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Im Januar 2001 bimmelte mein Handy, als ich die Ampel an der Bülowstraße in Mülheim-Broich überquerte, einen Blick in die Kneipe „Quelle“ riskierte und Wirt Uli („Einmal Pils/Wacholder bring am Tisch!“) bei der Arbeit zuschaute. Am anderen Ende: Bernd Sprenger, Inhaber+Besitzer+Chef des gleichnamigen Medienservice. Er produziert viermal im Jahr das „Mülheimer Sportmagazin“, das 10.000-fach im Stadtgebiet ausliegt (Baumärkte, Sporthallen, Tankstellen, Pommesbuden, Sport-Fachgeschäfte) sowie das „Sport-Jahrbuch“. Für das Magazin suchte er einen verantwortlichen Redakteur, für das Jahrbuch einen Mitarbeiter – und die Wahl fiel auf mich. Auf dieser Seite nun findet Ihr eine Auswahl meiner Artikel aus dem Jahrbuch 2002 (nämlich – allerdings die nicht (!) Korrektur gelesenen Varianten – entschuldigt daher einige Wiederholungs- sowie Rechtschreibungs- und Grammatikfehler. Ich hoffe, Ihr habt beim Lesen genauso viel Spaß wie ich (zumeist) beim Schreiben!
Wer auf das Mülheimer
Sportjahr 2001 zurückblickt, findet nur wenig Jubel, Trubel und Heiterkeit.
Es waren trostlose zwölf Monate. Der Hockey-Rekordmeister HTC Uhlenhorst
stieg in die 2. Bundesliga ab, im Tennis musste sich der Kahlenberger HTC
nach zwei Jahren von der Erstklassigkeit verabschieden. Noch nicht lange
ist es her, als sich der BC Ringfrei (Boxen), der 1. BV Mülheim (Badminton),
der Post SV (Tischtennis) und die Hot Socks (Squash) aus der Eliteklasse
ihrer Sportarten zurückzogen. Der Mülheimer Sport liegt am Boden.
Während die Nachbarstädte durchweg Profisport mit Attraktivitätsgarantie
anbieten können, ist Mülheim lediglich in den Randsportarten
Bogenschießen, Unterwasser-Rugby und Darts erstklassig und kann nur
im Rudern und Drachenboot einige Erfolge aufweisen.
Doch woran liegt das?
Deutlicher als in der Umgebung
zeigt sich in Mülheim der Hang zu „Events“. Es gibt zweifelsohne viele
finanzkräftige Unternehmen, doch bevor diese einzelne Klubs fördern,
nutzen sie die Werbekraft einer Großveranstaltung. Es gibt den Tengelmann-Lauf,
den RWW-Ruhrauenlauf, den Wissoll-Tag des Jugendfußballs, den medl-Cup
im Tennis, den EASY-Halbmarathon. Andere Firmen wie Aldi interessieren
sich gar nicht für den Sport in Mülheim. Keine Frage – diese
Ein-Tages-Veranstaltungen sind wichtig für den Sport-Terminkalender.
Aber worum geht es den Firmen? Um den Sport? Oder um die Publicity?
Mülheimer Vereine haben
es schwer. „Dicke“ Sponsoren zu finden, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit,
wie die Anfang genannten Klubs BC Ringfrei (Boxen), 1. BV Mülheim
(Badminton), Post SV (Tischtennis) und Hot Socks (Squash) erfahren mussten.
Der Geld fehlte, der Rückzug aus Liga eins war die Konsequenz. Der
Tennisklub Kahlenberger HTC wollte daraus lernen und legte ein Konzept
vor, welches eine Sportmarketing-Agentur am Reißbrett nicht besser
hätte entwerfen können. Teamchef Uwe Schumann und seine Mitarbeiter
wurden hoch gelobt, aber kaum unterstützt. Eine qualvolle Suche nach
Kleinsponsoren begann. Die zehrte an der Kraft, an den Nerven und am Ende
hatte der KHTC trotz aller Mühe und des prall gefülltesten VIP-Zelts
den kleinsten Etat der Bundesliga. Der Abstieg – keine Überraschung.
Doch die Sport-Misere allein
der Wirtschaft in die Schuhe zu schieben, ist zu einfach.
Für die Jugendlichen
wurde im Vorjahr im Rhein-Ruhr-Zentrum die „Skate Galaxy“ eröffnet.
Die Kinder strömten, doch eine finanzielle Fehlplanung führte
zur schnellen Schließung. Apropos Fehlplanung: Der HTC Uhlenhorst
bekam im September 2001 seine Quittung für jahrelang versäumte
Hausaufgaben. Dass die Spieler der Jahrhundert-Mannschaft aus den frühen
„90ern“ aufhören würden, war seit Jahren bekannt. Doch für
Ersatz wurde nicht gesorgt.
Auch die Stadt trug zur
Misere bei: Durch die vorübergehende Schließung der Ruhr-Sporthalle
(obwohl die Mängel seit Jahren bekannt sind) sowie von den Hallen
an der Von-der-Tann-Straße, Oberstraße, Südstraße
und der Mintarder Straße kam es zu erheblichen Engpässen bei
den Vereinen und im Schulsport. Die zuschaueranziehendste Veranstaltung
im Sportjahr – die Hallenfußball-Stadtmeisterschaft – musste abgesagt
werden.
Wer es sich ganz einfach
macht, behauptet: „Mülheim ist keine Sportstadt“. Das ist ein billiges
Argument. Die Hälfte der Einwohner Mülheims sind in Sportvereinen
oder Fitnesskursen aktiv, Tausende pilgern Woche für Woche in die
Fußball-, Eishockey- und Handball-Arenen des Ruhrgebiets. Mülheim
soll keine Sportstadt sein?
Nicht in allen Sportarten
zeigt die Kurve nach unten. Es gibt auch positive Ansätze, und das
ausgerechnet im Fußball. Seit den Zweitligazeiten des 1. FC Mülheim
zwischen 1974 und 1976 sind die Kicker das Stiefkind des Lokalsports, nun
stiegen die Verbandsligaklubs VfB Speldorf und Union 09 Mülheim zu
den Hoffnungsträgern auf. Beide Vereine haben dank des vorbildlichen
Einsatzes ihrer Vorstände ihre Platzanlagen renoviert und Stadion-Schmuckkästchen
gebaut. Beide Mannschaften stehen in der Tabelle im oberen Drittel. Der
Weg in die viertklassige Oberliga erscheint nicht mehr weit. Kein anderer
Sportverein Mülheims hat so einen hohen Zuschauerschnitt wie der VfB.
Es wird Zeit, dass die Suche
nach Argumenten für die Niedergang aufhört. Dass keine Fragen
mehr gestellt, sondern Antworten gegeben werden. Wenn die Wirtschaft stärker
in die eigene Tasche greift, auch einmal einzelne Klubs und nicht nur Veranstaltungen
mit großen Summen fördert; wenn die Vereinsvorstände regelmäßig
ihre Hausaufgaben gut erledigen und wenn die Sportfans bemerken, dass nicht
nur in den übrigen Ruhrgebietsstädten hochklassiger Sport geboten
wird, dann lässt sich auf die Frage „Quo vadis, Mülheimer Sport?“
eine positive Antwort finden.
Doch bis dahin ist es ein
weiter Weg. Noch liegt der Patient „Mülheimer Sport“ auf der Intensivstation.
Der Kalender zeigte den 18.
November. Viele Fußball-Fans in Mülheim hatten dieses Datum
rot umrandet und mit dem Stichwort „Lokalderby“ versehen. An der Südstraße
traf in der Verbandsliga der TuS Union 09 auf den VfB Speldorf – und nicht
nur Union- und Speldorf-Fans zählten zu den 1200 Besuchern. Auch viele
Besucher, die in ihren Geldbörsen Dauerkarten von anderen Ruhrgebietsklubs
horten, wagten einen Ausflug in die lokale Fußballwelt. Selten passte
die Metapher „es trafen sich Hinz und Kunz“ besser.
Das Spiel kann als Symbol
für den Aufschwung des Mülheimer Fußballs gelten. Vorbei
sind die Zeiten, in denen die Kicker an der Ruhr nur am Rand interessierten.
In Zeiten sportlicher Tristesse rückt die runde Kugel in den Mittelpunkt.
In Mülheim sind dafür vor allem zwei Vereine verantwortlich –
eben Union und Speldorf. Beide bauten für viel Geld ihre Stadien um,
installierten überdachte Tribünen. Beide Klubs bewegen sich im
oberen Drittel der fünftklassigen Verbandsliga, und verzeichnen aufsteigende
Zuschauerzahlen. Die Nase vorn hat noch der VfB, der nicht nur das Lokalderby
mit 3:2 gewann, sondern im Jahr 2000/2001 vor dem Konkurrenten stand. Die
Grün-Weißen landeten auf Rang drei, die „09er“ fünf Plätze
dahinter.
Doch nicht nur Speldorf
und Union sorgen für Furore. Zu denken ist auch an den Landesligisten
Vatan Spor, die Bezirksligisten MSV 07 und Blau-Weiß Mintard und
den A-Kreisligisten Tuspo Saarn. Die „07er“ waren im Jahr 2001 die „Fußball-Aufsteiger
des Jahres“. Von 30 Kreisliga-A-Spielen verloren sie nur eins. Ein ähnlicher
Durchmarsch könnte nun den Saarnern gelingen, die in der Hinrunde
der laufenden Saison das Tempo in der Kreisliga A bestimmten.
„Echte“ Typen sind rar geworden
im Mülheimer Sport: Hockey-Star Carsten Fischer, die Dressur-„Königin“
Nicole Uphoff oder der Ruderer Mark Kleinschmidt – diese Sportler waren
nicht nur Insidern bekannt. Heute zählen einige erfolgreiche Kicker
zu den beliebtesten Aktiven. Michael Klauß von Union 09 zum Beispiel
oder Dirk Roenz vom VfB Speldorf. Doch nicht nur die beiden sind Stars.
Zu den stillen lokalen Fußball-Helden zählt zum Beispiel Reiner
Seven, 41-jähriger Libero des Bezirksligisten MSV 07 und unumstrittenes
Vorbild am Waldschlösschen. Wenn er zum Freistoß antritt, dann
zittern Pfosten und Latte des Gegners von allein. All das zeigt: Es gibt
wieder Typen und Visionen.
Die Mülheimer Fußballer
hoffen, dass der Aufschwung nicht von kurzer Dauer ist, sondern noch ein
wenig anhält. Vielleicht spült die Euphoriewelle bald eine Mannschaft
in die Oberliga. Nach einer langen Durststrecke wäre es mal wieder
Zeit. Dann würden viele der 1200 Zuschauer, die im November das Lokalderby
sahen, häufiger zum Lokalfußball kommen. Ganz bestimmt!
Wer an Mexiko denkt, verbindet
damit Sonne, Südamerika, Mexiko City, Guadalajara, vielleicht die
Fußball-Weltmeisterschaft 1986. Für Katharina Lörks von
der DJK VfR Saarn kam Ende Juli eine weitere Assoziation hinzu: Die 6.
Jugend-Weltmeisterschaft im Flossenschwimmen fand in Mexiko statt – und
Katharina war dabei.
Für die WM qualifizierte
sich die zweifache Jugendsportlerin des Jahres im Juni bei der Deutschen
Meisterschaft im Flossen- und Synchronschwimmen in Leipzig. Dort erreichte
sie über 1.500 Meter in 15:29,26 Minuten als vierte das Ziel. Die
Weltmeisterschaft wurde im Alberca Olympica, dem olympischen Schwimmbad
in Aguascalientes auf der Hochebene in Mexiko (1750 Meter hoch) ausgetragen.
Über die 800-Meter-Distanz landete die 15-Jährige mit der Monoflosse
auf Rang neun, über die 1.500-m-Strecke auf Platz acht.
Bei einer zweiten Weltmeisterschaft
in Ravenna/Italien – der 8. WM im Freigewässer – war Katharina Mitte
September am Start. Über die 6-km-Distanz erreichte sie nach 1:09:50
Stunden auf Platz 22 das Ziel. Sie zählte zu den jüngsten Starterinnen
im Feld.
Auch am 11. und 12. August
war Katharina mit ihren Vereinskameraden unterwegs: Gemeinsam mit Trainer
Leo Runge reiste eine Saarner Delegation zu den Deutschen Langstrecken-Meisterschaften
im Flossenschwimmen im Kleinsaubernitz in der Nähe von Bautzen. Katharina
Lörks war mit der Monoflosse über die 4.000-m-Strecke nicht zu
besiegen. Sie erreichte nach 41:28 Minuten das Ziel und hatte damit sogar
eine neue persönliche Bestzeit aufgestellt.
Seit 13 Jahren wird bei
der DJK VfR Saarn die Sportart „Flossenschwimmen“ angeboten. Zur Erklärung:
Das Flossenschwimmen unterscheidet sich von den übrigen Arten der
Fortbewegung im Wasser durch ein Detail: Der Schwimmer ist mit einer breiten
Flosse für beide Füße ausgestattet, der sogenannten Monoflosse.
Mit delphinähnlichen Bewegungen schlängelt er sich durch das
Wasser.
Auch 2002 werden die Saarner
Delphine wieder zu Turnieren quer durch Deutschland reisen. Und erneut
bringen sie viele Pokale mit nach Hause. Wetten dass?
Es war Samstag, der 11. August.
An einem strahlenden Sommertag hatten 8.000 Zuschauer den Weg zur Duisburger
Regattastrecke gefunden. Sie wollten bei der Junioren-Weltmeisterschaft
im Rudern einfach nur einen schönen Nachmittag verleben. Vier Mülheimer
waren wesentlich nervöser. Im Vierer mit Steuermann Stephan Boer standen
Jan-Ole Gehrmann, Philipp Nörtershäuser, Tobias Casper sowie
der Krefelder Jochen Urban im Finale. Eine Medaille sei drin, mutmaßten
die Favoriten. Im Vorjahr hatte das Boot im kroatischen Zagreb die Silbermedaille
gewonnen.
500 Meter nach dem Startschuss
tobte die Tribüne erstmals: „Deutschland ist Erster“, trompetete Streckensprecher
Boris Orlowski. Doch noch anderthalb kraftraubende Kilometer lagen vor
dem Quintett. Kurz vor der 1-km-Marke schrumpfte der Vorsprung vor den
Booten aus Rumänien und Großbritannien. Eine Entscheidung wollte
nicht fallen, doch es reichte! Deutschland holte „Gold“, mit vierfacher
Beteiligung der Rennrudergemeinschaft Mülheim (RRGM).
Dies war natürlich
der Höhepunkt in diesem Ruder-Jahr. Nicht nur die vier Aktiven, sondern
auch Trainerin Sabine Tschäge freute sich diebisch über den Erfolg.
Täglich hatte sie ihre Freizeit geopfert, um den Gold-Vierer zu formen.
Als fünfter Mülheimer
bei der Weltmeisterschaft war Marc Messina dabei. Er verpasste mit dem
Achter allerdings auf Rang vier knapp eine Medaille.
Doch außer der Junioren-WM
gab es noch weitere Höhepunkte: RRGM-Steuermann Felix Erdmann zum
Beispiel fuhr zur Weltmeisterschaft nach Luzern (Schweiz). Allerdings verpasste
er mit dem „Vierer mit“ den Endlauf und musste sich mit Rang sieben begnügen.
Bei den NRW-Meisterschaften
in Krefeld gewann die RRGM Mitte September zum dritten Mal hintereinander
die Vereinswertung. Auf dem Elfrather See eroberten die Mülheimer
sechs Titel.
So hatte auch das „Ruderjahr
eins nach Mark Kleinschmidt“ viele Highlights. Vor der Zukunft müssen
die Mülheimer Ruderer wirklich keine Angst haben.
Wie einsam ist es derzeit
rund um den Jahreswechsel in der Ruhr-Sporthalle. Eigentlich ist die Zeit
reif für die neue Hallenfußball-Stadtmeisterschaft; doch kein
Auto steht auf dem Parkplatz. Wie einsam ist es an Sonntagen in der Ruhr-Sporthalle.
Keine Handballer, keine Basketballer, keine Tischtennisspieler kämpfen
um Punkte und Tore für die Meisterschaft. Das ist schon seit Mitte
2001 so.
Mülheims größte
Sporthalle existiert bald nicht mehr. Aus verschiedensten Gründen
darf sie zurzeit nur noch von 100 Personen gleichzeitig betreten werden,
die Sicherheitsvorkehrungen und technischen Feinheiten entsprechen schon
lange nicht mehr dem modernen Standard. Daher wird sie demnächst dem
Erdboden gleichgemacht.
Eine Zwickmühle: Das
Stadt-Säckel ist leer, aber Mülheims Sportler lechzen nach einer
Halle. Eine interfraktionelle Arbeitsgruppe bildete sich, diskutierte,
beauftragte eine Planungsgruppe. Nach monatelanger Arbeit entstand dann
im Frühsommer das Werk. 2300 Plätze soll die neue Vierfach-Sporthalle
haben. Es ist vorgesehen, dass nicht nur Sport- sondern auch kulturelle
Veranstaltung dort stattfinden. „Die neue Halle ist aus meiner Sicht sportfachlich
ideal, aber nicht nur für den Sport gemacht“, lobt Heinz Moseler,
Werkleiter des Mülheimer SportService (MSS) das Projekt.
Doch im Mittelpunkt stand
nicht nur die Ruhr-Sporthalle. Zahlreiche weitere Hallen mussten kurzzeitig
renoviert werden.
In der Übersicht waren
das folgende:
- Sporthalle Von-der-Tann-Straße:
Von Januar bis September wurde ein Schaden an der Heizungs- und Lüftungsanlage
behoben.
- Sporthalle Lehnerstraße:
Im Winter 2001/2002 musste das defekte Dach repariert werden.
- Sporthalle Südstraße:
Die Badminton-Halle wurde ein Jahr lang generalüberholt und im Januar
mit dem MSB-Empfang eingeweiht.
- Sporthalle Mintarder Straße:
Das Gebäude zwischen der KHTC-Anlage und den Sportplätzen wird
abgerissen und bis 2004 durch eine Vierfach-Halle mit 500 Zuschauerplätzen
ersetzt.
Für die Mülheimer
Vereine heißt das Motto daher „auf die Zähne beißen“ und
„Einschränkungen in Kauf nehmen“. Die Hallen-Misere ist noch nicht
vorbei. Im Gegenteil: Die Klubs befinden sich gerade mitten in der Talsohle.
Der weite Weg hindurch dauert noch zwei Jahre. Bis dahin sind Trainingszeiten
rar gesät, und die Anwurf- und Anstoßzeiten der Spiele werden
zu teilweise unmöglichen Zeiten stattfinden.
Anfang 2005 ist es dann
soweit: Zwei neue Hallen eröffnen, nämlich die Ruhr-Sporthalle
und die Halle an der Mintarder Straße. Dann gehört die „Hallen-Misere“
der Geschichte an und die Vereine werden für eine dann lang andauernde
Durststrecke entschädigt. Erste Veranstaltung in der neuen Großhalle
soll die Hallenfußball-Stadtmeisterschaft 2004/2005 sein – und somit
schließt sich der Kreis.
Ruhr-Sporthalle – Daten
und Fakten:
Der Entwurf der Planungsgruppe
Hürth sieht eine Vierfach-Sporthalle mit elektrisch gesteuerten Teleskop-Tribünen
mit bis zu 2000 Sitz- und 300 Stehplätzen auf der Hallenebene vor.
Die Hallenfläche mit dem Mehrzweck-Schwingboden wird also rundum von
den Zuschauerplätzen eingeschlossen. Weiterhin geplant sind Regie-
und VIP-Räume, ein verglaster Eingangsbereich, drei zusätzliche
Mehrzweckräume und ein begrüntes Dach. Baubeginn soll der 1.
Juli 2003 sein.
Sind wir doch mal ehrlich:
Der Schachsport fristet in Deutschland ein Schattendasein. Und so mancher
Sportfreak rümpft schon die Nase, wenn das Wort „Schach“ mit „Sport“
in Verbindung gebracht wird. Auch in Mülheim war das so, und auch
in Mülheim zogen die Schachvereine um den SV Nord gegen diese Skeptiker
ins Feld. Seit dem 29. Juni haben sie ein dickes Argument auf ihrer Seite:
Neben dem Südbad entstand Deutschlands modernstes Schach-Zentrum,
und dort kann sich jeder selbst davon überzeugen, dass Schach ein
Sport ist.
Für Heinz Schmitz ging
ein Traum in Erfüllung. 71 Jahre musste der Vorsitzende des SV Nord
werden, bis seine Visionen zur Wahrheit wurden. Doch die Entstehung des
Zentrums war ein langer, langer Weg. Es begann mit der Nachricht, dass
der SV Nord die bisher genutzten Räumlichkeiten in einer Altentagesstätte
an der Aktienstraße räumen musste und auf der Suche nach einer
neuen Bleibe war. Der Mülheimer SportService (MSS) schließlich
führte Schmitz und dem SV zu einem Gebäude neben dem Südbad.
„Es war in einem grauenhaften Zustand und wir mussten alle eine Nacht drüber
schlafen“, erinnert sich Schmitz zu gut an einen grauen Wintermorgen im
Februar. Doch letztendlich sagte der SV „Ja“ und begann umgehend mit den
Bauarbeiten. Pläne wurden gezeichnet und Arbeiter gesucht. Die fanden
sich fix: Insgesamt 39 Personen aus dem Umfeld des SV Nord verbauten insgesamt
350.000 Mark (die durch Eigenmittel und Spenden zusammengesammelt wurden)
in 4600 Arbeitsstunden. Fast rund um die Uhr werkelten die Nordler, um
am 29. Juni die Eröffnung feiern zu können. Dort wurde das riesige
Engagement der Mitglieder allseits gelobt.
Zurecht! „Das Zentrum hat
für Deutschlands Schachsport eine ähnliche Bedeutung wie die
Arena AufSchalke für die Fußball-Fans“, meint beispielsweise
Wolfgang Kölnberger, Präsident des Schachverbands Ruhrgebiet.
Der Grund: Erstmals sitzen die Spieler in schalldichten Räumen und
bekommen vom Trubel außerhalb des Bretts nichts mit. Die Spiele werden
live auf Bildschirme im Vorraum und ins Internet übertragen. Dort
stehen dann Schach-Experten zur Verfügung und erläutern den Spielverlauf.
An diesem Punkt scheiterte es bislang, denn laut diskutieren war in den
Sälen verboten.
Nun ist es möglich,
und genau das war der Traum des Heinz Schmitz. Bei der ersten großen
Veranstaltung, der NRW-Meisterschaft im Oktober, kamen direkt einige Zuschauer
zur Südstraße. Und für die Zweitligaspiele des SV Nord
darf Schmitz auch mit einigen Besuchern kalkulieren. Von denen werden bestimmt
viele ihre Meinung revidieren. Schach ist sehr wohl ein (Denk-)Sport. Ein
achtstündiges Marathonmatch kann so anstrengend sein wie ein 10.000-Meter-Lauf.
Wer kann sich schon acht Stunden konzentrieren? Jeder Schachspieler sollte
körperlich top-fit sein, kann sich zudem taktisch auf seine Gegner
einstellen – wie in jedem anderen Sport auch. Überzeugt?
Jede Stadt des Ruhrgebiets
hat ihre Eigenarten. Auch Mülheim. Eine davon ist sicherlich das Drachenboot-Festival,
das im Sommer Tausende von Zuschauern an die Ruhr zieht. So war es auch
am 13. und 14. Juli 2002. Insgesamt 80.000 Zuschauer an den beiden Tagen
schätzte die Polizei – und sie übertrieb nicht.
Zum sechsten Mal organisierte
die DJK Ruhrwacht das Spektakel. Auch diesmal hatten sich die Crew um den
Vorsitzenden Hans Kroggel zwei ganz besondere Leckerbissen einfallen lassen.
Zum einen trat erstmals eine Drachenboot-Mannschaft gegen ein Boot der
„Weißen Flotte“ an. Zum anderen versuchte eine DJK-Auswahl, ein 70-Tonnen-Schiff
über die 250-Meter-Strecke flussaufwärts zu ziehen. Tatsächlich
schafften die Sportler auch 70 Meter. Während dieses Versuchs schaltete
sogar die „Lokalzeit Ruhr“ des WDR-Fernsehens zweimal live zu – Mülheim
im Mittelpunkt des Ruhrgebiets.
Auch in diesem Jahr nutzten
zahlreiche Firmen das Drachenboot-Festival zu einem Sommerfest, zumal es
am letzten Wochenende vor dem Beginn der Sommerferien stattfand. Kaum eine
Betriebssportgruppe hat noch keine eigene Drachenboot-Abteilung.
Doch bei allem Rahmenprogramm:
Eigentlich ist das Drachenboot-Festival eine Sportveranstaltung. 137 Mannschaften
kämpften in 85 Rennen um den Sieg. Die schnellste Zeit paddelte das
Team des „Druck und Kopier-Centers“, das nach 1:06,4 Minuten die 250 Meter
bewältigt hatte. Auch die Parteien trugen ihr eigenes Prominentenrennen
aus; dabei saßen Oberbürgermeister Baganz (CDU) sowie Bundestags-
und Landtagsabgeordnete in den Booten. Am Ende siegte die FDP – bei der
Bundestagswahl zwei Monate später konnte sie diesen Trend indes nicht
bestätigen...
Ein Sport-Jahrbuch hat die
Aufgabe, die Ereignisse einer Stadt in dem jeweiligen Jahr darzustellen,
sie zu bündeln, über sie zu berichten. Doch in Ausnahmesituationen
ist es notwendig, einen Kommentar vor die vielen kleinen Artikel zu setzen.
Und der Mülheimer Sport befindet sich zweifelsohne in einer Notlage.
„Quo vadis Mülheimer
Sport?“, fragten wir vor zwei Jahren an dieser Stelle. Die Antwort war
im Dezember 2001 nicht positiv: Schon vor zwei Jahren steckte der Mülheimer
Sport in seiner dicksten Krise. Immer weniger Zuschauer, immer weniger
Sponsoren, immer weniger Spitzensport. Tiefer geht’s nicht mehr, orakelten
die Experten dieser Stadt damals – doch sie täuschten sich. Es kam
noch schlimmer, denn das Jahr 2003 war das schwärzeste in der Mülheimer
Sport-Geschichte.
Welche Vereine, welche Sportarten
brachten Mülheim in den letzten zwei Jahren in Deutschland noch ins
Gespräch? Da wäre zum einen natürlich Hockey. Der HTC Uhlenhorst
spielt inzwischen aber nur noch in der 2. Bundesliga. Weltmeister Timo
Weß verließ den Klub im März in Richtung Krefeld. Da wäre
zudem noch der Kahlenberger HTC, vor zwei Jahren noch Tennis-Bundesligist.
Und nun? Der KHTC zog seine Mannschaft im September sogar aus der 2. Bundesliga
zurück – finanzielle Gründe. Teamchef Uwe Schumann hatte die
Nase voll vom Desinteresse der Zuschauer und der Wirtschaft. Und was ist
mit der Raffelberger Galopprennbahn? Der dort ansässige Rennverein
galoppierte mit Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld im Sattel
nur knapp dem Pleitegeier davon. Der Preis für diesen „Sieg“: Die
beiden attraktivsten Rennen „Preis der Diana“ und „Preis der Winterkönigin“
mussten im September verkauft werden.
Negativschlagzeilen soweit
das Auge reicht. Auch im kleinen: „Wenigstens im Bogenschießen sind
wir gut“, lautete stets eine Frotzelei von Mülheimern am Stammtisch.
Doch nicht einmal das stimmt mehr: Die Bogenschützen des MASA BSC
stiegen in die 2. Bundesliga ab. Bleibt noch der Fußballklub VfB
Speldorf, der als einziger die Massen anzog, und endlich den Schritt aus
der Verbandsliga in die Oberliga schaffen wollte. Doch trotz des hohen
Etats dümpelt der VfB im Mittelfeld der Fünftklassigkeit herum
und verspielt derzeit sein gutes Image.
Die Ursachen für das
allgemeine Desaster? Wie schon 2001: Zu wenig Zuschauer, zu wenig Sponsoren,
zu wenig Sportbegeisterung in der Stadt. „Die Fans fahren lieber nach Duisburg,
Oberhausen, Bochum, Gelsenkirchen oder Dortmund“, heißt es.
Woran lässt sich messen,
wie sportbegeistert eine Stadt ist? Daran, wie viele Breitensportler in
den Vereinen Mitglied sind? Dann würde Mülheim zumindest als
„sportinteressiert“ gelten. Denn bei aller Kritik: Es gibt immer noch Tausende
von ehrenamtlichen Helfern, die sich Woche für Woche in den Vereinen
um das Wohl ihrer Mitglieder bemühen, die Jugendliche von der Straße
holen. Das kann gar nicht oft genug gewürdigt werden. Lässt sich
die Sportbegeisterung einer Stadt aber an der Zahl der erstklassigen Klubs
in nationalen Ligen messen, dann heißt es: „Gute Nacht Mülheim“.
Wie lautet nun die Antwort?
Die Mischung macht’s. Das
eine geht nicht ohne das andere. Wenn wieder mehr Vereine und mehr Einzelsportler
durch Spitzenleistungen auf sich aufmerksam machen, ist die Zahl der Breitensportler
automatisch größer. Und dann fahren viele Fans nicht mehr in
die Nachbarstädte, sondern bleiben vor der eigenen Haustür; dann
investieren Sponsoren mehr Geld in die lokale Sportszene. Mülheim
ist eine 170.000-Einwohner-Stadt, und hat das Potenzial zu einer sportbegeisterten
Stadt! Es wirkt, als ob nur noch ein Wecker klingeln müsste, der den
schlafenden Riesen weckt.
Bislang verlieh die Vielfalt
dem Mülheimer Sport besondere Attraktivität: Zum Beispiel Familienvergnügen
auf der Galopprennbahn am Raffelberg; Weltklasse-Hockey im schönen
Waldstadion im Uhlenhorst; Boxen, Badminton und Tischtennis in der großen
Ruhr-Sporthalle und Fußball am Blötter Weg, der Südstraße
und im Ruhrstadion. Keine Olympiade verging ohne einen Teilnehmer aus Mülheim.
Fast alles hat der Mülheimer Sport in den letzten Jahren eingebüßt.
Nur noch die großen Events wie der Ruhrauenlauf, der Tengelmann-Lauf
und das Drachenboot-Festival sind Renner, und nur noch der Squash-Erstligist
SC Courtwiesel hält die Fahne des Spitzensports hoch.
Das Jahr 2004 ist eine große
Chance. Der Rennverein am Raffelberg ist – so scheint es – dem Tod von
der Schüppe gesprungen. Ein gutes Signal. Ab Herbst 2004 dürften
zudem die Ruhr-Sporthalle und die Halle an der Mintarder Straße fertig
sein, dann könnten wieder große Sport-Wettkämpfe in Mülheim
stattfinden. Zudem gehört dann der Hallen-Notstand der Vergangenheit
an – dann brauchen gerade die kleinen Vereine nicht länger fluchen.
Im Juni könnte der HTC Uhlenhorst den Wiederaufstieg in die Feldhockey-Bundesliga
schaffen. Zudem wurden die A- und B-Junioren der Uhlen deutscher Meister
– da wächst was. Das sind nur ein paar kleine Beispiele.
Die nächsten zwölf
Monate könnten ein großer Schritt aus der Misere werden. Es
gibt wieder berechtigte Hoffnungen auf ein bisschen mehr Spitzensport an
der Ruhr. Aber das klappt nur, wenn alle an dem berühmten gleichen
Strang ziehen. Wenn sich die Mitglieder nicht nur auf ihre Sportart beschränken,
sondern auch mal über den Tellerrand blicken. Wenn Sportvereine nicht
nur nebeneinander existieren, sondern zusammenarbeiten. Dann hat der Mülheimer
Sport wieder eine Chance und eine gute Zukunft.
Was wurde sie gelobt im Jahr
2002, die Mülheimer Fußballszene. „Es geht bergauf“, „Goldene
Zeiten warten“ – die Schlagzeilen klangen wie mögliche Kommentare
zu einem Wirtschaftsaufschwung. Und Gründe dafür gab es genug:
Die Jugendarbeit der Vereine war gut, und der VfB Speldorf peilte mit einem
starken Kader die Oberliga an.
Und was ist jetzt? Zwölf
Monate später?
In einer solch kurzen Zeit
haben die Mülheimer Fußballklubs die eigentlich guten Perspektiven
frontal vor die Wand gelenkt.
Bedenklich ist die Entwicklung
bei den ranghöchsten Vereinen, vor allem beim VfB Speldorf. Zugegeben,
im letzten Jahr entfachte der VfB eine Euphorie in Mülheim, lockte
im Schnitt über 500 Zuschauer zu Verbandsligaspielen zum Blötter
Weg, doch dann? Mit unnötigen Niederlagen im Mai 2003 verspielte der
VfB erst den Aufstieg, und mit ganz schwachen Leistungen in der Hinrunde
der laufenden Saison auch noch den Respekt der Fans. Nun dümpeln die
Grün-Weißen im Nirgendwo der Tabelle herum, die Schuld wird
fleißig zwischen Spielern, Trainern und Vorstand hin- und hergeschoben.
Schuld am Niedergang der zweiten Mannschaft und der Jugendabteilung ist
der Vorstand auf jeden Fall: Die Reserve stieg aus der Kreisliga A ab,
drei der vier Leistungsklassenteams spielen nur noch in der Stadtliga.
Das Image des Vereins hat sehr gelitten. Der VfB steht vor einer ganz schweren
Zukunft.
Das gilt auch für den
TuS Union 09. Der hat im Gegensatz zum VfB keine großen finanziellen
Möglichkeiten und spielt daher in der Verbandsliga gegen den Abstieg.
Auch bei Union ist aber die in den letzten Jahren so gerühmte Jugendarbeit
nicht mehr das Wahre: Die B-Jugend stieg aus der Niederrheinliga ab, und
gute Talente, die einmal Verbandsliganiveau erreichen können, sind
nicht in Sicht. Bei den Lokalderbys ist die Zuschauerzahl folglich auch
rückläufig. Gerade einmal 930 Zuschauer kamen trotz optimalen
Temperaturen am 12. Oktober zur Südstraße. 2:2 hieß es
nach 90 Minuten.
Wer im Mülheimer Fußball
nach Highlights sucht, der muss sich in die siebtklassige Bezirksliga begeben.
Doch spielen gleich vier lokale Teams, nämlich der MSV 07, Vatan Spor,
Tuspo Saarn und der SV Rot-Weiß. Der MSV mit Trainer Dieter Brüger
und Vatan mit dem „Original“ Mohamed Ali Abdelhafid auf der Bank kämpfen
um die Rückkehr in die Landesliga. Hier wird Kameradschaft noch groß
geschrieben – beim MSV und dem SV Rot-Weiß spielen ganze Freundeskreise
zusammen. Zudem ist Abdelhafid die schillerndste Figur unter Mülheims
Fußballtrainern. Zumindest in der Bezirksliga ist in diesem Jahr
immer etwas los.
Die Fußballklubs haben
im Jahr 2003 eine riesige Chance vergeben. Da es kaum noch Spitzensport
in Mülheim gibt, hätten sich in diesem Jahr bei einem erfolgreichen
Abschneiden viele Türen öffnen können, vor allem für
den VfB Speldorf, der die Nummer eins in der lokalen Szene geworden wäre.
Doch der Konjunktiv regiert
auch diesen Bericht. Denn von der Nummer eins ist der VfB ganz weit entfernt.
Und die Mülheimer Lederball-Fans lachen nur deshalb, weil es in diesem
Jahr die Hallenfußball-Stadtmeisterschaft wieder gibt.
Eine traurige Wahrheit.
Am Ende ging alles ganz schnell.
Irgendwann mitten im September benötigte Uwe Schumann auf einer Pressekonferenz
eine knappe halbe Stunde, um das Ende des Kahlenberger HTC in der 2. Bundesliga
verkündigen. Eine halbe Stunde. Nach sechs Jahren in der Erst- und
Zweitklassigkeit.
Zahlreiche Erlebnisse der
vergangenen Jahre sind in die Fotoalben der KHTC-Mitglieder gewandert.
Die Bilder vom Aufstieg in die 1. Bundesliga. Die Bilder von den zahlreichen
Top-Stars, die an der Mintarder Straße spielten. Beispielsweise Sargis
Sargsian oder Julien Boutter – zwei Spieler, die seit vielen Jahren unter
den ersten 100 der Welt stehen und das KHTC-Trikot trugen. Beispielsweise
Alexander Popp im Jahr 2000, kurz nachdem er erstmals ins Wimbledon-Viertelfinale
eingezogen war. „Katze“ Braasch fertigte den langen Mannheimer in zwei
Sätzen ab. Apropos „Katze“: In zahlreichen Schlachten begeisterte
er die Fans. Die strömten aber nur einmal richtig: Als 2001 nämlich
der ETuF Essen nach Mülheim kam, sahen 1500 Zuschauer zu. Das sind
auch Bilder, die kein Kahlenberger vergisst.
Doch trotz all dieser Erinnerungen
ist der Rückzug ein völlig logischer Schritt, der eher erwartet
als unerwartet kam. Zu sehr nagte die Saison 2003 an Teamchef Schumann,
sie war der Gipfel eines Eisbergs von Enttäuschungen. Nach dem Höhepunkt
2001 mit dem Essen-Spiel ging es nur noch bergab. Die sportlichen Leistungen
wurden schlechter, die Zuschauerzahl geringer. So gering, dass 2003 im
Schnitt gerade einmal 150 Unentwegte die drei Heimspiele sehen wollten.
Ein Aufwärtstrend war nicht in Sicht – sowohl bei der Zuschauerzahl
als auch sportlich. Und der ehrgeizige Schumann wollte langfristig wieder
in die 1. Bundesliga. Doch Sponsoren, die sich für Tennis interessieren,
sind rar geworden in Mülheim. Denn wer bezahlt schon viel Geld für
eine Veranstaltung, die nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit
stattfindet? Ein Teufelskreis. Ein Teufelskreis, aus dem Schumann und der
KHTC nicht mehr herausfanden. Es wäre ein Wunder gewesen, wenn sich
Schumann dazu überwunden hätte, noch ein weiteres Jahr ein Team
für das Mittelmaß der 2. Bundesliga zusammenzustellen.
In der letzten Saison erfüllte
das KHTC-Team wenigstens noch einmal die Erwartungen. Die Top-Teams Halle,
Krefeld und Aachen waren nicht zu bezwingen. Dafür spielten die Mülheimer
in den übrigen Spielen am Limit und sicherten den vierten Platz. Zweifelsohne
eine gute Leistung. Das Team um die Stammspieler Konstantin Gruber, Ivo
Klec, Rolandas Murashka, Markus Menzler und Walter Orth hinterließ
beim Publikum einen sympathischen Eindruck.
Wer davon 2004 übrig
bleibt und ob überhaupt noch jemand übrig bleibt, das steht noch
in den Sternen. Sicher ist nur, dass es in der Niederrheinliga weitergeht.
Das ist schade, aber leider wahr. Mülheim hat eine weitere sportliche
Attraktion verloren. Und es ist leider sehr unwahrscheinlich, dass ETuF
Essen in nächster Zeit einmal wieder seine Visitenkarte in Mülheim
abgibt.
Sport-Jahrbuch
2004 – Fußball
Straßenfeger im
Ruhrstadion
Juni 2002, Fußball-Weltmeisterschaft
in Südkorea und Japan. Ein Straßenfeger. Wenn Deutschland spielt,
ist Joggen auf Autobahnen kein Problem. Aber nur wenn Deutschland spielt?
Oh nein, auch die Spiele der Türkei, die sich sensationellerweise
auf Platz drei spielt, locken Millionen vor die Fernsehgeräte. Die
Namen Hakan Sükür, Hasan Sas und Bülent Korkmaz kennt jeder
– ob Fußball-Experte oder nicht.
4. Juli 2004, etwas mehr
als zwei Jahre später. Es ist kein klassischer Sommertag, das Freibad
nebenan ist nicht ausverkauft. Und doch geht rund um das Ruhrstadion nichts
mehr. Autos, Menschenmassen – und alle durcheinander. Galatasaray Istanbul
ist in der Stadt. Mit Hakan Sükür, Hasan Sas und Bülent
Korkmaz. 6.500 Zuschauer kommen, so viele, wie seit Zweitligazeiten nicht
mehr. Es ist ein für den Mülheimer Sport historischer Tag.
Was war passiert? Der Fußballverein
Vatan Spor schien seine besten Jahre hinter sich zu haben. Nach dem kometenhaften
Aufstieg aus der Kreisliga C (1989) bis in die Landesliga (1996) geriet
der Klub in große Schwierigkeiten. In Homberg traten Vatan-Fans einen
Schiedsrichter ins Krankenhaus (1999), ein Jahr später mussten bulgarische
Spieler ohne Aufenthaltsgenehmigung ausgewiesen werden. Zudem plagten den
Klub in dieser Zeit Steuerschulden in beträchtlicher Höhe. Folge
dieser Querelen: Der Abstieg in die Bezirksliga und Diskussionen über
eine Vereinsauflösung.
Doch mitten in dieser Zeit
lernte der Vereinsgründer und die „gute Seele“ Turan Isleyen den Unternehmer
Metin Adigüzel kennen, der gute Kontakte zu Galatasaray Istanbul,
dem „großen“ Klub aus der Türkei, pflegt. Ergün Gürsoy,
der Uli Hoeneß der türkischen Fußballs, gehört zu
Adigüzels Bekanntenkreis. Schnell war eine Idee geboren – und noch
schneller wurde sie umgesetzt. Aus Vatan Spor wurde Galatasaray Mülheim,
aus dem Bezirksligisten, der gerade mit 19 Punkten Vorsprung die sofortige
Rückkehr in die Landesliga geschafft hatte, wurde ein Klub mit Oberliga-Ambitionen.
Aus einem Verein auf Sponsorensuche wurde ein Klub mit Unterstützung
aus der Türkei – wenn auch vorerst auf Kleidung und die Einnahmen
des Freundschaftsspiels beschränkt.
Eingeläutet wurde die
neue Ära eben mit dem großen Galatasaray-Spiel. Es war ein friedliches
Fußballfest ohne organisatorische Pannen – ganz so, wie es sich Adigüzel
und Gürsoy gewünscht hatten. Möglich wurde die Partie, weil
sich „cim bom“ – so wird Galatasaray in der Türkei genannt –
mit dem rumänischen Star-Trainer Gheorge Hagi im Trainingslager im
holländischen Arnheim aufhielten. Stürmisch gefeiert wurden die
türkischen Nationalhelden von ihren Fans. Dass die zahlreichen Ordner
selbst auf Autogrammjagd gingen, war schnell verziehen. Das Spiel ging
übrigens 7:1 (5:0) für Istanbul aus – eine für die Mülheimer
erträgliche Niederlage. Zu den Torschützen zählten übrigens
auch Hasan Sas und Hakan Sükür. Beide trafen je zweimal. Zudem
waren Arif Erdem, Necati Ates und Ümit Karan erfolgreich. Der einzige
Mülheimer Torschütze war Hidir Kaya. Es war eins der schönsten
Treffer in seiner Karriere – wenn auch per Elfmeter erzielt.
Wer weiß: Vielleicht
gelingt es Metin Adigüzel, die Profis von Galatasaray Istanbul auch
2005 an die Ruhr zu locken. Zu wünschen wäre es dem Sport dieser
Stadt. Denn Veranstaltungen dieser Art locken endlich auch einmal auswärtige
Fans nach Mülheim. Für den Ruf des Mülheimer Sports hat
Galatasaray an diesem Tag viel getan.
Wenn Heinz Schmitz gebeten
wird, aus seiner Sicht das Jahr 2004 zusammenzufassen, dann gerät
der Vorsitzende des SV Nord in einen Redefluss. Er schwärmt, erzählt,
prognostiziert. Und das so sehr, das er selbst das Gespräch abbricht:
„Mensch, ich quatsch schon wieder so viel.“ Aber das macht nichts. Heinz
Schmitz ist ein angenehmer Gesprächspartner. Und der Architekt des
Mülheimer Aufstiegs in die Schach-Bundesliga.
Den 25. April wird Schmitz
nicht vergessen. „Das“, erzählt er noch heute mit atemloser Stimme,
„war ein Aufstieg mit Herzinfarkt.“ Der SV Nord trat in Remagen an, Konkurrent
Godesberg in Münster. Die Handyrechnungen stiegen in die Höhe,
und nach anstrengenden Stunden stand fest: Der SV hatte die Nase vorn.
Die Realität nun heißt Bundesliga. Ein Traum ging für Heinz
Schmitz in Erfüllung.
„Für uns war es ein
Superjahr. Aber nicht nur aufgrund des Bundesliga-Aufstiegs. Von acht Mannschaften
sind fünf aufgestiegen“, sagt er stolz. In jeder Sportart ist eine
solche Bilanz eine Gewissheit dafür, dass ein großer Sponsor
viel Geld in den Klub gepumpt hat. Nicht so beim SV Nord. „Wir haben alles
selbst erwirtschaftet.“ Darauf legt Heinz Schmitz größten Wert.
Wichtige Positionen im Etat sind zum Beispiel die beiden vereinsinternen
Zeitungen, die verkauft werden, und auch die Küche im Schachzentrum
an der Südstraße. Macht das wirklich so viel aus? „Aber ja!“
Darauf beharrt Schmitz.
Über den Aufstieg freute
er sich sehr. Doch er hatte auch Bauchschmerzen: 20.000 Euro Mehrkosten
kamen auf ihn zu. Für neue Spieler, sowie für zusätzliche
Hotel- und Reisekosten. Und bis heute fehlen ihm noch 10.000 im Etat. „Außer
der Sparkasse haben wir niemanden gefunden, der uns mit einem namhaften
Betrag unterstützt hat.“ Die Suche geht weiter, auch ein Notplan existiert.
„Die Vereinsmitglieder würden dazu stehen. Aber dann wäre die
Bundesliga nur eine Eintagsfliege. Und das wäre sehr schade.“
Stimmt. Denn dieser Verein
hat eine Vorzeigephilosophie. Im Gegensatz zu allen anderen Bundesligisten,
die ihre Spitzen-Schachspieler aus allen Teilen der Welt – sogar aus Australien
– zu den Spieltagen einfliegen, verfolgt der SV eine andere Strategie.
„Unsere Spieler müssen unseren Kirchturm sehen können.“ Diesen
Satz prägte Schmitz bei einer Schachtagung, und dieser Satz machte
in allen Schach-Publikationen die Runde. „Wichtig ist nicht, wo ein Schachspieler
geboren ist. Wichtig ist für mich nur, dass er bei uns wohnt, arbeitet
und verfügbar ist. Er muss in der Lage sein, einen Vereinsabend zu
besuchen“, erklärt Schmitz. „Bei uns steckt eben viel Herzblut drin.“
Wer einmal das Schachzentrum besucht hat, der unterschreibt diesen Satz
sofort.
Dem SV Nord gelang es, gute
Spitzenspieler zu verpflichten. Konstantin Landa und Daniel Fridman können
die Garanten für den Klassenerhalt. Dahinter folgen einige in Mülheim
seit Jahren bekannte Namen. Gerhard Schebler zum Beispiel, der an der Südstraße
zum Großmeister wurde. Oder Daniel Hausrath.
Am 27. und 28. Januar findet
der Heimspieltag des SV Nord im Sparkassen-Foyer statt. Dann kann sich
auch die Mülheimer Öffentlichkeit von der Faszination des Schach
überzeugen. Dieses Wochenende wird dann im Jahresrückblick von
Heinz Schmitz für das Jahr 2005 auftauchen.
Hoffentlich ist er auch
in einem Jahr noch so positiv gestimmt. Es wäre ihm und den zahlreichen
engagierten Mitgliedern seines Klubs zu wünschen.
Ruhig sitzen Volker Flecht
und Holger Buchloh am Tisch. Gemütlich ist es im Vorraum in den Vereinsräumen
des Mülheimer Schützenvereins 1837 an de Duisburger Straße.
Schnell geraten Flecht und Buchloh ins Plaudern. Erzählen von ihrem
Verein, vom Schießsport und von Vorurteilen. „In keiner anderen Sportart“,
erklärt Holger Buchloh, „kann man so entspannen. Die Konzentration
überträgt sich auch auf das Privatleben, ist für Körper
und Geist ideal.“ Wer hätte das gedacht?
Es lohnt sich, ein bisschen
mehr zu erfahren über die Sportschützen. Wussten Sie, dass in
den Vereinsräumlichkeiten bis 1977 das Kino „Scala“ stand? Nach der
Schließung übernahmen die Schützen das Gebäude, und
legten zehn Kleinkaliberstände an. „Wir legen Wert darauf, als Sportschützenverein
bezeichnet zu werden“, sagt der 2. Vorsitzende Volker Flecht sofort. Warum
er das so betont? Zu viele setzen Sportschießen nur mit Schützenfesten
gleich. „Wir pflegen unsere Tradition. Unser Königsvogelschießen
findet in jedem Jahr statt und ist eine tolle Sache“, erklärt Flecht.
„Aber wir haben 40 aktive Mitglieder, die in ganz NRW an Meisterschaften
teilnehmen.“
Und das erfolgreich. Der
derzeit treffsicherste Schütze ist Holger Buchloh. Er zählt zur
Mannschaft des Schützenvereins, die in diesem Jahr den Aufstieg in
die Landesoberliga schaffte – das ist immerhin die dritthöchste Klasse.
Seine Bestmarke in einem Ligawettkampf liegt bei 388 von 400 möglichen
Ringen. Außer Buchloh gehörten Bernd Täuber, Volker Flecht,
Helmut Ehrkamp und Maximilian F. Schmitz zum Erfolgsaufgebot. Weitere MSV-Erfolge
gab es bei Bezirks- und Landesmeisterschaften.
Wer zurzeit den Klub in
seinen Broicher Räumlichkeiten besucht, dem wird sofort die Baustelle
auffallen. Bis Ende 2005 baut der Verein in Eigenarbeit um. Bisher fielen
4631 Arbeitsstunden an. Nach 27 Jahren gibt es neue Feuer- und Brandschutzbestimmungen.
Diese Möglichkeit nutzt der MSV, um die Anlage auf den modernsten
Stand der Technik zu bringen. „Wir streben an, aufgrund des Umbaus auch
Disziplinen im größeren Kaliber im Pistolenbereich anbieten
zu können“, verrät Buchloh. Zudem sollen zukünftig auch
einmal größere Meisterschaften beim MSV stattfinden. Geplant
ist, dass bei der Ruhrolympiade 2006 der Wettkampf im Sportschießen
an der Duisburger Straße steigt.
Ruhrolympiade – das ist
doch eine Jugendveranstaltung! Genau, auch beim Sportschießen gibt
es Talente. Und auch in diesem Bereich gibt es einige Vorurteile. Flecht
versucht zu entkräften: „Wir haben nur ausgebildete Übungsleiter.
Zum Training zählen auch mentale Fitness und Lehrgänge. Sportlich
betätigen müssen wir uns auch, es gibt Laufgruppen. Und Jugendliche
sind nie alleine auf dem Schießstand, es ist immer Fachpersonal dabei.“
Gefährlich seien die Luftdruckwaffen ohnehin nicht. „Sie sind legal
im Handel ohne Schein erhältlich.“
Mülheims ältester
Sportverein macht mobil für die Zukunft; für die nächsten
167 Jahre. Und wer immer noch Zweifel hat, der sollte an der Duisburger
Straße vorbeischauen. „Wir nehmen Interessierte gern auf, führen
sie herum und erklären ihnen das Sportschießen“, sagt Flecht.
Und der Mann hält, was er verspricht.
Internet: www.msv1837.de
4. November 2005, Stadion
am Blötter Weg: Das Flutlicht brennt, die Stimmung ist astrein und
auf dem Fußballplatz geht es rauf und runter. Der VfB Speldorf bezwingt
Union Solingen in einem begeisternden Oberligaspiel mit 3:2 und klettert
auf Platz elf. Oberliga: Was für ein Wort! Keine Frage, 2005 war das
Jahr des VfB Speldorf. Der VfB ist „in“, Fußball schick. Ein Schnitt
von 1000 Zuschauern in der Hinrunde – wann hat das zuletzt ein Mülheimer
Sportverein geschafft? Der VfB selbst, aber das ist schon zwanzig Jahre
her. Jahrelang fristete der Fußball in Mülheim ein Schattendasein.
2005 hat alles geändert. Und der VfB ist mittlerweile in Mülheims
Fußballszene die unumstrittene Nummer eins.
Zu Beginn des Jahres war
alles noch ein Strohfeuer. Okay, der VfB stand in der Verbandsliga auf
Rang eins, aber noch wollte keiner so recht glauben, dass der Sprung in
die Wunschklasse klappen könnte. Trainer Piero Lussu hatte eine Elf
geformt, die mit offensivem Fußball begeisterte. Die Konkurrenten
VfB Homberg, Rot-Weiß Oberhausen Amateure und SV Straelen strauchelten
– und am 22. Mai war es soweit: Vor 1700 Zuschauern bezwangen die Grün-Weißen
Fortuna Düsseldorf II mit 2:0. Dabei feierte die Speldorfer Legende
Dirk „Mütze“ Roenz mit einem Tor nicht nur einen phänomenalen
Abschied, sondern auch die Fans veranstalteten am Blötter Weg eine
Riesenparty. Die Gegner hießen nicht mehr nur Sonsbeck, Grevenbroich
und Wülfrath, sondern Uerdingen, Velbert – und Solingen.
Seit dem 7. August läuft
nun das Projekt „Oberliga“. Und die Euphorie rund um den Blötter Weg
ist ungebrochen. Ganz allmählich entwickelt sich das lange Jahre amateurhafte
Umfeld der Speldorfer. Der VfB hat eine eigene Internetseite, engagiert
inzwischen einen professionellen Sicherheitsdienst, das Ordnungsamt muss
vor jedem Heimspiel inzwischen Schilder aufstellen. Vorläufiger Höhepunkt:
Der 3:0-Erfolg über den Ex-Bundesligisten KFC Uerdingen am 23. September
vor 1600 Fans. Doch noch immer gibt es in Speldorf sehr, sehr viele Baustellen.
Die zweite Mannschaft spielt nach wie vor nur in der Kreisliga B. Obwohl
sie zur Saison 2005/2006 mit vielen Neuzugängen spielt, krebst sie
im Mittelfeld herum. Die Jugendklassen sind beim VfB zwar komplett besetzt,
spielen aber nach wie vor in der Stadtliga. Alle anderen Oberligisten sind
in der Nachwuchsabteilung besser bestückt.
Wo wird der VfB am 4. November
2006 stehen? Und wo 2010? Und wo 2015? Schon nach ein paar Spieltagen ein
der Oberliga holten VfB und Sportdezernent Wilfried Cleven weitergehende
Pläne aus der Schublade. Sollte sich der VfB langfristig in der Oberliga
etablieren und sogar die Regionalliga anpeilen können, wir die altehrwürdige
„Blötte“ zu klein und zu unsicher. Also ist der Bau eines neuen Stadions
an der Mintarder Straße mit drei Nebenplätzen sowie eine Zusammenarbeit
mit Tuspo Saarn im Gespräch. Ein Mülheimer Großverein mit
Profi-Ambitionen? Das ist natürlich Zukunftsmusik, zeigt aber doch,
was jahrelang keiner wahrhaben wollte: Der Mülheimer Fußball
hat Potenzial.
Doch erst einmal geht es
darum, den Klassenerhalt in der Oberliga zu schaffen. Denn nach so vielen
Jahren in der Versenkung wäre das für den VfB ein genauso großer
Erfolg wie der Aufstieg im Vorjahr.
... Dieser Text ist die "Maxi"-Version - aus Platzgründen steht er im Sportjahrbuch stark gekürzt...
Handball in Mülheim
– ja, das ist so eine Geschichte. Früher, ganz früher, in den
Glanzzeiten des RSV, kam kein Handballer Deutschlands an Mülheim vorbei.
Mit dem Laufe der Jahre verschwand jedoch die Begeisterung für die
zweitpopulärste Mannschaftssportart – mit dem Tiefpunkt vor drei Jahren,
als der ranghöchste Klub gerade einmal tief unten in der Sechstklassigkeit
(Landesliga) verschwand und nicht einmal mehr vernünftige Hallen zur
Verfügung standen.
Schlimmer geht’s nimmer
– zwangsläufig ging es 2004 und 2005 bergauf. Doch das rasante Tempo
des Handball-Aufschwungs überrascht doch ein wenig. Nach dem Aufstieg
der HSG Mülheim in die Verbandsliga (Saison 2003/2004) folgte der
HSV Dümpten in der Saison 2004/2005. Damit erreichte der erst vor
13 Jahren aus Dümpten 13 hervorgegangene Verein rund um den rührigen
Vorsitzenden Horst Mühlenfeld sein großes Ziel. Doch Mülheim
kann nicht nur zwei Verbands-, sondern auch zwei Landesligisten vorweisen.
Neben der DJK VfR Saarn (im letzten Jahr 2.) kämpft nun auch die Spielgemeinschaft
DJK Styrum 06/DJK Tura 05 Dümpten in der Landesliga um Punkte. Die
SG schaffte nach Siegen in zwei dramatischen Aufstiegsspielen gegen den
OSC Rheinhausen II den Sprung nach oben.
Wo liegen die Perspektiven
des Mülheimer Handballs? Das Jahr 2005 macht Mut! Zum Verbandsliga-Derby,
das die Dümptener am 16. Oktober überraschend deutlich mit 36:27
für sich entschieden, kamen 300 Zuschauer in die Halle an der Boverstraße.
Noch mehr waren es am 2. Oktober, als die HSG zum Freundschaftsspiel in
der RWE Rhein-Ruhr Sporthalle gegen den Spitzenklub und mehrfachen Meister
TBV Lemgo bat. Deutschlands Handballhelden wie Volker Zerbe und Daniel
Stephan stellten sich an der Ruhr vor 1000 Zuschauern vor und lieferten
beim 43:21-Sieg eine perfekte Show. Vier Jugendteams spielen in der höchsten
Klasse, der Oberliga. Das zeigt: Das Handball-Interesse der Mülheim
ist wieder da.
Doch wohin führt der
Weg? In der im Mai beendeten Saison 2004/2005 landete die HSG in der Verbandsliga
auf dem zweiten Platz. Lange Zeit konnte sie mit dem Spitzenreiter Neuss
mithalten, doch am Ende ging dem Team um Trainer und Ex-Nationalspieler
Dirk Rauin die Luft aus. Was deutlich wurde: Langfristig peilt die HSG
die Oberliga an. Und in der Oberliga wird – siehe VfB Speldorf – auf einem
richtig hohen Niveau gespielt. Die Dümptener sind erst einmal in der
Verbandsliga „gestrandet“ und kurzfristig ist auch den Saarnern der Sprung
in diese Liga zuzutrauen.
Doch eins könnte dem
Erfolg im Weg stehen: Ein Streit zwischen den ranghöchsten Handballklubs
und dem Mülheimer Sport-Service (MSS). Es geht um die Benutzung von
Harz. Das ist eine Art Kleber. Die Spieler feuchten damit ihre Hände
an und können den Ball besser greifen. „Das versaut die Hallen“, sagt
der MSS. „Ohne Harz kein Erfolg“ ist die Auffassung von Dirk Rauin und
anderen Verantwortlichen der HSG und des HSV. Offiziell ist die Harznutzung
verboten, aber der Verband verteilt höchstens Geldstrafen. In Mülheim
jedenfalls sind die Fronten verhärtet.
2006 wird ein richtungweisendes
Jahr: Gelingt dem MSS und den Klubs ein guter Kompromiss in Sachen Harz?
Gelingt es den Vereinen, das zarte Pflänzchen „Zuschauerinteresse“
weiter wachsen zu lassen? Besteht wirklich für die HSG die Chance,
kurzfristig die Oberliga anpeilen zu können?
Wer weiß, vielleicht
ist es wirklich keine Utopie, dass Handballspiele in Mülheim bald
auch ohne Beteiligung des TBV Lemgo 1000 Zuschauer anlocken.
Einmal im Jahr geht es nicht
in der Stadthalle rund, sondern davor. Einmal im Jahr sind Stadthalle,
Rathaus und Schlossbrücke die Kulisse für ein großes Spektakel.
Einmal im Jahr leuchten nachts rote Fackeln am Ruhrufer. Nämlich dann,
wenn das „Drachenboot-Festival“ stattfindet – mittlerweile eins der Top-Highlights
im Mülheimer Veranstaltungs-Kalender, die von Oberbürgermeisterin
Dagmar Mühlenfeld höchstpersönlich eröffnet werden.
Seit wann gibt es Drachenbootrennen
eigentlich? 1987 fand das erste in Deutschland statt – im Rahmen zur Kanu-WM.
Und seit 1990 gibt es den deutschen Drachenboot-Verband. Die DJK Ruhrwacht
sprang sehr schnell auf den Drachenboot-Zug. In diesem Jahr stieg das Festival
bereits zum neunten Mal.
Das Mülheimer Drachenboot-Jahr
konzentriert sich längst nicht nur auf die zwei Tage im Sommer. Denn
die teilnehmenden Mannschaften wollen im Rennen ja auch so gut wie möglich
abschneiden. Wer also im Frühling und Frühsommer in der Ruhraue
spazieren geht, der darf sich nicht über Trommelschläge und laute
Rufe auf dem Wasser wundern. Denn dann ist klar: Es sind wieder Drachenbootler
am Werk.
2005 dauerten die Vorbereitungen
ein wenig länger. Denn das Festival fand erst am 3. und 4. September
statt. Und auch die neunte Auflage wurde ein Erfolg – und diesmal störte
auch kein Gewitter, wie noch vor einem Jahr. 146 Mannschaften gingen in
13 verschiedenen Cups auf fünf Bahnen an den Start. Die Zuschauer
verlieren angesichts der vielen Rennen schnell den Überblick, aber
das Drachenboot-Festival ist die wohl einzige Sportveranstaltung in Mülheim,
bei der die Ergebnisse unwichtig sind.
Gründe für den
dauernden Erfolg des Festivals gibt es viele: Eine gute Organisation durch
die DJK Ruhrwacht, eine zahlreiche Unterstützung durch Sponsoren und
nicht zuletzt ein attraktives Rahmenprogramm. Dabei verzichtete Ruhrwacht
in diesem Jahr auf Experimente. Auf der Bühne neben der Stadthalle
spielten am ersten Abend die Band „Goldener Reiter“ und „Deluxe“ Hits aus
den letzten 30 Jahren. Danach leuchteten die roten Fackeln neben der Ruhr
und zahlreiche Feuerwerkskörper im Himmel. Prämiert wurde auch
diesmal das beste Outfit. Sieger wurden die „Flying Crocodiles“ aus Oberhausen
mit ihren Krokodil-Kostümen und Flügel-Mützen.
Die 70.000 Zuschauer und
über 1000 Sportler freuten sich auf und über das Traditions-Festival.
Schulklassen, Firmen, Sportvereine saßen in den Booten. Kinder sprangen
auf den Hüpfburgen herum, die Erwachsenen vergnügten sich am
Bierstand und bei einer Grillwurst. Dabei diskutierten sie über die
248 Meter lange Strecke oder über die witzigen Namen der Boote. Wie
zum Beispiel „Dampfhammer“, „Lender-Elf“ oder „Ruhr-Haie“.
Einmal im Jahr geht es nicht
in der Stadthalle rund, sondern davor. Auch 2006 ist das so. Denn schon
im Winter massieren die Hobby-Paddler ihre Arme. Die Rückkehr auf
das Wasser, die Rückkehr zu den Drachen, können sie kaum noch
erwarten.
Wenn etwas ganz Besonderes
passiert, dann rufen Fußballfans schnell „So was hat man lang nicht
mehr gesehen!“ So war es am 17. September 2006 am Blötter Weg. Dieser
Tag wird in die Vereinsgeschichte des VfB Speldorf eingehen. Im Oberliga-Spitzenspiel
traf der VfB auf den großen Nachbarn Rot-Weiß Oberhausen. 2700
Zuschauer sahen ein tolles Fußballspiel, das - für RWO glücklich
- 1:1 (1:0) endete.
Der VfB hat sich 2006 in
vielen Bereichen weiterentwickelt. Nach einer kleinen Krise im Februar
gelang in der Saison 2005/2006 letztlich doch souverän der Klassenerhalt
in der Oberliga. Daraufhin wurde der Dauerkartenverkauf professionell eingeführt,
die Stadionzeitung erscheint seit Beginn der Saison 2006/2007 in einem
neuen, schöneren Gewand und der Zuschauerschnitt liegt dank des RWO-Spiels
im vierstelligen Bereich. Die Speldorfer Fanszene ist aktiv wie noch nie.
Sie stellte im Alleingang ein Buch über Mülheims Fußballgeschichte
und ein passendes Rahmenprogramm auf die Beine und lud zum Heimspiel gegen
den 1. FC Köln II (29. Oktober) Kinder des St. Josefshauses ein. In
jedem Spiel – ob zu Hause oder auswärts – unterstützen die Anhänger
ihre Mannschaft lautstark. Und das VfB-Fanforum wird gern gelesen.
Doch bei aller Entwicklung:
Es gibt in Speldorf auch noch einige Baustellen. Erstens: Das RWO-Spiel
offenbarte die Speldorfer Schwächen im Umfeld. Die Kooperation zwischen
Ordnungsdienst und Polizei war nicht optimal. Zweitens: Die Mannschaft
ist noch nicht stark genug, um einen einstelligen Platz zu erreichen. In
der Rückrunde droht erneut der Abstiegskampf. Drittens: Wo sind die
Sponsoren aus der Mülheimer Wirtschaft? Noch immer ist der VfB zu
abhängig vom Hauptsponsor Telba aus Düsseldorf. Viertens: Gerade
bei Auswärtsspielen sorgen die Fans nicht nur für Stimmung, sondern
fallen unter anderem durch Rauchbomben unangenehm auf. Fünftens: Die
Stadion-Idee stößt bei Anhängern und Mitgliedern immer
noch auf Skepsis. Nachdem die Idee, an der Mintarder Straße eine
neue Arena zu bauen, aus finanziellen Gründen und am Veto der Leichtathleten
scheiterte, prüft die Stadt nun „Plan B“, nämlich einen Umbau
des Ruhrstadions zu einem reinen Fußballstadion ohne Laufbahn und
den Ausbau der Sportanlage Saarner Straße zu einem Trainingszentrum
mit drei Plätzen. Finanziert würde das durch den Verkauf des
Stadions Blötter Weg und der Sportanlage Hochfelder Straße.
„Es muss für die Stadt ein Nullsummenspiel werden“, sagt Heinz Moseler,
der Werkleiter des Mülheimer Sport-Service (MSS). VfB-Manager Michael
Klauß und der Vorsitzende Klaus Wörsdörfer sind Befürworter
des Projekts, müssen aber noch viel Überzeugungsarbeit leisten.
Die „Blötte“ will keiner aufgeben. Der Hauptsponsor hat sein
Engagement aber an den Umbau gebunden – er will langfristig in die Regionalliga.
Ein Verein in der Zwickmühle.
Für das Jahr 2007 gibt
es viele offene Fragen: Schafft der VfB erneut den Klassenerhalt in der
Oberliga? Falls „nein“: Wie geht es dann weiter? Ist der Umbau des Ruhrstadions
finanzierbar? Wenn „ja“: Was wird aus dem Landesligisten Galatasaray? Nur
eins scheint sicher: RWO wird so schnell nicht mehr zum Spitzenspiel an
die „Blötte“ kommen. Denn die Kleeblätter sind Aufstiegsfavorit
Nummer eins und verloren nur eins der ersten 14 Spiele.
Ein Nachmittag im Juni. Draußen
scheint die Sonne, in der RWE Rhein-Ruhr Sporthalle, findet die Siegerehrung
der Ruhrolympiade statt. Mülheim gewinnt die Mannschaftswertung. Eine
Sensation. Doch eine einzelne Person steht im Mittelpunkt. „Lisa! Lisa!
Lisa!“ schallt von der Tribüne. Der Preis geht an: Lisa Vitting“,
sagt eine Stimme. Sie erhält den mit 2500 Euro dotierten Nachwuchs-Förderpreis.
Mülheims Schwimmer
2006 – das war eine Erfolgsgeschichte. Wieder einmal. Ein Märchen
mit einer 15-jährigen Hauptdarstellerin auf lokaler, nationaler und
internationaler Bühne. Lisa Vitting: Immer motiviert, immer professionell,
immer erfolgreich. „Highlight war, dass wir zum ersten Mal seit Jahren
eine Schwimmerin bei einer Jugend-Europameisterschaft hatten“, sagt ihr
Trainer Harry Schulz. Auf Mallorca kam Lisa vom 6. bis 9. Juli in zwei
Staffeln zum Einsatz. Einmal sogar mit Erfolg: Das 4 x 100-Meter-Freistil-Quartett
holte die Silbermedaille. 2007 soll es bei der Jugend-EM in Antwerpen auch
zu Einzelmedaillen reichen.
Die Qualifikation für
die EM schaffte Lisa bei der Deutschen Meisterschaft in Berlin (20. bis
25. Juni). Die SG-Bilanz: einmal Gold, viermal Silber, siebenmal Bronze.
Gold holte? Lisa. Weitere Medaillengewinner waren Kristina Kuhles, Paulina
Schmiedel und Daniel Cornelsen. Cornelsen, Star der vergangenen Jahre,
hatte es schwer 2006. Oft hatte er mit Krankheiten zu kämpfen, bei
ihm wurde Asthma diagnostiziert. Außerdem geht der 17-Jährige
allmählich in den Erwachsenen-Kader über. „Er muss den Durchbruch
schaffen“, sagt Trainer Schulz.
Die Startgemeinschaft (SG)
Mülheim organisierte für die Leistungsgruppe ein Trainingslager
in der Sierra Nevada – und die zahlte das zurück. Bei den Frauen purzelten
2006 15 Stadtrekorde – sieben auf der Kurzbahn, acht auf der 50-Meter-Bahn.
Elf Bestmarken stellte Lisa Vitting auf, zwei Kristina Kuhles und jeweils
eine Maike Kels und Lisa-Marie Gürtler. Die Herren knackten sechs
Rekorde – auf der Kurzbahn Felix van der Felden und Daniel Cornelsen und
auf der Langbahn Julian Jungbluth (2), Niklas Klusmann und Daniel Cornelsen.
Jungbluth – ein Name, den sich Mülheims Sportszene merken sollte.
Schulz: „Hinter Cornelsen wächst ein großes Talent heran.“
Erfolge wiesen die Schwimmer
in den letzten Jahren genug nach. Und doch kann Harry Schulz nicht nur
lachen. In Mülheim wird über ein neues Fußballstadion mit
allen Schikanen diskutiert – für die Schwimmer gibt es kein Gehör.
„Die denken über ein Stadion nach und vergessen das Nötigste
– nämlich genug Wasserflächen“, so Schulz. Damit er nicht nur
für die Vereine, sondern auch für die Bevölkerung. Nicht
einmal den seit vielen Jahren versprochenen eigenen Kraftraum gibt es.
„Der Raum in der RWE Rhein-Ruhr Sporthalle ist zwar nach langer Wartezeit
eingerichtet, aber die Geräte sind für uns kaum brauchbar. Außerdem
können wir den Raum nicht im gewünschten Umfang nutzen“, sagt
Schulz. „Das ist sehr enttäuschend.“ Krafttraining ist in der Entwicklung
der Mülheimer Talente inzwischen unerlässlich. Womöglich
springt der neu gegründete Förderverein für den Schwimmsport
ein.
Noch immer träumt Schulz
von einem Kraftraum in den Katakomben des Nordbads oder einer 50-Meter-Bahn.
Doch das ist zurzeit eine Utopie. Deshalb droht, dass Lisa Vitting vorerst
die letzte Mülheimer Schwimmerin war, die bei der Ruhrolympiade ausgezeichnet
wurde.
Nein, die Ruhrolympiade in
Mülheim hat kein Profi-Filmer mit seiner Kamera begleitet und wird
seinen Streifen ins Kino bringen. Aber wie würde ein solcher Film
aussehen? Der Titel wäre schon einmal klar: „Mülheim, ein Juni-Märchen“.
Die erste Szene ebenfalls: Am 18. Juni stehen Funktionäre und Sportler
mitten in der RWE Rhein-Ruhr Sporthalle und lauschen der Bekanntgabe des
Endergebnisses der 43. Ruhrolympiade. „Und der Gewinner ist“, sagt eine
Stimme, „Mülheim!“ Der Rest geht im Jubel der Zuhörer unter.
Gewonnen. Zum ersten Mal.
Nach 14 Jahren Pause bat
die Mülheimer Sportjugend unter dem Vorsitz von Ulrich Pütz zur
Ruhrolympiade. Viele Tausend Jugendsportler aus 17 Städten kamen während
der Weltmeisterschaft vom 10. bis 18. Juni nach Mülheim und testeten
ihre Form in 30 Wettkämpfen. Mülheim gewann knapp vor Essen und
Dortmund und erreichte im Medaillenspiegel den dritten Platz (15 Gold-,
15 Silber-, 23 Bronzemedaillen). Super!
Doch schnell zurück
zur Film-Idee: Wer wären die Hauptdarsteller? Natürlich die Sportler.
Zuerst die 15-jährige Schwimmerin Lisa Vitting. Die ersten Einstellungen:
Lisa im Südbad, Lisa im Wasser, Lisa mit drei Goldmedaillen um den
Hals. Und zum Schluss: Lisa bei der Abschlussfeier mit einem Blumenstrauß
in der Hand. Warum? Nach Daniel Cornelsen (2005) erhält zum zweiten
Mal ein Mülheimer Talent den Jugendförderpreis. Die Schwimmerinnen
Lisa Vitting und Sina Sutter (Essen) und Billardspieler Dominik Büttner
(Gelsenkirchen) bekommen jeweils 2000 Euro.
Weiter im Film: Nun geht
es schneller. Ein Schnitt nach dem anderen. Zuerst geht es ins Hockey-Waldstadion
am Uhlenhorstweg. Die Hockey-Jungen bezwingen Düsseldorf im Endspiel
mit 2:1. Dann ab in die Harbecke-Sporthalle. Im Badminton gewinnen Alexander
Roovers und Janet Köhler vom 1. BV Mülheim die Einzel-Wettbewerbe.
Nächster Schnitt, nächste Halle, diesmal an der Von-der-Tann-Straße.
Beim Ringen setzt sich Timo Ates vom KSV Styrum in der 34-kg-Klasse durch.
Nun mal an die frische Luft – auf die Reitanlage Neuhaus. Bei den Springreitern
dürfen sich Tilo Tucht (Junge Reiter) und Julia Hermesmeyer (Junioren)
nun Ruhrgebietsmeister. Noch einmal zurück ins Südbad: Außer
Lisa Vitting stehen auch Janna Buschmann (sogar zweimal!), Daniel Cornelsen,
Maike Kels, Julian Jungbluth, Niklas Klusmann sowie die 4x50-Meter-Rücken-
und 4x50-Meter-Brust-Staffel auf dem Treppchen ganz oben. Im Hintergrund
läuft stets die Melodie von „We are the champions“.
Doch nicht nur die Mülheimer
Erfolge verdienen eine Erwähnung im fiktiven Olympiaden-Film. Aufgrund
der WM kommen zwar weniger Zuschauer als erwartet, die Organisation ist
aber perfekt. An der Jahnstraße drehen die Radfahrer ihre Runde,
auf dem Rasenplatz an der Mintarder Straße fliegen die Fußbälle.
Wie in einem Märchen.
Die Ruhrolympiade hat gezeigt,
dass die breite Öffentlichkeit zwei Vorurteile revidieren muss. Die
Mülheimer Sportjugend schneidet im Vergleich zu den großen Nachbarn
eben doch nicht so schlecht ab. Im Hockey ist sie seit Jahrzehnten führend,
im Schwimmen hat sie zu den großen Leistungszentren in Essen und
Dortmund aufgeschlossen. Im Badminton und Pferdesport muss sich Mülheim
ebenfalls nicht verstecken – und in allen anderen Sportarten holt die Jugend
auf. Die Sportstätten der Stadt sind doch konkurrenzfähig. Bei
so manchem auswärtigen Funktionär kam sogar Neid auf. Wenn es
eng wird, halten die Mülheimer zusammen – es gab keine Pannen.
Mülheim und die Ruhrolympiade
2006 – oscarverdächtig.
Ergebnis
1. Mülheim 319, 2.
Essen 315, 3. Dortmund 310, 4. Kreis Recklinghausen, 5. Bochum 277, 6.
Kreis Unna 275, 7. Duisburg 271, 8. Oberhausen 250, 9. Ennepe-Ruhr-Kreis
241, 10. Hagen 238, 11. Herne 234, 12. Gelsenkirchen 230, 13. Düsseldorf
219, 14. Kreis Wesel 198, 15. Bottrop 170, 16. Aachen 93, 17. Hamm 83