VFL-TAGEBUCH: SCHWEINELIGA 2005 / 2006 - TEIL 2
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Die ersten Utensilien

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VfL Bochum - Alemannia Aachen 1:4 (18.11.2005)

Noch zu viele Spiele bis zur 1. Bundesliga !

Da stehts!

"25 Jahre alles falsch gemacht", sagte er unmittelbar nach dem 0:3

Einlaufen61 Sekunden vor dem 0:1

Wake me up when November ends

HalbzeitpausePause in Bochum: Wemmserei unten, Tanzmäuskes im Hintergrund

In der 308 stehen sich zwei Personen gegenüber. Der eine ist ungefähr 1,70 Meter groß, trägt einen Vollbart und hat nicht mehr viele Haare auf dem Kopf. Die Frisur erinnert stark an George aus "Seinfeld". Der andere wirkt erheblich jünger, um die 40, trägt eine Brille, ist 1,80, aber sonst aufgrund einer VfL-Mütze und eines VfL-Schals kaum erkennbar. In meine Finger kehrt langsam, ganz langsam das Leben zurück. Es ist kalt in diesen Tagen. Und die Beiden unterhalten sich über Goa. "Also wenn ein Ort auf der gesamten Erde das Paradies ist", sagt der Rentner. "Dann ist es Goa." Die Fahrt vom Ruhrstadion bis zum Hauptbahnhof dauert drei Minuten. Nur drei Minuten. Aber es sind die drei Minuten, in denen die große Enttäuschung des ganz miesen Spiels wie ein Fliegenschiss erscheint. Der Rentner erzählt von Goa, von Sri Lanka, von Syrien, der Türkei, von Reisen, Sonne, von seiner Scheidung, von gekauften und wieder verscheuerten Halbedelsteinen. Ausflüge in eine bessere, schönere, sonnigere Welt.
Bei "Mc Chicken" bestelle ich einen Chickenburger XXL. Essen, quatsch fressen gegen den Frust. Nach und nach betreten Alemannia-Fans den Laden, bestellen ebenso die Menüs und brüllen fortwährend "Auswärtssieg! Auswärtssieg!", und es ist ihnen nicht einmal zu verdenken. Ich blicke mich um, sehe in die Gesichter der Angestellten dieses Fast-Food-Restaurant-Verschnitts und beschließe, dass dieser Laden nicht einmal annähernd die City-Grill-Nachfolge-Kriterien erfüllt. Im Stadion, vor einer halben Stunde, da habe ich einen vor mir stehenden ganz alten Ur-Bochumer gefragt, ob der City-Grill irgendwo wiedereröffnet hat. Er wusste es nicht. Schlechte Karten. Das Telefon klingelt. Am anderen Ende meldet sich die Stimme, die den Rest des bisher so verkorksten Abends retten will. "Harry Potter und der Feuerkelch" ist mit ein paar Leuten angesagt, im Cinemaxx im Rhein-Ruhr-Zentrum. Beginn 22.30 Uhr, Treffpunkt kurz davor. Ein Ausflug in die Fantasiewelt von Hogwart's. Die Suche nach einem Zaubertrick gegen miese Fußballfan-Laune. Der Chickenburger ist gar nicht einmal schlecht.
In der S-Bahn treffe ich Tobias, den einst anonymen Briefeschreiber, und noch so einen Typen, der immer mit Straßenbahnfahrer Stephan abhängt. "Wo is'n der Stephan?" "Ach der Stephan, der ist noch in der Kneipe und trinkt zwei, drei Pilschen. Wir sind schon während des Spiels dahin gegangen. Nach dem 0:3 hatten wir keine Lust mehr. Ich wär auch geblieben, muss aber zu einer Party nach Essen-Eiberg." Der Stephan trinkt. Nur so ist das eigentlich zu ertragen. Ein Blick auf die Tabelle. Einmal 1:4 verloren, schon geht es runter von eins auf fünf. Dirk aus München, der gerade von seiner Hochzeitsreise aus Australien zurückgekehrt ist, will Ergebnis und Spielverlauf wissen. "Ganz schlimm! 1:4, Prügeleien in der eigenen Kurve, Feuerzeuge gegen die eigene Mannschaft. Welcome back in Germany! Schönen Abend wünscht: Koller Raus" tippe ich mit meinen aufgetauten Fingern auf der kleinen Handy-Tastatur. Gerd meldet sich, der Stadionkumpel, der seit ein paar Monaten nicht mehr da war. Er saß während des Spiels im Flieger nach Bangkok. Da wäre ich auch gern. Am Essener Hauptbahnhof steige ich aus, ziemlich früh für meine Verhältnisse. Noch eine halbe Stunde bis zu Harry Potter, Hagrid, Hogwarts, Hermine. Eine halbe Stunde bleibt zur Spielanalyse, eine halbe Stunde, in der ich im Keller des Hauptbahnhofs auf die U18 warte.
Es fängt so gut an. 19 Uhr am Freitagabend, das hat Vor- und Nachteile. Vorteil ist natürlich eindeutig das Fluchtlichtspiel-Feeling, Nachteil ist die frühe Zeit. Heute bin ich pünktlich aus der Redaktion und stehe bequem unter 21.000 Zuschauern in der Ruhrstadion. Zwei Wochen hat unser Trainer Zeit gehabt, um unser ins Stolpern geratene Topteam auf richtigen Formkurs zu bringen. Skov-Jensen steht im Tor, der Mann, der aussieht, als würde er jeden an der Theke unter den Tisch trinken. Und auf Grote setzt er, links offensiv. Das ist ja mutig. Von unseren fünf Bochumer Galionsfiguren van Duijnhoven, Colding, Zdebel, Meichelbeck und Wosz spielt keiner. Egal. Wir sind auch so gut genug. Sam und Nicole kommen unmittelbar vor dem Anpfiff, auch der witzige Fanklub, in dessen Mitte ich mich stets aufzuhalten pflege, ist komplett vertreten. Die Weichen für einen erfolgreichen und obendrein witzigen Zweitliga-Abend sind gestellt, eindeutig. Anpfiff, 61 Sekunden später, 0:1. "Frei, freier, Meijer", spottet MSV-Fan Helmut per sms. Was für ein saublödes Tor. Alle schlafen und schon ist es passiert. "KOLLER RAUS!", brüllt derjenige, der dieses Ritual seit dem ersten Heimspiel pflegt. Und hintendran: "Wir ham den schlechtesten Trainer! SCHLECHTESTEN TRAINER!" Diesmal widerspricht niemand. Abwinken. 14. Minute, Reghecampf frei, 0:2. Entsetzen. "Wir wollen Euch kämpfen sehen! Wir haben die Schnauze voll!" Und die nächste sms: "Willkommen in der Krise!" DARIUSZ! DARIUSZ! wird gefordert und DARIUSZ! kommt in Minute 34. Halbzeit 0:2, eine Halbzeit, die unter die Kategorie "Arbeitsverweigerung" fällt. Das 0:4 auf St. Pauli war ein Ausrutscher, das 1:1 gegen Paderborn Pech, das 0:3 in Siegen die erste Krise in der Liga. Jetzt wird aus dem Ganzen aber ein Trend und alle in der Ostkurve erinnern an sich die drei knappen 1:0-Erfolge. "Da hatten wir doch auch den Papst in der Tasche! Stellt Euch vor, ohne die drei späten Tore hätten wir sechs Punkte weniger", sagt jemand, als der Schiedsrichter zum Pausentee bittet. Ein fürchterlich lautes Pfeifkonzert. Was ist bloß los? Was ist mit den Spielern? Was ist mit Koller, dessen Nagelprobe ganz schön nach hinten losgeht? Was ist mit dem Wetter los, das uns ganz übel kalte Temperaturen beschert? Und was mit uns panikmachenden Fans? Was ist los mit uns? Hat die letzte Saison solche Nachwirkungen? Als wir alle uns zu lange zu sicher und zu gut fühlten? Dieser verdammt unnötige Abstieg? Unten bei den Ultras geht es rund. Ein paar Leute vermöbeln sich, in der eigenen Kurve. Schlimme Sache das. Lupo kommt wieder, einer aus dem Fanklub, der um mich herum steht. Lupo erzählt von einer weiteren Schlägerei irgendwo in den Katakomben. Die Nerven liegen blank.
Zweite Halbzeit, hoffentlich wird es besser, die Stimmung ist kaum noch zu ertragen. Und das bei einer Mannschaft, die wochenlang an der Tabellenspitze stand! Aachen, wie es singt und lacht, Bochum, wie es zusammenkracht. Fünf passable Minuten mit zwei Riesenchancen macht Plaßhenrich bei einem Eckenkonter der simpelsten Art zunichte. Ganz einfach lässt sich unsere Abwehr vernaschen, 0:3, die Entscheidung. Aachen spielt clever, offensiv und nutzt unsere Fehler gnadenlos, gnadenloser, am gnadenlosesten aus. Pfiffe, laute Pfiffe, Feuerzeuge, Becher fliegen. "Williiiiiiiiii" wird gefeiert, die landgrafende und sich warmlaufende Aachener Kultfigur. Diskussion über die schlechtesten Heimspiele, die wir im Ruhrstadion gesehen haben, wieder einmal. "Und wieder stellen wir fest", sagt einer aus dem Fanklub. "25 Jahre alles falsch gemacht." Imhof verkürzt auf 1:3, aber niemand jubelt. Noch zwanzig Minuten, geht noch was? Edu, die personifizierte Verunsicherung, steht zwei Minuten später FREIIII, hat alles auf dem Fuß und scheitert kläglichst. Die letzte Chance vertan, das war's. Schlaudraff darf sich beim 4:1 die Ecke aussuchen und schießt die Laune total in den Keller. Desolat. Peinlich. Kein System. Kein Selbstvertrauen. Nur Sicherheitsfußball. Keine Abstimmung in der Defensive. Null Torgefahr. Arbeitsverweigerung. Ohne Zdebel bricht alles auseinander. "Koller raus!" brüllt der Koller-raus-Mann und einige stimmen ein. "Wen holen wir denn jetzt? Also ich bin für EDE GEYER!", sagt Lupo. Aua. Geyer. Aua. Die meisten verabschieden sich von Koller. Kurz vor dem Abpfiff schubst ein Erwachsener eine 12-Jährige aus nichtigen Gründen. Wieder ein Handgemenge in der eigenen Kurve, das dritte heute. Ganz schlimme Stimmung. Sam muss schlichten. "Das war mein letztes Heimspiel für eine lange Zeit", sagt er. In der Hinrunde hat er keine Lust mehr, bis einschließlich April verbringt er dann aus beruflichen Gründen seine Zeit in Brasilien. Keine Lust mehr. Schlimm. Abpfiff. Die Mannschaft kommt, um sich für die nicht vorhandene Stimmung zu bedanken. Und sie erntet nur ganz laute Pfiffe, Tausende Stinkefinger und einige Feuerzeuge. Wosz schmeißt sein Trikot ins Publikum, "Dariusz!"-Rufe, nur ein paar. Und der Rentner in der 308 erzählt von Goa.
Angekommen. Rhein-Ruhr-Zentrum. Die Erinnerungen verdrängen. Den Abend vergessen. Andi, es war nur ein Fußballspiel. Nur ein kleines, schäbiges, mit 1:4 verlorenenes Fußballspiel. "Zweite Liga, tut schon weh", wie wahr, dieser Sprechchor. Ich fliehe aus der Kälte in die Zaubererwelt. Will aus dem November entfliehen, dem Monat der fußballerischen Enttäuschung. Oder, um es mit Green Day zu sagen:
"Wake me up, when November ends".

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VfL Bochum - SpVgg Unterhaching 1:0 (16.12.2005)

Halbzeit - endlich!!! Noch 17 Spiele bis zur 1. Bundesliga !

Mütze

Ochsen kommen ins konsequent leer gespielte Ruhrstadion und gewinnen fast sogar

Welle

Micky Maus, Weihnachten und der VfL

Tafel

Und Andi... wie war das Wochenende? Warste im Freeland oder was?
Genau, Freeland. Freitagabend, um kurz nach halb eins dort gewesen, am Anfang sogar mit erstaunlich rockigen Klängen. "Summer of 69", "Like the way I do" und so'n Kram, bevor es dann wirklich mit der richtig typischen Wumm-Wumm-Wumme losging. Hab da so ein paar Leute getroffen. Ein paar, die immer da sind, ein paar andere Strategen, lange nicht gesehen, voll dieses Mal, irgendwie. Also der Laden und die anderen, nicht ich, ihr wisst ja alle, Anti-Alkoholiker, straight straight straight und so.
Samstag? Wilde 30?
Nee, nicht 30, wilde, sondern Schneider, Helge. Ach ja, was für ein Mülheimer Pflichtprogramm. Weihnachtskonzert mit Helge, da sind immer 1000 Leute in der Stadthalle. Helge kam auf die Bühne, und sagt gleich zu Beginn "Tschüss", so wie man es von ihm erwartet. Dann als erste "Katzeklo, Katzeklo, ja das macht die Katze froh, Katzeklo, Katzeklo" undsoweiterundsoweiter. Eine Pause zwischendurch nach einer Stunde, Sergej, ein total durchgeknallter Tänzer, "Meisenmann" singen im Duett mit Udo Lindenberg, Helge-Situations-Komik, Helge-Stimme, Helge, lachen, lachen, lachen, klatschen, Helge!! "Jetzt bist Du zu Hause", hat einer zwischendurch gerufen und Helge hat spontan improvisiert. Yeah. Einen WAZ-Text über dieses Konzert zu schreiben, das ist wahrlich nicht leicht. Helge-Konzerte bestehen fast einzig und allein aus Helge und sind aufgeschrieben nicht witzig. Arme WAZ-Kristina... aber sie wird das schon gut gemacht haben.
Ja, also nur Helge am Samstag oder was?
Neenee, quatsch, danach noch bei nem Kumpel, Helge ging bis 23 Uhr, also sehr lang, der war in Laberlaune diesmal, also danach zu nem Kumpel ins Dichterviertel, Boxen gucken. Valujew gegen Ruiz, der eine so groß wie King Kong, der andere klein, sehr klein. Naja, der Kampf war so langweilig, dass mir nur noch das homersimpsonsche "Boooooooooring" entwich. Irgendwann riefen wir dann Helmut an - klingt ganz nach Westernhagens "Grüß mir die Genossen" - unseren Stamm-Taxifahrer und bretterten mit fünf Mann in einem Vier-Mitfahrer-Taxi Richtung Ringlokschuppen. Richtung Wilde 30. War ein netter Abend, doch, dauerte bis vier Uhr ungefähr oder später, weiß es nicht so genau, hab nicht mehr auf die Uhr geschaut. Naja, die Musik war nicht allzu alt, aber auch nicht ganz modern. Auf die Strokes, Mando Diao, Franz Ferdinand, die Kings of Leon, Green Day, Adam Green, Kaiser Chiefs, Beatsteaks habe ich mehr als vergeblich gewartet, aber New Model Army, Depeche Mode und Co sind ja auch was Feines. Einige Sportler gesehen, von Hockeyspielern bis zu einer kompletten Frauen-Handballmannschaft. Wilde 30 eben.
Schon was vor an Weihnachten?
Aber sischer doch. Nächste Woche noch zur Uni gehen, ein paar Veranstaltungen, von Heine bis zu Wittgenstein. Sportjahrbuch ist erschienen, Sportmagazin folgt in den nächsten Tagen, im Fußball ist Winterpause. Der 24. fällt auf einen Samstag, da gehe ich wie immer mit ein paar Leuten in den Ringlokschuppen, das ist in Mülheim eine gute alte Weihnachtstradition. Wird zwar immer jünger das Publikum, aber egal. Noch fühle ich mich zugehörig. Am 1. Feiertag geht im Starclub die Schifferhaus-Revival-Party ab. Mal schauen. Aber auf die Familien-Zusammentreffen freue ich mich natürlich auch sehr, sehr, sehr.
Fußball. Du hast Fußball erwähnt. Was macht eigentlich der VfL?
Oh weh, auf jeden Fall keinen Spaß. Freitagabend, Spiel gegen Unterhaching. Wie immer eine 90-minütige Quälerei. Sechster Heimsieg in dieser Saison, der fünfte mit 1:0. Und die Minutenzahlen der Tore: 75., 86., 88., 89. und 93. Alles seeeehr, seeeehr langatmig und das gegen Gegner wie HACHING! Ich buchstabiere: H A C H I N G ! Stell dir das vor: Du stehst dir die Beine in den Bauch, haderst, weil du eine Weihnachtsfeier mit tierisch leckerem Essen einfach nur überflüssigerweise drangegeben hast und siehst einen solchen Scheiß. Von deinen Stadionjungs ist auch keiner gekommen, insgesamt sind 11.000 nur da, so wenige wie seit vier Jahren nicht. "Es sind geschätzte drei Zuschauer im Stadion", simste ich zwanzig Minuten vor dem Anpfiff an einen Kumpel. Lupo tauchte dann noch auf, wenigstens einer meiner entfernt bekannten Stadionkollegen. Und der Professor, der jedes Spiel besucht, der selbst nach Burghausen fuhr und dort eine Nacht verbrachte. Der Professor jedenfalls, vom Sehen ist er mir auch seit unendlichen Jahren geläufig, ihn zu begrüßen, ist fast schon ein Privileg in meiner Ecke der Kurve.. Lupos Freunde vom Fanklub wasweißich - auch nicht da. Keiner will sich Haching angucken. Firmen-Weihnachtsfeiern, im Verein und wo auch immer - alles wichtiger heute. Nur nicht für den kleinen dusseligen Andi. Die, also unsere, haben in der Hinrunde das Stadion komplett leer gespielt. "Meine Güte ist das eine Micky-Maus-Liga", hat Lupo zwischendurch gebrüllt und seitdem ist "Micky-Maus-Liga" mein Lieblingswort, um die laufende Zweitliga-Saison zusammenzufassen. "Und die Ochsen", keifte Lupo danach in Richtung Hachinger Spieler, "und die Ochsen haben fünfmal hintereinander gewonnen" Soviel Statistik war mir gar nicht geläufig, die zweite Liga ist und bleibt mir eben total egal. Genug Chancen hatten wir übrigens, Misimovic verballert freistehend, van Hout auch, Edu und weitere. Doch wenn ein Hachinger kurz vor Schluss beim gefühlt einzigen Torschuss nicht nur die Latte trifft, dann verlieren wir das noch. Stell dir das vor: Deine Mannschaft steht im Winter sicher auf einem Aufstiegsplatz, und doch wendet sich ein Großteil gegen den Trainer. Das Tor hat übrigens der Grote gemacht, kurz vor Schluss, na klar.
Und wie gehts 2006 weiter?
Wir steigen auf, wir steigen ab und zwischendurch UEFA-Cup - das wolltest du doch hören, oder?

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VfL Bochum - 1. FC Saarbrücken 3:0 (22.1.2006)

Noch 16 Spiele bis zur 1. Bundesliga !

Einlaufen 1undEinlaufen 2undEinlaufen 3
Warum habe ich eigentlich keinen Elfmeter fotografiert? Naja, die Winterpause hat wohl auch bei mir Spuren hinterlassen!?! Bin wohl aus der Übung...

Dauert's noch lang?

Anzeigetafel

Everything counts

Mützken-Gerd

Ganz allein sitzt er in seinem Vierer-Abteil. Er ist, lasst mich mal schätzen, Mitte 50, vielleicht auch schon im Renten-Alter. Die S-Bahn ist überfüllt, und das am Sonntagmittag auf dem Weg von Düsseldorf nach Dortmund. Man, so kurz vor Bochum-Ehrenfeld fängt sie an zu schleichen, und langsamer und langsamer. Mach hiiiiiiiin, ist gleich Anstoß, Winterpause vorbei, FUSSBALL FUSSBALL FUSSBALL, dann geht die Saison endlich dem Ende entgegen, endlichendlich!! Ganz eindeutig liegt die längste Halbserie der Vereinsgeschichte hinter mir und den anderen VfLern. Mach hiiiiiin, du S-Bahn, noch zwanzig Minuten bis zum Anpfiff. Zeit, um in der Bahn zu schauen - und da, da ist er. Ganz allein im Vierer-Abteil. Keiner mag sich zu ihm setzen, weil er so nach Alkohol riecht, weil er so dreckige Klamotten trägt. Und weil er brabbelt. Er erzählt in einer Tour von einem Prozess, von einem Günter Raudi... Raudieen... Raui.. was weiß ich. Also entweder war er damals der Rechtsanwalt und hat den Prozess verloren; oder er war das Opfer... armer Kerl jedenfalls. Arm. Mach hiiiiiiiiiiiin!
Es sind die Tage der Depeche-Mode-Konzerte in Düsseldorf. Es sind die Wintertage Deutschlands, die Tage, in denen Russlands Rekordkälte nach NRW hinüberschwappt, und - ja - doch ein bisschen auch nach Bochum. Endlich, S-Bahn ist da, der Günter-Kläger bleibt sitzen, er tut mir leid, irgendwie. FUSSBALL, Rückrunde, freu dich Andi, freu dich. Ich brauche diesmal keinen CD-Player, um "Personal Jesus", "Enjoy the silence", "Never let me down again" und "Everything counts" zu hören. Die Songs laufen sowieso den ganzen Tag in allen möglichen Radiosender. Schnell noch zur 308 sprinten in Richtung Ruhrstadion, und über die Titel nachdenken. Enjoy the silence, die Ruhe genießen, naja, ruhig war's leider viel zu oft in der Hinrunde, die haben aber auch oft sehr, sehr schwach gespielt. Never let me down again; never nie, let lass, me mich, down runter, again wieder. Nie lass mich runter wieder. Hä? Everything counts. Alles zählt. Alles. Jedes Spiel. Günter Raudi... Raudieeen... Rauin... zählt!
Gerd ist im Stadion. Zuletzt haben wir uns monatelang verpasst. Er hat zuletzt nur das Spiel gegen Aue gesehen - ich nicht. Ich wiederum war gegen Aachen und bei den zahlreichen 1:0's live zugegen (obwohl ich es in nicht wenigen Momenten bitter bereut habe). Jetzt ist Gerd jedenfalls da, trägt eine richtig schäbige Mütze, mit der er ein wenig so aussieht wie Armin Mueller-Stahl in "Night on Earth" als Taxifahrer Helmut Grokenberger - einer der witzigsten Sequenzen, die ich so in Filmen kenne, by the way. Kalt ist's immer noch, und wir reden über Urlaub. Gerd erzählt von Kambodscha, er war gemeinsam mit seiner Frau unter anderem in Phnom Penh und Angkor Wat. Und Thailand haben sie auch bereist. Bangkok, genau, das waren noch Zeiten. Und Freund Sam, den werden wir wohl erst im April wieder im Ruhrstadion sehen. Er hat längst seine Reise nach Sao Paulo angetreten, liegt dort bei 30 Grad am Strand, sichtet neue Talente. Schöne Grüße Sam! "Da fällt er nicht einmal auf", sagt Gerd, und - ja, doch - ein bisschen Wehmut ist seiner Stimme zu entnehmen. Wehmut, Sehnsucht, Fernweh... Ich erzähle ein wenig von Vietnam, von besseren Zeiten, von meiner Suche nach einem geeigneten Urlaubsziel für 2006. Wird eigentlich noch Fußball gespielt heute? Und wo ist wohl der alte, besoffene Rechtsverdreher ausgestiegen? Ja, doch, irgendwie tat er mir schon leid; zwanzig Minuten ausgestiegen und noch immer muss ich an ihn denken. Hätte ich ihn ansprechen...? Nee, es wäre sinnlos gewesen.
"Zwei Farben - eine Leidenschaft" haben die Ultras auf ein Plakat gepinselt, und manmanman wie verachte ich diese 2. Bundesliga. Das ist von Heimspiel zu Heimspiel eine schlimmere Beleidigung meiner Augen. Eine Katastrophe, was sich unsere Gegner da zusammenspielen und heute habe ich sogar richtig Mitleid mit unseren Jungs und verzeihe ALLES. Die Saarbrücker sind ein Gegner der "sowas von schlecht"-Sorte und von Beginn an besteht kein Zweifel, dass wir das Ding mit drei, vier, fünf Toren Differenz einfahren. Imhof macht das 1:0, Edu und Maltritz zweimal per Elfmeter das 2:0 und 3:0, und Koller hat massig Varianten. Wir sind zweite Liga und können es uns erlauben, Leute wie Bönig und Diabang auf die Tribüne zu setzen. Genau der Bönig, der vor zwei Jahren noch im "Team 2006" spielte; der unser Stamm-Linksverteidiger beim UEFA-Cup-Einzug war. Pallas spielt für Colding, Meichelbeck für Butscher, China für Misimovic und Wosz und vor allem Bechmann für van Hout. Was sind DAS für Entscheidungen? Wobei... eigentlich spielt doch sowieso der Zdebel ganz allein, die anderen sind nur zur Zierde auf dem Platz.
Wie auch immer. nicht zu viel der Fußball-Fachsimpligkeiten (Spitzenwort, das), ist schließlich noch früh im Jahr... Ich will lieber über Vietnam reden, Hanoi, Ha-Long-Bucht. Eine Arbeitskollegin von mir ist grad dort. Wie gern hätte ich den Live-Ticker in irgendeinem Internet-Café in der Sonne verfolgt? Höhepunkt ist die Einwechslung von Fabio Junior, jenem Stürmer, der einst für 15 Millionen Dollar aus Brasilien zum AS Rom wechselte. 15 Millionen und jetzt beim VfL! "Wahrscheinlich stellt sich raus, dass der eigentlich Torwart ist; bei unserem Glück mit Brasilianern", sagt jemand hinter mir. In Minute 66 kommt Fabio rein, in Minute 77 gibt's Elfer, und die ganze Kurve brüllt "JUNIOR! JUNIOR!" - und wer schießt? Maltritz! Wohl zum ersten Mal in der Profifußballgeschichte Deutschlands pfeift das halbe Stadion bei einem Elfer für die eigene Mannschaft beim Stand von 2:0...
Lasst uns das Spiel vergessen. Es bleibt die Gewissheit, dass wir in 16 Spielen wieder erstklassig sind. Sechs Punkte Vorsprung, das ist okay. Es bleibt der Gedanke an den Typen in der S-Bahn, an die Sonne in Südostasien. Depeche Mode würde ich gerne sehen in diesem Jahr. Rock am Ring kommt ja noch. Everything counts. Trallala.

Dankedanke!!

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VfL Bochum - LR Ahlen 3:0 (3.2.2006)

Noch 14 Spiele bis zur 1. Bundesliga !

Erst das: Eduuu dann das: Eduuuuu und schließlich - 3:0 !

Ein Abend, an dem ich mein Ehe-Gelübde ein klitzekleines bisschen bereue. Wann ist es endlich vorbei?

Super-Freitag Mitten im Spiel: Das Flutlicht brennt, sonst nix...

Pflichtübung

Danke, Danke - Bitte, Bitte Danke, danke - Bitte, bitte !

Die sms' aus dem Hinspiel liegen immer noch gespeichert in meinem Archiv auf dem Handy. Wenn dieses Bild nicht fürchterlich daneben wäre, würde ich sogar das Wort "verstauben" einbauen.
Heute kommt LR Ahlen und - meine lieben Leser und Freunde - ich weiß gar nicht, was ich noch so schreiben soll. Immer dasselbe? Immer wieder, dass ich keine Lust mehr habe auf die zweite Liga? Immer wieder, dass mir die anderen Mannschaften und anderen Ergebnisse total egal sind? Immer wieder, dass es kaum noch Spaß macht, zumal mein Bruder (Brüssel) und Sam (beruflich in Brasilien) im Moment nicht mehr dabei sind? Immer wieder?
Freitagabend-Spiele sind ein Segen - in Liga zwei aber eher ein Fluch. Es ist so klasse, so schön, so romantisch, ins Flutlicht zu schauen, und  - mit Glück - sogar noch in einen leichten Regenschauer, der das Fußballfeld dann in eine sehenswerte, filmreife Hollywood-Kulisse verwandelt, die jeden Fotografen fasziniert. Doch Anstoß 19 Uhr? Welche normale Arbeiter soll das schaffen? Heute wieder; spät, ich höre mich Gerd anrufen und sagen: "Ich schaff es erst zur zehnten Minute! Halt was frei!" Ein Bochum-Heimspiel ohne "Bochum" von Herbert zählt eigentlich nur halb. Aber ein paar wichtige Ausleihen in der Uni-Bibliothek in Essen, eine Sprechstunde im selben Gebäude und vor allem die zweieinhalbstündige Sportausschuss-Sitzung im Mülheimer Rathaus hielten mich auf. 18.35 Uhr, die Spieler wärmen ihre kühlen Muskeln im mehr als eiskalten Winter schon längst auf, und ich sprinte durchs Forum in Mülheim. Schnell, schneller, am schnellsten, der Käseshop stinkt, der Chicken-Mc-Nuggets-Duft weht mit dem Bahnhofswind fast bis zu den Gleisen, doch der Regionalexpress hat Verspäääätung, scheiße, öfter mal was Neues, hilfe. 19 Uhr, Anstoß, immer noch irgendwo kurz vor Wattenscheid. Wobei: Ahlen ist seit drei Spielen ohne Gegentor, wir auch, zu Hause treffen wir kaum einmal vor der 75. Minute, da brennt schon nix an. Beeilen könnte sich der Zug trotzdem. Die Zeit vertreiben, irgendwie.
Handy rausholen, herumklicken; sms-Archiv, da war doch was. 26. August, kurz nach meinem traumhaften Asien-Urlaub, kurz nach Ha-Long-Bucht, Mekong-Delta und Hanoi, und dann mitten in Ostwestfalen, 19.50 Uhr, sms an MSV-Fan Helmut. "Das Spiel geht gar nicht. Das Stadion geht gar nicht. Ich bin einfach nur entsetzt." 21.16 Uhr, sms an Gerd. "Ich hab die Schnauze so voll, ganz schlimm, wirklich." Ahlen gegen VfL 2:2, ich erinnere mich noch gut an diesen Ausflug, dieses Gegurke, dieses peinliche Gewurschtel im mehr als ausverkauften, engen Stadion mit schlechter Sicht. Dieses Auswärtsspiel wird nicht in meine VfL-Annalen eingehen. Ganz bestimmt nicht.
Boah, dauert es noch lang? Bochum Hauptbahnhof, zehn nach sieben. Letzte Woche sind hier in 4630 ein paar neue U-Bahn-Stationen eröffnet worden, dazu neue Linien. Sie blockieren das System, den Untergrund Bochums. Muss sich alles noch einspielen, jaja, 19.15 Uhr, wie steht's? Keiner weiß es. Ein VfL-Fan mit der guten alten 80er-Jahre-Kutte, mit Vollbart und echter Vokuhila-Frisur benutzt scheinbar zum ersten Mal die 308? "Fährt die zum Stadion?", fragt er und haucht mir eine fette Bierfahne ins Gesicht. Steht ja auch nur vorn auf dem Wagen, "Ruhrstadion", aber egal. 19.21 Uhr, das Spiel ist scheinbar nicht so super. Draußen vor den Würstchenbuden bilden sich lange Schlangen, Sprechchöre gibt's auch keine, weder von der einen noch von der anderen Seite, es hat etwas von Freundschaftsspiel-Atmosphäre. Schnell Kumpel Gerd gesucht, gefunden, Blick auf die Anzeigetafel. 23:30 Minuten rum, 0:0. Siehste.
"Irgendwas verpasst?" "Nö!" Habe keine Lust mehr auf die zweite Liga. Die anderen Mannschaften und Ergebnisse sind mir egal. Es macht kaum noch Spaß. Immer wieder.
Irgendwie geht dann auch der 20. Spieltag rum. Ein Spieler, mit dem keiner mehr gerechnet hat, geht ab wie ein Koalabär auf Dope. Erst das 1:0 durch Bechmann, dann noch das 2:0 durch Bechmann. Edu packt noch per Elfer das 3:0 drauf, das Ganze ist ein bisschen zu hoch gegen tapfere Ahlener, die bis zur 60. Minute wirklich gut gespielt haben. Aber wen interessiert's? Mich nicht. Dass die Mannschaft nach dem Spiel nicht mehr die "Humba" mitmachen möchte, ist scheinbar im Moment unser Hauptproblem. Sie verlangt etwas VfL-spezifisches und nichts bei Mainz abgeschautes. Und ich kann sie sogar gut verstehen. Zweite Liga, komische Liga, Schweineliga. Es sind Pflichtübungen für alle. Für die Spieler zuallererst. Wenn ich vergleiche, wie groß die Euphorie in Duisburg war im letzten Jahr. Ein Aufstieg in Sicht, endlich wieder erste Bundesliga, nach ein paar Jahren Pause. Die haben sich richtig gefreut über jeden Sieg. Und bei uns? Im Schnitt kommen 15.000 - wie in Duisburg auch, aber die Stimmung ist mäßig. Tja, und das ist so, weil wir Fans auch jedes Spiel nur als Pflichtübung betrachten. "Ihr könnt zurück in Euer Dorf" ist der amüsanteste Sprechchor des heutigen Abends. Traurig, oder? Vergleicht meine vor Kreativität und Abwechslung sprühenden Bundesliga-Texte von Auswärtsfahrten nach Stuttgart, Bremen, Hamburg mit sowas hier, mit einem Text von einem Spiel gegen AHLEN. A - H - L - E - N !! Pflichtübungen auch für mich. Schreckliche Pflichtübungen, die eben nur richtig treue Fans miterleben. In guten wie in schlechten Zeiten. Gelübde fürs Leben.
Ein Stromausfall in Halbzeit zwei macht aus einem tristen Winterkick wenigstens noch einen halbwegs witzigen, denn 35 Minuten ohne Stadiondurchsagen, ohne 75 Prozent der Lampen unter der Tribüne, ohne Anzeigetafel, ohne Musik - das gabs noch nie in meiner VfL-Karriere und das zwingt wenigstens zu ein bisschen mehr Lautstärke, um nicht gänzlich einzuschlafen. Und da stört das trist auch gar nicht mehr. Denn das Flutlicht ist so romantisch, es regnet sogar ganz, ganz leicht; und es ist eben ein klassischer Fußball-Freitagabend.
"Gut, dass in der 1. Bundesliga in der nächsten Saison auch wieder am Freitag gespielt wird." Das ist meine sms für heute.
 
Nebel-Spiel Stromausfall
Ganz schön nebelige Angelegenheit, dieser Freitagabend... ... und wenn dann noch der Strom ausfällt, dann wird's ein wenig unheimlich!

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VfL Bochum - SpVgg Greuther Fürth 1:1 (19.2.2006)

Block A

Noch 12 Spiele bis zur 1. Bundesliga !

Da steht'sThommys Analyse: "Gästefans - quasi nicht existent"

Ein Fußballspiel in Bochum endet 1:1 und niemanden störts. "Und schon wieder keine Stimmung VfL" stimmen welche an - "und schon wieder keine Stimmung VfL" antwortet der Rest

Gefäääährlich!89. Minute, Standardsituation, da war doch was? Die Herren (v.l.) Meichelbeck, Maltritz, Drsek und Edu warten...

Frikadellen-Kicks

Einlaufen

"Boah", sagt Straßenbahnfahrer Stephan, blickt auf seine Uhr und dann aus dem Zug-Fenster auf die grüne Landschaft zwischen Wattenscheid und Essen. Es wird ganz allmählich dunkel, wir stehen an der Tür, bei der kurzen Fahrtstrecke lohnt es nicht, einen Sitzplatz zu suchen. "Boah, da kommse mittags nach Bochum zu die Jungens und dann hasse direkt so ne Frikadelle." Dabei zieht er die Mundwinkel nach unten und reckt die Arme in die Luft, getreu dem Motto "ich weiß doch auch nicht". Thommy ist immer noch in Bochum. Endlich - nach Ewigkeiten - war er mal wieder dabei, feierte heute seine Saisonpremiere. Jetzt trinkt er mit einem alten Kumpel einen Kaffee im "Café Ferdinand" kurz hinter dem Bochumer Hauptbahnhof, redet über Fußball und sonstigen Kram. "Andi", hat Brüderchen zu mir am Bahnsteig gesagt, "alles, was auf Deiner Homepage zu dieser Saison steht, stimmt. War aber trotzdem schön." Ich schaue an Stephan vorbei, die unsagbar hässliche Mülheimer Skyline taucht am Horizont auf und ich weiß: 17.50 Uhr, uääähhh, es warten noch vier anstrengende Arbeitsstunden auf mich. Stunden mit Schach, Handball. Und Amateurfußball.
Vier Stunden vorher. Jaaa, lächeln, lä-cheln, l-ä-c-h-e-l-n, ein vergnüglicher Abend im Mülheimer Ringlokschuppen, eine unruhige Nacht im heimischen Bett und ein Vormittag beim gar nicht mal schlechten Handballspiel HSG Mülheim gegen SG Solingen III liegen hinter mir. Mittags spielt Speldorf in der Oberliga Nordrhein gegen Bocholt, aber nein, heute sage ich das ab. Bin froh über jeden Stress, den ich abgeben kann, ist grad Hausarbeiten-Zeit, Heinrich Heine hat meinen Laptop befallen, jeden einzelnen Zentimeter meines Bildschirm, blöd. Mein Bruder ist grad im Lande und er hat Bock auf Fußball. Ja aber warum will er dann ausgerechnet mit nach Bochum kommen? Ich schaue auf die Tabelle  - und bin begeistert. Ich gehe ans Telefon - und begrüße jeden zweiten mit dem lauten "Spitzenreiter, Spitzenreiter"-Gebrüll. Und doch ist es eine schreckliche Saison. Beim Fuppes-Zocken in der Soccerhalle trage ich mit Würde das "Kalla"-Trikot - aber über die laufende Saison rede ich nicht. In fast allen meinen Wetten bin ich auf Kurs, zum Beispiel ein Aufstieg mit mindestens zehn Punkten Vorsprung auf Platz vier - doch was ist schon das gewonnene Geld gegen richtigen Fußball-Kitzel? Spaß macht das nicht. Freu dich, nach Bochum zu fahren, Andi. Freu dich! Nee, nicht mal Selbstmotivation hilft.
Ein paar Minuten noch bis zum Ruhrstadion. Es ist schon sehr witzig, Thommy zu sehen. Er hat sie nicht mitgemacht, die 1:0-Orgie der Hinrunde. Er freut sich deshalb wie ein kleines Kind vor dem ersten Profi-Spiel. Ich denk ein wenig an den Videofilm vom Nordkapp-Urlaub 2001, den ich mir vor zwei Tagen angeschaut habe. Spüre ein wenig den Nordkapp-Wind auf meinen Lippen - ach nee, das ist leider nur die U-Bahn, die im Keller des Hauptbahnhofs einfährt. Zigarettenrauch verpestet die Luft, Tobias aus Mülheim grüßt freundlich in der 308, fragt, ob ich nicht arbeiten müsse. "Doch, doch", sage ich, "aber man muss eben Prioritäten setzen." VfL eben.
In der Kurve warten Gerd und der Fanklub aus irgendwoher, Recklinghausen mutmaßlich. Sam vergnügt sich immer noch im brasilianischen Karneval und nie wünschte ich mir mehr, auch in Sao Paulo oder Rio oder wo auch immer zu sein. Irgendwas Musikalisches läuft, dazu werden viele, viele Tore aus der Hinrunde auf der Videowand präsentiert - gut für Thommy, ein Gratis-Service. Mir aber schwirren zwei andere Melodien durch den Kopf. Die ersten zwanzig Sekunden von Status Quo's "Whatever you want". Die will ich nächstes Jahr wieder hören, nicht weit weg, in der Arena, auf Schalke, Gelsenkirchen. Das würde heißen, dass wir wieder Bundesliga spielen, endlich oben sind, Revierderby, wär das schön. "Whatever you want" vertreiben und zack, nimmt ein anderer Song den Platz ein, wieder Status Quo, diesmal "Rockin' all over the world", das Torlied von Bayer Leverkusen. Gestern dreimal gehört, gestern, in der BayArena. Dort leuchten Zwischenergebnisse von den Spielen Hannover gegen Bayern und Dortmund gegen Bremen auf. Nix mit Burghausen, Unterhaching, Ahlen oder Siegen. Keine Langeweile.
"Und schon wieder keine Stimmung VfL", brüllt der extrem desillusionierte Megafon-Mann in Minute 25. Okay, auf den hört außer seinen Ultras sowieso ziemlich selten jemand, aber er hat diesmal nicht ganz unrecht. Andererseits: Warum soll hier jemand anfeuern? Der Aufstieg ist so gut wie klar, die Spiele sind schwach, und nachdem die letzte Saison schon so total verkorkst war, hat es die Mannschaft ohnehin nicht verdient, von der ersten bis zur letzten Sekunde angefeuert zu werden. "Und schon wieder keine Stimmung VfL", antwortet dann auch der größte Teil der Fans. Dann erzielt Misimovic in einem heute wenigstens durchschnittlichen Spiel das 1:0 und in der Pause kommen die Cheerleader. Wieder 45 Minuten mehr auf dem Weg zum Aufstieg überstanden. "Gegnerische Fans fast nicht existent", sagt Thommy. Erster gegen Dritter, 17.000 Zuschauer, davon 100 aus Fürth. Traurig.
Auch in der zweiten Hälfte geht es hin und her, irgendwann schießt Timm das 1:1, das ist nicht unverdient. Am besten wird die Stimmung in der Nachspielzeit, als sich unsere Jungs zwei Ecken erarbeiten - und entscheidende Tore kurz vor Schluss sind ja im Ruhrstadion keine Seltenheit. Doch es bleibt beim 1:1. Ein unentschiedenes Heimspiel und es ist mir EGAL. Schnuppe! Macht ja nichts, gewinnen wir eben das nächste wieder! Keine Spur von Ärger, obwohl die heutige Leistung alles andere als bundesligatauglich war, aber verdammt, selbst eine Niederlage wäre total egal gewesen. Total! "So müssen sich Bayern-Fans fühlen", sagt ein Kumpel, dem ich kurz nach dem Abpfiff per Handy mein Leid klage. Schlimm, ich kann ihm nicht widersprechen. Der Gegner ist mir egal, das Ergebnis auch, weil wir sowieso Erster bleiben und werden und die ganze Liga erst recht.
"Sag mal Stephan", sage ich auf dem Weg Richtung Mülheimer Forum schließlich, "warum hattest Du denn die Frikadelle?" "Weil den Jungens dat Spiel egal war", sagt er. "Im Moment fehlt der Kick." Ja, richtig. Der Kick fehlt. Das Kribbeln im Bauch, das du nie mehr vergisst. Der Wunsch, laut zu brüllen, wenn jemand die Spieler in deinem Trikot foult oder ungerecht behandelt? Diese Fußball-Festplatte im Kopf, die alles andere virusartig löscht, für 90 Minuten verdrängt. Der Nervenkitzel, den der beste Horrorfilm nicht bietet. Das Zittern, das Wintersportfans im Moment beim Olympia gucken befällt, wenn Kati Wilhelm auf die Biatlon-Scheiben schießt. All das ist nicht da. Fehlt. Weg. Eine solche zweite Liga wünsche ich niemandem.
Stephan steigt in die Straßenbahn Richtung Heimat, Thommy trinkt Kaffee im Café. Sam feiert immer noch Karneval in Rio. Ich geh arbeiten. Zum Schach, Handball, Amateurfußball. Verteilt in alle Richtungen, keiner spricht mehr über dieses Spiel. Nicht mehr heute. Nicht morgen. Und in ein paar Jahren erst recht nicht mehr. Fußballfeste wo seid Ihr?
 
Jaja, viel Arbeit!
Laber mir kein Ohr ab: Gerd beobachtet in der Halbzeit interessiert den Auftritt der Stationettes. "Das hat doch was von Pädophilie hier", sagt Thommy da. Blöder, grauer Alltag eine Stunde nach dem Abpfiff. Telefonieren mit Mülheimer Sportlerinnen und Sportlern, Texte über Fußball, Handball, Hockey, ja sogar Schach, schreiben.

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VfL Bochum - Kickers Offenbach 0:1 (3.3.2006)

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TSV München 1860 - VfL Bochum 0:1 (13.3.2006)

Noch 9 Spiele bis zur 1. Bundesliga !

Welle !

Der erste richtig schöne VfL-Fußballtag in dieser Saison. Eine schwarze Auswärtsserie endet in der imposanten Allianz-Arena mit Freunden. Schöner geht's kaum

Spielerkreis

Käpt'n Konfettis Kälte-Therapie

Noch 100 Meter, ungefähr. Am Horizont erscheint sie in einem himmelblau, ja doch, himmelblau, das trifft es. Allianz-Arena, der Wirklichkeit gewordene feuchte Traum der Beckenbauers und Hoeneß', das als "modernste Arena Europas" angekündigte Superding. Noch 70 Meter, doch, von außen sieht sie schon sehr, sehr geil aus. Die Luftpölsterchen in der Außenhaut der Arena sind heute blau erleuchtet, weil die Sechz'ger spielen. Na ja, oder auch als Gastgeschenk an den VfL Bochum. Das erscheint zwar weniger plausibel, aber das zu glauben, fällt mir leichter. Noch dreißig Meter, kann die Kontrollen schon sehen, fast riechen. Puh, das ist ganz schön kalt. Bitterbitterbitterkalt. Hier in München liegt noch unfassbar viel Schnee. Meine Füße frieren jetzt schon fast ab, wie soll das erst werden, wenn ich sie im Stadion nicht mehr bewege... "Hast du eine Jacke an?", werde ich per sms gefragt, wohl wissend, dass ich Jacken sonst nicht zu tragen pflege. Ja, habe ich diesmal an. Und eine Mütze. Handschuhe sowieso. Der Kalender zeigt den 13. März an, und es sind Minusgrade. Dreizehnter!!! Gefühlt sogar minus zehn Grad! Rechts neben mir läuft Dirk, mein Freund aus München, bei dem ich stets übernachte, wenn's mich aus Fußballgründen zur Isar zieht. Noch zwanzig Meter. Links läuft Dirk's Frau Manuela; liebevoll Manu genannt, eine wahnsinnig nette und intelligente Person. Flo ist auch noch dabei, ein Freund von Manu, den ich zum ersten Mal sehe.. Flo schaut aus, als würde er bei "Berlin, Berlin" mitspielen, ihn umgibt die Aura des Alex aus der zweiten und dritten Staffel. Ich warte nur auf die Geschichte, wie er Lolle verführt hat. Aber sie kommt nicht. Flo ist einer, der wahrscheinlich regelmäßig ins Atomic Café geht und den es nun zum ersten Mal überhaupt ins Fußballstadion zieht. Und das bei diesem Spiel. Sechzig gegen Bochum in der halbleeren Arena. Gibt bestimmt schönere Einstiege. "Wie war die Fahrt, Andi?", fragt Dirk. Ja, schön, doch. Dank des unglaublichen Mc-Donalds-Angebots komme ich für 99 Euro nach München und zurück und nach Freiburg und zurück, hatte einen Sitzplatz im ICE - und musste mich leider mit der Krise des VfB Speldorf auseinander setzen. Krise? "Welche Krise?", schiebt Dirk natürlich hinterher. Blabla, siebenmal in Folge nicht gewonnen, schwache Leistungen, Abstiegsplatz undsoweiter. Dann will der Kicker bis Donnerstag 40 Zeilen haben, Journalistenleben eben. Jetzt bin ich hier, jetzt ist München, jetzt ist klar, jetzt ist Kontrolle. Die Securityaffen befinden meine Mitbringsel - Kamera und Co. - für ordentlich und lassen mich hinein. Ein paar Schritte noch und dann geht es rein in Münchens neueste Touri-Attraktion, Ort des WM-Eröffnungsspiels zwischen Deutschland und Costa Rica im Juni. Wow! Zum ersten Mal sehe ich ein Stadion mit drei Rängen. Den ersten Test für Stehplatz-Fans besteht die Allianz-Arena nicht. Tor-Pogo ist unmöglich, weil jede Reihe aus ausklappbaren Sitzen besteht und durch ein Geländer abgeschlossen wird. Pfui! Die Akustik könnte auch besser sein, dafür ist das Stadion zu hoch, zu offen, zu luftig. "Wobei: Wenn hier 66.000 sind, kann es schon laut werden", sagt Dirk, der schon zwei Bayern-Spiele gesehen hat. Ja, vielleicht. Videowände sind obligatorisch. 50 Minuten noch bis zum Anpfiff, die meisten der 1400 Bochumer trudeln jetzt ein, sie haben 1600 Kameras dabei. Jeder klickt, jeder will's sehen, Spiel ist absolut Nebensache heute. Flo und Manu bewegen sich gerade in den Katakomben, erwerben eine Arena-Karte - das Zahlungsmittel hier - und schauen sich das Ganze an. Ich nutze die Gunst der Stunde und lasse mich von Dirk knipsen. Nee, ist wirklich noch nicht viel los hier. Dirk erzählt mir die Geschichte des Arena-Baus lang und breit. In München gab es einst sogar eine Volksabstimmung darüber, ob ein ganz neues Stadion irgendwo in der Stadt gebaut oder das alte Olympiastadion modernisiert wird. Die Bayern waren für den Neubau und peitschten den auch irgendwie durch, gemeinsam mit den Sechz'gern. Die Bayern können die Kosten gerade eben stemmen, die Sechz'ger gar nicht. Bei vielen Aufträgen schmierten die Vorstände die Firmen - Stichwort Wildmoser - und wenn die Sechz'ger nicht aufpassen, sind sie bald pleite. Denn in der Tabelle stehen sie auch nicht gerade gut.
Flo und Manu kommen mit einem Bier und 'ner Cola zurück. Dirk und ich verschwinden. Es gibt drei Verkäufsstände, "Getränke und Co.", "Bratwurst und Co." und noch irgendwas, jedenfalls gibt's da "Brez'n". Der bayerische Dialekt geht mir schon nach so kurzer Zeit gehörig auf den Zeiger, was solls, morgen habe ich mich dran gewöhnt. Wir ordern eine weiße Bratwurst im Brötchen, eine Cola, das Ganze kostet uns vier Euro pro Person; stadionüblich heutzutage, diese Preise. In der U6 Richtung "Fröttmaning" - das Stadion liegt im Nordosten der Stadt - trafen wir einen Arbeitskollegen von Dirk. "Das ist so ein Schönwetter-Bayern-Fan", ulkt Dirk und erklärt mir die Münchner Fan-Seelen. Die meisten sind Bayern-Fans, klar, aber viele Bayern-Fans reisen auch aus dem Umland an. Bei den Sechz'gern ist das ein wenig anders. Die meisten Fans sind wirklich echte Münchner, und viele davon solche, die die Bayern total blöd finden und sich eben als kleineres Übel für 1860 entschieden haben.
Noch 30 Minuten, unser Torwart Peter Skov-Jensen betritt den Rasen. Naja, oder das, was eigentlich Rasen sein soll, denn es ist mehr ein Kartoffelacker. "Spargelernte einen Tag vorher", würde es in Goch oder Straelen heißen. "1860 - stark wie nie": Das Vereinslied läuft im Hintergrund, und die meisten können sich das Gelächter nicht verkneifen. Stark wie nie, na klar. Leider läuft die Saison nämlich - brrr, wie kalt - überhaupt nicht nach Plan. Am 12. Spieltag noch Spitzenreiter, blieb 1860 zuletzt elfmal in Folge ohne Sieg und ist nun in Abstiegsgefahr. Von der Aufbruchstimmung rund um die Verpflichtung des neuen Trainers "Schoko" Schachner ist gar nix mehr übrig. Eine "Schoko-Tabelle" forderte Schachner von den örtlichen Medien - also die Tabelle ab seiner Amtsübernahme. Damit wollte er bezwecken, dass seine gute Arbeit gewürdigt wird. Leider ist 1860 in der "Schoko-Tabelle" Letzter und der Verein seitdem nur eine einzige Witzbude.
Die Handschuhe wärmen meine Finger - für eine sms muss ich sie allerdings ausziehen, und direkt weht eine kühle Brise bis zu den Fingerkuppen. "Ich hab kein gutes Gefühl", funke ich nach Mülheim, als ich auf der Anzeigetafel unsere Aufstellung erblicke. Es ist wirklich das allerletzte Aufgebot. Van Duijnhoven, Drsek, Meichelbeck, Trojan und Zdebel fehlen - ausgerechnet unsere fünf beständigsten Spieler in dieser Saison. Bönig spielt erstmals nach Monaten von Anfang an, Rathgeber zum ersten Mal überhaupt. Eben noch beim FC Kempten in der Bayernliga, jetzt schon von Anfang an in der Allianz-Arena. Imhof in der Zdebel-Position, Butscher in der Innenverteidigung, es ist ein zusammengeschusterter Flickenteppich, den Koller da aufs Feld schickt. Da wir ohnehin immer dafür gut waren, angeschlagene Gegner aufzubauen, hake ich das Spiel schon ab. Genau wie alle anderen. Zum ersten Mal in dieser Zweitliga-Saison gehen wir alle mit einer "Ist-doch-auch-egal"-Laune ins Spiel. Nur Dirk wirkt ein wenig ambitioniert, schließlich hat er in seiner Redaktion 4:1 für Bochum getippt. Das Handy summt. "Jungs, jetzt gilts! Drück die Daumen und bin bei Euch", schickt Bruder Thommy. Kalt. Und wie. Anpfiff.
Die einzig erwähnenswerte Szene aus der ersten Halbzeit ist eine Fußabwehr von Skov-Jensen in Minute 39 nach einer Flanke, die er auch mit den Händen hätte schnappen können. Das Spiel ist ausgeglichen, also ausgeglichen schwach, ausgeglichen langweilig. Dirk sieht seinen 4:1-Tipp gefährdet. Warum? "Ich weiß nicht, wer bei Sechzig das eine schießen soll." Dafür, dass es für 1860 um ALLES geht, spielen sie sehr verhalten, sehr hilflos. Flo hat auf seinem Platz mittlerweile Besuch bekommen. Ein 1,70 Meter großer Fan, der wie ein Dieter aussieht, versperrt ihm den Weg. Macht aber nix, weil er ein sehr, sehr geiler Typ ist. Er trägt eine Jeansjacke aus der guten, alten 70er-Zeit, einen Schnauzbart Neururer'scher Prägung und kramt in der 42. Minute eine Pistole aus seiner Tasche. "Du Stinkeeeeer, geh zum Ball", brüllt er spontan - alle lachen. Dann schaut er in seine Pistole, drückt kräftig auf den Auslöser - und rumms, ein paar Konfetti springen auf die VfL-Fans um uns herum. Supergeil. "Wie ist der bloß mit der Konfetti-Pistole durch die Kontrollen gekommen?", ist eine der vielen Fragen, die wir uns in diesem unglaublichen Moment stellen. Halbzeitpfiff. Langweilig. Flo und Manu verschwinden, um sich einen Glühwein zu holen, und das mitten im März. Flo lacht in einer Tour, er findet's "total gut" im Stadion und beschließt schon jetzt, häufiger zu kommen. Dirk ist auch völlig angetan und wirft mir indirekt Lügen in meinen Homepage-Texten vor. "Also hier ist doch niemand beleidigt. Hier ist doch die Atmosphäre nicht schlecht." Stimmt. Erstmals in dieser schlimmen Saison spüre ich die lockere, selbstironische, gute Bochumer Laune, die uns so auszeichnet. Es ist angenehm hier. Wenn es nur nicht so verflucht kalt wäre!!
Auch in der zweiten Halbzeit würde es genügen, wenn sich unsere beiden Innenverteidiger allein gegen die Sechz'ger stellen würden. Der eine - unser Kapitän Maltritz - fischt alles weg. Ob in der Luft oder am Boden - er ist wirklich überragend. Und der andere - Heiko Butscher, der mit dem fantastischen Namen für einen Abwehrspieler - schießt in der 70. Minute das 1:0 für uns, nach Vorlage von Grote. Es ist herrlich, es ist groß, es ist ein Riesengefühl, einfach nur V-F-L brüllen, jubeln, umarmen, klatschen, super, super, super. 1:0!!! 1:0!! 1:0! Mit unserer Rumpftruppe, spitze! Wir gewinnen das hier! "Wir sind eben eine große Mannschaft", funke ich zu den MSV-Fans Tina und Helmut. "Was hättest du bloß im letzten Jahr gesagt und gespottet, wenn mein Verein auf diese Art und Weise mit so vielen 1:0 aufgestiegen wäre", spricht Helmut auf meine Mobilbox. Das Spiel ist aus, 22.02 Uhr. Souverän das 1:0 nach Hause gebracht. Hinten gut gestanden, vorn einen 1860-Fehler ausgenutzt, Ende. Da wird die Schoko-Tabelle eine weitere Woche die Münchner Medien schmücken. Manus Gedanken schweifen in die Zukunft. Wenn 1860 absteigt, so ihre Logik, dann muss der Steuerzahler für die Arena-Kosten aufkommen - und dann fallen Kindergartenplätze weg. Mitleid mit Sechzig, aus etwas anderen Gründen.
Völlig egal! Unsere Jungs bilden einen Kreis in der Mitte und hüpfen wie von Sinnen herum, endlich hat die La-Ola-Welle wieder richtig Emotion und wir alle merken: Das war der letzte, entscheidende Schritt Richtung 1. Bundesliga. 49 Punkte, das sind 98 Prozent der Miete. Von den letzten neun Spielen müssen wir drei gewinnen, dann sind wir durch, durch, durch. Die Kälte ist kein Thema mehr, das an sich total grottenlangweilige Spiel auch nicht. Meine Serie von anderthalb Jahren ohne Auswärtssieg endet in der Allianz-Arena mit guten Freunden. Schöner geht es eigentlich kaum. Solche Siege, mit denen niemand rechnet, sind doch die sensationellsten. "Nie meeeeeeeeehr zweite Ligaaaa!" - zum ersten Mal höre ich das richtig bewusst, richtig laut und jeder meint das ernst! Nie mehr, nie meeeehr!!
Der Fußmarsch bis zum U-Bahnhof "Fröttmaning" dauert sieben bis acht Minuten. "Schwere Zeiten, schwere Zeiten, schwere Zeiten", murmelt ein 1860-Fan mit Trikot, Schal und Mütze vor sich hin. Ein letzter Blick auf das WM-Stadion. Im nächsten Jahr komme ich wieder, wenn wir bei den Bayern spielen. Das Licht in den Luftpölsterchen ist inzwischen aus, die Arena leuchtet ganz weiß. Manu stellt fest, dass der Bahnhof "Fröttmaning" aufgemotzt wurde und Flo lacht immer noch über das Fußballspiel. Er fand's großartig, auch Manu hatte ihren Spaß. Na, und Dirk und ich sowieso. Auch das 1:0 lässt sich in seiner Redaktion hervorragend breit treten.
Am Sendlinger Tor steigen wir um 23 Uhr um in die U1 und fahren zum "Rotkreuzplatz". Was für ein Tag. Dank Mc Donalds ganz billig an die Isar. Und dann mit einer Rumpfelf 1:0 bei den Löwen gewinnen. Andi, das war der Aufstieg. Freu Dich, juble. Yeah! Fällt schwer. Aber nur, weil meine Glieder noch eingefroren sind. Gleich, wenn ich im Schlafsack liege, dann weiß ich's. Mein erster richtig schöner Fußballtag in dieser Saison.

Links zum Thema "Andi in München"
München 2002 zum Spiel FC Bayern gegen VfL (4:1)
München 2005 zum Spiel FC Bayern gegen VfL (3:1)
 
Balkon Arena Andi und die Arena
Mitten im Winter, München, kalt, kälter, sehr, sehr kalt. Der Ruffinistraßen-Balkon ganz in Weiß, aber ohne Blumenstrauß. Heute ganz in BLAU: Die Allianz-Arena. Blau wegen 1860 oder weil der VfL Bochum kommt? Ach, lasst mir meinen Irrglauben... Der kleine Andi im großen Stadion, 50 Minuten vor dem Anpfiff. Außer mir werden noch 27.599 andere kommen, um sich diesen Gurkenkick reinzuziehen.
Einlaufen Choreo Halbzeitpause
Da kommen sie: 22 Spieler, ein Schiedsrichter, zwei Assistenten, kleine Kiddies und Marcel Maltritz als VfL-Kapitän. "Choreos" sind beliebt in diesen Tagen; das "Sechz'ger" kommt aber eher billig daher - mit einem Trikot des Hauptsponsors, vielen Fahnen, einem Spruchband mit "treu", "blau", "weiß" - wie auch immer. Halbzeit 0:0, wie so oft, nix passiert, Manu und Flo unscharf, aber gut gelaunt.
Pudelmütze Graue Mäuse Besuch
Kalt ist's. Sehr kalt. Endlich mal ein wahrer Name für einen Fanklub - wobei "graue Mäuse"; das steht doch in Bochum eigentlich auf dem Index. Dirk knipst, Manu schlürft am Glühwein.
VfL-Kurve VfL-Typ Anzeigetafel
1400 Bochumer wollen tatsächlich an einem Montagabend die Allianz-Arena sehen. Und auch er ist gut gelaunt. Da ist's passiert. 1:0 durch Herrn Butscher. Nach wie vor ein großartiger Name für einen Abwehrspieler.
DARIUSZ!! Brasilien-Flagge Typ zum zweiten
Vor einem seiner letzten Spiele im VfL-Trikot steht Dariusz Wosz (rechts unten). Unter den kritischen Augen von Trainer Marcel Koller (links oben) entledigt er sich seines Trainingsleibchens. Noch sieben Minuten... ... und dann ist es vollbracht. Auch ohne fünf Stammspieler haben wir das Ding nach Hause geschaukelt. Und unser Lieblingstyp freut sich umso mehr.
Edu Butscher Bahnhof
Nach dem Abpfiff kann Edu - trotz schwacher Leistung - nicht genug von den Ovationen bekommen und schmeißt sein Trikot in die Runde. Dagegen ist Herr Butscher nicht bei den Fans, sondern den Medien gefragt. Der U-Bahnhof Fröttmaning wurde pünktlich zur Arena-Eröffnung kräftig aufgemöbelt.

Tag 2

Schlagzeile

- geschrieben im ICE 518 von München nach Dortmund am Mittwoch, 15. März, während einer dreistündigen (!!) Verspätung. Grund 1: Eine "Selbsttötung" zwischen Frankfurt Flughafen und Bonn/Siegburg, Grund 2: Umleitung über die Bimmelbahnstrecke Wiesbaden, St. Goarshausen, Koblenz, Grund 3: (logisch) Streckenüberlastung. Planmäßige Ankunft in Mülheim 17 Uhr; jetzt wird es wohl 20 Uhr werden.... -

Hier in München gibt es an jeder Straßenecke diese Zeitungskästen. Solche, wie ich sie im Ruhrgebiet irgendwie vermisse. Du schmeißt ein Geldstück rein und kriegst eine Zeitung raus. So funktioniert das hier mit der Bild, der Abendzeitung, ja sogar mnacherorts mit der Süddeutschen. Als Appetizer ist das jeweilige Titelblatt auch aus der Entfernung sichtbar. "Neue Pleite - 0:1! Löwen jetzt gegen Abstieg"; jaja, das gestrige Spiel ist Thema hier an der Isar. Und innendrin die Schoko-Tabelle... aber das habe ich Euch ja schon gestern erklärt. Wollt's nur noch mal anmerken, weil ich das echt witzig finde.
München, am 14. März, im Winter. Uaaaah, gähn, ja, die letzten Tage waren hart, aber wer behauptet schon freiwillig, im Alltag ausgeschlafen, ausgeruht und komplett erholt zu sein? Die Nacht in Dirks Zimmer war jedenfalls sehr ruhig. Im "Blickpunkt Sport" schaute ich mir gegen 1 Uhr das einzige, das gewinnbringende, das gute Laune veursachende Butscher-1:0 noch einmal an - und dazu Schoko Schachners Aussage, die Münchner Löwen hätten "die beste Leistung unter meiner Regie" gezeigt. Hallo?? Die Sechz'ger hatten nicht eine einzige hundertprozentige Torchance, und das gegen unsere Rumpftruppe. Wie schlecht haben die erst vorher gespielt? Aber das soll nicht meine Sorge sein. Ausschlafen, aufstehen, duschen, 40 Zeilen für den Kicker fabrizieren, noch ein paar andere kleine Dinge per Mail und Handy abklären (eben kein richtiger Urlaub), den "Baedeker München" schnappen, Jacke anziehen und raus.
Oh je, kalt ist es immer noch, und die Schneemassen liiiiegen am Straßenrand, aber am zweiten Tag hat es schon etwas Gewöhnliches. Was tun an einem solch kalten, halben Wintertag? In den letzten Jahren habe ich viel in München  schon abgehakt. Die komplette Innenstadt, dazu das Deutsche Museum, Theresienwiese mit Oktoberfest, der südliche Teil des Englischen Gartens, Olympiapark mit Stadion, jetzt auch noch die Arena... Es ist 14 Uhr, ich hinterlasse Fußabdrücke im Schnee und stürze mich am "Rotkreuzplatz" in die U1. Raus am Hauptbahnhof. Ich beschließe, zu Fuß ein wenig durch die Stadt zu "münchnern", also cool auszusehen, möglichst bayerisch zu reden (da ich aber mit niemandem sprechen muss, fällt das wohl aus), mit dem Handy zu telefonieren undsoweiter. Beim nächsten Mal werde ich mich ein wenig mehr dem Münchner Umland widmen. Dachau, das kenne ich auch schon; aber Starnberger See oder Ammersee, das ist doch bestimmt eine Reise wert - und mit der S-Bahn gut erreichbar. Aber heute? Bei -5 Grad? Ich laufe zum Karlsplatz, hier in München Stachus genannt, schaue den Münchnern beim "münchnern" zu, spaziere über die Fußgängerzone, kaufe mir einen "Tiramisu-Krapfen" und verspeise ihn mit Blick auf die Frauenkirche. Am Marienplatz wird mir schlecht, wenn ich daran denke, wie viele Titel die Bayern hier schon begossen haben und am Odeonsplatz ein paar Minuten weiter erst recht, weil mir bewusst wird, dass ein wirrer, kleiner, schnauzbärtiger Österreicher zwischen 1933 und 1944 die Opfer des Hitler-Putsches huldigte; ach, ich will nicht näher drauf eingehen. Es ist das "München-Kompaktprogramm", das ich in aller Kürze absolviere, bevor ich mit der U-Bahn bis zur "Münchner Freiheit" fahre. Es gibt mehrere Möglichkeiten, um in den Englischen Garten zu gelangen. Auch von der "Giselastraße" und der "Universität" gibt es Zugänge. Ich beschließe, mir heute den mittleren Gartenteil anzusehen. Aber Garten ist im Moment das falsche Wort. Es ist alles weiß. Alles. So weiß, so kalt, so Schnee. Die Sonne steht tief, mein Schatten wirft sich lang auf den Kleinhesseloher See, der sonst, im Sommer, für Abkühlung bei Münchnern und Touristen sorgt. Jetzt ist der See zugefroren.Abkühlung einmal anders. Ein Radfahrer wagt sich drüber, ein Langläufer treibt Sport, ein Pärchen spaziert Hand in Hand übers Eis, Hunde sprinten Stöcken hinterher. Es ist kein Central-Park-New-York-Feeling, das nicht, das geht auch gar nicht. Aber gibt es in Deutschland (außerhalb der - husthust - Mülheimer Müga) noch ähnlich schöne Parkfleckchen? Nee, ich glaube nicht. München im Schnee. Im Winter ist es hier kälter als überall sonst, im Sommer dafür wärmer. Ist das so eine Regel? Ich setze mich ins Glühwein-Hütterl, dort gibt es auch Popcorn, und schaue der Sonne bei ihrer Arbeit zu. Wie sie die Welt erhellt, wie sie hinter dem Baumwipfeln verschwindet.
SMS an Dirk; er sitzt gerade in der Redaktion. Treffen heute Abend um 19.30 Uhr in einer Bar namens "Maria" am Sendlinger Tor. "Wo gibt es hier ne Kleinigkeit zu essen?", frage ich zurück. "Rund um die Münchner Freiheit ist gut", antwortet er. Gebongt. Ein paar Schritte geradeaus, ein paar Schritte nach links, nach rechts, ui, sieht nach einer exklusiven Wohngegend aus. Wobei: Irgendwie sieht ganz München nach einer exklusiven Wohngegend aus... Trotz der idyllischen Augenblicke im Englischen Garten bleibt mein Eindruck bestehen, dass ich mich hier nicht über Monate wohlfühlen würde. In Berlin, in Hamburg, in Bremen ist es bei meinen Aufenthalten passiert, dass ich angesprochen wurde, wo es zu welcher Straße geht. Sprich: Ich gehörte dazu, wurde für einen jeweiligen Einwohner gehalten. In München? Hier würde mir das nie passieren. Angekommen, "Münchner Freiheit" steht auf dem Straßenschild, "Münchener Freiheit" auf der U-Bahn-Haltestelle. Egal. Yepp, Dirk hat Recht, hier gibt es viele, viele Fress-Möglichkeiten, bis hin ins äußerste Asien - Libanon, Indien, Thailand. Ich entscheide mich für eine Bratwurst und beende meinen kleinen München-Rundgang.
Aufwärmen in der Ruffinistraße. Auf Pro 7 laufen zwei Simpsons-Klassiker, nämlich das "Krusty-Comeback-Special" und die Folge, in der Homer im Barbershop-Quartett mit Barney, Apu und Rektor Skinner "Good Bye, my Coney Island Babe" und "Baby on Board" singt. 19.10 Uhr, fünf Minuten Fußweg zum "Rotkreuzplatz" zurücklegen, "Mailingerstraße", "Stieglmaierplatz" und "Hauptbahnhof" hinter mir lassen; "Sendlinger Tor". Dirk kommt kurze Zeit nach mir und geleitet mich durch ein paar Straßen, vorbei an vielen, vielen Bars, bis zu "Maria". Das sieht gar nicht exklusiv aus. Till, ein befreundeter Journalist aus Berlin, hockt schon an einem Holztisch und schiebt "Schinkennudeln" nach Art des Hauses in sich rein. 5,90 Euro kostet der Spaß und das begeistert Till ungemein. "Fast Berliner Preise", sagt er. Später kommt noch Manu hinzu und Karnik, ein Absolvent der Münchner Journalistenschule, Filmemacher, Ex-Redakteur des SZ-Magazins und seit kurzem Papa. Es werden ein paar Stunden mit Afri-Cola, Nudeln, Haustoast und dem neuesten Klatsch aus der Münchner Medienszene. Es ist so frustrierend. Ich habe nicht viel mehr zu bieten als "bald vielleicht Volontär bei der Journalistenschule Ruhr" und die anderen reden über die BMW-Marketingabteilung in München, sehr viel über die Süddeutsche Zeitung, über ein Treffen mit der ZEIT-Wissenschafts-Redaktion in Hamburg, über Referate beim ZDF in Mainz. Es geht quer durch Deutschland, durch Europa, von Auftrag zu Auftrag."Nee, ich glaub das ist nix für die FAZ. Vielleicht für die FR", ist so ein Satz, der schmerzt. Till erzählt von seinem Platz in einem Berliner Journalistenbüro für ein paar Euro, dass er über Delfintherapie recherchiert, dass er Zoofan ist, dass er zuletzt zwei Spiele in zwei Tagen gesehen hat - erst Köln gegen Leverkusen, dann Duisburg gegen Hertha.. Karnik sucht für seine Tochter einen Krippenplatz. Und immer wieder bleib i c h in Mülheim hängen, Ruhrgebiet. Solche Abende sind gut, um wieder auf dem Boden der Tatsachen zu landen. Die witzigste Geschichte ist ein Wochenende auf Kosten der Firma Sony in Barcelona - Sony hat pro Journalist 5000 Euro gelatzt. Das eigentliche Thema "Design" wurde in zwei Stunden abgehandelt, der Rest war Saufen, Motorbike fahren usw.
Schinkennudeln, die sind lecker.
Manu verabschiedet sich gegen 22 Uhr nach Hause. Till, Karnik, Dirk und ich ziehen weiter ins "heyluigi". Dort hockt der ehemalige Pressesprecher des Süddeutschen Verlags, der aus irgendwelchen Gründen bald nach Hamburg zieht und eigentlich nach Berlin will (wieder so viele verschiedene Städte). Der jedenfalls kennt viele Gerüchte und der ganze Münchner Medien-Müll wird noch einmal aufgewärmt. Für mich ist das wenig erbaulich und doch interessant. Zwei Spezi kosten insgesamt sechs Euro - das ist dann doch das wahre München. So lande ich am Ende mit Schinkennudeln, zwei Afri-Cola und zwei Spezi bei fast 20 Euro inklusive Trinkgeld. Fast 40 Mark. Doch, München ist ein teures Pflaster. Bei Uli in der "Quelle" heißt ein Strich für ein 0,3-Bier ein Euro - paradiesische Zustände. Nicht hier im stylischen Teil Münchens. Bis kurz nach Mitternacht sitzen wir zusammen und verschwinden dann mit der U1 bis zum "Rotkreuzplatz". Karnik geht nach Hause, Till pennt heute wohl auch in irgendeinem Zimmer in Manus und Dirks Bude.
In einem Zeitungskasten am Aufgang der U-Bahnstation hängt immer noch die Bild mit der Überschrift "0:1! Löwen jetzt gegen Abstieg".
Was hätte mich in München erwartet, hätte ich mich vor ein paar Jahren für den Journalistenschulen-Weg entschieden? Sag "JA" zu Abenden im "Maria" und "heyluigi", zu Freunden, die durch den großen Journalismus von FAZ über FAS bis zur (natürlichen) Süddeutschen, zum BR, zur FR und der Zeit tingeln; zu Spezi für drei Euro, zu Bayern München und dem TSV 1860, zur Süddeutschen im Abo, zu Schwabing, Milbertshofen, Bogenhausen, Hasenbergl, zu Diskussionen darüber, ob die Franken blöd sind oder nicht, zur Isar, zu Jogg-Treffen im Englischen Garten, zu wilden Abenden beim Oktoberfest, zu Alabamahalle, Atomic Café, Muffathalle, Kunstpark Ost und P1, sag "JA" zum deutschen Museum und der Pinakothek, zu Ausflügen zum Starnberger See und in die Alpen, zur Weißwurscht, Brez'n, Schnitzel-Semmel, 'ner zünftigen Brotzeit, zu Weißbier und Hofbräuhaus, zur Lederhosen-Kultur, zum bayerischen Dialekt.
Ich hab zum Ja-Sagen "Nein" gesagt.

Innenstadt
 
Stachus Stachus
Nach drei Jahren mal wieder dem Karlsplatz, in München "Stachus" genannt, einen Besuch abgestattet. Der Stachus ist Münchens verkehrsreichster Platz und zugleich der westliche Eingang zur Fußgängerzone. Er wurde 1791 nach dem erfolgten Abbruch der Stadtbefestigung vor dem Karlstor angelegt und erhielt seinen Namen vom Kurfürsten Karl Theodor. Durch den Ausbau des Altstadtings... ... verlor der Stachus sein ursprüngliches Aussehen und wurde stattdessen einer der verkehrsreichsten Plätze Europas. In den 60ern entstand eine mehrgeschossige Anlage mit unterirdischem U- und S-Bahnhof, Unterführungen, Ladengeschoss, Parkgaragen und Versorgungseinrichtungen. Der Stachus liegt zu Fuß jeweils vier Minuten vom Hauptbahnhof und vom Marienplatz entfernt. Im Sommer fordert der Brunnen in der Mitte laut Baedeker zu Wasserschlachten heraus. Im Winter gibt es selbstverständlich keinen Brunnen. Wie auch, bei minus fünf Grad?
Marienplatz Schneemassen
... kein Besuch in München ohne den Marienplatz im Zentrum der Fußgängerzone. Hier werden die Bayern im Mai leider, leider wieder die Meisterschaft feiern. Ein paar Schritte weiter, ungefähr fünf Fuß-Minuten, liegt am Odeonsplatz ganz, ganz viel Schnee.
Feldherrnhalle Odeonsplatz mit Feldherrnhalle
Odeonsplatz... da war doch was!? Genau, dort steht die Feldherrnhalle, die 1923 traurige Berühmtheit erlangte. Die Feldherrnhalle wurde 1841 bis 1844 auf Geheiß von König Ludwig I. errichtet. Ludwig wünschte sich eine Ehrenhalle für das Bayrische Heer. Auf dem Bild ist das Bronzedenkmal für den bayrischen Feldherrn Tilly zu sehen. Die Feldherrnhall in Groß! Nach dem Putschversuch von Hitler (9.11.1923) und dem damit verbundenen "Marsch zur Feldherrnhalle" wurde diese zur Kultstätte für Nazis.

Englischer Garten
 
Englischer Garten 1 Englischer Garten 2
Bei meinem letzten Aufenthalt in München 2005 erkundete ich den südlichen Teil des Englischen Gartens mit dem berühmten Monopteros und dem Chinesischen Turm samt Biergarten. Dies kam die Mitte dran - allerdings bot sich mir ein schneeweißes Bild. Der Kleinhesseloher See war mit einer dicken Eisschicht bedeckt... ... sodass dieses Schild ("Füttern verboten") höchstens für die Spaziergänger gilt, die sich auf eigene Gefahr auf's Eis wagen.
Englischer Garten 3 Englischer Garten 4
Die Sonne steht tief, die Schatten sind lang... ... und dieser bekloppte Kerl fährt auf dem Rad über den zugefrorenen See.
Englischer Garten 5 Englischer Garten 6
Im Sommer ist der See ein Treffpunkt in der Sonne... ... im Winter gibt es sogar Langläufer.
Englischer Garten 7 Englischer Garten 8
Keine Frage, der Englische Garten ist auch im Winter sehenswert. Und dieses Pärchen zieht es auf die klitzekleine Insel im Kleinhesseloher See.

Links zum Thema "Andi in München"
München 2002 zum Spiel FC Bayern gegen VfL (4:1)
München 2005 zum Spiel FC Bayern gegen VfL (3:1)

Sonstiges
 
Ruffini-Schnee Super, das Schild!!
14.15 Uhr, mein Tag beginnt: Und der Schnee liegt immer noch in der Ruffinistraße. 17 Uhr, es ist kalt im Englischen Garten, und dieses Schild weist "Zum Glühwein-Hütterl". Was es dort auch gibt, steht links oben: "Popcorn - Ständig frisch."
Schach Münchner Freiheit
Schach spielt an der Münchner Freiheit in dieser Arschkälte keiner... ... witzig, dass auf diesem Straßenschild "Münchner Freiheit" steht und die U-Bahn-Haltestelle "Münchener Freiheit" heißt. Übrigens entstand dieser Straßenname vor der unerträglichen Schlagerband.

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SC Freiburg - VfL Bochum 0:0 (27.3.2006)

... ist im VfL-Tagebuch 2005/2006 - TEIL 3 nachzulesen !

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SC Paderborn - VfL Bochum 1:3 (27.3.2006)

... ist im VfL-Tagebuch 2005/2006 - TEIL 3 nachzulesen !

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VfL Bochum - SF Siegen 3:1 (7.4.2006)

... ist im VfL-Tagebuch 2005/2006 - TEIL 3 nachzulesen !

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Alemannia Aachen - VfL Bochum 0:2 (17.4.2006)

... ist im VfL-Tagebuch 2005/2006 - TEIL 3 nachzulesen !

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VfL Bochum - Wacker Burghausen 1:2 (21.4.2006)

... ist im VfL-Tagebuch 2005/2006 - TEIL 3 nachzulesen !

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Diese Seite wurde zuletzt geändert am 22.4.2006
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