum-Fan mit seinem absolut nervigen Kind, das pausenlos Geräusche von sich gibt. Umsteigen in Siegen, einer Stadt, in der mir in zehn Minuten so viele komisch aussehende Leute begegnet sind wie in Mülheim in einem Jahr (und das muss was heißen) Bitteschön, was war DAS DENN für eine Stadt? Krass! Siegen ist diesmal der Treffpunkt der Fans aus Dortmund, Köln, Gladbach, Rostock, Frankfurt, Schalke, Kaiserslautern und Bochum. Fast die halbe Liga ist vertreten. Zwei Coladosen vertreiben uns die Zeit bis Köln-Deutz, und der Walkman sorgt bei mir für noch depressivere Laune, als „The bitter end“ von Placebo läuft.
Max liegt gerade auf dem achten Platz von 24 Teilnehmern, als der rumänische Kommentator seine Punktwertungen bekanntgibt. Ich pfeffere meinen Rucksack in die Ecke meiner ohnehin schlimm verwüsteten Wohnung von einem Dieb namens „mir selbst“. Jetzt nur noch pennen.

Talkin´ ‚bout a revolution?

No, only a whisper…!

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