MÜLHEIMER SPORTJAHRBUCH
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Mülheimer Sportjahrbuch 2001 - 144 Seiten (insgesamt 17 Ernst-Texte)

Mülheimer Sportjahrbuch 2002 - 144 Seiten (insgesamt 22 Ernst-Texte)
Mülheimer Sportjahrbuch 2003 - 144 Seiten (insgesamt 24 Ernst-Texte)
Mülheimer Sportjahrbuch 2004 - 144 Seiten (insgesamt 21 Ernst-Texte)
Mülheimer Sportjahrbuch 2005 - 144 Seiten (insgesamt 18 Ernst-Texte)
  Mülheimer Sportjahrbuch 2006 - 144 Seiten (insgesamt 19 Ernst-Texte)

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Einleitung

Im Januar 2001 bimmelte mein Handy, als ich die Ampel an der Bülowstraße in Mülheim-Broich überquerte, einen Blick in die Kneipe „Quelle“ riskierte und Wirt Uli („Einmal Pils/Wacholder bring am Tisch!“) bei der Arbeit zuschaute. Am anderen Ende: Bernd Sprenger, Inhaber+Besitzer+Chef des gleichnamigen Medienservice. Er produziert viermal im Jahr das „Mülheimer Sportmagazin“, das 10.000-fach im Stadtgebiet ausliegt (Baumärkte, Sporthallen, Tankstellen, Pommesbuden, Sport-Fachgeschäfte) sowie das „Sport-Jahrbuch“. Für das Magazin suchte er einen verantwortlichen Redakteur, für das Jahrbuch einen Mitarbeiter – und die Wahl fiel auf mich. Auf dieser Seite nun findet Ihr eine Auswahl meiner Artikel aus dem Jahrbuch 2002 (nämlich – allerdings die nicht (!) Korrektur gelesenen Varianten – entschuldigt daher einige Wiederholungs- sowie Rechtschreibungs- und Grammatikfehler. Ich hoffe, Ihr habt beim Lesen genauso viel Spaß wie ich (zumeist) beim Schreiben!

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Sport-Jahrbuch 2001 – Leitartikel
Quo vadis Mülheimer Sport?
von Andreas Ernst

Wer auf das Mülheimer Sportjahr 2001 zurückblickt, findet nur wenig Jubel, Trubel und Heiterkeit. Es waren trostlose zwölf Monate. Der Hockey-Rekordmeister HTC Uhlenhorst stieg in die 2. Bundesliga ab, im Tennis musste sich der Kahlenberger HTC nach zwei Jahren von der Erstklassigkeit verabschieden. Noch nicht lange ist es her, als sich der BC Ringfrei (Boxen), der 1. BV Mülheim (Badminton), der Post SV (Tischtennis) und die Hot Socks (Squash) aus der Eliteklasse ihrer Sportarten zurückzogen. Der Mülheimer Sport liegt am Boden. Während die Nachbarstädte durchweg Profisport mit Attraktivitätsgarantie anbieten können, ist Mülheim lediglich in den Randsportarten Bogenschießen, Unterwasser-Rugby und Darts erstklassig und kann nur im Rudern und Drachenboot einige Erfolge aufweisen.
Doch woran liegt das?
Deutlicher als in der Umgebung zeigt sich in Mülheim der Hang zu „Events“. Es gibt zweifelsohne viele finanzkräftige Unternehmen, doch bevor diese einzelne Klubs fördern, nutzen sie die Werbekraft einer Großveranstaltung. Es gibt den Tengelmann-Lauf, den RWW-Ruhrauenlauf, den Wissoll-Tag des Jugendfußballs, den medl-Cup im Tennis, den EASY-Halbmarathon. Andere Firmen wie Aldi interessieren sich gar nicht für den Sport in Mülheim. Keine Frage – diese Ein-Tages-Veranstaltungen sind wichtig für den Sport-Terminkalender. Aber worum geht es den Firmen? Um den Sport? Oder um die Publicity?
Mülheimer Vereine haben es schwer. „Dicke“ Sponsoren zu finden, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, wie die Anfang genannten Klubs BC Ringfrei (Boxen), 1. BV Mülheim (Badminton), Post SV (Tischtennis) und Hot Socks (Squash) erfahren mussten. Der Geld fehlte, der Rückzug aus Liga eins war die Konsequenz. Der Tennisklub Kahlenberger HTC wollte daraus lernen und legte ein Konzept vor, welches eine Sportmarketing-Agentur am Reißbrett nicht besser hätte entwerfen können. Teamchef Uwe Schumann und seine Mitarbeiter wurden hoch gelobt, aber kaum unterstützt. Eine qualvolle Suche nach Kleinsponsoren begann. Die zehrte an der Kraft, an den Nerven und am Ende hatte der KHTC trotz aller Mühe und des prall gefülltesten VIP-Zelts den kleinsten Etat der Bundesliga. Der Abstieg – keine Überraschung.
Doch die Sport-Misere allein der Wirtschaft in die Schuhe zu schieben, ist zu einfach.
Für die Jugendlichen wurde im Vorjahr im Rhein-Ruhr-Zentrum die „Skate Galaxy“ eröffnet. Die Kinder strömten, doch eine finanzielle Fehlplanung führte zur schnellen Schließung. Apropos Fehlplanung: Der HTC Uhlenhorst bekam im September 2001 seine Quittung für jahrelang versäumte Hausaufgaben. Dass die Spieler der Jahrhundert-Mannschaft aus den frühen „90ern“ aufhören würden, war seit Jahren bekannt. Doch für Ersatz wurde nicht gesorgt.
Auch die Stadt trug zur Misere bei: Durch die vorübergehende Schließung der Ruhr-Sporthalle (obwohl die Mängel seit Jahren bekannt sind) sowie von den Hallen an der Von-der-Tann-Straße, Oberstraße, Südstraße und der Mintarder Straße kam es zu erheblichen Engpässen bei den Vereinen und im Schulsport. Die zuschaueranziehendste Veranstaltung im Sportjahr – die Hallenfußball-Stadtmeisterschaft – musste abgesagt werden.
Wer es sich ganz einfach macht, behauptet: „Mülheim ist keine Sportstadt“. Das ist ein billiges Argument. Die Hälfte der Einwohner Mülheims sind in Sportvereinen oder Fitnesskursen aktiv, Tausende pilgern Woche für Woche in die Fußball-, Eishockey- und Handball-Arenen des Ruhrgebiets. Mülheim soll keine Sportstadt sein?
Nicht in allen Sportarten zeigt die Kurve nach unten. Es gibt auch positive Ansätze, und das ausgerechnet im Fußball. Seit den Zweitligazeiten des 1. FC Mülheim zwischen 1974 und 1976 sind die Kicker das Stiefkind des Lokalsports, nun stiegen die Verbandsligaklubs VfB Speldorf und Union 09 Mülheim zu den Hoffnungsträgern auf. Beide Vereine haben dank des vorbildlichen Einsatzes ihrer Vorstände ihre Platzanlagen renoviert und Stadion-Schmuckkästchen gebaut. Beide Mannschaften stehen in der Tabelle im oberen Drittel. Der Weg in die viertklassige Oberliga erscheint nicht mehr weit. Kein anderer Sportverein Mülheims hat so einen hohen Zuschauerschnitt wie der VfB.
Es wird Zeit, dass die Suche nach Argumenten für die Niedergang aufhört. Dass keine Fragen mehr gestellt, sondern Antworten gegeben werden. Wenn die Wirtschaft stärker in die eigene Tasche greift, auch einmal einzelne Klubs und nicht nur Veranstaltungen mit großen Summen fördert; wenn die Vereinsvorstände regelmäßig ihre Hausaufgaben gut erledigen und wenn die Sportfans bemerken, dass nicht nur in den übrigen Ruhrgebietsstädten hochklassiger Sport geboten wird, dann lässt sich auf die Frage „Quo vadis, Mülheimer Sport?“ eine positive Antwort finden.
Doch bis dahin ist es ein weiter Weg. Noch liegt der Patient „Mülheimer Sport“ auf der Intensivstation.

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Sport-Jahrbuch 2001 – Die Fußball-Lage
Es geht bergauf

Der Kalender zeigte den 18. November. Viele Fußball-Fans in Mülheim hatten dieses Datum rot umrandet und mit dem Stichwort „Lokalderby“ versehen. An der Südstraße traf in der Verbandsliga der TuS Union 09 auf den VfB Speldorf – und nicht nur Union- und Speldorf-Fans zählten zu den 1200 Besuchern. Auch viele Besucher, die in ihren Geldbörsen Dauerkarten von anderen Ruhrgebietsklubs horten, wagten einen Ausflug in die lokale Fußballwelt. Selten passte die Metapher „es trafen sich Hinz und Kunz“ besser.
Das Spiel kann als Symbol für den Aufschwung des Mülheimer Fußballs gelten. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Kicker an der Ruhr nur am Rand interessierten. In Zeiten sportlicher Tristesse rückt die runde Kugel in den Mittelpunkt. In Mülheim sind dafür vor allem zwei Vereine verantwortlich – eben Union und Speldorf. Beide bauten für viel Geld ihre Stadien um, installierten überdachte Tribünen. Beide Klubs bewegen sich im oberen Drittel der fünftklassigen Verbandsliga, und verzeichnen aufsteigende Zuschauerzahlen. Die Nase vorn hat noch der VfB, der nicht nur das Lokalderby mit 3:2 gewann, sondern im Jahr 2000/2001 vor dem Konkurrenten stand. Die Grün-Weißen landeten auf Rang drei, die „09er“ fünf Plätze dahinter.
Doch nicht nur Speldorf und Union sorgen für Furore. Zu denken ist auch an den Landesligisten Vatan Spor, die Bezirksligisten MSV 07 und Blau-Weiß Mintard und den A-Kreisligisten Tuspo Saarn. Die „07er“ waren im Jahr 2001 die „Fußball-Aufsteiger des Jahres“. Von 30 Kreisliga-A-Spielen verloren sie nur eins. Ein ähnlicher Durchmarsch könnte nun den Saarnern gelingen, die in der Hinrunde der laufenden Saison das Tempo in der Kreisliga A bestimmten.
„Echte“ Typen sind rar geworden im Mülheimer Sport: Hockey-Star Carsten Fischer, die Dressur-„Königin“ Nicole Uphoff oder der Ruderer Mark Kleinschmidt – diese Sportler waren nicht nur Insidern bekannt. Heute zählen einige erfolgreiche Kicker zu den beliebtesten Aktiven. Michael Klauß von Union 09 zum Beispiel oder Dirk Roenz vom VfB Speldorf. Doch nicht nur die beiden sind Stars. Zu den stillen lokalen Fußball-Helden zählt zum Beispiel Reiner Seven, 41-jähriger Libero des Bezirksligisten MSV 07 und unumstrittenes Vorbild am Waldschlösschen. Wenn er zum Freistoß antritt, dann zittern Pfosten und Latte des Gegners von allein. All das zeigt: Es gibt wieder Typen und Visionen.
Die Mülheimer Fußballer hoffen, dass der Aufschwung nicht von kurzer Dauer ist, sondern noch ein wenig anhält. Vielleicht spült die Euphoriewelle bald eine Mannschaft in die Oberliga. Nach einer langen Durststrecke wäre es mal wieder Zeit. Dann würden viele der 1200 Zuschauer, die im November das Lokalderby sahen,  häufiger zum Lokalfußball kommen. Ganz bestimmt!

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Sport-Jahrbuch 2001 – Flossenschwimmen
Katharina flog nach Mexiko

Wer an Mexiko denkt, verbindet damit Sonne, Südamerika, Mexiko City, Guadalajara, vielleicht die Fußball-Weltmeisterschaft 1986. Für Katharina Lörks von der DJK VfR Saarn kam Ende Juli eine weitere Assoziation hinzu: Die 6. Jugend-Weltmeisterschaft im Flossenschwimmen fand in Mexiko statt – und Katharina war dabei.
Für die WM qualifizierte sich die zweifache Jugendsportlerin des Jahres im Juni bei der Deutschen Meisterschaft im Flossen- und Synchronschwimmen in Leipzig. Dort erreichte sie über 1.500 Meter in 15:29,26 Minuten als vierte das Ziel. Die Weltmeisterschaft wurde im Alberca Olympica, dem olympischen Schwimmbad in Aguascalientes auf der Hochebene in Mexiko (1750 Meter hoch) ausgetragen. Über die 800-Meter-Distanz landete die 15-Jährige mit der Monoflosse auf Rang neun, über die 1.500-m-Strecke auf Platz acht.
Bei einer zweiten Weltmeisterschaft in Ravenna/Italien – der 8. WM im Freigewässer – war Katharina Mitte September am Start. Über die 6-km-Distanz erreichte sie nach 1:09:50 Stunden auf Platz 22 das Ziel. Sie zählte zu den jüngsten Starterinnen im Feld.
Auch am 11. und 12. August war Katharina mit ihren Vereinskameraden unterwegs: Gemeinsam mit Trainer Leo Runge reiste eine Saarner Delegation zu den Deutschen Langstrecken-Meisterschaften im Flossenschwimmen im Kleinsaubernitz in der Nähe von Bautzen. Katharina Lörks war mit der Monoflosse über die 4.000-m-Strecke nicht zu besiegen. Sie erreichte nach 41:28 Minuten das Ziel und hatte damit sogar eine neue persönliche Bestzeit aufgestellt.
Seit 13 Jahren wird bei der DJK VfR Saarn die Sportart „Flossenschwimmen“ angeboten. Zur Erklärung: Das Flossenschwimmen unterscheidet sich von den übrigen Arten der Fortbewegung im Wasser durch ein Detail: Der Schwimmer ist mit einer breiten Flosse für beide Füße ausgestattet, der sogenannten Monoflosse. Mit delphinähnlichen Bewegungen schlängelt er sich durch das Wasser.
Auch 2002 werden die Saarner Delphine wieder zu Turnieren quer durch Deutschland reisen. Und erneut bringen sie viele Pokale mit nach Hause. Wetten dass?

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Sport-Jahrbuch 2001 – Rudern
Vier Weltmeister aus Mülheim

Es war Samstag, der 11. August. An einem strahlenden Sommertag hatten 8.000 Zuschauer den Weg zur Duisburger Regattastrecke gefunden. Sie wollten bei der Junioren-Weltmeisterschaft im Rudern einfach nur einen schönen Nachmittag verleben. Vier Mülheimer waren wesentlich nervöser. Im Vierer mit Steuermann Stephan Boer standen Jan-Ole Gehrmann, Philipp Nörtershäuser, Tobias Casper sowie der Krefelder Jochen Urban im Finale. Eine Medaille sei drin, mutmaßten die Favoriten. Im Vorjahr hatte das Boot im kroatischen Zagreb die Silbermedaille gewonnen.
500 Meter nach dem Startschuss tobte die Tribüne erstmals: „Deutschland ist Erster“, trompetete Streckensprecher Boris Orlowski. Doch noch anderthalb kraftraubende Kilometer lagen vor dem Quintett. Kurz vor der 1-km-Marke schrumpfte der Vorsprung vor den Booten aus Rumänien und Großbritannien. Eine Entscheidung wollte nicht fallen, doch es reichte! Deutschland holte „Gold“, mit vierfacher Beteiligung der Rennrudergemeinschaft Mülheim (RRGM).
Dies war natürlich der Höhepunkt in diesem Ruder-Jahr. Nicht nur die vier Aktiven, sondern auch Trainerin Sabine Tschäge freute sich diebisch über den Erfolg. Täglich hatte sie ihre Freizeit geopfert, um den Gold-Vierer zu formen.
Als fünfter Mülheimer bei der Weltmeisterschaft war Marc Messina dabei. Er verpasste mit dem Achter allerdings auf Rang vier knapp eine Medaille.
Doch außer der Junioren-WM gab es noch weitere Höhepunkte: RRGM-Steuermann Felix Erdmann zum Beispiel fuhr zur Weltmeisterschaft nach Luzern (Schweiz). Allerdings verpasste er mit dem „Vierer mit“ den Endlauf und musste sich mit Rang sieben begnügen.
Bei den NRW-Meisterschaften in Krefeld gewann die RRGM Mitte September zum dritten Mal hintereinander die Vereinswertung. Auf dem Elfrather See eroberten die Mülheimer sechs Titel.
So hatte auch das „Ruderjahr eins nach Mark Kleinschmidt“ viele Highlights. Vor der Zukunft müssen die Mülheimer Ruderer wirklich keine Angst haben.

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Sport-Jahrbuch 2002 – Hallen-Misere
Ruhr-Sporthalle ist in Planung

Wie einsam ist es derzeit rund um den Jahreswechsel in der Ruhr-Sporthalle. Eigentlich ist die Zeit reif für die neue Hallenfußball-Stadtmeisterschaft; doch kein Auto steht auf dem Parkplatz. Wie einsam ist es an Sonntagen in der Ruhr-Sporthalle. Keine Handballer, keine Basketballer, keine Tischtennisspieler kämpfen um Punkte und Tore für die Meisterschaft. Das ist schon seit Mitte 2001 so.
Mülheims größte Sporthalle existiert bald nicht mehr. Aus verschiedensten Gründen darf sie zurzeit nur noch von 100 Personen gleichzeitig betreten werden, die Sicherheitsvorkehrungen und technischen Feinheiten entsprechen schon lange nicht mehr dem modernen Standard. Daher wird sie demnächst dem Erdboden gleichgemacht.
Eine Zwickmühle: Das Stadt-Säckel ist leer, aber Mülheims Sportler lechzen nach einer Halle. Eine interfraktionelle Arbeitsgruppe bildete sich, diskutierte, beauftragte eine Planungsgruppe. Nach monatelanger Arbeit entstand dann im Frühsommer das Werk. 2300 Plätze soll die neue Vierfach-Sporthalle haben. Es ist vorgesehen, dass nicht nur Sport- sondern auch kulturelle Veranstaltung dort stattfinden. „Die neue Halle ist aus meiner Sicht sportfachlich ideal, aber nicht nur für den Sport gemacht“, lobt Heinz Moseler, Werkleiter des Mülheimer SportService (MSS) das Projekt.
Doch im Mittelpunkt stand nicht nur die Ruhr-Sporthalle. Zahlreiche weitere Hallen mussten kurzzeitig renoviert werden.
In der Übersicht waren das folgende:
- Sporthalle Von-der-Tann-Straße: Von Januar bis September wurde ein Schaden an der Heizungs- und Lüftungsanlage behoben.
- Sporthalle Lehnerstraße: Im Winter 2001/2002 musste das defekte Dach repariert werden.
- Sporthalle Südstraße: Die Badminton-Halle wurde ein Jahr lang generalüberholt und im Januar mit dem MSB-Empfang eingeweiht.
- Sporthalle Mintarder Straße: Das Gebäude zwischen der KHTC-Anlage und den Sportplätzen wird abgerissen und bis 2004 durch eine Vierfach-Halle mit 500 Zuschauerplätzen ersetzt.
Für die Mülheimer Vereine heißt das Motto daher „auf die Zähne beißen“ und „Einschränkungen in Kauf nehmen“. Die Hallen-Misere ist noch nicht vorbei. Im Gegenteil: Die Klubs befinden sich gerade mitten in der Talsohle. Der weite Weg hindurch dauert noch zwei Jahre. Bis dahin sind Trainingszeiten rar gesät, und die Anwurf- und Anstoßzeiten der Spiele werden zu teilweise unmöglichen Zeiten stattfinden.
Anfang 2005 ist es dann soweit: Zwei neue Hallen eröffnen, nämlich die Ruhr-Sporthalle und die Halle an der Mintarder Straße. Dann gehört die „Hallen-Misere“ der Geschichte an und die Vereine werden für eine dann lang andauernde Durststrecke entschädigt. Erste Veranstaltung in der neuen Großhalle soll die Hallenfußball-Stadtmeisterschaft 2004/2005 sein – und somit schließt sich der Kreis.

Ruhr-Sporthalle – Daten und Fakten:
Der Entwurf der Planungsgruppe Hürth sieht eine Vierfach-Sporthalle mit elektrisch gesteuerten Teleskop-Tribünen mit bis zu 2000 Sitz- und 300 Stehplätzen auf der Hallenebene vor. Die Hallenfläche mit dem Mehrzweck-Schwingboden wird also rundum von den Zuschauerplätzen eingeschlossen. Weiterhin geplant sind Regie- und VIP-Räume, ein verglaster Eingangsbereich, drei zusätzliche Mehrzweckräume und ein begrüntes Dach. Baubeginn soll der 1. Juli 2003 sein.

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Sport-Jahrbuch 2002 – Schach
Ein Traum ging in Erfüllung

Sind wir doch mal ehrlich: Der Schachsport fristet in Deutschland ein Schattendasein. Und so mancher Sportfreak rümpft schon die Nase, wenn das Wort „Schach“ mit „Sport“ in Verbindung gebracht wird. Auch in Mülheim war das so, und auch in Mülheim zogen die Schachvereine um den SV Nord gegen diese Skeptiker ins Feld. Seit dem 29. Juni haben sie ein dickes Argument auf ihrer Seite: Neben dem Südbad entstand Deutschlands modernstes Schach-Zentrum, und dort kann sich jeder selbst davon überzeugen, dass Schach ein Sport ist.
Für Heinz Schmitz ging ein Traum in Erfüllung. 71 Jahre musste der Vorsitzende des SV Nord werden, bis seine Visionen zur Wahrheit wurden. Doch die Entstehung des Zentrums war ein langer, langer Weg. Es begann mit der Nachricht, dass der SV Nord die bisher genutzten Räumlichkeiten in einer Altentagesstätte an der Aktienstraße räumen musste und auf der Suche nach einer neuen Bleibe war. Der Mülheimer SportService (MSS) schließlich führte Schmitz und dem SV zu einem Gebäude neben dem Südbad. „Es war in einem grauenhaften Zustand und wir mussten alle eine Nacht drüber schlafen“, erinnert sich Schmitz zu gut an einen grauen Wintermorgen im Februar. Doch letztendlich sagte der SV „Ja“ und begann umgehend mit den Bauarbeiten. Pläne wurden gezeichnet und Arbeiter gesucht. Die fanden sich fix: Insgesamt 39 Personen aus dem Umfeld des SV Nord verbauten insgesamt 350.000 Mark (die durch Eigenmittel und Spenden zusammengesammelt wurden) in 4600 Arbeitsstunden. Fast rund um die Uhr werkelten die Nordler, um am 29. Juni die Eröffnung feiern zu können. Dort wurde das riesige Engagement der Mitglieder allseits gelobt.
Zurecht! „Das Zentrum hat für Deutschlands Schachsport eine ähnliche Bedeutung wie die Arena AufSchalke für die Fußball-Fans“, meint beispielsweise Wolfgang Kölnberger, Präsident des Schachverbands Ruhrgebiet. Der Grund: Erstmals sitzen die Spieler in schalldichten Räumen und bekommen vom Trubel außerhalb des Bretts nichts mit. Die Spiele werden live auf Bildschirme im Vorraum und ins Internet übertragen. Dort stehen dann Schach-Experten zur Verfügung und erläutern den Spielverlauf. An diesem Punkt scheiterte es bislang, denn laut diskutieren war in den Sälen verboten.
Nun ist es möglich, und genau das war der Traum des Heinz Schmitz. Bei der ersten großen Veranstaltung, der NRW-Meisterschaft im Oktober, kamen direkt einige Zuschauer zur Südstraße. Und für die Zweitligaspiele des SV Nord darf Schmitz auch mit einigen Besuchern kalkulieren. Von denen werden bestimmt viele ihre Meinung revidieren. Schach ist sehr wohl ein (Denk-)Sport. Ein achtstündiges Marathonmatch kann so anstrengend sein wie ein 10.000-Meter-Lauf. Wer kann sich schon acht Stunden konzentrieren? Jeder Schachspieler sollte körperlich top-fit sein, kann sich zudem taktisch auf seine Gegner einstellen – wie in jedem anderen Sport auch. Überzeugt?

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Sport-Jahrbuch 2002 – Drachenboot
80.000 Zuschauer beim 6. Festival

Jede Stadt des Ruhrgebiets hat ihre Eigenarten. Auch Mülheim. Eine davon ist sicherlich das Drachenboot-Festival, das im Sommer Tausende von Zuschauern an die Ruhr zieht. So war es auch am 13. und 14. Juli 2002. Insgesamt 80.000 Zuschauer an den beiden Tagen schätzte die Polizei – und sie übertrieb nicht.
Zum sechsten Mal organisierte die DJK Ruhrwacht das Spektakel. Auch diesmal hatten sich die Crew um den Vorsitzenden Hans Kroggel zwei ganz besondere Leckerbissen einfallen lassen. Zum einen trat erstmals eine Drachenboot-Mannschaft gegen ein Boot der „Weißen Flotte“ an. Zum anderen versuchte eine DJK-Auswahl, ein 70-Tonnen-Schiff über die 250-Meter-Strecke flussaufwärts zu ziehen. Tatsächlich schafften die Sportler auch 70 Meter. Während dieses Versuchs schaltete sogar die „Lokalzeit Ruhr“ des WDR-Fernsehens zweimal live zu – Mülheim im Mittelpunkt des Ruhrgebiets.
Auch in diesem Jahr nutzten zahlreiche Firmen das Drachenboot-Festival zu einem Sommerfest, zumal es am letzten Wochenende vor dem Beginn der Sommerferien stattfand. Kaum eine Betriebssportgruppe hat noch keine eigene Drachenboot-Abteilung.
Doch bei allem Rahmenprogramm: Eigentlich ist das Drachenboot-Festival eine Sportveranstaltung. 137 Mannschaften kämpften in 85 Rennen um den Sieg. Die schnellste Zeit paddelte das Team des „Druck und Kopier-Centers“, das nach 1:06,4 Minuten die 250 Meter bewältigt hatte. Auch die Parteien trugen ihr eigenes Prominentenrennen aus; dabei saßen Oberbürgermeister Baganz (CDU) sowie Bundestags- und Landtagsabgeordnete in den Booten. Am Ende siegte die FDP – bei der Bundestagswahl zwei Monate später konnte sie diesen Trend indes nicht bestätigen...

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Sport-Jahrbuch 2003 – Leitartikel
Die Misere des Mülheimer Sports
von Andreas Ernst

Ein Sport-Jahrbuch hat die Aufgabe, die Ereignisse einer Stadt in dem jeweiligen Jahr darzustellen, sie zu bündeln, über sie zu berichten. Doch in Ausnahmesituationen ist es notwendig, einen Kommentar vor die vielen kleinen Artikel zu setzen. Und der Mülheimer Sport befindet sich zweifelsohne in einer Notlage.
„Quo vadis Mülheimer Sport?“, fragten wir vor zwei Jahren an dieser Stelle. Die Antwort war im Dezember 2001 nicht positiv: Schon vor zwei Jahren steckte der Mülheimer Sport in seiner dicksten Krise. Immer weniger Zuschauer, immer weniger Sponsoren, immer weniger Spitzensport. Tiefer geht’s nicht mehr, orakelten die Experten dieser Stadt damals – doch sie täuschten sich. Es kam noch schlimmer, denn das Jahr 2003 war das schwärzeste in der Mülheimer Sport-Geschichte.
Welche Vereine, welche Sportarten brachten Mülheim in den letzten zwei Jahren in Deutschland noch ins Gespräch? Da wäre zum einen natürlich Hockey. Der HTC Uhlenhorst spielt inzwischen aber nur noch in der 2. Bundesliga. Weltmeister Timo Weß verließ den Klub im März in Richtung Krefeld. Da wäre zudem noch der Kahlenberger HTC, vor zwei Jahren noch Tennis-Bundesligist. Und nun? Der KHTC zog seine Mannschaft im September sogar aus der 2. Bundesliga zurück – finanzielle Gründe. Teamchef Uwe Schumann hatte die Nase voll vom Desinteresse der Zuschauer und der Wirtschaft. Und was ist mit der Raffelberger Galopprennbahn? Der dort ansässige Rennverein galoppierte mit Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld im Sattel nur knapp dem Pleitegeier davon. Der Preis für diesen „Sieg“: Die beiden attraktivsten Rennen „Preis der Diana“ und „Preis der Winterkönigin“ mussten im September verkauft werden.
Negativschlagzeilen soweit das Auge reicht. Auch im kleinen: „Wenigstens im Bogenschießen sind wir gut“, lautete stets eine Frotzelei von Mülheimern am Stammtisch. Doch nicht einmal das stimmt mehr: Die Bogenschützen des MASA BSC stiegen in die 2. Bundesliga ab. Bleibt noch der Fußballklub VfB Speldorf, der als einziger die Massen anzog, und endlich den Schritt aus der Verbandsliga in die Oberliga schaffen wollte. Doch trotz des hohen Etats dümpelt der VfB im Mittelfeld der Fünftklassigkeit herum und verspielt derzeit sein gutes Image.
Die Ursachen für das allgemeine Desaster? Wie schon 2001: Zu wenig Zuschauer, zu wenig Sponsoren, zu wenig Sportbegeisterung in der Stadt. „Die Fans fahren lieber nach Duisburg, Oberhausen, Bochum, Gelsenkirchen oder Dortmund“, heißt es.
Woran lässt sich messen, wie sportbegeistert eine Stadt ist? Daran, wie viele Breitensportler in den Vereinen Mitglied sind? Dann würde Mülheim zumindest als „sportinteressiert“ gelten. Denn bei aller Kritik: Es gibt immer noch Tausende von ehrenamtlichen Helfern, die sich Woche für Woche in den Vereinen um das Wohl ihrer Mitglieder bemühen, die Jugendliche von der Straße holen. Das kann gar nicht oft genug gewürdigt werden. Lässt sich die Sportbegeisterung einer Stadt aber an der Zahl der erstklassigen Klubs in nationalen Ligen messen, dann heißt es: „Gute Nacht Mülheim“. Wie lautet nun die Antwort?
Die Mischung macht’s. Das eine geht nicht ohne das andere. Wenn wieder mehr Vereine und mehr Einzelsportler durch Spitzenleistungen auf sich aufmerksam machen, ist die Zahl der Breitensportler automatisch größer. Und dann fahren viele Fans nicht mehr in die Nachbarstädte, sondern bleiben vor der eigenen Haustür; dann investieren Sponsoren mehr Geld in die lokale Sportszene. Mülheim ist eine 170.000-Einwohner-Stadt, und hat das Potenzial zu einer sportbegeisterten Stadt! Es wirkt, als ob nur noch ein Wecker klingeln müsste, der den schlafenden Riesen weckt.
Bislang verlieh die Vielfalt dem Mülheimer Sport besondere Attraktivität: Zum Beispiel Familienvergnügen auf der Galopprennbahn am Raffelberg; Weltklasse-Hockey im schönen Waldstadion im Uhlenhorst; Boxen, Badminton und Tischtennis in der großen Ruhr-Sporthalle und Fußball am Blötter Weg, der Südstraße und im Ruhrstadion. Keine Olympiade verging ohne einen Teilnehmer aus Mülheim. Fast alles hat der Mülheimer Sport in den letzten Jahren eingebüßt. Nur noch die großen Events wie der Ruhrauenlauf, der Tengelmann-Lauf und das Drachenboot-Festival sind Renner, und nur noch der Squash-Erstligist SC Courtwiesel hält die Fahne des Spitzensports hoch.
Das Jahr 2004 ist eine große Chance. Der Rennverein am Raffelberg ist – so scheint es – dem Tod von der Schüppe gesprungen. Ein gutes Signal. Ab Herbst 2004 dürften zudem die Ruhr-Sporthalle und die Halle an der Mintarder Straße fertig sein, dann könnten wieder große Sport-Wettkämpfe in Mülheim stattfinden. Zudem gehört dann der Hallen-Notstand der Vergangenheit an – dann brauchen gerade die kleinen Vereine nicht länger fluchen. Im Juni könnte der HTC Uhlenhorst den Wiederaufstieg in die Feldhockey-Bundesliga schaffen. Zudem wurden die A- und B-Junioren der Uhlen deutscher Meister – da wächst was. Das sind nur ein paar kleine Beispiele.
Die nächsten zwölf Monate könnten ein großer Schritt aus der Misere werden. Es gibt wieder berechtigte Hoffnungen auf ein bisschen mehr Spitzensport an der Ruhr. Aber das klappt nur, wenn alle an dem berühmten gleichen Strang ziehen. Wenn sich die Mitglieder nicht nur auf ihre Sportart beschränken, sondern auch mal über den Tellerrand blicken. Wenn Sportvereine nicht nur nebeneinander existieren, sondern zusammenarbeiten. Dann hat der Mülheimer Sport wieder eine Chance und eine gute Zukunft.

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Sport-Jahrbuch 2003 – Fußball
Große Chance vertan

Was wurde sie gelobt im Jahr 2002, die Mülheimer Fußballszene. „Es geht bergauf“, „Goldene Zeiten warten“ – die Schlagzeilen klangen wie mögliche Kommentare zu einem Wirtschaftsaufschwung. Und Gründe dafür gab es genug: Die Jugendarbeit der Vereine war gut, und der VfB Speldorf peilte mit einem starken Kader die Oberliga an.
Und was ist jetzt? Zwölf Monate später?
In einer solch kurzen Zeit haben die Mülheimer Fußballklubs die eigentlich guten Perspektiven frontal vor die Wand gelenkt.
Bedenklich ist die Entwicklung bei den ranghöchsten Vereinen, vor allem beim VfB Speldorf. Zugegeben, im letzten Jahr entfachte der VfB eine Euphorie in Mülheim, lockte im Schnitt über 500 Zuschauer zu Verbandsligaspielen zum Blötter Weg, doch dann? Mit unnötigen Niederlagen im Mai 2003 verspielte der VfB erst den Aufstieg, und mit ganz schwachen Leistungen in der Hinrunde der laufenden Saison auch noch den Respekt der Fans. Nun dümpeln die Grün-Weißen im Nirgendwo der Tabelle herum, die Schuld wird fleißig zwischen Spielern, Trainern und Vorstand hin- und hergeschoben. Schuld am Niedergang der zweiten Mannschaft und der Jugendabteilung ist der Vorstand auf jeden Fall: Die Reserve stieg aus der Kreisliga A ab, drei der vier Leistungsklassenteams spielen nur noch in der Stadtliga. Das Image des Vereins hat sehr gelitten. Der VfB steht vor einer ganz schweren Zukunft.
Das gilt auch für den TuS Union 09. Der hat im Gegensatz zum VfB keine großen finanziellen Möglichkeiten und spielt daher in der Verbandsliga gegen den Abstieg. Auch bei Union ist aber die in den letzten Jahren so gerühmte Jugendarbeit nicht mehr das Wahre: Die B-Jugend stieg aus der Niederrheinliga ab, und gute Talente, die einmal Verbandsliganiveau erreichen können, sind nicht in Sicht. Bei den Lokalderbys ist die Zuschauerzahl folglich auch rückläufig. Gerade einmal 930 Zuschauer kamen trotz optimalen Temperaturen am 12. Oktober zur Südstraße. 2:2 hieß es nach 90 Minuten.
Wer im Mülheimer Fußball nach Highlights sucht, der muss sich in die siebtklassige Bezirksliga begeben. Doch spielen gleich vier lokale Teams, nämlich der MSV 07, Vatan Spor, Tuspo Saarn und der SV Rot-Weiß. Der MSV mit Trainer Dieter Brüger und Vatan mit dem „Original“ Mohamed Ali Abdelhafid auf der Bank kämpfen um die Rückkehr in die Landesliga. Hier wird Kameradschaft noch groß geschrieben – beim MSV und dem SV Rot-Weiß spielen ganze Freundeskreise zusammen. Zudem ist Abdelhafid die schillerndste Figur unter Mülheims Fußballtrainern. Zumindest in der Bezirksliga ist in diesem Jahr immer etwas los.
Die Fußballklubs haben im Jahr 2003 eine riesige Chance vergeben. Da es kaum noch Spitzensport in Mülheim gibt, hätten sich in diesem Jahr bei einem erfolgreichen Abschneiden viele Türen öffnen können, vor allem für den VfB Speldorf, der die Nummer eins in der lokalen Szene geworden wäre.
Doch der Konjunktiv regiert auch diesen Bericht. Denn von der Nummer eins ist der VfB ganz weit entfernt. Und die Mülheimer Lederball-Fans lachen nur deshalb, weil es in diesem Jahr die Hallenfußball-Stadtmeisterschaft wieder gibt.
Eine traurige Wahrheit.

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Sport-Jahrbuch 2003 – Tennis
Das Ende dauerte eine halbe Stunde

Am Ende ging alles ganz schnell. Irgendwann mitten im September benötigte Uwe Schumann auf einer Pressekonferenz eine knappe halbe Stunde, um das Ende des Kahlenberger HTC in der 2. Bundesliga verkündigen. Eine halbe Stunde. Nach sechs Jahren in der Erst- und Zweitklassigkeit.
Zahlreiche Erlebnisse der vergangenen Jahre sind in die Fotoalben der KHTC-Mitglieder gewandert. Die Bilder vom Aufstieg in die 1. Bundesliga. Die Bilder von den zahlreichen Top-Stars, die an der Mintarder Straße spielten. Beispielsweise Sargis Sargsian oder Julien Boutter – zwei Spieler, die seit vielen Jahren unter den ersten 100 der Welt stehen und das KHTC-Trikot trugen. Beispielsweise Alexander Popp im Jahr 2000, kurz nachdem er erstmals ins Wimbledon-Viertelfinale eingezogen war. „Katze“ Braasch fertigte den langen Mannheimer in zwei Sätzen ab. Apropos „Katze“: In zahlreichen Schlachten begeisterte er die Fans. Die strömten aber nur einmal richtig: Als 2001 nämlich der ETuF Essen nach Mülheim kam, sahen 1500 Zuschauer zu. Das sind auch Bilder, die kein Kahlenberger vergisst.
Doch trotz all dieser Erinnerungen ist der Rückzug ein völlig logischer Schritt, der eher erwartet als unerwartet kam. Zu sehr nagte die Saison 2003 an Teamchef Schumann, sie war der Gipfel eines Eisbergs von Enttäuschungen. Nach dem Höhepunkt 2001 mit dem Essen-Spiel ging es nur noch bergab. Die sportlichen Leistungen wurden schlechter, die Zuschauerzahl geringer. So gering, dass 2003 im Schnitt gerade einmal 150 Unentwegte die drei Heimspiele sehen wollten. Ein Aufwärtstrend war nicht in Sicht – sowohl bei der Zuschauerzahl als auch sportlich. Und der ehrgeizige Schumann wollte langfristig wieder in die 1. Bundesliga. Doch Sponsoren, die sich für Tennis interessieren, sind rar geworden in Mülheim. Denn wer bezahlt schon viel Geld für eine Veranstaltung, die nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet? Ein Teufelskreis. Ein Teufelskreis, aus dem Schumann und der KHTC nicht mehr herausfanden. Es wäre ein Wunder gewesen, wenn sich Schumann dazu überwunden hätte, noch ein weiteres Jahr ein Team für das Mittelmaß der 2. Bundesliga zusammenzustellen.
In der letzten Saison erfüllte das KHTC-Team wenigstens noch einmal die Erwartungen. Die Top-Teams Halle, Krefeld und Aachen waren nicht zu bezwingen. Dafür spielten die Mülheimer in den übrigen Spielen am Limit und sicherten den vierten Platz. Zweifelsohne eine gute Leistung. Das Team um die Stammspieler Konstantin Gruber, Ivo Klec, Rolandas Murashka, Markus Menzler und Walter Orth hinterließ beim Publikum einen sympathischen Eindruck.
Wer davon 2004 übrig bleibt und ob überhaupt noch jemand übrig bleibt, das steht noch in den Sternen. Sicher ist nur, dass es in der Niederrheinliga weitergeht. Das ist schade, aber leider wahr. Mülheim hat eine weitere sportliche Attraktion verloren. Und es ist leider sehr unwahrscheinlich, dass ETuF Essen in nächster Zeit einmal wieder seine Visitenkarte in Mülheim abgibt.

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Sport-Jahrbuch 2004 – Fußball
Straßenfeger im Ruhrstadion

Juni 2002, Fußball-Weltmeisterschaft in Südkorea und Japan. Ein Straßenfeger. Wenn Deutschland spielt, ist Joggen auf Autobahnen kein Problem. Aber nur wenn Deutschland spielt? Oh nein, auch die Spiele der Türkei, die sich sensationellerweise auf Platz drei spielt, locken Millionen vor die Fernsehgeräte. Die Namen Hakan Sükür, Hasan Sas und Bülent Korkmaz kennt jeder – ob Fußball-Experte oder nicht.
4. Juli 2004, etwas mehr als zwei Jahre später. Es ist kein klassischer Sommertag, das Freibad nebenan ist nicht ausverkauft. Und doch geht rund um das Ruhrstadion nichts mehr. Autos, Menschenmassen – und alle durcheinander. Galatasaray Istanbul ist in der Stadt. Mit Hakan Sükür, Hasan Sas und Bülent Korkmaz. 6.500 Zuschauer kommen, so viele, wie seit Zweitligazeiten nicht mehr. Es ist ein für den Mülheimer Sport historischer Tag.
Was war passiert? Der Fußballverein Vatan Spor schien seine besten Jahre hinter sich zu haben. Nach dem kometenhaften Aufstieg aus der Kreisliga C (1989) bis in die Landesliga (1996) geriet der Klub in große Schwierigkeiten. In Homberg traten Vatan-Fans einen Schiedsrichter ins Krankenhaus (1999), ein Jahr später mussten bulgarische Spieler ohne Aufenthaltsgenehmigung ausgewiesen werden. Zudem plagten den Klub in dieser Zeit Steuerschulden in beträchtlicher Höhe. Folge dieser Querelen: Der Abstieg in die Bezirksliga und Diskussionen über eine Vereinsauflösung.
Doch mitten in dieser Zeit lernte der Vereinsgründer und die „gute Seele“ Turan Isleyen den Unternehmer Metin Adigüzel kennen, der gute Kontakte zu Galatasaray Istanbul, dem „großen“ Klub aus der Türkei, pflegt. Ergün Gürsoy, der Uli Hoeneß der türkischen Fußballs, gehört zu Adigüzels Bekanntenkreis. Schnell war eine Idee geboren – und noch schneller wurde sie umgesetzt. Aus Vatan Spor wurde Galatasaray Mülheim, aus dem Bezirksligisten, der gerade mit 19 Punkten Vorsprung die sofortige Rückkehr in die Landesliga geschafft hatte, wurde ein Klub mit Oberliga-Ambitionen. Aus einem Verein auf Sponsorensuche wurde ein Klub mit Unterstützung aus der Türkei – wenn auch vorerst auf Kleidung und die Einnahmen des Freundschaftsspiels beschränkt.
Eingeläutet wurde die neue Ära eben mit dem großen Galatasaray-Spiel. Es war ein friedliches Fußballfest ohne organisatorische Pannen – ganz so, wie es sich Adigüzel und Gürsoy gewünscht hatten. Möglich wurde die Partie, weil sich „cim bom“ – so wird Galatasaray in der Türkei genannt –  mit dem rumänischen Star-Trainer Gheorge Hagi im Trainingslager im holländischen Arnheim aufhielten. Stürmisch gefeiert wurden die türkischen Nationalhelden von ihren Fans. Dass die zahlreichen Ordner selbst auf Autogrammjagd gingen, war schnell verziehen. Das Spiel ging übrigens 7:1 (5:0) für Istanbul aus – eine für die Mülheimer erträgliche Niederlage. Zu den Torschützen zählten übrigens auch Hasan Sas und Hakan Sükür. Beide trafen je zweimal. Zudem waren Arif Erdem, Necati Ates und Ümit Karan erfolgreich. Der einzige Mülheimer Torschütze war Hidir Kaya. Es war eins der schönsten Treffer in seiner Karriere – wenn auch per Elfmeter erzielt.
Wer weiß: Vielleicht gelingt es Metin Adigüzel, die Profis von Galatasaray Istanbul auch 2005 an die Ruhr zu locken. Zu wünschen wäre es dem Sport dieser Stadt. Denn Veranstaltungen dieser Art locken endlich auch einmal auswärtige Fans nach Mülheim. Für den Ruf des Mülheimer Sports hat Galatasaray an diesem Tag viel getan.

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Sport-Jahrbuch 2004 – Schach
Ein Traum ging in Erfüllung

Wenn Heinz Schmitz gebeten wird, aus seiner Sicht das Jahr 2004 zusammenzufassen, dann gerät der Vorsitzende des SV Nord in einen Redefluss. Er schwärmt, erzählt, prognostiziert. Und das so sehr, das er selbst das Gespräch abbricht: „Mensch, ich quatsch schon wieder so viel.“ Aber das macht nichts. Heinz Schmitz ist ein angenehmer Gesprächspartner. Und der Architekt des Mülheimer Aufstiegs in die Schach-Bundesliga.
Den 25. April wird Schmitz nicht vergessen. „Das“, erzählt er noch heute mit atemloser Stimme, „war ein Aufstieg mit Herzinfarkt.“ Der SV Nord trat in Remagen an, Konkurrent Godesberg in Münster. Die Handyrechnungen stiegen in die Höhe, und nach anstrengenden Stunden stand fest: Der SV hatte die Nase vorn. Die Realität nun heißt Bundesliga. Ein Traum ging für Heinz Schmitz in Erfüllung.
„Für uns war es ein Superjahr. Aber nicht nur aufgrund des Bundesliga-Aufstiegs. Von acht Mannschaften sind fünf aufgestiegen“, sagt er stolz. In jeder Sportart ist eine solche Bilanz eine Gewissheit dafür, dass ein großer Sponsor viel Geld in den Klub gepumpt hat. Nicht so beim SV Nord. „Wir haben alles selbst erwirtschaftet.“ Darauf legt Heinz Schmitz größten Wert. Wichtige Positionen im Etat sind zum Beispiel die beiden vereinsinternen Zeitungen, die verkauft werden, und auch die Küche im Schachzentrum an der Südstraße. Macht das wirklich so viel aus? „Aber ja!“ Darauf beharrt Schmitz.
Über den Aufstieg freute er sich sehr. Doch er hatte auch Bauchschmerzen: 20.000 Euro Mehrkosten kamen auf ihn zu. Für neue Spieler, sowie für zusätzliche Hotel- und Reisekosten. Und bis heute fehlen ihm noch 10.000 im Etat. „Außer der Sparkasse haben wir niemanden gefunden, der uns mit einem namhaften Betrag unterstützt hat.“ Die Suche geht weiter, auch ein Notplan existiert. „Die Vereinsmitglieder würden dazu stehen. Aber dann wäre die Bundesliga nur eine Eintagsfliege. Und das wäre sehr schade.“
Stimmt. Denn dieser Verein hat eine Vorzeigephilosophie. Im Gegensatz zu allen anderen Bundesligisten, die ihre Spitzen-Schachspieler aus allen Teilen der Welt – sogar aus Australien – zu den Spieltagen einfliegen, verfolgt der SV eine andere Strategie. „Unsere Spieler müssen unseren Kirchturm sehen können.“ Diesen Satz prägte Schmitz bei einer Schachtagung, und dieser Satz machte in allen Schach-Publikationen die Runde. „Wichtig ist nicht, wo ein Schachspieler geboren ist. Wichtig ist für mich nur, dass er bei uns wohnt, arbeitet und verfügbar ist. Er muss in der Lage sein, einen Vereinsabend zu besuchen“, erklärt Schmitz. „Bei uns steckt eben viel Herzblut drin.“ Wer einmal das Schachzentrum besucht hat, der unterschreibt diesen Satz sofort.
Dem SV Nord gelang es, gute Spitzenspieler zu verpflichten. Konstantin Landa und Daniel Fridman können die Garanten für den Klassenerhalt. Dahinter folgen einige in Mülheim seit Jahren bekannte Namen. Gerhard Schebler zum Beispiel, der an der Südstraße zum Großmeister wurde. Oder Daniel Hausrath.
Am 27. und 28. Januar findet der Heimspieltag des SV Nord im Sparkassen-Foyer statt. Dann kann sich auch die Mülheimer Öffentlichkeit von der Faszination des Schach überzeugen. Dieses Wochenende wird dann im Jahresrückblick von Heinz Schmitz für das Jahr 2005 auftauchen.
Hoffentlich ist er auch in einem Jahr noch so positiv gestimmt. Es wäre ihm und den zahlreichen engagierten Mitgliedern seines Klubs zu wünschen.

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Sport-Jahrbuch 2004 – Sportschießen
Der älteste Sportverein macht mobil

Ruhig sitzen Volker Flecht und Holger Buchloh am Tisch. Gemütlich ist es im Vorraum in den Vereinsräumen des Mülheimer Schützenvereins 1837 an de Duisburger Straße. Schnell geraten Flecht und Buchloh ins Plaudern. Erzählen von ihrem Verein, vom Schießsport und von Vorurteilen. „In keiner anderen Sportart“, erklärt Holger Buchloh, „kann man so entspannen. Die Konzentration überträgt sich auch auf das Privatleben, ist für Körper und Geist ideal.“ Wer hätte das gedacht?
Es lohnt sich, ein bisschen mehr zu erfahren über die Sportschützen. Wussten Sie, dass in den Vereinsräumlichkeiten bis 1977 das Kino „Scala“ stand? Nach der Schließung übernahmen die Schützen das Gebäude, und legten zehn Kleinkaliberstände an. „Wir legen Wert darauf, als Sportschützenverein bezeichnet zu werden“, sagt der 2. Vorsitzende Volker Flecht sofort. Warum er das so betont? Zu viele setzen Sportschießen nur mit Schützenfesten gleich. „Wir pflegen unsere Tradition. Unser Königsvogelschießen findet in jedem Jahr statt und ist eine tolle Sache“, erklärt Flecht. „Aber wir haben 40 aktive Mitglieder, die in ganz NRW an Meisterschaften teilnehmen.“
Und das erfolgreich. Der derzeit treffsicherste Schütze ist Holger Buchloh. Er zählt zur Mannschaft des Schützenvereins, die in diesem Jahr den Aufstieg in die Landesoberliga schaffte – das ist immerhin die dritthöchste Klasse. Seine Bestmarke in einem Ligawettkampf liegt bei 388 von 400 möglichen Ringen. Außer Buchloh gehörten Bernd Täuber, Volker Flecht, Helmut Ehrkamp und Maximilian F. Schmitz zum Erfolgsaufgebot. Weitere MSV-Erfolge gab es bei Bezirks- und Landesmeisterschaften.
Wer zurzeit den Klub in seinen Broicher Räumlichkeiten besucht, dem wird sofort die Baustelle auffallen. Bis Ende 2005 baut der Verein in Eigenarbeit um. Bisher fielen 4631 Arbeitsstunden an. Nach 27 Jahren gibt es neue Feuer- und Brandschutzbestimmungen. Diese Möglichkeit nutzt der MSV, um die Anlage auf den modernsten Stand der Technik zu bringen. „Wir streben an, aufgrund des Umbaus auch Disziplinen im größeren Kaliber im Pistolenbereich anbieten zu können“, verrät Buchloh. Zudem sollen zukünftig auch einmal größere Meisterschaften beim MSV stattfinden. Geplant ist, dass bei der Ruhrolympiade 2006 der Wettkampf im Sportschießen an der Duisburger Straße steigt.
Ruhrolympiade – das ist doch eine Jugendveranstaltung! Genau, auch beim Sportschießen gibt es Talente. Und auch in diesem Bereich gibt es einige Vorurteile. Flecht versucht zu entkräften: „Wir haben nur ausgebildete Übungsleiter. Zum Training zählen auch mentale Fitness und Lehrgänge. Sportlich betätigen müssen wir uns auch, es gibt Laufgruppen. Und Jugendliche sind nie alleine auf dem Schießstand, es ist immer Fachpersonal dabei.“ Gefährlich seien die Luftdruckwaffen ohnehin nicht. „Sie sind legal im Handel ohne Schein erhältlich.“
Mülheims ältester Sportverein macht mobil für die Zukunft; für die nächsten 167 Jahre. Und wer immer noch Zweifel hat, der sollte an der Duisburger Straße vorbeischauen. „Wir nehmen Interessierte gern auf, führen sie herum und erklären ihnen das Sportschießen“, sagt Flecht. Und der Mann hält, was er verspricht.
Internet: www.msv1837.de

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Sport-Jahrbuch 2005 – Fußball
Das Jahr des VfB Speldorf

4. November 2005, Stadion am Blötter Weg: Das Flutlicht brennt, die Stimmung ist astrein und auf dem Fußballplatz geht es rauf und runter. Der VfB Speldorf bezwingt Union Solingen in einem begeisternden Oberligaspiel mit 3:2 und klettert auf Platz elf. Oberliga: Was für ein Wort! Keine Frage, 2005 war das Jahr des VfB Speldorf. Der VfB ist „in“, Fußball schick. Ein Schnitt von 1000 Zuschauern in der Hinrunde – wann hat das zuletzt ein Mülheimer Sportverein geschafft? Der VfB selbst, aber das ist schon zwanzig Jahre her. Jahrelang fristete der Fußball in Mülheim ein Schattendasein. 2005 hat alles geändert. Und der VfB ist mittlerweile in Mülheims Fußballszene die unumstrittene Nummer eins.
Zu Beginn des Jahres war alles noch ein Strohfeuer. Okay, der VfB stand in der Verbandsliga auf Rang eins, aber noch wollte keiner so recht glauben, dass der Sprung in die Wunschklasse klappen könnte. Trainer Piero Lussu hatte eine Elf geformt, die mit offensivem Fußball begeisterte. Die Konkurrenten VfB Homberg, Rot-Weiß Oberhausen Amateure und SV Straelen strauchelten – und am 22. Mai war es soweit: Vor 1700 Zuschauern bezwangen die Grün-Weißen Fortuna Düsseldorf II mit 2:0. Dabei feierte die Speldorfer Legende Dirk „Mütze“ Roenz mit einem Tor nicht nur einen phänomenalen Abschied, sondern auch die Fans veranstalteten am Blötter Weg eine Riesenparty. Die Gegner hießen nicht mehr nur Sonsbeck, Grevenbroich und Wülfrath, sondern Uerdingen, Velbert – und Solingen.
Seit dem 7. August läuft nun das Projekt „Oberliga“. Und die Euphorie rund um den Blötter Weg ist ungebrochen. Ganz allmählich entwickelt sich das lange Jahre amateurhafte Umfeld der Speldorfer. Der VfB hat eine eigene Internetseite, engagiert inzwischen einen professionellen Sicherheitsdienst, das Ordnungsamt muss vor jedem Heimspiel inzwischen Schilder aufstellen. Vorläufiger Höhepunkt: Der 3:0-Erfolg über den Ex-Bundesligisten KFC Uerdingen am 23. September vor 1600 Fans. Doch noch immer gibt es in Speldorf sehr, sehr viele Baustellen. Die zweite Mannschaft spielt nach wie vor nur in der Kreisliga B. Obwohl sie zur Saison 2005/2006 mit vielen Neuzugängen spielt, krebst sie im Mittelfeld herum. Die Jugendklassen sind beim VfB zwar komplett besetzt, spielen aber nach wie vor in der Stadtliga. Alle anderen Oberligisten sind in der Nachwuchsabteilung besser bestückt.
Wo wird der VfB am 4. November 2006 stehen? Und wo 2010? Und wo 2015? Schon nach ein paar Spieltagen ein der Oberliga holten VfB und Sportdezernent Wilfried Cleven weitergehende Pläne aus der Schublade. Sollte sich der VfB langfristig in der Oberliga etablieren und sogar die Regionalliga anpeilen können, wir die altehrwürdige „Blötte“ zu klein und zu unsicher. Also ist der Bau eines neuen Stadions an der Mintarder Straße mit drei Nebenplätzen sowie eine Zusammenarbeit mit Tuspo Saarn im Gespräch. Ein Mülheimer Großverein mit Profi-Ambitionen? Das ist natürlich Zukunftsmusik, zeigt aber doch, was jahrelang keiner wahrhaben wollte: Der Mülheimer Fußball hat Potenzial.
Doch erst einmal geht es darum, den Klassenerhalt in der Oberliga zu schaffen. Denn nach so vielen Jahren in der Versenkung wäre das für den VfB ein genauso großer Erfolg wie der Aufstieg im Vorjahr.

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Sport-Jahrbuch 2005 – Handball
Von Harz und Handballhelden

... Dieser Text ist die "Maxi"-Version - aus Platzgründen steht er im Sportjahrbuch stark gekürzt...

Handball in Mülheim – ja, das ist so eine Geschichte. Früher, ganz früher, in den Glanzzeiten des RSV, kam kein Handballer Deutschlands an Mülheim vorbei. Mit dem Laufe der Jahre verschwand jedoch die Begeisterung für die zweitpopulärste Mannschaftssportart – mit dem Tiefpunkt vor drei Jahren, als der ranghöchste Klub gerade einmal tief unten in der Sechstklassigkeit (Landesliga) verschwand und nicht einmal mehr vernünftige Hallen zur Verfügung standen.
Schlimmer geht’s nimmer – zwangsläufig ging es 2004 und 2005 bergauf. Doch das rasante Tempo des Handball-Aufschwungs überrascht doch ein wenig. Nach dem Aufstieg der HSG Mülheim in die Verbandsliga (Saison 2003/2004) folgte der HSV Dümpten in der Saison 2004/2005. Damit erreichte der erst vor 13 Jahren aus Dümpten 13 hervorgegangene Verein rund um den rührigen Vorsitzenden Horst Mühlenfeld sein großes Ziel. Doch Mülheim kann nicht nur zwei Verbands-, sondern auch zwei Landesligisten vorweisen. Neben der DJK VfR Saarn (im letzten Jahr 2.) kämpft nun auch die Spielgemeinschaft DJK Styrum 06/DJK Tura 05 Dümpten in der Landesliga um Punkte. Die SG schaffte nach Siegen in zwei dramatischen Aufstiegsspielen gegen den OSC Rheinhausen II den Sprung nach oben.
Wo liegen die Perspektiven des Mülheimer Handballs? Das Jahr 2005 macht Mut! Zum Verbandsliga-Derby, das die Dümptener am 16. Oktober überraschend deutlich mit 36:27 für sich entschieden, kamen 300 Zuschauer in die Halle an der Boverstraße. Noch mehr waren es am 2. Oktober, als die HSG zum Freundschaftsspiel in der RWE Rhein-Ruhr Sporthalle gegen den Spitzenklub und mehrfachen Meister TBV Lemgo bat. Deutschlands Handballhelden wie Volker Zerbe und Daniel Stephan stellten sich an der Ruhr vor 1000 Zuschauern vor und lieferten beim 43:21-Sieg eine perfekte Show. Vier Jugendteams spielen in der höchsten Klasse, der Oberliga. Das zeigt: Das Handball-Interesse der Mülheim ist wieder da.
Doch wohin führt der Weg? In der im Mai beendeten Saison 2004/2005 landete die HSG in der Verbandsliga auf dem zweiten Platz. Lange Zeit konnte sie mit dem Spitzenreiter Neuss mithalten, doch am Ende ging dem Team um Trainer und Ex-Nationalspieler Dirk Rauin die Luft aus. Was deutlich wurde: Langfristig peilt die HSG die Oberliga an. Und in der Oberliga wird – siehe VfB Speldorf – auf einem richtig hohen Niveau gespielt. Die Dümptener sind erst einmal in der Verbandsliga „gestrandet“ und kurzfristig ist auch den Saarnern der Sprung in diese Liga zuzutrauen.
Doch eins könnte dem Erfolg im Weg stehen: Ein Streit zwischen den ranghöchsten Handballklubs und dem Mülheimer Sport-Service (MSS). Es geht um die Benutzung von Harz. Das ist eine Art Kleber. Die Spieler feuchten damit ihre Hände an und können den Ball besser greifen. „Das versaut die Hallen“, sagt der MSS. „Ohne Harz kein Erfolg“ ist die Auffassung von Dirk Rauin und anderen Verantwortlichen der HSG und des HSV. Offiziell ist die Harznutzung verboten, aber der Verband verteilt höchstens Geldstrafen. In Mülheim jedenfalls sind die Fronten verhärtet.
2006 wird ein richtungweisendes Jahr: Gelingt dem MSS und den Klubs ein guter Kompromiss in Sachen Harz? Gelingt es den Vereinen, das zarte Pflänzchen „Zuschauerinteresse“ weiter wachsen zu lassen? Besteht wirklich für die HSG die Chance, kurzfristig die Oberliga anpeilen zu können?
Wer weiß, vielleicht ist es wirklich keine Utopie, dass Handballspiele in Mülheim bald auch ohne Beteiligung des TBV Lemgo 1000 Zuschauer anlocken.

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Sport-Jahrbuch 2005 – Drachenboot
Einmal im Jahr regieren die Drachen

Einmal im Jahr geht es nicht in der Stadthalle rund, sondern davor. Einmal im Jahr sind Stadthalle, Rathaus und Schlossbrücke die Kulisse für ein großes Spektakel. Einmal im Jahr leuchten nachts rote Fackeln am Ruhrufer. Nämlich dann, wenn das „Drachenboot-Festival“ stattfindet – mittlerweile eins der Top-Highlights im Mülheimer Veranstaltungs-Kalender, die von Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld höchstpersönlich eröffnet werden.
Seit wann gibt es Drachenbootrennen eigentlich? 1987 fand das erste in Deutschland statt – im Rahmen zur Kanu-WM. Und seit 1990 gibt es den deutschen Drachenboot-Verband. Die DJK Ruhrwacht sprang sehr schnell auf den Drachenboot-Zug. In diesem Jahr stieg das Festival bereits zum neunten Mal.
Das Mülheimer Drachenboot-Jahr konzentriert sich längst nicht nur auf die zwei Tage im Sommer. Denn die teilnehmenden Mannschaften wollen im Rennen ja auch so gut wie möglich abschneiden. Wer also im Frühling und Frühsommer in der Ruhraue spazieren geht, der darf sich nicht über Trommelschläge und laute Rufe auf dem Wasser wundern. Denn dann ist klar: Es sind wieder Drachenbootler am Werk.
2005 dauerten die Vorbereitungen ein wenig länger. Denn das Festival fand erst am 3. und 4. September statt. Und auch die neunte Auflage wurde ein Erfolg – und diesmal störte auch kein Gewitter, wie noch vor einem Jahr. 146 Mannschaften gingen in 13 verschiedenen Cups auf fünf Bahnen an den Start. Die Zuschauer verlieren angesichts der vielen Rennen schnell den Überblick, aber das Drachenboot-Festival ist die wohl einzige Sportveranstaltung in Mülheim, bei der die Ergebnisse unwichtig sind.
Gründe für den dauernden Erfolg des Festivals gibt es viele: Eine gute Organisation durch die DJK Ruhrwacht, eine zahlreiche Unterstützung durch Sponsoren und nicht zuletzt ein attraktives Rahmenprogramm. Dabei verzichtete Ruhrwacht in diesem Jahr auf Experimente. Auf der Bühne neben der Stadthalle spielten am ersten Abend die Band „Goldener Reiter“ und „Deluxe“ Hits aus den letzten 30 Jahren. Danach leuchteten die roten Fackeln neben der Ruhr und zahlreiche Feuerwerkskörper im Himmel. Prämiert wurde auch diesmal das beste Outfit. Sieger wurden die „Flying Crocodiles“ aus Oberhausen mit ihren Krokodil-Kostümen und Flügel-Mützen.
Die 70.000 Zuschauer und über 1000 Sportler freuten sich auf und über das Traditions-Festival. Schulklassen, Firmen, Sportvereine saßen in den Booten. Kinder sprangen auf den Hüpfburgen herum, die Erwachsenen vergnügten sich am Bierstand und bei einer Grillwurst. Dabei diskutierten sie über die 248 Meter lange Strecke oder über die witzigen Namen der Boote. Wie zum Beispiel „Dampfhammer“, „Lender-Elf“ oder „Ruhr-Haie“.
Einmal im Jahr geht es nicht in der Stadthalle rund, sondern davor. Auch 2006 ist das so. Denn schon im Winter massieren die Hobby-Paddler ihre Arme. Die Rückkehr auf das Wasser, die Rückkehr zu den Drachen, können sie kaum noch erwarten.

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Sport-Jahrbuch 2006 – Fußball
Ein Verein in der Zwickmühle

Wenn etwas ganz Besonderes passiert, dann rufen Fußballfans schnell „So was hat man lang nicht mehr gesehen!“ So war es am 17. September 2006 am Blötter Weg. Dieser Tag wird in die Vereinsgeschichte des VfB Speldorf eingehen. Im Oberliga-Spitzenspiel traf der VfB auf den großen Nachbarn Rot-Weiß Oberhausen. 2700 Zuschauer sahen ein tolles Fußballspiel, das - für RWO glücklich - 1:1 (1:0) endete.
Der VfB hat sich 2006 in vielen Bereichen weiterentwickelt. Nach einer kleinen Krise im Februar gelang in der Saison 2005/2006 letztlich doch souverän der Klassenerhalt in der Oberliga. Daraufhin wurde der Dauerkartenverkauf professionell eingeführt, die Stadionzeitung erscheint seit Beginn der Saison 2006/2007 in einem neuen, schöneren Gewand und der Zuschauerschnitt liegt dank des RWO-Spiels im vierstelligen Bereich. Die Speldorfer Fanszene ist aktiv wie noch nie. Sie stellte im Alleingang ein Buch über Mülheims Fußballgeschichte und ein passendes Rahmenprogramm auf die Beine und lud zum Heimspiel gegen den 1. FC Köln II (29. Oktober) Kinder des St. Josefshauses ein. In jedem Spiel – ob zu Hause oder auswärts – unterstützen die Anhänger ihre Mannschaft lautstark. Und das VfB-Fanforum wird gern gelesen.
Doch bei aller Entwicklung: Es gibt in Speldorf auch noch einige Baustellen. Erstens: Das RWO-Spiel offenbarte die Speldorfer Schwächen im Umfeld. Die Kooperation zwischen Ordnungsdienst und Polizei war nicht optimal. Zweitens: Die Mannschaft ist noch nicht stark genug, um einen einstelligen Platz zu erreichen. In der Rückrunde droht erneut der Abstiegskampf. Drittens: Wo sind die Sponsoren aus der Mülheimer Wirtschaft? Noch immer ist der VfB zu abhängig vom Hauptsponsor Telba aus Düsseldorf. Viertens: Gerade bei Auswärtsspielen sorgen die Fans nicht nur für Stimmung, sondern fallen unter anderem durch Rauchbomben unangenehm auf. Fünftens: Die Stadion-Idee stößt bei Anhängern und Mitgliedern immer noch auf Skepsis. Nachdem die Idee, an der Mintarder Straße eine neue Arena zu bauen, aus finanziellen Gründen und am Veto der Leichtathleten scheiterte, prüft die Stadt nun „Plan B“, nämlich einen Umbau des Ruhrstadions zu einem reinen Fußballstadion ohne Laufbahn und den Ausbau der Sportanlage Saarner Straße zu einem Trainingszentrum mit drei Plätzen. Finanziert würde das durch den Verkauf des Stadions Blötter Weg und der Sportanlage Hochfelder Straße. „Es muss für die Stadt ein Nullsummenspiel werden“, sagt Heinz Moseler, der Werkleiter des Mülheimer Sport-Service (MSS). VfB-Manager Michael Klauß und der Vorsitzende Klaus Wörsdörfer sind Befürworter des Projekts, müssen aber noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Die  „Blötte“ will keiner aufgeben. Der Hauptsponsor hat sein Engagement aber an den Umbau gebunden – er will langfristig in die Regionalliga. Ein Verein in der Zwickmühle.
Für das Jahr 2007 gibt es viele offene Fragen: Schafft der VfB erneut den Klassenerhalt in der Oberliga? Falls „nein“: Wie geht es dann weiter? Ist der Umbau des Ruhrstadions finanzierbar? Wenn „ja“: Was wird aus dem Landesligisten Galatasaray? Nur eins scheint sicher: RWO wird so schnell nicht mehr zum Spitzenspiel an die „Blötte“ kommen. Denn die Kleeblätter sind Aufstiegsfavorit Nummer eins und verloren nur eins der ersten 14 Spiele.

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Sport-Jahrbuch 2006 – Schwimmen
Ein Märchen mit Hauptdarstellerin

Ein Nachmittag im Juni. Draußen scheint die Sonne, in der RWE Rhein-Ruhr Sporthalle, findet die Siegerehrung der Ruhrolympiade statt. Mülheim gewinnt die Mannschaftswertung. Eine Sensation. Doch eine einzelne Person steht im Mittelpunkt. „Lisa! Lisa! Lisa!“ schallt von der Tribüne. Der Preis geht an: Lisa Vitting“, sagt eine Stimme. Sie erhält den mit 2500 Euro dotierten Nachwuchs-Förderpreis.
Mülheims Schwimmer 2006 – das war eine Erfolgsgeschichte. Wieder einmal. Ein Märchen mit einer 15-jährigen Hauptdarstellerin auf lokaler, nationaler und internationaler Bühne. Lisa Vitting: Immer motiviert, immer professionell, immer erfolgreich. „Highlight war, dass wir zum ersten Mal seit Jahren eine Schwimmerin bei einer Jugend-Europameisterschaft hatten“, sagt ihr Trainer Harry Schulz. Auf Mallorca kam Lisa vom 6. bis 9. Juli in zwei Staffeln zum Einsatz. Einmal sogar mit Erfolg: Das 4 x 100-Meter-Freistil-Quartett holte die Silbermedaille. 2007 soll es bei der Jugend-EM in Antwerpen auch zu Einzelmedaillen reichen.
Die Qualifikation für die EM schaffte Lisa bei der Deutschen Meisterschaft in Berlin (20. bis 25. Juni). Die SG-Bilanz: einmal Gold, viermal Silber, siebenmal Bronze. Gold holte? Lisa. Weitere Medaillengewinner waren Kristina Kuhles, Paulina Schmiedel und Daniel Cornelsen. Cornelsen, Star der vergangenen Jahre, hatte es schwer 2006. Oft hatte er mit Krankheiten zu kämpfen, bei ihm wurde Asthma diagnostiziert. Außerdem geht der 17-Jährige allmählich in den Erwachsenen-Kader über. „Er muss den Durchbruch schaffen“, sagt Trainer Schulz.
Die Startgemeinschaft (SG) Mülheim organisierte für die Leistungsgruppe ein Trainingslager in der Sierra Nevada – und die zahlte das zurück. Bei den Frauen purzelten 2006 15 Stadtrekorde – sieben auf der Kurzbahn, acht auf der 50-Meter-Bahn. Elf Bestmarken stellte Lisa Vitting auf, zwei Kristina Kuhles und jeweils eine Maike Kels und Lisa-Marie Gürtler. Die Herren knackten sechs Rekorde – auf der Kurzbahn Felix van der Felden und Daniel Cornelsen und auf der Langbahn Julian Jungbluth (2), Niklas Klusmann und Daniel Cornelsen. Jungbluth – ein Name, den sich Mülheims Sportszene merken sollte. Schulz: „Hinter Cornelsen wächst ein großes Talent heran.“
Erfolge wiesen die Schwimmer in den letzten Jahren genug nach. Und doch kann Harry Schulz nicht nur lachen. In Mülheim wird über ein neues Fußballstadion mit allen Schikanen diskutiert – für die Schwimmer gibt es kein Gehör. „Die denken über ein Stadion nach und vergessen das Nötigste – nämlich genug Wasserflächen“, so Schulz. Damit er nicht nur für die Vereine, sondern auch für die Bevölkerung. Nicht einmal den seit vielen Jahren versprochenen eigenen Kraftraum gibt es. „Der Raum in der RWE Rhein-Ruhr Sporthalle ist zwar nach langer Wartezeit eingerichtet, aber die Geräte sind für uns kaum brauchbar. Außerdem können wir den Raum nicht im gewünschten Umfang nutzen“, sagt Schulz. „Das ist sehr enttäuschend.“ Krafttraining ist in der Entwicklung der Mülheimer Talente inzwischen unerlässlich. Womöglich springt der neu gegründete Förderverein für den Schwimmsport ein.
Noch immer träumt Schulz von einem Kraftraum in den Katakomben des Nordbads oder einer 50-Meter-Bahn. Doch das ist zurzeit eine Utopie. Deshalb droht, dass Lisa Vitting vorerst die letzte Mülheimer Schwimmerin war, die bei der Ruhrolympiade ausgezeichnet wurde.

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Sport-Jahrbuch 2006 – Ruhrolympiade
Mülheim, ein Juni-Märchen

Nein, die Ruhrolympiade in Mülheim hat kein Profi-Filmer mit seiner Kamera begleitet und wird seinen Streifen ins Kino bringen. Aber wie würde ein solcher Film aussehen? Der Titel wäre schon einmal klar: „Mülheim, ein Juni-Märchen“. Die erste Szene ebenfalls: Am 18. Juni stehen Funktionäre und Sportler mitten in der RWE Rhein-Ruhr Sporthalle und lauschen der Bekanntgabe des Endergebnisses der 43. Ruhrolympiade. „Und der Gewinner ist“, sagt eine Stimme, „Mülheim!“ Der Rest geht im Jubel der Zuhörer unter. Gewonnen. Zum ersten Mal.
Nach 14 Jahren Pause bat die Mülheimer Sportjugend unter dem Vorsitz von Ulrich Pütz zur Ruhrolympiade. Viele Tausend Jugendsportler aus 17 Städten kamen während der Weltmeisterschaft vom 10. bis 18. Juni nach Mülheim und testeten ihre Form in 30 Wettkämpfen. Mülheim gewann knapp vor Essen und Dortmund und erreichte im Medaillenspiegel den dritten Platz (15 Gold-, 15 Silber-, 23 Bronzemedaillen). Super!
Doch schnell zurück zur Film-Idee: Wer wären die Hauptdarsteller? Natürlich die Sportler. Zuerst die 15-jährige Schwimmerin Lisa Vitting. Die ersten Einstellungen: Lisa im Südbad, Lisa im Wasser, Lisa mit drei Goldmedaillen um den Hals. Und zum Schluss: Lisa bei der Abschlussfeier mit einem Blumenstrauß in der Hand. Warum? Nach Daniel Cornelsen (2005) erhält zum zweiten Mal ein Mülheimer Talent den Jugendförderpreis. Die Schwimmerinnen Lisa Vitting und Sina Sutter (Essen) und Billardspieler Dominik Büttner (Gelsenkirchen) bekommen jeweils 2000 Euro.
Weiter im Film: Nun geht es schneller. Ein Schnitt nach dem anderen. Zuerst geht es ins Hockey-Waldstadion am Uhlenhorstweg. Die Hockey-Jungen bezwingen Düsseldorf im Endspiel mit 2:1. Dann ab in die Harbecke-Sporthalle. Im Badminton gewinnen Alexander Roovers und Janet Köhler vom 1. BV Mülheim die Einzel-Wettbewerbe. Nächster Schnitt, nächste Halle, diesmal an der Von-der-Tann-Straße. Beim Ringen setzt sich Timo Ates vom KSV Styrum in der 34-kg-Klasse durch. Nun mal an die frische Luft – auf die Reitanlage Neuhaus. Bei den Springreitern dürfen sich Tilo Tucht (Junge Reiter) und Julia Hermesmeyer (Junioren) nun Ruhrgebietsmeister. Noch einmal zurück ins Südbad: Außer Lisa Vitting stehen auch Janna Buschmann (sogar zweimal!), Daniel Cornelsen, Maike Kels, Julian Jungbluth, Niklas Klusmann sowie die 4x50-Meter-Rücken- und 4x50-Meter-Brust-Staffel auf dem Treppchen ganz oben. Im Hintergrund läuft stets die Melodie von „We are the champions“.
Doch nicht nur die Mülheimer Erfolge verdienen eine Erwähnung im fiktiven Olympiaden-Film. Aufgrund der WM kommen zwar weniger Zuschauer als erwartet, die Organisation ist aber perfekt. An der Jahnstraße drehen die Radfahrer ihre Runde, auf dem Rasenplatz an der Mintarder Straße fliegen die Fußbälle. Wie in einem Märchen.
Die Ruhrolympiade hat gezeigt, dass die breite Öffentlichkeit zwei Vorurteile revidieren muss. Die Mülheimer Sportjugend schneidet im Vergleich zu den großen Nachbarn eben doch nicht so schlecht ab. Im Hockey ist sie seit Jahrzehnten führend, im Schwimmen hat sie zu den großen Leistungszentren in Essen und Dortmund aufgeschlossen. Im Badminton und Pferdesport muss sich Mülheim ebenfalls nicht verstecken – und in allen anderen Sportarten holt die Jugend auf. Die Sportstätten der Stadt sind doch konkurrenzfähig. Bei so manchem auswärtigen Funktionär kam sogar Neid auf. Wenn es eng wird, halten die Mülheimer zusammen – es gab keine Pannen.
Mülheim und die Ruhrolympiade 2006 – oscarverdächtig.

Ergebnis
1. Mülheim 319, 2. Essen 315, 3. Dortmund 310, 4. Kreis Recklinghausen, 5. Bochum 277, 6. Kreis Unna 275, 7. Duisburg 271, 8. Oberhausen 250, 9. Ennepe-Ruhr-Kreis 241, 10. Hagen 238, 11. Herne 234, 12. Gelsenkirchen 230, 13. Düsseldorf 219, 14. Kreis Wesel 198, 15. Bottrop 170, 16. Aachen 93, 17. Hamm 83

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Diese Seite wurde erstellt am 22.12.2006
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