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Musik:
In meinem Israel-Tagebuch
vom September 1999 vermerkte ich es erstmals: „Ich habe nach vier noten-,
rhythmus- und bass-freien Tagen erst einmal gemerkt, wie sehr ich die Musik
brauche.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. 350 (selbst gekaufte! Ja, ich
bin trotz Brenner so bescheuert) CD´s im Schrank können nicht
lügen. Ich bin MUSIKSÜCHTIG! Irgendwas dudelt immer im Hintergrund,
ob CD, Radio, Kassette oder VIVA (eigentlich VIVA 2, aber das wurde abgeschafft.
DIE SCHWEINE!)
Meine Vorlieben erstrecken
auf sich auf alle Formen der „alternativen“ Musik, vom guten alten Rock
über Punk bis Independent-Zeug.
Was aktuell bei mir angesagt
ist, könnt ihr meinen „Top Five“ unter „Aktuelles“
entnehmen.
Meine CD des Jahres 2001
war eindeutig „JJ 72“ von der gleichnamigen Band. Ansonsten verfolge ich
den Weg von „World Party“ und „K´s Choice“ ganz besonders. Aber das
hat eigentlich nichts zu sagen – ich bin kein „Fan“ von irgendeiner Band.
Ich mag Bands mit hinter- und tiefgründigen Texten, die mehr zu bieten
haben als nur bass-lastige Scheiße oder „Komm hol Dein Lasso raus“-Gekreische.
Ich mag Gitarren-Songs, die von guten Stimmen untermalt sind. Techno-Stücke
krame ich nur in ausgewählten Momenten hervor, wenn sowieso schon
alles zu spät ist und mein Gehirn schon weich genug ist... Also ich
würd zum Beispiel nie auf die Love Parade gehen. Wenn Ihr Wiglaf
Droste und Co. gut zugehört habt und 1 und 1 zusammenzählen
könnt, dann wisst Ihr warum!
Meine letzten Konzerte (ab 1997) waren folgende:
1997:
Wolfgang Petry -
Januar 1997, Grugahalle Essen (ja, wirklich! Direkt in der 1. Reihe! Kultig!)
Element of Crime
- März 1997, Zeche Bochum
Fury in the Slaughterhouse
– Mai 1997, Arena Oberhausen
Herbert Grönemeyer
– Juni 1997, Ruhrstadion Bochum
1998:
Fury in the Slaughterhouse
– November 1998, T-Club Turbinenhalle Oberhausen
1999:
Element of Crime
- Mai 1999, Kulturfabrik Krefeld
2000:
The Smashing Pumpkins
– September 2000, Arena Oberhausen
Britney Spears –
Oktober 2000, Westfalenhalle Dortmund
K´s Choice (Vorband:
Novastar) – Oktober 2000, Live Music Hall Köln
The Corrs, David Gray
– 9. November 2000, Philipshalle Düsseldorf
Olaf
Henning ich
lege Wert auf die Ergänzung: FÜR DIE WAZ!!! - 15. Dezember
2000, Ruhr-Sporthalle Mülheim
Fury in the Slaughterhouse
– 17. Dezember 2000, Turbinenhalle Oberhausen
2001:
Seeed - Mai 2001,
Sommerfest, Universität Essen
ROCK
AM RING – Pfingsten (Juni) 2001 (u.a. mit Limp
Bizkit,
JJ 72,
K´s Choice, HIM, Manic
Street Preachers,
A-ha,
Alanis Morissette, Die Söhne
Mannheims,
Reamonn,
Kid Rock u.v.a.)
AC/DC, Die Toten Hosen
– August 2001, Müngersdorfer Stadion Köln
Travis (Vorband:
Turin
Brakes) – November 2001, Philipshalle Düsseldorf
2002:
Element
of Crime (Vorband: Tomte) - 19. März 2002, Zeche Bochum
Die
Toten Hosen (Vorband: Dover) - 26. April 2002, Westfalenhalle
Dortmund
Fury
in the Slaughterhouse (Vorband: Sonnit) - 5. Mai 2002, Westfalenhalle
2, Dortmund
Heather
Nova - 4. Juni 2002, Amphitheater Gelsenkirchen
Heather
Nova, Joy Denalane, Donots - 14. Juni 2002, MTV-Campus-Invasion,
Universität Essen
Liquido,
Overproof Soundsystem - 21. Juni 2002, Uni-Sommerfest, Universität
Essen
Fury
in the Slaughterhouse (Vorband: Gallop) - 22. November 2002,
Grugahalle Essen
Die
Toten Hosen (Vorband:
The Briefs) - 22. Dezember 2002, Arena
Oberhausen
2003:
Kettcar
(Vorband: Sometree) - 13. Januar 2003, Zakk Düsseldorf
Die
Ärzte - 4. März 2003, Kulturfabrik Krefeld
Tom
Liwa - 13. März 2003, Ringlokschuppen Mülheim
Coldplay
(Vorband: Feeder) - 3. April 2003, Philipshalle Düsseldorf
Herbert
Grönemeyer - 10. Mai 2003, Ruhrstadion Bochum
Rock
am Ring - Pfingsten (8./9.6.) 2003 (mit Metallica,
Marilyn Manson, Moby, Deftones, Queens of the Stone Age, Disturbed)
Wiglaf
Droste und das Spardosenterzett - 17. Juni 2003, Bar jeder Vernunft,
Berlin
Mia,
Kettcar, Blackmail, Mambo Kurt - 20. Juni 2003, Uni-Sommerfest,
Universität Essen
Die
Happy, Sincere - 11. Juli 2003, Essen.Original, Kennedyplatz Essen
Castle
Rock 4 -
12. Juli 2003, Schloss Broich, Mülheim (mit Subway
to Sally, The Crüxshadows, Secret Discovery)
Red
Hot Chili Peppers (Vorband: The Distillers) - 21. August
2003, Landschaftspark Nord, Duisburg
Die
Ärzte (Vorband:
Fettes
Brot) - 14. Dezember 2003, Arena Oberhausen
Helge
Schneider - 20. Dezember 2003, Stadthalle Mülheim
2004:
Wir
sind Helden (Vorband: Franz Ferdinand) - 11. März 2004,
Philipshalle Düsseldorf
Virginia
Jetzt! (Vorband: Subterfuge) - 19. Oktober 2004, KKC, Uni
Essen
Die
Fantastischen Vier (Vorband: Clueso) - 8. Dezember 2004,
Arena Oberhausen
Helge
Schneider - 18. Dezember 2004, Stadthalle Mülheim
Sportfreunde
Stiller (Vorband: Ash) - 21. Dezember 2004, Philipshalle
Düsseldorf
2005:
Jimmy
Eat World - 28. Februar 2005, Soundgarden Dortmund
The
Dresden Dolls (Vorband: The Surreal Funfair) - 5. März
2005, Gebäude 9 Köln
Kettcar
(Vorband: Miss Antarctica) - 30. März 2005, JZE Essen
Tocotronic
(Vorband: La Grand Illusion) - 2. April 2005, Zakk Düsseldorf
Farin
Urlaub Racing Team - 21. Mai 2005, Philipshalle Düsseldorf
Rock
am Ring - 3. bis 5. Juni 2005, Nürburgring
--- mit REM,
Green Day, Adam Green, Kettcar, Tomte, Tocotronic, Mando Diao, Die Toten
Hosen, The Hives, Wir sind Helden, Iron Maiden, Velvet Revolver, Maroon
5, Billy Idol, Incubus, Madsen, Feeder, Mardo, World Leader Pretend
---
New Model Army -
1. Oktober 2005, Mercury Lounge (New York)
Mambo
Kurt - 29. Oktober 2005, Schifferhaus Mülheim
Helge
Schneider - 17. Dezember 2005, Stadthalle Mülheim
2006:
Element
of Crime (Vorband: Home of the Lame) - 19. März 2006,
Palladium Köln
Rock
am Ring - 2. bis 4. Juni 2006, Nürburgring
--- mit Metallica,
Guns N'Roses, Depeche Mode, Placebo, Kaiser Chiefs, Franz Ferdinand, Sportfreunde
Stiller, Reamonn, The Darkness, The Dresden Dolls, Kaizers Orchestra, Corinne
Bailey Rae, Tomte, Paul Weller, David Gray, Morrissey, Nelly Furtado, Jamiroquai,
Bela B. ---
The
Strokes (Vorband:
Eagles
of Death Metal) - 26. Juni 2006, Palladium Köln
Die
Ärzte - 31. Dezember 2006, Rhein-Energie-Stadion Köln
2007:
Jan
Plewka - 27. Januar 2007, Ringlokschuppen Mülheim
Foo
Fighters (Vorband:
Sportfreunde
Stiller) - 28. Oktober 2007, Arena Oberhausen
Die
Ärzte - 16. November 2007, Westfalenhalle Dortmund
Sarah
Bettens - 8. Dezember 2007, Pulp Duisburg
2008:
Jan
Plewka - 28. Februar 2008, Grillo-Theater Essen
Bruce
Springsteen -
16. Juni 2008, LTU-Arena Düsseldorf
Farin
Urlaub - 20. November 2008, Philipshalle Düsseldorf
Die
Toten Hosen (Vorband: Madsen) - 8. Dezember 2008, Westfalenhalle
Dortmund
2009:
Franz
Ferdinand - 4. Februar 2009, Kulturkirche Köln
Bloc
Party - 17. Februar 2009, Palladium Köln
The
Killers (Vorband: Louis XIV.) - 13. März 2009, Philipshalle
Düsseldorf
- Der Bericht
- Der Abend
- Die Playlist
Konzertbeginn: f
Ort: f
Eintrittskarte?:
f
Mitreisende: f
f
Die Ärzte - 31. Dezember 2006 - Rhein-Energie-Stadion, Köln... der dürfte nie vergehn!
- Der Bericht
- Der Abend
- Die Playlist
Der Kapuzenpulli war zwar nicht ganz billig, aber: EGAL!
Kurz vor dem Ende des "regulären" Teils...
Mit diesem Lied bin ich groß geworden. Ich habe es gehört, als ich zur Grundschule ging, ich konnte es längst auswendig in den Klassen fünf bis 13, in der Disko tanzte ich mit Vorliebe zu diesen Klängen (und so ist's übrigens auch heute noch), egal, wo ich bin - es ist immer dabei, ob im Discman oder Auto. Nur an einem Tag hörte ich "Zu spät" von den Ärzten noch nicht. Silvester.
Es ist 23.55 Uhr.
Auf der Videoleinwand erscheint das kleine "a" mit drei Punkten obendrauf, die für Farin, Bela und Rod stehen sollen. Mittendrin die Uhr. Die Sekunden verrinnen. Auf diesen Moment haben alle gewartet. Die Ärzte - für sie ist es das erste Silvester-Konzert ihrer 23-jährigen Band-Geschichte - die 45.000 Zuschauer in Köln, die Verkäufer, die Luft, der Wind, die Vögel. 37 Lieder und fast drei Stunden haben sie schon gespielt, heiser sind hier alle, aber müde keiner. Weiter, immer weiter. Doch jetzt, in diesem Moment, da kann nur ein Song kommen. Erste, kurze Gitarrentöne, jaaaa, Farins Stimme "Warum hast Du mir das angeta-ha-aaan..." Und 45.000 grölen: "ICH HABS VON EINEM BEKANNTEN ERFAHRN!" "Du hast jetzt einen neuen Freund..." undsoweiterundsoweiter... es ist so traumhaft, wieder singen alle jede Zeile, jeden Buchstaben, jedes Wort mit. Die Stimmung ist so gigantisch, alle Befürchtungen vor einer Woche, es könnte Schnee liegen, Minustemperaturen geben, regnen, stürmen - weggewischt. Ich habe einen sensationellen Platz, meine dicke Jacke liegt längst unter meinem Sitz verstaut, brauche ich nicht, mir ist warm genug, fünf Grad plus, mindestens, wahrscheinlich mehr, und jetzt läuft ZU SPÄT, das um kurz vor Zwölf, meine vorbereitete sms "Frohes Neues" an meine Freunde verschicke ich schon jetzt, mit dem Zusatz "Zu spät um Mitternacht - wie geil", singe mit, tippe ein, schaue an den Himmel, unfassbar. "EINES TAGES WERD ICH MICH RÄCHEN! ICH WERD DIE HERZEN ALLER MÄÄÄÄDCHEN BRECHEN!" Jaaaaaaaaaaa! "DANN BIN ICH EIN STAR, DER IN DER ZEITUNG STEHT!" Laaaaaaaaaaauter!!! "UND DANN TUT ES DIR LEID, DOCH DANN IST ES ZU SPÄT!" Noch ein paar Sekunden. 20, 15... Farin stoppt, in der Zu-spät-Melodie. "Und jetzt muss ich diesen Gag versaun. Denn jetzt fang ich an mit dem Countdown - fünf - vier - drei - zwei - eins - JAAA!" "Ärzte statt Böller" heißt das Programm, naja, ein paar Knaller donnern doch vom Stadiondach, aber es sei erlaubt, gehört jetzt dazu, bloß nicht übertreiben. Eine Minute dauert das Geknalle nur, gut so. Umarmen links, rechts, vorn, hinten, hab die Leute noch nie gesehen, werd sie nie wiedersehen, wurscht. "2007", brüllt Bela, "ich schenke Dir: Im Herbst eine neue Ärzte-Platte!" JAAAAA! Riesenjubel, das schönste Geschenk für alle. Die Mehrheit glaubte felsenfest, an diesem Tag das letzte Ärzte-Konzert zu sehen. "Frohes Neues", rufen die Drei, und um 0.03 Uhr spielen sie "Zu spät" gekonnt zu Ende. Große Momente. Große Augenblicke. Meine 27 Silvesterpartys davor - geschenkt. Ob ich in einer Disko war oder irgendwo bei irgendwem zu Hause, bei diesen Pflicht-Veranstaltungen mit "Dinner for one", Bleigießen, Saufen, Feuerwerk, Möchtegerngutelaune-Knaller, das habe ich alles vergessen, das ist sehr wenig im Vergleich zu diesem Ereignis. An diese Minuten werde ich mich auch noch erinnern, wenn mir mit 85 schon alle Zähne ausgefallen sind.
Im Block W5.
Was tun an Silvester? Diese
Frage stellt sich - Ihr wisst es alle - in jedem Jahr. Meist entscheiden
wir uns alle genau für die falsche Party... In unserer WAZ-ZOOM-Redaktion
(die Jugendseite der freien Mitarbeiter) haben wir auf unserer Silvesterseite
natürlich die Titelgeschichte "Sieben Gründe, warum die Silvesterparty
auch diesmal ein Flop wird" genannt. Mein Bruder verbringt den Jahreswechsel
stilecht in New York (die Sau!), das ist ja mal ein Highlight, aber für
mich zu teuer und im Moment absolut unrealistisch. Hmm... weitere gute
Freunde (Helmut/Tina, Ihr wisst, das Hochzeitspaar am VfL-gegen-Cottbus-Tag)
weilen in London - auch nicht schlecht, aber auch ,Mission Impossible'
für mich. Die meisten anderen Freundeskreise sind entweder in alle
Himmelsrichtungen verstreut (Aachen, Bergisches Land) oder schlicht auf
normalen, langweiligen Muss-Partys. Also entschied ich für mich am
29. Dezember: Also gut, dann feiere ich "allein", ersteigere eine Karte
bei ebay für das schon längst ausverkaufte "Ärzte statt
Böller"-Konzert in Köln. Silvester im Stadion des 1. FC Köln
zu verbringen - dafür kassiere ich bestimmt endlos Sprüche, aber
das macht mir nichts. Stehen oder sitzen? Naja, Konzert dauert bestimmt
lange, innen regnet es vielleicht, also sitzen. Und wo? "Businessseats
- sofort kaufen" - lautet das Angebot. Ich schlag zu. Weihnachtsgeld verpulvern.
Man gönnt sich ja sonst so selten etwas. Expressversand, liefern lassen,
klappt.
Block W5 also.
Fahrtstrecke rausgesucht,
Silvester ist es mittlerweile schon, schnell ausgedruckt, "1000 Tipps für
Auswärtsspiele" einstecken (für den Notfall), los um 18.15 Uhr.
Autobahn ist leer, die Partys laufen wohl schon längst. Parken klappt,
ein bisschen laufen, ein bisschen viel anstehen am Eingang, rein in den
Block. Platz gesucht, schnell gefunden. Jawoll, siebte Reihe, fast mittig,
unmittelbar zwischen den beiden Trainerbänken. Näher am Spielfeld
sind nur sechs Reihen. Was für ein Anblick. Die Bühne ist vor
der Kölner Stehplatztribüne aufgebaut, eine halbe Stunde vor
Konzertbeginn sind die Plätze und der Innenraum komplett voll. Ich
suche Sitz 23, neben mir sind alle schon da. "Hurraaaa", sagt eine Stimme,
"wir haben einen Nachbarn." Schnell vorgestellt, Silvester ist alles ungezwungen.
"Ich bin Andreas". Der erste heißt Frank, sieht aus wie Peter Skov-Jensen,
kommt aber aus Herford und ist Arminia-Bielefeld-Fan, daneben hocken haumichblau
und schlagmichtot, ein Pärchen aus Gütersloh, deren Namen ich
nicht verstehe. Macht auch nix. Sie sind zu dritt gekommen und hocken seit
18 Uhr im Stadion. Die Frau ist zur Fahrerin gelost worden, die beiden
anderen laufen ständig zum Bierstand (um es vorwegzunehmen: Sie haben
den Abend überlebt, was mich sehr verwundert hat). Ich bin in Gespräche
eingebunden, erfahre zwischendurch, dass es Franks Hobby ist, alte VW-Käfer-Modelle
zu reparieren, wir singen zusammen, wir feiern zusammen, unterhalten uns
mit den Leuten in Reihe acht (auch ebay-Käufer, eine ganze Gruppe
aus Berlin). Vor mir steht ein 16-jähriges Mädel, das ebenfalls
allein gekommen ist. Und... ey... drei Reihen vor uns und zwei Meter links...
das isser... der Andrack!! Harald Schmidts Edelhelfer ist mit Frau und
Töchtern aufgetaucht und geht während der dreieinhalb Stunden
richtig gut ab. Alles richtig gemacht. Silvester allein verbringen. Und
doch sind 44.999 andere dabei. Silvester ohne die Freunde sein. Und doch
mit Freunden anstoßen. Die anderen Silvesterleute werde ich niemals
wiedersehen. Und doch nie vergessen.
Das Konzert
Das Vorgeplänkel habe ich mir zum Glück geschenkt. "Erst", sagt Frank, "lief ,Dinner for one' auf der Leinwand, dann kam so ein Moderator und DJ und schließlich ein Akkordeonspieler, der die Ärzte-Song nachgemacht hat, eine Stunde lang." Er fands langweilig. In der halben Stunde, die mir bis Konzertauftakt noch bleibt, gibt es nichts zu sehen. "Böllern verboten" und "Feiern erlaubt" steht abwechselnd auf den Videowänden. Ja dann. Hab sowieso nix dabei. Das ist irre warm in diesem Stadion, hätte meine Jacke gar nicht gebraucht. Eben noch ausziehen, das Konzert wird geil genug. Gleich gehts los, gleich, gleich, gleich. Diese Momente, die Sekunden sind einfach himmlisch. Du weißt genau: Jetzt! Jetzt muss es doch eigentlich... Und dann: GEHT DAS LICHT AUS! Riesenjuuuuubel, Schreien, jawoll, das ist was Besonderes, das ist IRRE, das ist WUNDERBAR. Minuten vergehen in der Dunkelheit, als drei Schatten die Bühne entern und die ersten dadadadadadadadadadadadadadada harten Gitarrentöne von "Schrei nach Liebe" erklingen. DAS Anti-Nazi-Lied der Ärzte. DAS Lied, in dem das letzte Wort des Refrains ein gegröltes "Arschloch!" ist. Das darf natürlich die Menge brüllen (so gehört sich das) und parallel brennt auf den Anzeigetafeln ein Hakenkreuz. "Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe - ARSCHLOCH! ARSCHLOCH! ARSCHLOCH!" Das ist fulminant, das ist groß, das ist super, das ist die beste Band der Welt. 21.06 Uhr, sie hat jetzt schon gewonnen. Jan Vetter (alias Farin Urlaub), Dirk Felsenheimer (alias Bela B.) und Rodrigo Gonzales (er selbst) singen, spielen und erzählen. "So viele Leute waren noch nie auf meiner Silvesterparty", sagt Farin ergriffen - und es ist wirklich glaubhaft. Seit anderthalb Jahren haben sich die Ärzte nicht mehr in die Öffentlichkeit gewagt. Anderthalb! Jetzt das! Machen sie weiter? Hören sie auf? Ungeklärte Fragen! Jetzt ists wurscht, spielt! Eine La Ola geht durchs Stadion, aber nicht so fußballbillig mit Händen in der Höhe, sondern eine Schrei-La-Ola. Erst ist es still im Stadion, dann brüllt die eine Ecke - und so zieht sich der Schrei durch die Massen. Herrlich. Ich sitz schon lange nicht mehr. Sitzen ist fürn Arsch, und wenn es so ein gepolsterter Businessseat ist. Es wirkt, als haben sich die drei vor ein paar Tagen zusammengesetzt und alle Lieder notiert, die sie gern noch einmal live spielen würden. Eine großartig sinnvolle Reihenfolge ist dabei nicht herausgekommen. Altes, Neues, Bekanntes, weniger Bekanntes - ein bunter Mix aller 23 Arzt-Jahre wird geboten. Und von Minute zu Minute beeindruckt die textsichere Masse selbst die Drei auf der Bühne mehr. Auch jedes noch so alte Lied klingt so wunderbar 45.000fach. Zwei eigentlich weniger gute und weniger charterfolgreiche Stücke erweisen sich als absolut stadiontauglich. Belas Solo "Manchmal haben Frauen" mit dem Refrain "Manchmal, aber nur manchmal haben Frauen ein kleines bisschen..." klingt aus 45.000 Kehlen himmlisch laut - und Rodrigos Solo "Dinge von denen" mit den Zeilen "Das sind Dinge von denen ich GAR NICHTS WISSEN WILL" ist nicht leiser. Die Klassiker kommen alle. "Wie am ersten Tag" mit dem fantastischen Einstieg "HEY DU BLEIB STEHN!", natürlich die Nonsens-Stücke aus der Ärzte-Anfangsphase ("Teenager Liebe", "Zitroneneis", sehr gut: "Der lustige Astronaut"), Love-Songs mit Feuerzeug- und Wunderkerzen-Atmosphäre ("1/2 Lovesong", "Nichts in der Welt", "Mach die Augen zu") und auch politische Songs ("Friedenspanzer", "Deine Schuld"). Keine Zeit zum Luft holen, keine Zeit zum Verschnaufen, es geht weiter, weiter, weiter. Frank holt immer mal wieder Bier, geht auf Klo. Seine Schuld. Ich will jetzt hier nicht weg. Bei "Radio brennt" wird es besonders frech. In der Mitte des Stückes gibt es eine Zeile (Ärzte-Kenner, aufgepasst), die geht eigentlich so: "Sie spielten gerade Dein Lieblingslied: Geronimos Cadillac", das änderten die Ärzte in "Sie spielten gerade Dein Lieblingslied..." - und begannen dann gleich DREIMAL "Radio brennt" neu. Verstanden? Irre. Gepfiffen hat niemand. Die dürfen das. Wir findens gut. Auch die Laber-Attacken zwischendurch begeistern. Nur einmal verzetteln sich Farin, Bela und Rod - da wirds Bela zu bunt und er fordert: "Brüllt alle Farin zu: Halts Maul und spiel!" Und 45.000 brüllen: "HALTS MAUL UND SPIEL!" Weiter gehts. Um 23.05 Uhr verlassen die Ärzte die Bühne, nach zwei Stunden, das ist eigentlich normal, diesmal aber witzlos. "Wir haben ja", sagt Bela, "von Anfang an angekündigt, dass wir bis mindestens Zwölf bleiben! Aber wir kommen trotzdem erst raus, wenn Ihr alle Zugabe, Zugabe ruft!" Gesagt, getan, Stimmung ist immer noch gut, obwohl es inzwischen leicht regnet und den Innenraum leicht anfeuchtet. Macht nix. Insgesamt zweimal verschwinden die Ärzte kurz hinter der Bühne, "unterm Sauerstoffzelt", wie Bela sagt, denn: "Dies ist die längste Setlist, die wir in der Band-Geschichte geschrieben haben!" 40 Stücke stehen drauf, darunter auch das gecoverte "Müngersdorfer Stadion" von Jürgen Zeltinger. Die Ärzte auf Kölsch - noch so eine Premiere, diesmal aber wirklich sehr, sehr schräg und schief. Macht nix. Mitternacht rückt näher. Und näher. Und näher. Was fehlt noch? Na klar. "Westerland". Eben noch drauf gehofft - und schon: SPIELEN SIE ES. "Jeden Tag sitz ich am Wannsee..." - und ich hör gern zu. Dann wird es 23.55 Uhr.
Die Aftershow-Party
"Elke" ist das 40. und letzte Stück des Abends. Zuvor bedanken sich die Ärzte artig bei allen Helfern, die drei (!) Tage lang die Bühne und den Rest aufgebaut haben. Drei! "Elke - die fette Elke" - dabei gehen alle noch einmal so richtig ab, auch nach dreieinhalb Stunden. Gerockt haben wir alle. Stand auch so auf der Videoleinwand unmittelbar nach Ende des Songs "Unrockbar" ("IHR SEID GEROCKT!") 0.25 Uhr, das unvergessliche Silvesterkonzert der Ärzte ist vorbei, Ende, sie gehen von der Bühne. Frank kann inzwischen kaum noch stehen. "Kommt gut nach Hause", sage ich zu allen und spaziere Richtung Auto. Schnell noch eine türkische Pizza kaufen (Hunger!), sms lesen und selbst verschicken, 0.50 Uhr: zurück auf der Autobahn. Die selbst gebrannte Best-of-Ärzte-CD liegt natürlich längst bereit, und das erste Lied, das ich mir anhören muss, ist natürlich "Zu spät". Eben habe ich es noch gehört, eben, gerade, vor nur wenigen Momenten, live, um Mitternacht. Es ist 2007 jetzt, nicht mehr 2006. Im einen Jahr losgefahren, im nächsten angekommen. Eigentlich brauche ich die Ärzte jetzt nicht mehr sehen. Ich habe sie live vor 500 Zuschauern gesehen bei einem geheimen Klub-Konzert, habe sie live in einer mittelgroßen Arena gesehen, bei einem Konzert, das hinterher live auf DVD erschienen ist - und nun Silvester. Beide - also Farin und Bela - sah ich auch schon solo. Alles, was jetzt kommt, ist schlechter. Ach wisst Ihr was: Für "Zu spät" würde ich trotzdem immer wieder hingehen. Und die anderen 250 Songs kann ich doch auch auswendig. Sind einfach irre Typen. Die Autobahn ist leer. Kurz vor Leverkusen Blaulicht. Fünf Autos sind ineinander gerast. Kurz abbremsen - und dann mit 130 km/h auf die Überholspur. In meiner Stammkneipe "Zum Schrägen Eck" mit all den Stammgästen, die mich sonst mit Würfelspielen, Dartpfeilen oder Billardvarianten von harten Arbeitstagen ablenken, anstoßen, vom Konzert erzählen und im Hintergrund "Kayleigh" von Marillion hören. Bleiben bis 2.30 Uhr, danach völlig kaputt und - ja - doch ein wenig heiser die letzten paar Meter nach Hause tuckern, ins Bett fallen. Glücklich.
Ich wünsche mir, dass dieser Tag, diese Stimmung, diese Laune, diese Ansammlung an Emotionen, niemals endet. So ein Fazit ist gewiss das größte Kompliment für eine Silvesterparty.
Am Ende, ganz am Ende, schon im Jahr 2007 verabschieden sich (v.l.) Farin Urlaub, Bela B. und Rodrigo Gonzales
WEITERE ÄRZTE-LINKS:
4. März 2003Konzert
unter dem Namen "Nackt unter Kannibalen" vor ein paar Hundert in der Krefelder
Kulturfabrik
14. Dezember 2003Konzert
in der Arena Oberhausen - wurde auf DVD aufgenommen
21. Mai 2005 Farin
Urlaub "solo" in der Philipshalle Düsseldorf
Der Abend, kurz vor Beginn: "Feiern erlaubt" steht auf der Anzeigetafel. Noch ist alles dunkel!
Konzertbeginn: Auf
der Eintrittskarte, im Internet, wo auch immer, stand: Einlass 17 Uhr,
Beginn 21 Uhr. So war das auch. Ich überlegte nicht lange, ob ich
mit dem Zug oder mit dem Auto fahren möchte. Die Bahn kam aus mehreren
Gründen nicht in die Tüte. Erstens: Wie komme ich unfallfrei
hin?, zweitens: Ist zu kompliziert in Köln, dauert sehr, sehr lange
bis zum Stadion, drittens: ungewisse Situation nach Konzertende, viertens:
lange Wartezeit auf den Regionalexpress. Also mit dem Smart. Ich verließ
Mülheim um 18.15 Uhr, über die A3 Richtung Köln/Frankfurt
bis "AK Leverkusen", dann über die A1 Richtung Koblenz bis "Köln-Lövenich".
500 Meter davon entfernt liegt das Rhein-Energie-Stadion. Ich erreichte
den Parkplatz P1 nach einem kurzen Stau gegen 19.20 Uhr. Von dort musste
ich noch zehn Minuten laufen. Um 19.30 Uhr - fester Sitzplatz - dachte
ich mir, ich konnte im Gedenken an "Rock am Ring" eine gefüllte Pizza
gönnen, um dann gegen 19.45 Uhr festzustellen, dass alle Eingänge
hemmungslos verstopft sind. Die Wartezeit betrug 45 (!) Minuten. Um 20.30
Uhr nahm ich auf meinem Businessseat Platz - wirklich optimale Sicht auf
die Bühne (siehe Fotos). Das "Vorprogramm" war - wie ich mich aufklären
ließ - wohl nicht so der Brüller. Bis 18 Uhr passierte nichts,
dann kam "Dinner for one" (bis 18.30 Uhr), schließlich Party-Musik
von einem DJ und von 19.30 Uhr bis 20.30 Uhr ein Akkordeonmann, der berühmte
Ärzte-Melodien nachspielte. Der erste Ärzte-Teil dauerte von
21 bis 23.05 Uhr, danach verließen die Jungs noch zweimal die Bühne
und unterbrachen "Zu spät" um 23:55:55. Das endgültige Konzertende:
0.20 Uhr, danach liefen Partykracher wie "I'm easy", "Thunderstruck" und
"Hells Bells". Der Großteil verlegte die After-Show-Party in die
Kölner Altstadt. Ich lief zum "P1", war um 0.50 Uhr back auf der Autobahn
- und um 1.45 Uhr in meiner Stammkneipe "Zum Schrägen Eck".
Ort: Das "Rhein-Energie-Stadion"
in Köln - hieß früher mal "Müngersdorfer Stadion",
wurde dann aber umbenannt. Seit dem Umbau war ich noch nicht hier, sieht
echt nett aus, werde auch mal Fußball hier gucken, obwohl es noch
etwas dauern kann, bis der FC wieder in der 1. Bundesliga spielt... Es
kamen 45.000 Zuschauer.
Eintrittskarte?:
Da ich mich sehr kurzfristig am 29. Dezember entschied, zum Ärzte-Konzert
zu fahren, ersteigerte ich eine Karte bei ebay für 60 Euro und ließ
sie mir per Express zuschicken. Ich hatte die Wahl: Um einen Stehplatz
in der hintersten Ecke mitbieten - oder einen Businessseat für viel
Geld "sofort kaufen". Ich gönnte mir was...
Mitreisende: Niemand,
aber 44.999 Mit-Partygäste würde ich nicht als "niemand" bezeichnen.
Die Leute links, rechts und hinter mir lernte ich auch flugs kennen. Ein
Gruß geht an Frank aus Herford, mit dem ich mich dreieinhalb Stunden
lang prächtig unterhielt. Die Ärzte-Fans kamen übrigens
aus ganz Deutschland. Hinter mir standen Berliner. Prominentester Businessseater:
Herr Andrack, der Helfer von Harald Schmidt.
Der Abend, die Mitreisenden: 45.000 Ärzte-Fans im Kölner Stadion, hier ein Blick auf Innenraum und Gegentribüne
DIE PLAYLIST
(genau so ist's gewesen):
Keine Sorge: Das habe
ich mir nicht alles selbst gemerkt oder notiert: Unterstützung fand
ich auf diversen Internet-Blog-Seiten
1) Schrei nach Liebe (vom
Album "Die Bestie in Menschengestalt" / 1993)
2) Ein Lied für dich
(vom Album "13" / 1998)
3) Du willst mich küssen
(vom Album "Im Schatten der Ärzte" / 1985)
4) Bravopunks (vom Album
"5, 6, 7, 8 - Bullenstaat!" / 2001 +++ wird nur über Fanklubs und
bei Konzerten verkauft)
5) Hurra (vom Album "Planet
Punk" / 1995)
6) Außerirdische (vom
Album "Das ist nicht die ganze Wahrheit" / 1988)
7) Ignorama (vom Album "13"
/ 1998)
8) Komm zurück (vom
Album "Das ist nicht die ganze Wahrheit" / 1988)
9) Wie am ersten Tag (vom
Album "Die Ärzte" / 1986)
10) Deine Schuld (vom Album
"Geräusch" / 2003)
11) Yoko Ono (vom Album
"Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer" / 2000)
12) Teddybär (auf dem
Album "Die Ärzte früher" zu finden / 1982+1983 +++ ORIGINAL:
EP "Zu schön, um wahr zu sein"/1983)
13) 1/2 Lovesong (vom Album
"13" / 1998)
14) Friedenspanzer (vom
Album "Die Bestie in Menschengestalt" / 1993)
15) Der Graf (vom Album
"13" / 1998)
16) Radio brennt x3 (vom
Album "Ist das alles?" / 1987)
17) Rettet die Wale (B-Seite,
CD "Bäst of" / 2006)
18) Blumen (vom Album "Das
ist nicht die ganze Wahrheit" / 1988)
19) Nichts in der Welt (vom
Album "Geräusch" / 2003)
20) Omaboy (vom Album "Die
Bestie in Menschengestalt" / 1993)
21) Schunder-Song (vom Album
"Planet Punk" / 1995)
22) Punkbabies (vom Album
"5, 6, 7, 8 - Bullenstaat!" / 2001 +++ wird nur über Fanklubs und
bei Konzerten verkauft)
23) Manchmal haben Frauen
(vom Album "Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer" / 2000)
24) Zitroneneis (auf dem
Album "Die Ärzte früher" zu finden / 1982+1983 +++ ORIGINAL erschienen
auf dem Sampler "Ein Vollrausch in Stereo"/1982)
25) Wie es geht (vom Album
"Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer" / 2000)
26) Rebell (vom Album "13"
/ 1998)
27) COVER von Jürgen
Zeltinger "Müngersdorfer Stadion" (Melodie von Ramones "Rockaway Beach"
COVER
28) Ist das alles? (vom
Album "Die Ärzte" / 1986)
29) Geisterhaus (vom Album
"Geräusch" / 2003)
30) Mysteryland (vom Album
"Die Ärzte" / 1986)
31) Der lustige Astronaut
(auf dem Album "Die Ärzte früher" zu finden / 1982+1983 +++ ORIGINAL:
EP "Uns geht's prima"/1983)
32) Teenager Liebe (auf
dem Album "Die Ärzte früher" zu finden / 1982+1983 +++ ORIGINAL:
EPs "Zu schön, um wahr zu sein"/1983 und "Uns geht's prima"/1983)
33) Dinge von denen (vom
Album "Geräusch" / 2003)
34) Mach die Augen zu (vom
Album "Die Bestie in Menschengestalt" / 1993)
35) Rock Rendezvous (vom
Album "Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer" / 2000)
36) Unrockbar (vom Album
"Geräusch" / 2003)
37) Westerland (vom Album
"Das ist nicht die ganze Wahrheit" / 1988)
38) Zu Spät (vom Album
"Debil" / 1984)
39) Dauerwelle vs. Minipli
(vom Album "Le Frisur" / 1996)
40) Elke (vom Album "Das
ist nicht die ganze Wahrheit" / 1988)
Das erste Foto des Abends: Mit "Schrei nach Liebe" geht es los!
Übersicht:
Sampler "Ein Vollrausch
in Stereo" (1982) = 1 (zu finden auf "Die Ärzte früher" / 1989)
EP "Zu schön um wahr
zu sein" (1983) = 2 (zu finden auf "Die Ärzte früher" / 1989)
EP "Uns geht's prima" (1983)
= 1 (zu finden auf "Die Ärzte früher" / 1989)
"Debil" (1984) = 1
"Im Schatten der Ärzte"
(1985) = 1
"Die Ärzte" (1986)
= 3
"Ist das alles?" (1987)
= 1
"Das ist nicht die ganze
Wahrheit" (1988) = 5
"Die Bestie in Menschengestalt"
(1993) = 4
"Planet Punk" (1995) = 2
"Le Frisur" (1996) = 1
"13" (1998) = 5
"Runter mit den Spendierhosen,
Unsichtbarer!" (2000) = 4
"5, 6, 7, 8 - Bullenstaat!"
(2001) = 2
"Geräusch" (2003) =
5
"Bäst of - B-Seiten"
(2006) = 1
COVER = 1
Der Traum
- Der Bericht
- Der Abend
- Das
Interview
- Die Playlist
... das Lied "Unten am Hafen" !
Helau, ist das ein witziger
Typ. Ein kurzes Interview, eins der kürzesten in meinem kurzen Journalistenleben
(siehe unten), und doch prägnant,
präzise, künstlerisch. Erste Etage im Schuppen, eine halbe (!)
Stunde vor dem Auftritt. Nur eine halbe Stunde!! Es ist ein WAZ-Termin,
und doch: Das muss auch ein Eintrag in meinem Konzertblog sein.
Ohne Frage. "Jan Plewka singt Rio Reiser" - ein Experiment, ein Projekt,
ein gewagtes. Gehen da auch in Mülheim Leute hin? In der Ankündigung
des Ringlokschuppens steht, dass die "Veranstaltung" in Hamburg stets ausverkauft
ist. Und im Ruhrpott? Es sind nicht nur Mülheimer da. Autos aus Wesel,
Oberhausen, Duisburg, Essen, Krefeld, ja sogar Köln stehen auf dem
nicht einmal komplett gefüllten Parkplatz. Das Licht geht aus, Sitzplatz
in der fünften Reihe, gespannte Erwartungen, 300 Leute sehen zu.
Lied eins: Stiller Raum
HALLO, LICHT!! Nichts kommt. Wo sind die Musiker, die sonst unter Getöse
auf die Bühne stürmen? Nirgendwo. Es krächzt und krakselt
im Lautsprecher, eine Stimme: "Stiller Raum, stille Nacht, alles schläft,
ich bin wach". Ist das Rios Stimme? Nein, das ist Plewka, muss Plewka sein.
Unverkennbar der ehemalige Selig-Sänger, der einst "Ohne dich" ins
Mikro brüllthauchte (geht Beides, hörts Euch an) und - nicht
zu vergessen - "Ist es wichtig". Selig war in wie Wir sind Helden heute
- und dann auch ganz schnell wieder weg vom Fenster. Mit kleineren Projekten
hält sich Plewka, 36 inzwischen, über Wasser. Wie heute. Stiller
Raum ist ein großartiger Auftakt. Ohne Instrumente. Nur eine Stimme.
"Darauf hat die Band viel Wert gelegt, also auf die Stille, dass keiner
mehr rein und raus rennt", flüstert ein Mitarbeiter des Schuppens.
Klasse.
Lied zwei: Halt Dich
an Deiner Liebe fest und Lied drei: Mein Name ist Mensch Okay, Licht
geht an. Wie sieht die Bühne denn aus? Plewka trägt einen weißen
Schal, ein weißes Hemd. Auf der Bühne steht eine rote Couch,
rund um die Musiker der "Schwarz-Roten Heilsarmee" stehen Unmengen an Instrumenten,
die ich gar nicht alle benennen kann. Gitarren en masse, ein großes
Klavier, ein Akkordeon, Blasinstrumente undundund...
Lied vier: Keine Macht
für Niemand Was ist das denn? Das Licht geht wieder an, bei Ton
Steine Scherbens "Keine Macht für Niemand". HALLOOOO!!! Fehler im
System? Nein, hier ist nichts falsch. Das ist gewollt. Keine Macht für
die Musiker. Kein Licht auf die Musiker. Den Nebenmann angucken. Sich fragen,
was denn hier abgeht. Rio, so hat Plewka im Gespräch gesagt, war sein
Mentor. Er hat jeden Song behutsam ausgesucht und sich mit Lust etwas Besonderes
ausgedacht. Kein Konzert - eine Konzertperformance ist es.
Lied fünf: Der Rauchhaus-Song
Beim fünften Song ists ganz klar. Alle Bandmitglieder hocken sich
in einen Halbkreis um eine Lampe. Sonst ist es ganz dunkel im Saal. Ein
simuliertes Lagerfeuer. Mit Akustikgitarre, Rassel, Geige und Handtrommel
spielen die Jungs den "Rauchhaus-Song", der mit dem tollen Satz beginnt
"Der Mariannenplatz war blau, so viel Bullen waren da". Es ist wie eine
Hausbesetzer-Szene aus den 70ern. Und als alle Mülheimer textsicher
mitgrölen "DAS IST UNSER HAUS!", da muss sogar Plewka schmunzeln.
Das hatte er wohl nicht erwartet.
Lied sechs: Der Turm
stürzt ein Keine Zeit zum Verschnaufen - schnell applaudieren,
s' wird wieder hell, doch es bleibt unplugged. Nächster Song ist "Der
Turm stürzt ein", und die Band marschiert durch die Reihen. Jetzt
versteht jeder, warum die Stühle so großzügig hintereinander
stehen, mit viel Platz. "Wir sammeln für einen guten Zweck", schickt
Plewka vorneweg und hält einen Hut in die Menge. "Für Bier",
schickt er ran. Glaube ich. Wie auch immer. Noch so eine spannende Idee.
Das Publikum schaut angestrengt, aber doch hingerissen. Der NRZ-Kollege
meint: "Also hier würden die Grünen bei einer Wahl die absolute
Mehrheit erringen. Direkt danach die Linkspartei."
Das weitere Konzert:
Der Rest der 110 Minuten fliegt vorbei, mit weiteren ausgefallenen Ideen.
Am Ende des siebten Stücks ("Irrenanstalt") verlässt er den Schuppen
rennend durch den Notausgang. Ganz klar: Auf der anderen Seite kommt er
wieder. Nur: wann? Natürlich pünktlich zum nächsten Stück
"Lass uns n' Wunder sein", diesmal mit roter Hose. Viele Ton-Steine-Scherben-Stücke
waren's bisher, Plewka bewegt sich also sogar ein bisschen in der Nähe
der Reiserschen Biografie. Allerdings teilt er das dem Publikum nicht mit.
Die Presseleute kennen die Hintergründe seiner Reiser-Affinität,
den Zuschauern bleiben sie verborgen. Plewka beschränkt sich auf den
Gesang. Konzentriert sich auf die Songs. Heute kommt nicht "König
von Deutschland", Reisers charterfolgreichster und fetenhitskompatibelster
Song. "Unten am Hafen", Stück neun, ganz fantastisch. Die Band verlässt
die Bühne, lässt es fumpen und trinkt n' Bier, Plewka schmeißt
sich auf die Couch, nimmt ein Akkordeon, und singt "Unten am Hafen". So
schön. So fantasievoll. "Übers Meer" spielen wieder alle, die
Gedanken gehen an die Grönemeyer-Version auf der "Rio Reiser Tribute"-Seite.
"Tag für Tag geht an uns vorbei..." sind die ersten Zeilen in diesem
traurigen Lied... Bei Song zehn ("Land in Sicht") holt Plewka eine Frau
aus dem Publikum auf die Bühne (Kommentar des NRZ-Kollegen: "Warum
nimmt er die? Es sind viel Hübschere da!") und schmeißt sich
am Songende ganz wild auf sie. Knutschen sie? Oder nicht? Diese Frage bleibt
unbeantwortet. "Schritt für Schritt ins Paradies", "Zauberland", "Für
immer und dich" (mit Textpassage auf Italienisch) - so gehts weiter. "Der
Traum ist aus", ganz toll, vielleicht der beste Reiser-Text. "Ich hab'
geträumt, der Winter wär vorbei. Du warst hier und wir waren
frei. Und die Morgensonne schien. Es gab keine Angst und nichts zu verlieren,
es war Friede bei den Menschen und unter den Tieren. Das war das Paradies.
Der Traum ist aus! Aber ich werde alles geben, dass er Wirklichkeit wird."
Allein am Klavier spielt Plewka "Wenn ich mir was wünschen dürfte"
und nach "Junimond" ist Schluss. Es heißt ja auch passend mehrere
Sekunden lang "Bye Bye" - die Band winkt, die Zuschauer winkt, spitzespitzespitze,
klatscht, der NRZ-Kollege schaut kritisch: 20 Euro und erst genau anderthalb
Stunden sind 'rum. "Interessant", sagt er über den Abend. Politisch
liegt er eben nicht auf der Scherben- und Reiser-Welle und nimmt provokativ
auch schon 'mal das Wort "Zecken" in den Mund.
Zugaben Aber keine
Sorge - Zugaben kommen bestimmt. Darauf freut sich auch Herr Schiemann,
ein Mülheimer Künstler, der direkt vor mir sitzt. Bei "Alles
Lüge" steht nach Aufforderung das komplette Publikum, auch bei "Herbst"
und den anderen Zugaben. "Keine Macht für Niemand" und (Plewka: "Unser
Lieblingslied") "Der Turm stürzt ein" kommen noch ein zweites Mal,
die Mülheimer lassen Plewka und Band nicht gehen. Und wenn 100 der
300 Mülheimer "Die letzte Schlacht gewinnen wir" brüllen, dann
kann Plewka nichts falsch gemacht haben. "Nach Hause" heißts zum
Schluss (nein, nicht das Frank-Zander-Hertha-Lied), Plewka sagt: "Es war
wunderschön hier", während des Songs schüttelt er Hände
des Publikums, bittet die Zuschauer raus, es ist klar: Schluss jetzt. Nach
110 Minuten.
Puff. Kein "König von
Deutschland". Ein etwas anderes Konzert, ein etwas anderer Abend. Einer,
der nur auf kleinen Bühnen funktioniert, vor einer geringen Zuschauermenge.
Heute Mittag war Bochum, war das Mainz-Spiel,
das Fürchterliche, die schlechte Laune. Danach noch kurz für
die WAZ zum Badminton. Und jetzt das. Es gibt 1000 Überschriften für
diesen Abend. "Die letzte Schlacht". Nee. Irgendwas mit "Keine Macht",
"Scherben", "Rio" oder so. Nee. Wie wärs mit "Der Traum"? Ja, das
ist es, das nehme ich. "Der Traum", in den uns Plewka und die Band entführten.
Der Traum der politischen End-60er und 70er, von Berlin-Kreuzberg, besetzten
Häusern undsoweiter. "Der Traum" eines unbeschreibbar linken Abends.
Ein Beispiel: Auf dem Tisch im Schuppen-Foyer liegen aktuelle "taz"-Ausgaben,
das Publikum ist zweifellos alternativ. "Aber ich werde alles geben, dass
er Wirklichkeit wird". Aus ist dieser Traum noch nicht.
Meine WAZ-Berichte zum Abend "Jan Plewka singt Rio Reiser"
WAZ / 29.1.2007
Ein Traum vom Hafen
übers Meers der Scherben
Jan Plewka bot eine Konzert-Performance
Dieser Moment ist bei jedem
Konzert magisch. Das Licht geht aus - spannende Erwartungen. Jan Plewka,
Ex-Sänger von Selig, trägt im Schuppen Rio-Reiser-Lieder vor.
Was verbirgt sich dahinter?
Es ist dunkel. Kein Musiker
steht auf der Bühne. Plötzlich eine Stimme. "Stiller Raum, stille
Nacht, alles schläft, ich bin wach", singt Plewka. Ohne Instrumente.
Nur jeweils ein Lautsprecher ist eingeschaltet. Spiel mit Stereo. Stiller
Raum.
Es ist der atemberaubende
Auftakt für 300 Zuschauer, die sich sofort verzaubern lassen. Die
kein Konzert erleben, sondern eine manchmal anstrengende Konzert-Performance.
Plewka und seine Band "Schwarz-Rote Heilsarmee" bieten ein Instrument-Feuerwerk,
mit Akustik-, E- und Bassgitarre, Geige, Klavier, Schlagzeug, Blasinstrumenten
und mehr - herrlich. Jeder Song ist ein eigenes Theaterstück. Bei
Ton Steine Scherbens "Rauchhaus-Song" verbreitet die Band Lagerfeuer-Romantik,
sitzt im Halbkreis auf der Bühne, spielt unplugged. Einen Song später
("Der Turm stürzt ein") marschiert die Band durch die Reihen, begrüßt
die faszinierten Zuschauer. Lied acht auf der Setlist ist "Unten am Hafen".
Plewka legt sich allein auf die rote Couch, nur mit Akkordeon in der Hand.
Augen schließen und an die See denken.
Es ist ein Streifzug durch
Rio Reisers Biografie. Zwölf der 23 Songs sind aus der Ton-Steine-Scherben-Zeit,
von "Keine Macht für niemand" über "Die letzte Schlacht gewinnen
wir" bis zum fantastischen "Der Traum ist aus". Plewka redet zwischendurch
ganz wenig. Die Textzeilen genügen. In "Land in Sicht" heißt
es: "Und die Tränen von gestern wird die Sonne trocknen". Für
ein Poesiealbum fast verschenkt.
Still ist am Ende nichts
mehr. Nach 110 Minuten gibt's Ovationen. Zu Recht.
GUTEN MORGEN
Idole
Eine halbe Stunde noch bis
zum Konzert. Jan Plewka sitzt mit seiner Band in der ersten Etage des Schuppens,
isst etwas Leichtes vom Buffet. Ein kurzes Gespräch hat er erlaubt.
Warum singt er Rio-Reiser-Lieder? "Er war mein Mentor", sagt Plewka. "Am
Lagerfeuer haben wir Rio-Lieder gespielt." Wie war die Zeit mit Selig,
seiner großen Band: "Vier Jahre totaler Wahnsinn. Wie ein Surfer
auf der großen Welle. Kurz bevor wir wieder am Strand waren, haben
wir aufgehört." Hat er Rio Reiser persönlich kennengelernt? "Ich
hätte, hatte aber Angst. Du weißt ja: Never meet your idols."
Treffe niemals deine Idole. Mist. Ich hab' eins interviewt.
ANMERKUNG: "Guten Morgen"
heißt die zweispaltige Notiz auf der Lokalteil-Titelseite, die jeden
Tag erscheint und redaktionsintern "Spitze" genannt wird! Jeder darf seinen
Senf dazu beitragen! Der Inhalt? Ganz kleine Alltagsgeschichte plus Pointe...
Konzertbeginn: Eigentlich
20 Uhr. Plewka eröffnete mit "Stiller Raum" fünf Minuten später
das Programm. Wir erschienen (siehe unten) um 19.30 Uhr zum Pressegespräch
im Schuppen. Die erste Runde dauerte bis 21.37 Uhr, die Zugaben bis 21.55
Uhr - insgesamt 110 Minuten, ordentliche Länge.
Ort: Ringlokschuppen
in Mülheim. Der gute alte Schuppen, seit Jahrzehnten nicht mehr im
Zugbetrieb - inzwischen in drei Teile gegliedert und ein Kulturzentrum
mit etlichen Angestellten. Ganz rechts steht eine von Mittwoch bis Sonntag
geöffnete Kneipe - seit dem Umbau vor zwei oder drei Jahren aber eher
exklusiv und auf höherem Niveau. In der Mitte steht die Disco, die
nicht mehr die Teens anspricht, sondern ein spezielleres Publikum (gut
gehen die Partys "Wilde 30" für die dementsprechende Generation und
"Cruise+Queer"). Ganz links der Theater-/Konzertbereich mit anspruchsvollen
Eigenproduktionen, aber auch Konzerten (Plewka) und Kabarettabenden (u.
a. Hagen Rether).
Eintrittskarte?:
Pressetermin, also frei. Hätte sonst 20 Euro an der Abendkasse und
16 Euro im Vorverkauf gekostet.
Mitreisende: NRZ-Kollege
Waldhelm. Wie der Abend zu Ende ging? Selbstverständlich im "Schrägen
Eck"...
Gesprächssituation:
Am Nachmittag hatte mein
NRZ-Kollege A. Waldhelm um ein Pressegespräch gebeten - mit Erfolg.
Um 19.30 Uhr - 30 Minuten vor Konzertbeginn - trafen wir im Ringlokschuppen
ein und wurden in die erste Etage des Restaurantteils geführt. Dort
saßen Plewka und seine Band "Schwarz-Rote Heilsarmee" und verspeisten
noch eine Kleinigkeit. Plewka gewährte uns ein kurzes, aber spannendes
Interview.
Frage: Vielen Dank,
dass Du Dir Zeit nimmst. Du bist 1970 geboren - also noch relativ jung.
Wie bist Du auf Rio Reiser gekommen?
Jan Plewka: Durch
meine Jugend. Rio Reiser war mein Mentor, am Strand, am Lagerfeuer haben
wir Rio-Lieder gesungen.
Frage: Hast Du Rio
Reiser selbst auch mal live gesehen?
Plewka: Live gesehen
ja, ich hätte ihn auch mal treffen können, (überlegt)
aber
ich hatte Angst davor, meinen Helden zu treffen, weil er sich als etwas
Anderes hätte entpuppen können. Du weißt ja: Never meet
your idols.
Frage: Wie denkst
Du an die Zeit bei Selig zurück?
Plewka: Das war eine
Superzeit, vier Jahre totaler Wahnsinn. Aber das hat dann weder der Körper
noch der Geist mitgemacht. Wir waren wie ein Surfer auf einer großen
Welle. Kurz bevor wir wieder am Strand angekommen sind, haben wir aufgehört.
Frage: Hören
wir heute auch Lieder aus der Ton Steine Scherben-Zeit von Rio Reiser?
Plewka: Ja, wir hören
sogar mehr Lieder aus der Scherben-Zeit.
Frage: Im Selig-Lied
"Ohne Dich" gibt es die Zeile "Wer auch immer Dir jetzt den Regen schenkt,
ich hoffe es geht ihm schlecht". Wie bist Du darauf gekommen?
Plewka:(überlegt)
Mit
meiner damaligen Freundin bin ich nach Hamburg-Barmbek gezogen und abends
spazieren gegangen. Als es dann anfing zu schneien, habe ich - wie man
das macht - "Diesen Schnee schenke ich Dir" gesagt. Dann war Schluss mit
der Freundin und ich habe das Lied geschrieben. "Schnee" habe ich gegen
"Regen" getauscht, weil das ja auch Kokain sein könnte...
Schlusssatz: Vielen
Dank für das Gespräch.
Plewka: Bleibt Ihr
auch hier?
Antwort: Was für
eine Frage! Wir haben uns um den Termin gerissen.
Plewka: Dann viel
Spaß!
Das Ende:
NRZ-Kollege Waldhelm
ließ sich noch eine Selig-CD signieren...
DIE PLAYLIST (genau so ist's gewesen):
1) Stiller Raum (Rio Reiser)
2) Halt Dich an Deiner Liebe
fest (Ton Steine Scherben)
3) Mein Name ist Mensch
(Ton Steine Scherben)
4) Keine Macht für
Niemand (Ton Steine Scherben)
5) Der Rauchhaus-Song (Ton
Steine Scherben)
6) Der Turm stürzt
ein (Ton Steine Scherben)
7) Irrenanstalt (Rio Reiser)
8) Lass uns n' Wunder sein
(Ton Steine Scherben)
9) Unten am Hafen (Rio Reiser)
10) Übers Meer (Rio
Reiser)
11) Land in Sicht (Ton Steine
Scherben)
12) Schritt für Schritt
ins Paradies (Ton Steine Scherben)
13) Zauberland (Rio Reiser)
14) Für immer und Dich
(Rio Reiser)
15) Der Traum ist aus (Ton
Steine Scherben)
16) Wenn ich mir was wünschen
dürfte (Rio Reiser)
17) Junimond (Rio Reiser)
1. Zugabenrunde:
18) Alles Lüge (Rio
Reiser)
19) Herbst (Rio Reiser)
2. Zugabenrunde
20) Der Turm stürzt
ein (zum zweiten Mal, immer noch Ton Steine Scherben)
21) Keine Macht für
Niemand (zum zweiten Mal, immer noch Ton Steine Scherben)
3. Zugabenrunde
22) Die letzte Schlacht gewinnen
wir (Ton Steine Scherben)
23) Nach Hause (Rio Reiser)
ZUSAMMENFASSUNG
12 x Ton Steine Scherben
11 x Rio Reiser
Delicious
- Der Bericht
- Der Abend
- Die
Playlist
folgt
DAVE GROHL (38) bei Wikipedia:
Er war Mitglied der Bands
"Scream" (Hardcore-Punk), "Nirvana" (Grunge), "Queens of the Stone Age"
(Stoner-Rock) und ist seit 1995 Sänger und Gitarrist der "Foo Fighters",
die er selbst gegründet hat. Obwohl er nur live für manche Songs
hinters Schlagzeug steigt, sieht er sich immer noch in erster Linie als
Drummer. Er ist für seine kraftvolle und präzise Art zu spielen
bekannt, was ihm den Ruf einbrachte, einer der aktuell besten Rockdrummer
der Welt zu sein. Sein großes musikalisches Vorbild ist der 1980
verstorbene Led-Zeppelin-Drummer John Bonham.
Die Nirvana-Zeit
1990 ersetzte Grohl bei
der Grunge-Band Nirvana den Drummer Chad Channing und nahm gemeinsam mit
Kurt Cobain und Krist Novoselic 1991 das legendäre Album "Nevermind"
auf (u. a. mit "Smells like teen spirit"). "Nevermind" ist eins der erfolgreichsten
Rockalben aller Zeiten und "Smells like teen spirit" der meistgespielte
Rocksong der 90er Jahre.
Nach dem Tod Cobains am
5. April 1994 beschloss Grohl, eigene Songs aufzunehmen. Nirvana (ebenfalls
Wikipedia) stehen allgemein für eine "Rock'n'Roll-typische Ablehnung
aller gesellschaftlichen Werte und Zwänge" (sagt Michael Sailer/WOM).
Nirvana versuchten oft, mit den herrschenden Konventionen im Musikgeschäft
zu brechen und sich als Antiheld zu inszenieren. Das Auftreten Nirvanas
wurde mit jeder Wiederholung bestimmter Showelemente mehr in Szene gesetzt
und ließ die Band selbst inszeniert erscheinen. Der Zweispalt ist
auch ein Grund für die Suizidentscheidung Kurt Cobains. Musikalisch
(charakteristisch war der kombinierte Wechsel zwischen lauten und leisen
Arrangementparts) öffnete Nirvana Bands wie Pearl Jam, Smashing Pumpkins,
Beck, Radiohead, Mudhoney, Melvins und Soundgarden die Tür.
Die Foo Fighters
Dass Dave Grohl überhaupt
das Projekt Foo Fighters begann, hat er wie er in einem Interview mit MTV
verriet, seinem Psychologen zu verdanken. Dieser motivierte ihn demnach,
die Musik nicht aufzugeben. Mit dem 1997er-Album "The Colour and the shape"
etablierten sich die Foo Fighters als eigenständige Größe
in der Rockszene. Die Musikrichtung liegt laut Wikipedia (stimmt!) zwischen
Post-Punk und Stoner-Rock.
Besonderheiten
2004 unterstützte die
Band den demokratischen US-Präsikandidaten Kerry, weil Bush den Song
"Times like these" für seine Kundgebungen benutzte. Die Musikvideos
spielen eine besondere Rolle, das berühmteste ist das Video zu "Everlong"
(1997). Michel Gondry führte Regie, die Geschichte ist in verschiedenen
Traumrealitäten erzählt.
Konzertbeginn: Einlass
19 Uhr, offizieller Beginn 20 Uhr. Die "Sportfreunde Stiller" betraten
als Vorband um 20.05 Uhr die Bühne und verließen diese bereit
nach enttäuschenden 33 Minuten wieder um 20.38 Uhr. Nach ausführlicher
Umbaupause kamen die Foo Fighters um 21.04 Uhr. Die erste Runde dauerte
bis 22.35 Uhr, die zweite dann von 22.39 bis punktgenau 23 Uhr.
Ort: Arena Oberhausen,
direkt am CentrO - äußerst praktisch, mit dem Auto nur eine
Viertelstunde entfernt zu wohnen... So konnte ich meinen Tag ganz normal
durchplanen. Heißt: Von 15 bis 17 Uhr am Nachmittag zum Oberliga-Fußballspiel
VfB Speldorf gegen Fortuna Düsseldorf II (3:2), danach im "Schrägen
Eck" Fußball-Konferenz schauen - und um 19 Uhr nach Oberhausen düsen.
Immer noch pünktlich genug. Die Halle war nicht ganz ausverkauft,
aber etwa 8000 Leute müssen schon dringewesen sein.
Eintrittskarte?:
Eine spontane Entscheidung, dieses Konzert zu besuchen und die 41,30 Euro
zu berappen. Hatte keine Lust, mir ein Innenraumticket bei Ebay zu bestellen,
ein Sitzplatz auf dem Oberrang muss auch mal reichen . Die Entscheidung
fiel erst vor anderthalb Wochen...
Mitreisende: ...
deshalb schaffte ich es auch nicht mehr, mir einen Mitreisenden zu besorgen.
DIE PLAYLIST (so ist's in etwa gewesen):
- die Songs vier und fünf konnte ich leider nicht mehr rekonstruieren -
1) "The pretender" (vom Album
"Echoes, Silence, Patience & Grace" / 2007)
2) "DOA" (vom Album "In
your honor" / 2005)
3) "Times like these" (vom
Album "One by one" / 2002)
4) ?
5) ?
6) "Long Road to Ruin" (vom
Album "Echoes, Silence, Patience & Grace" / 2007)
7) "Breakout" (vom Album
"There is nothing left to lose" / 1999)
8) "Learn to fly" (vom Album
"There is nothing left to lose" / 1999)
9) "The One" (B-Seite)
10) "Stacked actors" (vom
Album "There is nothing left to lose" / 1999)
11) "Skin and Bones" (vom
Album "Skin & Bones, Akustik-Live" / 2006)
12) "My Hero" (vom Album
"The colour and the shape" / 1997)
13) "See you" (vom Album
"The colour and the shape" / 1997)
14) "Everlong" (vom Album
"The colour and the shape" / 1997)
15) "Monkey wrench" (vom
Album "The colour and the shape" / 1997)
16) "All my life" (vom Album
"One by one" / 2002)
Erste und einzige Zugabenrunde:
17) "In your honor" (vom
Album "In your honor" / 2005)
18) "No way back" (vom Album
"In your honor" / 2005)
19) "Aurora" (vom Album
"There is nothing left to lose" / 1999)
20) "Best of you" (vom Album
"In your honor" / 2005)
ZUSAMMENFASSUNG
"The colour and the shape"
(1997) = 4
"There is nothing left to
lose" (1999) = 4
"One by one" (2002) = 2
"In your honor" (2005) =
4
"Skin & Bones - Akustik,
Live" (2006) = 1
"Echoes, Silence, Patience
& Grace" (2007) = 2
B-Seiten = 1
PLAYLIST SPORTFREUNDE
STILLER
ich habe sie mir nicht
extra notiert... - aus dem Kopf:
- "Alles Roger"
- "Tu nur das, was dein
Herz dir sagt"
- "Ein Kompliment"
- "Wunderbare Jahre"
- MEDLEY (u. a. mit "54,
74, 90, 2010")
- "Ich Roque"
- Der Bericht
- Der Abend
- Die Playlist
WAZ vom 19. November 2007, Kultur im Mantel:
37 500 Zuschauer sahen an
drei Tagen "Die Ärzte" in der Dortmunder Westfalenhalle. Drei Rocker
im Midlife-Crisis-Alter spielten im Rahmen der "Es wird eng"-Tour Songs
aus 25 Jahren Bandgeschichte
Dortmund. Ein riesiger schwarzer
Vorhang verdeckt die Bühne. Ein weißes "a" mit drei Punkten
kündigt "Die Ärzte" an. Dreimal füllte das Berliner Punkrock-Trio
von Freitag bis Sonntag die Dortmunder Westfalenhalle, bespaßte insgesamt
37 500 Fans. 37 500! Die ersten Gitarrenklänge, die erste Zeile von
"Himmelblau", Opener des aktuellen Albums. Nach einer Minute fällt
der Vorhang, und Juuuubel im Rund. Sie sind da. Wieder da. Endlich da.
Schwarze Kleidung tragen
die drei, aber himmelblau ist die Atmosphäre. "Jetzt stehst du hier
und du hörst nicht auf zu lachen, die Welt gehört dir - und der
Rest deines Lebens beginnt, yeah". YEAH! Farin Urlaub mit blond gefärbten
Haaren wie vor 25 Jahren bedient die Gitarre. In der Mitte steht Bela B.
am Schlagzeug, Rodrigo Gonzales am Bass platziert sich rechts. Im Anzug.
Sie sind zwischen 39 und 44 Jahre alt, im reifen Rock-Alter. Von den Klassikern
spielen sie die bekanntesten wie "Zu spät" und "Westerland", lassen
aber auch einige wie "Elke" weg. Rocken ohne Unterbrechung?
Jedes Ärzte-Konzert
besteht aus Verschnaufpausen. Zwölf der 16 Songs des aktuellen Albums
"Jazz ist anders" spielt das Trio, doch nicht alle sind konzerttauglich.
Die Klasse eines Ärzte-Konzertes lässt sich an der Länge
der Band-Unterhaltungen zwischen den Songs ablesen. Diesmal reden Farin,
Bela und Rod nicht viel. Vor "Nie wieder Krieg, nie wieder Las Vegas" sagt
Farin: "Dieses Lied hätte Blixa Bargeld gern geschrieben." Diese Anmerkung
hat noch Niveau. Nach einer Handy-La Ola - alle Fans halten ihre beleuchteten
Displays in die Höhe - flüstert Farin aber: "Vielen Dank für
die sinnlose Batterieverschwendung" und fügt hinzu: "Sollen wir noch
stumpfer werden?" Die Fans brüllen: "JAAAA!"
Doch nicht alles ist Nonsens.
In seltenen Momenten wird's politisch. Als Bela vor dem Song "Tu das nicht"
laut die "Todesstrafe für illegale Downloader" verlangt, klatschen
nur wenige aus der Generation Internet. Textsicher sind die Fans bei "Deine
Schuld", grölen "Geht mal wieder auf die Straße, geht mal wieder
demonstrieren!" Nach dem Anti-Nazi-Song "Schrei nach Liebe" fordert Farin
Demos gegen NPD-Aufmärsche.
Doch der Höhepunkt
ist das noch nicht. Nach fast zweieinhalb Stunden folgt Lied Nummer 30
auf der Setlist, "Junge", die aktuelle Single. Gänsehaut, laut, lauter,
am lautesten. "Junge, warum hast du nichts gelernt?" Das können alle.
Auch den Refrain: "Und wie du wieder aussiehst!" Das ist gut, fantastisch,
Schweißperlen tropfen - doch . . . die letzte Strophe beginnt Farin
mit dem falschen Text, bricht das Lied sofort ab und beginnt die Strophe
von vorn. Hoch, runter, laut, leise, hüpfen, still stehen. Ein typischer
Moment.
38 Songs in drei Stunden,
davon zwölf Zugaben. Drei Männer im Midlife-Crisis-Alter erklären
Dortmund für "rockbar". Die Fans schwitzen, gehen zufrieden heim.
Nicht nur am ersten Abend.
Konzertbeginn: f
Ort: f
Eintrittskarte?:
f
Mitreisende: f
1) Himmelblau (vom Album:
„Jazz ist anders“)
2) Lied vom Scheitern („Jazz
ist anders“)
3) Wie am ersten Tag („Die
Ärzte“)
4) Nie wieder Krieg, nie
mehr Las Vegas („13“)
5) Langweilig („Planet Punk“)
6) Ich ess Blumen – Abstecher
zu „Gehen wie ein Ägypter“ („Das ist nicht die ganze...“)
7) 2000 Mädchen („Ist
das alles?“)
8) Buddy Hollys Brille („Im
Schatten der Ärzte“)
9) Heulerei („Jazz ist anders“)
10) Deine Schuld („Geräusch“)
11) Living Hell („Jazz ist
anders“)
12) Die traurige Ballade
von Susi Spakowski („Planet Punk“)
13) Die ewige Maitresse
(„Jazz ist anders“)
14) Breit („Jazz ist anders“)
15) ½ Lovesong („13“)
16) Ich bin reich („Die
Ärzte“)
17) Meine Freunde („13“)
18) Deine Freundin (wäre
mir zu anstrengend) („Jazz ist anders“)
19) Tu das nicht („Jazz
ist anders“)
20) Die Nacht („Geräusch“)
21) Nichts in der Welt („Geräusch“)
22) Perfekt („Jazz ist anders“)
23) Westerland („Das ist
nicht die ganze Wahrheit“)
24) Lasse redn („Jazz ist
anders“)
25) Ignorama („13“)
26) Rebell („13“)
1. Zugabenrunde
27) Elektrobier („5-6-7-8
Bullenstaat“)
28) Punkbabies („5-6-7-8
Bullenstaat“)
29) Schundersong („Planet
Punk“)
30) Junge („Jazz ist anders“)
2. Zugabenrunde
31) Zum Bäcker („Sampler/Ein
Vollrausch in Stereo/Die Ärzte früher)
32) Scheißtyp („Debil“)
33) Zitroneneis („Sampler/Ein
Vollrausch in Stereo“/Die Ärzte früher)
34) Zu spät („Debil“)
3. Zugabenrunde
35) Wir sind die Besten
(EP zu „Jazz ist anders“)
36) Schrei nach Liebe („Die
Bestie in Menschengestalt“)
37) Unrockbar („Geräusch“)
38) 3-Tage-Bart („Le Frisur“)
ZUSAMMENFASSUNG:
„Ein Vollrausch in Stereo“
(1982) = 2
„Debil“ (1984) = 2
„Im Schatten der Ärzte“
(1985) = 1
„Die Ärzte“ (1986)
= 2
„Ist das alles“ (1987) =
1
„Das ist nicht die ganze
Wahrheit“ (1988) = 2
„Die Bestie in Menschengestalt“
(1993) = 1
„Planet Punk“ (1995) = 3
„Le Frisur“ (1996) = 1
„13“ (1998) = 5
„5-6-7-8 Bullenstaat“ (2001)
= 2
„Geräusch“ (2003) =
4
„Jazz ist anders“ (2007)
= 9
EP „Jazz ist anders“ (2007)
= 1
Believe
- Der Bericht
- Der Abend
- Die Playlist
Konzertbeginn: f
Ort: f
Eintrittskarte?:
f
Mitreisende: f
f
100 percent live
Konzert in der Dämmerung
(Handy-Foto)
- Der Bericht
- Der Abend
- Die Playlist
DER BERICHT:
73,15 Euro.
Schaue auf die Eintrittskarte,
immer und immer wieder. Sitze im Auto meiner Freunde Alex und Näddelie
auf dem Beifahrersitz, wir fahren die Autobahn A 52 entlang. Heute Abend
spielt Österreich gegen Deutschland bei der Fußball-Europameisterschaft,
es ist das Spiel, über das alle reden. Das jeden Tag im WAZ-Hauptsport
- mein derzeitiger Arbeitsplatz - auf mehreren Seiten abgefahren wird.
Das im Radio auf jedem Sender pausenlos auf- und abgenudelt wird. Das von
den Fernsehsendern... Ihr wisst schon. Vorgestern funkte Alex mit an, fragte
mich, ob wir die Tickets nicht bei Ebay verscheuern sollen, damit wir uns
das Spiel anschauen können. Ich hab abgeraten, weil ich mich nicht
acht Monate auf ein Konzert freue, um es dann zwei Tage vorher zu canceln.
73,15 Euro.
Dafür will ich aber
auch was sehen.
Wo geht's lang? Heute hielt
ich mich den ganzen Tag in den Räumen der Journalistenschule Ruhr
in Essen auf, danach nach Hause, umziehen, online schauen, wo's lang geht
(Beschreibung auf der Homepage der LTU-Arena: A 3/A 52/A 44 Richtung Düsseldorf,
dann ist's ausgeschildert, also sehr präzise), dann die Abholkolonne,
jetzt die Autobahn. Der Blick auf die Eintrittskarte. Die Suche nach einem
Parkplatz. Die Überlegung, ob ich schon einmal in der LTU-Arena war
(ja, beim American Football). Die Unterhaltung, wie sinnlos dieser Bau
ist. Ursprünglicher Baugrund: Olympia-Bewerbung 2012, WM-Bewerbung
2006, WM-Pressezentrum 2006 (Düsseldorf wurde nichts davon), American
Football mit Rheinfire (gibt's nicht mehr) und baldiger Erstliga-Fußball
mit Fortuna Düsseldorf (Fortuna spielt immer noch Dritte Liga). Fortuna
spielt ab und zu vor mehr als 7000 Zuschauern und das ein oder andere große
Konzert findet hier statt (wenn die Schalke-Arena ausgebucht ist).
Heute ist so ein Tag.
73,15 Euro.
'S ist Open-Air-Wetter.
Die Sonne scheint, das Dach der Arena ist geöffnet (stand auf der
Homepage, ist auch so). Warum gehe ich überhaupt zum "Boss"? Ich höre
Springsteen eigentlich gar nicht. Gut, ich habe zwei CDs (davon eine "Best
Of") und ein paar Songs sind auf ein paar meiner Sammel-CDs. Aber man,
der BOSS! Einer der ganz Großen der Rockmusik (der ganz Großen!),
der Einfluss auf viele, viele folgende Generationen hatte. Songs von Springsteen
wurden mit dem Oscar ausgezeichnet ("Streets of Philadelphia"), mit etlichen
Grammys, sind Klassiker ("Hungry Heart", "Glory Days", "Human Touch", "Born
to Run"). Und da wäre natürlich noch "Born in the USA", der laut
Musikexpress am meisten missverstandene Song der Musikgeschichte. Denn
der Text ist nicht etwa patriotischer Quatsch, sondern äußerst
kritisch. Als Reagan den Song für Wahlkampfzwecke missbrauchen wollte
(in den 80ern), ließ Springsteen das unterbinden. Seine aktuellste
2007er-Scheibe "Magic" erhielt übrigens im vorhin erwähnten "Musikexpress"
vier oder fünf Sterne (weiß es nicht mehr so genau) und gilt
als "Meisterwerk". Und das 34 Jahre nach dem ersten Album.
Wir laufen einmal ums Stadion
rum, die Bahnhaltestelle heißt "Messe/Stadion" (merk ich mir für
die kommende Bundesligasaison, denn Leverkusen trägt hier ein paar
Heimspiele aus), suchen Block "144". Der liegt im Oberrang, wir sitzen
fast unterm Dach. Die Bühne ist weit, weeit, weeeit entfernt, es scheint
aber Leinwände zu geben. Hier gibt es keinerlei Möglichkeit,
irgendwo auf ein Fernsehgerät zu blicken, deshalb besorge ich mir
gleich zwei SMS-Ticker. Man kann ja nie... Alex hatte extra drei Tickets
nebeneinander geordert. Leider liegt aber zwischen Alex und Näddelie
auf der einen und mir auf der anderen Seite der Aufgang. Blöd. Die
Nachbarn sind aber ganz nett, macht also nix. 19.15 Uhr, noch 'ne knappe
Dreiviertelstunde. Alex sagt: "Ich bin selten so unvorbereitet in ein Konzert
gegangen." Und ich stelle fest: Bei mir ist es eigentlich genauso.
73,15 Euro.
Ich will was dafür
sehen!!!
Erinnere mich wieder daran,
weil eine "Google"-Recherche vor ein paar Tagen während eines Spätdienstes
meine Komplettvorbereitung war. Und da sah ich, dass die Springsteen-Fans
schon bei der vergangenen Tour über Ticketpreise bis zu 100 Euro ärgerten.
Ist aber egal, die Stadien, die Springsteen bespielt, sind sowieso ausverkauft.
Angebot/Nachfrage, so etwas klappt in den USA. Und auch in Deutschland.
Die Fans kommen aus Mainz (so wie meine Nachbarn) und etliche gar aus den
Niederlanden. Die stürmen in Gruppen unseren Block und brüllen
laut: "HOL-LAND, HOL-LAND"!!! Wie auch immer. Habe mir also nur ein paar
wenige Details aus dem Wikipedia-Eintrag gemerkt:
Allein in den USA hat
Bruce Springsteen mehr als 60 Millionen Alben verkauft, er ist einer der
erfolgreichsten Rockmusiker überhaupt. Seine Songs haben meist das
US-Alltagsleben zum Thema. Seine politische Einstellung ist demokratisch,
bei Wahl 2004 unterstützte er Kerry und nahm gegen Bush Stellung.
Seine Fans nennen ihn den "Boss", genauso wie die Mitglieder seiner legendären
"E Street Band".
Kurz nach 20 Uhr, es ist
noch hell, deshalb will der "Licht-Aus-Effekt" nicht wirklich zünden.
Der erste Eindruck: Der Typ wird im September 59 Jahre alt. 59!!! Und hat
sich erstaunlich gut gehalten. Der Wahnsinn. Die Kamera fährt durch
die Menge, mein Blick auch, über 45 sind - so meine Einschätzung
- nur die wenigsten. Erstaunlich viele im Studentenalter hängen hier
'rum. Springsteen und die Jugend.
Den ersten Song "Jackson
Cage" kenne ich nicht. Und bekomme auch nicht die Chance, ihn kennenzulernen.
Nach zwei Minuten knallen die Sicherungen 'raus. Die Leinwände fallen
aus, auch die meisten Lautsprecher. Nur auf der anderen Seite des Stadion
scheint noch einer zu funktionieren. In Wien hat das Österreich-gegen-Deutschland-Spiel
noch nicht begonnen, Alex schaut aber schon interessiert rüber. Ist
schon was passiert? Nein.
73,15 Euro.
Schaue noch einmal auf die
Eintrittskarte, als ich aufs Klo muss. Ton ist ja raus. Dreiundsiebzigzehn.
Kein Ton.
Und keine Vorband. Das fällt
mir jetzt gerade auf. Nicht einmal ein "Special Guest" für den Preis.
Gleich zwei Minuspunkte auf einmal. Achte während der ersten Songs
auf die Lightshow, auch die ist äußerst unspektakulär.
"E Street Band ist 100 percent live", sagt Springsteen gut gelaunt. Lied
drei geht gut auf die Zwölf. Heißt "Radio Nowhere", noch nie
gehört, ist - nach ausgiebiger Internet-Recherche der Titelsong von
"Magic". In der Abschlusssequenz von "Radio Nowhere" knallen die Sicherungen
ein zweites Mal durch. Jetzt sind Pfiffe zu hören, laute Pfiffe, die
dann durch "Zugabe"-Rufe abgelöst werden, als die E Street Band die
Bühne kurzzeitig verlässt.
Springsteen spielt "Radio
Nowhere" glatt nochmal, schön ist's. Von Song zu Song fühle ich
mich sichtlich wohler, Springsteen hat Musiker aller Kategorien dabei,
von einer Geigerin bis zum Saxophonisten und ich erwische mich dabei, wie
ich von Sekunde zu Sekunde mehr mitwippe (wenn die Bühne nicht so
weit entfernt wäre, würde ich eventuell sogar aufstehen und tanzen),
vergnügt bis begeistert Springsteens gute Laune verfolge und bewundere,
dass er mit 59 noch so drahtig ist und pausenlos von rechts nach links
und von vorn nach hinten läuft. Kompliment. Dumm nur, dass ich keins
der Lieder mitsingen kann, die Springsteen in den ersten anderthalb Stunden
spielt und nur "Because the Night" schon mal gehört habe. Deshalb
gehe ich sogar zweimal auf Klo (zwei 0,5-Liter-Colas in 45 Minuten...)
gehe. Während eines Konzertes. Ich gebe dem Konzert die Note "3+",
es ist aber trotzdem eine emotionale Angelegenheit, weil Alex alle drei
Minuten mit seinem langen Arm den Aufgang überwindet und an meinem
Ärmel zupft, um zu fragen, ob sich schon etwas in Wien ereignet hat.
Nein, hat sich nicht. Sehr
lange nicht. Bekomme mit, dass Gomez aus einem Meter Entfernung eine Riesenchance
verballert hat, dass die Trainer Hickersberger und Löw auf die Tribüne
verbannt wurden. Mitten in der Dämmerung die beruhigende Nachricht,
die das halbe Stadion per SMS bekommt, wie durch ein Riesenraunen zu erfahren
ist. Ballack hat einen Freistoß in den Winkel gedonnert ("Monsterfreistoß",
schreibt der eine tickernde Arbeitskollege, "sehr schönes Tor" der
andere), 1:0, Deutschland ist im Viertelfinale. Als die Sonne ein roter
Ball ist, stimmt Springsteen "The River" an. Übersetzt endet das Stück
mit dem Satz "Oder was ist es dann, was mich immer wieder runterzieht zum
Fluss? Dabei ist der schon lange ausgetrocknet" und Springsteens Mundharmonika-Einlage.
Herrlich schön. Er soll es mit einem Straßenmusiker auf Kopenhagens
Einkaufsstraße "Stroget" ganz spontan gespielt haben. Legende?
Erst in der Verlängerung
des Konzerts ab der 91. Minute wird's auch für mich spannender. Nacheinander
haut Springsteen etliche Klassiker 'raus (wenngleich Alex, Näddelie
und ich auf "Born in the USA" warten). "Born to run", "Glory days", "Dancing
in the dark" - ja, das ist Atmosphäre, das ist Stadionrock, dafür
bin ich hier. Jetzt noch "Born in the USA" und jeder einzelne Cent hat
sich gelohnt. Aber zum Abschluss, als gleich zweimal per SMS der Endstand
"1:0" bestätigt wird, läuft "American Land". Haut gut rein, aber
danach ist Ende. Inzwischen ist es stockfinster, die Atmosphäre wäre
perfekt, aber Bruce Springsteen, der "Boss", verlässt uns ohne seinen
größten Hit. "Das ist", sagt Alex, "wenn AC/DC ohne Thunderstruck
geht." Ich verschwinde wie J.D. in einen Tagtraum. Wie Metallica ohne "One",
wie Nena ohne "99 Luftballons", wie Mando Diao ohne "Down in the past",
wie Arctic Monkeys ohne "Fluorescent Adolescent". Das macht's auch nicht
besser. In dem Moment fällt mir ein, dass ich auch gern "Human Touch",
"Streets of Philadelphia" und "Tougher than the Rest" gern gehört
hätte. Bruce, also bitte.
Durch den Stau verschwindender
Rocker und hupender Fußballfans schleichen wir zurück, benötigen
für die paar Kilometer bis Mülheim knapp eine Stunde (sonst 25
Minuten). Alex schläft ein bisschen, weil er krank zu werden scheint
(nicht wegen des Konzerts), Näddelie sitzt am Steuer und sagt: "Also
ich bin enttäuscht." Ich denke darüber nach, erinnere mich an
die durchaus schöne, harte Rockmusik, an Springsteens Lust und Laune.
Aber für 73,15 Euro?
Erstens: keine Vorband,
zweitens: Tonprobleme während der ersten drei Songs, drittens: keine
überragende Lightshow, viertens: ohne drei der größten
Hits, der geilsten Evergreens. Und dafür dann auf Österreich
gegen Deutschland verzichtet, auf einen geilen Fußball-Abend im "Schrägen
Eck". Das sind gleich viereinhalb extreme Minuspunkte. Für zwanzig
Euro hätte ich keinen Mucks gegen dieses Konzert gesagt.
Aber für 73,15 Euro?
Nein.
Naja, aber wenigstens habe
ich den "Boss" gesehen. Wieder einen Klassiker auf meiner musikalischen
"To-do"-Liste abgehakt. Alles glory days. Aber manche mehr, manche weniger.
Konzertbeginn: Auf
der Eintrittskarte (73,15 Euro - sagte ich das schon?) steht "19.30 Uhr",
deshalb suchten wir unseren Sitzplatz um 19.15 Uhr auf. Allerdings ging
es erst um kurz nach 20 Uhr los. Konzertende sollte - laut Homepage der
LTU-Arena - um 22.30 Uhr sein.
Ort: LTU-Arena in
Düsseldorf, das ist das ehemalige Rheinstadion. Die Arena ist noch
relativ neu - und vor allem die in abwechselnd bunten Farben angestrichenen
Sitzplätze machen kirre. Ein typisches Stadion der Walter-Hellmich-Baureihe.
Düsseldorf, Hamburg, Frankfurt, Schalke: Da gibt es keine Unterschiede.
Sehr austauschbar, wie heutzutage auch die Fußgängerzonen und
Einkaufszentren der Großstädte. Wie viele Zuschauer da waren,
vermag ich nicht zu schätzen. 30.000 bis 35.000, würde ich sagen.
Eintrittskarte?:
73,15 Euro. Sagte ich das...?
Mitreisende: Alex
und Näddelie - stand schon seit acht Monaten fest. Die Eintrittskarten
orderte Alex für uns noch im Jahr 2007.
DIE
PLAYLIST:
(zusammengeschrieben aus meiner Erinnerung
und einigen Blogs im Netz)
1) Jackson Cage
2) Night
3) Radio Nowhere
4) Lonesome Day
5) Promised Land
6) Spirit in the Night
7) Magic
8) Trapped
9) Prove it All Night
10) Darkness on th Edge
of Town
11) Darlington Country
12) Because The Night
13) She’s The One
14) Living in The Future
15) Mary’s Place
16) Working on the Highway
17) The River
18) Devil’s Arcade
19) The Rising
20) Last to Die
21) Long Walk Home
22) Badlands
23) Girls in Their Summer
Clothes
24) 10th Avenue Freeze Out
25) Born To Run
26) Glory Days
27) Dancing in The Dark
28) American Land
Da ich mich in der Springsteen-Karriere nicht gut genug auskenne, verzichte ich diesmal darauf, die einzelnen Songs Epochen und Alben zuzuordnen!
Urlaub im Krachgarten
- Der Bericht
- Der Abend
- Die Playlist
DER BERICHT:
Ganz in Schwarz steht er
auf der Bühne der Philipshalle, die Gitarre um den Hals. „Die Welt
macht dich rasend”, stimmt Ärzte-Gitarrist Farin Urlaub an, die Menge
tobt, jubelt, trampelt, klatscht, ist textsicher bei „Nichimgriff”, der
ersten Single aus Urlaubs drittem Solo-Album.
Neben Urlaub stehen nicht
seine Ärzte-Begleiter Bela B. und Rodrigo Gonzales, sondern elf andere
Musiker. Elf! 5500 Zuschauer wissen das. Sie begeben sich in den „Krachgarten”,
so heißt Urlaubs dritte Solo-Tour mit dem FURT – Farin Urlaub Racing
Team. In Düsseldorf geht die Tour los. Hier ist er nicht Farin Urlaub,
sondern eher Jan Vetter, wie er eigentlich heißt. Der Jan Vetter,
der sein Privatleben abschottet, der immer etwas geheimnisvoll geblieben
ist, der Farin Urlaub für sich als Kunstfigur definiert. Vor Vetter/Urlaub
steht eine Tasse Tee, nach jedem dritten Song nippt der bekennende Anti-Alkoholiker
daran. Egal wie laut es gerade ist.
Hier steht einer auf der
Bühne, der seine Band als sein „Baby” betracht. Konzerte der Ärzte
leben vom verbalen, albernen Schlagabtausch zwischen Farin, Schlagzeuger
Bela und Bassist Rodrigo. In der Philipshalle ist der Spot nur auf den
großen Blonden gerichtet. Er redet nicht viel. Geht zwischendurch
zur Technik, weil er mit „dem Gitarrensound nicht einverstanden ist”, wie
er mitteilt. Die Fans verzeihen das, vertreiben sich zwei Minuten mit „La
Ola” die Zeit. Urlaub beschränkt sich auf wenige Witze, lässt
so manchen Spaßtext wie „Ich gehöre nicht dazu” und „1000 Jahre
schlechten Sex” für sich sprechen – was das Konzert nicht schlechter
macht. Ganz im Gegenteil.
Denn obwohl er wie bei den
vorherigen Touren mit dem Racing-Team komplett auf Ärzte-Songs verzichtet,
muss er die Menge nicht von seinen Solo-Qualitäten überzeugen.
Nicht jeder Song ist wie bei den Ärzten entweder eine komplette Hüpfnummer
oder eine Schwenkt-das-Feuerzeug-Ballade. Der Ska-Sound, der Urlaubs Solosongs
einen komplett eigenen Anstrich verpasst, animiert zu manchem Hüftschwung.
Sogar von Urlaub selbst, was bei Ärzte-Konzerten höchst selten
passiert. Der Einsatz der vier Bläser mit Posaune, Trompete und zwei
Saxofonen ist zum Beispiel bei „Ich gehöre nicht dazu” und „Am Strand”
fein abgestimmt, die vier Background-Sängerinnen geben allen Liedern
mehr Tiefe. Höhepunkte des Abends sind „Ok”, die laute Hymne für
alle Verlassenen. Doch nicht nur die brüllen: „Ja es geht mir beschissen,
ja es ist wegen dir.” Der Song geht einfach verdammt ins Ohr. Und dann
noch „Zehn”, das Urlaubsche Live-Erlebnis, bei dem 5500 auf Kommando springen.
Bei den politischen Songs
muss Urlaub keine Kommandos geben. Er ist ein Linker. Einer, der die kritischen
Zeilen in „Krieg” und „Der ziemlich okaye Popsong” betont. Einer, der die
Menge beim naiv-zynischen „Lieber Staat” Zeilen wie „Ohne Mist, bleib genau
so, wie du bist, ich tätowier mir deine Flagge ins Gesicht, ich bin
so schrecklich stolz auf dich” mitgrölen lässt. Der zuschaut,
wie sich Fans jeden Alters beim Pogo anspringen – und der dann sein blitzeblankes
Lächeln auspackt und einen Schluck Tee genießt.
Kann er auch. Am Schluss
fragt Urlaub „Hat es euch gefallen?” Und die Menge tobt, jubelt, trampelt,
klatscht nach genau zwei Stunden und 28 Songs ein letztes Mal. Farin hätte
nicht fragen müssen.
Copyright by WAZ Mediengruppe
Konzertbeginn: Wir
wurden vorher noch extra darauf hingewiesen: keine Vorband! Und: "Er kommt
pünktlich um 20 Uhr auf die Bühne". Kam er auch!!! Um genau 22
Uhr verschwand der Oberarzt dann wieder. Nach 28 Songs.
Ort: Philipshalle
Düsseldorf
Eintrittskarte?:
... Pressekarte ...
Mitreisende: Volo-Kollege
Felix; direkt aus dem WAZ-Großraum geholt und mit dem Auto über
die A52 nach Düsseldorf-Oberbilk geheizt.
1) Nichimgriff (2008/Die
Wahrheit übers Lügen)
2) Unscharf (2008/Die Wahrheit
übers Lügen)
3) Ich gehöre nicht
dazu (2001/Endlich Urlaub!)
4) Am Strand (2001/Endlich
Urlaub!)
5) Glücklich (2001/Endlich
Urlaub!)
6) 1000 Jahre schlechten
Sex (2001/Endlich Urlaub!)
7) I.F.D.G. (2008/Die Wahrheit
übers Lügen)
8) Der ziemlich okaye Popsong
(2006/Livealbum of Death)
9) Krieg (2008/Die Wahrheit
übers Lügen)
10) Gobi Todic (2008/Die
Wahrheit übers Lügen)
11) Petze (2001/von der
Maxi "Ok")
12) Lieber Staat (2001/Endlich
Urlaub!)
13) Pakistan (2008/Die Wahrheit
übers Lügen)
14) Niemals (2008/Die Wahrheit
übers Lügen)
15) Ok (2001/Endlich Urlaub!)
16) Die Leiche (2008/Die
Wahrheit übers Lügen)
17) Atem (2008/Die Wahrheit
übers Lügen)
18) Sonne (2005/Am Ende
der Sonne)
19) Alle dasselbe (2005/Am
Ende der Sonne)
20) Zehn (2006/Livealbum
of Death)
21) Unsichtbar (2005/Am
Ende der Sonne)
22) Karten (2008/Die Wahrheit
übers Lügen)
Zugabenrunde:
23) Phänomenal egal
(2001/Endlich Urlaub!)
24) Insel (2008/Die Wahrheit
übers Lügen)
25) Trotzdem (2008/Die Wahrheit
übers Lügen)
26) Unter Wasser (2005/Am
Ende der Sonne)
27) Wo ist das Problem?
(2001/von der Maxi "Glücklich")
28) Abschiedslied + Zehn
(2001/Endlich Urlaub!)
ZUSAMMENFASSUNG:
2001 / "Endlich Urlaub!"
= 8
2001 / von Maxis = 2
2005 / "Am Ende der Sonne"
= 4
2006 / "Livealbum of Death"
= 2
2008 / "Die Wahrheit übers
Lügen" = 12
Im Herzen Punk
- Der Bericht
- Der Abend
- Die Playlist
DER BERICHT:
Sein Dress ist zu Beginn
noch sauber. Trocken. Wie im Sport. Campino hat sich für ein Hemd
der 2005-Tour "Im Auftrag des Herrn" entschieden, joggt in flotter Jeans
auf die Bühne. Die Toten Hosen sind in der Westfalenhalle - und aus
trocken wir verschwitzt, aus joggen wird springen, aus flott wird rockig
- gleich mit dem ersten Takt des Openers "Strom".
1000-Volt-Campino ist eine
schillernde Figur der Branche. Einer, der durch Talkshows tingelt, der
als massenkompatibler Alternativer durchgeht, der gerade in "Palermo Shooting"
sein Filmdebüt gab. Doch an diesen zwei Abenden vor je 11.500 Fans
in der Westfalenhalle zählt das nicht. Hier ist "auffem Platz", wie
der Fußballfan Campino sagen würde.
Er verpasst den Fans die
volle Rock-Dröhnung. "Du lebst nur einmal", "All die ganzen Jahre",
"Auswärtsspiel", "Liebeslied" - schon in der ersten halben Stunde
hauen die Hosen Songs aus 22 Jahren Bandgeschichte raus. Campino sprintet
von rechts nach links, von links nach rechts. Nach 35 Minuten hat er genug
vom Hemd - drunter trägt er nur noch ein Muscleshirt.
So würde Campino nie
in Talkshows gehen. Doch an diesem Abend ist er im Herzen Punk, der eine
Dose Bier öffnet, daran nippt, sie in die Menge wirft und "Einen Schluck
nehmen und dann weiterreichen" fordert. Campino braucht nur vier Worte,
um eine ganze Halle zur Ekstase zu bringen. "Es kommt die Zeeeit", brüllt
er ins Mikro, die Menge antwortet "OHOOO" und weiter geht's mit "Wünsch
dir was". Das ist Bauchkribbeln, das ist hüpfen, hüpfen, hüpfen.
Und Springpausen gibt's
nur wenige. Balladiges Material haben die Hosen genug produziert. Diesmal
beschränken sie sich auf ganz wenige langsame Stücke wie "Nur
zu Besuch". Campino mag ruhiger und melancholischer geworden sein. Auf
der Bühne zeigt er's nicht. Er mag draußen intellektuell sein,
hier drinnen singt er Sauflieder wie "10 kleine Jägermeister". Und
die Klassiker aus dem alten Jahrtausend wie "Wort zum Sonntag" und "Hier
kommt Alex". Experimentell wird's selten, zu "Ertrinken" gibt es Unterstützung
von Cello und Keyboard - wie einst im Burgtheater-Livekonzert in Wien.
Gute Idee.
Genau so gut ist es, dass
die Musik spricht und nur selten eine Hose. Die Werbung für "Pro Asyl"
ist nicht zu übersehen, "Nazis raus" brüllen die Fans selbst
nach dem Song "Madeleine", erst in den Zugaben erwähnt Campino den
Film "Palermo Shooting" - ein verzeihlicher Ausrutscher, zumal danach "Eisgekühlter
Bommerlunder" folgt, wieder so ein Grölsong.
Auf einen der bekanntesten
dieser Sorte müssen die Fans bis zur 140. Konzertminute warten. In
einer der "schönsten Hallen Europas" (sagt Campino) wollen die Hosen-
und Fußballfans das Anti-FC-Bayern-Lied "Bayern" hören. Die
Hosen enttäuschen auch diesmal nicht. Wer jetzt noch nicht heiser
ist: selbst schuld. Campino läuft längst oberkörperfrei
herum...
Im Fußball gäb`s
dafür Gelb. Doch nicht in der Westfalenhalle. 11.500 rufen "Hosen!
Hosen! Hosen!" Auch, als die Lichter wieder angehen.
Konzertbeginn: "Madsen"
gab als Vorband von 20.05 bis etwa 20.35 Uhr Stoff, die Hosen kamen gegen
punkt 21 Uhr auf die Bühne - und blieben bis etwa halbzwölf.
Von "Rente" nichts zu merken.
Ort: Westfalenhalle
Dortmund, schon seit vielen Jahren bewährter Konzertort - nicht nur
in meiner Konzertkarriere. Seitdem die neuen Arenen (Oberhausen, Düsseldorf,
Köln) und Stadien (Gelsenkirchen) existieren, ist die Westfalenhalle
sogar ein Klassiker! Ein Klassiker, der gut an den Hauptbahnhof angebunden
ist (10 Minuten mit der U-Bahn) und ebenso genug Parkplätze bietet.
Eintrittskarte?:
... beruflicher Aufenthalt - in der ersten Welle!
Mitreisende: ...
meine Liebste!
1) „Strom“ (vom Album „In
aller Stille“/2008)
2) „Du lebst nur einmal“
(vom Album „Auswärtsspiel“/2002)
3) „All die ganzen Jahre“
(vom Album „Auf dem Kreuzzug ins Glück“/1990)
4) „Innen alles neu“ (vom
Album „In aller Stille“/2008)
5) „Auswärtsspiel“
(vom Album „Auswärtsspiel“/2002)
6) „Disco“ (vom Album „In
aller Stille“/2008)
7) „Madeleine (aus Lüdenscheid)“
(vom Album „Reich & Sexy II“/2002)
8) „Teil von mir“ (vom Album
„In aller Stille“/2008)
9) „Liebeslied“ (vom Album
„Unter falscher Flagge“/1986)
10) „Alles aus Liebe“ (vom
Album „Kauf MICH“/1993)
11) „Wünsch dir was“
(vom Album „Kauf MICH“/1993)
12) „Alles was war“ (vom
Album „In aller Stille“/2008)
13) „Cokane in my brain“
(vom Album „Auswärtsspiel“/2002)
14) „Niemals einer Meinung“
(vom Album „Kauf MICH“/1993)
15) „Ertrinken“ (vom Album
„In aller Stille“/2008)
16) „Bonnie & Clyde“
(vom Album „Opium fürs Volk“/1996)
17) „Nur zu Besuch“ (vom
Album „Auswärtsspiel“/2002)
18) „Steh auf“ (vom Album
„Auswärtsspiel“/2002)
19) „Pushed again“ (single
zwischendurch/1999)
20) „Hier kommt Alex” (vom
Album „Ein kleines bisschen Horrorshow“/1989)
21) „Freunde“ (vom Album
„Zurück zum Glück“/2004)
Zugabenrunde I
22; +1) COVER The Clash
„Guns of Brixton“
23; +2) COVER Beatsteaks
„Hand in Hand”
24; +3) „Tauschen gegen
dich” (vom Album „In aller Stille“/2008)
25; +4) „Eisgekühlter
Bommerlunder“ (traditionell; Album „Reich und Sexy“/1994)
Zugabenrunde II
26; +5) „Achterbahn“ und
Medley (Schwarzwaldklinik, Opelgang, Wir sind bereit, Liebesspieler, Reisefieber)
(Raritäten...)
27; +6) „Wort zum Sonntag“
(vom Album „Damenwahl“/1988)
28; +7) „Schönen Gruß
und auf Wiedersehn“ (vom Album „Auf dem Kreuzzug ins Glück“/1990)
Zugabenrunde III
29; +8) Bayern (vom Album
„Unsterblich“/2000)
30; +9) 10 kleine Jägermeister
(vom Album „Opium fürs Volk“/1996)
31; +10) COVER You’ll never
walk alone
ZUSAMMENFASSUNG:
„Unter falscher Flagge“/1986
= 1
„Damenwahl“/1988 = 1
„Ein kleines bisschen Horrorshow“/1989
= 1
„Auf dem Kreuzzug ins Glück“/1990
= 2
„Kauf MICH“/1993 = 3
„Reich und Sexy“/1994 =
1
„Opium fürs Volk“/1996
= 2
„Unsterblich“/2000 = 1
„Auswärtsspiel“/2002
= 5
„Reich und Sexy II“/2002
= 1
„Zurück zum Glück“/2004
= 1
„In aller Stille“/2008 =
7
COVER = 3
Raritäten-Medley =
1
Single zwischendurch = 1
Mit Franz auf du und du
-
Der Bericht
-
Der Abend
-
Die Playlist
DER
BERICHT:
Schon längst auf der
Rückfahrt, im Autoradio läuft 1Live, natürlich, überlegen
wir, was uns eigentlich genau mit Köln verbindet. Wir weilten dort
ein paar Mal beim Fußball. Im einst von der Zeltinger Band besungenen
Müngersdorfer Stadion, das heute wasweißich wie heißt.
Und im Dom, in den Museen drumherum, auf der Hohe Straße, der Schildergasse,
beim Karneval, in den diversen Konzertstätten wie Live Music Hall,
E-Werk oder Palladium, in der Alt- und Südstadt abends, in der Köln-Düsseldorfer
auf dem Rhein, in den Stadtteilen Deutz und Mülheim. Nur KölnArena
und Messe fehlen uns noch. Uns beiden.
Viel gesehen.
Und doch ist uns die Kölner
Seele fremd geblieben. Irgendwie.
Egal, wir schieben diesen
Gedanken zur Seite, als wir Mülheim-Selbeck durchqueren. Dort geht
niemand mehr auf der Straße, der letzte Bus der Linie "131" hat die
Haltestelle "Stooter Straße" im Herzen des Mülheimer Vororts
längst passiert. Da fällt uns auf, dass wir auch den WDR schon
gesehen haben. Von außen und innen. In unserer Volo-Ausbildung an
der Journalistenschule Ruhr. Darin befinden wir uns immer noch (wir
- entschuldigt, dass ich Euch das bisher vorenthalten habe, sind mein Volokumpel
Felix mit dem Kürzel "fe" und ich). Und dem WDR haben wir ein
ganz besonderes Erlebnis zu verdanken, das wir gerade fleißig analysieren.
Ein "1Live-Radiokonzert" mit der Band Franz Ferdinand aus Glasgow, Schottland.
Radiokonzert heißt: Die Karten gehen NICHT in den freien Verkauf,
sondern werden ausschließlich über das Radio und über die
1Live-Homepage verlost. Das Konzert selbst dauert von 21 bis 22 Uhr und
wird bei 1live genauso übertragen. Fairer Deal.
Wir mussten nicht anrufen.
"fe" schrieb für die WAZ. Und ich war diesmal "plus 1", so wie es
"fe" beim Farin-Urlaub-Konzert für mich war. Wir
parkten in einem Wohngebiet in Köln-Nippes, suchten die Kulturkirche
(ein etwas ungewöhnlicher Ort für ein Konzert, aber ein höchst
normal-verrückter für ein Radiokonzert), warfen uns für
2,50 Euro einen fetten Döner zwischen die Wangen (60 Cent billiger
als ein BigMac und dreifach so sättigend) und verfolgten quietschvergnügt
ein ordentliches Konzert. Für Franz Ferdinand war's ein Trainingskonzert
für die Europatour, die die Band am 14. März erneut nach Köln
führt, dann aber ein paar Meter weiter ins Palladium in Köln-Mülheim.
Bin jetzt kein riesengroßer Fan von Franz Ferdinand, aber hey: "Do
you want to", "Take me out" und vor allem das großartige "Dark of
the matinee" - alles live unter dem Dach einer Kirche, ohne großes
Gelaber der Band, mit einer netten Menge, die aus allen Bereichen des "1Live"-Sektors
kommt.
Ist doch klasse, sowas.
Konzertbeginn: Gaaaaanz
einfach: Radio-Live-Übertragung von 21 bis 22 Uhr; und jetzt ratet
mal...
Ort: Die sogenannte
"Kulturkirche" im Kölner Stadtteil Nippes. Drumherum ist es gar nicht
so leicht, einen vernünftigen Döner zu bekommen... Aber das liegt
nicht an der Kirche. Also: Kulturkirche. Es ist eine der vielen privatisierten
Kirchen, die von Gemeinden aus Kostengründen nicht mehr genutzt werden
können und deshalb an Jan, Jupp und in diesem Fall 1Live vermietet
werden. Solche Konzepte gibt's allüberall, sogar in Velbert-Langenberg,
wo das Ganze sogar besonders neudeutsch "Eventkirche" heißt. Ein
nicht gänzlich uncooler Konzertort für ein solches Radiokonzert,
mit 400 Zuhörern. Kompliment!
Eintrittskarte?:
siehe Bericht
Mitreisende: siehe
Bericht
Nicht mitgeschrieben. Die neueren Songs kann ich nicht wirklich zuordnen, von der alten kamen AUF JEDEN FALL "Do you want to", "Take me out", "Dark of the matinee" und "Darts of pleasure" (das ganz zum Schluss). Wenig Balladiges, nur "auffe Zwölf".
Indie für Fortgeschrittene
- Der Bericht
- Der Abend
- Die Playlist
DER BERICHT:
Vier Jungs aus England treten
auf die Bühne im Palladium, der schwarze Sänger Kele Okereke,
bekleidet mit roter Baseballkappe und weißem Hemd, sagt artig "Guten
Abend". Sind Bloc Party eine Britpop-Band wie viele? Sie wollen anders
sein. Und sind es.
Drummer Matt Tong nimmt
seine Sticks in die Hand, gibt den Takt vor und los geht's. Mit "One Month
Off" aus dem aktuellen Album "Intimacy". Zwei E-Gitarren, ein Bass, ein
Schlagzeug. Gleich: klassisches Konzept?
Könnte man meinen.
Bloc Party kamen auf den Britpop-Markt, als der große Hype schon
wieder abgeklungen war. Nach Oasis, Franz Ferdinand und den Kaiser Chiefs
noch eine weitere Band von der Insel? Ja. Es funktionierte. Von Beginn
an.
Es ist die Experimentierfreude,
die Bloc Party zu einer der interessanten Bands der Popkultur-Gegenwart
erhebt. Es ist die Mischung aus purem Gitarrenrock und Punkeinflüssen
mit einer Elektronote, die Konzerte mächtig anstrengend machen können.
In seine Texte mischt Kele Okereke, schwuler Sohn nigerianischer Einwanderer
aus Liverpool, seit rassistischen Überfällen in England politische
Themen.
Die Menge im Palladium bekommt
Indierock für Fortgeschrittene. Bloc Party leisten es sich, auf ihren
ersten Hit "So here we are" zu verzichten. Denn vorstellen muss sich die
Band nicht mehr. Vom ersten Album "Silent Alarm" gibt's die Klassiker wie
"Banquet" und "Helicopter", die jeder schon einmal im Radio gehört
hat. Richtig Gänsehaut gibt's bei "Positive Tension" und "This modern
life".
So gar nicht britisch
Doch das ist nicht alles.
Im flackernden Schein weißer, blauer und roter Lichtkreisel gibt's
zwischendurch Elektro-Töne. Das wirbelt die Gehirnzellen durcheinander,
macht betrunken ohne Bier. Das hat dann gar nichts Britisches mehr an sich.
Synthie-Sounds, schräge Gitarren, unverständlich gehauchte Textzeilen,
alles aufeinander. Puh. Harter Stoff. Aber guter. Es ist kein Krach, sondern
durchweg melodiös, weil es Drummer Matt Tong prächtig versteht,
den Takt vorzugeben. Sie sind talentiert, ambitioniert - und werden das
hoffentlich auch bleiben.
Nur eines ist an Bloc Party
dann doch typisch britisch: Nach punktgenau 90 Minuten geht's runter von
der Bühne.
Konzertbeginn: Im
letzten Satz des Berichts habe ich schon vorweggenommen, dass das Konzert
genau 90 Minuten dauerte. Wenn ich Euch dann noch die Zusatzinfo gebe,
dass Bloc Party um 21.05 Uhr auf die Bühne kamen - naaaa...?!? Holt
den Taschenrechner raus!
Ort: Das Palladium
in Köln-Mülheim, mittlerweile auch Konzertstandard für mich.
Eintrittskarte?:
Beruflicher Aufenthalt.
Mitreisende: Wie
zuletzt immer mein Arbeitskollege Felix.
DIE PLAYLIST:
1) One Month Off
2) Trojan Horse
3) Positive Tension
4) Waiting for the 7.18
5) Price of Gas
6) Song for Clay
7) Banquet
8) Blue Light
9) Luno
10) Mercury
11) Uniform
12) This Modern Love
13) The Prayer
14) Ion Square
15) Talons
16) Flux
17) Helicopter
18) Ares
19) Like eating glass