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Quelle: BAEDEKER „Ruhrgebiet“
Einwohnerzahl: 176.100
Fläche: 91,26
Quadratkilometer
Höchster Geländepunkt:
152 Meter über dem Meer
Tiefster Geländepunkt:
26 Meter über dem Meer
Lage: Mülheim, gelegen am Übergang zwischen Rheinischem Schiefergebirge und Niederrheinischer Tiefebene, ist in eine ebenso abwechslungsreiche wie reizvolle Landschaft eingebettet. Die Ruhr durchzieht die Innenstadt.
Geschichte: Zum historischen Mülheim gehört die Schlossburg Broich, die schon im 9. Jahrhundert errichtet worden ist. Mülheim selbst wird in alten Dokumenten 1093 als Gerichtsstätte zum ersten Mal erwähnt. 1214 wurde das Kloster Saarn gegründet. Das Kirchdorf Mülheim, das weiterhin zur Herrschaft Broich gehörte, kam dadurch 1511 zum Herzogturm Berg (bis 1806). 1808 wurde Mülheim zur Stadt erhoben, 1908 zur Großstadt. Der Aufschwung begann im Jahr der Stadterhebung, als die Firma Stinnes gegründet wurde. Später kamen hinzu: Friedrich-Wilhelm-Hütte (1811), Mülheimer Bergwerksverein August Thyssen (1898) und Kohlekontor (1904).
Wirtschaft: Heute ist der Kohlenbergbau in Mülheim – er wurde vermutlich schon im Mittelalter betrieben – eingestellt; die Stadt stützt sich wirtschaftlich auf den Maschinenbau (Thyssen, Siemens, Mannesmann) und ist Sitz großer Handelsketten (Tengelmann, Aldi, Stinnes).
Max-Planck-Institut: Der Kohle aber verdankt Mülheim sein Max-Planck-Institut. 1912 beschloss die Berliner Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, im Ruhrgebiet ein Zweiginstitut zu errichten, um „die wissenschaftliche Erforschung der Kohle zu fördern“. Für die Grundlagenforschung, die hier betrieben wurde und wird, erhielt der Institutsleiter Professor Karl Ziegler 1963 den Nobelpreis für Chemie.
Verkehr:
Die direkte Anbindung an den Fernstraßenverkehr besorgen die Autobahnen
A2, A3, A40, A44 und A53 sowie die Bundesstraße B223. Der Großflughafen
Düsseldorf liegt 15 Autominuten entfernt, der Regionalflughafen Essen-Mülheim
gehört zum Stadtgebiet.
Der Hauptbahnhof bildet
einen Verkehrsknotenpunkt für Bundesbahn, Stadtbahn, U-Bahn, Bus und
Straßenbahn. Der Rhein-Ruhr-Hafen Mülheim liegt nur 12 Kilometer
vom Rhein entfernt.
Kultur: Das Kulturleben nimmt in Mülheim eine größere Bedeutung ein als in vielen anderen Ruhrgebiets-Städten. Die Akzente setzen die jährlich im Mai stattfindenden Theatertage (Verleihung des Mülheimer Dramatikerpreises im Rahmen der „stücke“) und ein eigenes Theater-Ensemble, das „Theater an der Ruhr“ von Roberto Ciulli. Spielorte sind die Stadthalle, das ehemalige Solbad Raffelberg und der Ringlokschuppen. Des weiteren übernimmt das preisgekrönte Theater auch Gastspielreisen hinaus in ganz Europa.
Sport (von mir selbst formuliert): Die Mülheimer fahren lieber in die anliegenden Nachbarstädte, um sich Fußball- (Schalke, Dortmund, Duisburg, Bochum), Handball- (TuSEM Essen), American-Football- (Düsseldorf Rheinfire) oder Eishockey (Düsseldorfer EG, Moskitos Essen) anzuschauen. Neben der Galopprennbahn - die aber eher gesellschaftliche als sportliche Bedeutung genießt - locken in Mülheim höchstens der Hockey-Rekordmeister HTC Uhlenhorst Mülheim oder der deutsche Squash-Meister SC Courtwiesel Mülheim. Den höchsten Zuschauerschnitt der Klubs hat indes der Fußballklub VfB Speldorf (600 bis 700), der seit Jahren aber vergeblich versucht, in die viertklassige Oberliga aufzusteigen.
SEHENSWÜRDIGKEITEN:
Altstadt: In der Mülheimer Altstadt mit engen Sträßchen und alten Häusern stehen sogenannte „Ensembles“ (kleine Gruppen von Fachwerkhäusern) unter Denkmalschutz; typisch bergische Stadthäuser mit Steinsockel, geteerten Balken, gekälkten Gefachen. Der schönste Zugang führt von der Bachstraße unter den beiden Brückenköpfen zum „Kirchenhügel“. Das markanteste Haus ist das „Tersteegenhaus“.
Bismarckturm: Auf einer bewaldeten Anhöhe nahe der Innenstadt erhebt sich der 1908 errichtete Turm, der nur im Rahmen von Stadtrundfahrten zu besteigen ist.
Freilichtbühne: Eine 38 Meter breite und 41 Meter tiefe Bühnenfläche vor einer wildromantischen, 11 Meter hohen Felswandkulisse bildet das Zentrum der Freilichtbühne. Auf den Bänken ist Platz für mehr als 2300 Besucher. Sie wird für verschiedenste Veranstaltungen genutzt.
Kloster Saarn: Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster erhielt seine heutige Gestalt weitgehend in einer barocken Umbauphase zwischen 1729 und 1783. Heute ist dem Kloster eine Bürgerbegegnungsstätte zugeordnet.
MüGa-Park: Zur Landesgartenschau „MüGa 1992“ wurde auf einer 7 Kilometer langen Strecke entlang der Ruhr eine attraktive Parkanlage geschaffen, die die Vorurteile über die Stadt im Kerngebiet des Kohlenpotts Lügen straft. Auf der 64 Hektar großen Grünfläche finden sich verschiedenste Möglichkeiten der Freizeitgestaltung.
Rathaus: Der „Rathausturm“ ist das Wahrzeichen Mülheims. Er ist 57 Meter hoch. Das Zifferblatt der Turmuhr hat einen Durchmesser von 2,80 Meter. Vom Umgang auf dem Turm hat man einen eindrucksvollen Rundblick über die Stadt. Im Rathausturm wurde ein „Büromuseum“ eingerichtet.
Mintard: Mintard ist ein idyllisches Dorf am Fuß des Aubergs. Einen Besuch wert ist vor allem die „St. Laurentius“-Kirche. Mintard ist der südlichste Stadtteil Mülheims, der Anfang der 70-er Jahre eingemeindet wurde. Die Mintarder selbst sehen sich als unabhängig... sie fühlen sich weder zu Essen noch zu Mülheim hingezogen.
Einkaufszentren: Zwei
Einkaufszentren lohnen einen Besuch, das „FORUM“ in der Innenstadt sowie
das „RheinRuhrZentrum“ an der Essener Grenze.
Ist das noch Mülheim?
Oh ja, ist es!
(Pfingstsonntag, 30. Mai 2004)
In den letzten Jahren war
ich an Pfingsten nur mit Rock am Ring beschäftigt. Entweder ich feierte
dort höchstpersönlich zu den Tönen von Limp Bizkit, Radiohead,
Metallica oder Moby, oder ich sah mir die zahlreichen Bands in der Glotze
an. In diesem Jahr ist Rock am Ring später. Nicht Pfingsten. Dabei
scheint doch so schön die Sonne. Ich klicke mit dem interaktivem Bleistift
auf dem Display meines Palm-Pilot herum und lese konzentriert "Heimaterde-Jugendturnier".
Mist, stimmt, muss ja auch arbeiten, und das am Feiertag. Ich schnappe
mir meine Digitalkamera, meinen Discman, einige klasse CD´s und mache
mich auf. Steige in die Straßenbahn 102, in die U18 Richtung Essen.
Steige am Rhein-Ruhr-Zentrum in den Bus "138" um und tucker bis zur "Max-Halbach-Straße".
Und raus.
Mitten in Heimaterde. Ist
das noch Mülheim? Was ist das für ein Stadtteil, der als einziger
gleich ZWEI Autobahn-Abfahrten bieten kann (A40: "Mülheim-Heimaterde",
"Rhein-Ruhr-Zentrum")?
Das frage ich mich, schieße
ein paar Fotos, und beschließe, diese Frage mit einem Nachhilfekurs
auf meiner Homepage zu beantworten...
Heimaterde
Während diesmal Schumi
am Nürburgring "rockt" und beim "Großen Preis von Europa" um
den Formel-1-Sieg fährt, lausche ich "Slave to the wage" von Placebo,
ein Lied, das ich sonst höchstens bei VfL-Auswärtsspielen zu
hören wage, und marschiere durch einen ganz kleinen Wald. An einem
See vorbei, dessen Namen ich nicht weiß. Einem See, in dem die Fußballer
des TSV Heimaterde den Aufstieg in die Kreisliga A badend bejubelten. Iiiiiihhh!
Oh ja, das ist ein toller Satz für meine Homepage: "Sport treibt der
Heimaterd-ler beim TSV, einem der größten Sportvereine der Stadt
mit einer der schönsten Sportplätze der Stadt." Ich selbst war
nur ganz selten in Heimaterde - nicht einmal beruflich verschlug es mich
oft zur Max-Halbach-Straße oder zum Finkenkamp. Aktiv spielte ich
nur einmal im "Naturstadion", nämlich in der B-Jugend. Wir gewannen
2:0 und für meine Verhältnisse war ich sogar richtig gut, als
"Staubsager" vor der Abwehr, in bester Zdebel-Manier. Von meinen Freunden
kommt keiner aus Heimaterde, nicht eine Nacht habe ich hier verbracht.
Nicht mal eine Party konnte ich deshalb dort besuchen. Heimaterde, der
Stadtteil mit den "Tempo-30"-Zonen, der Stadtteil mit vielen Anwälten
und Ärzten, der aber beim besten Willen nicht zu den reichsten der
Stadt gehört, der Stadtteil, der den "Siedlungscharakter" behalten
hat. Heimaterde, der Stadtteil, der irgendwie total weitab vom Schuss liegt
(und einzige größere Stadtteil ohne eine weiterführende
Schule), aber doch gar nicht einmal so schlecht. Heimaterde, doch ein Stadtteil,
in dem ich garantiert niemals wohnen werden.
Doch mit all dem will ich
nicht sagen, dass Heimaterde nicht wirklich zu Mülheim gehört.
Im Gegenteil: Heimaterde
ist sehr wohl ein Teil der Stadt, den keiner ausschließen würde.
Ein Stadtteil mit einer 80-jährigen Tradition; einer, mit dem ich
aber nie viel zu tun haben werde. Und die Touren dorthin werden für
mich immer Ausflugscharakter behalten.
Nach einer halben Stunde
und mit dem Ergebnis des Jugendturniers in der Tasche geht es wieder in
Richtung Bushaltestelle. Der "138"er Richtung Rhein-Ruhr-Zentrum fährt
sogar über Essener Stadtgebiet (Stadtteil Haarzopf).
So ist das im Ruhrgebiet.
Die offizielle Version
der Stadtteil-Geschichte (gefunden im Internet):
"Die Gründung der Siedlung
Heimaterde fällt in die Zeit des Ersten Weltkrieges und geht auf die
Initiative des damaligen Prokuristen der Firma Krupp, Max Halbach, zurück.
Die Firma Krupp erwarb ein 340 Morgen großes Gelände, gründete
eine Siedlungsgenossenschaft und stellte für den Erwerb von Grundstücken
unverzinsliche Darlehen zur Verfügung. Der Aufruf zum Eintritt in
die Genossenschaft, der 1918 erging, richtete sich jedoch auch an Nicht-Kruppianer.
Ebenso wie die Gartenstadtbewegung
ging die Genossenschaftsbewegung von England aus und faßte Ende des
19. Jahrhunderts in Deutschland Fuß. So übernahmen Baugenossenschaften
die Aufgaben des heutigen sozialen Wohnungsbaus, und auch die Firma Krupp
nutzte neben dem eigenen Siedlungsbau die Beteiligung am genossenschaftlichen
Wohnungsbau.
Auch die englische Gartenstadtidee
floss in die Gestaltung der Heimaterde mit ein: Die Siedlung sollte durch
die Einheitlichkeit der Haustypen einen in sich geschlossenen Charakter
erhalten, ein günstiges Größenverhältnis zwischen
Bebauung und Grünflächen aufweisen, durch eine abwechslungsreiche
Straßenführung geprägt werden und sich den landschaftlichen
Gegebenheiten harmonisch anpassen. Als Architekt wurde der Mülheimer
Theodor Suhnel verpflichtet, der für kinderreiche Familien geräumige
Eigenheime schaffen sollte. Nach Kriegsende 1918 begann man daher mit dem
Bau von zunächst nur freistehenden Einfamilienhäusern, die jeweils
eine gut ausgestattete Spülküche, eine Wohnküche, drei Zimmer
sowie eine Altenwohnung mit 2-3 Zimmern erhalten sollten. So sollte es
der älteren Generation - in der bäuerlichen Tradition - ermöglicht
werden, in der gewohnten Umgebung wohnen zu bleiben und zugleich den Jüngeren
das Bewirtschaften des größeren Hauses mit Stall und Garten
zu überlassen.
Ende der 20er Jahre veränderte
sich der Siedlungstyp der Heimaterde. Der von Max Halbach als Ideal angesehene
Kotten wich nach seinem Tod mehrgeschossigen Mehrfamilienhäusern ohne
Ställe und mit kleineren Gärten und somit geringerem Platzbedarf.
So konnte der Wunsch vieler Kruppianer nach einer Wohnung in der idyllischen
Heimaterde erfüllt werden. Entlang des Finkenkamps ziehen sich so
schnurgerade, den Abhang des Siepentals entlang, zweistöckige Reihenhäuser
ohne Vorgärten, die in den 20er Jahren gebaut wurden. Bei den in den
30er Jahren entstandenen Häusertypen in der Kleiststraße und
Kellermannstraße wird das gemütliche Walmdach mit den Dachgauben
und hohen Schornsteinen durch schlichtere Satteldächer ersetzt."
Die Geschichte des TSV
Heimaterde (Auszug aus einem eigenen WAZ/NRZ-Text vom 1. August 2000):
"Die Heimaterder nutzten
das große Gelände im Siepental an der Max-Halbach-Straße
zum Sport treiben nach der Schule oder nach dem Feierabend. Die Firma Krupp
entschloss sich bald, ein Naturstadion zu errichten. Es wurde am 4. September
1921 mit einem Fußballspiel zwischen dem Gauligisten RSV und Gelsenkirchen
07 eingeweiht. In der Vereinschronik wird von 10.000 Zuschauern berichtet.
Vier Jahre nach dem Bau des Stadions wurde der Siedlungssportverein "SV
Heimaterde 1925" gegründet. 1933 schloss sich "Vorwärts Heißen"
an und der "TSV Heimaterde 1925" entstand."
Rhein-Ruhr-Zentrum (alias
RheinRuhrZentrum alias "Zett")
Ganz zufällig auf Heimaterder Stadtteilgebiet liegt das Rhein Ruhr Zentrum! Hmm... was soll ich Euch über das "Zett" erzählen, wenn ich keine Fotos vom "Inneren" dieses Einkaufszentrums bieten kann? Am besten nichts... oft bin ich jedenfalls nicht dort, obwohl sich ein Besuch zweifelsohne immer lohnt. Seit fünf Jahren gibt es nämlich den Anbau namens "Festival Garden", der ein großes Kino (natürlich "Cinemaxx"), viele Kneipen und eine der größten Bowlingbahnen Deutschlands (Joe´s Superbowling) beherbergt. Auch eine Disco gibt es dort, die allerdings doch mehr die 18- bis 21-Jährigen anlockt und nicht mehr das "Mittelalter"... Einkaufen selbst ist hier übrigens auch gut möglich.
Die Geschichte des "RRZ"
(gefunden im Internet auf der RRZ-Homepage):
"Das RheinRuhrZentrum kann
als eine der ersten gelungenen "Flächenrecyclingmaßnahmen" im
gesamten Rhein-Ruhr-Gebiet gelten. Auf dem Gelände der ehemaligen
Zeche "Humboldt", die am 1.4.1929 stillgelegt wurde, entstand eine große
Kohleumschlaganlage, die zum Schluss nicht mehr wirtschaftlich betrieben
werden konnte und außer Betrieb ging.
Im Jahre 1967 begannen erste
Überlegungen verschiedener Investoren, gemeinsam mit der Stadt Mülheim
auf diesem Gelände, unmittelbar an der heutigen A 40 angrenzend, ein
großes Einkaufszentrum zu errichten. Letztendlich wurde dann im Jahre
1970 mit der Planung des RheinRuhrZentrums begonnen. Eigentümer waren
die VEBA AG / Stinnes AG, die KARSTADT AG, C & A Brenninkmeyer sowie
die Otto Warenhausgesellschaft.
Im März 1973 wurde
das damals mit einem Kostenaufwand von 150 Millionen Mark errichtete, größte
überdachte Shopping-Center Deutschlands eröffnet. Zum damaligen
Zeitpunkt waren 57 Einzelhandels-und Dienstleistungsbetriebe angesiedelt.
Der Standort - RheinRuhrZentrum - mitten im Herzen des Ruhrgebietes und
unmittelbar an der Grenze zu Essen gelegen - sorgt für eine außerordentlich
gute Frequentierung, was sich mit ca. 12 bis 13 Mio. Besuchern im Jahr
niederschlägt. Die Anbindung des RheinRuhrZentrums an den öffentlichen
Nahverkehr ist ebenfalls gut gelungen und ca. 10 Prozent unserer Kunden
erreichen uns auf diesem Wege.
Über 200 Fachgeschäfte,
eine vielfältige Gastronomie und ein umfangreiches Entertainment-Angebot
bieten nunmehr überdacht und wettergeschützt ein Großangebot
der Sonderklasse."
Ist das noch Mülheim?
Eher nicht!
(Sonntag, 13. Juni 2004)
Zwei Wochen ist es
her, dass ich Euch den Stadtteil "Heimaterde" ein wenig näherbrachte...
nun, 14 Tage später also, verschlägt es mich beruflich wieder
zu einem Jugendfußballturnier, und wieder in einen der entlegensten
Mülheimer Stadtteile. Und so packte ich erneut meine Digitalkamera
mit in meine schwarze Umhänge-Arbeitstasche, drückte ab und zu
auf den grauen Auslöserknopf und kann Euch nun auch noch ein paar
Zeilen über Mintard präsentieren...
An mein erstes Jugendfußballturnier
auf einem der Rasenplätze der DJK Blau-Weiß Mintard kann ich
mich noch gut erinnern. Es war 1986, ich war gerade einmal acht Jahre alt
und kickte in der F-Jugend des VfB Speldorf. Unser Trainerfuchs Rudi Haarig
klügelte eine sensationelle Taktik aus, wir gewannen das Turnier,
und ich schoss sogar ein Tor. Mit rechts in die linke untere Ecke. Hätte
jemand eine Videokamera dabei gehabt, wäre es das Tor des Monats geworden.
Es war ein so herrlicher Moment. Über den Feldern im Ruhrtal klebte
die Sonne am Himmel, sie erwärmte die Haut meines noch kleinen Körpers.
Ein leichter Wind transportierte den Geruch des Grills in meine Nase, und
alle Zuschauer klatschten.
Seit diesem Moment sind
Mintard und ich Freunde.
In den Jahren seitdem
bin ich nicht oft zurückgekehrt. Okay, zum Fußballturnier...
da war ich in jedem Jahr, mal erfolgreich, mal weniger erfolgreich. Bis
einschließlich zu meinem letzten A-Jugendjahr war ich somit insgesamt
elf-(in Zahlen: 11!)-mal dort. Sogar mein allerletztes Spiel mit Trikot
und Fußballschuhen habe ich dort bestritten. Mit der Nummer 10 und
Kapitänsbinde. Wir sind früh rausgeflogen. Und in meiner 25-km-Radrunde
spielt Mintard auch eine Rolle. Allerdings durchquere ich den Stadtteil
nur auf diesem Kurs. Wie gesagt: Nicht oft zurückgekehrt... aber oft
genug, um Euch einen Einblick ins Mintarder Leben zu gewähren.
Durch den Stadtteil fährt
die Buslinie "132". Sie fährt die Mintarder Straße entlang,
an Restaurants vorbei, an Campingplätzen vorbei, unter der Ruhrtalbrücke
entlang und in ein Dorf hinein. Ein Dorf? Ein Dorf mitten im Ruhrgebiet?
Wie schon vor zwei Wochen
bei meinem Ausflug nach Heimaterde stellt sich
die Frage: Ist das noch Mülheim? Ich stutze, als ich auf den roten
"Halt"-Knopf drücke und an der Haltestelle "Mintard Wasserbahnhof"
aussteige. Ich hole tief Luft, bemerke, dass ein Pferd in nächster
Nähe grad geschissen haben muss, und sehe kein Auto. Nur Felder. Bauern.
Traktoren. Die Ruhr am Horizont. Offiziell heißt es "Mülheim-Mintard"
und offiziell gehört Mülheim eindeutig zum Ruhrgebiet. Aber was
ist schon offiziell?
Seit 1975 ist Mintard ein
Teil von Mülheim. Da habe ich zwar noch nicht gelebt, aber die 1000
Einwohner dieses Stadtteils sind eindeutig die "frischesten". Soweit ich
weiß kam Mintard einfach dazu. Wir Mülheimer haben uns nicht
darum gerissen, und die Mintarder erst recht nicht. Seitdem lebt "man"
nebeneinander her. Die Mülheimer für sich - und die Mintarder
erst recht für sich. Voneinander nimmt man kaum Notiz. Die Mintarder
haben sogar noch ihre eigene Vorwahlnummer (02054, soweit ich weiß),
und wenn sie den Krankenwagen rufen, kommt eher einer aus Essen. Apropos
Essen: Die meisten Einwohner abonnieren lieber den WAZ-Lokalteil der Nachbarstadt
als den Mülheimer. Es gibt in diesem Stadtteil keine einzige Schule,
keinen wirklich großen Supermarkt. Eine Anbindung an Straßenbahnen
fehlt, an U-Bahnen sowieso (nur einen Wasserbahnhof für die im Sommer
über die Ruhr schippernde "Weiße Flotte"); und die Buslinie,
die den Stadtteil passiert, hält wochentags nur zweimal pro Stunde.
An Sonn- und Feiertagen sogar nur einmal. Ganze zwei Bushaltestellen hat
der Dorfkern, nämlich "Mintard Wasserbahnhof" und "Mintard Kirche".
Ohne Auto ist das Leben hier völlig unmöglich. Man würde
verhungern. An Autos erinnert werden Mintarder übrigens sekündlich.
Die potthässliche Ruhrtalbrücke ist von jedem Punkt des Stadtteils
zu sehen. Eine saublöde Idee...
Wozu wird Mintard dann überhaupt
gebraucht? Während ich an dem Pferd, das sich gerade erleichtert hat,
vorbeispaziere, sinniere ich ein wenig weiter. Ist doch klar, welchen Sinn
Mintard hat. Dieser Stadtteil hebt das Image der Stadt. Alle Mülheimer
führen auswärtige Gäste hierher, um zu zeigen, wie grün
das Ruhrgebiet ist. Beliebte Ziele sind die Restaurants "Staader Loch"
und "Dicken am Damm", in denen bei Radtouren dementsprechend ein paar Radler
serviert werden. Auch die einzigen Campingplätze der Stadt befinden
sich auf der Anfahrt nach Mintard. Der Weg zur Ruhr ist nicht weit, und
wenn die "Weiße Flotte" mit ihren Schiffchen vorbeibraust, winken
die Camping-Omis und -Opis artig.
Am Horizont kann ich den
Sportplatz schon sehen. Sportplatz... den gibt es hier. Es gibt keine Schule,
keine Sporthalle, aber immerhin drei Rasenplätze, aber die sind auch
noch sechs Monate im Jahr unbrauchbar, nämlich im Winter, wenn der
große Frost und die dicken Regengüsse kommen. Die DJK Blau-Weiß
Mintard ist wirklich das Symbol dieses Stadtteils. Alle würden gerne
für diesen Klub spielen, auch die "alten" Mülheimer. Hier ist
es so gemütlich, landschaftlich toll, und es gibt Rasenplätze.
Aber keiner spielt dort, um wirklich Erfolg zu haben (fragt mal meinen
Bruder, der hat dort viele Jahre kickenderweise verbracht). Und im Winter
tendiert die Trainingsbeteiligung gen null (zu kalt). Im Stadtpokal spielen
die Mintarder in Mülheim mit, sie gehören aber zum Fußballkreis
Essen-Südost. Hää?
Nach dem Jugendturnier stelle
ich mir die Frage noch einmal. Ist das noch Mülheim?
Eher nicht.
Und dennoch sage ich: Ein
bisschen weniger Heimaterde und ein bisschen mehr Mintard - das würde
Mülheim gut tun.
Ein bisschen weniger Siedlung
und Autobahnabfahrten, ein bisschen mehr Idylle. Aber bitte nicht soviel,
dass sie wie eine Schlaftablette wirkt.
Auf dem Weg zurück
werde ich mit dem Auto mitgenommen. Den "132"er habe ich verpasst. Und
auf den nächsten müsste ich 55 Minuten warten.
... unter den Bildern
stehen noch weitere Meinungen zu Mintard und der Ruhrtalbrücke ...
Die Homepage der Stadt
Mülheim sagt über MINTARD folgendes:
"Im äußersten
Süden des Stadtgebietes am Fuße des bewaldeten Mintarder Berges
liegt das erst 1975 nach Mülheim eingemeindete Dorf Mintard. Es kann
auf eine lange Geschichte zurückblicken, wird doch bereits 874 von
einer Kirche berichtet, die 1302 dem Stift Gerresheim inkorporiert wurde.
Damit besitzt Mintard die älteste Kirchentradition im Mülheimer
Raum.
Der heutige Bau der Kirche
St. Laurentius ist der vierte an dieser Stelle. 1660 wurde das dreischiffige
Langhaus mit Tonnengewölbe errichtet, nachdem die Kirche im Dreißigjährigen
Krieg stark zerstört worden war. Vom 2. Kirchenbau aus der 1. Hälfte
des 11. Jahrhunderts stammt der vierstöckige romanische Turm. Der
Chor mit flachem Tonnengewölbe ruht auf den Fundamenten des 3., im
14. Jh. errichteten Kirchenbaues. Das heutige äußere Bild wurde
durch die Umbau- und Restaurierungsmaßnahmen von 1890 geprägt,
durch die der Turm ein neues Eingangsportal, die beiden seitlichen Anbauten
und einen neuen Abschluss erhielt. Die schweren Schäden durch einen
Fliegerangriff 1942 konnten erst 1947 beseitigt werden.
In der Kirche befindet sich
ein Taufstein ohne Fuß aus Namurer Blaustein aus dem 13. Jh.. An
drei der sorgfältig gearbeiteten Kirchenbänke die Wappen benachbarter
Adelsgeschlechter: v. Fürstenberg, v. Landsberg und v. Spee. Im Turm
mehrere Glocken, deren älteste aus dem 13. Jh. stammt.
Im alten Dorfkern, der sich
westlich der Kirche zum Berghang hinzieht, ist ältere, gepflegte Wohnbebauung,
darunter in Fachwerk, erhalten."
Auf einer privaten
Homepage von irgendeiner Mintarderin steht dies hier:
"Mintard ist ein Ort mit
circa 1000 Einwohnern der jeweils einige Kilometer von der Zivilisation
entfernt ist... 2 km von Essen-Kettwig, 3 km von Ratingen-Breitscheid und
5 km von Mülheim-Saarn... bis vor zwei Jahren gab es noch eine kleine
Filiale der Post und eine der Sparkasse, was sich wohl leider nicht mehr
rentiert hat... Zurzeit genießt Mintard den Luxus einer Heißmangel,
eines Geldautomaten, zweier Restaurants, einer Trinkhalle, eines Kindergartens
und einer Kirche...
Man sollte aber nicht die
ruhige und idyllische Lage des Ortes ignorieren. Von der Ruhraue aus kann
man sehr schön die Ruhrtalbrücke sehen oder an höher gelegenen
Punkten über einen Teil der Auen bis nach Essen gucken..."
Und was meint die
Homepage der Autobahn "A52" (die gibt es wirklich) über die Ruhrtalbrücke?:
"Im Zuge der A52 kreuzt
die "Ruhrtalbrücke Mintard" in etwa 60 Meter Höhe die Ruhr in
Ost-West-Richtung. Sie wurde in den Jahren 1963-1966 in der für diese
Bauzeit typischen filigranen Bauweise erbaut. Ursprünglich handelte
es sich bei diesem Streckenabschnitt um die autobahnähnliche Bundesstraße
288.
Die Ruhrtalbrücke Mintard
ist eine 19-feldrige Brücke mit einer Gesamtlänge von 1800 Metern
und Spannweiten zwischen 66,6 Metern an den Widerlagern und 126 Metern
in Brückenmitte. In der Draufsicht liegt das Bauwerk in einem Radius
von 3000 Metern. Das Längsgefälle beträgt konstant etwa
0,4 Prozent in Richtung Widerlager Düsseldorf. Das Quergefälle
beträgt 1,5 Prozent. Der Überbau ist als stählerner Durchlaufträger
ausgebildet, bestehend aus einem einzelnen Kastenquerschnitt, der teils
geschweißt, teils genietet ist. Die auskragende Fahrbahnplatte ist
durch Schrägstreben unterstützt und als orthotrope Fahrbahnplatte
mit Sektkelch- und Hollandprofilen als Fahrbahnlängsrippen ausgebildet.
In einem Abstand von 3,6 Metern sind Querrahmen und alle 18 Meter zusätzlich
Diagonalen zur Stabilisierung des Hohlkastens angeordnet."
Und zuletzt noch mein
Bruder Thommy, der im Rahmen seines Mülheim-Textes im Buch "Öde
Orte 2" meint:
"(...) Und sollte tatsächlich
jemand durch die Innenstadt bis zum Ruhrtal gelangen, dem einstmals einzigen
gerade noch erquicklichen und stillen Örtchen, das die Stadt zu bieten
hatte, so haben die Verantwortlichen auch hier ganze Arbeit geleistet:
Seit 1972 wird das idyllische Ruhrtal im Süden von einer wuchtigen
Autobahnbrücke zerschnitten, die die Kleinbürger damals als Wunderwerk
der Technik bestaunten. Und Spaziergänger können heute den ein
oder anderen Selbstmörder in der Flugphase betrachten. Oder ggf. von
ihm erschlagen werden, je nach Position und Windrichtung (...)."
Ich mag´s
Einmal Ruhrstadion und zurück - macht genau 10,41 Kilometer!
(Montag, 28. Juni 2004)
Leeeeider ist das Mülheims Partylocation
Nummer 1: Der "Ballermann"... davor steht einsam mein Radl. Zum "Ballermann"
laufe ich fünf Minuten (war aber seit drei Jahren nicht mehr dort).
Schaut Euch die Bilder an.
Scrollt runter mit Eurer
Maus. Scrollt dann wieder rauf. Ich werd das auch mal eben machen.
Fertig?
Lasst die Bilder auf Euch
wirken. Ein Fußballstadion. Ein Tacho. Die untergehende Sonne. Ein
Autobahnschild. Fabriken. Autobahn. Willkommen in Styrum. Willkommen in
Mülheim. Ein 10,41 Kilometer langer Rundweg durch ein weiteres "Kapitel"
der Stadt, durch einen weiteren Teil, einen traditionsreichen dazu. Willkommen
zu einem weiteren Nachhilfekurs auf dieser Homepage.
Es ist verwunderlich. Es
ist eine Wende, die ich nicht erwartet habe. Je mehr Stadtteile Mülheims
ich vorstelle, desto mehr stelle ich fest, wie verschieden sie doch eigentlich
sind. Welche Vorteile in Mülheim selbst über die eigene Bevölkerung
herrschen. Was für eine unterschiedliche Geschichte doch die einzelnen
Teile haben. Da wäre Heimaterde. Die Siedlung, die erst im 20. Jahrhundert
entstand. Da war Mintard, das ganz aus der Art geschlagene Dörflein
im Süden, das so gar nicht ins Stadtkonzept passen will. Und nun kommt
Styrum. Einer der ältesten Stadtteile, dazu auch noch ein geteilter,
der auch in Oberhausen existiert. Einer, der in Mülheim als der "Arbeiter-Stadtteil"
gilt. Der mit dem vermeintlich höchsten Ausländeranteil. Der
mit den höchsten Ozonwerten im Sommer.
Und was stimmt nun davon?
Ich habe einen Termin im
Ruhrstadion. In Styrum. Der Himmel ist blau, die Sonne scheint, so wird´s
wohl auch bleiben. Ach weißte was, dann fahr ich mit dem Fahrrad
hin. Ich stolpere in den Keller, entstaube mein Radl, drücke beim
Tacho auf "Reset" und strample los. Strample an der Engelbertuskirche direkt
vor meiner Haustür vorbei, lasse nach einer weiteren Rad-Minute den
"Ballermann 6" und die sogenannte Mülheimer Partymeile rechts liegen.
Ich blicke direkt auf die Friedrich-Wilhelms-Hütte, Mülheims
traditionsreichstes Industriegebäude, und biege Richtung Styrum ab.
Der Sonne entgegen. Nirgendwo verbringe ich beruflich so viel Zeit wie
in Styrum. Kaum einen anderen Weg kennt mein Rad so gut. Auf der einen
Seite Styrums liegt die Sportanlage Von-der-Tann-Straße. In der Halle
wird Handball gespielt und gerungen. Auf dem Ascheplatz liegt die Heimat
von Vatanspor bzw. ab 1. Juli Galatasaray Mülheim. Auf der anderen
Seite - und da geht es hin - da trägt Vatanspor ääääh
Galatasaray seine Heimspiele im Ruhrstadion aus. Und das Schwimmbad ist
dort. Besonders bitter sind die Momente im Hochsommer, wenn ich über
ein Fußballspiel berichten muss, und nebenan Hunderte ins kühle
Nass hüpfen. Heute ist nicht so ein Tag. Obwohl die Sonne scheint.
Es ist Mülheims Industriegebiet.
Wer mich bisher über Mülheim hat schreiben gelesen, der hat bestimmt
ein sehr subjektives Bild bekommen: langweilig, ein bisschen öde,
ziemlich üble Vergangenheit, aber doch schnuckelig und grün.
Dass wir uns im Ruhrgebiet und damit in einer der größten Industrieregionen
Europas befinden, wird aber auch in Mülheim deutlich. Eben in Styrum.
Teile des Mannesmann-/Siemens-Geländes erstrecken sich auf diesen
Stadtteil. Nicht zu vergessen "medl", ein Mülheimer Energiedienstleistungs-Unternehmen.
Und die Aldi-Zentrale von Deutschland ist wo? In Styyyyyyyrum (wird übrigens
mit "i" ausgesprochen und nicht mit "ü"). Die Fernbahn-Strecke, die
mitten durch den Stadtteil läuft, die A40, die Styrum durchschnibbelt
und die noch von Thyssen angelegten Reihenhaussiedlungen komplettieren
das Bild vom Arbeiterstadtteil. Hier gibt die "Trinkhalle" noch her, was
sie verspricht, hier werden die Spielplätze noch benutzt, hier kann
man es sehr gemütlich finden, wenn man es einfach, multikulturell
und großstädtisch mag. Denn eins ist sicher: Nirgendwo anders
in Mülheim leben so viele Nationen in einem Stadtteil, kaum ein anderer
kann so viele Sportvereine mit so vielen Sportarten bieten (KSV Styrum,
1. FC Mülheim-Styrum - der einzige Mülheimer Klub im Profifußball
übrigens - SSG Styrum, Vatanspor ääääh Galatasaray
Mülheim, Styrumer TV, DJK Styrum 06).
Im Ruhrstadion ist diesmal
wenig los. Die Mitglieder von Galatasaray bereiten das Schlagerspiel gegen
Galatasaray Istanbul am Sonntag vor. Das Klubhaus ist schon in Gelb und
Rot, den Galatasaray-Farben, angestrichen. Nach einer Cola verschwinde
ich wieder, setze mich aufs Rad, blicke auf die im Sonnenuntergang zerschmelzende
A40. Die Ruhrwiesen gehören noch zum Stadtteil Speldorf. Wär
gelacht, wenn das noch Styrum gekriegt hätte. Ich find Styrum schön.
Der Stadtteil "hat was". Das sehen viele andere Mülheimer anders.
Gerade die aus den neureicheren Stadtteilen Saarn, Selbeck (die werden
beizeiten auch mal vorgestellt) und auch aus Mintard machen um Styrum einen
grooooßen Bogen. Zu prollig, zu einfach, zu blöd. Was für
plumpe Vorurteile. Ich radle zurück nach Hause. Bei 10,41 Kilometern
bleibt der Tacho stehen. Eine besinnliche Rundtour. Wirklich.
Scrollt nochmal runter und
rauf.
Okay, ein paar Eindrücke
aus dem richtigen Herzen von Styrum fehlen noch. Von Trinkhallen. Von Reihenhaussiedlungen.
Ich reiche sie nach.
Vielleicht mögt Ihr
Styrum dann auch ein bisschen.
Ruhrstadion in Styrum
Ausschnitt aus der Homepage des Damen-Football-Klubs "Mülheim Shamrocks":
Sprecht ältere Mülheimer
Fußball-Freaks auf das Ruhrstadion an - und es fließen garantiert
Tränen. Aber garantiert! Denn eben jenes Stadion im Stadtteil Styrum
steht für bessere Zeiten im Mülheimer Fußball.
Wir schreiben das Jahr 1974,
der 1.FC Mülheim spielt in der 2.Bundesliga. Gegen Borussia Dortmund,
gegen Eintracht Frankfurt. 20.000 Leute pilgern nach Styrum. Und heute?
28 Jahre später kickt Landesligist Vatan Spor (sechste Klasse) vor
im Durchschnitt 150 Fans.
Bis 1996 vermoderte das
Stadion im Zustand der frühen 70er. Über die glorreichen Profifußball-Zeiten
war buchstäblich Gras gewachsen (nämlich auf die kaputten Stehstufen).
Die Sitzschalen auf der Tribüne glichen exakt denen aus Zweitligazeiten.
Dann kam die Stadt Mülheim auf die Idee, das Ruhrstadion ein Jahr
lang general zu überholen. Herausgekommen ist eine schmucke Anlage,
die 6000 Besuchern Platz bietet. Die überdachte Haupttribüne
fasst 3000 Besucher (mindestens), gegenüber befinden sich sechs Stehstufen.
Hinter den Toren wurden die Stufen durch Grashügel ersetzt. Um den
Rasenplatz herum führt eine Leichtathletik-Laufbahn; eine "reine"
Fußball-Atmosphäre gibt es dadurch nicht.
Direkt hinter einem Tor
führt die Bahnlinie Richtung Duisburg entlang, direkt hinter der Haupttribüne
liegt das gleichnamige Freibad "Ruhrstadion", das ein Jahr lang geschlossen
hatte, aber im Sommer wieder für eine interessante Ambivalenz sorgen
wird. Hier schwitzen die Fußballer, dort kühlen sich die Massen
ab.
FAZIT: In der Landesliga
sicherlich das schönste Stadion, auch in Mülheim die größte
Sportstätte - aber mit viel Sentimentalität und - ja - Sport-Romantik
verbunden.
Das "Freibad Ruhrstadion" (Ausschnitt aus der Homepage der Stadt Mülheim):
Anfang des 20. Jahrhunderts bekamen die alten Flussbadeanstalten Konkurrenz durch die neuen, betonierten Freibäder im Landesinneren. So wurde 1925 das Freibad an der Friesenstraße in Styrum eröffnet. Zur damaligen Zeit war es Deutschlands größte Anlage dieser Art mit einer Beckengröße von 160 x 80 m. 1962 wurde das Bad grundlegend modernisiert.
Daten:
Das Freibad Ruhrstadion
verfügt über eine großzügig angelegte Liegewiese,
die zum Sonnenbaden einlädt. Unsere kleinen Badegäste können
sich auf dem Spielplatz austoben. Die gesamte Wasserfläche beträgt
3.339 Kubikmeter. Unsere Badegäste können zwischen vier verschiedenen
Schwimmbecken wählen:
Ein Schwimmerbecken (50
m x 25 m)
- einer Wassertiefe von
1,90 m - 2,00 m
- zehn Startblöcken
Die Wassertemperatur beträgt
24 Grad Celsius.
Ein Nichtschwimmerbecken
(65 m x 25 m) mit
- einer Wassertiefe von
1,30 m - 1,70 m
- eine Wasserrutsche (Edelstahl)
8 m lang
- eine Wasserrutsche (Kunststoff)
72 m lang
Die Wassertemperatur beträgt
24 Grad Celsius.
Ein Springerbecken (18
m x 18 m) mit
- einer Wassertiefe von
4,90 m
- mit einem Sprungturm mit
3, 5, 7,5 und 10 m Sprungplattform
Die Wassertemperatur beträgt
24 Grad Celsius.
Ein Planschbecken (14
m x 10 m)
Die Wassertemperatur beträgt
24 Grad Celsius.
Wasserfläche insgesamt:
3.339 m²
Umzäunte Freifläche:
28.700 m²
Liegefläche:
20.000 m²
Industriegebiet
Styrum und Blicke aus
Styrum
STYRUM (Ein Ausschnitt aus der Internetseite "members.aol.com/styrum":
Von der reichsunmittelbaren Herrschaft
zum industriellen Großstadtteil
Styrum dürfte wohl
einer der ältesten Teile der Großgemeinde Mülheim an der
Ruhr sein.
Der Name" Stiarhem" taucht
erstmalig um das Jahr 1000 n.Chr auf, und deutet auf eine Körstation
an der Ruhr hin. Es wird angenommen, daß es sich um einen fränkischen
Oberhof gehandelt hat, dessen Gründung in die Zeit Karls des Großen
gefallen ist. Heinrich IV schenkt im Jahre 1067 seinen königlichen
Besitz "Stiarhem" der Suitbertuskirche zu Kaiserswerth. 1289 baut Graf
Everhard von Limburg eine Kemenate wahrscheinlich zu einem Witwensitz aus
und nennt sich fortab Graf von Limburg zu Styrum. Die Limburger müssen
sich etwa um die gleiche Zeit Kaiser und Reich unterstellt haben. Dadurch
wurde ihr Besitz Reichslehen und Reichsherrschaft. 1659 lies sich Graf
Moritz von Styrum hinreissen, den Junggrafen Alexander - den letzten männlichen
Nachkommen der Daun-Falkensteiner, auf der Lipperheide, einem Gebiet nördlich
von Styrum, zu töten, was deshalb erwähnenswert ist, weil der
rachsüchtige Vater einen Einfall in das Styrumer Gebiet vornahm mit
der Absicht, die Häuser ebenso zu zerstören, wie sie bereits
einige Jahre zuvor durch die Spanier bis auf das letzte Haus niedergebrannt
gewesen waren.
Durch geschickte Heiraten
vergrößerten die Grafen von Styrum ihren Besitz und bauten auch
ihren Stammsitz aus, wovon die Jahreszahl 1658 in der Verankerung des Toreingangs
Zeugnis gibt. Der letzte Graf der auf Styrum ansässigen Linie starb
im Jahre 1809, als er auf dem Wege nach Frankfurt war, um im hohen Alter
seine Schwägerin, ein Freifräulein von Humbracht, zu heiraten.
So führte Styrum bis ins 19. Jahrhundert hinein ein dörfliches,
ganz auf eine bäuerliche Tätigkeit ausgerichtetes Eigenleben,
dass sich durch nichts von den anderen Mülheimer Bauernschaften unterschied.
Im Jahre 1819 hatte Styrum 573 Einwohner,die sich auf 1585 Morgen Land
und nur etwa 47 Häuser, Höfe oder Kotten verteilten. Einen entscheidenen
Einschnitt in die Entwicklung Styrums brachte im Jahre 1871 der Industrielle
August Thyssen, der am Südrande Styrums sein erstes Büro errichtete
und mit 142 Arbeitern mit der Roheisenproduktion und Eisenverarbeitung
anfing.
Die Industrialisierung hielt
Einzug in Styrum. Schon 1890 hatte August Thyssen 2500 Beschäftigte.
Thyssen legte hier den Grundstein für eines der bedeutesten Röhrenwerke
der Welt. Noch heute werden hier die größten nahtlosen Rohre
der Welt hergestellt. Der Zuzug arbeitswilliger Menschen ließ Styrum
aus seinem fast 1000-jährigen "Dornröschenschlaf" erwachen. Thyssen
baute Siedlungshäuser für seine Arbeiter. Es entstanden Hammer-,
Eisen- und Meißelstraße. Schulen und Kirchen und ein eigener
Bahnhof wurden gebaut.
Der starke Zuzug veranlasste
die preußische Staatsregierung 1878 zwischen den Städten Mülheim
und Oberhausen eine selbstständige Gemeinde zu schaffen, die erst
durch die Angliederung der Gemeinden Alstaden und Dümpten (letztere
hat sich in dieser Kombination nie sehr wohlgefühlt) lebensfähig
wurde.
Im Jahre 1904 schließt
sich Styrum der Stadt Mülheim an, die schon 4 Jahre später über
100.000 Einwohner hat und damit als Großstadt zählt. Das Jahr
1910 brachte nochmals eine Gebietsabgabe und Grenzberichtigung mit Oberhausen,
das nun das Gesamtgebiet der Lipperheide, den Styrumer, den Dümptener
und den Alstadener Teil sich einverleibte; Unterstyrum wurde Oberhausen
- Styrum und Oberstyrum Mülheim-Styrum, die Grenze bildet die Landwehr.
So ist es bis heute geblieben.
So sind Herrschaft und Honnschaft
Styrum ein nicht unbedeutender aber typischer Teil des Ruhrgebietes geworden,
in dem rund 20.000 Bewohner eine Heimat und Arbeit finden.
STYRUM (Ein Ausschnitt aus der Internetseite "styrum.net":
Styrum, einer der ältesten Stadtteile im Ruhrgebiet mit einer beachtlichen Tradition!
In seiner mehr als eintausendjährigen
Geschichte hat der Stadtteil Styrum eine besondere Entwicklung aufzuweisen,
die ihn für seine Bewohner interessant und reizvoll macht. Die Styrumer
können auf eine abwechslungsreiche und vor allem kulturelle Umgebung
zurückgreifen. Schloß, Bahnhof, Kirchen, Wasserturm inklusive
Museum und die Lage an der Ruhr, erinnern an bewegte Zeiten. Die Industrie
verschaffte Menschen aus allen Landesteilen und aus dem benachbarten Europa
Arbeit und Brot und brachte einen Menschenschlag hervor, der schon früh
gelernt hat, auch mit den Fremden tolerant und rücksichtsvoll umzugehen.
Die Nähe der Werksanlagen,
der Bau von Verkehrswegen und mehrere Gebietsaufteilungen haben dem bevölkerungsreichen
Stadtteil zwischenzeitlich Identifikationsprobleme eingebracht, so daß
sich Styrum nicht allein vor und hinter der Bahn, sondern auch in Oberhausen
und Mülheim vorfindet. Trotz allem, bewahren die Styrumer ihr gesundes
Selbstbewusstsein und verhelfen dem freundlichen Stadtteil zu einem noch
sympathischeren Aussehen. Tradition kennt keine Grenzen, denn Styrum ist
und bleibt Styrum.
Styrum - über Name und Schloß
In Styrum wirkt mit dem Ypsilon
in seinem Namen wie ein Dinosaurier unter den Deutschen Orts- und Flurbezeichnungen.
Doch ist diese geheimnisvolle Fremdheit nur ein Problem der sich entwickelnden
Rechtschreibung. Das Ypsilon ist ein langes i. Der erste um das Jahr 1000
überlieferte Name heißt Stiarhem. „Stiar“ heißt im Althochdeutschen
„Stier“, und „-hem“ ist das in Ortsnamen häufig vorkommende „heim“.
Also ist Styrum ein „Stierheim“, ein Ort, wo Stiere gedeihen.
Wie Forschungen der Bodenstruktur
zeigen, war Styrum bereits in fränkischer Zeit, und zwar schon vor
Karl dem Großen, ein Siedlungsplatz auf den fruchtbaren Lehmböden
der Nach-Eiszeit nördlich und südlich des Baches (später
Beek genannt), der - von Dümpten kommend – Styrum durchfloß
und die Ruhr bei Alstaden erreichte.
Der königliche Lehensbesitz
von Styrum gelangte im 13. Jahrhundert an das Haus Hohenlimburg an der
Lenne. Von dort entwickelten sich drei Styrumer Linien:
- die Linie Styrum-Bronkhorst,
die heute noch in Holland und in weiteren Teilen der Welt fortbesteht-,
- die Linie Styrum-Gemen,
die 1800 ausstarb
- und die Linie Styrum-Styrum,
die bis zur Aufhebung des Lehenswesens durch Napoleon im Jahre 1808 bestand
und dessen letzter Sproß, Graf Ernst-Maria von Limburg-Styrum ein
Jahr später starb, nachdem seine Familie über 600 Jahre im Besitz
des Schlosses war.
Über die geschichtlichen
Wurzeln dieser Familie, ihre Güter und ihre politische Bedeutung sei
in Kürze folgendes zusammengefasst:
1067 ist „Stierheim“ als
Reichsgut erwähnt. Dieser wichtige Platz an einem Abzweig des Helweges
gelangte in den Lehensbesitz der Herren von Mülheim (Mulinhem“), die
auf dem Kirchenhügel ihre Burg „in den Mauern“(dem späteren Murenhof),
den Altenhof als Wirtschaftshof und eine Burgkapelle hatten, aus der die
Petrikirche hervorging.
Nach dem Aussterben der
Herren von Mülheim, befindet sich in der Mitte des 12. Jahrhunderts
dieser ganze Besitz in den Händen der Grafen von Altena-Isenberg,
deren Nachkommen und Erben nach kriegerischen Auseinandersetzungen schließlich
die Grafen von Limburg an der Lenne sind. Zeitweilig aus ihrer Burg vertrieben,
suchen sie in Styrum Zuflucht. Um 1290 etwa ist der Hof zu einer Burg ausgebaut.
Bei der Burg und beim Murenhof bestanden Hofgerichte, die bei Streitfragen
der Angehörigen ihrer Hofverbände und in Lehensangelegenheiten
Entscheidungen fällten. Diese Hofgerichte besaßen wichtige Rechte,
z. B. das Asylrecht, selbst für Mörder, und die Befreiung von
jeglichem Zoll.
Der Kernbesitz um das Schloss
herum war, verglichen mit dem Territorium der Herren von Broich, das in
etwa das Gebiet des heutigen Mülheim umfaßt, geradezu winzig.
Neben den Schlossgebäuden, dem Hauskamp, den Ruhrauen und den Kotten
für die Bediensteten gab es drei Höfe im Speldorfer Raum und
auf der hochwasserfreien Niederterrasse des rechten Ruhrufers: den Neikmannshof,
den Bieghof und den Heckhof.
Beachtenswert ist aber der
weitere Lehensbesitz in der Herrschaft Broich und im Umkreis bis ins Westfälische
hinein, insgesamt mehr als 100 Lehensgüter. Unbestritten bleibt die
Reichsunmittelbarkeit der Herrschaft von Styrum, sie war ein Lehen des
Kaisers des „römischen Reiches deutscher Nation“ mit Sitz in Wien.
Und wer dem Styrumer etwas wollte, mußte direkt an den Kaiser appelieren.
Das zeigte sich, als im
17. Jahrhundert bei einem Streit auf der Lipper Heide die Kugel aus der
Pistole des Moritz von Styrum den Junggrafen Alexander von Broich, den
einzigen männlichen Erben des Grafen Wilhelm Wyrich, tödlich
traf. Das angerufene Reichskammergericht schob den Prozeß wie so
oft „auf die lange Bank“, so daß auch in diesem Fall ein Urteil ausblieb.
Graf Moritz baute 1668 das
Schloss in barocker Manier um. Die heutigen Besuchern vertraute Gestalt,
hat es wohl nach einem Brand 1738 erhalten. Dem Hause Limburg verdankt
das Styrumer Haus auch ein Wappentier.
Den roten Löwen auf
weißem Grund. Er zierte später den Eingang des Styrumer Rathauses,
warb für „Styrumer Löwenbräu“ und wurde Markenzeichen für
den Turnverein und den 1.FC Mülheim-Styrum, und es ist zu vermuten,
daß nach der Spaltung des Fußballclubs „Rot-Weiß-Oberhausen“
wenigstens die Wappenfarben des Ursprungsvereins beibehalten hat. Selbst
im Mülheimer Stadtwappen behauptet sich der Styrumer Löwe, weil
auch zwischen dem Haus Broich und dem Haus Limburg langdauernde und enge
Wirtschaftsbeziehungen bestanden.
Erika, die Pommesfee
(Samstag, 5. Februar 2005)
Fotos folgen nach meinem nächsten Besuch bei Erika
Wenn mich mal der Heißhunger auf was richtig Ungesundes packt, dann schnüre ich meine Schuhe zu, ziehe die Jacke an (oder lasse es sein, je nach Jahreszeit), zähle die Münzen in meinem Geldbeutel und laufe drei Minuten zur Imbissbude "Bei Erika" an der Mülheimer Aktienstraße. Doch das ist keine normale Imbissbude. Sie ist so bekannt, die sie im Samstagsteil "WAZ Wochenende" in der Restaurant-Rubrik "Mahlzeit" vorgestellt wurde. Da steht FOLGENDES:
Preisfrage: Was muss man
als gastronomischer Betrieb anrichten, um eine Punkrock-B and dazu zu bringen,
einem ein Lied zu widmen?
Zu schwere Preisfrage? Na,
Sie glauben doch wohl nicht, dass es sich Punkrocker Abend für Abend
in der "Résidence" gemütlich machen. Das finden weder die Punkrocker
noch die Résidence-Gäste schön.
Nein, wenn Punkrock schmecken
soll, dann röhrt er mitten aus der Friteuse. Und so kommen wir zur
Auflösung. "Eeeeeeeeeerika" besangen "Die Lokalmatadore" jene Dame,
die eine der florierendsten Imbiss-Stuben des westlichen Ruhrgebiets betreibt.
Genauer: Im Punkrock nennt man das "Frittenfee" und fügt noch ein
Wort hinzu, das aber nicht so gut in diese Rubrik passt.
"Die Lokalmatadore" besangen
Erika´s
Braterei zu Recht. Der Laden ist d i e Mülheimer Adresse.
Für die Pommes stehen Fans manchmal bis draußen. Dringend warnen
müssen wir Nichteingeweihte vor den Portionen: Die könnten Hulk
in die Knie zwingen. Normal ist groß, groß ist riesig, doppelt
ist - tja, eine Waffe.
Die Karte ist klassisch:
Currywurst, Buletten, Schaschlik. Vornehmere Kunden fragen nach Putenschnitzeln.
Und zwischen allem Erika: immer lieb, sehr schnell, auch jenseits der 50
noch ne fesche Leggins-Erscheinung, ´ne echte Frittenfee eben.
PREISE: 4 von 5 Punkten -
Angesichts der Mords-Schalen regelrecht schnäppchenhaft.
AMBIENTE: 2 von 5 Punkten
- Ein Imbiss-Stübchen halt, aber korrekt - gibt immer ´ne Zeitung
dabei.
SERVICE: 4 von 5 Punkten
- Geduld braucht man. Schuld sind nicht die Mädels, sondern die vielen
Kunden.
UND SONST: 1 von 5 Punkten
- Bitte kein Risiko im Parkverbot eingehen, (fast) nebenan ist die
Feuerwehr.
Adresse: Erikas Braterei, Aktienstraße 30, 45473 Mülheim, geöffnet täglich von 17 bis 22 Uhr, kein Internetauftritt.
Ein triefender Marketingtext
(Dienstag. 2. März 2005)
"Die Mülheimer sind
heimlich in ihre Stadt verliebt", hieß es bei der Eröffnung
der Ausstellung "Mülheim Memory" im Schloss Broich. Warum eigentlich
nur heimlich? Denn die Stadt Mülheim an der Ruhr vereint so viele
positive Facetten von Wohnen, Arbeiten und Leben, dass man sich nur wohlfühlen
und verlieben kann!
Mülheim, die Stadt
am Fluss, liegt in einer zentralen Lage, innerhalb weniger Minuten erreichen
die Mülheimer die Städte Oberhausen, Essen, Duisburg, Düsseldorf
und Köln. Doch warum in die Ferne schweifen?
Zu den schönsten Seiten
der Stadt gehört sicherlich ihre Nähe zur Natur und somit der
MüGa-Park, der 1992 für die Landesgartenschau angelegt wurde.
Mit zahlreichen Grünflächen, bietet er Rad- und Wanderwege, Brücken,
Spielplätze, Wassertürme, Themengärten, Teiche und Wasserachsen:
Also ein Muss in jeder Jahreszeit.
Ein Augenschmaus und Touristenanziehungspunkt
soll auch das Zukunftsprojekt "Ruhrbania" werden. Mit der Planung von Wohn-
und Arbeitsplätzen direkt an der Ruhr soll ein attraktiver Lebensraum
in Mülheim an der Ruhr entstehen.
Grün ohne Ende in Mülheim
an der Ruhr! Etwa die Hälfte der Stadt besteht aus Wald- und Grünflächen
und bietet daher auch Platz für seltene Pflanzen und Tiere: Wasservögel,
Graureiher und die Kanadagänse geben sich in den Tümpeln, Teichen
und Altarmen der Ruhr ein Stelldichein.
Ruhige Beschaulichkeit ist
jedoch nur eine Facette: Zu Land und zu Wasser bietet die Ruhr und ihre
Umgebung - speziell in den Sommermonaten - eine geeignete Plattform für
eine Vielzahl von Events: "Vol die Ruhr", "Jazz-Festival" und "Drachenboot-Festival"
sind einige der beliebtesten Veranstaltungen. Überregional anerkannt
ist die alljährlich im Ringlokschuppen stattfindende Geburtstagsparty
des interkulturellen Radiosenders "Funkhaus Europa" vom Westdeutschen Rundfunk.
Weitere alljährliche
kulturelle Highlights sind die Theaterfestivals "Stücke" und "Impulse".
Das Theater an der Ruhr pflegt mit vielen Ländern auch über die
europäischen Grenzen hinaus Austausch und Kontakte und schlägt
so Brücken zwischen den Kulturen.
Eine Brücke zwischen
Vergangenheit und Gegenwart schlagen die zahlreichen Museen der Stadt.
Das Leder- und Gerbermuseum dokumentiert den bedeutsamen Wirtschaftsfaktor
der Stadt Mülheim an der Ruhr. 15 Jahre lang haben Bürgerinnen
und Bürger sich für ein Museum engagiert. Erst vor zwei Jahren
ist es ihnen gelungen, in der ehemaligen Lederfabrik Abel an der Düsseldorfer
Straße, heute "Hotel zur Lederfabrik", geeignete Räumlichkeiten
zur Errichtung eines Museums zu bekommen.
Zu einem Städtewahrzeichen
ist das Aquarius Wassermuseum geworden. Der über 100 Jahre alte Wasserturm
in Styrum wurde umgebaut und beherbergt heute ein multimediales Museum.
Ein gläserner Fahrstuhl bringt den Besucher auf die oberen Ebenen,
wo ihn neben einem grandiosen Panoramablick auch ausführliche Informationen
rund um das Thema Wasser erwarten.
Das Tersteegenhaus ist nach
seinem berühmtesten Bewohner benannt und stellt Werke des evangelischen
Predigers und Pietisten aus, der 1769 in Mülheim an der Ruhr verstarb
Sportlich geht es in Mülheim
an der Ruhr ebenfalls hoch her. Die seit Jahren anhaltende Erfolgsgeschichte
des Hockeyklubs HTC Uhlenhorst Mülheim zeigt die intensive Sportbetreuung
und -förderung. Neben Hockey finden in Mülheim auch Golf, Handball,
Reiten, Rudern, Segelfliegen, Taekwondo und Tennis große Beachtung.
Erstklassige Rennen starten auf der Galopprennbahn Raffelberg. Das Sportangebot
wird durch die Neun-Loch-Golfanlage abgerundet.
Shopping in Mülheim
an der Ruhr? Ein wahres Vergnügen, ob in der Innenstadt, im modernen
Einkaufszentrum Forum oder im RheinRuhrZentrum, einem der größten
überdachten deutschen Einkaufszentrum mit kostenlosem Parkplatzangebot,
das auf einem ehemaligen Zechengelände nahe der Stadtgrenze Essen
entstanden ist. Die Geschäftsmeile auf der Schlossstraße und
der parallel verlaufenden Leineweberstraße werden durch kleine, gemütliche
Sträßchen verbunden, in Mülheim die historischen Achsen
genannt.
Party machen in Mülheim
an der Ruhr - auch hier liegt das Gute ganz nah. Während viele Mülheimer
noch vor wenigen Jahren in die benachbarten Städte fuhren, zieht es
nun die Partygäste nach Mülheim, um in der Disco-Meile an der
Sandstraße abzufeiern. Relaxen und im Sommer die Sonne genießen
können die Besucher in den Cafés der Innenstadt.
Kulturell, sozial und landschaftlich
bietet Mülheim an der Ruhr vieles. Aber auch wirtschaftlich ist die
Stadt zu einer guten Adresse avanciert. Handelsriesen wie Tengelmann oder
ALDI haben seit Jahrzehnten ihren Sitz in Mülheim an der Ruhr. Neben
der Wirtschaft hat auch die Forschung hier ihren festen Platz: Zwei Max-Planck-Institute
sind hier beheimatet, die in den Bereichen Kohleforschung und Bioanorganische
Chemie arbeiten.
Mülheim an der Ruhr
- wirklich eine Stadt zum Verlieben.
Anmerkungen:
Eigentlich wollte ich
Texte wie diese unkommentiert hier stehenlassen, aber da diese Zeilen so
dick aufgetragen sind, dass es weh tut, doch ein paar Worte. Wer sie verfasst
hat, konnte mir niemand so genau sagen. Ich fand sie im Programmheft zur
deutschen B-Jugend-Meisterschaft im Ringen, die vom 4. bis zum 6. März
2005 in Mülheim stattfinden. Der Redakteur dieses Heftes gab an (und
das glaubwürdig), den Text hätte die Mülheimer Stadtmarketing
und Tourismus GmbH (MST) geliefert - und mal ehrlich: genauso liest sich
der Text auch. Ein völlig übertriebenes, fernab jegliche Realität
schwebendes Konglomerat falscher Eindrücke. Gut, Mülheim ist
meine Stadt und ich lebe aus verschiedenen, hier auf dieser Seite aufgeführten
Gründen ganz gern hier, aber auf die Schwächen sollte ich doch
noch einmal hinweisen: 1) Mülheim hat eine sehr verdächtige Vergangenheit,
die Jahre zwischen 1939 und 1945 sollten doch Erwähnung finden, 2)
Mülheim als Shopping-Vergnügen zu bezeichnen (in der Schlossstraße
steht jedes dritte Geschäft leer), ist Realsatire, 3) Mülheim
mit den Worten "sportlich viel los" zu beschreiben und dann im nächsten
Satz die Sportarten Segelfliegen und Taekwondo zu erwähnen, ist wahnsinnig
feine Ironie (wenn es die nur wäre), 4) Discomeile ist auch ziemlich
übertrieben, denn das sind nur drei, manchmal vier (die vierte Location
wechselt alle zwei Monate den Besitzer, mangels "Kunden") Läden, von
denen einer noch "Ballermann" heißt - mitsamt entsprechender Kundschaft
(Jürgen Drews und Olaf Henning treten oft hier auf) und 5) das gepriesene
Zukunftsprojekt "Ruhrbania" ist in der Stadt wahnsinnig umstritten! Was
stimmt: die Lage ist sehr zentral, die MüGa ein sehr schöner
Ort, das Theater an der Ruhr wirklich gut und das Aquarius Wassermuseum
tatsächlich ziemlich spannend. Und Aldi ist hier.
Das nur als Ergänzung.
Andi, 2.3.2005
WEM DAS NOCH NICHT ALS "GEGENDARSTELLUNG" REICHT, DEM SEI DER TEXT "SYMPATHISCH SUIZIDAL" VON MEINEM BRUDER ANS HERZ GELEGT. ER STEHT HIER !
Einst der Nabel der Welt
Zwischen Hafen und Wald pulsiert Speldorfer Leben auf der Duisburger Straße
(26. März 2005)
Vor der Industrialisierung
ernteten die Speldorfer an der Ruhr die dicksten Bohnen im Lande. Tief
im Westen der Stadt schlägt noch immer das wirtschaftliche Herz Mülheims.
Bohnen gibt es allerdings nur noch in den Klein- und Hausgärten.
So wie die drei topografischen
Stufen (Lierberg, Brandenberg, Hubertushöhe) den Stadtteil zerklüften
- höchster Punkt ist die Hubertusburg, tiefster die Ruhr -, so ziehen
sich die Speldorfer Gegensätze an: das pulsierende Leben im Gewerbegebiet
Hafen und die unendliche Stille im Broich/Speldorfer Wald, die Ruine des
Tanzpalastes an der Monning und die hochherrschaftlichen Villen im Uhlenhorst
und natürlich die Eisenbahnlinie, die sich wie eine Schneise durch
den Stadtteil schlägt.
Diese Pole, zwischen denen
das Speldorfer Leben stattfindet, sind zugleich Symbole des Wandels. Der
Hafen ist im Umbruch, soll das Gesicht bekommen, das ihm als bedeutendster
Wirschaftsstandort der Stadt gebührt. Rennbahn, Golfplatz, Theater
an der Ruhr und Raffelbergpark - diese einmalige Komposition soll auf der
Ruhrseite vollendet werden. Eine Neuordnung der Gewerbebetriebe an der
Ruhrorter Straße, wenn auch keine Marina, so doch eine Servicestation
für Skipper - Ruhrbania macht's möglich.
Potenziale birgt auch die
Strecke der Rheinischen Bahn, die Zug um Zug zurückgebaut wird. Nur
ein Gleis für den Hafenbetrieb bleibt. Ein Rad- und Fußweg,
der in die Innenstadt führt, ist in der Mache. Die Augen von Stadtentwickler
Rolf Hornbostel funkeln, wenn er sich die riesigen Bahn-Flächen zwischen
Duisburger- und Friedhofstraße anschaut. "Hier kann ich mir eine
schicke Wohnnutzung vorstellen", sagt er. Schlagader Speldorfs ist seit
jeher die Duisburger Straße - mit all ihren Vor- und Nachteilen.
In dem engen Schlauch samt Straßenbahntrasse vermag sich Handel nicht
so recht auszudehnen. Eine Lösung zeichnet sich an dem Nadelöhr
Richtung Broich ab. Eines hoffentlich nicht so fernen Tages soll der düstere
Tunnel zugeschüttet, die Fahrbahn begradigt und das Gleis auf der
gesamten Duisburger Straße in die Mitte verlegt werden.
Das ist Musik in den Ohren
der Speldorfer Kaufmannschaft. Sie hat es nicht leicht im scharfen Wettbewerb
mit der weiter wachsenden Supermarkt- und Handelsmeile längs der Weseler
Straße und dem Aldi an der Hansastraße, der vom Bioladen Sonnenblume
und Melters Weinhaus eingerahmt ist. Die Interessengemeinschaft Speldorf
(IGS) hat aber den Kampf aufgenommen. Gegen Windmühlen? Vorsitzender
Edgar Clemens und Geschäftsführer Hermann Schmitz schütteln
entschieden mit dem Kopf. Sie fühlen eine sanfte Aufwärtsbewegung.
60 Mitglieder hat die IGS derzeit. "Bis zum Ende des Jahres könnten
es 70 sein", sieht Schmitz ein vorsichtiges Wachstum. Die Interessengemeinschaft
hat Gewicht, sind in ihr doch nicht nur die wichtigsten Speldorfer Einzelhändler
organisiert, sondern auch Banken und Gewerbebetriebe.
"Wir wollen den Standort
attraktiv halten", formuliert Clemens das oberste Gebot der IGS. Dazu gehören
die Pflege der über 30 Blumenkübel und die Weihnachtsbeleuchtung
auf der Duisburger Straße wie verkaufsoffene Sonntage und die Beteiligung
an den Zuschauer-Magneten Flockenwegfest und Martinsmarkt. Die Interessengemeinschaft
würde aber liebend gern ein weiteres Arbeitsfeld beackern: das Depot.
Schmitz: "In der Mall fehlt die Sicherheit. Pöbeleien vertreiben die
Kunden." Ein Dorn im Auge ist Clemens der Vorplatz, für dessen Aufpeppung
er seit 1999 streitet. Vergeblich. "Die Straßenbahn gammelt vor sich
hin. Die hätten wir gerne weg oder besser genutzt. Warum nicht als
Currywurst-Bude?", stellt der IGS-Chef in den Raum. Und ein Boxverein,
darin sind sich die beiden Speldorfer einig, gehöre nun wirklich nicht
in eine Einkaufspassage. Wie dem auch sei: Bis auf schicke Schuhe kann
man in Speldorf so ziemlich alles kaufen. Gehobene Küche wie in Mölleckens
Altem Zollhaus, im Tannenhof und Sassenhof verwöhnt Gaumen. Nur in
den Wohngebieten Richtung Uhlenhorst sieht es mau aus mit Einkaufsmöglichkeiten.
Die Zeiten der Metzger und Tante-Emma-Läden an jeder Ecke sind vorbei.
Geblieben ist der kleine "Spar" am Katzenbruch. Hier treffen sich die Ur-Speldorfer
auch gern zu einem Schwätzchen. Die Menschen fühlen sich wohl
in dem früheren Kurort, welcher einst Touristen und Sanatoriumsgäste
von weit her anzog. Magnet ist Speldorf immer noch. Das Theater an der
Ruhr, die Rennbahn und die Wolfsburg sind weit über die Grenzen Mülheims
bekannt. Wer kennt nicht den Fernmeldeturm, der den Autofahrern auf der
A 40 den "Grenzübergang" zu Duisburg signalisiert.
Die Anwesen auf der Prinzenhöhe,
an der Fuchsgrube und am Uhlenhorstweg zeugen davon, dass Speldorf "Nabel
der Welt" war. Nicht zuletzt auch wegen seines Vergnügungsviertels
auf der Monning, das aber an Glanz verloren hat. Wobei der "Ball der einsamen
Herzen" unbeirrt die reifere Jugend zu manch Tanzabenteuer anlockt.
Edgar Clemens und Hermann
Schmitz bedauern, dass man beim Spazierengehen im Raffelbergpark oftmals
ganz unter sich bleibt. "Ein Bootsverleih, das wäre doch was", meinen
sie. Na ja, ein Schwimmbad im Uhlenhorst ist auch schon seit Menschengedenken
im Gespräch. Dafür feierte der HTC Uhlenhorst manchen Erfolg
in seinem malerischen Stadion mitten im Wald. Gern fliegt der Hockey-Ball
auch mal mit Schmackes über den Zaun und trifft, geht die Mär,
die Straßenbahn auf dem Uhlenhorstweg. Und wer dagegen im Raffelberger
Tennisclub an der Akazienallee Aufschlag hat, genießt die Ruhe im
Schatten der Rennbahn und den würzigen Geruch aus den Pferdeställen.
Immerhin: Zentrale Verkehrsprobleme sind gelöst. Die Weseler Straße
ist ausgebaut, die Ruhrorter soll folgen. Die Sanierung der Saarner liegt
in den letzten Zügen. Keine Verwendung hat man bislang für den
Stumpf der Emmericher gefunden. Steter Bürgerprotest verhinderte die
Umgehungsstraße, die das Speldorfer Zentrum entlasten sollte. Vor
der Lutherkirche ist ein Platz geplant. Mit der Schließung der Süßwarenfabrik
Wissoll haben sich Verkehrsprobleme rund um die Tengelmann-Zentrale von
allein gelöst. Was aus dem alten Produktionsgemäuer werden soll,
steht in den Sternen. Zumindest haben die Tengelmänner ihr Hauptquartier
seit Ende 2004 beleuchtet - mit dem grünen Band der Hoffnung.
Frank Meßing
Die Herrschaft wurde zum Vorort mit Wohnwert
Entwicklungs-Flächen: Broicher Mitte und Bahngelände
(2. April 2005)
Eigene Eindrücke und Fotos werde ich demnächst an dieser Stelle einfügen!
Broich war einst hochherrschaftlich,
war der Mittelpunkt einer Region. Vorbei, die Zeiten. Heute ist Broich
bloß noch Stadtteil. Citynah und doch mit hohem Wald-Anteil, mittelständisch
geprägt, ohne große Industrieflächen, ohne gewachsenes
Zentrum. Broich, sagt Hans A. Wunder, der Vorsitzende des Bürgervereins,
"ist irgendwie eine Symbiose. Aber eine gute."
Über 14 000 Menschen
leben zwischen Ruhrufer und Böllerts Höfe, Duisburger und Großenbaumer
Straße. Und sie leben überwiegend gut dort. Das meint zumindest
Wunder. "Ich will die Speldorfer nicht abwerten. Aber wir liegen zwischen
Saarn und Speldorf", sagt Wunder. Und meint das nicht nur räumlich.
Eine Spur Lokalpatriotismus schwingt da mit. Und Stadtteil-Frotzelei.
Broich sei schon besonders,
glaubt auch Rolf Hornbostel, der Leiter der Stabsstelle Stadtentwicklung
und Statistik. Man ahnt es, er meint es etwas anders: "Hier liegen wichtige
Infrastruktureinrichtungen für die ganze Stadt." Müga und Schloss
Broich zählt er dazu, die Stadthalle, den Ringlokschuppen, die Volkshochschule
und auch den Betriebshof der MVG - was alles weniger mit Broicher Verdiensten
zu tun hat, sondern mit historischer Entwicklung.
Urheberrecht können
die Broicher allerdings für ihre Neue Mitte beanspruchen. Die thront
seit dem 17. Mai 2003 an der Prinzess-Luise-Straße, wuchtig von der
Gagfah in Stein und Beton gesetzt. "Das ist eine echte Aufwertung für
Broich", meint Wunder. Über Jahre hatten die Politik vor Ort, Bürgerverein
und Broicher Interessengemeinschaft das Projekt eingefordert und angetrieben.
Lebensmittel und Lotto, Optiker und Apotheke, Reinigung und Imbiss hat
die Mitte unter ihrem Dach vereint, bietet Platz für Wohnen, Praxen
und Büros und verzeichnet noch Leerstände. "Ende April will die
Gagfah die Hosen wegen des zweiten Bauabschnitts runterlassen", sagt Wunder.
"Es wird Zeit, dass das Ding gebaut wird. Sonst leidet die gesamte Qualität
der Broicher Mitte."
Eingezäunte Wildwuchs-Brache
ist das Gelände jenseits der Bülowstraße noch. Die Sparkasse
hatte während der Bauphase dort ihr Behelfsquartier. Dass dort weitere
Ladenflächen entstehen, glaubt selbst Wunder nicht. Die Konjunktur
lässt wohl eher Wohnraum erwarten. Sollte sich vorerst baulich nichts
tun, "muss da wenigstens ein Parkplatz hin", fordert er. Denn mit dem Parken
haben die Broicher in der Mitte so ihre Not. Ebenso wie mit den Leerständen
an der Duisburger Straße. "Aber die als Handelsstraße wieder
aufleben zu lassen", fürchtet Wunder, "ist kaum machbar".
Ein anderes Ärgernis:
Die alten Schienen der Linie 102 am Haagerfeld. Die Bahn fährt seit
Jahren über die Prinzess-Luise-Straße, ihre Gleise blieben zurück.
Daran, schätzt Wunder, "wird sich auch erst mal nichts ändern".
Über 200 Selbständige
haben ihre Läden und Betriebe im Stadtteil. "Hier kann man gut einkaufen",
wirbt Wunder. Auch wenn die Statistik anderes sagt. Nur 16 Nahversorgungsbetriebe
führt sie auf, mit 0,39 qm Verkaufsfläche je Einwohner liegt
Broich unter dem städtischen Durchschnitt. Die althergebrachte Nähe
zur Stadt mit ihren Einkaufsmöglichkeiten macht sich eben auch im
Handel bemerkbar. Wobei Edeka Paschmann in die Neue Mitte zog und auch
Plus investiert. Vom Neubau am alten Standort Prinzess-Luise-Straße
stehen bereits die Grundmauern.
Mit den gelbgetünchten
Häusern rund um die Salierstraße hat Broich ein Siedlungskleinod
aus den 20er Jahren. 1991 übernahm der MWB die 220 Wohneinheiten vom
Deutschen Ring, beendete Privatisierungs-Ängste. Ansiedlungsbereich
war Broich vor allem in den 70er Jahren. Damals wurde quadratisch, praktisch
rund um den Strippchens Hof der Wohnpark Uhlenhorst aus den Feldern gestampft.
"Das war die letzte größere Freifläche", sagt Hornbostel.
Zumindest fürs Wohnen. Knapp sieben Hektar Entwicklungsfläche
bietet Broich an seinem alten Bahnhof. Verfall bestimmt heute das Bild.
Doch die ersten Veränderungen sind absehbar. Die Feuerwehr wird hier
ihre neue Hauptwache bauen. Die Rheinische Bahnstrecke wird zurückgebaut.
Wo Schienen liegen, sollen künftig Radler und Spaziergänger gen
Müga streben.
"Hier muss ein städtebaulicher
Abschluss gefunden werden. Da sollte modernes Gewerbe Einzug halten. Das
Gelände darf man nicht mit Rumpelfirmen zumachen", postuliert Hornbostel.
Und: "Nur Gewerbe schafft es, Zuwanderung zu initiieren. Schöner Wohnen
allein reicht nicht." Die Zutaten dazu hat Broich aber auch aus Hornbostels
Sicht allemal . Die Lage nah der Ruhr ist vorteilhaft, der Waldanteil hoch.
Das hebt den Freizeitwert." "Ganz wichtig und ganz schön" ist für
den Stadtentwickler der Steinbruch Rauen. - aber leider auch nicht zugänglich.
"Da müssen endlich Konzepte entwickelt werden. Aber da hat die Familie
Rauen ja auch schon ganz gute Ideen. Das ist eigentlich ein idealer Tummelplatz
für Privatinvestoren", glaubt Hornbostel. Ein anderer Ort hat es Hans
A. Wunder ebenso angetan. Der Broicher Friedhof. "Der ist landschaftlich
reizvoll." Vor allem aber steht er auch Besuchern "zum Verweilen und Spazierengehen"
offen.
Jörn Stender
Ein Geländespiel für Jugendliche zwischen 12 und 16
(28. April 2005)
Der offizielle Werbetext der MST (Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH):
Spannung, Spaß und
Action für Schulklassen und Jugendgruppen bietet das neue Stadtspiel
- die "Mülheim-Rallye" - für Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren.
Mit dem von der MST entwickelten neuen Angebot lassen sich die Highlights
in Mülheim an der Ruhr entdecken.2
"Mit der "Mülheim-Rallye"
hat die MST ein weiteres kinder- und jugendfreundliches Angebot geschaffen
- den Kindern und Jugendlichen der Stadt fühlen wir uns verpflichtet,
betont Inge Kammerichs, Leiterin der Tourismusabteilung.
Mit einer Einführung
beginnt die Rallye: Kleinere Teams erkunden dann selbständig die Stadt
und lösen knifflige Aufgaben "ihres" Spezialgebietes. Die Themengebiete
umfassen sowohl die Bereiche Geschichte, Persönlichkeiten und Wirtschaft
Mülheims als auch die Sachgebiete Unternehmer, Kultur und natürlich
die Ruhr.
Warum die Ruhrschifffahrt
1890 eingestellt wurde und welches im Stadtteil Mintard liegende Gebäude
älter als Schloss Broich ist, sind zum Beispiel einige der insgesamt
36 spannenden Fragen.
Gefordert sind bei der Rallye
viel Eigeninitiative, gutes Schuhwerk und ein wachsames Auge. Dafür
erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen lebendigen Eindruck von
Mülheim an der Ruhr. Ein Mülheim-Quiz rundet die Rallye zum Ende
ab.
Der "Alles-Mülheim-Preis"
winkt den Jugendlichen, die die meisten Fragen beantworten, und alle Teilnehmerinnen
und Teilnehmer erhalten die "Rallye-Urkunde" für Mülheim-Experten.
Die Kosten betragen für
eine Mülheim-Rallye pro Gruppe 85 Euro (inklusive Materialien).
Und das schrieb ich im WAZ-Lokalteil über diese "Rallye" am 27. April 2005:
Mit dem Fragebogen durch
die Stadt
- MST probiert neue Rallye
mit der Internationalen Klasse der Karl-Ziegler-Schule aus -
Welches bekannte Lied
schrieb der Broicher Heimatforscher und Dichter Hermann Adam von Kamp?
Na, hätten Sie's gewusst? Diese und andere Fragen gehören zum
neuen Stadtspiel "Die Mülheim-Rallye" für Jugendgruppen zwischen
12 und 16 Jahren.
Im Wasserbahnhof duftet
es nach Pommes. An den Tischen sitzen 33 Karl-Ziegler-Schüler, Lehrerin
Annette Lostermann-de Nil und die Spiel-Erfinder der Mülheimer Stadtmarketing
und Tourismus (MST) und lassen es sich schmecken.
Die Internationale Klasse
der Karl-Ziegler-Schule ist die erste, die das neue Spiel ausprobiert.
Ein "Mülheim-Memory" und ein "Kinderquartett" für jüngere
Kinder gibt es schon, und jede Grundschule hat darauf zurückgegriffen.
Nun sind die Älteren dran. Sechs Gruppen haben sich gebildet, jede
muss ein Themengebiet beackern, wie zum Beispiel "Die Ruhr", "Wirtschaft"
oder "Unternehmer". "Wann war die Ruhr der meistbefahrene Fluss Europas?"
lautet eine Frage. "Welches Gebäude beherbergt die größte
begehbare Camera Obscura der Welt?" eine andere. Die Antworten stehen im
Stadtgebiet auf Schautafeln - oder müssen erfragt werden.
Für jede richtige Antwort
gibt es zehn Punkte - und selbstverständlich ist bei den Teams der
Jubel bei jedem "Stimmt" von Spielleiter Stephan Haas groß. Die Schüler
kommen aus 13 Nationen und von allen Kontinenten. Nika aus Georgien zum
Beispiel ist seit vier Monaten in Deutschland - und sein Deutsch
schon gut. Zum Abschluss gibt es für jedes Team einen Fragebogen,
der spontan auszufüllen ist. Eben mit der "Kamp-Frage". Am Ende macht
Team drei das Rennen, mit Schülern aus Kamerun und Kongo. Es gibt
MST-Mützen und eine von OB Mühlenfeld unterschriebene Urkunde.
Doch der Lerneffekt zählt. Mit dem Spiel will die MST auch Schulgruppen
auf Klassenfahrt erreichen. Was lediglich fehlt, sind Fragen zu Mülheims
Vergangenheit im Nationalsozialismus.
Und welches Lied schrieb
Hermann Adam von Kamp nun? "Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten
blühen", "Alles neu macht der Mai", "Veronika, der Lenz ist da" oder
"Im Frühtau zu Berge"? Na? Richtig ist Antwort B. aer
Weitere Infos: MST GmbH,
9 60 96 32.
Beispielfragen (jeweils sechs pro Gruppe):
Team 1 - GESCHICHTE
Frage 2: Auf dem
Kirchenhügel befand sich über viele Jahrhunderte eine Burg, die
mehrfach Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen war. Von dieser
Burganlage der "Herren von Mulenhem" ist nichts mehr zu sehen. Aus der
einstigen Burgkapelle entstand die Petrikirche, die Hauptkirche der Stadt.
Wann wurde die Petrikirche zu einer evangelischen Kirche?
Frage 3: Während
die Burg auf dem Kirchenhügel komplett verschwunden ist, findet ihr
etwas erhöht auf der anderen Seite der Ruhr eine ziemlich gut erhaltene
Burg. Das Schloss Broich ist die älteste, jemals vollständig
ausgegrabene Burganlage Westeuropas und die einzige noch erhaltene Festung
nördlich der Alpen aus der Zeit der Karolinger (751 bis 911). Wann
wurde das Schloss Broich ursprünglich erbaut?
Team 2 - DIE RUHR
Frage 2: Auf der
Schleuseninsel befindet sich auch eines von sieben Rückpumpwerken
- das Rückpumpwerk Kahlenberg. Bei geringer Wasserführung kann
der Fluss notfalls rückwärts fließen. Wann geschah das
zum letzten Mal?
Frage 5: Gleich zwei
Museen im Stadtgebiet behandeln das Thema Wasser: Haus Ruhrnatur auf der
Schleuseninsel und das beliebte Aquarius Wassermuseum. In welchem Gebäude
ist das Aquarius Wassermuseum untergebracht?
Team 3 - WIRTSCHAFT
Frage 1: An der Aktienstraße
liegt an der Ruhr die Friedrich-Wilhelms-Hütte, eine der wichtigsten
Zeuginnen der frühen Wirtschafts- und Industriegeschichte im Ruhrgebiet.
1811 wurde sie von Johann Dinnendahl als mechanische Werkstatt gegründet.
Wodurch begann hier 1848/49 die großtechnische Eisenerzeugung im
Ruhrgebiet?
Frage 5: Die wirtschaftliche
Entwicklung des Ruhrgebietes begann mit dem Kohleabbau. Die ersten Zechen
entstanden an den Ruhrhängen. Nach der Schiffbarmachung mittels der
Schleusen war die Ruhr durch den Kohlentransport der meistbefahrenste Fluss
Europas. Wann war das?
Team 4 - UNTERNEHMER
Frage 3: An der Schleuseninsel
findet ihr einen Hinweis auf einen bekannten Mülheimer Industriepionier,
nach dem eine nahegelegene Straße benannt wurde. Dort stand die von
ihm 1791 errichtete Fabrik. Es war erst die zweite Fabrik auf dem europäischen
Festland. Wie hieß der Industriepionier?
Frage 5: In Mülheim
entstanden nicht nur wichtige Industriebetriebe. Die Stadt ist ebenfalls
bekannt für ihre Handelsunternehmen. Wilhelm Schmitz gründete
zusammen mit Ludwig Lindgens 1857 ein Handelsunternehmen, welches er nach
dem Ausstieg seines Partners 1867 mit seiner Ehefrau Louise Scholl unter
dem Namen "Wilhekm Schmitz-Scholl Colonialwaren" weiterführte. Welche
für ihr umweltpolitisches Engagement bekannte Unternehmensgruppe mit
rund 185.000 Beschäftigten weltweit entwickelte sich aus diesem Familienbetrieb?
Team 5 - PERSÖNLICHKEITEN
Frage 4: Das Heimatmuseum
im Gerhard-Tersteegen-Haus in der Altstadt gegenüber der Petrikirche
erinnert an den nebenan geborenen Arzt und Dichter Carl Arnold Kortum (1745-1824),
der durch ein komisches Epos bekannt wurde. Dem Helden des heute noch erhältlichen
Buches ist eine kleine Statue an der Friedrichstraße, Ecke Bachstraße,
gewidmet. Welchen Namen trägt diese Kunstfigur?
Frage 6: Im Stadtteil
Holthausen befinden sich zwei renommierte Forschungs- und Ausbildungsstätten:
Die Max-Planck-Institute für Kohlenforschung und für bioanorganische
Chemie. Wie hieß der zweite Direktor des Max-Planck-Institutes für
Kohlenforschung, nach dem eine Schule in Mülheim benannt wurde und
der 1963 den Nobelpreis für Chemie erhielt?
Team 6 - KULTUR
Frage 3: 1842 wurde
das erste Rathaus Mülheims in der Innenstadt nahe der Ruhr gebaut.
Der knapp 60 Meter hohe Rathausturm ist ein Wahrzeichen der Stadt. Welches
Museum - das einzige seiner Art in Deutschland - befindet sich seit 1977
im Rathausturm?
Frage 4: Im Jahr
1897 errichteten ehemaligen Hauptpostamt an der Wallstraße befindet
sich das städtische Kunstmuseum. Hier werden hauptsächlich expressionistische
Werke präsentiert. Wann wurde die alte Hauptpost zum Kunstmuseum umgestaltet?
Das Mülheim-Quiz
(zum Ankreuzen für jede Gruppe)
Frage 5: Aus welchem
Land stammte der am 1. Mai 1901 gestorbene und auf dem alten Friedhof des
Stadtteils Holthausen beerdigte Prinz Equalla Deido?
a) Kambodscha, b) Kamerun,
c) Kolumbien, d) Kroatien
Frage 6: Neben den
Ruhrauen erhebt sich der Auberg. Auf einer versteckt im Auberg liegenden
Wiese gedeihen seltene Gewächse. Für welche Pflanzenart ist diese
Wiese bekannt?
a) Auberginen, b) Edelweiße,
c) Pimpernellen, d) Orchideen
Ein ganzer Stadtteil pflegt das Wir-Gefühl
Dümptener Hoffnungen: A-40-Center, Umgehungsstraße und neues Leben fürs alte Zentrum
(28. April 2005)
Freitag, 10.15 Uhr. Auf der
Mellinghofer Straße vor dem Hotel Kuhn tröpfelt der Verkehr.
Die Autos sind an einer Hand abzuzählen. 50 Meter weiter baut Mülheim
am Endstück der Ortsumgehung und einem 18-Mio-Euro-Projekt. Und auch
an der Dümptener Zukunft. Das "Königreich" soll ein neues Zentrum
bekommen."Königreich Dümpten" - bei der Google-Suche im Internet
bringt es das Begriffspaar auf immerhin 494 Ergebnisse. Die hohe Trefferzahl
ist durchaus Zeichen für Vorort-Selbstverständnis. Das "Königreich"
ist zwar nicht mehr in aller Munde, aber es existiert noch. Im Netz. Und
in den Köpfen. "Der Stadtteil ist nach dem zweiten Weltkrieg stark
gewachsen. Der Begriff steht für Wir-Gefühl", glaubt Dirk H.
Hübner.
Vorsitzender des Dümptener
Bürgervereins ist Hübner. Und quasi qua Amt Lokalpatriot. "Wir
haben den neuen Friedhof hingekriegt. Wir haben die größten
Sportvereine. Wir haben die Entlastungsstraße hingekriegt. Dümpten
ist in den letzten Jahren ganz schön weit voran gekommen." Selbstredend:
Dümpten hat - mit 600 Mitgliedern - auch den größten Bürgerverein
und eine starke Werbegemeinschaft. 111 Mitgliedsbetriebe sind aktuell verzeichnet
bei der WIK, der Werbegemeinschaft Wir im Königreich. Und auch St.
Barbara, die Pfarre des rührigen Stadtdechanten Manfred von Schwartzenberg,
gehört zu den größten im Bistum.
Allein: am "königlichen"
Image ist noch einiges aufzupolieren. "Dümpten wird oft unterschätzt.
Der Stadtteil ist viel grüner eingebunden als man so denkt. Das Hexbachtal
hat einen hohen Erholungswert", glaubt Klaus Beisiegel. Der Referent der
Baudezernentin lebt im Stadtteil. Und er fährt mit dem Rad zur Arbeit,
tägliche Bergwertung inklusive. Wer Zehntweg, Mühlen- und Gathestraße
kennt, weiß, dass man andernorts geruhsamer hin und zurück kommt.
Oben auf der Höhe,
da liegen die Wohnviertel. Viel 60er-Jahre-Einerlei ist dabei: die Schlichtbauten
der bald freigezogenen städtischen Notunterkunft an der Sellerbeckstraße,
die Wohnblöcke an Heidkamp und Schildberg. Altes Bauern- und Zechenland
war Dümpten. An Gruben-Zeiten erinnern höchstens noch Ausbau-Bögen
auf Kreisverkehrsinseln oder Kneipen, die "Im Pütt" heißen.
"Dümpten hat das Problem
mit zwei Mini-Zentren. In Oberdümpten und unten an der Mellinghofer",
meint Beisiegel. An der Oberheidstraße halten sich noch die klassischen
Nahversorger: Lebensmittel-Markt, Reinigung, Drogerie, Frisör. Einige
Höhenmeter tiefer und 750 Meter Luftlinie weiter soll rund um das
historische Bürgermeisteramt, längst auch Bürgertreff, das
neue Stadtteilzentrum Gestalt annehmen, soll sich "Leben entwickeln", wie
Beisiegel hofft. "Um dort ein Zentrum zu generieren, müssen wir die
Wohn- und Aufenthaltsqualität verbessern und den Bestand an der Mellinghofer
Straße pflegen", ist Rolf Hornbostel sicher. Erste Grobentwürfe
hat der Leiter der Stabsstelle Stadtentwicklung bereits stricheln lassen.
Als Allee präsentiert sich die Mellinghofer Straße da, mit viel
Raum zum Flanieren, zum Platz aufgeweitet. "Vielleicht kann man ja dort
einen Markt installieren."
Die Zukunfts-Visionen stehen
zur Planung an, wenn die Ortsumgehung funktioniert. An ihr hängen
die Hoffnungen lärmgeplagter Anwohner. Und die Sorgen der verbliebenen
Einzelhändler. Sie fürchten, endgültig vom Geschäft
und den autofahrenden Kunden abgekoppelt zu werden. Vom Durchgangsverkehr
befreit werden soll die einstige Hauptachse bis zum Sommer, wenn die Mannesmannallee
endlich fertig durchgebaut ist. Den Marktriesen Media-Markt und Roller,
Aldi, Lidl, Edeka und Metro führt sie bislang schon den Verkehr zu.
Das A-40-Center Am Heifeskamp soll sie ebenso bedienen. Wenn es denn in
zwei, drei Jahren auf dem Gelände steht, das jüngst der städtische
Abwasserbetrieb und die einst so heiß umkämpfte MEG-Schadstoffannahmestelle
räumten.
"A-40-Center", das ist noch
ein Arbeitstitel", sagt Frank Herrmann, Vorstand des Düsseldorfer
Projektentwicklers Mediconsult. 1000 Parkplätze und 15 000 qm Nettoverkaufsfläche
sollen im Fachmarktzentrum realisiert werden. Der Ankermieter, ein SB-Warenhaus,
soll 7000 qm belegen und kleinere Geschäfte andocken. "Wir sind in
den Abstimmungen auf den letzten Millimetern", sagt Herrmann. Vier Baugenehmigungen
sind in der Endabstimmung, den Haupt-Mietvertrag will er "in den nächsten
zehn Tagen unterschrieben haben" und "so schnell wie möglich mit dem
Bau beginnen". Ursprünglich, gesteht der Projektentwickler, "waren
wir von einem anderen Timing ausgegangen. Aber die Dinge waren komplexer
als gedacht."
Der Handel - er tut sich
auch andernorts schwer. Das kleine Ladenzentrum im Bereich Auf dem Bruch
musste Wohnungsbau-Projekten weichen. Die treten auf der Stelle. Juristischer
Streit unter den beteiligten Firmen zeichnet sich ab, was die Entwicklung
nicht gerade beschleunigen dürfte.
Eingebunden werden will
der Bürgerverein in die Gestaltung der Mellinghofer Straße.
Zu den Dränglern in puncto Netzsperre (sie soll den Durchgangsverkehr
auf die Ortsumgehung zwingen) gehört Hübner nicht: "Das kann
man entscheiden, wenn das Fachmarktzentrum in Betrieb ist. Dann sieht man,
wie der Verkehr läuft."
Jörn Stender
- Anreißer auf Seite
1 -
Glühwein und Geschenke
Saarner Nikolausmarkt ist jedes Jahr
ein großer Mülheimer Treffpunkt
Das Handy klingelt. Inmitten
des ganzen Trubels. Es ist laut. Schon mittags um eins strömen
die Massen über den Saarner Nikolausmarkt. "Wo seid Ihr gerade? Habt
Ihr bei Auto Wolf oder an der Sparkasse angefangen?", lautet die Frage.
"Bei Auto Wolf." "Okay, wir kommen jetzt dorthin." Eine typische Szene
an diesem Dienstagnachmittag. Typisch Markt.
Die Düsseldorfer Straße.
Malerisch, Kopfsteinpflaster, schön. Alltags wird es in Hauptzeiten
schon einmal eng. Heute auch. Aber nicht mit Autos. Treffpunkt Auto Wolf,
an der Ecke zur Kölner Straße. "Was, auch wieder hier?" Eine
Frage, die hier jeder Besucher nicht nur einmal stellt. Saarner Nikolausmarkt,
das bedeutet sehen und gesehen werden. Saarner Nikolausmarkt, das bedeutet
Glühwein trinken, Saarner Nikolausmarkt, das bedeutet Geschenke kaufen.
Das Handy klingelt wieder.
"Hallo? Wir haben gerade jemanden getroffen und kommen später", krächzt
es auf der anderen Seite des Hörers. So ist das eben in Saarn. Hier
treffen sich ehemalige Schulkollegen, die sich nur einmal pro Jahr sehen
- eben hier. Hier treffen sich die Saarner Vereine, Verbände und Gemeinden.
Beim Glühwein ob mit oder ohne alkoholisch hochprozentige Zugabe,
ob beim Kinderpunsch oder Kakao - die kleineren Streitigkeiten des Jahres
sind schnell vergessen. Blick zum Himmel. Herrliches Wetter. Schade, dass
kein Schnee mehr liegt, wobei das fast schon zu idyllisch gewesen wäre.
Es ist knackig kalt, so dass jedes warme Getränk eine willkommene
Abwechslung ist. Nur die wenigsten greifen auf kühles Bier zurück.
Nun klingelt das Handy nicht
mehr. Gefunden. Bei Auto Wolf. Nun kann es losgehen. Losgehen mit der Tour
auf dem Nikolausmarkt. In Richtung Sparkasse.
- Fortsetzung auf Seite
3 -
Sogar die Klostertropfen
schmecken
Reichhaltiges Angebot beim Saarner
Nikolausmarkt von Bäh-Broten bis zu Hutverkäufern. 320 Lichterketten
beleuchteten die Düsseldorfer Straße. Letzte Glühwein-Runde
um 21.30 Uhr
Von Andreas Ernst
Ein Renner ist er, dieser
Saarner Nikolausmarkt. Mittags um eins, abends um neun. Am Anfang der Düsseldorfer
Straße und auch am Ende.
Die ersten Meter, ab Auto
Wolf. Es geht in Richtung Dorfkirche. Hier ist der erste große Markt-Schwerpunkt.
Laut brüllen vier Jungs: "Die echten Saarner Klostertropfen! Immer
hier!" Klostertropfen, ein Kräuterschnaps. "Die schmecken eigentlich
nur auf dem Nikolausmarkt", sagt der Saarner Leo Werry. Der Spendenstand
für die Gemeinde im Bistum El Quiche´ steht direkt daneben.
"Wir machen das nun im 19. Jahr", sagt Elfi Lohr. Sie trägt eine rot-weiße
Nikolausmütze und rührt gut gelaunt im dampfenden Kochtopf herum.
Und weiter geht's. An manchen Stellen ist kaum ein Durchkommen. Treffpunkt
zwei für die Besucher ist der Marktplatz. Auf dem Weg dorthin geht
es vorbei an Buden, Buden und nochmals Buden. Überall gibt es Glühwein,
in zahlreichen Ergänzungsvariationen. Kakao ist auch sehr beliebt.
Die Marktbummler futtern Waffeln, Bäh-Brote, Würstchen, Mettwurst-Brote,
Currywürste, an einem Stand gibt es sogar Eisbein. Es gibt Keramikstände,
Hutverkäufer, Schmuck, Geschenke, Gebasteltes.
An der Straßenecke
zur Lehnerstraße steht der Nikolaus. Diesmal im Kostüm des Bischofs
von Myrna und nicht in Rot und Weiß. Da guckt so manches Kind erst
einmal verdutzt. Manche Clique zieht von Stand zu Stand.Das ehrgeizige
Vorhaben: überall einen Glühwein trinken. Eine wirklich unlösbare
Aufgabe.
In der Dunkelheit entwickelt
der Nikolausmarkt seinen ganzen Charme. Wenn der Atem sichtbar wird, wenn
nur noch eine Mütze vor frierenden Ohren schützt, wenn Handschuhe
kalte Finger wärmen müssen, wird der Spaziergang noch schöner.
Vergessen ist die Arbeit, dass der Wecker früh klingelt. 320 Lichterketten
mit 61 440 Birnen beleuchten die Straße.
Um punktgenau 21.30 Uhr
ist Schluss. Wie in jedem Jahr. Doch nach dem Markt ist vor dem Markt.
Und der Mittwoch, 6. Dezember 2006, ist schon jetzt bei vielen vorgemerkt
- jede Wette.
ANMERKUNG: Dieser Text mit einer doppelten Erzählebene stand tatsächlich so in der WAZ - mit in Kursiv gedruckten Passagen
Von Andreas Ernst
An meine ersten Schritte im Schloss Broich kann ich mich noch gut erinnern. Dritte Klasse, 1987, meine Grundschullehrerin hieß Frau Seydlitz. In Zweierreihen stapften wir durch die Flure. Erstaunt stand ich im Heimatmuseum vor den Vitrinen. Vor Kugeln, Scherben, Bildern, Münzen, Modellen. Mit Ehrfucht setzte ich meine kleinen Füßchen auf die alten Steine, auf die Ringmauer. Wie alt ist das hier?
70 Jahre alt ist Prof. Dr. Dr. Günther Binding inzwischen. Im langen schwarzen Mantel hat er sich auf den Weg nach Mülheim gemacht, auf Einladung des Geschichtsvereins. Seine Ledertasche lässt er im Erdgeschoss des Broicher Schlosses und stapft die Wendeltreppe des kleinen Heimatmuseums hinauf. In der ersten Etage erblickt er sofort die Modelle zur Ausstellung "Leben in der Burg". Wie sah es im 11. Jahrhundert in Broich aus? Ein kurzer Blick. "Also dieses Detail ist falsch. Die Toilette stand woanders. Sonst: gut", sagt Günther Binding. Im nächsten Raum hängt ein Kettenhemd aus dem 15. Jahrhundert. Ja, die gab es wirklich.
Damals gab es ein Schulfest. Wir wollten etwas Besonderes vorführen - und erarbeiteten gemeinsam einen Aufsatz über die Geschichte des Schlosses. Ich durfte ihn auswendig lernen und den "Fremdenführer" spielen - aufgezeichnet von einer Videokamera. Im Hintergrund die Ausgrabungen, im Vordergrund mein Gesicht, im Lautsprecher der Text.
Bindings Entdeckungen sind 40 Jahre alt. Der Archäologe forschte ab 1965 in Broich, fand Reste des Bergfrieds und legte die Ringmauer frei. "Eine Sensation damals", sagt Binding, der jahrzehntelang an der Universität Köln lehrte. 15 Mitglieder des Mülheimer Geschichtsvereins folgen auf Schritt und Tritt, lauschen den Geschichten des Professors. Die Historie des Schlosses hat er noch drauf. 883/84 war Broich eine Befestigungsanlage gegen die Normannen, vor 1180 bis 1240 eine Wehranlage mit Ringmauer, um 1400 ein gotischer Palais, ab 1644 eine Residenz von Graf Wirich. Wie und wann wurde das Schloss umgebaut? Nicht verzagen, Binding fragen. "Eine Bitte habe ich", sagt Binding und blickt ein wenig traurig. "Macht das Efeu weg. Das zerstört die Mauer." Dr. Hans Fischer vom Geschichtsverein beruhigt: "Die Oberbürgermeisterin ist Historikerin."
An den Sachkunde-Unterricht werde ich mich lange zurück erinnern. Ich laufe über die Mauer und fühle mich ganz so wie ein Neunjähriger. Wie in einer Zeitmaschine. Ich glaube, ich werde den Keller meiner Eltern durchsuchen. Vielleicht liegt der Aufsatz irgendwo.
Immer noch auf der Mauer. Einfach die Augen schließen und sich weites Land vorstellen. Grünes Land. Irgendwo dahinten ist das Kloster Saarn. Oder ein anderes Schloss. So langsam entsteht die Stadt. Binding erzählt von Rittern, Ausfalltürmchen, Toilettenhäuschen. "Da haben sie reingeschissen", sagt Binding. Alle lachen. "Die Ruhr war die Grenze zwischen Sachsen und Franken." Sachsen! Franken! Jetzt steht Binding dort, wo ich einst meinen Text aufsagte. Mitten in die Kamera.
Den Videofilm habe ich leider nie gesehen.
... mich als Eppinghofer outete
Nachzulesen in der WAZ Mülheim (40.000 Exemplare) am Samstag, 13. Januar 2007
Es war ein Mittwochmittag
(glaube ich) in der Redaktion, als ich mit der Idee eines Arbeitskollegen
konfrontiert wurde. "Wir machen", sagte er, "eine Themenseite zum Stadtteil
Eppinghofen." Eppinghofen, Viertel hinter dem Bahnhof, Mülheims Problem-Stadtteil
im neuen Jahrtausend. Und auch mein Stadtteil. Naja, eigentlich
bin ich ja - Mülheimer, aufgepasst! - Broicher. Mein erstes Lebensjahr
verbrachte ich in der Stadtmitte, vom 2. bis zum 23. wohnte ich dann in
Broich, erst in der elterlichen, dann in der ersten eigenen Wohnung. Doch
irgendwann wurd's zu klein. Und über verschlungene Pfade fand ich
dann nach Eppinghofen. In eine Arbeitergegend.
Eppinghofen, was sagt
eigentlich das Netz dazu? Eine Eppinghofer Werbegemeinschaft (also einen
Zusammenschluss der Geschäftsleute), wie in so vielen anderen Mülheimer
Stadtteilen, gibt es nicht. Einen Unterpunkt "Eppinghofen" auf der städtischen
Homepage suche ich ebenfalls vergeblich. Gar nicht so leicht. Von verschiedenen
Seiten suche ich mir die Informationen mühsam zusammen.
Eppinghofen also, eine Themenseite.
"Weißt Du was", sagte ich zu meinem Arbeitskollegen, "ich kann doch
was aus der Ich-Perspektive schreiben." Gesagt, getan, gebongt. "Gute Idee",
antwortete er, "mach mal." Es wurden dann zwar nur ein paar Zeilen, aber
gemeinsam mit zwei Lokalpolitikern und Zarko, dem Wirt meiner Stammkneipe,
bin ich nun einer der bekanntesten Eppinghofer.
Was ergibt nun ein Spaziergang
durch meinen Stadtteil? Eppinghofen beginnt direkt hinter dem Taxi-Ausgang
des schäbigen Mülheimer Hauptbahnhofs. Die Eppinghofer Straße
(die Eppinghofen mit der Innenstadt verbindet, übrigens liegt die
WAZ-Redaktion an der Eppinghofer Straße 1-3) wird in den reicheren
Stadtteilen etwas abfällig als "Mini-Istanbul" bezeichnet. Warum?
Döner-Laden reiht sich an Döner-Laden, nur unterbrochen von türkischen
Frisören, Cafés und Gemüsegeschäften. Ist das schlimm?
Nein, auf gar keinen, wirklich GAR KEINEN Fall. Hier auf den Straßen
ist immer etwas los und wer etwas genauer hinschaut, entdeckt auch ein
afrikanisches Geschäft. Hier läuft sich Eppinghofen über
den Weg. Weiter spazieren: Einfamilienhäuser gibt es hier fast gar
nicht. Hier wohnen - ähnlich wie in Styrum - die Arbeiter, schon immer.
Früher diejenigen, die in der Zinkhütte schufteten, jetzt diejenigen,
die bei Siemens oder Mannesmann arbeiten - oder auch solche, die morgens
per Bahn in die Nachbarstädte pendeln. Die Kneipendichte ist auch
nicht zu verachten. Innerhalb von fünf Fuß-Minuten von meiner
Wohnung entfernt sind "Bürgergarten", "Spiekers Eck", "Zum Schrägen
Eck" und "Bunter Bär" erreichbar. Aber: Hier gibt es auch einige Arbeitslose.
Meine Straße besteht nahezu komplett aus Sozialwohnungen. Mein Haus
ist ein gutes Beispiel. Drei der sechs "Wohnparteien" wohnen schon seit
JAHRZEHNTEN hier. Meine Vormieter bewohnten die 48 Quadratmeter seit dem
Zweiten Weltkrieg... Das Zusammenleben in der Straße mit vielen türkischen
Familien ist wirklich gut.
"Schreib mal ein paar Zeilen",
sagte mein Arbeitskollege zu mir.
Ich habs getan.
Stadtteilinfo EPPINGHOFEN
Einwohner
11.800, darunter 3.700 mit
Migrationshintergrund (32 %, aus 86 Nationen). Das heißt: Eppinghofen
ist der Stadtteil Mülheims mit dem höchsten Ausländeranteil.
Altersstruktur der Einwohner
Ein Drittel der Bewohner
ist jünger als 30 Jahre, nur 24 % sind älter als 60.
Vergleich
In Mülheim-Saarn -
reichster Stadtteil im Süden - sind nur 26 % unter 30, dafür
aber 29 % über 60.
Angrenzende Stadtteile
Winkhausen (westlich), Dümpten
(nördlich), Styrum (östlich), Stadtmitte (südlich)
Problem
Besonders die "Charlottenstraße"
macht Sorgen. Anwohner berichten über Drogendealer, Spritzen und Lärm,
die Polizei meldet Ruhestörungen und "kleinere" Körperverletzungen
Meinungen
Zarko (mein Wirt): "Ich
lebe gern in Eppinghofen, weil der Stadtteil so innenstadtnah liegt und
die Bevölkerung sehr gemischt ist. Zum Einkaufen gibt es viele Möglichkeiten:
vor allem die Gemüsegeschäfte sind preiswert, gut und bieten
eine große Auswahl."
T. Behrendt (Stadtrat der
Grünen): "Ich schätze besonders das Miteinander von In- und Ausländern.
Außerdem ist das soziale Miteinander in der Nachbarschaft sehr ausgeprägt.
Man hilft sich gegenseitig. Die Kommunikation zwischen den Menschen funktioniert
hier."
H. Kirchholtes (Stadtrat
der SPD): "Vor fast 20 Jahren bin ich aus Saarn hierher gezogen. Schon
damals hatte ich hier viele Bekannte. Eppinghofen ist stark durch Arbeiter
geprägt. Man kann hier viele Freunde haben. Heute leidet der Stadtteil
darunter, dass viele weggezogen sind."
Bundestagswahl 2005:
EPPINGHOFEN-NORDWEST
(mit Abstand geringste Wahlbeteiligung in Mülheim)
Wahlbeteiligung: 69,2 -
SPD 52,0 - CDU 21,3 - FDP 6,5 - Grüne 8,4 - Die Linke 8,4 - Sonstige
3,5
EPPINGHOFEN-OST
Wahlbeteiligung: 74,8 -
SPD 54,1 - CDU 20,8 - FDP 6,3 - Grüne 8,8 - Die Linke 7,1 - Sonstige
2,9
Geschichte:
ZINKHÜTTE EPPINGHOFEN
(1846 bis 1873)
In unmittelbarer Nähe
der St. Engelbertus-Kirche befand sich in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts das Betriebsgelände der "Zinkhütte Eppinghofen".
Hier wurde von 1846 an vor allem Rohzink hergestellt, wobei nicht nur aufgrund
der verwendeten Rohstoffe, sondern auch als Folge der Produktion selbst
Schadstoffe in das Umfeld gelangten. Nach nur 27-jähriger Produktionszeit
wurde 1873 der Betrieb der Zinkhütte bereits wieder aufgegeben. Als
Gründe hierfür wurden unter anderem umweltbedingte Probleme und
Beschwerden der Anwohner benannt. Nach Schließung der Zinkhütte
wurde das Gelände nach und nach bebaut. Im Zuge der damit einhergehenden
Tätigkeiten wurden schadstoffbelastete Reststoffe aus der Produtkion,
die zuvor auf Halden auf dem Werksgelände gelagert worden waren, großflächig
in das Umfeld verteilt. Dies ist der Grund, weshalb der heute von zinkhüttenbedingten
Rückständen betroffene Bereich im Stadtgebiet deutlich über
den eigentlichen Standort hinausgeht.
Heute: Auf dem Gebiet
der ehemaligen Zinkhütte wohne ich heute. Der belastete Boden wurde
2004 in einer umfangreichen Baumaßnahme komplett "ausgetauscht".
ÖLMÜHLE
EPPINGHOFEN (1501), Quelle: www.muelheim-ruhr.de
1501: Johann Graf von Limburg-Broich
überlässt Godert Tymmerman und Ehefrau die Ölmühle
mit Teich, Mühlenhof und Garten zur Nutzung; die Materialien (u. a.
Holz) zur Erhaltung von Mühle und Teich stellt der Graf, die Arbeiten
übernehmen Godert und seine Frau; beide sind verpflichtet, die Mühle
in Stand zu halten, außerdem müssen sie an jährlichen Abgaben
entrichten: 1 Malter Roggen vom Mühlenhof, 4 Gulden 24 Albus von der
Mühle sowie 600 Ölkuchen und zusätzliche Ölkuchen,
die sie nach Bedarf für den Grafen schlagen müssen; ferner erhalten
die Nachbarn zu Eppinghofen ein Pfund Wachs.
Bauart: Wassermühle,
Funktion: Ölmühle, Lage: Eppinghofen, wahrscheinlich am Bruchbach,
Zustand: nichts mehr vorhanden
INDUSTRIE IN EPPINGHOFEN
- GESTERN UND HEUTE
Vor und im zweiten Weltkrieg
lagen in Eppinghofen die Deutschen Eisen- und die Deutschen Röhrenwerke
(Eisenwerke: Friedrich-Wilhelms-Hütte). Heute liegt ein bisschen in
Eppinghofen, aber vielmehr in Styrum und Dümpten das Gelände
der Firma Siemens.
ZWEITER WELTKRIEG
- ANGRIFF AM 22./23.6.1943, Quelle: www.muelheim-ruhr.de
Mülheim - so heißt
es auf der städtischen Homepage - scheint im Vergleich zu anderen
Ruhrgebietsstädten wie Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Bochum oder
Dortmund im Krieg weniger durch alliierte Bombenangriffe zerstört
worden zu sein. Dies ist zumindest der Eindruck, den man in der Stadt bekommt,
schließen sich doch recht nah am nach dem Krieg neu errichteten Stadtzentrum
um die Schloßstraße und den Hauptbahnhof Straßenzüge
an, in denen die Häuser den zweiten Weltkrieg überstanden haben.
Insgesamt starben in Mülheim 1.305 Menschen durch alliierte Bomben,
wobei die größten Verluste mit 530 Toten der gleichzeitig stärkste
Angriff auf Mülheim in der Nacht vom 22. auf 23. Juni 1943 forderte.
In dieser Nacht griffen
in drei Wellen 557 britische Bomber die Mülheimer Innenstadt und die
nördlich gelegenen Industriekomplexe an (Andi-Anmerkung: Eppinghofen
eben).. Allein bei diesem einen Flächenbombardement wurden 64 Prozent
der Innenstadt zerstört. Um 0.33 Uhr, zwölf Minuten bevor Luftalarm
gegeben wurde, fand völlig überraschend ein Präzisionsangriff
auf die Hauptfeuerwache an der Aktienstraße statt (Andi-Anmerkung:
Die gibt es heute noch und liegt 300 Meter Luftlinie von meiner Wohnung
entfernt). Dieser nicht gewarnte Angriff überraschte die Einwohner
im Bereich Aktien-, Mellinghofer-, Sand- und Falkstraße (Andi:
...Eppinghofen pur...) und forderte allein 90 Menschenleben. Der Feuerlösch-
und Rettungsdienst brach zeitweise zusammen. Um 0.45 Uhr wurde Luftalarm
gegeben und um 1.10 Uhr fielen die ersten Bomben ins Stadtzentrum. Die
erste Welle konzentrierte sich auf die Bahnhöfe Eppinghofen (soweit
ich weiß, ist das der heutige Hauptbahnhof) und Mülheim
Bahnhof (heute Mülheim-West, by the way: Der erste Zug hielt in
Mülheim am 1.3.1862. Das war das Ende der Ruhrschifffahrt).
SPORT IN EPPINGHOFEN
Es gibt hier nicht eine
einzige Sportanlage. Zwar existiert der TV Eppinghofen, aber außer
der Leichtathletik- und Judo-Abteilung taucht dieser Klub nicht wirklich
in der Öffentlichkeit auf. Und dann wäre noch der 1. DC Mülheim,
der in der Dart-Bundesliga spielt und seinen Sitz in meiner Stammkneipe
"Zum Schrägen Eck" in Eppinghofen hat.
Zukunft
Wie lassen sich Eppinghofens
Probleme lösen? Erstens: Ab Frühjahr 2007 wird es einen "Stadtteil-Manager"
mit eigenem Büro geben, der sich vor Ort um die Probleme der Menschen
kümmern und Initiativen unterstützen soll. Zweitens: Das Projekt
"Zukunftsschule" soll an der Bruchstraße entstehen. Heißt:
Die schon existierenden Schulen (Grund- und Hauptschule) sollen zu einem
Zentrum ausgebaut werden, in dem verschiedene Schulformen, eine Kindertagesstätte
und Sozialeinrichtungen eng zusammenarbeiten. Der Ansatz heißt "Zukunftsschule
im Wohnquartier". Die Realisierung kostet 27,7 Millionen Euro. OB Mühlenfeld:
"Die Studie macht deutlich: Es lohnt sich für unsere Kinder und Jugendlichen,
für die Menschen im Quartier die Zukunftsschule weiter voran zu treiben.
Und es rechnet sich für die Stadt."
Standort: Kirmesplatz, Mintarder Straße...
Das neueste Mülheimer Wahrzeichen
(2. April 2007)
Eigentlich wollte ich an diesem Sonntagmittag nur schnell meinen Dienst beenden. Im Bochum-Trikot fuhr ich mit meinem Smart durch die Sonne und hetzte zu einem Tennisturnier an der Mintarder Straße, als mir einfiel, dass ich den Storch "Georch" noch nicht in meine "Sehenswürdigkeiten"-Ecke auf dieser meiner Homepage gepackt habe.
Also hundert Meter weiter, aussteigen, hochlaufen, in alle Richtungen knipsen, das Wetter genießen, gucken, das Wetter geniiiiießen, wunderbar, ein leichter Wind, 20 Grad, blauer Himmel, Sonne, meine Stadt anschauen, wunderbaaaaar!
Nach fünf Minuten verflog
diese Idylle, dieser Storchenzauber allerdings schon wieder... ich besuchte
das Tennisturnier und abends das VfL-Spiel
gegen Hannover. Und am Abend war ich dann richtig gut gelaunt!
Georch - Der Storchenturm
... wurde nach einer Idee
von Peter-Torsten Schulz im Jahre 2002 als eines der künstlerischen
Wahrzeichen der Stadt Mülheim an der Ruhr errichtet. Der "Wetterfeste
Freund" Georch ist ein ewig Suchender und lädt jeden Vorübergehenden
ein, sich auf der Höhe seines Schnabels mit ihm über sein Leben,
seine Gefühle und seine Umgebung Gedanken zu machen.
"Einsam hungrig und verliebt
in alles, was es gibt" wartet Georch hier aber auch auf die Frau nach seinem
Bilde: Georgine. Vielleicht ein Schiff?
Als Schutzpatrion des Fahrenden
Volkes hat er diesen Platz gewählt, weil hier außer der jährlichen
Saarner Kirmes auch Zirkusleute und Trödler ihre Zelte aufschlagen
und sich dort Menschen treffen, die "Humor, Poesie, Phantasie und Natürlichkeit"
lieben.
Georch wurde in einem beschäftigungspolitischen
Projekt von 24 arbeitslosen Jugendlichen gebaut - in Kooperation der Stadt
Mülheim mit der Firma Roth und Büse, der Gesellschaft zur Förderung
der Arbeitsaufnahme (GFA), der Berufsbildungswerkstatt (BBWe), dem Mülheimer
SportService (MSS) und der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus
GmbH (MST). Gefördert aus Mitteln des Arbeitsamtes, des Landes NRW
und der Europäischen Union.
Wir wünschen allen
Bürgern und Gästen unserer Stadt lebendige Freude mit dem "Denk
mal!" Georch und bitten jeden Einzelnen, alles zu tun, um der Anlage ihren
Zauber zu erhalten.
Die Geschichte der Störche
"Georch und Georgine" heißt
eines der vielen Bilderbücher vom "Ollen Hansen" Peter-T. Schulz,
die seit 1977 in ganz Deutschland Freunde gefunden haben.
Es erschien 1984 und erzählt
zärtlich ironisch die Geschichte von einem, der auszog, die große
Liebe zu finden. Für die dazu inszenierte "Storchenreise" durch die
Republik entwarf PeToSchu "Georch den Suchenden" als Holzskulptur und stellte
ihm Tussi zur Seite, die lustvolle Alternative zur Harmonie versprechenden
Georgine.
Im selben Jahr wurden in
Mülheims Innenstadt 20 Suchende, 8 Wartende und 5 Stelzende Georchs
aufgestellt, um zwei Jahre lang dort auf humorvolle Weise den Verkehr zu
regeln.
Einmal dem Buch entsprungen
lebten die Holzstörche nun ihr eigenes Leben. Die drei Meter hohen
Stadtstörche suchten sich nach ihrem Dienst Kindergärten und
Schulen, um dort spitzschnäblige Gedanken und gefiederte Wünsche
zu fördern.
Die 1,90 Meter großen
Tournee-Klassiker zogen sich per Acrylfarbe die Kleidung aller möglichen
Berufe und Persönlichkeiten der Geschichte an. Georch steht heute
u.a. im Bundeshaus, im Landtag, im Friedensdorf, im Kommödchen und
als Winnetou, Napoleon oder Huckebein in Krankenhäusern, Sportstätten
sowie in den Wohnungen und Gärten zahlreicher Liebhaber und Sammler.
Entsprechend seiner Gestalt
erinnert er als abstrahierte "1" alle seine Freunde daran, sich ihrer eigenen
"1"igartigkeit bewusst zu werden und in "1"heit mit sich und der Welt zu
leben.
Diese Geschichten stehen auf zwei Tafeln vor dem Aufgang