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Blick von der Pressetribüne
auf die Ostkurve, kurz vor 18.30 Uhr. Im Juli.
Eine völlig verkorkste zweite Hälfte - ein interessanter Ausflug auf die Pressetribüne, die Erkenntnis: Nichts geht über die Ostkurve
Gewittrig
Eigentlich gehe ich an diesem
Eingang immer vorbei. Wenn ich zum Fanshop gehe, um Tickets für ein
Auswärtsspiel zu kaufen. Oder wenn ich ins "1848" spaziere, kurz nach
dem Spiel, um noch 'ne Cola zu trinken und die Pressekonferenz mit den
Trainern auf der großen Leinwand zu gucken. Jetzt geht's nicht in
den Fanshop. Sondern schon zwei Türen vorher rechts rein. Heute beginnt
die Saison 2008/2009 offiziell für mich. Kaum zu fassen, dass seit
unserem Geister-Heimspiel
gegen Hansa Rostock zwei Monate und neun Tage vergangen sind. Dazwischen
lag eine komplette Europameisterschaft, die ich im WAZ-Hauptsport verbringen
durfte. Die verkürzte die Wartezeit doch enorm. Die Wartezeit auf
die kommende Bundesliga-Saison.
Die in 22 Tagen beginnt.
22! In einem Wort "zweiundzwanzig". Ich bemühe mich darum, in jeder
Sommer-Vorbereitung ein Spiel zu besuchen, vor einem Jahr war es das gegen
Galatasaray
Istanbul. Diesmal kommt der FC Valencia ins Ruhrstadion. Mit Hildebrand
im Tor, Morientes im Sturm, Angulo im Mittelfeld. Gerd funkt mich an, ob
ich denn ins Stadion käme. "Jaja", antworte ich. "Aber ausnahmsweise
sitze ich diesmal auf der Pressetribüne."
Genau. Auf der Pressetribüne.
Zwei Türen vor dem Fan- und Ticketshop geht's rechts rein, eine Treppe
hoch. Ein Arbeitskollege von DerWesten hat die Karten besorgt. Es ist alles
so, so, so, wie soll ich das ausdrücken, anders hier. Lauter VfL-Offizielle
und VfL-Legenden laufen auf den Fluren auf und ab, es geht sehr hektisch
zur Sache, ist aber im Vergleich zu 'nem Bundesligaspiel noch "gar nix",
wie es heißt. Sekündlich könnte ich auf die Knie sinken.
Uwe Leifeld, Torjäger der zu Ende gehenden 80er, läuft herum.
Ganz zu schweigen von Michael "Ata" Lameck, Mister "518 Bundesligaspiele
ohne Berufung in die Nationalmannschaft", 70er und 80er. Peter Peschel
ist zugegen, der Rechtsoffensive aus den 90ern, der eine große Karriere
weggeschmissen hat. Im "Medienzentrum", dem Raum, in dem die Pressekonferenz
stattfindet, bewegen sich diesmal wenige Journalisten. Einer davon ist
Christoph Biermann. EY CHRISTOPH BIERMANN!!! Auf die Tribüne wandern,
einen glänzenden Platz suchen. Diesmal ist die Auswahl groß,
eben kein Bundesligaspiel. Umschauen. Ein paar Reihen weiter hocken die
Bochumer Bosse. Altegoer, Gustl Ernst, Schwenken. dazu die im Moment verletzten
Freier und Kalaoglu. So sieht das also aus. Gerd ruft an, er steht im P-Block.
"Wink mal", sagt er. Ich frage mich, ob ich mich hier wohlfühle oder
nicht. Nette Erfahrung, aber IMMER hier sitzen und arbeiten!? Nicht mehr
im P-Block stehen und pöbeln??
Doch während ich so
nachdenke, während Schiri Kinhöfer das Testspiel anpfeift, wird
mein Blick zum Himmel gelenkt. Obwohl es erst 18.30 Uhr ist (im Juli!),
sind die Flutlichter komplett an. Es ist dermaßen dunkel, dass die
8.700 anderen Zuschauer und ich befürchten, die Welt würde untergehen.
In Dortmund ist sie das fast. Es gibt Gerüchte (auf der Pressetribüne
ist das so), dass das Spiel von Borussia Dortmund gegen Juventus Turin
ausfallen musste, dass die B1 gesperrt sei und dass ganze Straßenzüge
nur noch mit Schlauchbooten zu überqueren wären. Hmm. Hier in
Bochum regnet es auch, okay, regelmäßig zucken Blitze über
dem Tribünendach, und es donnert gefährlich. Aber wir werden
alles in allem verschont.
Und schauen auf den Rasen.
Von Beginn an spielen von den Neuen unser Torwart Fernandes (imponierende
Gestalt, ist aber weitgehend arbeitslos) und Fuchs (Linksverteidiger, sehr
gute Ansätze). Bei Valencia läuft mit der Nummer acht ein gewisser
"Edu" auf, was meinen Kollegen zu der Bemerkung "Ich hab gehofft, nie wieder
diesen Namen auf der Anzeigetafel lesen zu müssen" veranlasst. Die
erste halbe Stunde ist wirklich sehr, sehr gut. Sestak vergibt in Minute
acht die Riiiiiiesenchance zur Führung. Allein läuft er auf Hildebrands
Tor zu, schießt aber meilenweit daneben. Nach einer Ecke bekommen
Epalle und Yahia den Ball vor die Füße. Das MUSS es sein. Ist
es aber nicht. 0:0 nach 33 Minuten, aber ein überlegener VfL. Und
Szenenapplaus. Und dann fliegt auch noch Angulo vom Platz. Keiner weiß
warum, aber der Schiri-Assi hat wohl ziemlich genau zugeschaut. Ab diesem
Moment läuft aber nichts mehr. Gar nichts mehr. Null. Trotz Überzahl
erarbeiten wir uns bis zum Spielende keine tolle Chance mehr, sind "nur"
überlegen, mehr nicht. In der zweiten Hälfte spielt Valencia
sogar nur noch mit der B-Elf. Bringt alles nichts. Dass überhaupt
ein Tor fällt, ist Edu zu verdanken. Fünf Minuten vor dem Ende
der ersten Hälfte donnert er die Kugel aus 25 Metern Entfernung in
den Giebel. "Nicht unhaltbar", vermutet der Kollege. Ohne Zeitlupe verkneife
ich mir eine Bewertung. 0:1 steht's am Ende, inzwischen pfeift die Menge,
weil der VfL auch das sechste Testspiel nicht gewonnen hat (und wohl als
erstes Team in der Bundesliga-Geschichte ohne Sieg in die Saison geht),
die Fanparty nach dem Spiel fällt wegen einer Unwetterwarnung aus
(Befürchtung: Das Dortmunder Gewitter zieht nach Bochum weiter), naja,
wenigstens bleibt die Schadenfreude, dass (inzwischen bestätigt) das
BVB-Spiel in der Tat abgesagt werden musste. Hihi, Zehntausende in schwarz
und gelb vergeblich unterwegs.
Ich benutze zum Abschluss
noch einmal die Toilette im Medienzentrum, schaue mich um. So schnell werde
ich hier nicht wieder reinkommen. Christoph Biermann spaziert vorbei, hat
vermutlich schon den treffenden und virtuos formulierten Text im Kopf,
den ich nie schreiben werde, am Horizont verschwindet das Vorstands-Triumvirat
Ernst/Altegoer/Schwenken irgendwo im Bauch des Stadionzentrums. Ich sinniere
über das irgendwie dann doch völlig verkorkste Spiel, den interessanten
Nachmittag auf der Pressetribüne, den Blick hinter die Kulissen.
Beim nächsten Mal will
ich
ganz
ganz
dringend
in die Ostkurve zurück.
Ach übrigens: Während der Sommerpause schrieb ich für "www.derwesten.de" einen Text über das Ruhrstadion. Der erschien am 21. Juli 2008 und geht wie folgt:
Der offizielle Name ist
anders, verpönt in der Fanszene des VfL Bochum. Sie nennen "ihre"
Arena immer noch Ruhrstadion. Das "Schmuckkästchen" feiert heute seinen
29. Geburtstag. Und ist ein der Bundesliga inzwischen ein grauer Klassiker.
Samstag, 15.27 Uhr, tief
im Westen scheint die Sonne, sie knallt, im Sommer brennt sie vielleicht
auch. "Bochum" ertönt aus den Lautsprechern, der Grönemeyer-Klassiker.
"Herbert" nennen ihn alle in der Ostkurve. Egal, welche Musik privat im
Auto oder zu Hause läuft: Hier ist Herbert Pflicht. Mist, Sonnenbrille
vergessen.
Kleiner Tipp: Wer historische
Fußball-Geschichten mag und beim oben genannten Szenario in der VfL-Fankurve
befindet, sollte diese Frage stellen:
"Wer hat denn dieses Stadion
geplant? Dass die eigenen Fans mitten in die Sonne schauen müssen
und nix sehen!"
Wer in der passenden Umgebung
steht (einfach auf ältere Gesichter achten), der bekommt sofort die
komplette Historie des Ruhrstadions (in der Ostkurve heißt es immer
noch Ruhrstadion und nicht... ähh... rewirpauer - oder wie schreibt
man das noch gleich?) präsentiert. Mit Insider-Infos.
"Dat is doch", sagt dann
der eine, "weil damals, als es noch Stadion an der Castroper Straße
hieß, auch die VfL-Fans schon hier standen." Dann hakt der nächste
ein: "Dat weiß ich noch. Da war ich ganz klein und hab mich immer
reingeschlichen." Und wieder einer will mitreden: "Daaaamaaals, da bin
ich doch von Castrop-Rauxel-Henrichenburg immer mitm Rad nach hier gefahren."
Beim allerersten Fußballspiel
an der Castroper Straße, da lebten aber die wenigsten der Ostkurvengänger
schon. Borussia Dortmund und der FC Schalke 04 zogen in ihrer Geschichte
mindestens einmal um. Der VfL nie. Bereits 1911 pachtete einer der VfL-Vorgängervereine
- Spiel und Sport Bochum - vom Bauern Dieckmann die Wiese. Außerhalb
der Stadt übrigens und etwas abgeschieden, denn Bochum war noch nicht
so weit gewachsen. Das erste Spiel fand am 8. Oktober 1911 vor 500 Zuschauern
gegen den VfB Hamm statt. Aus einem kleinen Bolzplatz wurde innerhalb von
wenigen Jahren eine 50.000-Mann-Arena. 50.000!
1922 verlegte der DFB das
Länderspiel gegen Ungarn nach Bochum. Erst zum zweiten Mal fand ein
Länderspiel im Ruhrgebiet statt. 0:0 ging's aus. Es folgte eine lange
Flaute im Bochumer Fußball. Erst nachdem 1938 drei Vereine zum VfL
Bochum fusionierten, ging's wieder bergauf mit Zuschauerzahlen (und sportlicher
Qualität). Das Stadion ging an die Stadt und erhielt in den 50ern
eine Sitzplatztribüne.
Zwanzig Jahre später
stand die immer noch. 2700 Plätze, davon 1400 nicht einmal überdacht...
Zeit für einen Neubau - eigentlich. Doch die traditionsreicheren Nachbarn
Schalke und Dortmund erhielten den Zuschlag. Vor der WM 1974 entstanden
in beiden Städten neue Stadien, mit Zuschüssen von Bund und Land.
Allein das Westfalenstadion kostete 32 Millionen Mark, dabei spielte Borussia
zu dieser Zeit in der Regionalliga. Der VfL musste ein paar Jahre länger
auf eine Modernisierung warten. Doch einen Neubau gab es nicht. Und einen
Umbau innerhalb weniger Monate schon gar nicht. Über drei Jahre wurde
von 1976 bis 1979 Tribüne für Tribüne neu errichtet. Oft
spielte der VfL in dieser Baustelle und zwischenzeitlich sogar für
ein sechs Spiele im Herner "Schloss Strünkede", eigentlich Heimat
der Westfalia - und gewann fünf davon.
Kolportiert wird in Bochum
ein Satz des damaligen Präsidenten Ottokar Wüst: "Bauen Sie mir
ein neues Stadion und ich baue ihnen eine große Mannschaft", soll
er zu Stadt-Oberen gesagt haben. Besonders bei einem 0:2- oder 0:3-Rückstand
ist die Stimmung mit diesem Zitat immer wieder wenigstens ein bisschen
zu bessern. "Keine Titel und Trophäen, trotzdem wird es weitergehen",
singen die VfL-Fans gern. Große Mannschaft...
Dann der 21. Juli 1979.
Max Merkel, der einst "In Bochum wurde früher so geholzt, dass sogar
der Ball eine Gefahrenzulage verlangt hat" sagte, meinte jetzt: "Mit seinem
neuen Stadion braucht Bochum nicht mehr zurückzustehen hinter Dortmund,
Schalke und Duisburg. Für mich ist der VfL jetzt der Favorit." Irgendjemand
zählte 49.522 Plätze im grauen Viereck. Zur Premiere kamen 35.000
- und der Oberbürgermeister Eickelbeck sogar mit dem Hubschrauber.
Gotthilf Fischer sang mit der Fankurve das "Bochumer Jungenlied". Das erste
Spiel im fertigen Stadion gewann der VfL mit 3:0 gegen Wattenscheid 09.
Ein ungleiches Kräftemessen. Elf Tage später kam dann Manchester
United und holte ein 1:1.
Jahrelang hatte der VfL
eines der wenigen reinen, komplett überdachten Fußballstadien
in Deutschland. Doch großen oder gar internationalen Fußball
spielte der VfL nicht. Im Gegenteil: Der VfL blieb der ewige Abstiegskandidat.
Wenigstens die drei Länderspiele gegen Finnland (1981), Jugoslawien
(1986) und Ghana (1993) brachten etwas internationales Flair. Nachdem die
Bochumer aber trotz des 6:1-Erfolges gegen Ghana den Kopf von Trainer Vogts
forderten und "Berti raus" brüllten, vergab der DFB nie wieder ein
Länderspiel in den tiefen Westen. Das Stadion erhielt einige Korrekturen,
aber nicht mehr. Die Kapazität beträgt inzwischen nur noch 31.328
Zuschauer. Aus der Westkurve - 1979 Stehplatzblock - wurde nahezu komplett
ein Sitzplatzblock. Hinter der Haupttribüne entstand im August 2003
das fünfstöckige Stadioncenter, in den Stadionecken gibt es seit
Juli 2004 Videowände.
Und die Ostkurve kann auch
mit Sitzplätzen ausgestattet werden. Verankerungen in den Stehstufen
erinnern an das UEFA-Cup-Spiel gegen Standard Lüttich am 30. September
2004. An das 1:1 in der allerletzten Sekunde, als der VfL ausschied. Zum
einzigen Mal war das Stadion an diesem Tag komplett "besitzplatzt". "Sieger
waren mir aber immer schon langweiliger als jene, die interessant zu scheitern
wissen", schrieb der Journalist und Autor Christoph Biermann über
seine VfL-Leidenschaft. Es kann als ein Motto für die sportliche Geschichte
des Ruhrstadions gelten. Fünfmal stieg der VfL hier aus der Bundesliga
ab, fünfmal wieder auf. Vier UEFA-Cup-Heimspiele bestritt der VfL
hier, jedes einzelne ist Kult geworden in der Ostkurve. Wer erinnert sich
bei Schalke und Dortmund noch an irgendein Erstrunden-Spiel 1994?
Konzerte gab es in den vergangenen
Jahren nur von Herbert Grönemeyer. Von wem auch sonst? "Ohne Bochum
gehn wir nicht nach Haus" , singt die Menge, die meisten mit VfL-Fans.
Und fast immer singt Herbert zweimal einen seiner größten Klassiker.
2006 wurde Grönemeyer sogar Mitglied beim VfL. Vor dem Spiel gegen
Werder Bremen unterschrieb er seinen Aufnahmeantrag. 90 Fußball-Minuten
später stand es 0:6. Wieder einmal interessant gescheitert, einer
der vielen "magischen" Tage im Ruhrstadion.
Das Ruhrstadion: 1979
das, was heute die topmodernen Arenen in Gelsenkirchen, Hamburg, Frankfurt
und sonstwo sind. 1979 topmodern. Und heute der klassische, graue Gegenentwurf
zu den Stadien 2.0. Und obwohl der Luxus fehlen mag: Es ist immer noch
eins der schönsten Stadien der Ligen. Sagen nicht nur die älteren
Fans in der Ostkurve, die erzählen können wie's war, damals.
Sondern auch die gegnerischen Fans.
Denn in Bochum lässt
sich nicht nur aus toller Sicht Fußball gucken. Die Punkte gibt's
oft noch obendrauf. Für die VfL-Fans in der Kurve ist es das einzig
wahre Stadion. "Schmuckkästchen" sagen sie. Zurecht.
"Willkommen
zu Hause". Slawo, Vahid, wir alle.
Wenn nach 45 Sekunden zum ersten Mal gemeckert wird, dann weiß jeder: Der VfL spielt wieder. Über den ersten Punkt von 40!
Willkommen zu Hause
Der Weg ist voller Steine.
Muss etwas aufpassen, damit ich nicht umknicke und mir alle Bänder
in irgendeinem Fuß reiße. Es ist irgendwann am späten
Vormittag. Die Liebste und ich haben an diesem Sonntag ausgeschlafen. Gestern
Abend sahen wir uns in Dortmund "The Dark Knight" an, jene wie bekloppt
gehypete Comicverfilmung mit Batman, Joker und Heath Ledger. Und heute
morgen gehen wir quer durch die Natur in Witten-Stockum. Drei Windräder
produzieren Strom, Pferde grasen auf der grünen Wiese, Hunde bellen
sich an. Die Liebste und ich spazieren Hand in Hand. Aufpassen. Der Weg
ist voller Steine.
Heute ist Saisonstart.
Der Arbeitskollege knibbelt
seine Augen zusammen. "Sollen wir nicht doch lieber reingehen?", fragt
er. "Ich seh kaum was!" Wir sitzen im Café Extrablatt, das ganz
am Anfang des Bermuda-Dreiecks liegt und quatschen über dies und das.
Über die Arbeit, den VfL, die Arbeit, den VfL und dann nochmal von
vorn. Er hat eine Pizza Margerita bestellt, gibt mir sogar ein Stück
ab ("Mehr Käse geht nicht, oder?"), und trinkt danach sein Weizenbier
alkoholfrei. Hmm, wäre doch die erfrischendere Wahl gewesen als eine
billige, einfache Cola.
Heute ist Saisonstart.
Habe gestern Nacht noch
eine "Sportgeschichte" für DerWesten
fertiggestellt - das ist eine Rubrik, die auch ab und zu mit Zeilen von
mir gefüllt wird. Das Thema: "45 Jahre ZDF-Sportstudio". Und da die
erste Sendung des Sportstudios am Tag des Bundesligastarts gezeigt wurde:
Happy Birthday Fußball-Bundesliga!
Heute ist Saisonstart.
Für mich.
Gustls
erstes Pflichtspiel. Scheinwerfer. Anzug.
Ist das schön hier.
Erstes Heimspiel seit drei
Monaten, erstes RICHTIGES Heimspiel (das 1:2 gegen Rostock
zählt nicht) seit dreieinhalb. "Frohes Neues" wünsche ich allen
in der Kurve, im P-Block, rechts, Höhe linker Torpfosten, und - ja
- ist geklaut. Alt. Aus der vergangenen Saison. Die habe ich schon längst
vergessen, verdrängt. Auf welchem Platz waren wir am Ende? Elf? Zwölf?
Dreizehn?
Ist das schön hier.
Willkommen zu Hause.
Alle sind sie da. Gerd,
der Richter, Lupo, der Professor, lauter andere bekannte Menschen, die
ich per Handschlag begrüße, jedes Mal wieder, und die ich doch
nicht persönlich anreden kann. Selbst Krüger schaut sich das
erste Spiel an, einfach um mal zu gucken, wie's so läuft bei uns.
Sam und Nicole kommen aus Essen-Werden angebraust, Sam erzählt Geschichten
aus Frankfurt, denn da wohnt er jetzt während der Woche. Und es gibt
noch einen Neuen im P-Block, rechts, Höhe linker Torpfosten. Ist ein
Arbeitskollege mit Kürzel "hosh", da er VfLer ist, wird daraus (natürlich)
"Hoshemian".
"Willkommen zu Hause".
Steht auf einem Transparent,
das zwei Leute in Block A präsentieren. "Willkommen zu Hause Slawo
und Vahid!" Es ist das erste Spiel seit der Rückkehr von Slawo Freier
und Vahid Hashemian ins Ruhrstadion. Doch so richtig mag keine Euphorie
aufkommen. Landauf, landab brechen alle Klubs die Dauerkarten-Rekorde,
kracht der Zuschauerschnitt durch jedes Dach in den Himmel. Nur in Bochum
zerfleischen wir uns bereits nach einem einzigen Spiel. 0:1 beim KSC, auswärts,
bei einem Mitkonkurrenten. Na klar war das saumäßig, selbstverständlich
haben wir kein Vorbereitungsspiel gewonnen. Aber in Gedanken schon für
die zweite Liga in der Saison 09/10 planen, nach einem Spiel, das
können nur wir Bochumer. Bevor "Bochum" von Grönemeyer läuft,
erzähle ich Hoshemian, Gerd und den anderen noch von Goosens sensationeller
Kolumne in der Stadionzeitung, mit Sätzen wie "Kein normaler Mensch
kann drei Wochen ohne Fußball auskommen" oder "Als VfL-Fan ist man
da nicht so krampfhaft ergebnisorientiert". Ganz toll schildert er den
Besuch eines Testspiels zwischen Burghausen (da wohnt die Schwiegermutter)
und Rostock: "Intellektuell herausgefordert hat mich bei dem Spiel mehr
als eine Stunde lang die Frage, wieso mir die Rostocker Trikots so gut
gefallen haben. Dann fiel mir auf: Die hatten keinen Werbeaufdruck." Grönemeyers
Bochum bringt mich schließlich auch beim drei Millionsten Mal zum
Weinen.
Anpfiff.
Es dauert keine 45 Sekunden
bis zu Gerds erster Unmutsäußerung. "Da ist zu wenig Bewegung
drin!", brüllt er. Aber so richtig ernst gemeint ist das natürlich
nicht. Wir sind eben die Meckerer vom Dienst, 20.000 Meckerer, sozusagen.
20.000 ist wirklich eine sehr dürftige Zahl für ein erstes Saisonheimspiel.
Aber aus Wolfsburg sind keine 500 dabei. Ach ja, Wolfsburg, über unseren
heutigen Gegner hab ich ja noch gar nichts geschrieben. Heimspiele gegen
den etwas anderen, schrecklichen, kapitalistischen VfL sind eigentlich
immer recht lustig. Wir hatten ein 5:4, in
der vergangenen Saison ein 5:3, und eigentlich finde ich den Wolfsburger
Alles-Boss Felix Magath ziemlich witzig. Wenn er nicht nur bei dem VWfL
arbeiten würde. Egal. Bei uns spielen vier Neue von Anfang an. Fernandes
im Tor, Fuchs auf der linken Viererkettenseite, Freier wie in alten Tagen
rechts offensiv und Hashemian vornedrin. Überhaupt gibt Kollers Aufstellung
einige Aufschlüsse: Er hat von Ono schon nach einem Bundesligaspiel
die Nase voll und vertraut Azaouagh auf der Spielmacher-Position. Pfertzel
scheint krank zu sein, deshalb spielt Concha rechts in der Abwehr. Und
Zdebel ist völlig out und hat seinen Platz an Imhof verloren. Aha.
Die auf der anderen Seite setzen auf eine Millionen-Truppe. Schlappe 25
Millionen Euro durfte Magath in seinen Kader investieren und holte mal
eben so zwei italienische Nationalspieler (Zaccardo, Barzagli), die beide
ebenso von Anfang an spielen wie Zwetschge Misimovic. Bei uns drei Jahre
an den Profifußball und dann in Nürnberg und Wolfsburg abkassieren.
Alles richtig gemacht Zwetschge.
In Halbzeit eins ist Zwetschge
aber nicht zu sehen oder zu vernehmen. Na gut, bei den "Zwetschge ist ein
Hurensohn"-Rufen vielleicht. Aber sonst sind wir erstaunlich feldüberlegen.
Eigentlich rechnen wir alle mit einer Niederlage mit zwei, drei Toren Differenz
- denn Wolfsburg ist nicht ganz unsere Liga - aber nur wir spielen. Das
finden wir so außergewöhnlich, dass unser Fußballfieber
in ungesunde Höhen steigt. Slawo Freier verpasst sein Einstandstor
nach zehn Minuten nur knapp, sein Schuss wird zur Ecke abgefälscht.
Vier Minuten später zeigt Imhof Uwe Beinsche Qualitäten und passt
den Ball in den Lauf von Sestak. Der kriselt auf einmal gar nicht mehr
und schießt saucool das 1:0. Sensationell. WAHNSINN!!! Die erste
Hälfte ist saugut. Überragend: Imhof! Sehr stark: Azaouagh. Vorn
fleißig: Sestak und Hashemian. Hinten links spielt jemand Fußball.
Endlich! Bönig ist in den vergangenen Jahren nur 'rumgestolpert. Christian
Fuchs kann den Ball halten, Kurzpässe unfallfrei spielen und sogar
eine Flanke zielgenau in die Strafraummitte schlagen. Rechts hinten ist
Concha sehr solide. Wolfsburg kommt gar nicht vor. Völlig logisch
ist der Applaus zur Halbzeitpause und noch viel beruhigender das 2:0. Azaouagh
tankt sich super rechts durch, flankt vorbildlich auf den langen Pfosten,
dort steigt Dabrowski hoch, köpft das 2:0. Fußball, umarme mich.
Ich bin wieder da! Wieder DAAAA!!!! TOOOR!!!
Doch genau 120 Sekunden
später hören wir uns alle sagen: "Ja können die denn NIE
einen Zwei-Tore-Vorsprung halten?" Denn Ricardo Costa verkürzt nach
einem undurchsichtigen Gewurschtel, Kuddelmuddel, nennt's wie auch immer,
auf 1:2. Das ist in der 53. Und das Ende all unser Bemühungen. Das
ist wieder die klassische Abstiegskampf-Situation. Wir führen mit
einem Tor Vorsprung und müssen alles tun, damit's dabei bleibt. Zeitspiel
bei Einwürfen, den Ball bei jeder Gelegenheit auf die Tribüne
bolzen, Fouls, Gelbe Karten kassieren, ja sogar unseren Alterspräsidenten
Zdebel einwechseln, damit der nochmal ordentlich dazwischenhaut. Denn eins
ist klar: Die Wolfsburger sind um Meilen fitter als wir. Mag daran liegen,
dass die von Magath trainiert werden (wie macht der das bloß?), aber
es ist irre auffällig. Als Saglik (der billigste Neue, welch ein Hohn)
das 2:2 nach Yahia-Fehler schießt, unken wir alle: "Das verlieren
wir noch!" Die Wolfsburger erarbeiten sich noch zwei tausendprozentige
Chancen, schaffen es aber nicht, die runde Kugel über die Torlinie
zu bugsieren. Puh. Pfff. Der vor der Pause gute Eindruck aller Neuen relativiert
sich etwas. Fernandes' Rolle beim 1:2 würde ich gern sehen, über
Fuchs' Seite laufen in Hälfte zwei 3/4 aller Angriffe der Wolfsburger.
Freier bewegt sich kaum noch vom Fleck, Hashemian bemüht sich zwar,
holt viele Kopfbälle, hält sich aber nur selten da auf, wo ein
Stürmer sein sollte: vorn. Wir erleben zwischen der 53. und 92. Minute
nur noch einen Hormonausschüttungs-Moment, als Kalaoglu den Ball in
Minute 89 über die Linie drückt. Ein halbes Bier landet auf meinem
Rock-am-Ring-Pulli, doch leider hat der Linienrichter die Fahne oben.
Ende 2:2. Wie vor einem
Jahr das erste Heimspiel der Saison gegen Werder Bremen.
Zu Hause angekommen.
Punkt eins im Sack.
Von 40.
Ein harter Weg liegt noch
vor uns. Voller Steine.
Stand 9. Februar 2009: Von diesem Spiel weiß ich fast nichts mehr...
Heiter bis wolkig
Ein
Themenbild. Ich nenne es "Halbzeit".
Was ich vom Spiel noch weiß (Notizen vom 9. Februar 2009, also knapp fünf Monate später)
... fast nichts mehr. Komisch,
weil es einer von nur zwei Saisonsiegen war... Na gut, ich versuch's mit
einer Bilder- und Terminrekonstruktion. Termin: Einen Tag zuvor kehrte
ich aus dem Irland-Urlaub zurück. Heißt: Ich muss supererholt
gewesen sein (und nach dem Abpfiff auch noch supergut gelaunt). Bilder:
Es war tolles Wetter - noch so ein Grund für "supererholt" und "supergut
gelaunt". Und mein Bruder war mit dabei, wir fuhren mit seinem weißen,
alten Corsa hin und zurück. Heißt unterm Strich für meinen
Bruder: Er hat eine sensationelle Bilanz in dieser Saison (Stand: 9. Februar
2009): ein Sieg, drei Punkte, fertig. Aber warum "heiter bis wolkig" als
Überschrift!? Eine Überschrift, die ich direkt nach dem Abpfiff
angefertigt habe. Wahrscheinlich als Bezug zum ersten Foto. Und natürlich,
weil wir zwar gewonnen, aber alles andere als perfekt gespielt haben.
Und jetzt die Statistik:
VfL Bochum - Arminia
Bielefeld 2:0 (2:0)
VfL: Fernandes - Pfertzel,
Maltritz, Yahia (67. Mavraj), Bönig - Imhof - Freier, Dabrowski -
Azaouagh - Sestak, Mieciel (84. Zdebel)
Tore: 1:0 Mieciel (22.),
2:0 Pfertzel (26.)
... um es vollständig
zu machen: Hier ein Ausschnitt aus dem Spielbericht von fussballdaten.de:
(...) Zuerst wurden die
Bochumer ihrer Favoritenrolle nur oberflächlich gesehen gerecht. Sie
scheiterten mit ihren Angriffsbemühungen allerdings an der dicht gestaffelten
Arminia-Abwehr. Erst als diese zur Mitte der ersten Halbzeit zur ihrer
altbekannten Unsicherheit „zurückfand“, spiegelte sich die Überlegenheit
der Platzelf auch in der Torausbeute wider. Zunächst durfte Sestak
ungestört die Vorlage für Mieciels Führung geben. Am Schuss
des Ex-Gladbachers war DSC-Goalie Eilhoff zwar noch mit den Händen
dran, jedoch verlieh er dem Ball keinen entscheidenden Richtungswechsel
mehr (22.). Vier Minuten später verlor die Deckung der Ostwestfalen
nach einer Azaouagh-Ecke dann komplett die Übersicht, so dass Pfertzel
den Ball aus dem Gewühl ins Tor grätschte. Mit der 2:0-Führung
im Rücken, zündeten die Bochumer so richtig ihren Offensivturbo
und hätten anschließend das Spiel gut und gerne vorentscheiden
können. Die beste Chance dazu vergab Führungstorschütze
Mieciel, dessen Kopfball nur um Zentimeter am linken Pfosten vorbei flog
(31.). (...)
Die erste Hälfte des
zweiten Spielabschnitts ging ereignisarm vorüber: Bei den Hausherren
ließ die Konzentration etwas nach, dennoch hatten sie das Spiel weiterhin
fest unter Kontrolle, unter anderem weil keine Gefahr von der Arminia nach
vorne ausging. Erst mit der Doppel-Einwechslung von Sadik und Janjic (66.)
erlebte Bielefelds Angriffsspiel eine spürbare Renaissance. Nachdem
Sestak noch auf der Gegenseite die Vorentscheidung gegen Eilhoff liegen
ließ (68.), brachte Katongo das Kunststück fertig, freistehend
und aus wenigen Metern die Kugel an die Latte zu köpfen (70.). Zudem
flogen der Schuss von Sadik (71.) und der Freistoß von Janjic (75.)
knapp am Zielgebiet vorbei, und Katongo scheiterte ein weiteres Mal an
VfL-Goalie Fernandes (80.). Nichtsdestotrotz hatten sich die Bochumer ihren
Sieg durch eine starke erste Halbzeit und eine kontrollierte Leistung nach
der Pause verdient.
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![]() |
Da steht's: 2:0 gegen Bielefeld - der erste Saisonsieg! | Bochum-Stahlhausen um kurz vor 20 Uhr am Sonntagabend. A40. |
Völlig unverhofft kommt einer der aufregendsten Fußball-Nachmittage der vergangenen Jahre. Mit viel Konfliktstoff, aber ohne Happy End!
Wunden bleiben
Da hielten alle Fans
noch zusammen!
sadfö jasdf ajlkdsf
kajdsfö jaösf
Äh, nee. Nächster
Versuch.
a.sdlmf asdf ads viel lasdf
as los sadfa s gedankenflut asdf
Ähh, neee. Letzter
Versuch.
Gedankenflut. Ein aufregender
Nachmittag. Aufregen. Aufregung. Begeisternder Fußball. Supertore.
Viel los. Viel passiert. Fußballfans gegen die deutsche Bahn. Bochum
gegen Leverkusen. Fans gegen Koller. Fans gegen Fans. Fans gegen Ultras.
Ultras gegen Gekas. Wir sind alle Bochumer Jungs.
sdf sdf sdf sdf
Gedankenflut.
"Ihr habt gekämpft,
wir ham's geseehn"
Episode 1: Böse Bahn
Wenn's einen lieben Gott
gibt, irgendwo, irgendwie, dann hat er heute alles getan, dass ich mir
das Spiel nicht ansehe. 13.10 Uhr - schon zweieinhalb Stunden vor dem Anpfiff
- mache ich mich zu Hause auf den Weg. Genieße die VfL-Stadionzeitung,
genieße die Sonne, genieße den wolkenlosen Himmel, genieße,
dass ich einmal noch mit einem kurzärmligen Trikot herumlaufen kann,
ohne dass ich danach eine Woche lang wegen einer Erkältung passen
muss. Genieße in der Stadionzeitung Frank Goosens Kolumne, die mir
einen Satz für die Ewigkeit beschert: "Wir gewinnen immer, nur schießen
die anderen manchmal mehr Tore." Super. Treffe am Mülheimer Hauptbahnhof
Borussia-Dortmund-Fans, die in meiner allzweiwöchentlich donnerstäglichen
Fußballrunde sind. Der BVB spielt gegen Stuttgart. Will den Regionalexpress
um 13.21 Uhr nehmen, weil der nicht aus Leverkusen kommt.
Aber was ist das?
Gleis eins: gesperrt. Gleisbauarbeiten.
Die S3 Richtung Hattingen schneidet Mülheim komplett, eine Regionalexpresslinie
ebenso. Der 13.21-RE (meiner!) kommt verspätet. Super. An einem Tag
mit Heimspielen in Bochum und Dortmund, mit geschätzt 100.000 Zuschauern,
sowas. Unglaublich. Der Zug ist bis zum letzten Stehplatz rappelvoll. VfL,
BVB, Leverkusen, Stuttgart - Fans aus allen Himmelsrichtungen. Bleibt wenigstens
friedlich. Die Sonne beruhigt. Kurz vor Essen hält der RE zehn Minuten
lang. "Weichenstörung". Auch der Schaffner hat die Nase voll: "Herr
Mehdorn sagt: Vielen Dank für ihr Verständnis". Wenn Herr
Mehdorn das hört, wird eine Abmahnung fällig. Ich find's super.
Bleibe aber nur wenige Momente heiter. Lande um 14.05 Uhr in Bochum, mit
25 Minuten Verspätung. Zum Glück noch genug Zeit bis zum Anpfiff.
Spaziere zur U-Bahn. Nächste kommt in fünf Minuten. Okay. Warten.
Warten. Warten. Dauert zehn Minuten. Einsteigen. Warten. Warten. Warten.
Es krächzt. "Weil am Ruhrstadion ein kaputter Wagen steht, verzögert
sich die Abfahrt um wenige Momente." Super. Wenigstens sagt er Ruhrstadion.
Warten. Warten. Warten. Es krächzt. Die gleiche Ansage. Warten. Warten.
Warten. Gegen 14.35 Uhr die Ansage: "Die Abfahrt verzögert sich um
unbestimmte Zeit. Kann lange dauern." Dann steigt der Straßenbahnfahrer
aus. Aussteigen und zum Stadion laufen. Mittlerweile wird's schon etwas
knapper. Bin total genervt. Gerd schreibt eine sms. Wo ich denn bliebe.
So viele Fans sind wohl noch nie die Castroper Straße gleichzeitig
Richtung Stadion hinauf gelaufen. Aufgrund meiner guten Irland-Kondition
komme ich schnell an. Als ich die Kurve erreiche, sehe ich, dass die U-Bahnen
wieder fahren. Verarsche?? Um 15.05 Uhr treffe ich Gerd in der Kurve. Nahezu
zwei Stunden, nachdem ich zu Hause losgelaufen bin. Sage ihm: "Wenn's einen
lieben Gott gibt, dann hat er alles getan, damit ich hier nicht ankomme."
Das Spiel läuft, wir
verlieren 2:3, Abpfiff. Rückfahrt mit der Bahn. Wird wohl jetzt wieder
alles laufen. Mit der U-Bahn ja. Will um 17.56 Uhr den Regionalexpress
nehmen. Der aber fällt aus. Ansage: In Mülheim-Styrum hat sich
jemand vor den Zug geworfen. Wieder Verzögerungen. Bin eigentlich
noch in Velbert verabredet. Wird wohl nix. Bekomme eine Bahn Richtung Essen
Hbf (natürlich verspätet). Aber ab Essen geht's nicht weiter.
Inzwischen ist es weit nach 18 Uhr. Spaziere in Essen zur U-Bahn-Station.
An RWE-Fans vorbei, die vor mir gehenden VfL-Fans Prügel androhen.
"Hier ist nicht Dein Loch!", brüllen die Rot-Weißen. Schnell
weiter, ich hab auch das Trikot an. Noch zehn Minuten warten, bis die U-Bahn
Richtung Mülheim Hbf kommt. Ankunft 18.40 Uhr. Der Bus Richtung Heimat:
gerade weg. Laufen. Ankunft zu Hause kurz vor sieben. Die Sportschau läuft
schon. Velbert fällt aus.
Wie heißt eine Gruppe
im studiVZ? "Ich stelle der Bahn meine verlorene Lebenszeit in Rechnung".
Episode 2: Bochum gegen
Leverkusen
Wenn's einen lieben Gott
gibt, irgendwo, irgendwie, dann hat er heute alles getan, dass ich das
Spiel nicht vergesse. Dabei habe ich vorgestern, gestern und heute Morgen
noch allen gesagt, dass ich gar nicht weiß, worauf ich mich überhaupt
freuen soll. Die Mannschaft spielt so seltsam emotionslos, ist unter der
Woche mit einer grottigen Leistung beim HSV mit 0:2 aus dem Pokal gepurzelt,
und eine Identifikationsfigur gibt's nicht mehr und ist auch nicht in Sicht.
Laufe ziemlich verwirrt um 13.10 Uhr los, mit der Gewissheit, dass immerhin
die "Mannschaft der Zukunft" ins Ruhrstadion kommt. Mit Adler im Tor, mit
Helmes im Sturm, mit Gekas auf der Bank. Mit Traumfußball. Um 15.05
Uhr stehe ich in der Kurve, die Mannschaften laufen sich schon warm. Koller
rotiert in der Offensive wieder rein und raus. Kaloglu darf für Mieciel
stürmen. Hashemian sitzt nur auf der Tribüne. Spielmacher ist
wieder Ono und nicht Azaouagh. Als ob's das bringen würde. Auf der
Bank hockt El-Nounou, der Dauerknipser "ausse Amatööre". Die
Sonne beruhigt, Stimmung ist überzeugend, aber nach 20 Minuten macht's
puff und alle sind ruhig. Sofort. In Minute fünf ließ sich unsere
Elf von einem ganz, ganz simplen Freistoßtrick überrumpeln.
Vidal staubte zum 1:0 ab. In Minute 20 kombinierte uns Bayer bei einem
Konter komplett auseinander. Am Ende des Spielzugs stand ein Schlenzer
von Renato Augusto in den Torwinkel. 20 unterirdische Minuten. 20! Noch
rumort's nicht. Denn unsere Spieler reißen sich zusammen, halten
mit, greifen an. Dabrowski dringt in den Strafraum ein und jagt die Kugel
Richtung Castrop-Rauxel. Das ist kurz nach dem 0:2. In der 35. passt Sestak
ganz fein auf Ono - macht er endlich sein erstes Tor für den VfL?
Onos ersten Schuss pariert Adler, Onos zweiten kratzt Friedrich von der
Linie. Peinlich. DER MUSS REIN! Freier versucht's kurz vor der Pause. Sein
Schuss wird abgefälscht, Adler lenkt die Kugel mit einer sensationellen
Parade zur Ecke. Ecken erarbeiten wir uns noch und nöcher und nöcher
und nöcher und nöcher. Wir gewinnen die Ecken-Statistik mit 13:1.
Dreizehn!!! Nichts passiert! Pause. Wenig Pfiffe. Zweite Hälfte. Wir
sind immer noch überlegen. Ecken. Ecken. Ecken. Jede Ecke ist ein
Herzinfarktmoment. Leverkusen kontert ein einziges, winziges Mal. Helmes
bekommt den Ball, es macht zisch und zack. 0:3. In Minute 62. Die Entscheidung.
Jetzt gibt's "Wir wolln Euch kämpfen sehn"-Rufe, jetzt gibt's Pfiffe.
Vor allem, als Koller Oliver Schröder für den verletzten Zdebel
einwechselt. Das ist nicht gegen Schröder, sondern gegen Koller. 0:3
und ein Defensiver kommt für einen Defensiven. Warum nicht Azaouagh
bringen und Dabrowski auf die "6" ziehen? Alle Fans schimpfen. Auf sich
selbst, auf die Mannschaft, gegenseitig. Pulverfass. Heftiges Pulverfass.
Vor allem der sonst so besonnene Gerd dreht komplett am Rad. "Haste vergangene
Woche einen freigesprochen?", frage ich den Richter. Es will die Stimmung
nicht wirklich aufheitern. "0:3" steht auf der Tafel, das gibt einen gehörigen
Sturz in der Tabelle. Elf Minuten noch. Azaouagh darf inzwischen mitmachen.
Kurz nach seiner Einwechslung steckt er den Ball durch die Beine aller
Bayer-Abwehrspieler. Sestak steht frei und trifft! 1:3. Bayer stößt
an, wir erobern sofort den Ball, Azaouagh schlenzt die Kugel an den Innenpfosten,
den Abpraller versenkt Kaloglu, keine 60 Sekunden später. So viele
Chancen, so viele Ecken, und dann zwei Tore innerhalb von 60 Sekunden??
Was ist hier los? Was ist das für ein verrückter Nachmittag,
ein irres Spiel, ein unvergessliches Ding. Jetzt halten alle
wieder zusammen. Yahia sieht nach Foul an Renato Augusto - mit beiden Beinen
- Rot. Ja sogar Dunkelrot für mich, das gibt mindestens drei Spiele
Sperre. Egal. Wir stürmen. Eine Ecke, noch eine Ecke, Fernandes stürmt
mit nach vorn. Hilft nix. Es bleibt bei der 2:3-Niederlage. Trotz aller
Bemühungen. Erst die Hinfahrt, dann die Konflikte der Fans und nun
dieses irre Spiel. Das vergesse ich nicht.
Episode 3: Einlaufmusik
gegen Tormusik
Wenn's einen lieben Gott
gibt, irgendwo, irgendwie, dann hat er heute alles getan, dass ich diese
Halbzeit nicht vergesse. Die Hinfahrt: komplett misslungen. Die erste Halbzeit:
erst verschlafen, dann stümperhaft beendet. Verschicke sms an die
Kollegen, die gerade auf der Dortmunder Südtribüne stehen, schildere
die atemberaubenden Leverkusener Tore. Setze die Sonnenbrille auf, freu
mich über das Wetter. Und dann diese Aktion. Auf der Homepage dürfen
wir VfL-Fans in der kommenden Woche über die künftige Einlauf-
und die künftige Tormusik abstimmen. Bei der Einlaufmusik konkurriert
"Titelverteidiger" Carmina Burana unter anderem mit AC/DC und Kiss. Die
Tormusik "Pack ihn ein" von Möhre steht auch zur Diskussion. Gegner
unter anderem: Jacques Offenbachs "Can-Can" und Blurs "Song 2". Ich werde
mit abstimmen. Und habe in der zweiten Halbzeit Melodien auf den Lippen.
Tormelodien. "Dumm nur", höre ich mich sagen, "dass wir angesichts
unserer Ungefährlichkeit so schnell keine Tormelodie mehr brauchen."
Episode 4: Fans gegen
Fans
Wenn's einen lieben Gott
gibt, irgendwo, irgendwie, dann hat er heute alles getan, dass alle Fans
diesen Tag nicht vergessen. Die Hinfahrt lief total beschissen, die erste
Halbzeit lief total beschissen und jetzt setzte es auch noch das dritte
Gegentor. Die Stimmung kippt. Gegen die Mannschaft. Gegen den Trainer.
Koller wechselt Schröder ein. Pfiffe. nicht gegen Schröder -
obwohl's so aussieht - sondern gegen Kollers Tausch. Defensiv für
defensiv. Bei 0:2! Die warmlaufenden Spieler wie Bönig und Azaouagh
kapieren's nicht, starren Richtung Ostkurve, etwas fassungslos. Selbstironisch
kommen erste "UEEEEFA-Cup - und wir hamm das blau-weiße Licht bei
Nacht - UEEEEFA-Cuuuuup"-Rufe. Dann wechselt Leverkusens Coach Labbadia
Theofanis Gekas ein, 20 Minuten vor Schluss. Beim Stand von 0:3 wird Gekas
frenetisch begrüßt. "Theofanis Geeeekas, scha-lalalala-lalalala".
Ein Ultra-Mitglied steigt auf den Zaun, macht den Scheibenwischer Richtung
Kurve und stimmt "Gekas ist ein Hurensohn" an. Etwa 200 Ultras brüllen
mit. Fans gegen Fans. Gekas winkt. Die Gekas-Gemeinde gewinnt den Wettstreit.
Nach einem abermaligen Fehlpass stimmen die erfahrenen Fans "Koller raus"
an. Der Sprechchor wird lauter und lauter. Wieder sind die Ultras dagegen.
Singen "Maaaaaaarcel Kol-ler". Die Ultras zeigen mittlerweile offen den
übrigen Fans in der Ostkurve den Mittelfinger. Fans gegen Fans. Der
großen Menge wird's allmählich wirklich zu bunt. Einige schreien
"Ultras raus". Es kocht. Was für eine Einigkeit in der Ostkurve...
Erinnert an längst vergangene Neururer-Zeiten. Der Megafon-Mann steigt
ab. Dann 1:3. 2:3. Kurz vor Schluss "Wir sind alle Bochumer Jungs!" Nicht
alle stimmen ein.
Ein paar Wunden werden bleiben.
Ein unvergesslicher Tag.
Kollers atemberaubende Bilanz der vergangenen 20 Spiele: 3 Siege (!), 10 Unentschieden, 7 Niederlagen. Keiner kann mir meine Sorgen nehmen!
Ein bisschen St. Pauli
... da meine Ausführungen über die Ultras Gegenstand diverser Diskussionen in Internetforen geworden sind - und scheinbar niemand genau gelesen hat, dass die Sätze "zwischen Tür und Angel" (also sehr spontan) entstanden sind und deshalb "wenig wissenschaftlich", setze ich die Aussagen erst einmal offline.
Das hier ist der wenig verfängliche Teil dieses Eintrags (wieder "on" gestellt am 6. Februar)
War im Schrägen Eck.
Mal wieder so ein typischer Eckkneipen-Abend, diesmal eben zwischen zwei
beruflichen Touren in Berlin und Istanbul. Samstagabend um zehn, ich verlasse
meine Wohnung, mein Haus, gehe links und dann einfach nur geradeaus. Meine
Straße entlang. Nach der Häuserzeile folgt auf der linken Seite
ein Spielplatz, auf dem Abend für Abend - bei Wind und Wetter - der
14- bis 18-jährige Nachwuchs meines "Neighbourhood" abhängt,
laute Musik hört und Spaziergänger beschimpft. Auf der rechten
liegt die Jet-Tankstelle. Benzin kostet zurzeit (Irland-Preise) im Schnitt
1,25 Euro. Sagen wir so: Ich glaube, dass sich die Autofahrer sehr viel
häufiger eine Finanzkrise wünschen. Ich überquere eine große
Straße, lasse die Sparkasse rechts liegen, überquere eine weitere
Straße, und dann liegt nach 200 Metern die Kneipe auf der rechten
Seite.
Ich war so selten dort in
diesem Jahr, musste so viel arbeiten. Doch heute, heute muss ich da einfach
hin. Ich betrete den verrauchten Raum, blicke an die Wand und sehe das
große Borussia-Mönchengladbach-Plakat. Denn es gibt tatsächlich
einen Fanklub, der "Schräge Eck-Borussen" heißt. Die Jungs sind
ganz pfiffig drauf, wir verstehen uns wirklich gut, und deshalb ist's auch
ein bisschen sympathisch, dass sich am Freitagabend beide Mannschaften
auf ein friedliches, ja sogar verdientes 2:2 geeinigt haben. Wir können
uns alle noch in die Augen schauen, verständigen uns sehr schnell
bei der Spielanalyse auf "Ihr hättet gewinnen können, wir hätten
gewinnen können" und reden danach über Privates. Spielen Billard.
Zum Glück gibt es beim
Billard auch einige ruhige, konzentrierte Momente. Ohne Privates. Ich nehme
meinen Queue (der in einem Schrank im "Schrägen" steht), kreide ihn
ein. Etwas länger als sonst. Ich mache mir Sorgen. Nicht um den nächsten
Stoß, nicht darum, ob ich mit der weißen Kugel die schwarze
"8" so treffe, dass sie ins richtige Täschchen fällt. Sondern
um meinen VfL. Sieben Punkte haben wir geholt - nach acht Spielen. Vor
einem Jahr hatten wir die nach drei. Die ersten 13 Teams ziehen schon jetzt
bedrohlich weg - und wir spielen hintereinander in Stuttgart, gegen Hoffenheim
und in Dortmund. Und das bei unserer Auswärtsschwäche. Ich denke
an die Bilanz unter Marcel Koller in den vergangenen 20 Spielen, die ich
mir noch zusammensuchte, bevor ich ins Eck aufbrach. Von 20 Spielen gewannen
wir nur ganze drei. 3 von 20! Dazu kommt eine ganz miese Vorbereitung,
ein sang- und klangloses DFB-Pokal-Aus. Und über den Trainer, seine
Aufstellung, seine Taktik, wird nicht im Geringsten diskutiert. Komisch.
Gustl, erklär mir das!
Ich kreide weiter und weiter,
die anderen murren schon etwas, und ich versetze mich wieder in meinen
Freitagabend.
Freitag, 18.30 Uhr.
Seit drei Stunden bin ich
aus Berlin zurück. Habe mein 13-tägiges Praktikum
im WAZ-Korrespondentenbüro abgeschlossen und will nun nur noch
meinen VfL siegen sehen. Denn Borussia Mönchengladbach ist nicht nur
unser Lieblingsgegner (13-mal unbesiegt), sondern auch mein Lieblingsgegner
(siehe Statistik auf meiner Statistik-Seite),
zudem Tabellenletzter und auswärts unglaublich schwach. Das gibt 'n
lockeres 2:0 oder 3:0 und ist also das perfekte Spiel für meine Liebste,
in eine hoffentlich lebenslang andauernde Ostkurvenkarriere zu starten.
Leider verriet die VfL-Homepage heute Mittag, das Stadion sei fast ausverkauft.
Also bin ich schon zwei Stunden vor dem Anpfiff da, besorge eine der letzten
Karten, telefoniere mit der Liebsten. Sie hat im Starlight-Express-Parkhaus
geparkt und es bleibt noch genug Zeit, sie abzuholen. "Du hast es Dir auch
genau überlegt?", frage ich sie nach stürmischer Begrüßung,
sie nickt und kommt tatsächlich mit.
Wir stellen uns in den P-Block,
dorthin, wo ich immer stehe, und obwohl ich kein Heimspiel verpasst habe
seit Ewigkeiten, kommt's mir vor, als sei ich eben seit Ewigkeiten nicht
mehr hier gewesen. Ich sollte nicht so oft in den Urlaub fahren. Oder Praktika
machen. "Wer kommt denn alles noch?", will die Liebste wissen. "Abwarten"
sage ich. Und sie kommen alle: ob Gerd, Lupo, der Professor, ein Mit-Volontär
namens "Hosh". Herrlich. Freitag, Flutlicht, Bochum.
Einlaufen. Neue, alte Einlaufmusik
(siehe "Episode 3" beim Leverkusen-Spiel), wir sind
alle bereit für ein 2:0. Oder 3:0. Siehe oben. Trainer Koller setzt
endlich, endlich auf die von mir ewig geforderte Doppel-6, die leider nicht
Zdebel/Imhof und Dabrowski geben, sondern aus Verletzungsgründen Schröder
und Dabrowski. Weiterer Fehler: Freier hat laut Gerd auf rechts "eine Stammplatzgarantie
bis 2013". Wir würden lieber Sestak rechts vorn und Grote links vorn
sehen. In der Viererkette bleibt alles wie gehabt, im Tor auch. Damit müsste
doch dieser Gladbacher Trümmerhaufen, auch noch betreut vom eigenen
Sportdirektor und Trainer-Debütanten Christian Ziege, zu bezwingen
sein. Leider nehmen unsere Jungs das Spiel genauso ernst wie ich und schon
in der Anfangsphase versucht Azaouagh, den Ball mit Hackentrick aus dem
eigenen Strafraum zu befördern. Oh je. In der ersten Halbzeit bleibt
das Spiel relativ mau, Kaloglu scheitert mit einem Schuss am neuen Borussia-Torwart
Gospodarek (einer aus der guten alten VfL-Zeit), Dabrowski verpasst eine
Flanke von rechts - und das sehr knapp. Drei oder vier Ecken vergaben wir
genauso kläglich wie einen Freistoßtrick von der Strafraumgrenze,
der in der Gladbacher Mauer endet. Den Konter unterbindet Schröder
mit einem Foul und sieht Gelb. Na toll. Über die Außenpositionen
sind wir gar nicht präsent. Freier verliert jeden, aber auch wirklich
jeden Ball - und Sestak spielt unverschämt lustlos. Er wird nicht
nur einmal von den eigenen Abwehrspielern angebölkt. Von Gladbach
kommt fast gar nix - und wenn überhaupt, dann nur über den wieselflinken
Marin. Der umdribbelt zwar stets sehr sehenswert zwei Spieler, danach wird
er aber entweder gefoult und verdribbelt sich. In Minute 37 wird er gefoult
- und schießt den Freistoß selbst. Er steht auf Höhe seiner
eigenen Trainerbank, fast an der Mittellinie. Der Ball fliiiiiegt gaaaaaaaaaanz
lang und weeeeeeeeit in den Fünf-Meter-Raum. WO BLEIBT FERNANDES???
WO BLEIBT FERNANDEES? Der Ball kommt zwei Meter vor dem Tor runter, landet
auf dem Kopf von Borussias Rechtsverteidiger Gohouri, drin. Was für
ein Torwartfehler. 0:1. Wahnsinn. Eine unterirdische erste Halbzeit, ein
Rückstand, super. Da hab ich meiner Liebsten ja ein schönes Spiel
präsentiert. Gib mir deine Hand.
Die hält sie auch zu
Beginn der zweiten Halbzeit. Nachdem ich ihr erklärt habe, warum Mannschaften
nach dem Seitenwechsel am liebsten auf die eigene Kurve spielen, bin ich
viel optimistischer. Denn die Borussia fängt schon in der 52. Minute
an, auf Zeit zu spielen. 38 Minuten vor dem Ende. Wenn ein Team so früh
so einfallslos ist, dann geht das immer schief. Und in der Tat: Die Borussia
kommt kaum noch aus der eigenen Hälfte heraus - nur noch durch Befreiungsschläge.
Christoph Dabrowski, unser neuer Torjäger, trifft per Dropkick in
Minute 55 zum 1:1-Ausgleich, schon jetzt verdient. Danach spielen wir richtig,
richtig gefällig. Koller hat auf eine Raute mit zwei Spitzen umgestellt;
Sestak hat wieder etwas mehr Lust, Freiers Dribblings gelingen jetzt, über
links dringt Christian Fuchs immer wieder gefährlich bis zur Außenlinie
vor. "Die sind tot, die sind tot, die sind tot, wir müssen nur noch
zuschlagen", sage ich und drücke die Hand der Liebsten fester. In
Minute 79 passiert das längst Überfällige. Fuchs flankt
von links, Kaloglu nickt ein, gegen Gospodareks Laufrichtung, 2:1.
Erst jetzt vernehme ich
so richtig unser neues Torlied: "Song 2" von Blur - dafür habe ich
auch gestimmt. Wuuuuhuuuuuuu, wuhuuuuuuuuuu! Jaaaaaaaaaa!!! Ein bisschen
St. Pauli im Ruhrstadion.
Doch als wir noch St. Pauli
spielen, gibt es Ecke für Gladbach. Für die toten Gladbacher.
Sekunden später steht's 2:2, als Torschütze wird Thomas Kleine
angegeben, im Getümmel war überhaupt nicht zu erkennen, wie's
entstanden ist. "Riesen-Torwartfehler", unken die ersten. Beim 2:2 bleibt
es. "Nicht einmal gegen GLADBACH können wir gewinnen", brüllt
Gerd beim Schlusspfiff und so ist mir auch zumute. 35 gute Minuten in der
zweiten Hälfte reichen nicht, wenn's hinten bei Standardsituationen
nicht funktioniert und wenn der Torwart wie einst Lastuvka und Skov-Jensen
riesig patzt. Note 5,5. Und ich hab den im Kicker-Manager-Spiel. Für
unsere Spieler gibt's wenig Applaus, die - Kompliment - lauten Gladbacher
feiern ihre "Elf vom Niederrhein".
Nachdem die Kreide fast
aufgebracht ist, bringe ich den Queue in Stellung und versenke die Kugel.
Ins richtige Loch. Die Liebste ist stolz, dass sie sich trotz Bierdusche
nach dem zweiten Tor wohlgefühlt hat. Und dass sie sich von wildfremden
Menschen durch Fanmassen schieben lässt. Solche Flutlichtabende vor
ausverkauftem Haus sind immer denkwürdig und in dieser Saison, die
für mich bisher nur zu Hause stattfand, weiß ich sie noch viel
mehr zu schätzen.
Sorgen: Die mache ich mir
trotzdem.
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