VFL-TAGEBUCH: SCHWEINELIGA 2005 / 2006 - TEIL 2
www.andreasernst.com

- ZUM TAGEBUCH DER SAISON 2001 / 2002
- ZUM TAGEBUCH DER SAISON 2002 / 2003
- ZUM TAGEBUCH DER SAISON 2003 / 2004
- ZUM TAGEBUCH DER SAISON 2004 / 2005


Die ersten Utensilien

Links:

Startseite Beruf Startseite Uni-Leben Startseite VfL Bochum
Startseite Konzerte Startseite Reisen Startseite Privates

SC Freiburg - VfL Bochum 0:0 (27.3.2006)

Noch 7 Spiele bis zur 1. Bundesliga !

Einlaufen"I was made for lovin' you" - noch nie gehört beim Einlaufen

folgt

SpielerdankZwei Stunden später: Ein Punkt beim heimstärksten Team, das ist in Ordnung

Verschusselte Träume

Schwabentor von obenBlick von oben auf das Schwabentor in der Freiburger Altstadt

"Wo bist Du morgen, Andi?" "In Freiburg!" "Was machst'n da?" "Fußball gucken?" "Nur Fußball gucken????" "Nee, Freunde wohnen auch da!" "Ach so!" (Dialog am Sonntag, 26. März 2006)
Die Hoffnungen, die du verloren hast / Der Zorn, der nicht richtig verraucht / Und die verschusselten Träume, von denen am Morgen nichts bleibt / Das alles kommt mit / Das brauchen wir auch (Sven Regener)

... ich besuche Freunde ... tsetse, sonst habe ich nie gelogen, wenn ich mich für eine Auswärtsfahrt rechtfertigen musste. Freunde... Freunde... war mir das so unangenehm? Erst zum zweiten Mal in dieser Saison fahre ich im ICE zu einem Auswärtsspiel; hat sich gar nix verändert. Okay, die Titelseiten der Bahn-Zeitschrift - diesmal ist es Xavier Naidoo. Mein journalistisches Gespür verrät, dass der Journalist ein paar Infos aus dem Netz zusammengesucht hat, und das alles vereint mit ein paar Agenturbildern gibt eine dreiseitige Hauptstory. Draußen regnet es ein wenig, ich habe meinen Laptop aufgeschlagen, verfasse ein paar Texte zum Thema VfB Speldorf und Oberliga-Abstiegskampf und die Zeilen zum Element-of-Crime-Konzert vor einer Woche in Köln. Draußen regnet es und ich sehe mich die Zeile "Wie die grünen Datenzüge in der Matrix-Trilogie laufen die Regentropfen auf der Fensterscheibe um die Wette - und ich bin froh, im Zug zu sitzen" eintippen. Freunde besuchen..., denke ich, klappe meinen Laptop zur "Itchy-und-Scratchy"-Melodie aus den Simpsons zu. Okay, einen rationalen Grund gibt es nicht für diese Fahrt. Die Zweitliga-Saison ist gelaufen, wir haben einen schier endlosen Vorsprung und könnten uns auch eine 0:10-Auswärtsniederlage erlauben. Arbeit zu Hause hätte ich genug, deshalb habe ich auch meinen Laptop dabei und sehe ein wenig zu aus wie ein Geschäftsmann auf Fußball-Reise. Egal. Der Regen hört nicht auf und ich höre Element of Crime. Das mit den verschusselten Träume.
Freiburg soll eine schöne Stadt sein; die schönste in Deutschland vielleicht. Irgendwann nach 14 Uhr kommt der ICE zum Stehen, ich springe hinaus, schultere die Laptop-Tasche und stelle sie in einem Schließfach-Automaten unter. Noch nie gesehen, so ein Ding. Welt empfange mich, Freiburg empfange mich. Wie lange schon habe ich mir vorgenommen, den VfL hierhin zu begleiten. Einst im September 2004 spielte der VfL zweimal in drei Tagen hier, in der Bundesliga und im DFB-Pokal. Da weilte ich gerade in den USA und saß bei "Kinko's" vor dem Live-Ticker. Wow, ganz schon mild hier im Südwesten, stelle ich fest, nachdem ich meine Hände in den Taschen des Rock-am-Ring-2005-Sweaters vergraben habe und Millionen an Fahrrädern erblickt habe. Reizüberflutung. In München vor zwei Wochen noch -10 und jetzt +18! Geschmeide 18 Grad Unterschied. Junge Frauen laufen bauchfrei und hauteng rum, und das ist ihnen nicht einmal zu verübeln. Schon nach einer Minute viele Sachen, die mir gefallen. Milde Temperaturen - in Freiburg, so heißt es, ist es stets fünf Grad wärmer als im Rest der Republik - fahrradfreundlich, weil Studentenstadt, undundund.
Der Baedeker Deutschland ist zu dick für meinen Rock-am-Ring-Sweater. Deshalb habe ich mir während der vierstündigen Zugfahrt ein kleines Schaubild vom Innenstadtplan angefertigt. Wie ich laufe,
 

FOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOLGT !!!!!!!!!!
 

Das Glas, aus dem du nie getrunken hast Der Kuechenschrott, den kein Mensch braucht Und das Plastikobst, von dem du dich optisch ernaehrst Das alles kommt mit Und du auch Das Klavier, auf dem du nicht spielen kannst Der Abwasch, den du immer verschiebst Und die Schokolade, die du in Krankenhausmengen verbrauchst Das alles kommt mit Und ich auch Ich will deine Hand, ich will deinen Mund Ich will deinen Kopf, ich will deine Zunge Ich will deine Haare, ich will deine Haut Und den ganzen Unsinn Will ich auch Die Hoffnungen, die du verloren hast Der Zorn, der niche richtig verraucht Und die verschusselten Traeume, von denen am Morgen nichts bleibt Das alles kommt mit Das brauchen wir auch Ich will deine Hand, ich will deinen Mund Ich will deinen Kopf, ich will deine Zunge Ich will deine Haare, ich will deine Haut Und den ganzen Kummer Will ich auch Die Fehler, die du nicht mehr aendern kannst Die Worte, die du bereust Und die Naechte, in denen du nicht wusstest, wohin mit dir Die nehmen wir nicht mit Die lassen wir hier

... ich will deine hand usw. und den ganzen kummer, den will ich auch

Das Spiel
 
Stadion von außen Wo kommen all die grauen Wolken her?
Das Dreisam- ... äh Badenova-Stadion von draußen. Es liegt nicht mehr ganz in der Stadt, aber auch noch nicht mitten im Wald. 18.35 Uhr: Es wird dunkel über Freiburg...
Sintflut Leere Kurve
... und fängt eine Minute später richtig an zu schütten. Bemerkenswert: Auf den Stehstufen befindet sich noch kein VfL-Fan - 1:40 Stunde vor dem Anpfiff. Die 15 schon Anwesenden verteilen sich auf Toilette und Bierstand. Kurz nach 19.15 Uhr: Es regnet immer noch und die Zahl der Bochumer hat sich von 15 auf 30 erhöht.
Kurve immer noch leer Nullnull
Ein lustiges Spielchen: Zwischen 60 und 80 um 19.40 Uhr, als Peter Skov-Jensen zum Aufwärmen kommt. So steht es nach 84 Minuten - und auch nach 91! 0:0 zwischen Freiburg und Bochum!
Gegentribüne Jetzt aber...
Kurz vor Schluss schaut die Gegentribüne gespannt... ... und am Ende sind es doch noch knapp 200 Bochumer geworden. Viele wurden durch den Regen aufgehalten und kamen sehr kurzfristig an.
Helden von heute Die Jungs von hinten
0:0. Gut. Unsere beiden Besten: Thomas Zdebel (links) und Torwart Peter Skov-Jensen (r.). Die Helden von hinten: Peter "Zu Null" Skov-Jensen, dahinter in Rot Philipp Bönig sowie Fabio Junior (Nr. 9) und der heutige Staubsauger Pavel Drsek (Nr. 15)

Die Stadt

Baedeker:
Freiburg im Breisgau hat 197.000 Einwohner, davon 24.000 Studenten. Es liegt 278 Meter über dem Meer zwischen Kaiserstuhl und Schwarzwald, ist das kulturelle Zentrum des Schwarzwaldes. Zum allgemeinen Ruhm der südlichsten Großstadt Deutschlands trägt sicherlich bei, dass sie in einem klimatisch außerordentlich begünstigten Gebiet liegt. Zweiter Vorteil Freiburgs: Das besondere Flair, die Freiburger scheinen einen speziellen Lebensstil zwischen Beschaulichkeit und Genuß entwickelt zu haben.
Ende des elften Jahrhunderts gründeten die Herzöge von Zähringen Freiburg, 1218 übernahmen die Grafen von Urach die Herrschaft. Von den Grafen kann der Ort sich 1368 loskaufen, um sich dann freiwillig den Habsburgern zu unterstellen. In der Folge des Dreißigjährigen Kriegs wurde er als Hauptfestung des vorderösterreichischen Gebiets voll in den Machtkampf mit Frankreich einbezogen. Auf Betreiben Napoleons kam der Breisgau 1805 an das neugeschaffene Großherzogtum Baden. Während des Zweiten Weltkriegs wurde fast die gesamte Innenstadt von Freiburg zerstört.
 
Fahrrad-Stadt Stadttheater
Mein erster Blick und tataaaa... Millionen Fahrräder direkt vor dem Freiburger Hauptbahnhof. Mülheim trägt zwar das Etikett "fahrradfreundliche Stadt", aber ein solches Bild gibt es bei uns nicht. Viele, viele Räder - Zeichen für eine funktionierende Studentenstadt und ein gelungenes Verkehrskonzept. Das Stadttheater wird im Baedeker nicht extra erwähnt. Auf dem Plakat rechts über dem Eingang steht "Heute: Sinfoniekonzert". Das Stadttheater liegt direkt neben der Uni-Bibliothek und gegenüber vom Uni-Gebäude. Zu Fuß liegt das Hauptbahnhof fünf Minuten entfernt.
Martinstor Uni-Cafe
Das Martinstor wird im Baedeker wie folgt beschrieben: "Durch das malerische Viertel rund um Fischerau und Gerberau gelangt man zum Martinstor auf der Kaiser-Joseph-Straße, der Hauptgeschäftsstraße der Stadt. Die unteren Bauteile des 63 Meter hohen Martinstores stammen noch aus dem 13. Jahrhundert." So kann man es auch sehen. Das Martinstor sieht dem Schwabentor (siehe oben) verflixt ähnlich und markiert auch so etwas wie den Eingang zum Studentenviertel - oder um es in Harry-Potter-Sprache zu sagen: Tür zur Winkelgasse. Im Frühling sind in Freiburg die Jacken schon im Schrank verschwunden. Im Uni-Café an der - natürlich - Universitätsstraße sitzen die Studenten schon draußen.
Uni ... kein Bach ...
Das ist eins der Hauptgebäude der Uni. Ich spazierte auch an der Alten Universität an der Bertoldstraße vorbei. Die wurde zwischen 1683 und 1720 als Kollegium für den Jesuitenorden erbaut. Durch die Freiburger Altstadt fließen normalerweise - also im Sommer und Herbst - die "Bächle". Die werden von einem Nebenarm der Dreisam gespeist und durchziehen die Altstadt in vielen Armen. Leider ist's im Moment noch zu kalt für die "Bächle", die der ganzen Stadt - so heißt es - die wirklich besondere Note verleihen. Und wie steht's im Baedeker? "Wer unbeabsichtigt hineintritt, kommt nie mehr von Freiburg los, sagt man."
Rathausplatz Nochmal an der Uni...
Sehr malerisch kommt auch das Freiburger Rathaus daher. Die Universitätsstraße führt zum Rathausplatz mit dem Standbild des Franziskaners Bertold Schwarz (den Anblick erspare ich Euch), der 1359 das Schießpulver erfunden haben soll. An der Westseite des Platzes stehen das um 1900 erbaute Neue Rathaus (12.03 Uhr Glockenspiel) und das spätgotische Alte Rathaus (16. Jahrhundert). An der Nordseite sieht man die gotische St.-Martins-Kirche mit erneuertem Kirchenraum und Kreuzgangflügel. Nochmal zurück zur Universität. Vor dem Eingang gibt's so etwas wie einen Schlossgraben.

Das Freiburger Münster
 
Das Münster von außen Münsterplatz
Blickfang der Freiburger Innen- und Altstadt ist das aus rotem Sandstein erbaute Münster. Es ist eines der größten Meisterwerke der gotischen Baukunst in Deutschland. Um 1200 begann man an der Stelle des Vorgängerbaus mit der Errichtung des Münsters, 1513 war der Bau im wesentlichen vollendet. Der Baedeker rät, einen Rundgang durch Freiburg am Münsterplatz zu beginnen. Der dient seit 1800...
Einsamer Obststand Kerzen im Münster
... als Marktplatz und liefert in den Vormittagsstunden mit seinen Obst-, Gemüse- und Blumenständen ein farbenfrohes Bild. Zu meiner Besuchszeit war dieser Stand allerdings der einzige! Den Platz säumen mehrere schöne alte Gebäude:: allen voran an der Südseite das 1532 vollendete rote Kaufhaus mit Laubengang und Staffelgiebeln. Im Inneren des Münsters gibt es nicht nur diese Kerzen, sondern auch zahlreiche Kunstwerke. In den Chorkapellen stehen Glasgemälde aus dem 16. Jahrhunderts; im Chor das berühmte Hochaltarbild (1512-1516) von Hans Baldung Grien, das bedeutendste Werk dieses Meisters; in der Universitätskapelle ein Altarbild (1521) von Hans Holbein dem Jüngeren.
Ein etwas anderes Hinweisschild Stufen, Stufen, Stufen
Zum Turm führen - dieses Schild ist irreführend - nicht nur 207 Stufen... ... nach 207 solcher Stufen folgt nämlich erst die Kasse, danach kommen noch einmal knapp hundert. Puh, ganz schön anstrengend. Aber für nur einen Euro machbar.

Die Stadt von oben

TrabantenstadtAuch im schönen Freiburg gibt's wohl eine Trabanten-Vorstadt
 
... von oben ... von oben ...
Vom 116 Meter hohen, feingliedrigen Turm (um 1320/1330 vollendet)... ... hat man eine großartige Aussicht.
... immer noch von oben ... ... und weiterhin von oben ...
Zweimal fast... ... dasselbe Bild! Das Freiburger Münster von oben...
... ratet mal: von oben ... ... yeah, von oben ...
Naja, aber leider kenne ich mich in Freiburg nicht gut genug aus... ... um Euch all' diese schönen Bauwerke zu erklären!

Die Fahrten

Hinfahrt und der Baedeker

Hinfahrt
9.51 bis 9.57 Uhr: Mülheim (Ruhr) Hbf - Duisburg Hbf
10.07 bis 14.01 Uhr: Duisburg Hbf - Düsseldorf Hbf - Köln Hbf - Bonn/Siegburg - Frankfurt (Flughafen) Fernbahnhof - Mannheim Hbf - Karlsruhe Hbf - Baden-Baden - Offenburg (außerplanmäßig) - Freiburg (Breisgau) Hbf
Anmerkung: Der Zug kam mit 20 Minuten Verspätung in Freiburg an

Rückfahrt
22.57 bis 5.01 Uhr: Freiburg (Breisgau) Hbf - Baden-Baden - Karlsruhe Hbf - Dortmund Hbf
5.17 bis 5.37 Uhr: Dortmund Hbf - Bochum Hbf - Essen Hbf
5.45 bis 5.50 Uhr: Essen Hbf - Mülheim (Ruhr) Hbf
 
Baden-Baden Freiburg
Irgendwas musste ich ja machen, während ich im Zug saß. Zum Beispiel den Element-of-Crime-Text schreiben - oder das Bahnhofsschild "Baden-Baden" fotografieren. So ein fotografiertes Bahn-Schild wie hier "Freiburg (Breisgau) Hbf" ist doch immer ein hübscher Abschlussbeweis.
City-Night-Line ... mittendrin ...
... zum ersten Mal in meinem Leben benutzte ich einen Zug der Marke "City-Night-Line". Er kam aus Zürich und fuhr via Freiburg (22.57 Uhr) nach Hamburg-Altona. Gute Nacht!

Zurück zum Seitenbeginn


SC Paderborn - VfL Bochum 1:3 (31.3.2006)

Noch 6 Spiele bis zur 1. Bundesliga !

BratwurstWer anderen eine Bratwurst brät, der hat ein Bratwurstbratgerät

Der erste und letzte Ausflug meines Lebens ins Paderborner Hermann-Löns-Stadion. Mit Traumtoren zurück in die erste Liga und weg aus der Provinz. Ganz weit weg hoffentlich.

EinlaufenWie in alten Zeiten

Ein besonderer Geburtstag

Guten AppetitGuten Appetit!

Wie lange habe ich mich über diese Zweitliga-Saison aufgeregt? Wie lange habe ich von Motivationslosigkeit, Wut, Ärger und unattraktiven Spielen geschwafelt? Wie lange schon wälzte ich mich in der schmutzigen Pfütze des Zweitliga-Selbstmitleids? Aus, vorbei, Ende damit. Schmeißt die ersten Tagebuch-Einträge dieser Saison in den Ausguss, zerknüllt sie (mit Ausnahme St. Pauli, wenn ich diese Bitte äußern darf) und werft sie aus dem Fenster. Ganz, ganz weit nach draußen. Denn je näher das Saisonende rückt, je weiter unser Vorsprung anschwillt, desto mehr genieße ich die Saison, sauge sie auf, lade meinen Akku auf, der meine Psyche versorgt, wenn es in der nächsten Saison wieder Kummer, Leid und Abstiegsgefahr gibt. Unsere Mannschaft spielt überlegen, die Auswärtsfahrten sind lustig und unvergessliche Erlebnisse. Auch in Paderborn.
Und das geht so:

"Happy böööörsdäääi tu juuu!" undsoweiter, ihr kennt das Spielchen. Jaja, es ist soweit, ich habe Geburtstag. Tralala. Gestern Abend war ich noch Fußball spielen mit meiner altbekannten Runde, von den meisten kenne ich nur die Spitznamen, aber das stört mich nicht. Macht alle zwei Wochen donnerstags irre Spaß, egal. Danach schloss ich drei Partien Schach bei 'nem Kumpel an; stilvoller in einen Geburtstag hineinzufeiern, geht wohl kaum. Heute Morgen direkt die ganzen sms, Mails, Anrufe. Oh nein, ich mag Geburtstage nicht. Schon gar nicht die eigenen. Was also tun? Schon vor ein paar Tagen, Wochen, Monaten, machte ich mir Gedanken. Und der Zweitliga-Spielplan half. SC Paderborn gegen VfL Bochum, damit sind alle Probleme gelöst. Keine Party! Nicht unterwegs sein! Nicht arbeiten! Keinen Telefondienst! Ab 14.45 Uhr "not available"!

Thommy kommt. Mein Bruder wohnt in Brüssel, ist sehr selten zu Besuch und schon gar nicht beim VfL. Zwei Spiele hat er in dieser Saison gesehen, das 1:1 gegen Fürth und das 4:0 gegen Braunschweig. Ungeschlagen also. Mit dem künftigen Doktor Ernst zusammen beim VfL - das kommt fast nie mehr vor. Mit Doktor Ernst an meinem Geburtstag beim VfL - das gibt es wohl nur zwei-/dreimal in meinem Leben. Mit Doktor Ernst an meinem Geburtstag beim VfL-Spiel in Paderborn - das ist eindeutig das erste und letzte Mal. Genieße es! Enjoy! Super!

In Mülheim hat Thommy noch einen Zahnarzttermin. Er wohnt zwar in Brüssel, aber gewisse Traditionen und Gewohnheiten bleiben eben. Wir treffen uns vor dem Mülheimer Kaufhof, Mittagszeit, rund um 14 Uhr. Es ist ein normaler Freitag, in der City ist nicht wenig los, bei weitem auch nicht viel, wir essen überbackene Baguettes im "Corazon", trinken dazu noch eine Cola und eine Cola light und gestehen uns im Sekundentakt, wie "sehr wie uns auf diesen Tag gefreut haben". Man, wir haben uns aber auch gefreut. Doktorarbeit Doktorarbeit sein lassen; Sportmagazin Sportmagazin; Uni Uni undsoweiter. Wir trinken aus, verspeisen die letzten Krümel, spazieren quer über die Schlossstraße, kurz nach Hause, umziehen und kurz im Baedeker blättern. Hmm... was steht dann da? Blätterblätter, kommt nicht Rüdiger Hoffmann aus Paderborn, blätterblätter, gefunden. "140.000 Einwohner, alte westfälische Kaiser-, Bischofs- und Hansestadt. Die Pader ist mit vier Kilometern der kürzeste Fluss Deutschland; aha, wer will das wissen? Der Domplatz ist der Mittelpunkt der Altstadt. Oder, wie Thommy anmerkt, "da kriegt die CDU geschätzte 88 Prozent". Dazu noch ein paar Vorurteile über ganz komische Verhaltensweisen der Ostwestfalen - und fertig ist das Bild. 9300 Zuschauer erwartet der SC; das ist Saisonrekord und gibt vermutlich einen Ausnahmezustand. Wie witzig. Um 15.02 Uhr betreten Thommy und ich den Regionalexpress von Düsseldorf über Mülheim nach - ratet mal - Paderborn. Es ist kein doppelstöckiger Zug, sondern einer in der alten Eilzug-Manier, nur ein bisschen rot-weiß umlackiert. "In Bochum wird der Laden rappelvoll", sage ich zu Thommy. Und: In Bochum wird der Laden rappelvoll. "Oh, wir sind hier hinterm Triebwagen", sagt einer mit Halbglatze, Bierbauch und Pils in der Hand. Und es ist nicht der einzige witzige Typ. Thommy und ich unterbrechen unser Gespräch über Adorno, Subversion und Meichelbeck, um im Waggon einen Rundblick zu wagen. Hey, wer sitzt uns denn da gegenüber? Ein vollkommen betrunkener Mann, Alter schwer zu schätzen. Er umklammert mit der rechten Hand eine Flasche Oettinger Pils, war wahrscheinlich das billigste. Seine blaue Jeans hat er ebenso wenig seit Wochen nicht mehr gewaschen wie Shirt und Jacke. Die Hand - uääh - mit der er die Bierflasche festhält, war vor nicht ganz so langer Zeit noch gebadet im eigenen Erbrochenen. Seine Nase ist rot, sein Gesicht gehüllt in einen Dreitagebart, die Augen glasig und müde, die Haare kurz und fettig. "Also wenn einer das Spiel nicht mehr sehen wird, dann er", sagt Thommy. Wir beachten ihn kaum, wie er so vor sich hin vegetiert, zwischendurch von seinen Freunden ein "Ey halt den mal wach, damit er nicht einschläft" hört (oder auch nicht). Wir reden weiter über Titanic, Popliteratur und Dabrowski, als sich der Mann, nennen wir ihn Paul, regt und sagt: "Wenn ich mal ganz kurz was sagen darf: Wenn du intelligent wärst, würdest du nicht so viel reden" Wir schauen uns an, kratzen uns am Kopf. Ja gut, sicher. Bierkästen en masse stehen im Gang des Zugs, es ist laut, sehr laut, Leute rauchen und es stört nicht. Wir passieren Dortmund, Kamen, Hamm, Soest, ja, sogar Lippstadt, die Heimat der Rummenigges oder wie Thommy sie nennt: Rumgenippes. Irgendwann zwischendurch verschwindet Paul eine Sitzgruppe weiter und er schafft es tatsächlich, sich noch ein Oettinger zu öffnen. 16.50 Uhr. Ankunft.

Es ist einer der fantastischen Momente, die ich bei jedem Auswärtsspiel genieße. Dein Zug fährt ein, Du bewegst Deinen Fuß auf den Bahnsteig und aus Hunderten von Kehlen schallt ganz laut: "HURRA HURRA DIE BOCHUMER SIND DA!" Tausendmal probiert, tausendmal ist es passiert! Der Blick fällt aus dem Fenster, viele, viele Polizisten stehen auf dem Bahnsteig, Ausstieg und - yeaaah, unter dem Dach hallt's richtig schön. HURRA HURRA! Thommy und ich, erfahrene Auswärtsspiel-Mitfahrer, analysieren blitzgescheit die Lage. Die Paderborner haben zwei Möglichkeiten. Entweder sie lassen uns Bochumer unter geringen Auflagen gewähren und die Kohle in der Innenstadt verprassen. Oder sie behandeln uns, als wären wir von Feyenoord Rotterdam. Beim "... die Bochumer sind da!"-Gebrüll ist klar: Sie haben sich für die zweite Variante entschieden. "Ist doch klar: Die wollen hier keine Fußballfans", sagt Thommy. Die fürchterlich langweilige Stadt bleibt auch an diesem Freitag fürchterlich langweilig. "In Lüttich war es noch schlimmer", sagt Thommy. "Da waren die Bürgerrechte nicht mehr vorhanden." In Paderborn geht am Bahnhof also nichts. Thommy und ich gehen vor und zurück. Auf dem Bahnsteig stehen Fanklubs, Betrunkene wie Paul, Familien mit Kindern, normale Fans wie wir beide. Und postpubertäre Ultra-Verschnitte. "Präadoleszenz" schlägt Thommy auch noch als Begriff für den Widerstand und die Sprechchöre vor, die sehr viele den Polizisten entgegenbrüllen. "All cops are bastards" und "Fußball-Fans sind keine Verbrecher!" sind die beliebtesten. Der Bahnhof ist komplett abgeriegelt, wir werden zu einem Konvoi von Sonderbussen geleitet. Zehn, zwölf Stück hintereinander. Kurz nach fünf, die Busse werden geflutet mit Fans. Aber genau abgezählt. Pro Sitzplatz ein Fan, hübsch aufgereiht. Dazu noch drei Polizisten in jedes Gefährt, damit niemand die Sache beschädigen kann. "Habe ich in Trier auch mal so erlebt", sagt Thommy. Die Polizisten reden von 15 Minuten Fahrtzeit, denn das Stadion am Hermann-Löns-Weg liegt im Stadtteil "Schloss Neuhaus". Aber bis zur Abfahrt vergeht ebenfalls eine endlose Viertelstunde - denn alle Busse müssen schließlich gefüllt sein. Wie gesagt: Konvoi. Thommy und ich blicken uns an, finden den Aufwand mehr als lächerlich. Die Folgen sind allzu vorhersehbar. Betrunkene Fußballfans müssen pinkeln. Noch vor der Abfahrt kommen die ersten "Pissen! Pissen! Wir wollen pissen!"-Sprechchöre, viele Fans belabern die Polizisten, wollen kurz aussteigen, aber sie ernten nur einen eisenharten Blick und ein lautes "Nein". Einer hält es nicht mehr aus und fragt pausenlos, ob er in eine Cola-Flasche strullern darf. Wir durchfahren inzwischen die Paderborner City und werden von den Einwohnern angeschaut, als wären wir ein Strafgefangenen-Transport. "Hey, Thommy, das ist doch Paul!", sage ich. Und tatsächlich. Aus dem Bus vor uns ist Paul ausgestiegen; naja, vermutlich haben ihn die Polizisten rausgeschmissen. "Hab ich doch gesagt, dass der das Spiel nicht sieht", meint mein Bruder. Währenddessen erhält der 16-jährige Jugendliche die Erlaubnis: Er darf. Sofort begibt er sich zur Tür, nimmt die Flasche in die Hand und pinkelt hochkonzentriert. 0,8 Liter lang. Gejohle im Bus, er schafft es unfallfrei. "Und schon wieder keine Farbe im Urin!!", schallt es aus allen Ecken des Busses. Chapeau für diese Leistung, obwohl der Jugendliche sonst höchst bedauernswert erscheint und nicht der Rede wert ist. Eben ein typischer Haudrauf der Ultra-Generation.

Um 17.45 Uhr kommt der Bus vor dem Stadion zum Stehen. Es hätte eher sein können, wenn die Polizei nicht so einen fürchterlichen Aufstand veranstaltet hätte. Selbstverständlich halten die Busse direkt vor der Kurve. Flucht unmöglich. Nein, das ist nicht die AOL-Arena. Nicht Schalke, Allianz-Arena, Frankfurt. Das hier ist tiefste Provinz. Das Stadion liegt mitten in einem Wald und schaut von außen aus wie das Mülheimer Ruhrstadion. Thommy und ich haben die Massen hinter uns gelassen. Die meisten sind aus dem Bus gesprungen und direkt zur nächsten Betonwand gesprintet, um sich zu erleichtern. Nicht jeder hatte eine Colaflasche dabei. Thommy muss auch mal - und entscheidet sich für ein Dixieklo hinter dem Eingang. Das macht wohl die Stadionerfahrung... Überdacht ist hier im Hermann-Löns-Stadion nur die Sitzplatztribüne, und die erscheint kaum größer als die des VfB Speldorf am Blötter Weg. Hinter einem Tor ist gar keine Tribüne und alles sieht fürchterlich amateurhaft aus. Kaum vorstellbar, dass Paderborn von der Bundesliga träumt. Eine Anzeigetafel gibt es nicht, die Lautsprecheranlage ist klääääglich und liefert nur kaum verständliches Gekrächze. "Dagegen waren Ahlen und Siegen richtige Luxustempel", sagt jemand, der genauso über die fehlende Qualität staunt wie wir. Etwas freundlich erscheinen nur die drei Speise-Wagen mit Fischzeugs (1), Getränken (2) und Pommes/Bratwurst (3) .Im dritten hängt sogar ein DINA-4-Zettel "Herzlich Willkommen an die Fans des VfL Bochum" an der Wand. Der erste nette Eindruck von Paderborn an diesem Tag.

Die Gästekurve füllt sich sukzessive. Wir futtern uns von Wagen zu Wagen, lesen die sehr dürftige Stadionzeitung und freuen uns auf die Bundesliga. Ich höre immer wieder "Whatever you want" in meinem Hirn und sehe Zdebel unsere Mannschaft in die Schalke-Arena einlaufen. Neeein, noch ist Provinz. Noch ist Paderborn. Das erste und letzte Spiel hier. Hoffentlich. Wetter ist gut. Wäre auch schlimm, wenn nicht! Das wäre eine richtige Schlammschlacht... Die Zeit bis zum Anpfiff vergeht schnell. Fabio Junior spielt für Edu; unsere Ersatzbank würde komplett in jeder anderen Zweitligamannschaft mit Ausnahme Aachen von Beginn an spielen. Ganz sicher. Dass heute mein Geburtstag ist, habe ich ganz vergessen. Fußball. VfL. VfL. Fußball. Die Bratwurst hat gemundet. Die Cola auch. Preise: solide. Wenigstens das. Wir stehen direkt hinter dem Tor. Das Spiel beginnt... beschissen. Achte Minute, 0:1, Dragusha. "Und wieder eine Blamage in der Provinz", texte ich per sms an die Mülheimer Kollegen. 0:4 in St. Pauli, 0:3 in Siegen, jeweils 0:0 in Dresden und Braunschweig. Alles nicht großartig. Und unsere Jungs spielen etwas überheblich, ja, schlecht. Brotlose Kunst. Fabio Junior verliert jeden Ball, Bönig links hinten jeden Zweikampf. Die Stimmung ist schlecht, nicht nur aufgrund der Akustik. Halbzeit eins verplätschert, per sms trudeln noch ein paar Geburtstags-Glückwünsche ein. Und als Müller in Minute 33 hauchdünn und höchstpeinlich das zweite Tor für Paderborn verbaselt, rechne ich mit einem Debakel. Einziger Lichtblick ist Bechmann, der sehr fleißig, schnell und gut spielt, aber uuuuuungefährlich. Das Freiburg-Spiel lässt grüßen. Butscher vergibt die größte Chance und mit einem ernüchternden, aber verdienten 0:1 geht es in die Pause.

Zweite Halbzeit. Hoffentlich hat Koller die Jungs lang gemacht. Für wenige Sekunden vergesse ich den Ärger mit der Polizei und genieße den Tag. "Trotz der ersten Halbzeit: Schön, hier zu sein!", sagt Thommy und wir schlagen ein. Nach 35 Sekunden vergibt Müller die dritte Chance für Paderborn, das 2:0 fällt wieder nicht. Und dann ist es für Paderborn vorbei. Von Sekunde zu Sekunde treten wir dominanter auf und lassen keinen Zweifel daran aufkommen, wer hier das Spiel gewinnt. Thommy ist völlig begeistert von Butscher in der Innenverteidigung, auch Zdebel spielt ganz exzellent. Und Misimovic sowieso. In der 54. Minute sorgt er für das verdiente 1:1. YEAAAAH! Sieben Minuten darauf bedient "Zwetschge" mit einem Freistoß Zdebel, und der jagt die Kugel volley ins lange Ecke - suuuuuuuuper, suuuuuuuuuuper, Tooooooooooooor des Monats, Toooooooooooooor des Jahreeeeees! 2:1! 2:1! 2:1! Laut, lauter, VfL! Schreiiiiiiii! "NIE MEEEEEHR ZWEITE LIIIIIIIGAAAAA!" Der Rest ist eine Demonstration. Misimovic bekommt den Ball in der 74. Minute. Umspielt den ersten. Den zweiten. Den dritten. Uuuuund...! Tooooooooooooooooor des Monats, Toooooooooooor des Jahres! 3:1! 3:1! 3:1! Laut, lauter, VfL! Schreiiiiiiiiiiii! "NIE MEEEEEEEHR ZWEITE LIGAAAAA!" Die ganze Klaviatur der Aufstiegs-Sprechchöre bis zu "Und wir ham das blau-weiße Licht bei der Nacht!" und "FAU EFF ELL MEIN HEERZ SCHLÄÄGT NUR FÜR DIIICH!" und um 20.47 Uhr ist es geschafft. Punkte 54 bis 56 im Sack, eine souveräne Vorstellung in der zweiten Halbzeit, der Provinz die Zähne gezeigt. Mit zwei fantastischen Toren. "Selbst wenn wir 2:4 verloren hätten: Für diese zwei Tore hätte es sich gelohnt", sagt Thommy. Nee, nicht 2:4! 3:1 für uns. Ein perfekter Tag. Just a perfect day, drink sangria in the park! Die Spieler versammeln sich zum Jubelkreis, hüpfen rum, Butscher probt den Handstand, Welle mit den Fans. All problems are left alone.

Zurück kommt wieder die internationale Härte ins Spiel. Dasselbe Spiel. Rein in die Busse, Flucht ausgeschlossen. Viertelstunde warten. Fahrt zum Hauptbahnhof, diesmal zwanzig Minuten. Sehr ermüdend und sehr lächerlich. Spricht alles nicht dafür, jemals wieder Paderborn zu bereisen. "Hömma", sagt ein Typ mit Lederjacke auf dem Bus-Sitz nebenan, "ich war mal mit dem Motorrad hier und bin abends um 22 Uhr nach Hause gefahren. Wollte ich wenigstens. Hab mich verfahren. Hier war nix mehr los!" In den Vorgärten Paderborns brennt kein Licht mehr. Paul liegt nicht mehr auf der Parkbank, wir sind kein Strafgefangenen-Transport mehr, obwohl wir uns so fühlen. Der Regionalexpress zurück fährt um 22.16 Uhr, wir fahren durch die seltsamsten Orte Westfalens wie Bad Sassendorf, steigen um in Hamm, dann geht es via Nordbögge und Dortmund nach Essen. Und wieder: Hunderte VfL-Fans, viele Sprechchöre, sehr laut das Ganze; Thommy stellt fest, dass er alt wird. Wir quatschen über das Besondere des Ruhrgebiets und erinnern uns immer wieder an diese beiden fantastischen Tore.

0.15 Uhr, Mülheim Hauptbahnhof. Mein Geburtstag ist vorbei. Thommy bestellt bei "La Stazione" einen kleinen, gemischten Salat - auf die Idee bin ich noch nie gekommen, und das, obwohl ich inzwischen seit 28 Jahren in dieser Stadt lebe. Kurz vor eins schauen wir uns auf Video den DSF-Bericht an und spulen immer, immer wieder auf das 2:1 und 3:1! "Diesen Tag werde ich nie vergessen", sagt Thommy.
Im "Freeland" klingt der Tag für mich aus.
Und bei einer Partie Schach.
So wie er begonnen hat.

Als würden wir bei Feyenoord Rotterdam spielen...
 
Bahnhof Kamera
Viele, viele Bochum-Fans landen auf dem Paderborner Hauptbahnhof - aber nichts passiert. In die Stadt gelangen? Unmöglich! In die Busse gelangen? Noch nicht möglich. Was wird angestimmt? "ACAB" und "Fußball-Fans sind keine Verbrecher!" Ständige Begleiter am Fußball-Abend in Paderborn.
Typ Fahnen
Ein Rucksack voll Bier... Ihr wollt nicht wissen, wie der Typ von vorn aussah und wie viel Promille er intus hatte! 15 Minuten später. Immer noch kein Vorankommen in Sicht. Boaaah! "Auswärtssieg! Auswärtssieg!"

MoppelLinks: Moppel, der Fanbeauftragte

Das Spiel
 
Dixies Wurst im Wald
Da strullern die Busladungen direkt an die Betonwand neben dem Busausstieg und 50 Meter weiter befinden sich auf dem Gelände des Hermann-Löns-Stadion Millionen von Dixie-Klos. Nein, das ist nicht der Uhlenhorster Wald am Ende des Winters mit einem verstrahlten Mülheimer im Mittelpunkt. Nein, das ist die Hinteransicht der Gästekurve mit einem Bratwurst mampfenden VfL-Fan.
Mini-Zelt Thommy bestellt
Nach den Dekaden der Unfreundlichkeit ist es wenigstens an diesem Verpflegungs-Pavillon... ... etwas netter und an der Wand werden auf einem DIN-A4-Zettel sogar die VfL-Fans persönlich begrüßt. Thommy ordert beschwingt eine palimpalim Flasche äh Schale Pommes. Preise? Sehr fair!
Thommy frisst Einlaufen
Und das ist das Resultat: Ein Thomas Ernst mit "Gustl-hält-den-Kasten-sauber"-Schal mampft Pommes mit Majo... ... und kurze Zeit später geht es auch schon los. Die Gästekurve ist voll mit 3000 Bochumern und die Teams laufen ein.
Schalalalalalaaaa Mein VfL
Toooorrrr für den VfL!!! 1:1 durch Zwetschge Misimovic! Und nach dem 3:1: Schals in die Höhe und "Mein VfL" singen!
Aufstiegskreis Aufstiegswelle
Der Aufstiegskreis mit Heiko Butschers Handstand in der Mitte. Frage eines DSF-Reporters an Filip Trojan: "War das schon der Aufstiegstanz?" Antwort: "Ich darf eigentlich nix sagen, aber ... ... ja!" Und alle zusammen in die Kurve. Schön war's!

Zurück zum Seitenbeginn


VfL Bochum - Sportfreunde Siegen 3:1 (7.4.2006)

Noch 5 Spiele bis zur 1. Bundesliga !

RausEine neue Marketing-Aktion, warum auch immer... "Jetzt geht's raus!"

Wieder 90 Minuten überstanden - und das am letzten Schultag und dem T-Day

Anzeigetafel

Love Generation

Welle

Mein Portmonee ist ganz schön dick geworden. Mal kurz aussortieren. Wie witzig... das Horoskop aus der BILD-Zeitung vom 31. März... ich weilte in Paderborn und dieses Glanzstück deutscher Zeitungskunst wartet in meiner Geldbörse auf Beachtung. Was steht denn drauf? "Die Sterne heute: Was auf ein angenehmer Wochenausklang: Der Stier-Mond sorgt mit einem ruhigen Tempo dafür, dass man einiges schafft, ohne sich dabei zu hetzen. Mit Venus, die den Stier regiert, kommen auch die schönen Seiten des Lebens nicht zu kurz: Ein Flirt, ein köstliches Essen, perlende Musik - das sind alles Attribute für einen sinnlichen Abend." Sinnlich war das Ding in Paderborn allemal. Weiterlesen! "Heute Geburtstag? Abwarten ist nicht Ihr Ding - oft preschen Sie zu schnell vor - und fallen auf. Saturn lehrt sie 2006 das Gespür für den richtigen Zeitpunkt. Wenn Sie bei einem kreativen Projekt Geduld und Ausdauer zeigen, wird sich diese Vorgehensweise bezahlt machen. Ab November werden Sie ein Jahr lang vom Glücksplaneten Jupiter begünstigt: Dann ist der Zeitpunkt gekommen, um wieder vorne mitzumischen." Soso. Scheißegal, blödes Horroskop. Zerknüllen und weglegen. Ich streife mir mein Abi-T-Shirt über, schnüre mir einen Pullover um, verstaue den VfL-Schal in meiner Arbeitstasche und raus geht's.
"Jetzt geht's raus!" - heute Morgen noch erfuhr ich von dieser neuen, nicht gerade kreativen Idee der Bochumer Marketing-Abteilung. Dafür, dass wir sechs Spieltage vor Schluss kaum noch eingeholt werden können, tendiert die Euphorie in und um das Ruhrstadion gen "Null". Ich muss erst ein einmal arbeiten. Ein Blick auf den Redaktions-Kalender, da steht 8. April. Morgen beginnen die Osterferien - das heißt: Letzter Schultag. Das heißt noch mehr: Letzter Schultag der Abiturienten!!! Langsam lasse ich mich auf einem Schreibtischstuhl nieder und blicke auf die Unterschriften. Von "Mama, s' René hat Abi", "Alles Gute Anne", "tric bei einer Live-Reportage" bis zu "Heute ist der 18.4.97 und ich hab bestanden - Jan!" Als ob es gestern gewesen wäre: Mein Kumpel Jan bestand damals die praktische Führerscheinprüfung und pinnte erstmal auf mein Shirt. Bis heute habe ich es nicht gewaschen, es stinkt ohne Ende, hat unendlich viele gelbe Bierflecken - Kult eben. In Mülheim treffen sich die Abi-Jahrgänge jedes Jahr von 12 bis 15 Uhr auf dem Viktoriaplatz mitten in der Innenstadt, und auch diesmal sind viele Hundert betrunkene 19-/20-Jährige versammelt, um zu "Geile Zeit" von Juli und all den weiteren Party-Knallern zu tanzen und zu saufen. Wir, die freien Mitarbeiter der WAZ, müssen leider den Pokal für unseren "Abi-Motto-Wettbewerb" überreichen - keine leichte Aufgabe. Der DJ erledigt das für uns aber perfekt. Die Karl-Ziegler-Schule gewinnt mit "Pimp my Abi" (naja) und beim Blick von der Bühne auf die Masse kommen mir all die Bilder wieder vor mein inneres Auge. Der eigene Abi-Scherz, der eigene Abi-Film, die Arbeit am Abi-Buch und der letzte Schultag. Morgens treffen, Bier trinken, "Time to say good-bye" hören - zu 93 der 95 Mit-Abiturienten habe ich keinen regelmäßigen Kontakt. Was haben wir hier auf dem Viktoriaplatz für eine Party veranstaltet... Der Karl-Ziegler-Typ wünscht sich "Am Zuckerwattestand" von André Markus, das Stufen-Lied scheinbar. Der DJ nimmt's hin und fängt die Stimmung hinter mit Bob Sinclars mittlerweile nervender Hymne "Love Generation" wieder auf. Für uns ist die Arbeit erledigt. Ich ziehe meinen Pullover an und tippe auf der Tastatur der Redaktion herum. Die Musik ist bis in unsere Räume zu hören.
Ich erreiche alle telefonischen Ansprechpartner schnell und schaffe es um 17.55 Uhr in den Regionalexpress. Heute gibt es ein großes Wiedersehen. Mein MSV-Kumpel Helmut kommt mit, um sich an die Zweite Liga zu gewöhnen. Und Sam ist aus Sao Paulo zurückgekehrt und feiert seine 2006-Premiere - mitsamt seiner Frau Nicole! Und das in einem so unwichtigen Spiel... Es ist voller vor dem Ruhrstadion als sonst, aber eben keine "Bundesliga - wir kommen!", sondern "Hoffentlich ist es bald vorbei"-Atmosphäre. Um die Spannung wenigstens etwas hochzuhalten, hat unser Trainer den "Kampf um Platz eins" ausgerufen. Nach Aachen geht es erst nächste Woche, das heute ist nicht mehr eine Pflichtübung. Sam und Nicole kommen tatsächlich, wenigstens in unserer Kleingruppe ist die Stimmung wirklich entspannt und gut. Wir erzählen viel, diskutieren über Klinsis Entscheidung pro Lehmann am "T-Day", dem Tag der Torwart-Entscheidung. "Der Kahn hält in dieser Pingpongliga, die international keine Rolle mehr spielt, und das nicht einmal gut. Und der Lehmann spielt Woche für Woche gegen die Besten der Welt", bringt es Gerd auf den Punkt. Jaja, ist schon gut so. Das Spiel interessiert uns wirklich nur absolut am Rand.
Und das zurecht. Ganz selten in meiner bisherigen VfL-Karriere habe ich erlebt, dass sich meine Mannschaft nicht gegen einen Sieg wehren kann. Siegen beginnt besser, baut aber zwischen der 15. und 20. Minute zweimal richtig große Scheiße. Erste Szene: Nach einer Zwetschge-Ecke köpft ein Siegener (!) auf das eigene (!!) Tor, und dort steht ein weiterer Siegener auf der Linie (!!!) und klärt mit einem fantastischen Reflex (!!!!) per Hand (!!!!). Ganz klar: Rot für den Siegener Weikl und Elfmeter. Zwetschge verwandelt! Kurze Zeit später, Freistoß aus Linksaußenposition. Jeder VfLer ahnt, dass Zwetschge den Ball in die kurze Ecke zieht. Nur Siegens Torwart Masic nicht. Der patzt schön und fliegt mit dem Ball ins Netz. Chancenverhältnis 0:0, Spielstand 2:0, dazu Überzahl. Bis zum Schlusspfiff ist das Spiel ätzend langweilig, weil wir gar nichts mehr machen außer Ball und Gegner an der Nase herumzuführen. Helmut findet das Ganze "nicht wirklich zweitligareif", macht aber dem VfL keinen Vorwurf. Zu allem Siegener Überfluss fällt das 0:3 durch ein blödes Eigentor nach Bönig-Vorlage. Dann werden zwei Bechmann-Tore zu Unrecht wegen Abseits nicht anerkannt und Fabio Junior verstolpert zwei sensationelle Chancen. Ein 4:0, 5:0, 6:0 wäre jetzt möglich. Doch der gute Fabio kommt eben gar nicht in Tritt. Kurz vor Schluss verkürzt Akwuegbu auf 1:3; wie auch immer.
Ein Spiel, an das ich mich in zwei Wochen kaum noch erinnern kann, geht vorbei. Und ein Aufschrei der Erleichterung geht um 20.46 Uhr durchs Ruhrstadion. Wieder 90 Minuten geschafft. Noch fünf Spiele, dann sind wir raus, dann sind wir wieder da. Mein Abi-T-Shirt stinkt jetzt auch noch nach Fußballstadion. "Love Generation" läuft nach dem Abpfiff, während ich die Treppenstufen in Richtung Bahnhaltestelle hinuterstapfe. Beim City-Döner in Mülheim klingt der Abend aus - am Ende geht es noch ab ins Freeland, zu schlechter House-Musik. Keine Ahnung, warum ich mir das in regelmäßigen Abständen gebe, weil ich mit dieser Musik rein gar nichts anfangen kann. Ich treffe Tobi, der zuletzt sechs Wochen in Australien weilte (Urlaub!) und in Bochum studiert. "Wie ist es ausgegangen?", fragt er. "Dreieins", sage ich. "Langweilig. Hast nix verpasst." Beim Hinausgehen vernehme ich ein paar Takte aus der "Love Generation"-Melodie. Wird Zeit, dass ich das Abi-Shirt endlich ausziehe. Am Horizont erblicke ich den Zeitungswagen. Was, ist es schon kurz nach vier?
Jetzt geht's rein. Ins Bett. Und träumen. Von der Ersten Liga. Hintergrundmusik diesmal "Love Generation"; das war wirklich Musiküberflutung heute. Und träumen vom Letzten Schultag 1997. Ja ich weiß, es war 'ne geile Zeit. Trifft aber nur auf die Abiphase zu. Und garantiert nicht auf die Zweitliga-Saison 2005/2006.
 
Che Kuntz Einlaufen Spielszene
Che Guevara links - Stefan Kuntz rechts. Und zwar rechts unten. Sein achter Arbeitstag als Manager des VfL Bochum ist ein äußerst geruhsamer - da beantworten sich die Fragen von ganz allein. Noch fünf Spiele bis zur Rückkehr in die Bundesliga... ... noch müssen wir Spielszenen gegen die Sportfreunde Siegen ertragen; so schwer das auch fallen mag.

Zurück zum Seitenbeginn

Alemannia Aachen - VfL Bochum 0:2 (17.4.2006)

Noch 4 Spiele bis zur 1. Bundesliga ! 300-mal VfL ! 500 Tore für den VfL ! Fünf Aufstiege mit dem VfL!

HumbaSzene des Abends: Gemeinsames Feiern nach dem Abpfiff im Mittelkreis

DIE TOP DREI: 1. "Nie meeeeeeeeeehr Zweite Liga!" 2. "Und schon wieder aufgestiegen, VfL!"  3. "1. Liga - Williiiii ist dabei"

KamerajubelDie Aufstiegs...

Beautiful day

Die Mannschaft... helden des VfL Bochum !

Im Videorekorder liegt seit ein paar Tagen nur eine Kassette. Sie ist schon vier Jahre alt, ein bisschen zerkratzt, doch die mit schwarzem Edding auf dem weißen Kassettenrücken verewigte Aufschrift "VfL-Aufstieg 2005" leuchtet unmissverständlich. Jeden Tag, wenn ich in dieser Saison auf meinem Lieblingssessel vor dem Fernseher hockte, schaute ich auf meine Kassettenwand - und wenn mir ganz mulmig oder langweilig war, wenn ich ganz furchtbar deprimiert oder frustriert war, dann schob ich sie ins Fach und schwelgte in Erinnerungen. 5. Mai 2002, Aachen, Tivoli. Das Wetter ist mies. Wir müssen gewinnen, Mainz muss bei Union Berlin verlieren. Für Union geht es leider um nichts mehr. 9000 Bochumer fahren mit, die Hoffnungen sind gering. Nach kurzer Zeit fliegt Schindzielorz vom Platz, überall steht's 0:0. Dann gehen wir in Führung, mit 2:0, am Ende steht es 3:1, doch in Berlin rührt sich gaaanz laaange nichts. 9000 Herzinfarkte. Pro Minute. Irgendwann fallen in Berlin zwei Tore, zum 1:0 und 1:1. Und in der 82. Minute die Entscheidung: 2:1 für Union! Wir haben es geschafft. Der letzte Aufstieg war der schönste, der dramatischste.
Und so verbrachte ich in der letzten Woche meine Abende vor dem TV-Gerät, nahm den VfL-Schal vom Fenster, das er sonst ziert, roch daran und erschnüffelte Zigaretten, Rauchbomben, Paderborn, Ahlen, die Provinz. Es sind nur noch fünf Spiele bis zur Ersten Liga. Nur noch fünf.

Marcel KollerAufstiegstrainer Marcel Koller

Nur noch ein paar Stunden. Ein paar. Morgens früh, auf EinsLive hat eine Frau ihren Freund betrogen und direkt danach läuft "Don't look back in anger" von Oasis. Bin zu müde, um das zu kapieren, speichere das im Hinterkopf, spule mein übliches Programm ab. Frühstücken, Zähne putzen, blabla. Die Videokassette läuft heute Morgen nicht, die Aufnahmen würde ich doppelt sehen. War ein langer Abend gestern, der bei der All-you-can-drink-Party im Mülheimer Freeland endete. Kostete 29 Euro der Spaß, ich bezahlte als ausschließlicher Cola-Trinker nur 15. Sechs Cola und zwei Mineralwasser zwang ich meine Kehle hinunter, und der Koffein-Überfluss wirkt noch nach. Nehme ich eine Tasche mit? Ja, nehme ich! Mist, Discman fällt aus. Batterien sind alle und der Kopfhörer funktioniert auch nicht mehr. Welches Buch lese ich auf der Fahrt? Ich stapfe - Blick auf die Uhr... noch fünf Minuten Zeit... - durch mein Arbeitszimmer, blicke an die Bücherwand. Was für die Uni? Nee, heute ist Ostermontag, Feiertag, FREIER Tag... Was Anspruchsvolles? Eine Biographie? Etwas Theorie vielleicht? Der Blick fällt in die "gaaaanz seichte Unterhaltung"-Ecke und ich schaue auf die sechs Harry-Potter-Bände.
Harry Potter und der Orden des Phönix.
Hab ich noch nicht gelesen. Ist für heute genau das Richtige. Erst eintauchen in die Welt von Hogwarts, dann in den Jubel am Tivoli. Erst mitleiden mit Harry, Ron und Hermine, dann zittern mit Bechmann, Edu und Dariusz. Naja, passt nicht wirklich. Lenkt aber ab. Ist heute der Tag der Tage? Ich schultere meine Tasche und spaziere in Richtung Hauptbahnhof. Die Fahrtstrecke habe ich mir schon gestern notiert und auf einem kleinen Zettel in meinem Portmonee verstaut. Regionalexpress bis Mönchengladbach. Dort umsteigen Richtung Aachen. Das Wetter ist nicht gut. Mal Sonne, mal Regen, mal Wind - April eben. Meine Haare sind ganz zerzaust und wehen durchs Gesicht, hoffentlich habe ich ans Haargummi gedacht. Schnell anhalten, in der Tasche kramen, genau, da ist's. Ich binde mir die Haare zusammen, sehe den einfahrenden Zug, sprinte die letzten Meter und die Treppe zum fünften Gleis hoch und rein.
Noch ist kein VfL-Fan im Zug.
Einen Sitzplatz zu finden, ist nicht schwer. Man, keine Zweifel mehr. Wir haben zwölf Punkte Vorsprung. Und 21 Tore. Da GEHT NICHTS MEHR SCHIEF. Und heute können wir nur gewinnen. Die Aachener sind schon seit gestern durch. Sie haben die ganze Nacht gefeiert, die Sau rausgelassen, gesoffen, sind noch voll, haben zig Promille. Das wird ein Fußballfest, ein schönes. Gähn, noch bin ich müde, leicht koffeinzittrig und krame den Harry-Potter-Band zur Zeitüberbrückung hervor. In Ruhe fahren, vorbereiten. Noch wenige Stunden bis zum Aufstieg. Noch klappe ich das Buch nicht auf... noch will ich ... ach, ohne Musik macht das nicht so viel Spaß. Denke an gestern Abend, als "Volare" kam, dachte ich an Freiburg, als "Love Generation" zum ersten Mal lief, an Siegen, und beim zweiten Mal "Love Generation" an sowieso die ganze Saison. Das war gestern. Nun kommt heute. Heute. VfL. Aachen. Ab nach. Die sind schon durch. Wir brauchen einen einzigen, winzigen Punkt.
Harry Potter ist bei den Dursleys und vertreibt ein paar Dementoren. Er wird weitergeleitet zum Grimmauldplatz zwölf in London, zum Hauptquartier des Phönixordens. Ich lese und vergesse für ein paar Minuten den runden Ball, der große Teile meines Lebens bestimmt. Zwischendurch durchfahre ich Krefeld, steige in Mönchengladbach um und tuckere durch Großstädte wie Erkelenz, Hückelhoven-Baal, Übach-Palenberg und Geilenkirchen bis Aachen-West. Mittlerweile ist Harry nach Hogwarts zurückgekehrt und ich hab die Professoren Umbridge und Raue-Pritsche kennengelernt. "Nächster Halt: Aachen-West", ertönt. Don't look back in anger. Stadt des Aufstiegs 2006.

Aachen

Über Aachen: An einem solchen Tag mit Daten über eine Stadt zu kommen, mag vielleicht ein wenig unangebracht erscheinen. Naja, ich mach's trotzdem. Nun denn, was sagt denn der Baedeker? 245.000 Einwohner, Aachen ist die westlichste Stadt Deutschlands und historisch eine der wichtigsten Städte Europas. Aachen liegt in einem Drei-Länder-Eck (Deutschland, Belgien, Niederlande) in einem waldumkränzten Talkessel an den Ausläufern der Eifel und der Ardennen. Die Stadt ist Sitz der bedeutenden Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) und besitzt das größte Klinikum Europas. Die Stadt vergibt jedes Jahr seit 1949 den "Internationalen Karlspreis zu Aachen" für Verdienste um die Verständigung und die internationale Zusammenarbeit in Europa. Ein wichtiges Ereignis ist auch der alljährlich im Reitstadion im Stadtteil Soers ausgetragene CHIO, ein internationales Reit-, Spring- und Fahrturnier, das sogenannte "Wimbledon der Reiterei". Schließlich gilt Aachen auch als Kur- und Bäderstadt mit den heißen schwefelhaltigen Kochsalzquellen, die besonders gegen Gicht, Rheuma und Ischias wirksam sind. Über die Stadtgrenzen hinaus beliebt sind die "Aachener Printen", eine Art Honigkuchen.
Geschichte: "Aquae Granni", die heißesten Quellen nördlich der Alpen (37 bis 75 Grad), wurden schon von den Römern zu Kurzwecke genutzt. Mit dem Ausbau zur Residenzstadt unter Karl dem Großen (742 bis 814) wurde Aachen zum Zentrum des Reiches und nach der Heiligsprechung des Kaisers 1165 zu einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte Europas. Seit der Krönung Ottos I. zum deutschen König (936) blieb Aachen für 600 Jahre der Krönungsort der Könige sowie Tagungsort zahlreicher Reichstage und Kirchenversammlungen. Ein Stadtbrand vernichtete 1656 fast 80 Prozent aller Häuser. Zum eleganten "Bad der Könige" schwang sich Aachen erst wieder im 18. und 19. Jahrhundert auf. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt zum überwiegenden Teil zerstört; beim Wiederaufbau nach 1945 wurden jedoch die bedeutenden Kulturdenkmäler wiederhergestellt.
Stadtbild: Die meisten der historisch bedeutenden Baudenkmäler sind in der hübschen, fußgängerfreundlichen Innenstadt mit ihren vielen Plätzen und Brunnen versammelt. Mehrere Museen begründen Aachens Anspruch als Kulturstadt im Dreiländereck. Außerdem laden schöne Geschäfte, stolze Bürgerhäuser sowie gemütliche Cafés und Restaurants zu einem Stadtbummel durch die stark von Studenten geprägte Stadt ein.
Eigene, kurze Anmerkungen: Aachen ist eine Großstadt und liegt doch im Niemandsland. Die Fahrten nach Köln dauern mit Auto oder ÖPNV mindestens 45 Minuten, ins Ruhrgebiet noch viel länger und auch Brüssel liegt 45 Minuten entfernt. Die Stadt ist eine Studentenstadt, aber doch eben keine klassische, da Aachen eher mit Medizinern (Uni-Klinik) und Ingenieuren (RWTH) vollgestopft ist als mit Geisteswissenschaftlern. Und die große "Öscher" Karnevalstradition (der "Orden wider den tierischen Ernst" ist zumindest bei Politikern der begehrteste in Deutschland) mitsamt der katholischen Dom-Umgebung verleihen der Innenstadt einen leicht konservativen Anstrich. Zusätzlich sind die Fans der Alemannia nicht gerade die friedliebendsten und für ihre Aggressivität bekannt. Aachen ist wichtig, Aachen hat Geschichte, Aachen hat Sehenswürdigkeiten zu bieten - aber Aachen ist keine Stadt, in der ich länger leben könnte.
 
Pontstraße Der Blick Marktplatz
Die Pontstraße in Aachen liegt mitten in der Innenstadt und führt zum Marktplatz mit dem Rathaus. An der Pontstraße Nadine und Björn - dort und in den kleinen Nebenstraßen liegen auch die beliebtesten Kneipen der City... ... und das ist der nicht schlechte Blick aus dem Wohnzimmer von Nadine und Björn. Zentraler kann man in Aachen nicht wohnen. Das Rathaus wurde um 1350 auf den Grundmauern der Palastaula der karolingischen Kaiserpfalz errichtet. An der reichgeschmückten Nordfassade sind die Statuen der in Aachen gekrönten Kaiser und Könige zu sehen.

Fahrten:
- um darzustellen, in welch provinzieller Umgebung sich Aachen befindet und woher die Fans kommen, folgt nun der ausführliche Verlauf meiner Fahrten -
HINFAHRT - Regionalexpress von Mülheim bis Mönchengladbach Hbf (12.51 bis 13.40) über Duisburg Hbf - Rheinhausen - Krefeld-Uerdingen - Krefeld Hbf und Viersen. Dann umsteigen in den Regionalexpress von Mönchengladbach bis Aachen-West (13.49 bis 14.38) über (Achtung!) Rheydt Hbf - Erkelenz - Hückelhoven-Baal - Lindern - Geilenkirchen (Fan-Hochburg) - Übach-Palenberg und Herzogenrath.
RÜCKFAHRT - Regionalbahn von Aachen-West bis Mönchengladbach Hbf (23.43 bis 0.36) über Kohlscheid - Herzogenrath - Übach-Palenberg - Geilenkirchen - Lindern - Brachelen - Hückelhoven-Baal - Erkelenz - Herrath - Wickrath und Rheydt Hbf.
S-Bahn "S 8" von Mönchengladbach Hbf Richtung Wuppertal bis Düsseldorf Hbf (0.54 bis 1.27) über Mönchengladbach-Lürrip - Korschenbroich - Kleinenbroich - Büttgen - Neuss Hbf - Neuss Am Kaiser - Neuss Rheinparkcenter - Düsseldorf-Hamm - Düsseldorf Völklinger Straße - Düsseldorf-Bilk und Düsseldorf Friedrichstadt
S-Bahn "S 1" von Düsseldorf Hbf bis Mülheim Hbf (1.55 bis 2.34) über Düsseldorf-Wehrhahn - Düsseldorf-Zoo - Düsseldorf-Derendorf - Düsseldorf-Unterrath - Düsseldorf Flughafen - Angermund - Duisburg-Rahm - Duisburg-Großenbaum - Duisburg-Buchholz - Duisburg-Schlenk - Duisburg Hbf und Mülheim-Styrum

Vor / im Spiel
 
Vorher Geil
Kaum zu glauben, aber wahr: Anderthalb Stunden vor dem Anpfiff ist der Tivoli schon prall gefüllt. Die Aachener laufen ein und jubeln zum ersten Mal... ... gemeinsam mit ihren Fans - aber nicht zum letzten Mal. Das Stadion ist mit über 20.000 Zuschauern ausverkauft, auf dem Würselener Wall finden die Fans ihre Alemannia "einfach geil".
When you walk through a storm
Noch ein paar Minuten bis zum Anpfiff. Und alle brüllen: "When you walk... ... through a storm ... and YOU'LL NEEEEVER WALK ALOOOONE!"
Drsek Rauchbombe
Direkt im Sitzplatzblock neben der Stehtribüne saßen die verletzten oder nicht berücksichtigten VfL-Profis. Pavel Drsek schrieb vor dem Anpfiff fleißig Autogramme. Die "erhöhte Sicherheitsstufe" forderte ein paar Chaoten heraus und die zündeten die dickste Rauchbombe seit langer Zeit. Die Ultras tolerierten das freundlich und klatschten, die Mehrheit brüllte "Raus die Sau"! Recht so!
Einlaufen Choreo
Einlaufen. Gänsehaut. Einfach nur Gänsehaut. Jetzt dauert's nicht mehr lang bis zur Ersten Liga. Die Aachener haben auf ihrer Stehplatz-Tribüne eine ganz eigene Choreographie entworfen!
Spielszene Torjubel
Die einzige Spielszene in dieser kleinen Aufstiegs-Diashow. Quasi als Beweis, dass auch ein Fußballspiel stattgefunden hat! Zwei Tore gab es auch - das zweite von Zwetschge Misimovic bejubeln wir alle.

... nie meeeehr zweite Ligaaa !!!
- aufgrund des blöden Fangzauns sind einige Bilder sehr unscharf geworden -
 
Unscharfer Jubel Unscharfer Jubel 2
Um 22.04 Uhr am Ostermontag, 17. April 2006, ist es soweit: Der VfL Bochum kehrt zum fünften Mal ... ... auf direktem Weg in die 1. Bundesliga zurück. Leider verwirrt der Fangzaun zunächst die Linse meiner Digitalkamera und versaut die ersten Aufnahmen.
Die Mannschaft Die Helden
Doch dann wird es immer klarer und klarer: Die Spieler feiern erst für sich ... ... und dann nach allen Regeln der Kunst mit uns Fans. Immer wieder: "Nieeee meeeeeeehr ZWEITE LIGAAAA!"
Die Medienmeute Das Gesamtbild
Die Medienmeute ist versammelt und hat sich nur fünf Minuten nach dem Abpfiff auf dem ganzen Platz verteilt. Hier werden Thomas Zdebel (Mitte) und Filip Trojan (rechts) interviewt - von Premiere und dem DSF. Gesamtbild eine Viertelstunde nach dem Abpfiff: Unsere Jungs vorn, die Aachener unter Anleitung von "Stadionsprecher" Cristian Fiel hinten.

Zurück zum Seitenbeginn

VfL Bochum - Wacker Burghausen 1:2 (21.4.2006)

Noch 3 Spiele bis zur 1. Bundesliga !

Elfer Trostloser Zweitliga-Scheiß... nur noch drei Spiele!

Haben wir wirklich gegen Wacker Burghausen verloren?

Nie mehr zweite Liga

folgt

Voila - der Einsatz, mit dem sich die Polizei Bochum keine Freunde machte...
 

Zurück zum Seitenbeginn

Diese Seite wurde zuletzt geändert am 22.4.2006
Webmaster ist Andreas Ernst