USA-URLAUB: FOTO-SEITE BOSTON
www.andreasernst.com

Insgesamt entstanden auf der USA-Tour knapp 300 Fotos. Fast 100 davon habe ich aussortiert!
Der Rest steht unter dem Motto "Da war ich auch" auf dieser Seite - und als Ergänzung
zum Tagebuch sind diese sicherlich ganz spannend! Viel Spaß!


ÜBERSICHT

1) FOTO-SEITE BOSTON

2) FOTO-SEITE NEW YORK

3) FOTO-SEITE PHILADELPHIA

4) FOTO-SEITE WASHINGTON
 

BOSTON

Dies ist das erste Urlaubsfoto - aufgenommen am "Logan International Airport" von Boston.

Über Boston

Wer mein Tagebuch aufmerksam verfolgt hat, oder dies noch aufmerksam tun wird (zum Tagebuch geht es HIER), der kann mit der Stadt Boston und den wichtigsten Sehenswürdigkeiten schon etwas anfangen. Dieser Bilder-Rundblick soll die Einträge ein wenig visualisieren, damit Ihr alle ein Bild davon bekommt, wovon viereinhalb Tage lang die Rede war. Wie in den anderen Städten auch, sind die Punkte "Unterkunft" und "Universität" ausgeklammert, und in einen direkten Foto-Vergleich mit den anderen Städten eingebaut. Das ist in Boston deshalb noch einmal besonders erwähnenswert, weil die weltberühmte Harvard University im Stadtteil Cambridge einen beträchtlichen Teil der Stadt und der Kultur ausmacht.
Seit meiner Rückkehr habe ich noch einmal im Internet ein bisschen nachgeforscht, und dabei herausgefunden, dass Boston auch deshalb als die "europäischste Stadt der USA" bezeichnet wird, weil hier so viele Iren leben wie nirgends sonst. In Boston wird der alljährliche "St. Patricks Day" am heftigsten gefeiert (und betrunken). Außerdem existiert in Boston eine relativ große Hardrock-Szene, die sich einst unter dem Sammelbegriff "Boston Hardcore" vereinte (so weit ich weiß). Bekannteste Vertreter sind wohl die Bands "Mighty Mighty Bosstones" (Skapunk) und "Dropkick Murphys". Ein Kumpel brachte mich darauf - er (ein Hardrock-Fan) - will vor allem deshalb mal unbedingt dorthin.

Zum besseren Überblick noch einmal aus dem BAEDEKER die wichtigsten Daten zu Boston:
Einwohnerzahl: 575.000 (Greater Boston Area, das heißt: mit Vororten: 4,7 Millionen - entspricht ganz Massachusetts) (in etwa so groß wie Essen und Dortmund)
Lage und Allgemeines: Boston ist die Hauptstadt von Massachusetts und als bei weitem größte Stadt Neuenglands Drehscheibe, Finanzzentrum und wirtschaftlicher Mittelpunkt der Region. Landesweit gilt "the hub", wie die Bostoner ihre Stadt nennen, als eine der schönsten Städte Amerikas, und, dank Harvard und dem Massachusetts Insitute of Technology, als kulturelles Mekka und High-Tech-Dorado. Trotz der in Amerika grassierenden Urbanisierung hat Boston sein menschliches, noch immer britisch geprägtes Antlitz bewahrt. In Vierteln wie dem historischen Beacon Hill oder Back Bay führt der erste Gang nach der Arbeit immer noch zuerst in den Pub an der Ecke, im verschachtelten North End kennen sich Nachbarn oft seit Generationen. Der Reiz Bostons liegt vor allem in den kurzen Entfernungen und der geballten Ansammlung historischer Stätten und kulturellen Sehenswürdigkeiten auf engem Raum. Europa ist hier so nah und doch so fern: Nirgends sonst an der Ostküste lassen sich die Anfänge Amerikas besser begreifen als in der charmanten "cradle of independence", der "Wiege der Unabhängigkeit".
Bevölkerung: Die Bostoner präsentieren sich als bunt gemischtes Völkchen aus aller Herren Länder. Das war nicht immer so, und so manch Alteingesessener hat sich bis heute nicht so recht damit abgefunden. Denn bis weit in das 19. Jahrhundert saßen ausschließlich die "Boston Brahmins" an den Hebeln der Macht. Weiß, anglophon, protestantisch und erzkonservativ (auf Englisch: WASP) führten sie sich gern auf die Siedler der "Mayflower" zurück und galten als kleine, aber reiche und nach unten hermetisch verschlossene Elite, die ihre Kinder nach Harvard schickte und die Sommer in Maine oder Cape Cod verbrachte. Mit der Zuwanderung irisch-katholischer Immigranten in den 1840er Jahren begann die WASP-Bastion zu bröckeln, doch es dauerte noch 100 Jahre, bis sie endlich John F. Kennedy, den berühmtesten irischstämmigen Sohn der Stadt, in ihren Reihen akzeptierte. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts übernahmen italienische Einwanderer das traditionell irische North End. Roxbury im Süden und Dorchester dagegen sind die Wohnviertel der Afro-Amerikaner, die schnellwachsende hispanische Bevölkerung wohnt vor allem in East Boston, South End und Jamaica Plain.
Sichtbarer jedoch als der farbige Bevölkerungsteil sind Bostons Studenten: Neben Harvard und MIT sind Radcliffe, die Boston University, das New England Conservatory of Musik, Brandeis University, Tufts University und Wellesley College renommierte Lehranstalten. Über 200.000 in 68 Unis und Colleges eingeschriebene Hochschüler verjüngen das Stadtbild, eine rege Kneipen- und Musikszene hier und im benachbarten Cambridge sorgt für ihr leibliches Wohl.
Kultur und Wirtschaft: (...) So stolz waren die Bostoner auf ihre künstlerischen Einrichtungen, dass sie die Formulierung ihres Dichterfürsten Oliver Wendell Holmes mühelos akzeptierten: Dieser hatte die Stadt als nichts weniger als das "Mittelpunkt des Sonnensystems" bezeichnet. Dem vielgereisten Besucher mag dies maßlos übertrieben erscheinen, aber immerhin gehören einige der Museen noch immer zu den besten des Landes. (...) Neben New Haven (Connecticut) ist Bostons Theater District im übrigen die wichtigste Probierstube für neue Broadwaystücke. Vor allem Musicals und Komödien stehen in den Theatern um Tremont und Stuart Streets auf dem Programm. (...) Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war Boston eine typische Hafenstadt: Schiffsbau, Handel und Fischfang dominierten. (...) Seit Anfang der 80er Jahre setzt die ehrwürdige Ostküstenmetropole erfolgreich auf die Zukunft. Inzwischen haben sich mehr als 700 High-Tech-Firmen in der Graeter Boston Area angesiedelt und profitieren vom Potential von Harvard und MIT. Vor allem in der medizinischen Forschung hat sich Boston international einen Namen gemacht.

Der 1. Tag
 
Mein erster Weg am ersten Tag führte mich zum Ort meiner Lieblings-Fernsehserie, die in Boston spielt... nämlich zur Kneipe "Cheers", die zu Fuß ungefähr zehn bis fünfzehn Minuten von meinem Hotel entfernt lag. Dieses Foto ist das zweite, das ich im ganzen Urlaub knipste, völlig nervös und ein wenig übermüdet aufgrund des Jet-Lags und des anstrengenden Flugs. Mittelpunkt der Serie ist eben diese Bar "Cheers", in der die Hauptpersonen (Inhaber Sam, Kellner Coach, die Kellnerinnen Carla und Diane, der arbeitslose Norm, Postbote Cliff, Psychiater Frasier und dann noch von Folge zu Folge verschiedene Gäste) einige Abenteuer erleben und an der Theke davon erzählen. Und diese Serie - habe ich hinterher festgestellt - passt in den USA nur zu Boston! Anschließend hockte ich mich in den Boston Common (dazu später mehr) und bekam eine leichte Panikattacke... beim Blick auf die Bostoner Skyline merkte ich, dass ich in den USA und damit weit weg bin, und beim Blick um mich herum merkte ich, dass ich nur in fremde Gesichter blickte. Drei volle Wochen allein... puuuh!
Boston empfing mich glücklicherweise mit Sonnenschein, so dass ich es mir mit meinem Discman auf einer der vielen Wiesen gemütlich machen konnte, um den Leuten, den Joggern, den Sportlern jeglicher Art und den Spaziergängern an diesem amerikanischen Feiertag (Labor Day) zuzuschauen. Bis zum Einbruch der Dunkelheit blieb ich im Park - um dann völlig kaputt ins Bett zu fallen.

Boston Common

Im BAEDEKER steht:
"Der 50 acre große Park im Herzen der Stadt ist der älteste öffentliche Park Amerikas: 1634 bestimmten die puritanischen Siedler, dass er ein für allemal der Öffentlichkeit vorbehalten sein solle. Seither diente er als Kuhweide, Exerzierplatz, Richtstätte, Versammlungsort, Tierpark und Zufluchtsort für Obdachlose. 1830 wurden die Kühe verbannt und der Park zum Erholungsgebiet erklärt."
Und der Andi meint dazu:
"Wer sich in Boston verläuft, der sollte einfach nach Boston Common fragen. Erst einmal dort angekommen, findet sich jeder wieder zurecht. Dieser Park liegt genau in der Mitte von Boston. Er stand schon (1634 eben), als es fast noch keine Häuser in Boston gab. Selbstverständlich wurden diese dann um die Grünfläche herum gebaut. An schönen Sommertagen treffen sich abends alle Altersklassen in Boston, um den Tag Revue passieren zu lassen und den Abend in einer der zahlreichen Kneipen oder im Theater zu planen. Die wichtigsten Straßen der Stadt mit den wichtigsten Läden sind nämlich allesamt vom Boston Common in kürzester Zeit zu erreichen. Der Tourismuspfad FREEDOM TRAIL (kommt noch) beginnt hier."
Die Lage für mich:
Zu Fuß konnte ich den Boston Common in fünf Minuten erreicht - ich wohnte also wirklich sehr zentral in Boston.
 
Herzlich Willkommen im "Public Garden", einem Ableger des "Common" auf der anderen Straßenseite. Dort sind Touren auf Schwanenbooten möglich. Doch schnell zurück zum eigentlichen Park, dem Boston Common, der aus vielen Rasenflächen, einigen angelegten Mini-Seen und vielen Sportplätzen (z.B. Baseball) besteht. Außerdem befindet sich zentral ein Visitor Center und unweit davon die Subway-Station "Park Street".
Dies hier sind die Frösche, die auf den Teich "Frog Pond" aufpassen... die Frösche fehlen leider...
Der Frog Pond an einem schönen Abend... herrlich, gell?
Der Boston Common liegt wird von allen Bevölkerungsschichten genutzt - zum Rumhängen, Sport treiben, Lesen, Essen ... auch ein paar Musiker, aber auch besoffene Obdachlose habe ich an meinen vier Tagen gesichtet. Fußballtraining: An einem schönen Nachmittag versammelten ein paar Fußballtrainer Dutzende von Kindern samt Eltern auf einer der Wiesen - für mich bot sich ein beeindruckendes Schauspiel amerikanischer Sportförderung. Und diese kleinen lustigen Gesellen begegneten mir nicht nur in Boston im Überfluss. Sie verfolgten mich auch in New York und Washington.

Freedom Trail

Der "Freedom Trail" ist die touristische Hauptattraktion Bostons und für die traditionsbewussten Bostoner der Hauptgrund, stolz auf die Geschichte der Stadt zu sein, den entlang dieser 4,8 Kilometer langen Route entstand - so wollen es die Reiseführer versichern - der "Wille zur Unabhängigkeit". Der "Freedom Trail" führt vom Boston Common bis zum Bunker Hill Monument (bis ganz zum Ende bin ich nicht gelaufen) und verbindet 16 relevante Stätten. 1951 wurde die Strecke von einem Journalisten vorgeschlagen, nahm schnell Gestalt an und ist heute die Top-Attraktion, weil sie zu Fuß an einem halben Tag absolvierbar ist (wer danach in einer Kneipe oder einem Restaurant im italienischen Viertel, dem "North End" versinkt, sogar einem ganzen Tag). Eine rote Linie auf den Bürgersteigen sorgt dafür, dass sich kein Tourist verlaufen kann. Und an der roten Linie und neben den bedeutenden Gebäuden reihen sich Souvenirshops, Kneipen und Restaurants mit ziemlich guten Preisen aneinander. USA halt.
 
Das müsste die "Kings Chapel" sein, Neuenglands erste anglikanische Kirche. Sie liegt an einer belebten Ecke Bostons, in der sich die belebtesten Straßen der Innenstadt kreuzen. Hier heißt die U-Bahn-Station auch vielsagenderweise "Downtown Crossing" (übersetzt: Innenstadtkreuzung). Die "Kings Chapel" entstand 1754.
Anmerkung: Das könnte auch die "Park Street Church" sein, die gegenüber vom "Boston Common" liegt. Ich bin mir nicht sicher.
Erstes wirklich signifikantes Gebäude auf dem "Freedom Trail" ist das "Massachusetts State House", das auf eine lange Geschichte zurückblicken kann: hier wurden Unionstruppen in den Bürgerkrieg verabschiedet, hier arbeiten die Senatoren, hier fanden Anti-Vietnam-Demonstrationen statt und und und... Es wurde 1798 fertiggestellt und 1895 und 1916 ausgebaut. Die Kuppel ist mit Drei-Karat-Blattgold überzogen. Das berühmteste Haus der Stadt (und das eins der beliebtesten Fotomotive) ist das "Old State House". Es wurde 1713 erbaut und ist Bostons ältestes öffentliches Gebäude. Es war - so wird erzählt - Schauplatz diverser Schlüsselereignisse der Revolution. 1761 weckte dort James Otis erstmals den Wunsch nach Unabhängigkeit. 1770 wurden aus einer Mange fünf Bostoner erschossen - das "Boston Massacre", noch so ein entscheidender Punkt. Am 18. Juli 1776 wurde vom Balkon der Text der Unabhängigkeitserklärung verlesen. Bis 1798 war das "Old State House" Sitz der Regierung von Massachusetts. Heute liegt unter dem Gebäude eine U-Bahn-Station. Innendrin gibt es eine kleine Ausstellung.
Und das ist eine andere Sicht auf das "Old State House". Im Stadtbild geht es hinter den Bürogebäuden der Innenstadt, die übrigens auch dieselben wie an der "Waterfront" (siehe unten) sind, ein wenig unter. So viel übrigens zum Thema: Die Stadt ist überschaubar. Ein Beispiel für die rote Linie, die den "Freedom Trail" sichtbar macht. Übrigens sind nicht alle Bürgersteige Bostons aus rotem Backstein. Das wäre ja auch zu schön. Dieses Foto entstand im "North End", dem italienischen Viertel, einem sehr netten Fleckchen. Bis dort führte mich meine Freedom-Trail-Tour, von dort ist es nicht mehr weit bis zum Ende der Strecke. Dies ist das "Paul Revere House" (rechts). Das um 1680 errichtete Haus ist das älteste noch existierende in der Bostoner Innenstadt, eine typische "saltbox", wie die alten Kolonialhäuser in Anlehung an die damals gebräuchlichen Salzbehälter genannt wurde. Heute schauen sich 200.000 Touristen pro Jahr die Zimmer an (ich war nicht darunter). Wer Paul Revere war, erkläre ich an dieser Stelle nicht.

Waterfront

Das "ursprüngliche" Boston ist eindeutig das Hafengebiet, die so genannte "Waterfront". Die längste Zeit ihrer Geschichte war die Stadt Boston auf den Hafen ausgerichtet, zum Beispiel, als die Back Bay noch nicht stand, und sich das kleine Stadtbild vollends auf die Waterfront konzentrierte. Dicht an Dicht lagen die Segler, schwer beladen mit Fracht aus allen Teilen der Erde.Erst nach 1900 fiel der Hafen weit hinter die übrigen Ostküstenhäfen zurück und wurde - auch als die Back Bay entstand und sich Bostons Geschehen verlagerte, an den Rand geschubst und kaum mehr beachtet. Erst mit einem Revitalisierungsprojekt in den 80ern kam wieder Leben in den fast schon verfaulenden Hafen, und nun fahren nicht mehr nur noch die Ausflugsschiffe in die benachbarten Strandgebiete (zum Beispiel Cape Cod) ab, sondern alte Lagerhäuser und Werften wurden in Apartmenthäuser umgewandelt und internationale Luxushotels entdeckten die Waterfront mit dem Meerblick-Garantie. Ein halber Tag dort lohnt sich also durchaus, mit einem Abstecher im weltberühmten "New England Aquarium" und dem (ich war aber nicht dort drin) "Boston Tea Party & Ship Museum", das dort steht, wo sich das für die amerikanische Geschichte bedeutsame Ereignis abspielte.

Am "Long Wharf" (einem langen Steg) fahren die Ausflugsschiffe ab und hier stehen die meisten Hotels und Restaurants. Dieses Bild entstand am Ende von "Long Wharf".
 
 
Blick von außen auf das "New England Aquarium", das über 2000 Spezies beherbergt. Von April bis Mitte Oktober führt dieses (teuer und zeitaufwändig, deshalb ohne mich) Walbeobachtungstouren auf dem Atlantik durch. Ich jagte ziemlich schnell durch die vier Stockwerke - und brauchte doch volle zwei Stunden. Alles beginnt hinter dem Eingang mit Pinguinen... ... Prachtstück das Aquariums ist ein 700.000 Liter Salzwasser fassender Tankzylinder, der von einer nach oben führenden Rampe sehr gut zu erkunden ist. Zu den "Bewohnern" gehören Haie, Stachelrochen, Schildkröten und Muränen.
Ansonsten gibt es noch über 70 weitere Aquarien, in den auch solche Geräte (Einhornfische) rumschwimmen. Aaaaaach ja, Möwen, Hafengeruch, Wasser, es regnet ein bisschen, typische Hafenstimmung an der "Waterfront". An der "Waterfront" gibt es die zweite prägende Skyline Bostons, die sie sich auf dem Weg zum "Logan International Airport" aus dem Flugzeug heraus beeindruckend präsentierte. Der BAEDEKER bezeichnet die Bauwerke als "postmoderne Bürogebäude". Zu Fuß sind es zum "Boston Common" 20 Minuten, mit der Subway drei Haltestellen. Also alles im Rahmen des Überschaubaren.

Back Bay

"Back Bay" ist ein ziemlich blöder Name für ein Stadtviertel, finde ich. "Hintere Bucht", bedeutet das übersetzt. Aber gut, eins in Boston heißt nun einmal so.
1857, verraten die Reiseführer, begann Bostons ehrgeizigstes Landgewinnungsprojekt. Boston platzte aus allen Nähten, die Einwohnerzahl der Hafenstadt wuchs von Tag zu Tag und die hintere Bucht war laut BAEDEKER "eine schon als gesundheitsgefährdend erkannte Kloake. Vierzig Jahre dauerte es, bis die "Aufschüttung" fertig war - und Boston 180 Hektar Fläche hinzugewonnen hatte; die "Back Bay". Diese ist nun der konstruierteste Stadtteil Bostons, denn der gestaltende Architekt zog fünf schnurgerade Ost-West-Achsen und erschuf vier- bis fünstöckige Häuserzeilen, aufgeteilt in gleichgroße Blocks.
Heute steht die Back Bay für Kunst und Kultur, und es gilt als exzellente Wohngegend. Das East End (zu Fuß von meinem Hotel in drei Minuten zu erreichen) ist mit seinen schicken Boutiquen, Bars und Restaurants Hangout der Bostoner Yuppies (die es also auch gibt). Am teuersten ist Bostons Version des Rodeo Drive, die vornehme Newbury Street (ich sag ja: drei Minuten). "Kenmore Square" mit seinen Kneipen und Secondhandläden ist das Gravitationszentrum von Studenten und Schülern.
Aber es gibt auch die "andere" Seite der Back Bay, nämlich den typisch amerikanischen Eklektizismus (Bedeutung: unschöpferisch, einfallslose Zusammenstellung). Hinter den Häuserzeilen, den Second Hand Läden, ragen Bostons Hochhäuser hervor, vor allem der Hancock Tower und das Prudential Center. Sie verpassten Boston jene Skyline, die mich am ersten Tag bis zum Hals mit Angst erfüllte (im Nachhinein dumm von mir, denn es war die putzigste Skyline meines Urlaubs). Doch wer Boston näher kennenlernt, verzeiht diesen architektonischen Reinfall schnell. Vom Boston Common (siehe oben) ist die Skyline gut zu erkennen.

Meine Fotos sind von der Aussichtsplattform des "Prudential Towers" aufgenommen. Ich habe versucht, die darauf sichtbaren Viertel und Gebäude wiederzuerkennen.
 
Das hier ist leicht: Gegenüber steht der Hancock Tower (dessen "Observatory Deck" geschlossen hatte, vermutlich seit dem 11.9.2001), ein 241 Meter in den Himmel ragendes Bauwerk, das 1968 errichtet wurde. Er besteht fast nur aus Glas und insgesamt 10.000 Fensterscheiben. Links hinter dem Hancock Tower liegt "Boston Common", und dahinter ragen schon die Hochhäuser der "Waterfront" mit dem Hafen der Stadt hervor (siehe oben). Jetzt wisst Ihr, warum ich auf dem "Prudential Tower" (im 52. Stockwerk) die Angst vor Boston ein wenig verlor. Die Stadt erweist sich als kompaktes, kleines, aber feines Schmuckstück. Ich glaube (kann aber auch falsch sein), dass dies die Spitze des gegenüber liegenden "Prudential Centers" sind, Bostons erstem Vielzweck-Komplex. Im Center befinden sich ein Konferenzzentrum, Restaurants, Bistros und eine Shopping Mall. Vor dem "Center" halten und beginnen die zahlreichen Stadtrundfahrten. Im Hintergrund sind die Wohnblocks der "Back Bay" sehr gut zu erkennen.
Das ist das monumentale "Christian Science Center" (glaube ich), mit dem sich "viele Bostoner und viele Besucher schwer tun" (BAEDEKER). Ich war nicht dort oder drin. Dieses Center besteht aus mehreren Gebäuden (die hier nicht zu sehen sind). Der Blick fällt auf den "Reflecting Pool" und die "Mother Church" - die wohl einzigen architektonisch sehenswerten Gebäude, bei denen es besser geblieben wäre. Das ist einer der unromantischeren Teile Bostons, nämlich der "Massachusetts Turnpike", ein durch die Stadt führender Highway (auf dem ich von dem bescheißenden Taxifahrer am ersten Tag bis zum Hotel kutschiert wurde, obwohl es auch kürzer gegangen wäre). Der "Fort Point Channel" rechts biegt so allmählich ins Hafenbecken ein.

Museen

Anders als in anderen Städten (Beispiel Washington) gibt es in Boston keine Ecke mit einer ganzen Ansammlung von erstklassigen Museen. In Boston sind sie hübsch auf das Stadtgebiet verteilt. An der "Waterfront" zum Beispiel (wie erwähnt) gibt es das Boston Tea Party & Ship Museum" (eher historisch, klar) und in der "Back Bay" gleich zwei künstlerisch wertvolle Ausstellungen, die vom BAEDEKER gleich zwei Sternchen für "besonders sehenswert" erhalten haben, nämlich einerseits das "Museum of Fine Arts" (MFA) und das "Isabella Stewart Gardener Museum" - in beiden war ich nicht. Das MFA besitzt über eine Million kostbarer Artefakte, zum Beispiel 38 Monets - die größte Sammlung des französischen Impressionisten außerhalb von Frankreich. Das "Isabella Stewart Gardener Museum" bezeichnen kunstsinnige Zeitgenossen meist als "steingewordenen Traum oder Oase".
Ich wählte im Norden der Innenstadt den Weg ins "Science Museum", auf einer künstlichen Insel im Charles River, der Boston durchquert. Dort werden - sehr anschaulich und zum Selbstprobieren, keine Frage - Ausstellungen zu Naturwissenschaft und Technik gezeigt. Doch das war nicht mein einziges Ziel dort. In einem Extraraum wurde die "Lord of the rings-Exhibition" präsentiert, die Ausstellung mit den Original-Utensilien aus der "Herr der Ringe"-Filmtrilogie (Kleidungsstücke, Making-Of-Videos, Ausrüstungen, dem Original-Ring aus dem Film usw.). Leider durfte dort nicht fotografiert werden.
 
Herzlichen Glückwunsch zum Charles River Dam... es gibt sicher schönere Ecken in Boston als diese künstliche Insel, auf der das "Science Museum" steht. Dafür ist die Aussicht aus demselben gar nicht mal so schlecht - nämlich mitten auf den Charles River und die Skyline der Stadt.
Ein Teil des "Science Museum": Eine Tafel mit der augenblicklichen Bevölkerungszahl der USA. Die vier Tafeln bedeuten (v.l.) Eine Geburt alle x Sekunden, ein Todesfall alle x Sekunden; Immigranten und Leute, die rausgeschmissen werden, haben auch eine eigene Sekundenzahl. Die Eingangshalle des "Science Museum": Die langen Plakate links erinnern an die "Lord-of-the-rings"-Exhibition.

Beacon Hill

Das "Cheers" habe ich in meinen Tagebucheinträgen zum Thema Boston schon genug gewürdigt. Aber wo genau in Boston liegt das Original-Cheers? Genau, im Stadtteil "Beacon Hill", einem vornehmen und teuren Viertel, das im BAEDEKER als eine "Enklave der Reichen und Wichtigen" bezeichnet wird. Auch Beacon Hill liegt sehr zentral, es beginnt direkt hinter "Boston Common", also unweit vom Beginn des "Freedom Trail" entfernt. Der Fußweg nach "Cambridge" und auf der anderen Seite zur "Waterfront" dürfte jeweils 20 bis 30 Minuten betragen.
Typisch für "Beacon Hill" sind die roten Backsteinhäuser. Für die Touristen lohnt sich ein Spaziergang durch dieses Viertel, weil hier vom Trubel der Innenstadt, der "Back Bay" und rund um den "Freedom Trail" nicht viel zu spüren ist. Der BAEDEKER meint, für "Beacon Hill" solle man sich "mindestens drei Stunden reservieren". Naja, man kanns auch übertreiben. Sicherlich gibt es dort schöne enge Gässchen mit vielen Läden, Coffeeshops und - natürlich - "Starbucks"; aber von einem teuren Laden zum nächsten schlendern ist eben nicht so mein Ding.

Diese Sicht kennt jeder "Cheers"-Fan. Mit diesem Bild beginnt jede Folge.
 
 
Eine typische Wohnstraße in "Beacon Hill", nämlich die Chestnut Street. "Wohl nirgends sonst in Amerika", schreibt ein Reiseführer, "werden so viele Rassehunde abends Gassi geführt und so viele europäische Luxusautos spazierengefahren - mal abgesehen von Beverly Hills." Anhand des Straßenschilds, der Laterne und der Häuserfassade lässt sich erahnen, wie es in Beacon Hill aussieht.

Sonstige Sehenswürdigkeiten
 
 
Die wichtigsten Orte der Stadt verbindet eine sehr leicht zu durchschauendes U-Bahn-System. Die vier Linien sind nach Farben unterteilt (eine fährt sogar - wirklich - nach "Wonderland"). Leider müssten die meisten Stationen mal dringend renoviert werden, diese hier am "Aquarium" sieht da noch sehr modern aus. Ich hatte ein "Visitor-Ticket" für drei Tage. Hat Spaß gemacht. Hier stellte ich fest, dass es vom Flughafen bis zum Hotel sechs Haltestellen gewesen wären. Aber neeeein, ich nahm ein Taxi für 30 Dollar. Lernprozesse... Das bekannteste Sportteam der Stadt sind ohne jede Frage die "Boston Red Sox", die seit 1918 versuchen, die Baseballmeisterschaft der "World Series" zu gewinnen - und in diesem Jahr so gute Chancen haben wie selten zuvor. Spielort der Sox ist der Fenway Park, in dem sonst auch Konzerte stattfinden. Indoor-Veranstaltungen wie Eishockey oder Basketball steigen im "Fleet Center" (soweit ich weiß) und der liegt in Richtung "North End" (wieder: soweit ich weiß), also am Ende des "Freedom Trail". Das ist die Sicht durch den "Bauch" des Fenway Park. Leider war an diesem Tag ein Konzert, so dass ich nicht hinein konnte.
Einer der schönsten Fleckchen für mich war "Quincy Market", eine Ecke mit vielen kleinen Restaurants und Kneipen, das - natürlich - vom "Freedom Trail" prima zu erreichen ist. Dort liegt die "Cheers"-Filliale, in der ich an einem Abend "Ma Clavins Chili" probiert habe (wirklich lecker). Dort habe ich den einzigen offziellen "Merchandise-Shop" von John F. Kerry gefunden - kein Wunder, er kommt ja auch aus dieser Ecke. Ganz schön windig war es an meinen viereinhalb Tagen in Boston. Am letzten setzte ich mich abends an den Charles River - und wollte eigentlich Seglern und Surfern zusehen. Aber das trauten sich nur wenige. Mit diesem Blick in die Dämmerung verabschiedete ich mich von Boston - und ging auch am letzten Abend noch einmal am "Cheers" vorbei. Zum "Ankommen" in den USA war diese Stadt perfekt geeignet. Und obwohl sie nur 575.000 Einwohner hat - ich wüsste noch sehr viele Sachen, die ich beim nächsten Mal unbedingt sehen möchte. Also Bostoner, merkt Euch: Andi kommt wieder!

Zurück zum Seitenbeginn

Diese Seite wurde zuletzt geändert am 21.10.2004
Webmaster ist Andreas Ernst