KONZERTE - Fortsetzung - Oktober 2004 bis Mai 2006
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Fackeln im Hallenlicht!

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Musik:
In meinem Israel-Tagebuch vom September 1999 vermerkte ich es erstmals: „Ich habe nach vier noten-, rhythmus- und bass-freien Tagen erst einmal gemerkt, wie sehr ich die Musik brauche.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. 350 (selbst gekaufte! Ja, ich bin trotz Brenner so bescheuert) CD´s im Schrank können nicht lügen. Ich bin MUSIKSÜCHTIG! Irgendwas dudelt immer im Hintergrund, ob CD, Radio, Kassette oder VIVA (eigentlich VIVA 2, aber das wurde abgeschafft. DIE SCHWEINE!)
Meine Vorlieben erstrecken auf sich auf alle Formen der „alternativen“ Musik, vom guten alten Rock über Punk bis Independent-Zeug.
Was aktuell bei mir angesagt ist, könnt ihr meinen „Top Five“ unter „Aktuelles“ entnehmen.
Meine CD des Jahres 2001 war eindeutig „JJ 72“ von der gleichnamigen Band. Ansonsten verfolge ich den Weg von „World Party“ und „K´s Choice“ ganz besonders. Aber das hat eigentlich nichts zu sagen – ich bin kein „Fan“ von irgendeiner Band. Ich mag Bands mit hinter- und tiefgründigen Texten, die mehr zu bieten haben als nur bass-lastige Scheiße oder „Komm hol Dein Lasso raus“-Gekreische. Ich mag Gitarren-Songs, die von guten Stimmen untermalt sind. Techno-Stücke krame ich nur in ausgewählten Momenten hervor, wenn sowieso schon alles zu spät ist und mein Gehirn schon weich genug ist... Also ich würd zum Beispiel nie auf die Love Parade gehen. Wenn Ihr Wiglaf Droste und Co. gut zugehört habt und 1 und 1 zusammenzählen könnt, dann wisst Ihr warum!

Meine letzten Konzerte (ab 1997) waren folgende:

1997:
Wolfgang Petry - Januar 1997, Grugahalle Essen (ja, wirklich! Direkt in der 1. Reihe! Kultig!)
Element of Crime - März 1997, Zeche Bochum
Fury in the Slaughterhouse – Mai 1997, Arena Oberhausen
Herbert Grönemeyer – Juni 1997, Ruhrstadion Bochum
1998:
Fury in the Slaughterhouse – November 1998, T-Club Turbinenhalle Oberhausen
1999:
Element of Crime - Mai 1999, Kulturfabrik Krefeld
2000:
The Smashing Pumpkins – September 2000, Arena Oberhausen
Britney Spears – Oktober 2000, Westfalenhalle Dortmund
K´s Choice (Vorband: Novastar) – Oktober 2000, Live Music Hall Köln
The Corrs, David Gray – 9. November 2000, Philipshalle Düsseldorf
Olaf Henning ich lege Wert auf die Ergänzung: FÜR DIE WAZ!!! - 15. Dezember 2000, Ruhr-Sporthalle Mülheim
Fury in the Slaughterhouse – 17. Dezember 2000, Turbinenhalle Oberhausen
2001:
Seeed - Mai 2001, Sommerfest, Universität Essen
ROCK AM RING – Pfingsten (Juni) 2001 (u.a. mit Limp Bizkit, JJ 72, K´s Choice, HIM, Manic Street Preachers, A-ha, Alanis Morissette, Die Söhne Mannheims, Reamonn, Kid Rock u.v.a.)
AC/DC, Die Toten Hosen – August 2001, Müngersdorfer Stadion Köln
Travis (Vorband: Turin Brakes) – November 2001, Philipshalle Düsseldorf
2002:
Element of Crime (Vorband: Tomte) - 19. März 2002, Zeche Bochum
Die Toten Hosen (Vorband: Dover) - 26. April 2002, Westfalenhalle Dortmund
Fury in the Slaughterhouse (Vorband: Sonnit) - 5. Mai 2002, Westfalenhalle 2, Dortmund
Heather Nova - 4. Juni 2002, Amphitheater Gelsenkirchen
Heather Nova, Joy Denalane, Donots - 14. Juni 2002, MTV-Campus-Invasion, Universität Essen
Liquido, Overproof Soundsystem - 21. Juni 2002, Uni-Sommerfest, Universität Essen
Fury in the Slaughterhouse (Vorband: Gallop) - 22. November 2002, Grugahalle Essen
Die Toten Hosen (Vorband: The Briefs) - 22. Dezember 2002, Arena Oberhausen
2003:
Kettcar (Vorband: Sometree) - 13. Januar 2003, Zakk Düsseldorf
Die Ärzte - 4. März 2003, Kulturfabrik Krefeld
Tom Liwa - 13. März 2003, Ringlokschuppen Mülheim
Coldplay (Vorband: Feeder) - 3. April 2003, Philipshalle Düsseldorf
Herbert Grönemeyer - 10. Mai 2003, Ruhrstadion Bochum
Rock am Ring - Pfingsten (8./9.6.) 2003 (mit Metallica, Marilyn Manson, Moby, Deftones, Queens of the Stone Age, Disturbed)
Wiglaf Droste und das Spardosenterzett - 17. Juni 2003, Bar jeder Vernunft, Berlin
Mia, Kettcar, Blackmail, Mambo Kurt - 20. Juni 2003, Uni-Sommerfest, Universität Essen
Die Happy, Sincere - 11. Juli 2003, Essen.Original, Kennedyplatz Essen
Castle Rock 4 - 12. Juli 2003, Schloss Broich, Mülheim (mit Subway to Sally, The Crüxshadows, Secret Discovery)
Red Hot Chili Peppers (Vorband: The Distillers) - 21. August 2003, Landschaftspark Nord, Duisburg
Die Ärzte (Vorband: Fettes Brot) - 14. Dezember 2003, Arena Oberhausen
Helge Schneider - 20. Dezember 2003, Stadthalle Mülheim
2004:
Wir sind Helden (Vorband: Franz Ferdinand) - 11. März 2004, Philipshalle Düsseldorf
Virginia Jetzt! (Vorband: Subterfuge) - 19. Oktober 2004, KKC, Uni Essen
Die Fantastischen Vier (Vorband: Clueso) - 8. Dezember 2004, Arena Oberhausen
Helge Schneider - 18. Dezember 2004, Stadthalle Mülheim
Sportfreunde Stiller (Vorband: Ash) - 21. Dezember 2004, Philipshalle Düsseldorf
2005:
Jimmy Eat World - 28. Februar 2005, Soundgarden Dortmund
The Dresden Dolls (Vorband: The Surreal Funfair) - 5. März 2005, Gebäude 9 Köln
Kettcar (Vorband: Miss Antarctica) - 30. März 2005, JZE Essen
Tocotronic (Vorband: La Grand Illusion) - 2. April 2005, Zakk Düsseldorf
Farin Urlaub Racing Team - 21. Mai 2005, Philipshalle Düsseldorf
Rock am Ring - 3. bis 5. Juni 2005, Nürburgring
--- mit REM, Green Day, Adam Green, Kettcar, Tomte, Tocotronic, Mando Diao, Die Toten Hosen, The Hives, Wir sind Helden, Iron Maiden, Velvet Revolver, Maroon 5, Billy Idol, Incubus, Madsen, Feeder, Mardo, World Leader Pretend ---
New Model Army - 1. Oktober 2005, Mercury Lounge (New York)
Mambo Kurt - 29. Oktober 2005, Schifferhaus Mülheim
Helge Schneider - 17. Dezember 2005, Stadthalle Mülheim
2006:
Element of Crime (Vorband: Home of the Lame) - 19. März 2006, Palladium Köln
Rock am Ring - 2. bis 4. Juni 2006, Nürburgring
--- mit Metallica, Guns N'Roses, Depeche Mode, Placebo, Kaiser Chiefs, Franz Ferdinand, Sportfreunde Stiller, Reamonn, The Darkness, The Dresden Dolls, Kaizers Orchestra, Corinne Bailey Rae, Tomte, Paul Weller, David Gray, Morrissey, Nelly Furtado, Jamiroquai, Bela B. ---
The Strokes (Vorband: Eagles of Death Metal) - 26. Juni 2006, Palladium Köln
Die Ärzte - 31. Dezember 2006, Rhein-Energie-Stadion Köln
2007:
Jan Plewka - 27. Januar 2007, Ringlokschuppen Mülheim
Foo Fighters (Vorband: Sportfreunde Stiller) - 28. Oktober 2007, Arena Oberhausen
Die Ärzte - 16. November 2007, Westfalenhalle Dortmund
Sarah Bettens - 8. Dezember 2007, Pulp Duisburg
2008:
Jan Plewka - 28. Februar 2008, Grillo-Theater Essen
Bruce Springsteen - 16. Juni 2008, LTU-Arena Düsseldorf
Farin Urlaub - 20. November 2008. Philipshalle Düsseldorf
Die Toten Hosen (Vorband: Madsen) - 8. Dezember 2008, Westfalenhalle Dortmund
2009:
Franz Ferdinand - 4. Februar 2009, Kulturkirche Köln
Bloc Party - 17. Februar 2009, Palladium Köln
The Killers (Vorband: Louis XIV.) - 13. März 2009, Philipshalle Düsseldorf

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Virginia Jetzt! - 19. Oktober 2004 - KKC, Uni Essen
- Andi und die deutsche Popkultur im Winter 2004, Teil 1 -

Der erste Kuss einer neuen Beziehung

- Der Bericht
- Der Abend
- Die Playlist

DER BERICHT:

Genau vier Wochen ist es her, dass ich durch Washington D.C. marschierte. Marschierte, marschierte und marschierte. Die Sohlen meiner Chucks lief ich fast vollständig durch, aber es lohnte sich. Im strahlenden Sonnenschein spazierte ich am Weißen Haus vorbei, am Kapitol, durch Museen, legte mich auf Wiesen, sonnte mich, hatte Respekt vor Abraham Lincolns Monument. Und vor Kennedys Grab. Immer im Ohr: Die Kopfhörer meines Discmans. Und immer dabei: Die Melodien von Virginia Jetzt! !
Es gibt interessantere Themen als den "Spracherwerb". Doch genau darum geht es in einem Linguistik-Seminar, das ich in diesem Sommersemester besuchen muss und werde, dienstags von 16 bis 18 Uhr, bei einem Dozenten namens Heydrich. "Putzig", nennen Kommilitone Simon und ich die Gestik und Mimik des Mannes; die Scheinanforderungen sind okay. Aber es werden harte Zeiten, im dicksten Winter, vermutlich bei Schneefall und in der kalten Dämmerung über die "kognitivistische Spracherwerbstheorie" zu diskutieren. Der Seminarraum hat Fenster, das ist bei uns in Essen durchaus nicht üblich, und die Heizung funktioniert. Im Wintersemester ist auch das ein Kriterium "pro" oder "contra" Seminar. Naja, nicht wirklich. Solch ein Uni-Leben besteht nicht nur aus Seminaren, Bibliothek, Cafeteria, Lernen. Zuweilen kommen auch Veranstaltungen außerhalb der Reihe dazu; wie zum Beispiel Fachschafts-Partys - oder Lesungen und Konzerte. Heute ist im KKC, unserer stadtbekannten Kneipe an der Uni, "Virginia Jetzt!" zu Gast, und tagelang lief ich an den Plakaten vorbei und ärgerte mich grübelnd, zu spät beschlossen zu haben, ein Ticket zu besorgen. "Ist bestimmt ausverkauft", schwirrte durch meine Gedankenwelt. Zum Glück, ja zum Glück, surfte ich am Freitag im Internet, und stellte fest, dass sehr wohl noch Karten zu erhalten sind. Zusätzlich orderte ich noch welche für die Konzerte der Fanta 4, der Toten Hosen und der Sportfreunde Stiller, und in nullkommanix wurde aus einem normalen Winter ein deutscher Konzert-Popkultur-Winter.
Zwischen 18 und 20 Uhr schlage ich in Essen die Zeit tot. Es ist ein ganz normaler Dienstagabend, die Bahnen sind voll; Studenten, Arbeiter, Familien fahren entweder in die Stadt zum Einkaufen oder nach Hause. Ich schiebe mir bei Pizza Hut eine Lasagne rein, das habe ich lang nicht mehr getan, nämlich seitdem es in Mülheim keine "Pizza Hut"-Filliale mehr gibt, und die schloss bestimmt schon vor zwei Jahren. Ich schlendere durch Saturn, durch den Hauptbahnhof - und wieder zurück ins KKC. Einlass im noch abgetrennten Veranstaltungsteil ist um 20 Uhr; noch ne halbe Stunde Zeit. An der Theke leere ich zwei Gläser Sinalco-Cola und beobachte das Publikum. Es ist überwiegend jung, möchte ich denken. Die Jahrgangsstufen 11 bis 13 der Essener Gymnasien sind ziemlich gut vertreten. Mir bekannte Studenten sehe ich nicht und erst kurz vor 20 Uhr begegnen mir einige ältere Menschen. Zufall?
Gerade einmal zwei Alben haben Virginia Jetzt! gebraucht, um sich in der Liga der Vorurteile ganz nach oben zu spielen. "Eine schlimme Band", urteilte mein Kumpel Marc, ein Metal-Hörer, den ich vor kurzem nach langer Zeit mal wieder traf, als er von meinem Vorhaben erfuhr, ein Konzert von VJ! zu besuchen. Meine Arbeitskollegin Silke (bekannt vom Ärzte-Konzert) fragte nur schnippisch, seit wann ich "auf Kuschelrock" stehen würde. Und das Klischee der "Mädchen-Musik" ist auch nicht neu. Aber falsch. Ich möchte wetten, dass das Verhältnis der Konzertbesucher bei 60:40 pro männlich ist. Aber nach 50 Personen höre ich auf zu zählen. Es ist mir zu blöd. Und die Abtrennung wird genau in diesem Moment weggeschoben.
20.30 Uhr, "Subterfuge" aus Düsseldorf betreten die Bühne. Nix Wildes, nix schlechtes. Sie dürfen aufgrund des höflichen Beifalls sogar eine Zugabe spielen, und bedanken sich für das "geduldige Publikum". In anderen Städten seien die Leute "nicht so gut erzogen wie in Essen". Seit mittlerweile anderthalb Stunden stehe ich im KKC herum, hab einen anstrengenden Uni-Tag hinter mir, und ich frag mich, warum dieses Konzert gar nicht ausverkauft ist. VJ! gehören nun wirklich zu den bekannteren neuen deutschen Bands, die sich im Schatten von den Sportfreunden Stiller und Wir sind Helden aufhalten. Diese beiden Bands füllen mittlerweile die Philipshalle - und VJ! schaffen nicht einmal das KKC. Hat das Gründe?
Das Licht geht endlich aus, problemlos finde ich einen guten Platz in Bühnen-Sichtweite. Nur ein Stützpfeiler ganz in der Mitte stört ein wenig. Geschenkt. Die ersten Töne... "Diese Zeit hat keinen Namen / Und keine echten Ideale / Doch wir irren durch unser Leben / Auf der Suche nach Erinnerungen / Um festzuhalten was schön ist - obwohl hier gar nix geschehen ist"... "Das ganz normale Leben", momentan meine Nummer eins in den internen Andi-Charts, Überschriftengeber eines USA-Tagebuch-Eintrags. Einfach himmlisch, in einer absolut zu überschwänglichen Amazon-Rezension sogar als "bester deutscher Rocksong aller Zeiten" gewürdigt. "Doch der Alltag macht uns platt", singt Nino, "mit jedem neuen Tag. Denn manchmal frag ich mich: Wer bin ich hier? Was mach ich hier? Und wofür?" Und: "Man kann sicher nicht behaupten / dass es besser wird, wenn es anders wird / aber anders muss es werden / wenn es gut werden soll." Vier Jungs stehen auf der Bühne, und sie haben in diesem Moment nicht nur einen, sondern direkt drei Pluspunkte gewonnen.
Und im Laufe der Zeit kommen weitere dazu. Sie spielen eine richtig gute Rock-Show, und ja, das Wort "Rock" ist in diesem Zusammenhang wirklich mit Bedacht gewählt. Die Ausgewogenheit zwischen flotten Nummern und Balladen stimmt zweifelsohne, der Hüpffaktor ist (wenn auch zu oft auf Aufforderung) enorm, den Jungs den Spaß abzunehmen, den sie an diesem Abend haben, ist nicht schwer. Stets lachen sie, freuen sich, bedanken sich artig. Der Redeanteil zwischen den Songs ist absolut nicht zu lang, sondern scheint mit der Stoppuhr festgehalten. "Interaktiv" ist die ganze Show auch, wie Bandmitglied und Texter Thomas rühmt. Gleich zwei Mädels holen die Jungs nach oben, damit sie kurz mitmachen dürfen.
Die Songs, die ich auf dem Weg zur Uni noch im Discman hörte, habe ich nun live vor mir stehen. "Du musst dahin, wo´s weh tut", heißt einer, der nächste ist dann wieder ein stiller á la "Der Himmel über Berlin". Es folgt noch "Wahre Liebe", mit dem Refrain "Wahre Liebe ist ein Produkt der Fantasie, was du auch tust, sie erreicht dich ja doch nie". Und von Zeile zu Zeile wird klarer: VJ! sind nicht so politisch wie die Sterne oder Blumfeld, bei weitem nicht so intellektuell wie die Hamburger Schule. Sie erheben auch gar nicht den Anspruch, so zu sein. Sind sie ein Abfallprodukt des Neo-Schlager? Oh nein, auch das nicht. Oberflächlich wirken sie nicht, sondern nachdenklich, melancholisch; so wie ich es bei Bands mag, die nicht meine absoluten Lieblingsbands werden, die ich aber gerne mal zwischendurch höre. Nach einem anstrengenden Uni-Tag beispielsweise. Oder wenn ich durch große Städte laufe. Wie Washington D.C. Dann höre ich "Diese Zeit hat keinen Namen, und keine echten Ideale", singe ein bisschen mit, allerdings ohne meine Lippen zu bewegen und träume ein bisschen. Diese Lieder sind perfekt geeignet für den ersten Kuss einer neuen Beziehung.
Gewonnen haben Virginia Jetzt! bei mir und den restlichen bestimmt 500 im KKC schnell. Die Textsicherheit ist bei allen enorm, was dafür spricht, dass sich wirklich nur Fans hier aufhalten. Die meisten grölen auch die umstrittenste Passage im Song "Liebeslieder" mit, in der es "das ist mein Land, meine Menschen, meine Welt, die ich versteh" heißt. Es gibt keinerlei Proteste, wirklich keinerlei, niemand hat faule Eier dabei, wie bei Mia-Auftritten und keiner nimmt den Jungs diese Zeile übel. Ich auch nicht. Diese Jungs, diese Songs muss man einfach mögen. Wer dieses Konzert beobachtet, der befreit VJ! sofort von allen Deutschtümelei-Vorwürfen, und das, ohne die zweifelsohne diskussionswürdige Zeile herunterzuspielen. Sicher - VJ! sind nicht gerade politisch, aber gerade politisch genug, um nicht rechts zu wirken.
Am heftigsten schunkelt, hüpft, singt und klatscht die kleine Menge bei "Von guten Eltern", dem bekanntesten Song der Band aus dem ersten Album "Wer hat Angst vor Virginia Jetzt!" - mit dem leicht mitzubrüllenden "Hey Hey Heeey Hey" vor jedem Refrain. Das Schraddeln macht dem in Berlin wohnenden Quartett doppelt Spaß. Der Rest ist dann Formsache. "Danke für einen unvergesslichen Abend", sagt Nino am Ende, nachdem er zum Beispiel "Dreifach schön" gespielt hat - der Song, der die Überschrift für meinen Text über den 2:0-Sieg des VfL auf Schalke war. Und auch die aktuelle Single "Ein ganzer Sommer" läuft wie ohnehin die ganze Scheibe "Anfänger". Die erste Zugabe ist eine Akustikversion von "Das ganz normale Leben", wohl auch ein Lieblingssong der Band. Also nochmal: "Diese Zeit hat keinen Namen / Und keine echten Ideale". Was zum Genießen. Ganz zum Schluss noch "Mein Sein" und "In der Finsternis" (das auf ein Zitat von Thomas Bernhard zurückgeht) - noch einmal singen alle mit, noch einmal lautes Klatschen - und dann TSCHÜSS. Zurück zur U-Bahn. Das Ende eines harten Uni-Tages, das Ende eines schönen Konzerts, der Beginn von Gedanken über Deutschtümelei. Nein, ein Gleichheitszeichen zwischen diesem Begriff und "Virginia Jetzt!" will ich nicht ziehen, und ich tu´s auch nicht.
Auf meinem Handrücken pappt noch der Stempel des KKC. Er hat sich über die Ausläufer des hartnäckigen "Klubi"-Aufdrucks aus Turku gelegt, der für ein geübtes Auge noch ein wenig durchschimmerte, auch zwei Wochen nach der Rückkehr und zehn Duschen später. Draußen ist es dunkel, und das schon lange. Herbstliches Regenwetter steht morgen an, verrät wetteronline.de. "Die Stadt ist jetzt leer, keine Menschenseele mehr hier, sie sind alle weg..." beginnt "Der Himmel über Berlin. Um diese Zeit ist es anwendbar auf jede Großstadt der Welt. Vor dem Schlafen gehen höre ich nochmal rein.
Darauf ein lautes "Hey Hey Heeey Hey"!

DER ABEND:

Konzertbeginn: Dass das Konzert im KKC an diesem Abend stattfinden würde, hatte ich vor Urzeiten mal auf nem Plakat gesehen, das muss sogar noch im Lauf des abgelaufenen Sommersemesters gewesen sein. Ich sah´s - und verwarf´s. Wer weiß, wie es dir nach den Urlauben geht?, mutmaßte ich vor mich hin - und dann kann ich immer noch ne Karte kaufen. In den USA und Finnland vergaß ich selbstverständlich das in Kürze anstehende Konzert, und wurde erst vor knapp einer Woche von meinem Bruder drauf gestoßen. Er ist im Mailverteiler des KKC und schickte mir die Nachricht weiter, da er in meinem USA-Tagebuch gelesen hatte, dass ich in den letzten Tagen nur noch Virginia Jetzt! gehört habe. Spontan beschloss ich - sofern es noch Karten gibt - an diesem Dienstag ins KKC zu gehen, zum ersten Teil meines Andi und die deutsche Popkultur-Winters. Auf den Plakatan stand als Beginn 20 Uhr; in der Realität war das der "Einlass". Um punkt 20.30 Uhr kam die solide Vorband "Subterfuge", die sogar noch eine Zugabe spielen durfte (bis 21.15 Uhr), um 21.30 Uhr kamen Virginia Jetzt! Sie blieben bis 23.12 Uhr, ich konnte also um 23.21 im U-Bahnhof "Universität Essen" die U17 Richtung Hauptbahnhof nehmen. Zweimal kamen die vier "Virginias" wieder - und sie waren vom Publikum beeindruckt - und das war nicht gespielt. Um ziemlich genau 0.05 Uhr betrat ich meine heimische Wohnung.
Ort: Das KKC an der Uni Essen... KKC heißt "Kunst- und Kulturcafé", soweit ich weiß (macht aber Sinn), es wird gefördert vom Asta und versucht, sich weitgehend selbst zu finanzieren. Tagsüber ist das KKC eine prima Studikneipe, mit echt fairen und soliden Preisen (0,3-Cola für 1 Euro), abends gibt es oft ein Sonderprogramm. Ab und zu finden Fachschaftspartys statt, am Freitag der berühmte "Freitanz!" (alternative Disco) und auch für Konzerte ist das KKC geeignet; das hat neben der Kneipenecke nämlich auch einen Veranstaltungs"bereich". Eine solche erlebte ich dort aber bisher erst einmal, nämlich bei der Lesung der "TITANIC-Boygroup" mit Gsella, Sonneborn und Schmitt... es war mein erstes Konzert dort, deshalb kann ich die Zuschauerzahl sehr schwer schätzen... 500 werden es gewesen sein, denke ich.
Eintrittskarte?: Bestellte ich im Internet, nämlich in der Nacht von Freitag auf Samstag. Ich dachte mir: Andi, bis Dienstag ist die Karte bestimmt da. War sie auch. Aber leider schlief ich noch, als der DHL-Expressmann um 7.36 Uhr anklingelte. Das Problem: Er fuhr mit dem Paket zurück ins Lager nach Dortmund, und eine Sonderzustellung am gleichen Tag hätte viel viel Geld gekostet. So blieben mir zwei Möglichkeiten: Entweder um 20 Uhr nach Dortmund fahren, das Päckchen abholen und das Konzert verpassen, oder es an der Abendkasse probieren - und doppelt bezahlen. Ich entschied mich für Letzteres und damit den Lernprozess, niemals für kurzfristige Anlässe im Internet Karten zu ordern. Kostenpunkt: Vorverkauf 10 Euro, Abendkasse 13 Euro. Insgesamt für mich also 23 Euro, so ein Ärger!
Mitreisende: Da ich mich spontan entschied, das Konzert zu besuchen, war kein Bekannter mit. Die meisten stehen "VJ!" sowieso eher ablehnend gegenüber.

DIE PLAYLIST:

Folgende Songs haben "VJ!" auf jeden Fall gespielt, die Reihenfolge habe ich mir nicht gemerkt (und wenn doch, steht es direkt dahinter):

- "Das ganz normale Leben" (als erstes Lied und in einer Zugabe noch einmal als Akustikversion)
- "Von guten Eltern"
- "Liebeslieder"
- "Mein Sein" (war eine Zugabe)
- "Dreifach schön"
- "Ein ganzer Sommer"
- "Fast wie Giganten"
- "Du musst dahin, wo´s weh tut" (war das zweite oder dritte Lied)
- "Der Himmel über Berlin"
- "Wahre Liebe"
- "Weil wir Anfänger sind"
- "Spurlos verschwunden"
- "Hier zu sein"
- "In der Finsternis" (moment mal, ich glaub, die haben das ganze Album gespielt; naja, wär ja auch logisch; jedenfalls war "In der Finsternis" das allerletzte Lied)

und andere

DIE VJ!-DEUTSCHTÜMELEI-DISKUSSION:

Anmerkung: Ich hatte zu diesem Thema ein sehr interessantes Gespräch mit meinem Bruder Thommy, der das VJ!-Problem nicht so "verharmlost" (ich will es mal so nennen) wie ich... Wer darüber diskutieren möchte... immer her mit den Mails!
Ich glaube, er sagte noch so einen Satz wie: "Aber es gibt auch Bands, mit deren politischer Einstellung ist nicht übereinstimme, deren Musik ich aber mag." Trifft auch für mich zu, wobei ich das "Virginia-Jetzt!"-Problem nicht dramatisieren möchte (im Gegensatz zu "Mia", die das meiner Ansicht nach eine Spur bewusster und hintergründiger getan haben und nicht so dumm-naiv wie VJ!).

LINK AUF DIESER SEITE:
Die Diskussion um "Mia" gibt es HIER !

1. QUELLE:
http://www.denniskehrig.de/justmag/article193.html

Für immer die Menschen.
Die Diskussionen um Virginia Jetzt! dauern an.

Als vor wenigen Tagen in der aktuellen Intro die äußerst abfällige Rezension zum neuen Album von Virginia Jetzt! erschien, hätte vermutlich nicht mal der Verfasser Alexander Lazarek geahnt, welch einen Wirbel diese Rezension auslösen würde — auch wenn hinter seinem Bemühen sicherlich die Absicht nicht auszuschließen war, ganz Springerpresse-like das Sommerloch zu stopfen. Dabei sorgte weniger die abschätzige Bewertung im allgemeinen, als wenige Zeilen am Ende des Artikels für den Aufruhr:
„…ein Pathos, das manchmal hart an der Grenze zum Kirchentagsmusical vorbeischrammt und schlimmstenfalls durch die Issues des volkstümlichen Schlagers und Witt'schen ›Wir Sind Wir‹-Nationalmiefs watet (»Das ist mein Land, meine Menschen / Das ist die Welt, die ich versteh«)…“
Im Klartext: Der Autor warf Virginia Jetzt! Nationalstolz vor wegen eines Songs, der eigentlich von den Grenzen der Sprache handelt, wenn es beispielsweise darum geht, Gefühle auszudrücken. Wie schon in zahlreichen Fällen zuvor versuchte sich ein Intro-Schreiber an einer Politisierung von Musik, die niemand ernsthaft als politisch empfinden konnte. Entweder, um seine eigene Tätigkeit als Musikjournalist zu erhöhen („Es geht hier nicht einfach um Musik…“) oder als plumper Versuch der Polemisierung. Und ganz sicher das: Einen Grund finden, um die Band irgendwie ablehnen zu können. Das ist allein deshalb bemerkenswert, weil er die Band zu Anfang seiner Rezension noch als unpolitisch bezeichnete.
Zitat: „Wer befürchtet hatte, VJ! wären plötzlich postmodern, politisch oder sonst wie abgedreht — Pustekuchen, Entwarnung.“
Bemerkenswert aber auch, weil die nicht unbedingt für ihre Rechtslastigkeit bekannte taz über die besagten Zeilen folgendes schrieb: „Was bei Mia nach neuem Nationalismus klingen könnte, wirkt bei Virginia Jetzt! allerdings eher wie ein verzeihbarer Lapsus im System.“
Man muss jetzt gar nicht die Diskussionen anschneiden, ob ein Deutscher genauso das Recht hat stolz auf sein Land zu sein wie ein Amerikaner oder irgendein Bürger eines anderen Landes — denn ganz offensichtlich lag Virginia Jetzt! gar nichts daran, mit diesen Zeilen Nationalstolz zu bekunden.

Virginia Jetzt! beziehen Stellung

In einer Stellungnahme der Band zu dem Nationalismusvorwurf, die am 31.8. auf intro.de veröffentlicht wurde, distanzierte sich die Band von jeglichem Nationalstolz und erklärte, dass die besagten Zeilen aus dem Song My Country von Randy Newman übernommen seien und etwas ganz anderes ausdrücken sollte: Heimat, Freunde, Familie.
In der Hamburger Morgenpost äußerte sich Nino, Sänger der Band, so über die Zeilen: „Das ist eigentlich ein Zitat von Randy Newman, der da sein persönliches Umfeld reflektiert. Thomas, der unsere Texte schreibt, wollte thematisieren, dass es schwierig ist, in der deutschen Sprache Worte zu finden, mit denen man Menschen noch berühren kann. Dass wir damit in diese Patriotismus-Ecke gestellt werden, war uns klar, ist aber völlig egal. Die Leute, die sich über solche Zitate aufregen, stellen auch Mia oder Wir Sind Helden und ihr 'Aurelie' in die Nationalismus-Ecke. Das ist lächerlich.“
Dass sie sich überhaupt rechtfertigen mussten, kommt einem Skandal gleich, für die politische Aufladung der Zeilen waren schließlich nicht sie verantwortlich.

Wie alles begann…

Die Diskussion jedoch konnten Virginia Jetzt! durch diese Stellungnahme nicht mehr aufhalten. Diese schwelte schließlich schon vor der Veröffentlichung der Rezension. Angetrieben wurde sie auch durch Alexander Lazarek selbst, der vermutlich unter dem Pseudonym schunkel am 18.8. folgendes Statement in ein Intro-Forum postete: „Abgesehen von der naiven Vaterländerei in 'Das sind mein Land, meine Menschen', kommt es mir auch regelmässig bei dieser superidiotischen Verwendung von 'menschen' hoch. Wer bitte sagt denn einen Satz wie 'Das sind meine Menschen', ausser einem Gott oder einem Sklavenhalter?“
Schon kurze Zeit vorher hatte sich ein gewisser Reverend in seinen Formulierungskünsten gefallen und dabei weit aus dem Fenster gelehnt: „Alleine schon das Geschwätz von 'Mein Land' hat doch durchaus was von affirmativem Fähnchenschwenken in der Gartenlaube.“
Die meisten anderen Beiträge kommen über das gleiche unreflektierte Niveau nicht heraus. Es geht um Selbstprofilierung, mehr nicht.

Blumfeld kommen ins Spiel

Am 27.8. postete dann die Band Blumfeld ein Statement auf ihrer Homepage, in dem sie sich von jeglichem Nationalstolz distanzierte. Veranlasst zu diesem Schritt sah sich die Band, weil Virginia Jetzt! in den Linernotes zum Song Liebeslieder schrieben, in dem die angeblich skandalösen Zeilen auftauchen, dass sie sich da an ein altes Blumfeld-Interview erinnert hätten, in dem Jochen Distelmeyer sagte, wie gerne er einmal Zeilen wie „Das ist mein Land, das sind meine Menschen“ singen würde, wie eben Randy Newman in My Country, aber man könne das eben nicht, weil einem dann sofort Deutschtümelei vorgeworfen werde.
In der Stellungnahme von Blumfeld heißt es: „Wer aber meint, Blumfeld als Vordenker für seine Anbiederung an ein deutschtümelndes (Massen-) Publikum missbrauchen bzw. denunzieren zu können, dem sei mit dieser Mitteilung noch mal ausdrücklich erklärt, dass wir für derartigen Populismus und Vaterlandsliebe jedweder Art nach wie vor nicht zur Verfügung stehen.“
Obwohl der Name Virginia Jetzt! nicht fällt, an dieser Stelle wird deutlich, welche Band gemeint ist.

Die Diskussionen verselbständigen sich

Die Veröffentlichung der Rezension Lazareks goss freilich noch einmal kräftig Öl ins Feuer, innerhalb kürzester Zeit wurden weit über hundert Beiträge gepostet, die sich aber schließlich nur noch auf gegenseitige Beschimpfungen reduzierten und vor allem darin übereinstimmten, zumindest auf der Seite der Gegner von Virginia Jetzt!, dass die Streitlust sich selbständig gemacht hatte und die Band eigentlich an den Rand gedrängt wurden.
Dann griff die Diskussionen nicht unüberraschend auch auf das Gästebuch der Virginia Jetzt!-Homepage über, genau zu jenem Zeitpunkt, als das Album Anfänger veröffentlicht wurde. Die Nationaldiskussion gewann groteske Züge. fff schrieb vollkommen unreflektiert: „Liebe Mary, liebe Michi, bitte verpisst euch schön in euer Dorf, lasst euch von den örtlichen deutschen Vögeln vögeln oder vermöbeln, seid stolz auf das Land, das das größte Verbrechen der Menscheitsgeschichte begangen hat, es bis heute nicht aufgearbeitet hat und bis heute auch alles andere als ein Stück besser geworden ist.“
Es mag kaum überraschen, dass schließlich auch wieder Mia. ins Spiel gebracht wurden, die ja die ganze Nationaldebatte mit ihrer umstrittenen EP Was es ist erst neulich wieder ins Rollen gebracht hatten. Kein Fußbreit den Deutschen postete Folgendes: „Ihr beschissenen LPG-Nazis. Entfernt den Link zu den deutsch-nationalistischen Mia's! Oder wollt ihr wissen wie rohe Eier mit Schale schmecken.“ Die Diskussionen dauern an.

Ende in Sicht?

Natürlich wird die Debatte bald wie ein Strohfeuer verglühen, aber so lange gescheiterte Weltverbesserer unbedachte heikle Äußerungen in Rezensionen von sich geben, die dazu heikler sind, als die Textstellen, auf die sie sich beziehen, und so lange Menschen einfach nicht begreifen wollen, dass einfache Sätze meist auch so gemeint sind, wird es immer wieder zu diesen unverständlichen Tumulten kommen, die ja genauer betrachtet nur ein Akt der Selbstvergewisserung sind. Nach dem Motto: Ich steh auf der guten Seite.
Die nächste deutsche Band darf sich also schon mal warm anziehen. Vielleicht trifft es ja Kante. Die haben schließlich mal was gesungen von „Wir sind mehr als die Summe der einzelnen Teile“. Wenn das mal nicht eine Anspielung auf das deutsche Wir-Gefühl ist. Und auf ihrem neuen Album Zombi heißt ein Song Wo die Flüsse singen. Das kann doch nichts anderes sein als ein braunes Heimatlied.

2. QUELLE:
"Intro"-Rezension von Lazarek:
Wer befürchtet hatte, VJ! wären plötzlich postmodern, politisch oder sonst wie abgedreht – Pustekuchen, Entwarnung: Es regieren weiterhin opulente Arrangements, schwelgerische Melodien, Panoramatapeten-Pop. Doch sind Melancholie und graue Wolken aufgezogen, die Rockgitarren weitgehend verstummt. ›Anfänger‹ ist eine nachdenkliche Platte mit hymnischen Midtempo-Stadionpopsongs und elegischen Piano-Balladen, deren Texte zwischen latent unzufriedenem Geraune über »verrückte« und »falsche Ideale« sowie »felsenharte« sowie »absolut verrückte Zeiten« und gut gemeinten Mut-mach-Weisheiten (»Denn weiter geht’s immer«) jedoch kaum über das unsichere Beschreiben der eigenen diffusen Befindlichkeiten hinauskommen. Da bleibt alles so offen und unbestimmt, dass das Identifikationspotenzial der Songs gewaltig ist; und hier liegt auch das Hauptproblem: Nino Skrotzkis Texte sind kritikfreie Schmusedecke, bedeutsam wirkendes Bauchgefühl und bei genauem Hinsehen voller Widersprüche: Großen Ansagen wie »Ich will Liebeslieder schreiben, die so nah sind am Gefühl, die so wahr sind und so weh tun« stehen nur eine körperlose und biedere Sexualität (»weil du ich bist / und ich wie du bin / wenn wir uns nah sind«) und der fröhlich gesungene Refrain »Wahre Liebe ist ein Produkt der Fantasie / was du auch tust, sie erreicht dich ja doch nie« gegenüber. Um da reinzufallen, ist eine Stimmung vonnöten, in der schiefe Formulierungen (»ein Zeichen, das die Welt uns sendet / verstehen wir als Blick gen Himmel / und sehen doch nur, was uns blendet«), ein angedeuteter Blumfeld-Diss, Reime wie »und du bist immer noch bei mir / wir sind immer noch zwei hier« und ein Pathos, das manchmal hart an der Grenze zum Kirchentagsmusical vorbeischrammt und schlimmstenfalls durch die Issues des volkstümlichen Schlagers und Witt’schen ›Wir Sind Wir‹-Nationalmiefs watet (»Das ist mein Land, meine Menschen / Das ist die Welt, die ich versteh«), nicht brutal schmerzen. Dann können zu den mit viel Ben-Folds-Klavier, Streichern, Pauken, Glöckchen und Harfen luxuriös orchestrierten Weltfluchtträumen der vier Neu-Berliner ganz unreflektiert die Arme im Sonnenuntergang ausgebreitet werden. Lieber nicht.

3. QUELLE:
Reaktion von "Virginia Jetzt!":
Kaum eine Platte sorgte in letzter Zeit für mehr Wirbel in unserer Community wie 'Anfänger' (hier reinhören) von Virginia Jetzt!. Die in unserem September-Heft erschienene Plus-/Minus-Kritik erregte gleichsam den Unmut von Label, Band und intro.de-Forum (wenn auch auf unterschiedlichen Seiten). Virginia Jetzt! haben ihr selbstverständliches Recht, zu allen Vorwürfen Stellung zu beziehen wahrgenommen und uns eine Mail geschickt, die zu veröffentlichen wir gestern Nacht autorisiert wurden. Hier der Text im ungekürzten Wortlaut:

Lieber Alexander Lazarek, liebe Intro-Redaktion,
aufgrund der im aktuellen Heft verfassten Album-Kritik von Alexander Lazarek sehen wir uns gezwungen, einige Dinge klarzustellen. Wir empfinden es als eine böswillige, ungerechtfertigte und in höchstem Maße beleidigende Unterstellung, mit unserem Album und im speziellen dem Stück 'Liebeslieder' durch "Witt'schen ›Wir sind Wir‹ - Nationalmief" zu waten. Dieser Nationalstolz-Vorwurf zeugt von vorurteilsvoller Betrachtung und mangelnder Bereitschaft, sich mit dem Stück auseinander zu setzen.
Wir (Virginia Jetzt!) distanzieren uns von jeglichem uns unterstellten Nationalstolz.
Das Stück 'Liebeslieder' hat nicht im Entferntesten etwas mit einer Nationalstolz-Attitüde gemein und steht in keinem Zusammenhang mit 'Wir sind wir' von Heppner/van Dyk. In 'Liebeslieder' geht es um Sprache als Kommunikationsmittel in der Kunst und im Leben. Es geht um die Möglichkeiten und Grenzen dieser von uns allen benutzten Kulturtechnik. Wir sehen besonders in der eigenen Sprache Schwierigkeiten in der Wort- und Sinnwahl, die sich berechtigterweise aus der Geschichte DEUTSCHLANDS ergeben. Die Zeilen "Das sind mein Land, meine Menschen. Das ist die Welt, die ich verstehe." sind deshalb wortgenau aus Randy Newmans 'My Country' zitiert, um zu verstehen zu geben, dass es sich bei 'Mein Land' nicht um ein politisches/gesellschaftliches System handelt. Sondern um genau das, was Newman in seinem Stück meint: Familie, Heimat, Freunde.
Es ist uns unbegreiflich, wie Alexander Lazarek im Gegensatz zu allen Redakteuren/ Journalisten, denen wir Interviews zum Album 'Anfänger' gaben, das Lied so missverstehen kann und uns "Nationalmief" unterstellt.
Desweiteren unterstreichen falsche Angaben in seiner Rezension die oberflächliche Auseinandersetzung mit dem Album:
"Nino Skrotzkis Texte sind kritikfreie Schmusedecke" - die Texte des Albums stammen allesamt von Thomas Dörschel, wie auf der CD-Hülle und im Info vermerkt ist "ein angedeuteter Blumfeld-Diss" - wo soll der bitte schön auf dem Album zu Hören sein?
Bitter und peinlich ist sein unermüdlicher Einsatz gegen uns im Intro-Forum unter dem Pseudonym schunkel (worauf wir von mehreren Seiten hingewiesen wurden).
Wir (Virginia Jetzt!) können diese Art und Weise der Auseinandersetzung mit unserem Album und vor allem die Nationalstolz-Vorwürfe nicht unkommentiert lassen. Wir sind enttäuscht darüber, dass nach einem jahrelangen guten und ungetrübten Verhältnis zwischen Intro und Virginia Jetzt! eine solche harte Unterstellung gedruckt wird. Schließlich haben wir im Interview mit Christian Steinbrink über das Thema "Nationalstolz" gesprochen und unsere Distanz dazu deutlich gemacht. Es ist uns auch unerklärlich, weshalb Intro ein Album empfiehlt, das angeblich durch den "Nationalmief watet".

4. QUELLE:
Die Rezension der "taz" (die entscheidende Stelle ist markiert)
Hört, also hört: "Diese Zeit hat keinen Namen / und keine echten Ideale". Mit diesen Zeilen beginnt "Anfänger", das zweite Album von Virginia Jetzt!, auf dem sie sich zudem auf keinen Geringeren als Thomas Bernhard berufen und so ausdrücklich vermelden: Hier hat jemand etwas zu sagen, hier wird jemand erwachsen. Nun zeichnete die vier, die ursprünglich einmal aus Eberswalde nach Berlin kamen, trotz aller demonstrativen jugendlichen Unbekümmertheit schon immer ein gewisser Hang zum Bedenkenträgertum aus: Ihr Pop schien sich nie recht entscheiden zu können zwischen Euphorie und Melancholie, Melodien gaben sich zeitlos und zugleich brüchig wie gefallenes Laub.
"Wir haben Fehler gemacht", singt Nino Skrotzki im Titelsong des Albums, "das ist nicht zu übersehen", aber halt eben nicht richtig. Selten zuvor wohl hat eine deutsche Popband ihre Karriere so zielsicher geplant, so genau durchdacht und so clever aufgebaut. Dank Einblicke in die Mechanismen des Musikgeschäfts, die einzelne Bandmitglieder als Praktikanten bei Plattenfirmen sammelten, behielt man jederzeit die Kontrolle und verhinderte geschickt, als One-Hit-Wonder verbraten zu werden. Langsam, aber stetig, das war die Devise, die des Öfteren auch gegen den finanzierenden Unterhaltungskonzern durchgesetzt werden musste, etablierte man einen lokal verankerten Ruf, tourte fleißig und erspielte sich mittlerweile eine so solide Anhängerschar, dass man nun positioniert ist für den Anlauf auf die vorderen Chartsnotierungen.
Die wollen die "Warmduscher", so eine Selbstbezichtigung, mit "Anfänger" erreichen und ihrer großen Stärke: Ohne Angst vor überwältigenden Emotionen laufen sie ständig Gefahr, in den Kitsch abzustürzen, aber das ist ihnen herzlich egal. "Ich will Liebeslieder schreiben", singt Skrotzki, "die so nah sind an Gefühl, die so wahr sind und so wehtun, dass sie keiner hören will, ich will sagen können, was gut ist, was ich jeden Tag hier seh, das ist mein Land, meine Menschen, das ist die Welt, die ich versteh." Was bei Mia nach neuem Nationalismus klingen könnte, wirkt bei Virginia Jetzt! allerdings eher wie ein verzeihbarer Lapsus im System, denn immer wieder drehen sie Allgemeinplätze um ("Du musst da hin, wo es wehtut") und verrücken Klischees zentimeterweise. Manchmal funktioniert das erhellend, manchmal endet es eben als Rohrkrepierer.
Aber trotz aller Anzeichen auf Alterung, trotz des unüberhörbaren Willens, eine angemessene Reifung an den Tag zu legen, wuchern Virginia Jetzt! weiter um nahezu jeden Preis mit ihrer Jugendlichkeit. Fast schon trotzig loben sie die romantische Vorstellung vom Tourleben. Die Rebellion aber, muss man leider feststellen, die findet woanders statt. So nach allen Seiten abgesichert und ohne jede klitzekleine Berührungsangst gab sich selten eine Band, das beweist schlussendlich der Hidden Track, auf dem selbst Wolfgang Niedecken einen Gastauftritt hat. Das muss man sich erst mal trauen wollen. Und dann darf man auch. Am Montag steht das Album in den Läden.

5. QUELLE:
Das meint die "Süddeutsche" zum Thema:

Seid ihr mit uns?
Die Nation stellt ihr Heimatgefühl in Frage und da wollen die heimischen Sangeskünstler nicht nachstehen: Die deutsche Poplinke um Blumfeld & Co. diskutiert, was eigentlich noch links ist.
Von Dirk Peitz

Der Auftritt entbehrt nicht eines gewissen Pathos. "Aus gegebenem Anlass" heißt es auf der Website von Blumfeld, sehe sich die Band zu einer "Stellungnahme zum Thema ,Deutschland. Nation. Heimat und Popmusik' verpflichtet." Blumfeld, muss man wissen, sind die prominenteste Band einer in den letzten Jahren eher amorph gewordenen Szene, die sich unter dem Begriff der deutschen Poplinken subsummieren lässt.
Entstanden ist diese zu Beginn der 90er Jahre, als Gruppen wie eben Blumfeld, Die Sterne und Tocotronic - die damals so genannte Hamburger Schule - ihre ersten Platten veröffentlichten, während parallel dazu unter dem Eindruck rechtsextremer Gewalttaten in Deutschland sich linke Kulturschaffende etwa bei den so genannten "Wohlfahrtsausschüssen" gegen die damalige Neue Rechte artikulierten.

Dagegen: Rolle des linken Sprachrohrs

Ein Spezifikum der Poplinken-Musiker war von Beginn an, dass sie, anders als die Generationen linker Bands und Liedermacher davor, fast nie politisch explizite Stücke veröffentlichten. Gegen die Rolle des linken Sprachrohrs hat sich insbesondere Blumfeld-Sänger Jochen Distelmeyer stets gewehrt.
Die politischen Konnotationen seiner Texte, in denen zuletzt Begriffe wie "das System" poetisch durchdrungenen wirkten inmitten von hochgradig selbstreflektierter Lyrik, sollten Verweis genug sein. Dass sich auf diese grandiose Pop-Poesie auch Bands beziehen, die Blumfeld anscheinend für politisch anders denkend halten, führte nun zu der Stellungnahme.

Website von Blumfeld

Dort heißt es scharf: "Wie aus unserem Schaffen und Verhalten klar erkennbar sein sollte, haben wir es stets abgelehnt, uns in die heimatduselige Front all derer einzureihen, die es für angebracht halten, sich in ihrem Denken, Fühlen, Singen und Handeln positiv auf Deutschland (als Kulturnation und Heimat) zu beziehen."Außerdem verwehre man sich gegen jeden Versuch anderer, "Blumfeld als Vordenker für die Anbiederung an ein deutschtümelndes (Massen-)Publikum missbrauchen bzw. denunzieren zu können"; man stehe "für derartigen Populismus und Vaterlandsliebe jedweder Art nach wie vor nicht zur Verfügung."
Das sitzt, und sorgt in den Internet-Foren etwa von Spex oder Intro für erheblichen Gesprächsstoff. Gemeint ist die Stellungnahme offenkundig als Abgrenzung einerseits gegenüber solchen Acts, die in Texten, Musik oder Auftreten mit nationaler Ästhetik flirten wie etwa Rammstein, Witt und zuletzt van Dyk/Heppner; andererseits aber auch gegenüber jüngeren, als eher unpolitisch geltenden Bands wie Mia und Virginia Jetzt!.
Erstere haben sich durch ihre Beteiligung an jüngsten Versuchen von Magazinen und Plattenfirmen, Deutschsein für cool zu erklären, Ärger eingehandelt - und mit ihrem Lied "Was es ist", dessen Text mit den Worten Schwarz-Rot-Gold spielt. Immer wieder werden Mia-Konzerte nun abgesagt, weil linke Gruppen im Vorfeld zu Störaktionen aufrufen.
Den unmittelbaren Anlass für die Blumfeld-Stellungnahme aber lieferten anscheinend Virginia Jetzt! mit einem Stück von ihrem neuem, in dieser Woche erschienenen Album "Anfänger". In "Liebeslieder" taucht ein eingedeutschtes Zitat Randy Newmans auf: "Mein Land, meine Menschen, die Welt, die ich verstehe." Problematisch aus Sicht von Blumfeld wurde die Textpassage des der Heimatduselei unverdächtigen Newman wohl deshalb, weil Virginia Jetzt! in einem Beitrag zu ihrer Platte für das Magazin Musikexpress erwähnten, dass ein Distelmeyer-Interview sie auf das Zitat aufmerksam gemacht habe.

Gefühle und Sprache

Der Virginia-Jetzt!-Texter Thomas Dörschel sagt nun, dass die Band durchaus darauf gefasst gewesen sei, damit womöglich entsprechende Reaktionen auszulösen. Deshalb auch habe man das Zitat als solches kenntlich gemacht. Zudem handele das Lied nicht von Nationalstolz, sondern vom künstlerischen Scheitern daran, Gefühle in Sprache zu übersetzen: "Es ging mir mit dem Zitat nicht darum zu behaupten, man dürfe in Deutschland bestimmte Dinge nicht aussprechen - sondern dass man es in der deutschen Sprache einfach nicht vermag, auch weil wir aufgrund unserer Geschichte für bestimmte Worte wie ,Heimat' so sensibilisiert sind."
Es gebe dieses Gefühl von Heimat nun mal aber, und das beziehe sich in seinem Fall auf einen Ort, wo seine Freunde und Familie leben: "Deshalb stehe ich diesem Land doch nicht unkritisch gegenüber."
Und dennoch, so Dörschel, nehme Virginia Jetzt! als Band für sich in Anspruch, zunächst nicht politisch zu sein - auch wenn die Mitglieder selbst sich als eher links empfänden. Was links aber heute genau sein könnte, weiß auch Dörschel nicht zu sagen. Es scheine ihm jedoch klar, woher diese neuerliche Links-Debatte rühre: "Wir haben dafür nur eine Erklärung - es muss ein Generationsproblem sein. Wir sind mindestens zehn Jahre jünger, sind nach der Wende sozialisiert worden und mussten andere Kämpfe ausfechten

6. QUELLE:
Das meint "club-manufaktur.de":

Blumfeld, an die wir uns immer gern erinnern, sahen sich genötigt, ein längeres Statement zu veröffentlichen, in dem sie sich von Bands distanzieren, die sich »an ein deutschtümelndes (Massen-)Publikum« anbiedern und Blumfeld dabei als Inspiration zitieren. Nicht mit uns, meinen die sonst so freundlichen Hamburger. Nanu, dachten wir uns, alles sehr korrekt, aber das kommt nach dem ganzen Heckmeck um Mia vor einem halben Jahr ein bisschen spät. Der Anlass war wohl auch ein neues Ärgernis. Die Band Virginia Jetzt! hat nämlich ein Lied geschrieben, in dem es auch um »mein Land« und »meine Menschen« geht. Die Band schreibt, inspiriert habe sie, was Blumfelds Jochen Distelmeyer in einem Interview gesagt habe, dass er auch gerne einmal Zeilen aus einem Song von Randy Newman verwenden würde: »this is my country« und »these are my people«, was einem aber hierzulande unvermeidlich als Deutschtümelei ausgelegt würde. »Ich meine, so etwas kann man singen«, hält der Virginia Jetzt!-Texter mutig dagegen. Allerdings hatte Mr. Blumfeld tatsächlich nur gesagt, dass es bei diesem Stück um das Land geht, »das wir betreten, wenn wir Patti Smith, Public Enemy oder Serge Gainsbourg hören … eine andere Welt jenseits nationalstaatlicher Grenzen«. Der heimatselige Texter von Virginia Jetzt! hatte sich, was die Angst vor der Deutschtümelei angeht, verlesen und eine symptomatische Fehlleistung produziert: sich zuerst ein Tabu eingeredet und es dann gebrochen. Herzlichen Glückwunsch.
Ein unerfreuliches Thema, keine Frage. Dass Bands wie Blumfeld, die gewisse Standards von Haltung und Reflektiertheit eingeführt hatten, sauer sind, wenn sie derart missverstanden werden, können wir sehr gut verstehen. Letztlich geht es ja um mehr: Die taz meinte vor einiger Zeit, die Konjunktur des naiv Nationalen symbolisiere »das Ende der Poplinken, wie sie in den letzten zwanzig Jahren zwischen Köln und Hamburg entwickelt worden ist«, statt »strategischer Schlauheit« sei jetzt »strategische Dummheit«
angesagt. Schade, denn wir wären auch so gerne einmal Poplinke geworden. Aber wir hätten es vermutlich nie geschafft, denn zwar kennen auch wir Randy Newman, aber uns wäre nie aufgegangen, was sich aus dem Lied aus dem Album »Bad Love« alles machen lässt. In unserer Naivität dachten wir, »My Country« handle vom Fernsehen (»We got comedy, tragedy/everything from A to B), von einer nicht durchweg sympathischen Welt, in der man sich eingerichtet hat (»We all know what we look like, you know what I mean?/We wouldn’t have had it any other way.« »Feelings might go unexpressed/I think that’s probably for the best/Dig too deep, who knows what you will find«), sowie von den eigenen Kindern: »As much as I love them/I’m always kind of glad when they go away.« Wir mussten beim letzten Zitat weniger an Deutschland oder die weite Welt der Popkultur denken als an Euch, das Publikum, die Manu-Crowd, spät abends nach dem Konzert.

7.: LESERBRIEF
Das meint Gerd aus der Ostkurve

hi andi!
es reißt ja in der tat nicht ab... ich hatte ja schon damals zur mia-debatte eine mail angekündigt und dir im stadion schonmal die frage nach brecht gestellt und dessen kinderhymne...
die maile ich dir jetzt schonmal vorab und werde dann mal näher die neue diskussion nachlesen. ansonsten: bis morgen zum abstiegskampf!!
also:
den text von brecht würde ich so unterschreiben und mE ist brecht ja wohl der letzte, den man in die national(sozial)istische ecke drängen könnte. und nun vergleiche man mal die anderen texte (qualitativ natürlich nicht in der selben liga) mit dem folgenden...

Kinderhymne
Anmut sparet nicht noch Mühe
Leidenschaft nicht noch Verstand
Daß ein gutes Deutschland blühe
Wie ein andres gutes Land
Daß die Völker nicht erbleichen
Wie vor einer Räuberin
Sondern ihre Hände reichen
Uns wie andern Völkern hin.
Und nicht über und nicht unter
Andern Völkern wolln wir sein
Von der See bis zu den Alpen
Von der Oder bis zum Rhein.
Und weil wir dies Land verbessern
Lieben und beschirmen wir's
Und das liebste mag's uns scheinen
So wie andern Völkern ihrs.
(1949)

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Die Fantastischen Vier - 8. Dezember 2004 - Arena Oberhausen
- Andi und die deutsche Popkultur im Winter 2004, Teil 2 -

Eintrittskarte
 

Immer locker bleiben

- Der Bericht
- Der Abend
- Die Playlist

DER BERICHT:

Es ist nicht einen, nicht zwei, sondern schon ganze drei Monate her (was? wirklich schon so lange?). Drei Monate, in denen ein weißer Zettel an meiner Pinnwann baumelte: "Konzertberichte für die Homepage" steht da drauf. Ich glaub, ich lass ihn hängen, bis die Pinnwand irgendwann mal verschrottet wird, er hat so einen Hauch von Kult für mich bekommen. Drei Monate hatte ich Zeit, um die Erinnerung an das Konzert der Fantastischen Vier zu Papier äh Bildschirm zu bringen. Drei Monate, in denen ich ab und an daran dachte, meistens aber nicht. Nicht, weil mir das Konzert nicht gefallen oder gar keinen Spaß gemacht hätte, das auf keinen Fall. Nicht, weil mir die Worte ausgegangen wären oder ich die Lust an Konzertberichten verloren hätte. Zuerst keine Zeit, dann Weihnachtsstress, dann auf die lange Bank geschoben, dann waren inzwischen weitere Berichte über Helge Schneider und die Sportis fällig, es blieb auf dem langen "Zu erledigen"-Stapel liegen. Kaum zu glauben, aber selbst das passiert noch bei mir.
Und nun schreiben wir den 6. März, und das ist eine Lücke auf meiner Homepage, die es noch zu schließen gilt. Lasst mich ein wenig kramen. Kramen in meinen Erinnerungen, kramen in den Tiefen des Internets, suchen nach anderen Konzertinfos, nach anderen Eindrücken von den Fantas. Herauskommen werden einige Textfragmente, die zusammengefügt hoffentlich ein Bild von meinen Erlebnissen an diesem Abend hinterlassen
* * *
Eine Notiz von mir... gleich nach dem Konzert erledigt, als ich glaubte, noch in den Stunden, in der Nacht danach den Bericht schreiben zu können... Dabei notierte ich Folgendes:
"Merkt Euch eins: Wenn ihr ins Centro Oberhausen geht, genauer gesagt in die Oase, um Euch zu stärken für einen weiteren Einkauf, ein Konzert, einen Kneipenabend, eine Party. Geht NIEMALS zum "Asia Fast Food". Ein Wunder,
dass ich mir nicht den Magen verdorben habe. Das sah so unappetitlich aus, dass ich es aufgrund eines kaum enden wollenden Hungergefühls nur irgendwie runtergewürgt habe. Das nur vorweg.
Fantastischen Vier. Fantas. Fanta. Cola. Sprite. Der alte Gag.
Versetzen wir uns in Andis Gehirn kurz nach den Urlauben im Oktober. Sagen wir mal, es ist der 12. oder so. Zwei Urlaube und insgesamt vier relaxte Wochen liegen hinter mir, drei in den USA, eine in Finnland, und die vielen
Krakenarme des Alltags haben mich schon wieder liebevoll umschlungen - aber noch tuts nicht weh. Ich blättere auf den verschiedenen Seiten meiner Homepage (mache ich schonmal alle paar Monate, um zu gucken, ob es auf einigen
Seiten etwas zu überarbeiten gibt), und lande bei den "Konzerten". Wie bitte? Nur eins besucht in diesem Jahr? Gibts doch gar nicht... Einmal im Internet, verschlägt es mich auf die Seite eines Online-Ticketservice, und einen kurzen
Moment später habe ich unzählige Karten geordert. Für Virginia Jetzt!, die Fantastischen Vier, die Toten Hosen, die Sportfreunde Stiller und Ash. So schnell geht das.
Lest Euch die Liste der Band noch einmal durch... naaa? Passt eine nicht? Stimmt, die Fantastischen Vier...."
* * *
Ich blättere im Musikexpress. Die Januar-Ausgabe ist das glaube ich. Bei mir zu Hause liegt nicht nur ein großer "Zu erledigen"-, sondern ein noch viel größerer Zeitungsstapel. Ein wenig blättern, erst die Texte, dann die Neuvorstellungen, DVD- und Kino-Kritiken, Tourdaten und - jawoll - auch Tourberichte. Ein Mitarbeiter des ME hat also auch die Fanta 4 gesehen, in Köln allerdings. Ein so großer Unterschied wird das schon nicht sein. Und was meint der Kerl zum Gesehenen?
"Meine Damen, meine Herren, die Fantastischen Vier sind in der Stadt, und das bedeutet allerhand. Zum Beispiel wohlfeile Ironie, gebrochene Selbststilisierungen, schlaue Einschätzungen des eigenen Standorts. Und: keine blöde Attitüde, kein dämliches Realness-Geprotze, dafür jede Menge Haltung. "We are Mittelstand" ist seit Jahr und Tag der Schlachtruf von Smudo, Thomas D, Hausmarke und And. Ypsilon - und das ist im 14. Betriebsjahr der "Fantis" noch längst nicht alles. Da tut sich noch viel mehr.
Ganz in Weiß entern die vier die Bühne, sehen dabei ein bisschen aus wie männliche "Ariel"-Clementinen, uind schon nach dem klug über den Popstar-Status reflektierenden Song "Bring it Back" ist klipp und klar: Die Bühnengarderobe ist gut gewählt, Die Fantastischen Vier sind längst ein Markenprodukt mit hohem Wiedererkennungswert. Das ist zum einen die Art, wie Keyboarder Lillo Scrimali als musikalischer Direktor die Band wunderbar zusammenhält: lässig, locker, erfrischend leicht. Und da ist zum anderen das größte Verdienst von Smudo und Kollegen, das auch in der Kölnarena (auch in der Arena Oberhausen, das nur nebenbei) wieder zum Tragen kommt: Im Laufe der Jahre haben Die Fantastischen Vier deutschem Sprechgesang ein komfortables Pop-Bettchen gebaut, inklusive Kopfkissenburg und Wohlfühldecke, unter der allerlei Platz hat: Chöre, Streicher, Reggae, Funkiges und Soul, Rock - immer hübsch verpackt in ein Gebinde aus bestens austrainiertem Wortsport und kundigem Reimerütteln.
"Donnerwetter", sagte Hausmarke irgendwann, als sich die Band enthusiastisch durch die Lieder des aktuellen Albums "Viel" gespielt hatte -  vorzüglich: das diskokugelige "Geboren" und das melancholisierende "Sommerregen" - längst auch im Oberrang niemand mehr saß und sich schiere Begeisterung im weiten Rund der Arena Bahn brach. "Da bleibt einem ja die Spucke weg", analysierte Thomas D, "ihr seht gut aus." Danke, gleichfalls. Was erst recht galt, als die Vier hernach stilsicher durch ihren Backkatalog surften: "Der Picknicker", "Sie ist weg", "Le Smou", "Populär", der feine Selbstironieläufer "Buenos Dias Messias", das brachiale "Was geht", das Abkürzungsmassaker "MfG" - so ziemlich alles, wofür man die Fantas gern hat, kam dran. Und weil Traditionen nun mal da sind, um bewahrt und gepflegt zu werden, durfte Thomas D bei "Krieger" ritualisiert den Gelegenheits-Esoteriker geben, den Oberkörper blank ziehen und zum x-ten Male zeigen, was ihm sein Tätowierer so alles in die Haut gestochen hat.
Doch bei aller Show- und Entertainment-Routine, die Die Fantastischen Vier aus dem Effeff beherrschen, war auch noch eine kleine Überraschung drin. Dass ordnungsgemäßes Stagediving normalerweise mit Popoklatsch und Anlauf vonstatten geht, war Smudo komplett wurscht: Wie ein Käfer mit Bandscheibenvorfall ließ er sich ins Publikum plumpsen, wurde eineinhalb Runden auf Händen getragen - und war bestimmt heilfroh, als er beim fabelhaften Drogan-Proviant-Stück "Tag am Meer" wieder auf einem Hocker sitzen durfte."
* * *
Meine Mülheimer-Woche-Kollegin Silke sitzt einen Block weiter rechts. Kurz vor dem Konzert, kurz nach der Vorband "Clueso" haben wir uns megakurz getroffen. Eine Möglichkeit des "nebeneinandersitzens" gibt es nicht, das Konzert ist ausverkauft. Links neben mir hat jemand Knoblauch gegessen; und ich weiß nicht, was kommt. Oder was geht, wie es wohl heute heißen muss. Keine CD habe ich von den Fantas zu Hause, okay, ein paar Maxis vielleicht, aber sonst? "Sie ist weg", das kann ich auswendig. "Hey, heute ist wieder einer der verdammten Tage, die ich kaum ertrage, und mich ständig selber frage..." undsoweiterundsoweiter. Kaum jemand aus meiner Stufe hat damals nicht bei Liebeskummer auf diese Scheibe zurückgegriffen. In Weiß kommen sie auf die Bühne, springen, hüpfen. Ja, doch, ich habe Respekt vor dieser Bank. Vor der musischen Leistung der Vier. Der markante Schädel von Thomas D ziert sehr oft meinen CD-Schrank. Das Album seines Projekts "Son Goku" habe ich mir zugelegt, ganz zu schweigen von diversen Soloprojekten wie zum Beispiel dem "Liebesbrief" oder "Solo". Oder Hausmarke alias Michi Beck. Sein "No melody" mit den Turntablerockern ist ein Klassiker. Blieben Michael B. Schmidt alias Smudo und Andi Ypsilon (sein richtiger Name ist mir grad entfallen), eher als Produzenten im Hintergrund tätig oder als "die wahren Köpfe" bezeichnet, wenn es um die Außendarstellung der Fantas geht. Die Menge tobt, das ist von meinem Sitzplatz hervorragend zu sehen. Einen Tick lauter, ein kleines Momentchen heftiger wird es, wenn Smudo sich das Mikrofon schnappt, auf dem Laufsteg in die Menge hineinrast und "Le Smou" oder vor allem "Populär" brüllt. Klasse! Irgendwann später stagedivt Smudo sogar in die Menge.
* * *
Es ist in Oberhausen. Also ist WAZ-Alarm. Auch mein Kollege Hein fand das Konzert gut und ließ diesem eine dementsprechende Kritik folgen:
"Ende der 80er: Thomas D.  verschränkt mit filziger Mütze und kurzen Hosen die Arme. Der Fall für die Geschmackspolizei scheint gelöst: Mittwoch marschierten "Die Fantastischen Vier" im weißen Einheitszwirn  in die König-Pilsener-Arena.
"Viel" (die aktuelle Platte) hat sich geändert. Seit ihr Hit "Die da!?!" 1992 in Deutschland die gern zitierte Geburtsstunde des deutschen HipHop auslöste. Und die "Fantas" mit dem Hitparaden-Stürmer selbst in Werbespots für Orangensaft auftauchten. Nun adelt das Hohe C nicht unbedingt zu Garde-Musikern, doch deutscher Sprechgesang wurde in dieser Zeit salonfähig. Thomas D., Smudo., Michi Beck, And.-Ypsilon zeigten "was geht" mit ironisch, witzigen Sprüchen. Nur gut, dass sich das Quartett in Oberhausen vor 8200 Fans in bester Plauderlaune zeigt. Neuigkeiten müssen hoppla-hopp in die HipHop-Gemeinde. Smudo: "Alle Uncoolen sind außerhalb dieser Mauern." Wer in der ersten Reihe steht, erkennt das freche Grinsen. Klar: Die Vier sind gerne unterwegs. Keine Floskel. Michi Beck gesteht, dass Mama aus dem Ruhrgebiet stammt.
Worauf der Spruch des Abends gefunden ist. Denn die Fans sind das "Ruhrpott Massiv". Und kräftig bei Stimme.
Schuld daran hat wiederum die ausgewogene Konzert-Leistung. Auch das furios flimmernde Bühnenbild soll nicht unerwähnt bleiben. Gerade bei Ruhe-Reimen zeigen die Videoanimationen keine Spielereien, sondern lassen Atmosphäre erstrahlen. Die energiegeladene Performance der vier Stuttgarter tut ihr Übriges. "Der Picknicker" reißt jung gebliebene HipHopper von der Decke. Zwischen "Tag am Meer" und "Sie ist weg" bleibt genug Zeit, um mit einem Heavy-Metal-Ulk einen Gang hochzuschalten. Bei "Populär" hüpft die Halle. Der Mix funktioniert. Die Fans bleiben "Troy".
Der aktuellste Vierling hat sich schon zum Konzerthöhepunkt gemausert. Nach zwei Stunden Mundart ist der Hals trocken. Der Zwirn schweißdurchnässt. Ein Augen- und Ohrenschmaus geht zu Ende, auch wenn die Hallenakustik dem Mikrophon-Zappeln teilweise Tribut zollen musste.
Der Zugabenreigen klingt nüchtern, ist aber herzlich: "Keine Zeit", "Frohes Fest". M.f.G. - immer wieder gerne."
* * *
Ich kann sicherlich nicht so gut Konzertberichte schreiben wie die zahlreichen Plattenkritiker, die sich auf der Orgel der Fachbegriffe perfekt auskennen und noch ein paar historische Anekdötchen draufpacken. Die Fragmente zusammensetzen, ein paar begleitende Worte von mir geben, meine Gefühle schildern, das ist angesichts dieser zahlreichen Vorlagen diesmal mein Job. Gefühle?
Links neben mir stinkt immer noch ein wenig der Knoblauch. Dass Silke einen Block weiter rechts hockt, und ebenfalls auf die Bühne starrt, habe ich (entschuldigt!) vergessen. Ich stehe nicht die ganze Zeit, so wie viele andere, aber doch sehr oft. Ich singe (oder besser: spreche) nicht mit, das kann ich gar nicht, da die Texte mir nicht wirklich vertraut sind, aber ich versuche es wenigstens. Ich jöööööle nicht begeistert bis zur Heiserkeit, aber ich klatsche, bis die Hände wehtun.
* * *
Mein WAZ-Kollege hat auch was für seinen "Heimatteil" Oberhausen geschrieben, nämlich:
"Kenner der Szene werden es bestätigen: Wer aus Stuttgart kommt, hat nicht automatisch Anspruch auf den Hip-Hop-Olymp. Doch genau dort sind die "Fantas" (Thomas D., Smudo., Michi Beck, And. Ypsilon) seit Jahren amtlich stationiert. Den Eindruck hat man jedenfalls, wenn man die Mundart des Quartetts durch die lange Karriere folgt. Wenn da mal nicht der Hals trocken wird. Sie haben es Ende der 80er geschafft bei uns mit deutschen Reimen ein bis dato gänzlich ungewohntes Genre zu etablieren. So zeigten sie am Mittwoch in der König-Pilsener-Arena Gutes aus rund fünfzehn Jahren Sprechgesang. 8200 Fans betätigten sich als Stichwortgeber und die Vier zeigten "was geht". Mit der "Viel Unterwegs Tour" brettern die Wortakrobaten derzeit durch die Hallen. "Troy" blieben ihnen die Fans nicht zuletzt, weil sich "der Picknicker" ausbreitete und ein "Tag am Meer" musikalisch die Reisestrapazen ersparte. Bei so viel Euphorie taufte Thomas D. die Stadt kurzerhand in "Ober-geil-hausen" um. Und etliche Zugaben blieben keine leeren Worte."
* * *
"Sie ist weg" - der Höhepunkt des Abends. Die Vier brauchen nichts zu tun. Nur ein einziges Wort anstimmen, und den Rest erledigen wir. Vor allem im Mittelteil. "Jaja wunderbar, tolle Rede man, hörte ich dich nicht mal sagen, dich lässt jede ran?" Diesen und noch viele weitere Sätze grölen 8200 Leute wie aus einem Mund. Das erstaunt oder begeistert selbst die so bühnenerfahrenen Fantas. Und diese Euphorie nehme ich den Jungs sogar ab.
Wäre ich in der Grundschule, müsste ich unter unter das Konzert eine Abschlussnote packen. Und wenn ich mir meine Fragmente so anschaue, und all das mit meinem eigentlichen Musikgeschmack (der alles andere als in Richtung HipHop geht) und den Eindrücken rund um den Abend in einen Topf schmeiße und aufkoche, dann kann es nur ein Ergebnis geben.
* * *
Note: gut !

DER ABEND:

- wie Ihr gleich feststellen werdet, entstanden diese kurzen Notizen zwar nicht am Konzertabend, aber vier Tage danach (und nicht drei Monate). Also noch ziemlich zeitnah... -
Konzertbeginn: Hui, da muss ich nochmal ganz tief in meinem Gedächtnis kramen, denn das Konzert ist nun schon wieder seit vier Tagen rum... okay, es war Mittwoch, genau, richtig, da war ich vorher an der Uni in Essen, beim "Lehrforschungsprojekt Fitnessstudios" im Fach "Praktische Sozialwissenschaft". Um 17.50 Uhr ging es direkt von Essen mit der S3 nach Oberhausen, mit dem Bus bis zur Haltestelle "Neue Mitte", zu Fuß bis zur Oase, mit der Gabel das China-Essen in den Mund (bääh...). Um 19.30 Uhr stapfte ich in die Arena, um 19.55 Uhr - fast punktgenau mit dem ersten Takt der Vorband "Clueso" tauchte meine Arbeitskollegin Silke im weiten Rund auf - allerdings saß sie in einem anderen Block. "Clueso" spielte bis 20.35 Uhr, also die handelsüblichen 40 Minuten für eine weniger bekannte Band. Die "Fantastischen Vier" kamen gegen 20.55 Uhr und blieben bis etwa um 23 Uhr - also knapp 2:15 Stunden. Sie kamen einmal für zwei Zugaben wieder. Silke fuhr mich dann noch nach Hause - um 23.40 Uhr konnte ich meinen geliebten Laptop wieder in die Arme schließen.
Ort: Also mal wieder die Arena Oberhausen. Keine andere größere Veranstaltungshalle ist von meiner Wohnung aus näher zu erreichen (als "größer" bezeichne ich mal die Philipshalle Düsseldorf, die Westfalenhalle Dortmund und die Grugahalle in Essen). Und so allmählich glaube ich, dass die Arena, die offiziell "König-Pilsener-Arena" heißt (aber keine Sau bezeichnet die so), auch in Künstlerkreisen sehr beliebt ist. Der Radiosender "EinsLive" würde sonst wohl kaum jährlich seine "Krone" hier verleihen, und die "Ärzte" hätten hier vor fast genau einem Jahr (mit mir im Publikum) ihre Live-DVD gedreht. Die Reaktionen der Fantas ließen auch den Schluss zu, dass die das Ruhrpott-Publikum ganz gut leiden können.
Eintrittskarte?: Ja, das war so eine eigene Geschichte. Genauso wie die "Virginia Jetzt!"-Karte bestellte ich auch das Fanta-Ticket im Internet - und auch dieses gehörte zu der Bestellung, auf die ich wochenlang wartete. Der DHL-Mann und ich verpassten uns trotz fester Verabredung regelmäßig. Dieses Spielchen ging zwei Wochen lang, bis ich die Nase voll hatte und mich so lange nicht mehr meldete, bis die Karten an den Absender zurück gingen. Des Rätsels Lösung: Die Internet-Firme schickte mir die Karte per Einschreiben zu. So gehts doch auch. Der Platz (Block 111, Reihe F, Platz 6) war solide - der Sitzplatz lag in einer Kurve.
Mitreisende: Da ich eigentlich alle Konzerte im Moment alleine besuche, überrascht es auch nicht, dass mich zu den Fantas niemand begleitete - ich kenne auch niemanden, den das sonderlich interessiert hätte. Umso erfreulicher war es, dass ich mit Silke wenigstens ein bekanntes Gesicht gesehen habe - sie erfuhr erst am Tag zuvor, dass sie eine Pressekarte bekommen würde.

DIE PLAYLIST:

Mit den Titeln der "Fantas" bin ich überhaupt nicht vertraut. Also kann ich Euch nur sagen, welche Songs sie ganz sicher gespielt haben...-
- die Reihenfolge stimmt nicht, ist aber in dem einen oder anderen Textfragment (siehe oben) erkennbar -

- "Sommerregen" (vom Album "Viel" / 2004)
- "Ruf die Polizei" (vom Album "Viel" / 2004)
- "Troy" (vom Album "Viel" / 2004) das war natürlich das allerletzte Lied !!
- "Viel" (vom Album "Viel" / 2004)
- "Populär" (vom Album "Lauschgift" / 1995)
- "Sie ist weg" (vom Album "Lauschgift" / 1995)
- "Was geht" (vom Album "Lauschgift" / 1995)
- "Locker bleiben" (vom Album "Lauschgift" / 1995)
- "Mfg" (vom Album "4:99" / 1999)
- "Die Stadt die es nicht gibt" (vom Album "4:99" / 1999)
- "Le Smou" (vom Album "4:99" / 1999)
- "Tag am Meer" (vom Album "Die 4. Dimension" / 1994)

Ich weiß, das ist diesmal eine sehr magere Playlist, aber da ich von den Fantastischen Vier kein einziges Album zu Hause habe, fällt es mir vier Tage nach dem Konzert sehr schwer, die meisten Sachen zu rekonstruieren. Vor allem von der 2004er "Viel" wurden bestimmt eher zwölf als nur vier Titel gespielt.

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... das ausgefallene Hosen-Konzert - 13. Dezember 2004 ...

Was hatte ich mich doch auf diesen Abend gefreut. Tagsüber schön zur Uni düsen, eine Veranstaltung absitzen und abends bei den Hosen ABROCKEN! Um danach in die Endphase der Weihnachtszeit zu starten. Und was passierte dann? Ich brach zur Uni auf, schon etwas leichter bekleidet (trotz eisiger Temperaturen), um in der Westfalenhalle keine Jacke abgeben zu müssen, friere mich 45 Minuten lang von meiner Wohnung bis in den Seminarraum durch - und dann? Fällt die Veranstaltung aus. Scheiße. Ich setze mich in die Cafeteria, lese den Kicker, den Spiegel, unterhalte mich, langweile mich, starre auf die Uhr. 17.30 Uhr, los gehts zum Bahnhof, rein in den Regionalexpress... hmm... der ist so seltsam leer. Im Dortmunder Hauptbahnhof auch keiner mit einem Hosen-T-Shirt. Ab in die U45 Richtung "Westfalenhallen". Zwei etwas ältere Herrschaften mit einem schwarzen "Bis zum bitteren Ende"-Kleidungsstück auf ihren Rippen sitzen ein paar Reihen weiter - genauso nichtsahnend wie ich. Denn wir sind die einzigen drei in der Bahn, und das gut 45 Minuten vor Konzertbeginn. Die Haltestelle rückt näher - und ja, es wird Gewissheit: Die Westfalenhalle ist komplett dunkel, nur ein paar Security-Herren lungern davor herum, und teilen jedem enttäuschten und vollbrezelhaften Fan, der heute kein Radio gehört hat, mit: "Campino ist krank."
Was für ein Tag. Umsonst an der Uni, umsonst in Dortmund, alles umsonst. Sechs Stunden verschenkt. Sechs!! Wenn das Konzert am 18. Juni nachgeholt wird - dann verlange ich aber eine doppelte Zugabe!

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Helge Schneider - 18. Dezember 2004 - Stadthalle, Mülheim

Rendezvous mit meiner Stadt

In meiner Vorbereitungsphase zum USA-Urlaub, ja, das gebe ich zu, da habe ich ein paar Folgen lang "Sex and the city" geguckt. New York eben. Ich kann mich an nicht mehr sehr viel erinnern. Nur eins ist hängen geblieben. In einer Folge ist die Hauptperson, die Kolumnistin Carrie, gerade single, ein paar Dates misslingen, und so hat sie eben ein "Rendezvous mit meiner Stadt", so wie sie sagt, und geht in New York ins Guggenheim Museum...
Wenn Mülheimer Bürger jemals ein Rendezvous mit ihrer Stadt haben können, dann bei Konzerten von Helge Schneider.
Und diesen Moment, in dem ich im Stadthallenfoyer Stefan Kober, einen geschätzten WAZ-Freien, der jetzt schon längst Volontär ist, traf, werde ich nicht so schnell abhaken. "Mensch, hättste doch was gesagt", meinte er zu mir. "Dann hättest Du das doch schreiben können." So wars aber schon zu spät, und ich musste mich meinen Mitreisenden wieder zuwenden. Seinen Job hat Stefan ganz gut gemacht, und da ichs kaum besser formulieren könnte, überlasse ich ihm den Platz zur Schilderung eines Rendezvous...

FÜTTERN VERBOTEN, LACHEN ERLAUBT (WAZ Mülheim, 20.12.2004)
- von Stefan Kober; hat er juuut gemacht -
Wenn Helge Schneider kommt, geht nichts mehr: zwei restlos ausverkaufte Stadthallen am Samstag und am Sonntag. "Füttern verboten" heißt das Programm. Lachen ist erlaubt.
"Helge, Helge"-Rufe, als es langsam dunkel wird. Auf der Bühne verteilt: Reise-Klavier und Xylophon, Mundharmonika und Trompete, E- und gewöhnliche Gitarre, Schlagzeug und Bongos, Blockflöte und Schelle, Piano und Orgel - der Meister hat Großes vor.
Um seine Anhänger zu begeistern, braucht es wenig. Instrumental ist das erste Stück, ein Medley mit Piano und Schlagzeug, links-rechts, eine Jonglage-Nummer mit den Sticks zwischen den Fingern. Applaus brandet auf und Schneider lässt sich von der einzigen Unterstützung Bodo, der - bei Helge währen die Lehren länger - eine 36-jährige Ausbildung zum Teekoch absolviert, die Tasse reichen.  "Sie wundern sich vielleicht, warum rechts und links keine Videoleinwände stehen", meint Schneider. Wie bei großen Stars wie "Uschi Glas oder Celine Dion" üblich. Ein Vergrößerungsglas hat er stattdessen mitgebracht, angespült am Strand von Honululu. Erste Reaktion beim Fund war ein Dialog der Gehirnhälften: "Was ist denn das? - Weiß ich doch nicht." Schneider: "Die Antwort kam sofort. Das nennt man Denken." Eine versteinerte Qualle war es aber nicht, also, mutmaßt Schneider, entweder eine Kontaktlinse von Joan Collins oder einem Wal.
Schneiders Stärke ist, vom Ernst in den Nonsens zu gleiten, die Übergänge fließen zu lassen: Da imitiert er an der Orgel eine Hof-Reportage nebst entsprechender musikalischer Untermalung: "Wir sehen die Queen im Fonds sitzen. Der rote Teppich wird ausgerollt." Wir sehen, wie sich die Kathedrale ins Bochumer Stadtbild einfügt. "Wir sehen Ex-Außenminister Genscher zusammen mit Tatjana Gsell." Den Dalai Lama im Gespräch mit Jens Jeremies. Die Queen steigt aus: "Sie trägt eine Jacke aus Stahl, in der Friedrich-Wilhelms-Hütte gegossen." Mit einem Sticker der IG Metall. Musikalisch funktioniert das ähnlich: Da startet Schneider am Piano mit Beethovens Mondscheinsonate und lässt das Klavierspiel mit dem Jingle eines Schokoherstellers ausklingen: die zärteste Versuchung...
Ein Stück verballhornt er mehr oder weniger auf Spanisch, Restaurant-Barden-Parodie und -Hommage. "Donde", "tengo" und "dolore" klingen im iberischen Sprachbrei manchmal durch. Mehr kaum. Angekündigt hat er den Titel so: "Das nächste Lied handelt von Liebe, vom Leid, von Zähmung, Tod, Krankheit, Verderben, Sehnsucht, Spaß, Geburt, Segeln, Schwimmen und Lesen." Leben eben. Und Lachen mit Schneider. Ay caramba.

Danke Stefan.
Und für mich gilt: Im nächsten Jahr bin ich wieder da.
Zum nächsten Rendezvous.

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Sportfreunde Stiller / Ash - 21. Dezember 2004 - Philipshalle, Düsseldorf
- Andi und die deutsche Popkultur im Winter 2004, Teil 3 -

Ratz fatz schrammel schrammel applaus

- Der Bericht
- Der Abend
- Die Playlist

DER BERICHT:

Noch drei Tage bis Weihnachten. Andi, versetz dich in die Lage zurück. Ein ganzes Jahr ist vorbei, ein Jahr voller Uni, voller Arbeit, voller Urlaub. Voller USA, voller Finnland. Heute ist der letzte anstrengende Tag. Nur noch dieses Konzert, dann nach Hause, und dann erst einmal entspannen. Ruhig zurücklehnen und nichts tun.
72 Tage nach Weihnachten. Anfang März 2005. Der VfL Bochum steht, genauso wie anno dazumal, auf dem 16. Platz der Fußball-Bundesliga. Ach was wünschte ich damals noch... mehr Punkte, bessere Zeiten, bessere Leistungen. In der Uni bin ich immer noch keinen entscheidenden Schritt vorwärts gekommen. Nehme es mir jeden Tag vor, und doch. Flugtickets für den Sommerurlaub sind mittlerweile gebucht. Die Lücken auf meiner Konzertseite sind immer noch da. Die Fantastischen Vier, Helge Schneider und die Sportfreunde Stiller. Werd sie füllen. Ganz langsam füllen.
Seit 72 Tagen habe ich drei ganz lange Mega-sms eingespeichert. Enthalten sind die originale Playlist und verschiedene Notizen. Anmerkungen zum Konzert, zu den Sportfreunden. Lasst sie mich durchgehen.
* * *
Kollege Brandhoff war da, aufgrund seiner Hattinger Herkunft auch der "Hügelländer" genannt. Er arbeitet genauso wie ich für die WAZ. Gesehen habe ich ihn nicht. Geschrieben hat er Folgendes:
"Die Sportfreunde Stiller haben die Spielzeit 2004 erfolgreich beendet. Ihre Platte "Burli" kletterte in diesem Jahr zeitweise bis auf Platz zwei der deutschen Album-Tabelle, und beim Saisonfinale in der Philipshalle wurden sie von 6000 Fans frenetisch gefeiert.
Das Vorspiel bestreiten Ash. Die Briten gehen mit ihrem grandiosen Gitarren-Gepläster gleich in die Vollen. Und das Aufwärmprogramm wirkt: Die Menge ist heiß, sie verlangt nach ihren "Sportis".
Anpfiff 21.16 Uhr. Die Sportfreunde setzen sofort alles auf eine Karte. Sie wollen ein frühes Tor, und sie treffen im Dreierpack: "Ein kleiner Schritt", "Lauth anhören" (inspiriert vom ehemaligen 1860-Stürmer Benjamin Lauth) und "Auf der guten Seite" - 3:0!
Die Mannen aus München halten sich aber auch in der Folgezeit nicht mit kontrollierter Offensive auf, sie stürmen mit Mann und Maus. Sänger und Gitarrist Peter Brugger (ein Bayern-Fan) über Links-, Bassist Rüdiger Linhof (ein 1860-Fan) über Rechtsaußen- und Schlagzeuger Florian Weber (ebenfalls Löwen-Fan) macht als hängende Spitze Druck durch die Mitte. Mannschaftlich geschlossen spielen sie ihren Stiefel herunter, lassen sich auch von zwischenzeitlichen "Zieht den Bayern die Lederhosen aus"-Gesängen nicht irritieren. "Siehst du das genauso?" - 4:0; "Dirk, wie ist die Luft dort oben?" (inspiriert von Basketball-Superstar Dirk Nowitzki) - 5:0; "Komm schon" - 6:0!
Es läuft rund. Und als dann auch noch Ash-Frontmann Tim Wheeler eingewechselt wird, drehen sie so richtig auf. "Ich, Roque" (inspiriert von Bayern-Stürmer Roque Santa Cruz) wird zum Abräumer des Abends. Sie bündeln die Kräfte und erzielen innerhalb von fünf Minuten so viele Treffer, dass man sie gar nicht mehr zählen kann - die Fans sind aus dem Häuschen.
Selbst als die "Sportis" in der Nachspielzeit ein bisschen bei Oasis klauen und "Wonderwall" zum Besten geben, treffen sie ins Schwarze. Die La-Ola-Welle schwappt durch die Halle, die Begeisterung findet keine Grenzen mehr.
Auch "Ein Kompliment", eigentlich nur eine Standardsituation für die Bayern, wird zum Volltreffer. Es läuft und läuft und läuft. Und die 6000 hüpfen, singen und klatschen.*
* * *
Draußen ist es kalt. So kalt, dass ich meine Jacke anziehen muss, was ich vor Konzerten eigentlich nur recht ungern mache, da das entweder mit mehr Aufwand - Jacke wegbringen, Geld bezahlen und hinterher im Gewühl wieder abholen - verbunden ist, oder aber verdammt lästig ist. Ich bin genau pünktlich und erwische einen Stehplatz in der Mitte der Mitte. Ganz kurz überlege ich - immerhin steht "freie Platzwahl" auf der Eintrittskarte - ob ich mich zur Feier des Tages, quasi als vorweggenommenes Weihnachtsgeschenk von mir an mich selbst, sogar setzen soll, doch ich verwerfe den Gedanken. Gesessen habe ich schon bei den Fantas. Ich schnalle mir meine Jacke um und warte auf Ash. Warte nicht mehr lange. "Ash" aus Irland sind gemeinsam mit "Franz Ferdinand" aus Schottland und dem Iren David Gray die bekannteste und beste Vorband, die ich in meiner Konzert-Statistik notieren darf. Sie betreten die Bühne, und lassen 40 Minuten lang einen Kracher dem nächsten folgen. Es geht ratz fatz ratz fatz, schrammel schrammel, Kopf nach oben Kopf nach unten, Arme in die Luft, klatschen klatschen ratz fatz ratz fatz, Applaus, Applaus, und vorbei. Super! Genial! Vor allem bei "Girl from mars" und "Shining light"!
Nach Ash will ich nach Hause gehen. Besser geht´s kaum.
* * *
Aber ich bleibe. Allein, um meine Popkultur-Serie für diese Homepage zu vervollständigen und zu beenden? Nein... denn die ersten beiden CDs der Sportfreunde habe ich bei mir im Schrank liegen, und solche Klassiker wie "Wellenreiten" oder "Tage wie dieser" höre ich mir immer mal wieder gerne an. Die neueste CD "Burli" fehlt in meinem Besitz. Und das mit Grund. Die Sportfreunde sind eine Konsensband geworden. Eine Band, die als linksalternative Alternative in den Hinterhöfen und Kellern des Südens begann, sich unter anderem mit "Wellenreiten" in der Beliebtheitsskala der Insider nach oben katapultierte, und da auch zu bleiben schien. Und besser auch geblieben wäre. Denn gegen den Ansturm des Mainstreams kamen die Sportfreunde nicht an, und ließen sich von allerlei Marketingstrategen überrollen. Das ganze Band-Konzept, die meisten Texte, die Songtitel, all das wirkt seitdem so verdammt durchkonstruiert. Es ist so durchschaubar, dass "Burli" sogar das "Pro 7-Album des Monats" war (oder war es SAT 1? Oder sogar beide?). Und wer diesen zweifelhaften Fernsehpreis einmal gewonnen hat und wessen CD deshalb in Werbepausen zwischen "Galileo" und "Taff" angepriesen wird, der sollte seine Berufsauffassung schleunigst hinterfragen. Die Sportis haben das scheinbar nicht getan.
Sie kommen aus München. Okay, kann jedem passieren. Sänger Peter ist Bayern-Fan. Unverzeihlich. "Zieht den Bayern die Lederhosen aus", heißt es direkt nach dem ersten Lied. Die Sportis sind ein bisschen cleverer als zum Beispiel Virginia Jetzt! . Deshalb spielen die einen vor 500 im KKC und die anderen vor 6000 in der Philipshalle. Musikalisch ist der Unterschied nicht so groß - nur stehen die einen auf Fußball. Ein großer Vorteil. Für den Kommerz.
All das macht die Sportis unbeliebt. Vermutlich bei der "Hamburger Schule" um Tocotronic, Die Sterne, Blumfeld, Tomte und Kettcar - die irgendwo auch mal "Hamburger Musik-Mafia" genannt wurde. Nicht nur der geographische Unterschied ist auffällig. Auch der Anspruch ist ein anderer, natürlich. Die Worte "Bayern-Fan", "München" und "Kommerz" passen nun einmal und sind eine sehr ungünstige Konstellation.
Die Sportfreunde verstehen es perfekt, auf der Klaviatur der Medien und der alternativen Kultur zu spielen. Marketingkonzept eins a, wie ich schon einmal sagte. Die Konzerte sind optimal durchorganisiert. Mit fester Textreihenfolge (okay, die hat jeder Musik-Künstler, aber die meisten sind doch spontan und variabel, das scheint mir hier schwierig; einmal verliest sich Peter sogar; peinlich peinlich), mit einer einstudierten Coverversion von Oasis'  "Wonderwall", die wohl in jeder Halle läuft, dem Anhängsel "Ich war noch niemals in New York" an den witzigen Song über Dirk Nowitzki. Nowitzki, oh ja, das ist noch so einer dieser Marketingtricks. Schreibe einen Song über Deutschlands berühmtesten Basketballspieler, nenne einen Titel mit einem völlig anderen Inhalt "Ich, Roque" und lasse den gleichnamigen Bayern-Spieler im Video auftreten, und füge an den Titel "Laut anhören" noch ein "(h)" für den gleichnamigen 1860-Spieler an - und schon sind Dir Schlagzeilen, das Interesse von Millionen Fußballfans und neue Käufer garantiert. Da waren findige Manager am Werk, die das Alternative dieser Band komplett im Konsum haben verschwinden lassen. Die Klamotten sind nicht mehr passend, sondern trendy. Der eigentlich recht süffisante Text von "Ich, Roque" ("Doch nur einem gebühren diese Worte, ein Privileg der ganz besonderen Sorte, kein Wort zu niemandem, wie ich zocke, ich sag´s nur meinem Fanblock: Ich Roque") geht ein wenig hinter dem Lächeln des Nationalspielers aus Paraguay unter. Ist süffisant das richtige Wort? Oder wäre Selbstironie angebrachter?
Es passiert nichts Spektakuläres, zwei Stunden lang. Aber es funktioniert. Es funktioniert so sehr, dass die zu Beginn von der langen Tour schlapp wirkenden Jungs, die nicht müde werden zu betonen, dies sei "ihr letztes Konzert für eine längere Zeit" sukzessive aufblühen und kurz vor Schluss genauso wie die Halle richtig abgehen. Beim finalen "Spitze" (auch das: prima konzipiert, eignet sich für alle Presse-Überschriften, jedes Fazit und ist ein ähnlich gutes Abschlusslied wie "Schönen Gruß und auf Wiedersehen" bei den Toten Hosen) hüpfen und springen sie genauso mit wie alle Zuschauer. Dann ists vorbei. Getreu dem Motto "Aufhören, wenns am schönsten ist". Mitgewippt, ja sogar mitgesungen bei manchen Songs habe ich auch. Schließlich spielen die Sportis, trotz aller Kritik, immer noch grob die Musik, die ich ganz gerne mag. Aber aus Punk ist Pop geworden. Popkultur. Deutschsprachige. "Wir sind Helden", "Die Ärzte", "Die Toten Hosen", "Die Fantastischen Vier", "Mia", "Virginia Jetzt!" und die ganzen nachäffenden Newcomer ("Juli", "Silbermond") lassen grüßen.
Wenn das doch nicht alles vom Konsum geprägt wäre, ach wenn die Band nicht regelmäßig in der Bravo oder wo auch immer auftauchen würde. Dann wäre das Konzert vermutlich im KKC und nicht in der Philipshalle gewesen. Die Sportis sind gar nicht dumm, der Song "1. Wahl" ist zum Beispiel eine tolle Selbstironie (hier passt das Wort ganz bestimmt) und im Gegensatz zu Virginia Jetzt! kriegen sie sogar (wenn auch platte) politische Statements hin (Peter: "Bush? Sehr traurig!").
* * *
Vielleicht bin ich auch nur ein wenig überempfindlich, was Bands angeht, die den Sprung in die große breite Masse geschafft haben. Vielleicht schon. Denn immerhin gibt es einige Zeilen, die untrennbar mit den Sportis verbunden sind, etwa aus "Ein Kompliment" ("Ich wollte Dir nur mal eben sagen, dass Du das Größte für mich bist!"), Geld hin oder her. Bei mir bleibt ein fader Beigeschmack, aber ich scheine der einzige der 6000 zu sein.
Es war ein etwas anderer Vor-Vor-Vor-Weihnachtsabend. Mit einem sensationell krachenden Auftritt von Ash, und einem nicht minder energiegeladenen der Sportfreunde. Doch die sind in den meisten Plattenläden eben nicht mehr bei "Indie" oder "Alternative" einsortiert, sondern ganz normal unter "Rock und Pop". Kettcar oder Tocotronic würde das nicht passieren.
* * *
Auftrag ausgefüllt. Die sms sind abgearbeitet.

DER ABEND:

Konzertbeginn: Wie schrieb ich vor dem Fanta-4-Konzert? Einen... halt zwei... nein, drei Monate ist es her, dass ich diesen Abend hinter mich brachte. Na gut, der Abstand zum Sportis-Konzert beträgt nur zweieinhalb Monate, aber wann genau was anfing, kann ich nur noch mutmaßen. Es war ein Dienstag, aber kurz vor Weihnachten, das heißt, dass ich nicht mehr zur Uni musste und direkt von Mülheim zur Philipshalle fahren konnte. Ich kann mich noch vage daran erinnern, dass der Auftritt von Ash knapp 40 Minuten dauerte - was ich wiederum sehr bedauerte, denn das, was die Jungs auf der Bühne abzogen, war ziemlich genial. Die werden in etwa bis 20.50 Uhr gespielt haben. Die Sportis kamen gegen 21.15 Uhr und bleiben - glaube ich - ziemlich genau zwei Stunden, so dass ich gegen 23.15 Uhr die Philipshalle verließ und um kurz nach zwölf wieder in Mülheim auf meinen Fernsehsessel sinken konnte, drei Tage vor Weihnachten. Alles ohne Gewähr...
Ort: Wie schrieb ich vor dem Fanta-4-Konzert? Hee, da schrieb ich gar nichts über die Düsseldorfer Philipshalle. Dieses Gemäuer ist so etwas wie mein "Haupt-Konzertort" der letzten Jahre geworden. Na gut, ich bin hier nicht monatlich Stammgast, aber doch so oft wie in keiner anderen Halle in Nordrhein-Westfalen. Das Programm ist einfach klasse und zudem liegt die Halle einfach sehr zentral, und ist mit Bus und Bahn vorbildlich gut zu erreichen. Meine letzten Besuche dort waren bei Auftritten der Bands "Wir sind Helden", "Coldplay", "Travis" und "The Corrs".
Eintrittskarte?: Wie schrieb ich vor den letzten Konzerten? Und wie werde ich vor den nächsten Konzerten schreiben? "Bestellt im Internet"! Es ist einfach viel leichter, eine Sammelbestellung online abzugeben, die gar nicht oder wenn, dann nur geringfügig teurer ist. So auch bei den Fanta 4. Der Preis war solide, wenn ich mich richtig erinnere.
Mitreisende: Wie schrieb ich noch vor dem Fanta-Konzert? "Da ich alle Konzerte im Moment allein besuche..." Bei den Fantas war eher zufällig meine Arbeitskollegin Silke noch da; und diesmal, drei Tage vor Weihnachten? Niemand.

DIE PLAYLIST (die stimmt hundertprozentig !! )

1) "Wellenreiten" (auf dem Album "So wie einst Real Madrid" / 2000, vorher auf dem Mini-Album "Thonträger" erschienen)
2) "Ein kleiner Schritt" (vom Album "Burli" / 2004)
3) "Lauth anhören" (vom Album "Burli" / 2004)
4) "Auf der guten Seite" (vom Album "Die gute Seite" / 2002)
5) "7 Tage 7 Nächte" (vom Album "Die gute Seite" / 2002)
6) "Wunderbaren Jahren" (vom Album "So wie einst Real Madrid" / 2000, vorher auf dem Mini-Album "Macht doch was ihr wollt - ich geh jetzt!" erschienen)
7) "Ans Ende denken wir zuletzt" (Beitrag zum Soundtrack "Soloalbum" / 2003)
8) "Siehst Du das genauso?" (vom Album "Burli" / 2004)
9) "Frühling" (vom Album "Burli" / 2004)
10) "Ungewöhnlich" (vom Album "Burli" / 2004)
11) "Dirk, wie ist die Luft da oben?" (vom Album "Burli" / 2004)
.... 11a) mit anschließendem Abstecher zu "Ich war noch niemals in New York")
12) "Im Namen der Freundschaft" (vom Album "Burli" / 2004)
13) "Fast wie von selbst" (vom Album "So wie einst Real Madrid" / 2000)
14) "Komm schon" (vom Album "Die gute Seite" / 2002)
15) "1. Wahl" (vom Album "Burli" / 2004)
16) "Ich, Roque" (vom Album "Burli" / 2004), mit freundlicher Unterstützung des Ash-Frontmanns

1. Zugabenrunde:
17) "Andere Mütter" (vom Album "Burli" / 2004)
18) "Wonderwall" (Cover des Oasis-Songs)
19) "Einmal Mond und zurück" (vom Album "So wie einst Real Madrid" / 2000)
20) "Was ich behaupten kann" (vom Album "Burli" / 2004)
21) "Ein Kompliment" (vom Album "Die gute Seite" / 2002)
22) "Wie lange sollen wir noch warten" (vom Album "Die gute Seite" / 2002)

2. Zugabenrunde:
23) "Wir müssen gewinnen" (vom Album "So wie einst Real Madrid" / "2000"), mit Sänger Peter am Schlagzeug...
24) "Heimatlied" (vom Album "So wie einst Real Madrid" / 2000)
25) "Spitze" (vom Album "So wie einst Real Madrid" / 2000), mit ganz kurz eingebauten Songpassagen aus "Troy" (Fanta 4) und "Hey Ya" (Outkast)

Zusammenfassung:
"So wie einst Real Madrid" = 7 (2 Titel sind aber schon älter)
"Die gute Seite" = 5
"Burli" = 11 (von 13, nicht schlecht)
Soundtrack-Beitrag = 1
Cover = 1

ASH-MINIPLAYLIST (für eine halbe Stunde guten echten Alternative Rock)

- "Renegade Cavalcade" (vom Album "Meltdown" / 2004)
- "Orpheus" (vom Album "Meltdown" / 2004)
- "Shining light" (vom Album "Free all angels" / 2002)
- "Burn baby burn" (vom Album "Free all angels" / 2002)
- "Girl from mars" (vom Album "1977" / 1995) - dies war das zweite Ash-Lied
- "Oh yeah" (vom Album "1977" / 1995) - gemeinsam gesungen mit Sportfreunde-Sänger Peter

... und noch zwei oder drei andere Titel (die ich mir leider leider nicht notiert habe)

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Jimmy Eat World - 28. Februar 2005 - Soundgarden, Dortmund

'Ne Rockshow

- Der Bericht
- Der Abend
- Die Playlist

DER BERICHT:

Ja, es gibt ihn, den Ort meiner verhinderten Jugend. Der Ort, an dem ich mich sehr oft aufgehalten hätte, wenn ich nicht jeden Sonntagmorgen hätte Fußball spielen müssen. Wenn ich nicht jeden Sonntagmittag hätte arbeiten müssen. Wenn ich mich in meiner Oberstufenzeit mehr auf Party als auf Freundin konzentriert hätte. Wenn all das nicht gewesen wäre, meine lieben Leser dieser Seite, ich schwöre Euch, dann wäre der Soundgarden in Dortmund in den Jahren 1996 und 1997 mein zweites zu Hause gewesen.
Und so schlendere ich die Bremerstraße in Dortmund entlang, an diesen letzten Minuten im Februar 2005, auf der Kante zum 1. März. So manche Pfütze auf dem Boden ist gefroren, und ich trage Handschuhe und Mütze, damit mir meine Finger und Zehen nicht vor Kälte absterben. Ich sehe die Rücklichter der Straßenbahnlinie 403, die mich vom Dortmunder Hauptbahnhof bis zur Haltestelle Lippestraße gebracht hat, und ich folge ein paar Leuten, die genauso wie ich einen Tick zu spät kommen. Ein beruflicher Termin bei einem neuen Boxklub hat mich bis 19 Uhr beschäftigt, aber wow, von Mülheim bis zum Soundgarden nur ne knappe Stunde... ist doch okay. Jaja, es wäre mein zweites zu Hause gewesen... doch ich gebe zu: Heute ist meine Soundgarden-Premiere. 1999, als die Filliale in Duisburg eröffnete, gut, da bin ich eben ein paar Mal dort gewesen. Aber eben nicht im echten Soundgarden. In Dortmund. Ich wandere über den großen, verschotterten, total dunklen Parkplatz, wate durch ein paar Schlaglöcher und muss aufpassen, dass ich mir nicht das Sprunggelenk breche, als mir beim Stichwort "Sprunggelenk" eine Geschichte aus dem Deutsch-Leistungskurs in der Jahrgangsstufe 12 einfällt. Mein Sitznachbar kam mit Gips und Krücken am Montagmorgen um acht Uhr zum Unterricht. Ein Bruch. Zugezogen beim Pogo im Soundgarden. Der Eingang liegt schon vor mir, als ich ein letztes Mal vor dem Konzert phantasiere. Wie wäre es wohl gewesen, jeden Samstag nach Dortmund zu fahren? Jeden Samstag in der Oberstufenzeit? Habe ich etwas verpasst? Genug Läden ausprobiert habe ich, vom unvergesslichen Remix in Ratingen, regelmäßig am Donnerstag dem T-Club bis hin zu Delta, Ringlokschuppen undsoweiter. Aber der Soundgarden, der hätte alles getoppt. Hätte. Die Zeit ist vorbei. Und meine Premiere feiere ich mit 26. Vier Wochen vor dem 27. Geburtstag.
Ich will ne Rock-Show sehen.
Einfach nur ne verdammte, kurze, kleine Rock-Show, mit krachenden, aber melodischen Gitarren, mit Trommelwirbel, Bass, mit mähneschüttelnden Menschen, mehr als hübschen, alternativen Mädels und nem Glas Cola am Hals. Ich habe es so vermisst. Etwas mehr als zwei Monate ist das Sportfreunde-Stiller-Konzert erst her, aber dieses Konzert-Feeling mit vielen ähnlich bekloppten Leuten auf einem Haufen zu sein, alle wollen nur abrocken, mitsingen, ein bisschen tanzen. Ich genieße das. Um zwanzig nach acht betrete ich den großen Saal, und er ist pickepackevoll. Ich bleibe auf der Empore und blicke auf die große Menge. Noch spielt die Vorband, keine Ahnung, wie sie heißt, was sie sonst für Musik spielt, was auch immer sie gerade macht. Ich bin erst einmal damit beschäftigt, all die Leute zu beobachten, die genau dieselbe Musik gut finden wie ich. Es sind genauso viele junge dabei wie ältere. Ich gehöre mittlerweile wohl leider zur zweiten Sorte. Mir fallen wie überall im Moment etliche hübsche junge Frauen auf. Ich lasse meine Blicke schweifen, und versuche weiterhin, mir vorzustellen, wie mein Leben wohl mit Soundgarden ausgesehen hätte. Ich finds heute nicht mehr raus. Um irgendwann nach neun geht das Licht aus, und "Jimmy Eat World" stürmen die Bühne, die Band mit dem ungewöhnlichen Namen. Der Bruder von Jimmy-Mitglied Tom Linton kritzelte einst die Worte "Jimmy Eat World" unter ein selbst gemaltes Bild - geboren war der Bandname, lausche ich im Gespräch einer Kleingruppe direkt vor mir. Seit wenigen Jahren erobern die Vier den nach dem amerikanischen auch den europäischen Kontinent und reißen einen guten Gig nach dem anderen ab. Der Ruf als "geniale Live-Band" eilt der Gruppe voraus. Ich kenne nur zwei Stücke richtig gut. "Lucky denver mint" und "The middle". Mir ist bekannt, dass die Band versucht hat, sich im Wahlkampf gegen Bush zu engagieren. Aber mehr weiß ich nicht, und mehr will ich auch nicht wissen. 'Ne Rockshow reicht.
Und die kriege ich. Meine beiden Favoriten kommen mittendrin, hintereinander, und egal wie die anderen Songs auch immer heißen: Sie sind gut. Die Jungs wissen, wie sie mit ihren Instrumenten umgehen muss. In der Masse wütet der Pogo, schwingen beim Headbanging die Köpfe, hüpfen viele wie beim entscheidenden Tor im Pokalfinale. Wie viele mögen das wohl sein? 1000? 1500? Nach 60 Minuten verschwinden die Jungs zum ersten Mal von der Bühne. Bands aus England oder den USA sind eben keine Dauerläufer. In der Pause klopft mir jemand auf die Schulter. Thommy Richter, mein WAZ-Kollege, der für unseren Arbeitgeber einen Artikel schreibt, fragt nach meinem Befinden und meinem Konzerteindruck. Welch ein Zufall! Thommy weiß Bescheid, dass noch zwei Zugaben kommen. Er bewegt sich Richtung Ausgang. Und das ist wohl durchdacht. Das Soundgarden-Management hat clevererweise nur zwei Kassen geöffnet, zudem wird die Verkehrslage nach dem Gig chaotisch. Wir lassen die Zugaben an uns vorbeiziehen, applaudieren artig lautstark und verschwinden. Um 1 Uhr wollte ich zu Hause, um halb zwölf bin ich´s.
'Ne Rockshow ohne Vorbereitung und ohne Nachdenken wollte ich sehen.
Und meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt.

DER ABEND:

Konzertbeginn: Auf der Karte stand hinter "Einlass" die Uhrzeit 19 Uhr. Leider weilte ich just zu diesem Zeitpunkt noch im Speldorfer Depot bei einem WAZ-Termin zum Thema Boxen. Dort fuhr ich um 19.06 Uhr mit der 901 Richtung Mülheim Hauptbahnhof los, stieg um 19.21 in den Regionalexpress Richtung Paderborn. Um 19.55 "landete" ich am Dortmunder Hauptbahnhof, lief zur "Kampstraße", fuhr mit der 403 bis "Lippestraße" und stapfte durch die winterliche Februar-Kälte über den verschneiten, vereisten, hügeligen Parkplatz Richtung Soundgarden. Als ich den um 20.20 Uhr betrat, spielte gerade die Vorband, von der ich weder den Namen noch irgendwelche Songs mitbekam. Die Vorband jedenfalls spielte bis etwa 20.45 Uhr. Nach einer konzertüblichen Zwischenpause - diesmal etwa 40 Minuten, kamen Jimmy Eat World gegen 21.25 Uhr. Sie spielten genau 70 Minuten, laut Thommy Richter für US-Bands eine "solide Zeit" und verließen die Bühne um 22.35 Uhr ziemlich abgerockt. Zum Glück musste ich nicht auf die S-Bahn oder den Regionalexpress warten und konnte meine vorher notierten Rückfahrmöglichkeiten in den Papierkorb werfen. Herr "tric" nahm mich mit - und nach 36 Minuten Rückfahrt (von 22.45 Uhr bis 23.21 Uhr) war ich wieder in Mülheim.
Ort: Der im Text schon hinreichend gewürdigte Dortmunder "Soundgarden"... ich war dort vorher noch nie, und werde - es sei denn zu einem weiteren Konzert - auch so schnell nicht mehr hinkommen. Eine Filliale gibt es inzwischen direkt neben dem Duisburger Hauptbahnhof (falls die noch nicht schließen musste) - dieser habe ich mal einen Besuch abgestattet, das gebe ich zu. Der "Soundgarden" liegt nicht wirklich weit vom Dortmunder Hauptbahnhof entfernt. Die Anleitung: Einfach mit dem Regionalexpress oder der S-Bahn bis "Hauptbahnhof" fahren, dann einmal die Straße überqueren und zur "Kampstraße" laufen - dauert drei Minuten. An der dortigen, gleichnamigen Bahnhaltestelle in die 403 Richtung "Wickede" einsteigen, drei Haltestellen in fünf Minuten abfahren, an der "Lippestraße" aussteigen - und der Masse in die Bremer Straße hinterherlaufen. In einem Schuppen am Parkplatz ist der Soundgarden - der große Saal, in dem das Konzert stattfand, hat eine große Empore (oder wie immer man das nennen kann). Hübsch. Nur befürchte ich, dass dort heute immer noch dieselbe Altersstufe rumhängt wie zu meiner Schulzeit. Das heißt: zwischen 17 und 20. Ich kann mich aber auch irren. Bald spielen "Juli" dort.
Eintrittskarte?: Im Internet bestellt, preislich im Rahmen, ich glaub, so um die 19 Euro.
Mitreisende: Im Rahmen meiner spontanen "Konzertkarten-Einkauf-Frühjahrsoffensive" konnte ich niemanden fragen, ob er/sie mich begleiten möchte. Deshalb fuhr ich ganz allein los. Der große Vorteil der ganzen Sause war, auch wie schon im Text erwähnt, dass mein WAZ-Kollege Tommy Richter beruflich vor Ort weilte und mich nach dem Konzert mit nach Mülheim nehmen konnte.

DIE PLAYLIST:

... da ich vorher nur wenig Lieder kannte, konnte ich mir während des Konzerts auch keine Notizen machen. Ich weiß nur noch, dass "Lucky denver mint" und "The middle", die beiden Songs, die ich bisher als einzige mit Jimmy Eat World verband, direkt hintereinander gespielt wurden.
Um Euch trotzdem mit ein paar Song-Namen zu bombardieren, klaue ich die im Text von Thommy Richter erwähnten Titel:
- "Bleed American"
- "The Authority Song" (diese beiden Songs kamen zuerst)
- "The Middle" (im "tric"-Text als "Abräumer" bezeichnet)
- "Polaris" (bei tric: "bedächtig" und ebenfalls ein "Abräumer")
und die Zugaben
- "Pain"
- "Sweetness"

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The Dresden Dolls - 5. März 2005 - Gebäude 9, Köln

Gebäude 9

A good day

- Der Bericht
- Der Abend
- Die Playlist

DER BERICHT:

Auf meinem Handrücken prangt ein unleserlicher Aufdruck. Der Eingang liegt ein paar Meter hinter mir, und ein Typ, an dessen Aussehen ich mich nicht mehr erinnere, drückt den Stempel grad zum nächsten Mal ins Stempelkissen. Leise tapse ich vorwärts, wie ein kleiner Entdecker auf Weltreise. Ich schaue an die Wände, sehe, wie der Putz abblättert, erblicke das eine oder andere Graffiti. Ich habe ein bisschen Angst, und ich weiß nicht einmal wieso, aber es ist kein negatives Angstgefühl. Ich bin neu hier, neu in Köln-Deutz, neu in dieser Musikrichtung, und ich glaube, das "Gebäude 9" in Köln-Deutz ist eins, das ich außerhalb des Konzerts nicht wirklich besuchen würde. Vor zehn Minuten noch, da telefonierte ich mit meinem Bruderherz Thommy, diskutierte über die miserable Leistung des VfL Bochum beim Spiel gegen Schalke 04, wanderte an den zahlreichen Häusern der Kölner Messe vorbei, suchte und fand die Deutz-Mülheimer Straße. "Deutz, das ist ja nicht wirklich Köln. Das ist ja die andere Rheinseite", erklärte mir der Ex-Kölner Thommy, warum er vom "Gebäude 9" noch nie etwas gehört hat. Ich erblickte das Schild "Gebäude 9", verabschiedete mich von Thommy, der mir mitteilte, dass "Good day" zurzeit zu seinen Lieblingssongs gehört, und betrat einen Hinterhof. Ein stinknormaler Hinterhof eines Lagergebäudes, einer Lagerhalle, was weiß ich. Musik dröhnte hinter einer Wand hervor, etwa schon die Vorband? Rein ging es - und zack, da bin ich nun.
Ich betrete den sehr spartanisch ausgestatteten Konzertsaal und beobachte die verschiedensten Leute. Mit schwarzen Haaren, hellen, gefärbten, gar keinen, langen, Haaren mit Zopf, junge Menschen, alte Menschen, wandelnde Tätowierungen, massiv gepiercte, bunt angezogene, ganz ins schwarz gekleidete, klasse klasse klasse, diese Atmosphäre gefällt mir. Ein Pärchen vor mir knutscht pausenlos, während die Vorband "The surreal funfair" gerade ihre letzten Takte spielt, links fragt jemand eine Frau nach ihrem Hauch von nichts, das sie (nicht) an ihrem Körper trägt. Ich sehe mit meiner Jeans, den abgenutzten Chucks und meinem grünen Pulli schon relativ "spießig" aus, doch das ist kein Ort, um in irgendwelche Stereotypen zu verfallen, das ganz gewiss nicht. Es ist noch ein bisschen Zeit, bis die "Dresden Dolls" kommen. Meine Angst ist längst gewichen. Gewichen für die Melancholie, die ich schon lange nicht mehr erleben durfte. Es ist eine Erinnerung an mein nicht vorhandenes Studentenleben. So viele junge Menschen, so viele alternative Menschen, so viele Menschen, die mit dem Alltagsleben vermutlich noch nichts zu tun haben, die durch die Welt reisen, die sich spontan treffen können, keine Termine und Verpflichtungen haben. Das Konzert hat noch gar nicht angefangen, und schon spiele ich mein (achtung, ich klaue gerade bei Judith Herrmann) "Stell dir vor, wer im richtigen Leben was ist und was macht"-Spiel. Mit meinem vom ganztägigen Stehen schon arg angeschlagenen Rücken lehne ich mittlerweile an einer Wand. Die "Dresden Dolls" sind nicht in Sicht.
Wer ist das überhaupt? Wer sind die "Dresden Dolls"? Wie bin ich daran gekommen? Während ich und die paar Hundert anderen noch immer warten, drehe ich an meiner Gedankenuhr. Aufmerksam geworden bin ich, als ich irgendwann nachts kurz vor dem Schlafen gehen auf MTV zappte. Ich glaube, es war eine Sendung mit Markus Kavka. Er kündigte eben diese Band an, mit ihrem neuesten Titel "Coin-operated boy", und dieser Song haute mich schlichtweg aus den Schuhen. Eine völlig neue Musik, die ich noch nicht einzuschätzen in der Lage war. Noch nie habe ich so schnell eine CD bestellt. Das Lied war keine zwei Sekunden vorbei, da lag das Album schon in meinem Amazon-Warenkorb. Als ich den Button "Bestellung abschicken" längst geklickt habe, fallen mir noch viele weitere Gründe auf, diese Band zu lieben, bevor ich überhaupt das Album gehört habe. Die "Dresden Dolls" kommen aus Boston, meiner Favourite-Stadt in den USA, und ein Amazon-Rezensent gibt etwas verschleiert und unklar zu Protokoll, die Dresden Dolls hätten "die Bostoner Club- und Kunstszene-Welt gehörig durcheinander gewürfelt."
Zwanzig nach neun. Licht aus; der herrliche Moment des Wartens, bevor die Stars die Bühne betreten. Die Stars, das sind in diesem Fall zwei Personen. Ich vergesse längst, wo ich bin, wer da neben mir steht, es gibt nur noch mich und die Musik. Amanda Palmer schnappt sich das Mikro und setzt sich ans Piano, Brian Viglione pflanzt sich vor die Drums. Beide mit kalkweiß geschminkten Gesichtern, Brian oben ohne, aber mit Hut. Sie haut sanft in ihre Tasten und singt "So you don´t want to hear about my good song?" Mit "Good Day" beginnt ein 90-minütiger Traum, ein 90-minütiger Ausflug in die 20er Jahre des Kurt Weill, in die abgefahrenste Variante des Punkrock, in die geschminkte Realität, in fantastische Musik, tolle Melodien. Sie ist Pianistin, er Schlagzeuger - und das auch noch gelernt, kommt selten vor im heutigen Musikgeschäft. Sie hat mal in Deutschland studiert, spricht auch ein wenig die Sprache. Die Performance der beiden auf der Bühne, allein die ist schon ein Erlebnis. Geschminkt wie ein Pantomime vollführt Brian Viglione die eine oder andere ulkige, aber sinn machende Verrenkung und spielt mit den Nerven und Empfindungen des Publikums, genauso wie Amanda Palmer das allein mit ihrer Stimme schafft. Stark, abwechslungsreich gibt sie sich. Mal laut brüllend, mal leise hauchend, fast flüsternd, mal ganz brav, mal verrucht, mal glasklar, mal geheimnisvoll bis zum geht-nicht-mehr, ihre Texte sind mal ironisch, witzig, dann wieder ängstlich. Alles an den "Dresden Dolls" ist Kunst, ob das Booklet der CD oder nur die Website. Geht weg mit Eurem Einheitsbrei, das hier ist ganz anders. Das hier nennt sich Punk und verzichtet ganz auf Saiteninstrumente. Keine Gitarren, kein Bass. Wozu auch? Drums und Pianos reichen, richtig und vernünftig eingesetzt und mit einer Superstimme gepaart, völlig aus. An Halloween, ausgerechnet, haben sich Amanda und Brian in Boston kennengelernt, verriet mir ein Artikel zur Entstehungsgeschichte der Band. Beide einte von Beginn an das Interesse und die Vorliebe für die "Kunst und Kultur der 20er Jahre in Deutschland", die Bilder von Liebermann, eben die Musik von Weill, das epische Theater von Brecht. "Brechtian Punk Cabaret" nennen sie ihre Musikrichtung, na wenn das kein Begriff ist, der erst einmal ein sekundenlanges Nachdenken erfordert. Brechtian Punk Cabarat. Wow. Das Dialektische soll sich im Namen widerspiegeln. "Dresden" als der Inbegriff der Zerstörung im 2. Weltkrieg, "doll" (heißt übersetzt "Puppe") als Inbegriff des Zerbrechlichen.
Die "Dresden Dolls" hangeln sich von Lied zu Lied, von Tempowechsel zu Tempowechsel, von Höhepunkt zu Höhepunkt. Auf "Good day" folgt das grandiose "Missed me". Ob "Half jack" oder eben "Coin-operated boy", jene fantastische Singleauskopplung - Applaus! Es ist kein Konzert, in dem viel getanzt oder im Rhythmus geklatscht wird. Es ist ruhig, aber nicht langweilig. Aufregend, aber entspannt. "Weimarer Klassik schläft mit Punk", stand in einer Rezension. So ist das wohl. Musik geht auch ohne viele Instrumente.
Das ist genau das, was ich an diesem Tag noch gebraucht habe. Etwas ganz anderes, etwas neues, dass meinen Alltag ergänzt, ein wenig auf den Kopf stellt. Dass mit meinem Alltagsleben nichts, aber auch gar nichts zu tun hat. Die letzten Zugaben sind nur noch ein Traum. Amanda Palmer interpretiert zunächst die "Seeräuber-Jenny" aus der Dreigroschenoper. "Und das Schiff hat acht Segel..." Und dann folgt noch ein Brel-Chanson, den sich auch David Bowie schon ausborgte. "In the port of Amsterdam". "In the port of Amsterdam / There's a sailor who drinks / And he drinks and he drinks / And he drinks once again / He'll drink to the health / Of the whores of Amsterdam / Who've given their bodies / To a thousand other men / Yeah, they've bargained their virtue / Their goodness all gone / For a few dirty coins / Well he just can't go on / Throws his nose to the sky / And he aims it up above / And he pisses like I cry / On the unfaithful love", heißt es in den letzten Zeilen, und bei "And he drinks and he drinks" werde ich fast schwach. Um mich herum sind alle mittlerweile auf Beck´s umgestiegen, und zum ersten Mal, seitdem ich auf trockenem Fuß lebe, verspüre ich das dringende Verlangen nach einem Pils. Es würde diesen Abend toppen, dieses Erlebnis. Ich bleibe stark und verlasse ohne einen Tropfen Alkohol um Punkt 23 Uhr das "Gebäude 9", bin aber um einige Erfahrungen reicher. Heute Abend bin ich keinen Schritt umsonst gegangen.

DER ABEND:

Konzertbeginn: Am Nachmittag zuvor besuchte ich das Fußballspiel VfL gegen Schalke 04. Nach einem kurzen Zwischenstopp zum Umziehen zu Hause und zum Ausdrucken des Fahrplans nahm ich den Regionalexpress Richtung Aachen um 19.16 Uhr. Der kam pünktlich in Köln-Deutz um 20.05 Uhr an. Einlass sollte um 20 Uhr, Konzertbeginn um 21 Uhr sein. Ich hatte mir nur eine ganz grobe, amateurhafte Skizze angefertigt, wo das "Gebäude 9" ungefähr liegen könnte, doch ich kam schnell und während eines Handytelefonats mit Thommy in Trier auf die richtige Fährte. Nach 15 langsam absolvierten Minuten erblickte ich in der Deutz-Mülheimer Straße die Hausnummern 125 und 127 und das Schild "Gebäude 9". Als ich um 20.20 Uhr ankam, spielte bereits die Vorband "The surreal funfair", von der ich nicht sonderlich viel mitbekam. Die blieb nämlich nur bis 20.40 Uhr, und dann begann das lange lange lange Warten... Zeit für mich, um die ganzen Leute zu beobachten. Als es langweilig zu werden drohte, begann um 21.25 Uhr das Konzert. Der hammermäßige Auftritt dauerte fast genau 90 Minuten. Um 22.58 Uhr verließ ich das Gebäude 9 in Richtung Bahnhof, die nächste Möglichkeit für mich, zurück in den Ruhrpott zu gelangen, war ein Regionalexpress um 23.54 Uhr. Bis dahin vertrieb ich mir die Zeit im "Arenagrill" hinter dem Deutzer Bahnhof, und in Sichtweite zur Kölnarena. Der RE kam pünktlich, und ich war ziemlich genau um 1 Uhr wieder zurück in meiner Wohnung.
Ort: Das "Gebäude 9" in Köln-Deutz... davon hatte nicht einmal mein Bruder vorher jemals etwas gehört, dabei hat er ein Jahr lang in Köln gewohnt! Ein scheinbar sehr alternativer Laden, die Lage ist direkt hinter der Messe, mir scheint, in einem alten, abgelegten, nicht mehr benutzten Lagerraum. Es ist eine ziemliche Bruchbude, der Putz bröckelt teilweise ab, aber das ist gar nicht einmal so ungewollt. Der "Gebäude 9" hat eindeutig einen eigenwilligen Charme (der gewiss nicht jedem auf- und vor allem gefällt), der perfekt zum Konzert passte und das maximal 500 Leute beherbergte. Aber ob ich jemals zurückkehren werde?
Eintrittskarte?: Im Internet bestellt. 17,15 Euro, glaube ich. Solide.
Mitreisende: Wer kennt schon die "Dresden Dolls"? Außer mir in meinem Bekanntenkreis jedenfalls keiner. Gefragt habe ich keinen; wenn ich jemanden gefragt hätte, wäre das erstens daran gescheitert, dass mit den "Dresden Dolls" niemand etwas anfangen kann und zweitens daran, dass die ganze Veranstaltung in Köln-Deutz, also mehr oder weniger am Arsch der Welt, stattgefunden hat. Jedenfalls blieb mir nichts anderes übrig, als mir dieses Highlight an Konzertkultur allein anzuschauen.

DIE PLAYLIST:

- Eine Liste kann ich nicht erstellen, da ich nicht mitgeschrieben habe -
Zunächst aber auf jeden Fall die Titel der gleichnamigen Debütplatte "Dresden Dolls", die alle irgendwann am Abend liefen:

1) "Good day" (das war tatsächlich das erste Lied)
- "Missed me" (ich glaub, das war das zweite... würde also auch noch stimmen, aber danach ist mir die Reihenfolge nicht mehr geläufig).
- "Half jack"
- "672"
- "Coin-operated boy"
- "Gravity"
- "Bad habit"
- "The perfect fit"
- "The jeep song"
- "Slide"
- "Truce"
- "Girl anachronism" (das war tatsächlich das letzte Lied vor den Zugaben)
... dazwischen spielten die Beiden noch einen neuen Song.
Zugabenrunde:
u.a. (insgesamt drei Lieder)
- "Die Seeräuber-Jenny" (ein Brecht-Gedicht, vertont von Kurt Weill) aus der "Dreigroschenoper"
- "In the port of Amsterdam" (ein Jaques-Brel-Chanson, den auch David Bowie einst coverte)

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Kettcar - 30. März 2005 - JZE, Essen

f

- Der Bericht
- Der Abend
- Die Playlist

DER BERICHT:

folgt

DER ABEND:

Konzertbeginn: folgt
Ort: folgt
Eintrittskarte?: folgt
Mitreisende: folgt

DIE PLAYLIST:

1) "Deiche" (vom Album "von spatzen und tauben, dächern und händen" / 2005)
2) "Ich danke der Academy" (vom Album "du und wieviel von deinen freunden" / 2002)
3) "Tränengas im High-End-Leben" (vom Album "von spatzen und tauben, dächern und händen" / 2005)
4) "Balkon gegenüber" (vom Album "du und wieviel von deinen freunden" / 2002)
5) "Landungsbrücken raus" (vom Album "du und wieviel von deinen freunden" / 2002)
6) "Anders als gedacht" (vom Album "von spatzen und tauben, dächern und händen" / 2005)
7) "48 Stunden" (vom Album "von spatzen und tauben, dächern und händen" / 2005)
8) "Stockhausen, Bill Gates und ich" (vom Album "von spatzen und tauben, dächern und händen" / 2005)
9) "Die Ausfahrt zum Haus meiner Eltern" (vom Album "von spatzen und tauben, dächern und händen" / 2005)
10) "Wäre er echt" (vom Album "du und wieviel von deinen freunden" / 2002)
11) "Jenseits der Bikinilinie" (vom Album "du und wieviel von deinen freunden" / 2002)
12) "Money left to burn" (vom Album "du und wieviel von deinen freunden" / 2002)
13) "Nacht" (vom Album "von spatzen und tauben, dächern und händen" / 2005)

1. Zugabenrunde:
14) "Ausgetrunken" (vom Album "du und wieviel von deinen freunden" / 2002)
15) "Handyfeuerzeug gratis dazu" (vom Album "von spatzen und tauben, dächern und händen" / 2005)
16) "Im Taxi weinen" (vom Album "du und wieviel von deinen freunden" / 2002)

2. Zugabenrunde:
17) "Einer" (vom Album "von spatzen und tauben, dächern und händen" / 2005)
18) "Genauer betrachtet" (von der EP "so lang die dicke frau noch singt, ist die oper nicht zu ende" / 2002)

3. Zugabenrunde:
19) "Balu" (vom Album "von spatzen und tauben, dächern und händen" / 2005)

Zusammenfassung:
EP "so lang die dicke frau noch singt, ist die oper nicht zu ende" = 1
"du und wieviel von deinen freunden" = 8
" von spatzen und tauben, dächern und händen" = 10

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Tocotronic - 2. April 2005 - Zakk, Düsseldorf

folgt

- Der Bericht
- Der Abend
- Die Playlist

DER BERICHT:

folgt

DER ABEND:

Konzertbeginn: folgt
Ort: folgt
Eintrittskarte?: folgt
Mitreisende: folgt

DIE PLAYLIST:

1)

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Farin Urlaub Racing Team - 21. Mai 2005 - Philipshalle, Düsseldorf

folgt

- Der Bericht
- Der Abend
- Die Playlist

DER BERICHT:

folgt

DER ABEND:

Konzertbeginn: Oh ja, das wär schön gewesen, wenn ich den mitbekommen hätte... Samstag, 21. Mai 2005; eigentlich, also eiiiiiiigentlich wäre ich ja am Nachmittag in Hamburg gewesen und hätte den VfL zum Klassenerhalt gebrüllt, aber da der Abstieg schon feststand, verdrückte ich mich zum Hockey-Frauen-Spiel Uhlenhorst Mülheim gegen Kahlenberger HTC (um Geld zu verdienen anstatt in Hamburg Geld auszugeben). Den Text schrieb ich dann und passte alles so ab, dass ich pünktlich während die Vorband spielt, also gegen 20.15 Uhr, die Philipshalle betreten konnte. Das Problem: Es gab keine Vorband - und Farin kam überaus pünktlich um kurz nach acht auf die Bühne. Deshalb verpasste ich wohl das erste Lied und kam erst während des zweiten! Also: Beginn 20 Uhr; oder lasst es 20.01 Uhr gewesen sein. Ich fuhr hin mit dem RE um 19.16 Uhr (der leider ein paar Minuten Verspätung angehäuft hatte und mit Borussia-Dortmund-Fans überfüllt war) bis Düsseldorf Hbf und von dort mit der S6 Richtung Köln bis "Oberbilk/Philipshalle"! Drin war ich gegen 20.10 Uhr. Zurück ging es mit der S6 von 22.25 Uhr bis 22.30 Uhr, und dann mit der S1 von 22.55 Uhr bis 23.34 Uhr. Eigentlich hatte ich mit einer viel späteren Ankunft (wegen einer Vorband) gerechnet.
Ort: Die gute alte Philipshalle, wobei "gut" und "alt" diesmal besonders treffend ist, wie Farin gleich in seinem ersten Plauderstündchen kundtat. "Endlich mal ne alte Halle und keine, die Mc-Donalds-Arena heißt", merkte er süffisant an, um dann von seiner renovierungsbedürftigen Kabine zu berichten. Ich hab die Philipshalle schon voller erlebt, aber insgesamt werden so 2500 bis 3000 Leute dagewesen sein. Ursprünglich sollte das Konzert auch "nur" im "Tor 3" stattfinden, es wurde nur aufgrund der großen Nachfrage - berechtigterweise - umgelegt (so wie viele Urlaub-Konzerte während der laufenden Tour in größere Hallen umgelegt werden mussten).
Eintrittskarte?: Erwarb ich im Internet, in meinem letzten Ticket-Kaufrausch!
Mitreisende: Gab es nicht - oder naja, im Prinzip schon. Zwei Tage vor dem Konzert erzählten mir meine Mülheimer-Woche-Kollegen Thorsten und Silke, dass es ihnen gelungen sei, noch zwei Pressetickets zu ordern. Die beiden waren auch da, aber früher als ich, weshalb ich sie im Getümmel nicht mehr suchte und folglich auch nicht mehr fand. Und nach dem Konzert musste ich ruck, zuck wieder weg, um meine S-Bahn rechtzeitig zu bekommen. Wie schön übrigens, dass Silke mir später am Telefon mitteilte, sie hätte gewusst, dass keine Vorband kommt. Toll!! Dann wäre ich wirklich früher gekommen!!

DIE PLAYLIST:

- irgendwo habe ich einen Song vergessen... irgendwo... -

... vielleicht kam noch "Mehr" am Anfang (wahrscheinlich sogar), aber da war ich noch nicht in der Halle ...
1) "Augenblick" (vom Album "Am Ende der Sonne" / 2005)
2) "Sumisu" (vom Album "Endlich Urlaub" / 2001)
3) "Am Strand" (vom Album "Endlich Urlaub" / 2001)
4) "Wie ich den Marilyn-Manson-Ähnlichkeitswettbewerb verlor" (vom Album "Am Ende der Sonne" / 2005)
5) "Petze" (B-Seite von "Ok" / 2001)
6) "Glücklich" (vom Album "Endlich Urlaub" / 2001)
7) "Noch einmal" (der hidden track von "Am Ende der Sonne" / 2005)
8) "Jeden Tag Sonntag" (vom Album "Endlich Urlaub" / 2001)
9) "1000 Jahre schlechter Sex" (vom Album "Endlich Urlaub" / 2001)
10) "Dermitder" (vom Album "Am Ende der Sonne" / 2005)
11) "Wunderbar" (vom Album "Endlich Urlaub" / 2001)
12) "Phänomenal egal" (vom Album "Endlich Urlaub" / 2001)
13) "Sonne" (vom Album "Am Ende der Sonne" / 2005)
14) "Apocalypse wann anders" (vom Album "Am Ende der Sonne" / 2005)
15) "Lieber Staat" (vom Album "Endlich Urlaub" / 2001)
16) "Porzellan" (vom Album "Am Ende der Sonne" / 2005)
17) "Zehn" (nicht mal ne B-Seite, glaub ich..., auf jeden Fall ein Konzert-Hammer!)
18) "Der ziemlich okaye Popsong" (und wieder ne B-Seite)
19) "Alle dasselbe" (vom Album "Am Ende der Sonne" / 2005)
20) "Unsichtbar" (vom Album "Am Ende der Sonne" / 2005)
21) "Ok" (vom Album "Endlich Urlaub" / 2001)
22) "Unter Wasser" (vom Album "Am Ende der Sonne" / 2005)

1. Zugabenrunde:
23) "Immer noch" (akustik+solo gespielt, vom Album "Am Ende der Sonne" / 2005)
24) "Dusche" (vom Album "Am Ende der Sonne" / 2005)
25) "Alle Fragen dieser Welt" (B-Seite von "Dusche" / 2005)

2. Zugabenrunde:
26) "Wo ist das Problem" (und wieder eine B-Seite, von "Glücklich" / 2001)
27) "Ich gehöre nicht dazu" (vom Album "Endlich Urlaub" / 2001)
28) "Abschiedslied" (vom Album "Endlich Urlaub" / 2001)
28a) "Zehn" (wurde noch einmal halb angespielt)

Zusammenfassung:
"Endlich Urlaub" = 11
"Am Ende der Sonne" = 12
B-Seiten = 5

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Rock am Ring - 3. bis 5. Juni 2005 - Nürburgring / Trier

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Mambo Kurt - 29. Oktober 2005 - Schifferhaus, Mülheim

Das Aushängeschild der Alleinunterhalter

DER BERICHT:
 

Er ist der Meister der Musik, der Held der Heimorgel, das Aushängeschild der Alleinunterhalter. Er ist derjenige, der seine Fans nach jedem Lied mit "Freunde der Heimorgel" anspricht. Er ist der einzig wahre Mambo Kurt. Einen sehr, sehr kurzweiligen Samstagabend bot der Mann mit der auffälligen Sonnenbrille 100 Fans im Schifferhaus.
Einen Vollbart hat er sich stehen lassen. Sonst ist er ganz der Alte. Unter lautem Gejohle betritt er die Bühne. Auf der linken, oberen Ecke der Orgel schimmert eine Mini-Discokugel in den buntesten Farben. Ganz klar: Dieser Typ ist ein Gesamtkunstwerk. Er kann es sich erlauben, das erste Lied "Jump", im Original von Van Halen, mit dem Rücken zum Publikum sitzend vorzutragen. Schließlich sollen alle sehen, wie schwer es ist, die Heimorgel zu bedienen. Die Fans danken es mit lautem Applaus. "Danke, Freunde der Heimorgel", sagt Mambo Kurt.
Hits, Hits und nochmals Hits reiht Mambo aneinander. Mal lässt er die Finger über seine Orgel fliegen (die es heute übrigens "für unter 100 Euro bei ebay gibt", wie er sagt). Mal erhebt er seinen linken oder rechten Arm und wippt zur Musik mit. "Ich will zum partnerschaftlichen Tanz anregen", sagt er. Denn zum sich Näherkommen seien nicht immer viele Biere nötig. "Mambo! Mambo!", rufen die Fans.
Er spielt Europes "The Final Countdown", "Just can´t get enough" von Depeche Mode. Und Metallicas "Enter Sandman" im Walzer-Takt - das ist nicht verhunzt, sondern weltklasse und kultig parodiert. Einige Songs stellt er unter das Motto "Lieder, von denen ihr nicht glaubt, dass man sie auf der Heimorgel spielen kann." Er kann es sich leisten, ein Lied von "Deutschlands größter Bossanova-Band" anzukündigen und dann Rammsteins "Engel" vorzuführen. Und danach folgt "You´re my heart, you´re my soul". Super.
15 Minuten Pause. Verfliegt die Lust der Fans auf die Heimorgel? Mitnichten! Das zweite Set beginnt er mit einem "Lied über Mülheim". Und es kommt "Paradise City" von Guns´n´Roses. Aus "Thunderstruck" von AC/DC macht er "Sambastruck". Und bei "Insomnia" von Faithless stellt er zwischendurch die Begleitautomatik seiner Orgel an, springt von der Bühne und lässt sich bei seinem "Stage dive" von 20 Jungs durchs Schifferhaus tragen. Mit "Musik ist Trumpf", dem Lied, mit dem er 1982 den "Jugend musiziert"-Wettbewerb an der Heimorgel gewann, lässt er den Abend ausklingen. Vorerst.
Denn ohne Zugaben lassen ihn die Mülheimer Fans nicht nach Hause. Für drei weitere Stücke begibt sich Mambo Kurt hinter sein geliebtes Musikgerät, zunächst "Zu spät" von den Ärzten, dann Green Days "Basket Case". Der letzte ist der "Sunshine Reggae". Passend zum Herbstwetter.
Mambo Kurt ist schräg. Mambo Kurt ist witzig. Mambo Kurt ist liebevoll. Wer braucht einen Abend mit Robbie Williams oder Jennifer Lopez, wenn es auch Mambo Kurt sein kann? Nach zwei Stunden huldigen ihm seine Fans, kaufen Sonnenbrillen und CD´s und klopfen ihrem Meister auf die Schulter. "Danke, Freunde der Heimorgel", sagt Mambo Kurt ein letztes Mal.

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Helge Schneider - 17. Dezember 2005 - Stadthalle, Mülheim

Ich bin wieder zu Haus

Helge in Mülheim. Für mich zum dritten Mal hintereinander. Eine Art Ritual ist das mittlerweile. Mitte des Jahres fragt Tina, eine ganz, ganz liebe Freundin, an, ob sie eine Karte für mich mit besorgen soll. Ich bejahe dann stets und so geht es am letzten Samstag vor Weihnachten immer ab in die Stadthalle.
Ab zum Helge-Konzert, Pflicht für jeden Mülheimer, komisch, dass vor allem junge Zuschauer vermehrt kommen - ist wenigstens mein Eindruck. Egal wie das Programm heißt, in diesem Jahr "Kampf im Weltall", Parallelen sind unverkennbar. Helge hat einen Stamm an vorher fest abgesprochenen Liedern, diesmal sind es ganz am Anfang "Katzeklo", danach noch ein paar. Direkt nach der Pause ein Potpourri seiner Hits, dann "Meisenmann" in einem improvisierten Duett mit Udo Lindenberg (den er natürlich selbst spricht, und der zwischendurch vom Mond runterspricht - so viel zum Thema "Weltall"). Und dann gibt es noch den Teekoch Bodo, der sich schon seit drei oder mehr Jahren zwischendurch als Lücken- und Pausenfüller vom Meister anbrüllen lässt; und ein Solo des Schlagzeugers (wie in jedem Jahr, diesmal ist's aber nicht Pete York) und viel, viel, viel Helge-Improvisation, diesmal ist er sogar in Laberlaune. Das alles gemischt mit einer halbstündigen Pause ergibt von 20 bis 23 Uhr lachen, klatschen, Helge feiern.
Viel mehr habe ich auch nicht zu sagen, ist ganz schön politisch geworden dieses Mal. Während Helge sonst jegliche Art von offensichtlicher und direkter Stellungnahme vermeidet, tauchen das Wort "Merkel" und der Satz "kleines Kerlchen" erstaunlich oft aus. Hurra, der Helge, auf die alten Tage... Schön war's.

Lasst mich zum Abschluss noch ein paar Stellungnahmen diverser Medien zitieren:

www.andreasernst.com; Spielbericht VfL Bochum - SpVgg Unterhaching (1:0). Spielbericht HIER !
Samstag? Wilde 30?
Nee, nicht 30, wilde, sondern Schneider, Helge. Ach ja, was für ein Mülheimer Pflichtprogramm. Weihnachtskonzert mit Helge, da sind immer 1000 Leute in der Stadthalle. Helge kam auf die Bühne, und sagt gleich zu Beginn "Tschüss", so wie man es von ihm erwartet. Dann als erste "Katzeklo, Katzeklo, ja das macht die Katze froh, Katzeklo, Katzeklo" undsoweiterundsoweiter. Eine Pause zwischendurch nach einer Stunde, Sergej, ein total durchgeknallter Tänzer, "Meisenmann" singen im Duett mit Udo Lindenberg, Helge-Situations-Komik, Helge-Stimme, Helge, lachen, lachen, lachen, klatschen, Helge!! "Jetzt bist Du zu Hause", hat einer zwischendurch gerufen und Helge hat spontan improvisiert. Yeah. Einen WAZ-Text über dieses Konzert zu schreiben, das ist wahrlich nicht leicht. Helge-Konzerte bestehen fast einzig und allein aus Helge und sind aufgeschrieben nicht witzig. Arme WAZ-Kristina... aber sie wird das schon gut gemacht haben.
Westdeutsche Allgemeine Zeitung Mülheim, 19. Dezember 2005 (Montag):
"Helge hat sich schick gemacht. Im schwarzen Anzug betritt er die Bühne der Stadthalle. "Eine der schönsten in Mülheim." Blickfang ist die rote Blume, die er sich ans Jackett gesteckt hat. Im Mittelpunkt das Schlagzeug des Drummers Pete York, an den Seiten stehen Flügel und Orgel. In der Waagerechten legt Helge am Piano los. Stille Nacht, Heilige Nacht wechselt sich mit eigenen Kompositionen ab. Weiter hinten, in der Ecke sitzt ein Traumtänzer im Nebel: Gast Sergej Gleithmann aus der "Servietten Union", im "Whiskey-Fass angereift", dann nach Mülheim übergesiedelt, lebt er jetzt bei Helge im Garten. Im gelben Strampler übernimmt er den ästhetischen Part der Show, tänzelt leichtfüßig zum ukrainischen Märchen "Der geplatzte Handschuh". Und auch Bodo Oesterling ist wieder dabei, der Teekoch vom Dienst. Heute gibt es Fenchel-Anis-Kümmel-Tee - keiner süffelt so gefühlvoll wie Helge. Pfiffe und Lachsalven kommen aus dem Publikum, Helge genießt sein Heimspiel. "Jetzt bisse zu Hause", meldet sich ein Zuschauer. "Mülheim ist ne schöne Stadt. Aber bald soll alles weg und zum Centro gehören." Nach der Pause entschuldigt sich Helge für die kleine Verspätung: "Ich war noch Enten füttern an der Ruhr, dann fiel mir ein, dass ich ja auf der Arbeit bin." Im zweiten Teil steht vor allem die Musik im Vordergrund. Und das, was er am besten kann: improvisieren. Der Witz lebt. An Orgel, Gitarre und Klavier spielt der Multimusiker "seine größten Hits": Texas, Telefonmann, Bonbon aus Wurst, Yesterday und The Final Countdown. Nur beim zehnminütigen Solo des Drummers Pete York wird das Publikum still, lauscht den schnellen Schlägen. Als Überraschungsgast des Abends präsentiert Helge sein "zweites Ich": Udo Lindenberg. Helge imitiert perfekt, gemeinsam singen sie, bevor Udo zum Mond fliegt und die "Kanzleuse" beobachtet - ungewohnt politisch. Für diejenigen, die noch Geschenke fürs Fest suchen, gibt er dann noch einige Tipps mit auf den Weg: "Klopapier, das kann man immer gebrauchen." Er selbst verbringe das Fest als Silhouette hinter der Gardine. Oder auf den Osterinseln. "Wenn das nicht verboten ist.""Weihnachten feiere ich auf den Osterinseln."
Neue Ruhr-Zeitung Mülheim, 19. Dezember 2005 (Montag):
An welcher Eigenschaft erkennt man einen richtigen Star? Die Antwort ist ganz einfach. An seiner Vorliebe für Tee. Das meint zumindest Helge Schneider. Kaum eine Viertelstunde seiner Weihnachtsshow kann vergehen, ohne dass er nicht seinen Azubi Bodo um eine Tasse mit seiner Spezialmischung bittet. Diese Leidenschaft für das Beutelgetränk teilt Schneider mit einer anderen Größe des Showgeschäfts: Udo Jürgens hat bekanntlich immer ein Tässchen Kamillentee auf seinem Glasflügel stehen. Und überhaupt scheint der Österreicher Helges großes Vorbild zu sein. So baut er dessen Schlager in ein Medley seiner größten Hits ein. Also "Katzeklo" und "Bonbon aus Wurst" neben dem "ehrenwerten Haus" und "Mit 66 Jahren".
Vielleicht bewundert Helge aber seinen mittlerweile über 70-jährigen Kollegen deshalb so, weil es diesem gelingt, auch im Alter noch eine gute Figur auf der Bühne zu machen. Schneider wird nämlich immer mehr von den Zipperlein des Alters geplagt. So ächzt er manchmal, wenn er sich von seiner Orgel erhebt. Auch können Menschen im fortgechrittenen Alter schon einmal das Zeitgefühl verlieren. Also wird die Pause um zehn Minuten ausgedehnt. "Ich war an der Ruhr spazieren. Ich dachte, ich hätte schon Feierabend", lautete Helges Kommentar. Schließlich kommen im Alter bestimmte Marotten zum Vorschein. So entpuppte sich Helge als notorischer Stromsparer. Nach jeder Musik-Einlage werden die Geräte wieder abgeschaltet.
Aber das fortgeschrittene Alter bringt auch positive Erfahrungen. Mit vielen Jahren auf der Bühne wächst die Souveränität. Und die zeigt Schneider in jeder Minute. Man merkt es Helge an: Dieser Mann hat schon alles geschafft, Und das weiß er. Lässig pariert er Zwischenrufe aus dem Publikum. Überhaupt verrät seine Programmgestaltung Mut zur Unabhängigkeit vom Massengeschmack. Keine Klassiker tauchen auf. Dafür zeigt Schneider, dass auch bisher unbekannte Talente in ihm schlummern: Helge versucht sich als Stimmenimitator. In einer grandiosen Nummer ahmt er täuschend echt Udo Lindenberg nach, der vom Mond aus Angela Merkel beobachtet und dabei Interessantes berichtet. Etwa dass Benjamin Blümchen zu den Beratern der Kanzlerin gehört. Besonders beeindruckend ist, wenn Schneider mit Lindenberg ein Duett singt und mitten in der Liedzeile die Stimme wechselt.
Einige Gags, die immer wiederholt werden und viel gut gespielte Musik. Der Rest ist Improvisation. So lautet das Erfolgsrezept Helge Schneiders für einen unterhaltsamen Abend. Kein Wunder also, dass er nicht davon abweicht. Trotzdem bekam der Abend seine besondere Note durch diese spezielle Art von Helge-Humor. Immer wieder ging es an manchen Stelle mit dem Meister durch. Alter schützt eben glücklicherweise doch nicht vor Torheit.

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Element of Crime - 19. März 2006 - Palladium, Köln

Stimmungs-Musik

- Der Bericht
- Der Abend
- Die Playlist

DER BERICHT:

- entstanden während der Fahrt zum VfL-Spiel beim SC Freiburg am 28.3. -

Die ICE-Sitze vor mir sind mit einem blauen Stoff versehen. Ein Stoff mit weißen Punkten. Deutsche Bahn eben. Ich sitze entgegen der Fahrtrichtung, obwohl ich das eigentlich gar nicht mag. Auf der rechten Seite fliegt die Landschaft zwischen Frankfurt und Mannheim vorbei. Die Felder sind schon grün, ist ja auch Ende März, die Temperaturen mild geworden, erstaunlich, ich dachte, der Winter hält ewig. Der ICE hat aufgrund einer technischen Störung eine halbe Stunde Verspätung angehäuft, weshalb ich Freiburg erst um 14.30 Uhr erreiche. Egal, sind noch ein paar Stunden bis zum Anstoß. Meinen VfL-Bochum-Schal habe ich mir vorhin fest um meinen Hals gebunden und das linke Ende des VfL-Schals mit dem Wappen des Vereins auf meinem Herzen platziert. Mir ist heute danach. Auf dem Sitz links neben mir liegt meine Laptoptasche und eine leere Kamps-Brötchentüte. Mein Frühstück bestand aus einem Schoko-Croissant und einem Schoko-Wuppi. Es fängt an zu regnen, zu tröpfeln, während wir gerade den Bahnhof Biblis überholen. Wie die grünen Datenzüge in der Matrix-Trilogie laufen die Regentropfen auf der Fensterscheibe um die Wette - und ich bin froh, im Zug zu sitzen.
Wenn nicht jetzt Element of Crime hören, wann dann?

Noch anderthalb Stunden Zeit. Konzerte am Sonntag sind bei mir eine einzige Hetzerei. Heute Mittag musste ich leiden. Sehr, sehr leiden. Eigentlich hätte ich mit meinem Bruder Thommy das VfL-Spiel gegen Brauschweig besuchen wollen, aber die Redaktionsdisziplin zwang mich dazu, in Mülheim das Landesligaspiel Union Mülheim gegen Turngemeinde Hilgen zu ertragen. Während ich auf dem Grashügel neben dem Union-Platz stand und auf die hässliche Mülheimer Skyline in der Frühlings-Sonne blickte, schickten mir meine VfL-Kollegen eine sms nach der anderen. Nacheinander "1:0 Zwetschke", "2:0 Edu", "3:0 Misimovic", "4:0 Zdebel", zwischendurch noch so ein paar Messerstiche a la "Die Jungs spielen ganz großes Tennis heute" oder "kaum zu glauben, dass die beiden Mannschaften in derselben Liga spielen". Glückwunsch. Union verlor, ich musste sie zerreißen. Hätte ich doch freigenommen...
Okay, Zeilen kloppen. Schnell, schnell, schnell. Zwischendurch als Motivationshilfe auf die Eintrittskarte schauen. "Element of Crime" steht darauf, im Palladium. Da bin ich noch nie gewesen. Es ist ein Abend mit mehreren Premieren. Palladium, klar, zum ersten Mal mit meinem Onkel Uwe bei einem Konzert und der schließlich feiert sein Debüt bei einem Element-of-Crime-Auftritt.

"Ich schreibe meinen Namen auf Papier - nur so", rattert Sven Regener in die Kopfhörer meines Discman und wir "erreichen in wenigen Minuten Mannheim Hauptbahnhof" der Schaffner. "... und falte mir daraus ein schönes Glück". Ruhige Gitarrenklänge von Jakob Ilja, wunderbar, wunderbar, wunderbar. "Nur so", gar keins von meinen Lieblingsliedern, passt jetzt aber. Haben sie gar nicht gespielt in Köln.

Draufschauen. Auf die Uhr. Ich schaff's. Schnell die letzten Buchstaben eintippen, mir "viel Spaß" von den Kollegen wünschen lassen und rein in den überfüllten Regionalexpress hüpfen. Es klappt, der ist sogar pünktlich. In Köln-Mülheim springe ich in ein Taxi, bezahle sechs Euro für die paar Meter zum Palladium. "Gestern war Kelly Clarkson hier", sagt der Taxifahrer, ohne dass ich ihn um eine Geschichte gebeten hätte. Draußen ist es schon lange dunkel - und kalt. "Hab noch nie so viele 16-Jährige auf einmal gesehen." 16-Jährige! Die gibt es heute wohl nicht. Thommy ruft an. "Wo bist Du?" "In zwei Minuten da!" "Wir stehen noch vor dem Eingang, aber weit vorn. Kannst Dich bei uns einreihen." "Mach ich." Ich steige aus dem Taxi, blicke auf das Harald-Schmidt-Studio. Die Show wird direkt gegenüber aufgezeichnet. Palladium. 4000 Plätze. VIERTAUSEND! Einst, vor ein paar Jahren, fuhren Thommy und ich noch in die Kulturfabrik Krefeld, als Element of Crime gerade einmal 700 Tickets absetzten. Jetzt hat Sven Regener zwei Bestseller veröffentlich und in der Post-"Herr Lehmann"-und-"Neue Vahr Süd"-Ära gibt es eine Hunderte Meter lange Schlange vor dem Eingang. Ich bezahle den Taximann, schaue mich um. "Hallo", winkt Thommy. Heyahossa, super geklappt. Die stehen zwanzig Minuten, ich zwanzig Sekunden, so geht's. Schnell "Spitzenreiter, Spitzenreiter" gebrüllt, vom grandiosen 4:0-Sieg des VfL erzählt, Uwe begrüßt und dann zählt nur noch Element of Crime. Uwe bringt die Jacken weg, Thommy bestellt Massen an Kölsch und eine Cola. Und ich schließe die Augen und genieße. Mein erstes Konzert in diesem Jahr. Mein erstes. Mein unendlichstes Element-of-Crime-Event. Ich weiß, was mich erwartet. Romantische, manchmal frustrierte, manchmal depressive, aber immer schöne Musik. Fantastische Gitarrentöne von Jakob Ilja, ein charismatischer Sven Regener. Songs zum Mitwippen, nicht zum Herumhüpfen. Romantik.

"Wo ist der Gott, der uns liebt? Ist der Mensch, der uns traut, ist die Flascheeee, die uns wärmt, wenn der Morgen graut?", fragt, ja flüstert Sven Regener fast. Mannheim Hauptbahnhof liegt hinter uns, nächster Halt ist Karlsruhe. Wir haben zehn Minuten der Verspätung aufgeholt, der Zug fährt 221 km/h. Es regnet nicht mehr, aber es ist noch bewölkt genug, um Element of Crime super zu finden. "Über Nacht" ist das nächste Lied auf meiner gestern selbst gebrannten "Best-of-Element-of-Crime"-CD. Ich sitze im Raucherabteil und vor mir qualmt tatsächlich jemand. Es ist mir egal heute. Versetzt mich eher noch in Konzertstimmung. Element im Ohr, Fluppen in der Nase. Wie damals, am 19. März.

Ich habe meine Arbeitstasche noch dabei und klemme sie zwischen meine Beine. Wir sind ein bisschen spät dran und bekommen einen Stehplatz an der linken Außenseite, mit gutem Schrägblick zur etwa zwanzig Meter entfernten Bühne. "Home of the lame", die Vorband, nehmen wir nur beiläufig wahr. Thommy verschwindet zwischendurch zum Bierstand, Nachschub ordern. "Ich bin gespannt", sagt Uwe, der bislang nur die neueste Scheibe kennt. Die Karte haben mein Bruder und ich ihm zu Weihnachten geschenkt. Da er jetzt um die Ecke wohnt, liegt das auch ziemlich nah. Minuten verrinnen; obwohl ich weiß, was kommt, werde ich nervös. Die Momente, bevor die Lichter ausgehen, die Momente, bevor die Hauptband des Abends die Bühne betritt, es kribbelt so schön. "Hauptsache, sie spielen Straßenbahn des Todes", sagt Thommy. "Mein derzeitiges Lieblingslied." Ich hab keine Anforderungen. Erstmals bei einem Konzert. Die Jungs machen das schon gut.
Psst.... ich glaub, da tut sich was. Ich glaub... jaaaaa, Arme hoch, klatschen, vier Männer schleichen auf die Bühne, Sven Regener reißt am Mikrofon die Arme hoch und brüllt laut "Ro - man - tiiiik". Hat er schon beim letzten Konzert getan, nicht neu also, aber immer wieder witzig. Betrunken ist er diesmal nicht, wie Thommy und ich sofort bemerken. Zwischen Mitte 20 und Mitte 30 - das ist die Hauptgruppe der Element-of-Crime-Hörer. Stück für Stück haken die vier Elemente ihre Playlist ab. Der Applaus ist laut, zwischendurch ruft Regener immer wieder "R O M A N T I K " !! Nach "Delmenhorst" ändert er das kurzzeitig in "DELMENHOOORST!" Schnell wird wieder klar: Das musikalische Genie dieser Band ist Gitarrist Jakob Ilja. "Er verleiht der Band ihren Sound", sagt Onkel Uwe ruck, zuck. Immer wieder blendet der Scheinwerfer auf den unscheinbaren Kerl, der es sich links auf der Bühne gemütlich gemacht hat. Sensibel spielt er seine Soli, begleitet den Bandrest. Klasse. Stück für Stück zum Träumen, zum Mitdenken. In einer weiteren kurzen Pause zwischendurch meint Uwe: "Dass es so etwas heute noch gibt. Intelligente Texte auf Deutsch..." "Straßenbahn des Todes" ist das erste Lied und Thommy würde am liebsten sofort nach Hause gehen. "Wo die Neurosen wuchern, will ich Landschaftsgärtner sein" - das sind doch wahre Liedzeilen, oder? Punktgenau zwei Stunden bleiben Element of Crime, werden viermal aus ihrer Kabine wieder hinausgeklatscht, bis Sven Regener "Kommt gut nach Hause" sagt.
Es ist wie immer. Siehe oben: Und ich schließe die Augen und genieße. Mein erstes Konzert in diesem Jahr. Mein erstes. Mein unendlichstes Element-of-Crime-Event. Ich weiß, was mich erwartet. Romantische, manchmal frustrierte, manchmal depressive, aber immer schöne Musik. Fantastische Gitarrentöne von Jakob Ilja, ein charismatischer Sven Regener. Songs zum Mitwippen, nicht zum Herumhüpfen. Romantik.
Abschlussapplaus. Riesig. "Die Liste der Lieder, die sie nicht gespielt haben, ist länger als die Playlist", stellt Thommy fest. "Ist aber nicht schlimm." Meine Lieblingslieder kamen alle nicht, dafür das komplette neue Album "Mittelpunkt der Welt". Die alten Sachen wie "Weißes Papier" sang ich umso inbrünstiger mit. Und den gefühlten Höhepunkt "Jetzt musst Du springen". "Das ist ganz anders als das Album. Eine Liveband, eindeutig. Die muss man live gesehen haben." Uwes Fazit könnte nicht besser sein. Glücklich und zufrieden verlassen wir das Palladium. Schauen kurz aufs Harald-Schmidt-Studio und kehren zum Bahnhof Köln-Mülheim zurück. Thommy pennt bei Uwe. Ich fahre noch nach Hause. Hab die Element-CD in der Tasche und werde sie auf dem Weg zurück genüsslich hören.

"Du weißt, dass dein Vater Dich fragt, wird er das bringen? Und es endloser Menge ertönen die Rufe: Jetzt musst du springen.". Ich habe den Höhepunkt des Konzerts gerade noch einmal aufgelegt. Kurz vor Karlsruhe Hauptbahnhof scheint die Sonne. Sollte es noch ein richtig schöner Abend werden? Eigentlich ist es egal. Meine Stimmung ist nach diesen Element-Eindrücken superklasse, der VfL kann sich sogar eine 0:10-Niederlage erlauben und Freiburg soll eine wunderwunderschöne Stadt sein. Schlimmer kanns kaum werden.

Um kurz vor eins schließe ich meine Haustür auf. Um kurz nach eins ist eine Beschwerdemail an die Bahn formuliert. Der Inhalt:
"23.45 Uhr: Ich weilte an diesem Abend beim Konzert der Band "Element of Crime" im Kölner Palladium. Um 23.45 Uhr habe ich meine Jacke endlich abgeholt; ich weiß, dass ich noch 14 Minuten habe, um zum Bahnhof Köln-Mülheim zu laufen (mangels Taxi). Wer Köln kennt, der weiß, dass der Weg nur im Dauerlauf in dieser Zeit zu absolvieren ist (die Eintrittskarte kann ich Ihnen gerne zeigen, den Zeitpunkt des Konzertendes können sie bei 3000 Besuchern nachfragen). 23.59 Uhr: Als der RE einfährt, komme ich am Bahnsteig gerade noch rechtzeitig an und steige ein. Um ein Ticket zu kaufen, blieb keine Zeit mehr. Außer Puste setze ich mich in den ersten Wagen. 0.02 Uhr: Meine in Köln wohnenden Verwandten rufen bei mir an (auch das ist nachprüfbar), um sich zu erkundigen, ob ich es noch in den Zug geschafft habe. 0.04 Uhr: Das Telefonat ist zu Ende, ich stehe auf, um den Schaffner zu suchen. Er steht zehn Meter weiter. Ich will nachlösen - er lehnt ab. Nachdem er meinen Personalausweis begutachtet hat, verknackt er mich zu 40 Euro und trägt 0.06 Uhr ein (da ist er fertig; auch das ist nachprüfbar). Als ich ihm meine Geschichte erzähle, lächelt er mich an und trägt eiskalt "keine Kulanz" ein (siehe Zettel). Dass er scheinbar selbst wenig Ahnung hat, zeigt der Eintrag "ab Langenfeld Studentenausweis". Im RE gilt erst ab Düsseldorf-Benrath der VRR-Tarif. Fazit: Wieder einmal haben die Kontrolleure kein gutes Bild abgegeben. Dieser Schaffner war ein besonders arrogantes Exemplar. Ich habe in meiner Zeit als langjähriger Bahncard-Kunde (auch das ist nachprüfbar) schon einige erlebt. Ich war sichtbar verschwitzt und außer Puste, ich bin dem Schaffner entgegengelaufen und konnte nachweisen, dass ich beim Konzert war und keine Zeit hatte, ein Ticket zu ziehen."
So richtig gut ging der Abend dann doch nicht aus.
Schnell noch "Delmenhorst" aufgelegt. "Hinter Huchting ist ein Graben, in den sich einer übergibt." Ach, ist doch auch egal. Noch eine Stimmung, auf die keine Band besser passt.

Noch zwei Stunden hält mein Laptop-Akku. Ich sollte die Schilderung jetzt abbrechen, da ich auf der Rückfahrt den VfL-Tagebuch-Bericht noch schreiben will. Noch Stunden könnte ich den Abend in Köln Revue passieren lassen, der seit einer Woche Vergangenheit ist. Lasst mich meinen Bericht mit einem 1:0-Berichterstattungssatz beenden:
Bei der nächsten Element-of-Crime-Tour bin ich wieder dabei.
Toll, ne?

DER ABEND:

Konzertbeginn: "Einlass 19 Uhr" steht auf der Eintrittskarte, aber um diese Uhrzeit saß ich noch in der Mülheimer WAZ-Redaktion... Um 20.15 Uhr traf ich am Palladium ein, traf mich mit dem Family-Trio. Um 20.35 Uhr spielten "Home of the Lame" - und bis etwa 21.10 Uhr. Element of Crime kamen um 21.25 Uhr und blieben bis 22.52 Uhr. Die Zugabenrunden folgten um 23.03 Uhr, 23.15 Uhr und 23.21 Uhr. Um 23.25 Uhr fiel der Vorhang, also nach haargenau zwei Stunden. Nach einem flotten Fußmarsch bekam ich den Regionalexpress um 23.59 Uhr und kam um 0.45 Uhr in Mülheim an.
Ort: Kaum zu glauben, aber es gibt tatsächlich noch Konzertorte in Nordrhein-Westfalen, die mir noch nicht geläufig sind - zum Beispiel das eigentlich so berühmte "Palladium" in Köln. Es liegt in Köln-Mülheim, zu Fuß etwa 15 Minuten vom gleichnamigen Bahnhof entfernt. Eine Taxifahrt kostet fünf Euro. Gegenüber vom Palladium wird die ARD-Show "Harald Schmidt" aufgezeichnet. Direkt neben dem Palladium liegt das "E-Werk", in dem ebenfalls oft sehr gute und bekannte Bands auftreten. Der Stadtteil Mülheim in Köln hat laut Wikipedia 144.000 Einwohner und grenzt direkt an Leverkusen. Mit dem Regionalexpress liegt Köln-Mülheim genau 45 Minuten von Mülheim an der Ruhr entfernt. Ach so, das Palladium fasst übrigens knapp 4000 Zuschauer (und so viele waren auch fast da), am Tag vorher trat Kelly Clarkson dort auf - die Gewinnerin des ersten "American Idol"-Wettbewerbs. Das ist das DSDS-Pendant in den USA.
Eintrittskarte?: 26 Euro - solide Mittelklasse also. Ich bestellte die Karten im Internet - ganz problemlos.
Mitreisende: Wie schon angedeutet, gab es drei: Wie bei den vorherigen Element-of-Crime-Konzerten begleitete mich mein Bruder Thommy. Zudem gehörte mein Onkel Uwe zum "Team".

DIE PLAYLIST:

1) "Straßenbahn des Todes" (vom Album "Mittelpunkt der Welt" / 2005)
2) "Und Du wartest" (vom Album "Weißes Papier" / 1993)
3) "Seit der Himmel" (vom Album "Romantik" / 2001)
4) "Wenn der Winter kommt" (vom Album "Mittelpunkt der Welt" / 2005)
5) "Finger weg von meiner Paranoia" (vom Album "Mittelpunkt der Welt" / 2005)
6) "Tumbling tumbleweed" (vom Album "Die schönen Rosen" / 1996)
7) "Welcome to the world" (vom Album "Freedom, Love and Happiness" / 1988)
8) "Jetzt musst du springen" (vom Album "Psycho" / 1999)
9) "Im Himmel ist kein Platz mehr für uns zwei" (vom Album "Mittelpunkt der Welt" / 2005)
10) "Nur mit dir" (vom Album "Mittelpunkt der Welt" / 2005)
11) "Gelohnt hat es sich nicht" (vom Album "Romantik" / 2001)
12) "Immer unter Strom" (vom Album "Weißes Papier" / 1993)
13) "Weißes Papier" (vom Album "Weißes Papier" / 1993)
14) "So wie du" (vom Album "Psycho" / 1999)
15) "Weit ist der Weg" (vom Album "Mittelpunkt der Welt" / 2005)
16) "Still wird das Echo sein" (vom Album "Mittelpunkt der Welt" / 2005)
17) "Delmenhorst" (vom Album "Mittelpunkt der Welt" / 2005)
18) "Mittelpunkt der Welt" (vom Album "Mittelpunkt der Welt" / 2005)

1. Zugabenrunde:
19) "Michaela sagt" (vom Album "Psycho" / 1999)
20) "Mehr als sie erlaubt" (vom Album "Weißes Papier" / 1993)

2. Zugabenrunde:
21) "Die letzte U-Bahn geht später" (vom Album "Mittelpunkt der Welt" / 2005)
22) "Bring den Vorschlaghammer mit" (vom Album "Romantik" / 2001)

3. Zugabenrunde:
23) "Alle Türen weit offen" (B-Seite)

4. Zugabenrunde:
24) "Across the universe" (B-Seite * gab es wohl exklusiv bei iTunes)

Zusammenfassung:
"Freedom, Love and Happiness" (1988) = 1
"Weißes Papier" (1993) = 4
"Die schönen Rosen" (1996) = 1
"Psycho" (1999) = 3
"Romantik" (2001) = 3
"Mittelpunkt der Welt" (2005) = 10
B-Seiten = 2

Welche Lieder ich gern gehört hätte...
1) "Vier Stunden vor Elbe eins" (1991, Album "Damals hinterm Mond")
2) "Draußen hinterm Fenster" (1993, Album "Weißes Papier")
3) "Schwere See" (1993, Album "Weißes Papier")
4) "Das alles kommt mit" (1993, Album "Weißes Papier")
5) "Wenn der Morgen graut" (1996, Album "Die schönen Rosen")
6) "Mit dir allein" (1996, Album "Die schönen Rosen")
7) "Über Nacht" (1996, Album "Die schönen Rosen")

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Diese Seite wurde zuletzt geändert am 13.3.2009
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